Verantwortung der Starken für die Schwachen in der Gemeinschaft
Aber wir, die Starken, sind es schuldig, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und uns nicht selbst zu gefallen. Denn jeder von uns soll dem Nächsten zum Guten und zur Erbauung gefallen. Auch Christus gefiel sich nicht selbst.
Sondern es war so, wie geschrieben steht: „Die Beschimpfungen derer, die dich beschimpften, fielen auf mich.“ Es ist interessant, wie der Apostel Paulus hier die Schrift zitiert und in welchem Zusammenhang er dieses Zitat bringt.
Es geht um Gemeinschaft. In Rom gab es das Problem, dass Geschwister verschiedene Auffassungen hatten. Die einen waren vom Judentum geprägt und hatten bestimmte Ansichten, auch durch diese Prägung, über Essen, Speisen, das Halten von Tagen und einige andere Dinge. Dort gab es Unterschiede gegenüber den Heidenchristen.
In Kapitel 14 hat Paulus darüber gesprochen, wie man mit unterschiedlichen Auffassungen umgeht. Der Schluss, den er hier in Kapitel 15 zieht, zeigt, dass alle miteinander lernen müssen, in Liebe zu leben.
Was er hier beschreibt, ist eigentlich nichts anderes als wahre Liebe. Er weist auf Jesus Christus hin und zeigt, wie Liebe erfordert, dass wir so wenig Negatives wie möglich über den anderen sagen und uns nicht selbstsüchtig verhalten.
Es ist wichtig, dass das Volk Gottes lernt, auch heute noch, vom Bruder zu leiden. Dass man bereit ist, sich von Bruder und Schwester beschimpfen zu lassen. Das ist stark, oder? Von anderen, von der Welt, das kann man nur schwer ertragen, aber von Geschwistern?
Er sagt: Herr Jesus hat doch auch Beschimpfungen über sich ergehen lassen. „Die Beschimpfungen derer, die dich beschimpften, sind auf mich gefallen.“ Ich soll Jesus Christus so weit nachfolgen, dass ich mich von einem schwachen Bruder schlagen lasse, so wie sich der Herr Jesus schlagen ließ.
Und die Schrift tröstet mich. In Vers 4 heißt es: So viel wurde geschrieben, wurde zu unserer Belehrung geschrieben, alles zuvor Geschriebene, damit wir durch die Ausdauer und den Trost der Schriften Hoffnung haben.
Die Schrift tröstet mich und hilft mir zur Ausdauer – durch die Ausdauer und den Trost, durch meine Ausdauer, wobei der Herr mir hilft, und durch den Trost der Schriften.
Oft ist es so, wenn wir verschiedene Auffassungen haben, dass wir einfach nicht bereit sind zu leiden. Dann streiten wir. Das war nur noch ein Hinweis zu dem, was vorher über verschiedene Auffassungen und so weiter gesprochen wurde.
Das Bild des Leibes Christi als Grundlage für Gemeindeleben
Die Gemeinde als lebendiger Organismus
Erster Gründer zwölf: Das Leben des Leibes Jesu Christi.
Paulus vergleicht die Gemeinde hier mit dem Leib, dem physischen Leib. Dabei geht es nicht nur um die Gemeindeversammlung, sondern um die Gemeinde als solche, also um die Existenz der Christen insgesamt. Das bedeutet, wir sind immer Leib, wir sind immer Glieder voneinander – egal, ob wir gerade zusammen sind oder auseinander. Wir gehören stets zusammen.
Der Leib funktioniert am besten, wenn die Glieder einander dienen. Ein Finger muss mit dem Daumen zusammenarbeiten, und sie müssen miteinander verbunden sein. Wenn ich den Daumen an einen anderen Ort werfe und den Zeigefinger in eine Ecke, funktioniert nichts. Die Glieder begegnen sich an bestimmten Stellen, und dort, wo sie sich treffen, geschieht ein Dienst.
Paulus spricht auch von Gelenken in Epheser 4. Diese Stelle ist eine Parallele zu 1. Korinther 12. Schauen wir uns auch diese Stelle kurz an: Dort, wo die Glieder sich treffen, sind Gelenke, und dort geschieht ein Dienst. Es ist sinnvoll, beim Lesen einen Finger in 1. Korinther 12 und einen in Epheser 4 zu halten.
Wachstum des Leibes durch Christus
Vers 16 ist ein Satz von Paulus, ein langer Satz. Hier liegt nur ein Teil davon vor. In Vers 15 ist von dem Haupt Christus die Rede. Dann heißt es „von dem aus“, also von dem Haupt aus, wirkt der ganze Leib. Dazwischen kommen viele weitere Aussagen. Am Ende heißt es: „So bringt er das Wachstum des Leibes zustande, sodass er sich selbst in Liebe aufbaut.“
Habt ihr das verstanden? Ich habe jetzt einiges ausgelassen, weil ich den Hauptsatz herausarbeiten möchte. Das Ganze ist eigentlich kein Hauptsatz, sondern ein Nebensatz, genauer gesagt ein Attributsatz. Aber jetzt betrachten wir nur Vers 16.
Oder ich mache daraus einen eigenen Satz: Von Christus aus bringt der ganze Leib das Wachstum des Leibes zustande. Das ist der Kern.
Von Christus aus bringt der ganze Leib das Wachstum des Leibes zustande.
