Der Kampf, der uns verordnet ist
[Wilhelm Busch]
Und dann bitte ich den Redner von der Jugendversammlung heute Abend, Pastor Konrad Eißler, um ein Wort.
[Konrad Eißler]
Darf ich Ihnen zuerst einen kleinen Zettel vorlesen? Dieser Zettel wanderte vorhin von hier zum Sekretär: "Der Konrad Eißler gehört doch her. Wenn Du ihn holtest mit Zureden, der vergeht vor Angst." Ich kann nur sagen, hat der Pfarrer Busch 'ne Ahnung! Der wackere Schwabe forcht' sich nicht.
Wenn ich diese Geschichte hier höre und lese, dann stelle ich mir ein Bild vor, wie ich es einmal gesehen habe, einen Feldherrnhügel. Oben stehen die Generale mit viel Lametta, die mit Fernrohren den Horizont absuchen und Ordonnanzen auf ihren Pferden hinauf und hinunter rasen. Und unten steht der einfache Soldat und denkt: Ja, dort oben auf diesem Feldherrnhügel, dort sollte man stehen, aber dort stehe ich ja nicht.
Hier wird von einem Feldherrnhügel berichtet, auf dem jeder stehen kann, ohne viel Lametta, ohne einen großen Namen. - Nun, ich darf nur sagen, ich hab' ja einen bedeutenden Namen. Wirklich, Sie glauben es nicht, da lachen ein paar ungläubig. Mein Großvater hieß Wilhelm, mein Onkel Adolf und ich Konrad. Mein nächster Sohn wird Ludwig heißen. - Leute ohne bedeutende Namen, Leute, die keinen SE 300 fahren, nicht nur die, alle anderen, jeder darf beten und dort sein Anliegen vorbringen.
Und hier ist das Zweite, was ich sagen will: Jeder kann auch beten. Es ist hier auffallend an dieser Geschichte, dass nicht ein Satz drinsteht, was dieser Mose nun eigentlich gesagt hat. Und ich glaube, dass das wichtig ist. Dazu brauchte es keine großen liturgischen Riten, sondern er sagte einfach, dass ihm not ums Herz war, und so wie es unten aussah.
Ich habe es von Hallesby gelesen in der neutestamentlichen Geschichte, wo das Gebet so erklärt wird. Und er erzählt die Geschichte von der Hochzeit von Kana, die Sie auch kennen. Da war eine richtige Hochzeit, mit allem drum und dran, mit großer Festlichkeit, mit so 'nem richtigen Bräutigam, ja so richtig. Und dann war auf einmal eine Panne. Der Wein war alle. Das ist schmerzlich, es war einmal aus. Und es war Aufregung hinter den Kulissen. Es war nicht genug vorgesorgt oder hatten die Leute zu großen Durst, jedenfalls, es war so. Und nun kennen Sie die Geschichte, wie sie weitergeht. Maria, die das sieht, die Mutter Jesu, die geht nun zu Jesus, direkt. Und sie sagt nun ganz einfach: "Sie haben keinen Wein", mehr nicht. Sie sagt nicht, wie er helfen könne.
Hier ist die Betriebsanleitung fürs Gebet. Jesus sagen, was uns fehlt. Jesus sagen, wie es uns ums Herz ist. Das ist Gebet. Und Fürbitten ist nichts anderes: Jesus sagen, was anderen fehlt. Und wenn wir das tun und frei werden von dem, was uns drückt, dann werden wir den Satz erfahren, den ich hier im Jahre 1952 hörte, als ich nach bestandenem Abitur ins Weiglehaus eingeladen war und hier nun eine Bibelarbeit mitmachte über das eine Wort, das mich seither begleitet hat und ich die Wahrheit dieses Wortes auch hier fröhlich bezeugen will: "Da dieser Elende rief, hörte der Herr und half ihm aus aller seiner Not."