Vielleicht könnte jemand den Elberfelder Text oder die Schlachter-Übersetzung vorlesen. Dort heißt es zum Beispiel: „Dienstes entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils, und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“
Die Übersetzer haben es uns schon leichter gemacht, indem sie ein „und“ eingefügt haben: „und so wirkt er das Wachstum“. Aber der Satz lautet eigentlich: „Von ihm aus, von Christus aus bewirkt der ganze Leib das Wachstum des Leibes.“
Ich habe den Nebensatz ausgelassen: Von ihm aus, von Christus aus bewirkt der ganze Leib das Wachstum des Leibes. Die Schlachter-Übersetzung trifft es recht gut.
Das heißt: Der Leib sorgt dafür, dass er selbst wächst. Der Leib ist also selbst dafür zuständig, dass er wächst. Natürlich kommt das Wachstum grundsätzlich von Gott. Alles Wachstum kommt von Gott. Aber Gott gebraucht den Leib für den Leib. Gott gebraucht dich und mich für die anderen.
So wächst die Gemeinde Jesu zu Christus hin, zur Reife hin.
Zusammenhalt und Funktion der Glieder im Leib
Und wo und wie geschieht das jetzt genau?
Hier haben wir die Zwischensätze: „zusammengefügt durch jedes versorgende Gelenk, entsprechend dem Wirken eines jedes Teils in einem ihm zugemessenen Maß.“ Das bedeutet, der Leib ist zusammengesetzt aus verschiedenen Gliedern und verbunden durch Gelenke. Diese Glieder und Gelenke arbeiten und sind verbunden entsprechend einem Maß.
Sie handeln entsprechend dem Wirken eines jeden Teils in einem zugemessenen Maß. Dieser Satz hat es in sich. Jedes Glied hat von Gott ein zugemessenes Maß, in dem es am Körper wirken kann. Jedes Glied hat einen Bereich und auch ein Maß an Kraft, ein Maß an Fähigkeiten, was es tun kann. Nicht jedes Glied kann alles.
Es sind also verschiedene Glieder, jedes mit einem von Gott zugewiesenen Maß. Jedes hat ein Wirken, einen Wirkungskreis, einen Bereich, in dem es arbeiten kann. Dieser Leib ist zusammengefügt. Die Glieder begegnen sich irgendwo, und dort geschieht ein Dienst, eine Handreichung. Sie reichen sich gegenseitig die Hände, sozusagen, oder geben sich die Hand und helfen sich gegenseitig.
Das heißt also: Wenn Paulus hier die Gemeinde mit einem Leib vergleicht oder Gott die Gemeinde mit einem Leib vergleicht, dann sind wir immer ein Leib, egal ob wir uns gerade zusammen versammeln oder nicht. Geschehen tut etwas aber dann, wenn wir uns irgendwie zusammen treffen oder wenn wir telefonieren. Irgendwie entstehen Verbindungen, und da dienen wir einander.
Wir dienen in dem Maß, wie Gott es uns zugeteilt hat. Das heißt, wir haben verschiedene Gnadengaben. Wenn wir verschiedene Gnadengaben haben, haben wir verschiedene Rollen, spielen eine verschiedene Rolle. Die Gnadengabe weist mir einen Platz zu, wie ich schon gesagt habe.
Der Fuß hat den Platz dort, wo er hingehört, und er ist zuständig fürs Gehen und nicht fürs Hören. Es funktioniert, wenn ich das tue, was ich bin. Du bist etwas, du musst das tun, was du bist. Wenn du Lehrer bist, dann lehre. Wenn du ein Aufrufer bist, dann rufe auf. Wenn du ein Diener bist, dann diene. Wenn du ein Helfer bist, dann hilf. Wenn du ein Geber bist, dann gib. Und wenn du Barmherzigkeit übend bist, dann üb Barmherzigkeit.
Wir haben diese Gnadengaben, die in Römer 12 aufgeführt sind, in 1. Korinther 12 und auch in 1. Petrus 4 sowie in Epheser 4. Es gibt nicht immer die gleiche Liste, aber das ist auch nicht so wichtig. Es gibt ein paar grundlegende Dinge. Gerade im Römerbrief hat Paulus sieben grundlegende Gaben aufgeführt. Er redet von Lehren, prophetischem Reden, Aufrufen, Geben, Dienen, Barmherzigkeit üben und Führen beziehungsweise Leiten. Das sind die sieben grundlegenden Gnadengaben, es gibt aber noch mehr.
Das heißt also: Wir funktionieren in dem Maß, in dem wir mit dem Haupt verbunden sind und dann unsere Gnadengabe, unsere Befähigung von Gott einsetzen. Das ist in Römer 12, Verse 1 bis 8 beschrieben, was ich vorher genannt habe, und in Epheser 4,16, das wir gerade gelesen haben. Alles geht vom Haupt aus.
Das heißt, jedes Glied muss mit dem Haupt verbunden sein. In dem Maß, in dem ich jeden Tag mit Gott in Verbindung stehe, in dem ich bete und ihm vertraue, in dem Maß kann der Herr mich einsetzen als funktionierendes Glied. Das ist Gemeindeleben. Da haben wir Gemeindeleben.
Die Einheit und Verschiedenheit der Glieder im Leib Christi
Jeder Christ erhält den Heiligen Geist. Er bekommt ihn bei der Wiedergeburt, und der Heilige Geist teilt jedem Einzelnen zu.
In 1. Korinther 12,11 heißt es: „Dieses alles wirkt ein und derselbe Geist, und er teilt jedem Einzelnen zu, so wie er will.“ Das bedeutet, dass der Geist jedem Christen ein Maß an Befähigung gibt.
Die Gnadengabe ist eine besondere Befähigung für einen Dienst. Natürlich kann ich mit der Gnadengabe auch den Dienst ausüben. Wenn ich eine Gnadengabe habe, kann ich in einem bestimmten Gebiet dienen. Wo genau ich diene, möchte der Herr bestimmen. Zum Beispiel heute hier, morgen vielleicht dort.
Auch die Kraftwirkung und das Ergebnis meines Dienstes bestimmt der Herr. Es kann viel oder wenig Ergebnis geben, und das liegt in seiner Hand.
In Vers 4 desselben Kapitels heißt es: „Es sind verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist.“ Das bedeutet: Ein Geist, viele Gnadengaben.
Neben den Gnadengaben gibt es auch verschiedene Dienste. Mit einer Gnadengabe kann ich verschiedene Dienste tun, aber es ist derselbe Herr, der das bestimmt.
Es gibt auch verschiedene Wirkungen, die durch die Dienste erzielt werden können. Diese Wirkungen bestimmt Gott. Es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt, der alles in mir wirkt und auch in dir. Es ist derselbe Gott.
Das bedeutet, dass Gemeindeleben nur funktioniert, wenn wir im Gebet in Verbindung mit dem Herrn stehen. Es geschieht nicht automatisch, es funktioniert nicht von selbst.
Deshalb ist es notwendig, dass die einzelnen Christen eine lebendige und beständige Verbindung mit dem Herrn pflegen.
Einheit durch den Geist
Vers 12: Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, so sind alle Glieder des einen Leibes, obwohl viele, doch ein Leib – so ist auch der Christus.
Es gibt nur einen Leib im physischen Bereich, ebenso gibt es auch bei Christus nur einen Leib. Der Christus ist der eine Leib mit dem Haupt, ja das Haupt mit dem Leib – das heißt Christus und die Gemeinde. Gemeint ist hier der ganze Christus, also Haupt plus Leib, Herr plus Gemeinde.
Im Physischen gibt es nur einen Leib, genauso gibt es nur eine Gemeinde mit einem Christus, mit einem Haupt. Der physische Leib hat viele Glieder, ebenso hat der geistliche Leib, die Gemeinde, viele Glieder. Alle Glieder des einen Leibes bilden jedoch einen Leib, eine Einheit. Obwohl sie viele sind, bilden sie eine Einheit.
Vers 13: Warum sind sie eine Einheit? Warum ist das so? Denn in einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft. Deshalb ist es eine Einheit, weil wir alle in diesen einen Leib hineingetaucht sind.
Das Bild ist hier doppelt: Wie man etwas ins Wasser taucht und es dann ganz nass ist, so sind wir in den Leib hineingetaucht. Hier ist nicht das Wasser gemeint, sondern der Leib. Man wird in den Leib hineingesteckt. Wenn du Christ wirst, bist du ein Glied, du wirst an den Leib hineingesteckt, in diesen einen Leib hineingetauft.
Paulus liebt es, mehrere Bilder gleichzeitig zu verwenden. Er benutzt das Bild vom Wasser und das Bild vom Leib zugleich. Aber er sagt nicht, du bist ins Wasser getauft, sondern du bist in den Leib hineingetauft, in den Leib hineingesteckt. Er verwendet das Wort „baptizo“ – hineingetaucht in den Leib. Du bist jetzt im Leib drinnen. Das ist dein Lebenselement. So wie der Fisch im Wasser ist, bist du im Leib Christi, und das ist dein Lebensraum, in dem du dich bewegst.
Ob wir Juden oder Griechen sind, Sklaven oder Freie – wir wurden alle, jetzt kommt ein interessanter Ausdruck – in einen Geist hineingedrängt. Habt ihr das auch so ähnlich? Bei euch steht „zu“. Aber es ist ziemlich ähnlich, ob „in“ oder „zu“, wichtig ist die Richtung.
Es ist interessant, was er sagt: in den Geist. Wir wurden alle in einen Geist getränkt, nicht in einem, sondern in einen – hier ist eine Richtung gemeint. Bei euch habt ihr „mit“. Elberfelder hat das auch so, und Schlachter? Schlachter hat: „Wir sind alle getränkt worden zu einem Geist“. Eine interessante Fußnote besagt: „Das heißt, wir haben alle von dem Geist Gottes zu trinken bekommen, damit wir eines Geistes seien.“
Schlachter ist hier besser als Elberfelder, wie ich öfter festgestellt habe. Nicht immer, aber hier ist Schlachter besser. Das Griechische bedeutet „hinein“ mit einer Richtung, nicht „mit“ oder „durch“, sondern „in Richtung dort hinein“ wurden wir gesteckt. Sozusagen verwendet Paulus ein Bild: Wir haben alle den Geist zu trinken bekommen, wir sind alle in die Flüssigkeit hineingestellt worden, und diese Flüssigkeit heißt Geist – der Heilige Geist.
Wir sind alle dadurch, dass wir in Christus kamen, jetzt gefüllt mit Christus. Jetzt rede ich Christus statt Geist, aber es ist dasselbe. Dadurch, dass wir in den Geist hineinkamen, sind wir alle gefüllt mit Geist.
Wenn ich dieses Glas nehme und es ganz ins Wasser stelle, dann ist das Glas voll Wasser und das Glas ist im Wasser. Versteht ihr das? Ich habe ein Wasserbecken, ein Aquarium, und ich stelle das Glas hinein. Dann ist das Glas voll mit Wasser und das Glas ist im Wasser. Ich habe das Glas ins Wasser hineingetan – aber noch mehr: Indem ich es ins Wasser hineingetan habe, habe ich es auch mit Wasser gefüllt. Rundherum ist Wasser und im Glas ist Wasser.
Wir haben den Heiligen Geist – rundherum ist der Heilige Geist und in uns ist der Heilige Geist. Wir wurden alle in einen Geist hineingedrängt. Der Heilige Geist ist da, durch und durch, überall, und er ist die Kraft.
Wenn du einen Schwamm ins Wasser tust, ist der Schwamm voll Wasser und der Schwamm ist im Wasser.
Die Gemeinde lebt also zusammen wie ein Leib, wie ein Organismus. Gemeinde ist nicht eine Organisation. Gemeinde lebt nicht von Veranstaltung zu Veranstaltung, sondern als Organismus.
Wenn uns das bewusst ist, verstehen wir, dass nicht die Versammlungen das Entscheidende sind, sondern das ganze Leben. Wenn du sagst: „Jetzt sündige ich mal ganz alleine, niemand sieht mich“, dann störst du die Gemeinde. Du störst nicht nur deinen Bezirk zu Gott, sondern du störst die ganze Gemeinde. Es wirkt sich aus.
Wir kennen einander. Je mehr wir zusammen sind, desto mehr leben wir füreinander. Deshalb schauen wir, dass wir uns treffen und uns fragen: Wie geht es uns? Wenn wir nicht wissen, wie es dem anderen geht, wie kannst du dann dienen?
Wir sollen uns kümmern und uns für einander interessieren. Was sind deine Gebetsanliegen? Sagen wir sie, ich schreibe sie mir auf, ich möchte nächste Woche vermehrt für dich beten oder so. Wir müssen uns umeinander kümmern.
Versammlungen sind wichtig, aber sie sind nicht alles. Deshalb müssen wir uns auch so besuchen und füreinander da sein.
Verschiedenheit und gegenseitige Ergänzung der Glieder
Was in diesem Bild klar hervortritt, ist, dass der Leib eins ist, also die Einheit des Leibes. Die Glieder sind viele und sie sind verschieden.
Erstens: Der Leib ist eine Einheit. Zweitens: Die Glieder sind verschieden. Sie tun also nicht alle dasselbe. Drittens: Zu zweitens gehört noch, dass die Glieder nicht nur verschieden sind, sondern auch verschieden sein müssen. Denn wenn sie nicht verschieden wären, würde das nicht funktionieren.
Wenn alles an uns ein Auge wäre, wie sollte es dann marschieren? Wie sollte es essen? Wie sollte es hören? In den Versen 14 bis 19 wird genau das gesagt: Die Glieder müssen verschieden sein, sonst funktioniert das Ganze nicht.
Es ist also kein Schaden, wenn der eine anders ist als der andere, insbesondere in den Begabungen, die wir haben. Das ist wichtig: Die Verschiedenheit schließt den Leib Jesu Christi nicht aus, sondern im Gegenteil, die Verschiedenheit macht ihn erst funktionsfähig. Das war also zu zweitens, den verschiedenen Gliedern.
Dann drittens: Die Gabe, die Begabung jedes Gliedes am Leib bestimmt Gott. Das steht in Vers 18. Die Gabe und damit auch die Rolle jedes Gliedes bestimmt Gott. Das wird mehrfach betont, aber in Vers 18 noch einmal besonders deutlich: „Nun hat Gott aber die Glieder jedes einzelnen von ihnen am Leib so gesetzt, wie er wollte.“
Er hat dich an den Ort gestellt, und das ist sein Wille. Die Glieder haben sich nicht den Platz selbst ausgesucht, sie haben nicht die Ältesten gefragt: „Was meinst du, was wäre sinnvoll? Was könnte man machen?“ Der Herr hat dich hingestellt.
Wie weiß ich, wo der Herr mich hingestellt hat? Nun, diene dem Herrn. Mit Beten kannst du anfangen, auf jeden Fall. Dann schau, was der Herr macht. Wir beten eine Zeit lang, schauen genau hin und dienen dem Herrn, wo wir können. Und irgendwann merken wir: Das liegt mir, das liegt mir.
Ich habe eine Tochter, die wir adoptiert haben. Bevor wir sie adoptierten, haben wir einiges gelesen. Es hieß, das Kind sei zum Verzweifeln, könne gar nichts, sei intellektuell wenig begabt, jähzornig und so weiter.
Wir haben sie adoptiert, sie war schon relativ alt, als wir sie bekamen, fast zehn Jahre alt. Sie ist nicht ohne Probleme, aber auf der anderen Seite hat sie Gaben, das staune ich. Sie hat eine große Liebe zu Babys. Überall, wo sie ein Baby sieht, rennt sie hin und fragt, ob sie auf das Baby aufpassen darf.
Da denke ich: Schau, interessant, Gott hat ihr etwas ins Herz gelegt. Andere Kinder sind nicht so. Sie kennt sich aus, hat sich sofort zurechtgefunden, wie man mit Babys umgeht. Das liegt ihr, sie ist darin begabt und wächst in diese Richtung.
Auch im Geistlichen ist es so: Es gibt etwas, das dir liegt. Und es gibt einen Ort, an dem Gott dich hingestellt hat. Diesen Ort hat er bestimmt. Manchmal gibt es auch Situationen, in denen Gott einen Dienst erst später gibt. Dann sagt er: „Jetzt möchte ich, dass du das tust.“ Und du sagst: „Ich habe keine Gabe dafür.“
Dann dürfen wir auch darum beten. Das haben wir erlebt, und das sehen wir in der Bibel bei Timotheus. Timotheus sollte Paulus begleiten und hatte oft einen neuen Dienst. Er war noch ein junger Christ, aber jetzt begann ein wichtiger Lebensabschnitt für ihn, der ihn sein ganzes Leben prägen würde.
Er brauchte Gaben für den neuen Dienst, um Paulus zu begleiten. Es heißt, dass die Gemeinde und die Ältesten gebetet haben, als er ausgesandt wurde. Als die Ältesten und Paulus beteten, gab der Herr ihnen eine Gabe.
In 2. Timotheus steht: Die Gabe, die du bekommen hast, hast du durch die Auflegung meiner Hände empfangen. Paulus legte Timotheus die Hände auf, im Sinne eines Segens, und der Herr gab ihm eine besondere Gabe, die er für seinen Dienst brauchte.
Also dürfen wir sehr wohl auch beten, wenn der Herr uns in einen neuen Dienst stellt. Wir dürfen beten: „Herr, befähige mich jetzt.“ Es gibt Situationen, in denen man plötzlich in den Dienst geworfen wird, ohne Wahl. Dann dürfen wir um Ausrüstung beten. Das ist erlaubt.
Das war jetzt drittens: Die Gabe und die Aufgabe bestimmt Gott. Die Gabe am Leib bestimmt Gott.
Dazu könnte man noch sagen: Wichtig ist auch, dass Gott es ist, der das Entscheidende tut. Gott ist es, der alles bestimmt. Niemand von uns bestimmt selbst, niemand von uns bestimmt die Auswirkungen.
Die gegenseitige Abhängigkeit der Glieder
Viertens: Die Glieder brauchen einander, weil keiner am Leib alles kann. Das steht in Vers 21: Das Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht“, oder wieder das Haupt zu den Füßen: „Ich brauche euch nicht.“ Die Glieder brauchen einander.
Jeder ist wichtig. Jeder am Leib Jesu Christi ist entscheidend wichtig, und jeder ist begrenzt. Nicht so wichtig, sondern jeder ist wichtig und doch begrenzt, sodass er auch die anderen braucht.
Interessant ist, dass es nur Arbeiter gibt. Es gibt nur Arbeiter. Das ist etwas Schönes. Arbeit ist kein Fluch. Niemand soll sagen, Arbeit sei ein Fluch. Arbeit ist ein großer Segen, und in aller Ewigkeit werden wir arbeiten.
Gott hat den Menschen zum Arbeiten geschaffen. Bevor die Sünde kam, hat er gearbeitet. Und nachdem die Sünde gekommen ist, hat er gearbeitet. Jetzt ist mit der Arbeit noch Schweiß verbunden sowie Dornen und Disteln. Aber danach, wenn kein Fluch mehr sein wird, in der Ewigkeit, werden wir weiterarbeiten. Wir werden Gott dienen – in aller Ewigkeit.
Arbeit ist etwas Schönes und Befriedigendes. Wenn man zurückschaut auf den Tag und man hat gearbeitet, hat es zustande gebracht und weiß, es war einfach wert, dass man geschwitzt hat. So ist es auch in der Gemeinde Jesu: Jeder ist ein Arbeiter. Es gibt keine Zuschauer in der Gemeinde Jesu.
Wenn wir das verstehen, dann werden wir starke Gemeinden. Da kann der Herr etwas tun.
Die Bedeutung der Schwachen für die Starken
Fünftens: Die starken Glieder brauchen die schwachen, um ihnen zu dienen. Ich hätte gesagt, die Schwachen brauchen die Schwachen, damit sie ihnen helfen. Aber da steht es umgekehrt: Die starken Glieder brauchen die Schwachen (vgl. 1. Korinther 12,22-24).
Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, notwendig. Und die, die uns die Unehrbareren des Leibes zu sein scheinen, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre. Unsere Nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit, aber unsere Wohlanständigen bedürfen es nicht.
Es gibt Glieder am physischen Körper, die man die ganze Zeit sieht und die sowieso Ehre bekommen. Es gibt aber auch andere Glieder, die sieht man nicht. Manche Glieder sind so verborgen, dass man den Körper aufschneiden müsste, um sie zu sehen – und sind doch sehr wichtig. Wir umkleiden den Leib und die Glieder des Leibes. Dadurch bekommen sie Ehre, indem sie schön gekleidet sind.
Im Geistlichen ist es genauso. Die scheinbar schwächeren Glieder sind nötig, damit die Stärkeren ein Betätigungsfeld haben. In der Gemeinde muss es auch Schwache geben, damit die Starken etwas zu tun haben. Das ist zwar etwas zugespitzt gesagt, aber es stimmt.
Wir brauchen in der Gesellschaft Behinderte, Schwache und Kranke, damit die Gesunden die Möglichkeit haben, Barmherzigkeit zu üben. Was macht die Gesellschaft? Die Schwachen und die Dummen werden aus dem Blickfeld verbannt, in eigene Heime gebracht. „Nur keine Behinderten sehen“ – so leben wir unser egoistisches Leben weiter. Die Welt verlernt Liebe und Barmherzigkeit.
So wird die Einigkeit gefördert, indem der Starke für den Schwachen da ist.
Harmonie und Fürsorge im Leib Christi
Sechstens: Gott wollte im Leib Harmonie und ein Füreinander-Dasein schaffen.
In den Versen 24 bis 26 wird beschrieben, wie Gott den Leib zusammensetzte. Dabei gab er dem Dürftigeren reichlichere Ehre.
Nun folgt Vers 25: Damit nicht ein Zwiespalt im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander tragen.
Gott will also, dass kein Zwiespalt entsteht, sondern dass Harmonie im Leib herrscht. Die Glieder sollen dieselbe Fürsorge füreinander tragen.
Ein Organismus, in dem Harmonie herrscht, ist die Gemeinde Jesu. Wenn jedoch keine Harmonie herrscht, sondern Streit, dann funktionieren manche Glieder nicht richtig. Sie handeln nicht richtig und sind vielleicht nicht wirklich mit dem Haupt verbunden.
Zugehörigkeit zum Leib Christi
Ja, jetzt mal so weit: Ihr aber seid Christi Leib.
Das ist noch ein wichtiger Satz, Vers 27: Ihr seid aber Christi Leib. Oder noch besser: Ihr seid aber Leib Christi.
Das ist sehr interessant im Griechischen. Der Satz hat keinen Artikel. Er sagt nicht: Ihr seid der Leib Christi – denn das wäre ja falsch. Die in Korinth sind nicht der Leib Christi; der Leib Christi ist größer.
Er sagt auch nicht: Ihr seid ein Leib Christi – das wäre ebenfalls falsch, denn es gibt ja nicht mehrere Leiber Christi.
Er sagt: Ihr seid dem Wesen nach Leib Christi. Ihr seid, sozusagen, dem Wesen nach H2O.
Er möchte damit sagen: Ihr seid Leib. Denkt immer daran: Ihr seid Leib. Ihr seid sozusagen ein Teil des Leibes Jesu Christi, des großen Leibes Jesu Christi. Jeder ist Angehöriger Jesu Christi.
Und die Tatsache, dass ich jetzt Jesus angehöre, bestimmt meine Beziehung zu den anderen Brüdern und Schwestern. Die gehören auch zu Jesus Christus.
An anderer Stelle sagt er: Du kannst deinen Bruder nicht anlügen, denn er ist ein Glied von dir. Du kannst nicht lügen. Du kannst nicht dein eigenes Glied belügen oder bestehlen.
In Epheser 4 heißt es: „Belüget einander nicht, denn ihr seid untereinander Glieder.“
Gemeindeleben als gemeinsame Verantwortung
Das war jetzt nur eine Betrachtung zum Leibleben. Gibt es dazu noch Ergänzungen oder Fragen?
Oft ist es so, dass die Ältesten in der Gemeinde ausgelastet sind und zu viel zu tun haben. Sie schaffen die Arbeit nicht. Das liegt daran, dass die einzelnen Glieder ihre Aufgaben zu wenig wahrnehmen. Wenn wir einander tragen, haben die Hirten und Leiter mehr Kraft, um das zu tun, was wirklich ihre Aufgabe ist.
Das wird oft falsch verstanden. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber ich sage es nur: Dieses Problem gibt es in Gemeinden. Man sagt: „Unsere Ältesten sollten eigentlich viel mehr die Leute besuchen.“ Aber warum besuchst du nicht die Leute? Du bist auch ein Christ, du bist auch ein Glied am Leib. Wenn du merkst, dass ein Bedürfnis da ist, dass etwas nicht geschieht, das getan werden sollte, dann mach das doch.
Manchmal hört man: „Ja, aber ich darf doch nicht, ich bin kein Ältester.“ In der Bibel steht nicht, dass du niemanden besuchen darfst oder dass du die Leute nicht besuchen darfst. Es heißt, wir bräuchten Seelsorge, wir bräuchten dringend Seelsorge. Aber warum bist du nicht der Seelsorger? Sorge dich um die Seelen, geh hin und schau, wo du helfen kannst.
Manche sagen: „Ich kann das nicht.“ Dann bitte den Herrn um Gaben und Befähigung. Sprich zu Jesus: „Herr, ich möchte dienen. Wir haben eine große Not in der Gemeinde. Uns fehlen Seelsorger. Bitte gib mir die Gaben, die ich dazu brauche.“ Dann kannst du sagen: „Ich fange morgen an“ oder „Zeig mir, wo ich anfangen soll.“ Vielleicht ist das sogar besser.
So wird es wirklich besser in den Gemeinden. Die Ältesten und Leiter können sich mehr auf das konzentrieren, was ihre Arbeit ist.
Petrus sagt, wir müssen uns auf das Wort Gottes und auf das Gebet konzentrieren. Wir können nicht die ganze Arbeit übernehmen, wie zum Beispiel das Austeilen von Essen oder das Verteilen von Geld an arme Leute. Das können wir nicht alles machen. Wir müssen uns auf die Verkündigung des Wortes Gottes und das Gebet konzentrieren.
Wenn wir das tun, heißt es in der Apostelgeschichte, dass die Gemeinde florierte. Die Gemeinde wuchs, die Gläubigen nahmen zu, die Jünger vermehrten sich.
Struktur der Gemeinde im Neuen Testament
Ah ja, über Struktur hatten wir noch beim Tisch gesprochen. Was ist eigentlich die Struktur? Wie sieht es mit der Struktur der Gemeinde aus? Es muss doch eine Struktur geben. Ja, es gibt eine Struktur. Schauen wir ins Neue Testament hinein.
Der Leib bestimmt die Struktur. Wenn der Apostel die Gemeinde mit einem Leib vergleicht, wie er es in Korinth tut, dann hat der Leib doch eine Struktur. Diese Struktur funktioniert so, dass die Glieder vom Leib abhängig sind. Genauer gesagt: Die Glieder sind vom Haupt abhängig. In dem Maße, in dem die Glieder vom Haupt abhängig sind, funktioniert der Leib gut. Das ist die Hauptstruktur.
Man sagt oft: „Ja, aber wir brauchen doch auch sonstige Strukturen.“ Ja, es gibt allgemeine Regelungen. Irgendwann muss man klären, wer bestimmt, ob wir uns um neun oder um halb zehn treffen und wo wir uns treffen. Das sind klare, allgemeine Dinge. Aber das ist nicht unser Hauptproblem. Es gibt einfache, grundlegende Dinge, bei denen man sich einigt, wann und wo man sich trifft.
Doch das Gemeindeleben ist viel mehr als nur das Treffen am Sonntag. Die Struktur, die wir haben, sollte die sein, die uns das Neue Testament vorgibt. Diese Struktur ist nicht statisch und immer gleich, sondern sie wächst und entsteht. Eine Gruppe, die zusammenkommt, hat eine grundlegende Struktur, ganz einfach. Aber wenn die Gruppe wächst und sich die Situation verändert, wächst auch die Struktur mit.
Die einzelnen Glieder der Gemeinde werden mehr, es kommen immer mehr dazu. Dadurch werden auch mehr Gaben vorhanden sein. Die einzelnen Christen wachsen und können ihre Gaben besser einsetzen. Das heißt, es wird sich immer etwas ändern.
Man kann nicht einfach sagen: „Ich finde eine gute Gemeinde so: Wir machen jetzt eine Gemeinde mit drei Ältesten, einem Lehrer, einem Kinderarbeiter und einem Jugendarbeiter.“ So kann man keine Gemeinde gestalten. Das ist nicht das Neue Testament.
Wie viele Älteste es geben soll, bestimmt der Herr. Und wann jemand wirklich Ältester ist, bestimmt ebenfalls der Herr. Man kann nicht einfach sagen, wir haben drei Älteste. Wenn es nur einen gibt, dann gibt es eben nur einen.
Hirten sind Menschen, denen die Schafe nachfolgen. Man kann nicht einfach jemanden zum Hirten machen, obwohl er im Wesen kein Hirte ist. Letztlich will der Heilige Geist das bestimmen. Die Geschwister erkennen dann, wer Hirte ist. Es gibt jemanden, der tut genau das, was ein Hirte tut. Und es gibt jemanden, der wird wahrscheinlich auch einer werden, arbeitet in diese Richtung, braucht aber noch Zeit und Reife.
Im Neuen Testament wurden relativ schnell Hirten eingesetzt. Paulus reiste zum Beispiel durch Antiochien, Lystra und Derbe. Dort kamen Menschen zum Glauben. Auf der Rückreise setzte Paulus Älteste in den Gemeinden ein. Er nennt diese Gruppen von Christen plötzlich „Gemeinde“. Es sind Menschen, die dem Herrn dienen.
Paulus hatte keine dreijährige Hirten-Schulung oder ein Bibelseminar durchgeführt, um sie zu Hirten zu machen. Er erkannte einfach, wer fähig war. Wir dürfen nicht vergessen, dass viele dieser Menschen einen jüdischen Hintergrund hatten. Einige waren sogar Synagogenvorsteher, die sich bekehrt hatten. In Korinth gab es solche reifen Leute. Man musste nicht jahrelang warten, bis Hirten designiert werden konnten.
Paulus sagte: „Schaut, da sind diese und jene.“ Die Hirten wurden nicht gewählt, aber Paulus und Barnabas wählten sie. Wie haben sie gewählt? Sie bestimmten, indem sie erkannten, wer diese Hirten sind.
Wovon ich spreche, ist Apostelgeschichte 14,23. Schauen wir uns den Vers kurz an. Das Wort, das oft mit „gewählt“ übersetzt wird, heißt eigentlich „bestimmt“ oder „verordnet“. In der griechischen Sprache steht dort „cheirotoneo“, was wörtlich „die Hand heben“ und „auf jemanden zeigen“ bedeutet. So kann man sich das gut vorstellen.
Paulus und Barnabas bestimmten also die Ältesten, nachdem sie in jeder Gemeinde gebetet und gefastet hatten. Sie haben das nicht einfach so gemacht, sondern mit Gebet und Fasten. Wie lange sie gefastet haben, wissen wir nicht genau. Fasten braucht eine gewisse Zeit und kann nicht nur eine Stunde dauern, sondern länger.
Die Struktur im Neuen Testament, die uns vorgegeben ist, ist also die Struktur eines Leibes mit den entsprechenden Gnadengaben, die vorhanden sind.
Die Aufgabe von Titus
Titus – was macht Titus? Paulus sagt zu Titus: Du gehst nach Kreta und vollendest, was ich begonnen habe. Es ist notwendig, dass wir an verschiedenen Orten Hirten einsetzen. Es müssen Älteste, also Hirten, da sein. Deine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es Hirten gibt.
In Titus 1,5 heißt es: „Aus diesem Grunde ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das Fehlende ordnest und von Stadt zu Stadt Älteste einsetzt, wie ich dir befohlen habe.“ Interessant ist, dass hier nicht „in jeder Stadt“ steht, auch wenn das in manchen Übersetzungen so wiedergegeben wird. Im Griechischen steht „von Stadt zu Stadt“. Wie ist das bei Schlachter? Auch dort steht nicht „in jeder Stadt“, sondern „von Stadt zu Stadt“. Das ist nicht dasselbe.
„Von Stadt zu Stadt“ bedeutet, dass Titus von Stadt zu Stadt gehen muss. Er muss prüfen, ob es dort Älteste gibt, ob Christen vorhanden sind, die reif genug sind. Wenn keine vorhanden sind, kann er nicht in jeder Stadt Älteste einsetzen. Aber es ist seine Aufgabe, von Stadt zu Stadt zu arbeiten. Das Ziel ist, dass es in jeder Stadt, in der Christen leben, Älteste gibt – das ist klar. Doch wenn keine geeigneten Personen da sind, kann Titus das nicht einfach bestimmen. Dann muss er andere Arbeit leisten, damit Christen so gefördert werden, dass sie Älteste werden können.
Das Einsetzen von Ältesten bedeutet, sie zu designieren, also öffentlich zu zeigen, wer die Ältesten sind. Es ist nicht Petrus, der sie zu Ältesten macht, sondern der Heilige Geist. So steht es auch in Apostelgeschichte 20. Dort wird deutlich, dass der Heilige Geist die Menschen zu Hirten macht.
In Apostelgeschichte 20,28 heißt es: „Gebt also stets Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Aufsehern eingesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat.“ Der Heilige Geist setzt also zu Aufsehern ein. „Aufseher“ (Episkopoi) ist das Gleiche wie „Älteste“ (Presbyteroi) und auch „Hirten“ (Poimenas). Es sind verschiedene Begriffe für dieselbe Aufgabe und können austauschbar verwendet werden.
Episkopos betont die Aufsicht, dass der Hirte auf die einzelnen Mitglieder achtet. Presbyteros hebt hervor, dass der Hirte ein reifer Mensch, ein Ältester sein soll. Beim Begriff „Hirte“ liegt der Schwerpunkt auf dem, was er tut: Er weidet, schützt und geht voran. Der Hirte hütet die Schafe, schützt sie und führt sie. Er treibt sie nicht, sondern geht mit gutem Beispiel voran.
Diese Struktur ist sehr einfach und wird nicht von Menschen willkürlich geschaffen oder am grünen Tisch bestimmt. Alle Dienste entstehen dadurch, dass man erkennt und anerkennt, welche Begabungen der Herr geschenkt hat. Ihr könnt nicht bestimmen, wie viele Lehrer in eurer Gemeinde sein sollen – das bestimmt der Herr Jesus. Aber ihr könnt helfen, dass Geschwister ihre Gaben entwickeln und fördern. In uns schlummert etwas, das gefördert werden muss.
Begabungen und persönliches Wachstum im Dienst
Ich interessiere mich sehr für Leichtathletik. Früher bin ich ein bisschen Leichtathletik gelaufen. Besonders gefallen mir Kurzstrecken- oder Mittelstreckenläufe.
Ich hatte keinen Fernseher, um solche Wettkämpfe zu verfolgen. Aber während der Olympiade habe ich das Geschehen in der Zeitung mitverfolgt. Da gab es diesen Läufer Bolt, der Weltrekorde aufgestellt hat. Ich dachte mir, er hat sicher gut trainiert, aber Gott hat auch etwas dazugegeben.
Erstens wurde er sehr groß – genau die richtige Größe und die passende Körperübersetzung. Das gehört zum Körperbau dazu. Es kann nicht einfach eine lange, dünne Bohnenstange sein. Er braucht das richtige Verhältnis von Muskeln zum ganzen Körper, zum Beispiel die Länge der Oberschenkel im Verhältnis zum Körper. Das muss stimmen, sonst schafft man den Start nicht so schnell.
Außerdem muss man groß sein, damit die Schritte groß sind. Große Schritte machen einen schneller. Das passt von der Statur her gut zusammen. Und natürlich hat er sehr viel trainiert. Gott hat ihm etwas geschenkt, bestimmte Gaben gegeben, aber er musste auch selbst trainieren.
Bei uns ist es ähnlich: Wir haben Gaben, Gott hat uns etwas geschenkt, und wir müssen etwas tun. Daraus entstehen Dienste, die wir dann ausüben. Wir sollen anderen helfen. Wenn deine Gabe in der Stärke liegt, dann setze dich dort ein und verbrauche nicht unnötig Kraft an anderen Stellen.
Wir haben einen Bruder in Österreich, der Bibelstunden halten sollte. Das fiel ihm sehr schwer. Er hat sich monatelang darauf vorbereitet und mich gefragt, ob ich ihm helfen könne. Er bat mich, die Bibelstunde aufzuschreiben, damit er sie auswendig lernen kann. So hat er die Bibelstunde gehalten. Ja, es war eine Bibelstunde, aber nicht seine Stärke.
Dieser Bruder hat ein besonderes Anliegen für die älteren Geschwister in der Gemeinde. Er hat eine Busfahrt für sie organisiert – einen Nachmittag, an dem sie zusammen unterwegs waren. Die älteren Leute haben wochenlang davon geschwärmt, wie schön das war und wie gut er sich um sie gekümmert hat. Er hat ihnen geistlich geholfen und sie aufgebaut. Das ist auch ein geistlicher Dienst.
Wenn man die älteren Geschwister fährt und ihnen einen schönen Tag bereitet, ist das ebenfalls ein geistlicher Dienst. Er hat ihnen auch sonst viel gegeben – durch seine Art, sich um sie zu kümmern und mit ihnen zu sprechen. Dort soll er sich einsetzen, das ist seine Stärke. Bibelstunden zu halten, ist nicht seine Aufgabe.
So ist es bei uns allen. Jeder hat seine Gabe und seinen Dienst. Jetzt machen wir eine Pause, oder?