Es war gestern sehr passend, wie wir morgens über die Vergänglichkeit unseres Wesens und auch der Zeit um uns herum gesprochen haben. Ich habe natürlich erst nach dem Schluss daran gedacht, dass dieses schöne Wort auch in der Adventszeit eine Rolle spielt.
Wir seien ja vierzig, alles Fleisch ist wie Gras, das Gras fordert Blume, die erweckt wird. Aber das Wort des Herrn bleibt ewig – das hatten wir an einem Abend. Dieses Wort bleibt auch in diesen vergehenden Zeiten bestehen.
Sie haben sicher auch immer wieder Interesse, anderen Menschen ein wenig das Zeugnis weiterzugeben, das wir an Weihnachten haben. Ich habe mich gefreut, dass die Buchhandlung hier draußen noch das inzwischen vergriffene Büchlein hat, das meine Frau und ich geschrieben haben: „Fröhliche Weihnachten“.
Davon sind viele Zehntausend Exemplare verteilt worden. Das ist eigentlich sehr geschickt, wenn man jemandem das weitergeben möchte und sagt: Ich kann das mit meinen eigenen Worten nicht so gut ausdrücken. Man weiß, derjenige liest das auch ein wenig.
Das Büchlein kostet keine drei Euro und liegt vorne aus. Es ist ein schöner Weihnachtskurs, wenn Sie jemandem eine Erklärung geben möchten, was wir an Weihnachten feiern. Es liegt vorne am anderen Tisch unter dem Titel „Fröhliche Weihnachten“.
Einführung in das Thema des Hohen Priesters
Jetzt sind wir heute bei Hebräer 5, und in den vorhergehenden Bibelstunden ging es bereits um das Thema des Hohen Priesters. Das schließt sich eigentlich an das an, was wir heute betrachten, nämlich Hebräer 5,7-9.
Jesus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Geschrei und mit Tränen gebetet und gefleht zu dem, der ihn vom Tod erretten konnte. Und er wurde auch erhört, weil er Gott in Ehren hielt – in einer anderen Übersetzung heißt es: weil er unter Gottesfurcht lebte. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.
Als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden.
Ich habe bemerkt, dass Sie alle auch eine große Liebe zu Israel haben. Dann erschüttert uns die Trockenheit in Israel, auch die Wasserarmut und jetzt das schreckliche, schlimmste Brandgeschehen, das Israel je erlebt hat.
Aber immer wieder, wenn wir Juden begegnen, bewegt uns auch, mit welchem Eifer sie Gott dienen. Beim letzten Mal, als ich mit meiner Frau dort war, sind wir wieder unten bei der Klagemauer gewesen. Man kann unterirdisch bis zum Damaskustor durch die Gänge gehen, und dort ist immer die Stelle, an der man dem Allerheiligsten am nächsten kommt. Dort sitzen die Juden, beten und schreien vor Aufregung, dass man so nah an die Heiligkeit Gottes herantreten kann.
Ich sage jedes Mal: Ich wollte die Leute schütteln und rütteln und sagen: In Jesus kommt Gott uns noch viel näher. Nicht bloß 45 Meter unterirdisch zum Allerheiligsten des Tempels, sondern er ist da. Das bewegt uns sehr.
Gerade bei der letzten Reise waren wir in Chazon, wo KZ-geschädigte Juden gepflegt werden. Das ist ein schönes Werk, das Werk in Meissenbach, die ZdK. Aber man darf dort natürlich nie ein Wort von Jesus Christus sagen. Das geht nicht. Die Synagoge hat ihr Auge darauf und wacht darüber, und das ist immer wieder ein Schmerz.
Ich traf einen großen Geschäftsmann aus Jerusalem, der sagte, es sei für sie auch so ein Schmerz, dass sie nicht mehr von Jesus sprechen können, weil es ihnen einfach nicht möglich ist. Auch im Judentum gibt es einen antichristlichen Hass gegen Christus, den Jesus.
Das tut uns immer wieder weh, denn der Hebräerbrief sagt – und gerade für die Hebräer sagt er es – Jesus hat einen besseren Bund. Er gebraucht das Wort. Jesus ist das, was die Erfüllung ist. Das können Sie in Hebräer 10 noch einmal sehen.
Er hat es uns gebracht, weil Jesus die Erfüllung bringt, den besseren Bund. Und weil das Blut von Jesus besser redet als das Blut Abels.
Die Bedeutung des Hohen Priesters im Alten und Neuen Bund
Und dann geht der Hebräerbrief sogar so weit, dass er sagt: Das ist der wahre Hohepriester, der Richtige. Der andere war ja schon eine große Hoffnung. Wir kennen das ja aus dem Tempeldienst von Zacharias. Wie dort im Tempel der Dienst verrichtet wurde, habe ich auch nie wirklich beantwortet. Es war sicher unser reiner Wirt, so wie es die Juden heute mit der Vergebung handhaben, wenn keine Opfer mehr dargebracht werden.
Also, eigentlich geht es nicht ohne Opfer. Da sind sich die Rabbiner einig. Aber sie haben eine Theologie entwickelt, das weißt du auch, die Gebete anstelle von Opfern setzt. Doch eigentlich, in der jüdischen Thora-Theologie, ist eine Vergebung der Sünden ohne Tieropfer nicht möglich.
Und genau in dieses Vakuum wollten wir immer hineinrufen und sagen: Erkennt doch Jesus! Nur der Geist Gottes kann die Binde von den Augen wegnehmen. Wir freuen uns immer, wenn wir jüdischen Menschen begegnen, denen die Binde von den Augen genommen wurde.
Vom himmlischen Vater ist Jesus eingesetzt worden, Vers 5, als der große Hohepriester. Jetzt möchte ich mich an diesem Thema nicht weiter aufhalten, das hatten Sie ja bereits. Ich möchte nur sagen, wie Jesus diesen Hohen Priesterdienst im Leiden erfüllt hat. Das ist der Punkt: Jesus hat diesen Hohen Priesterdienst im Leiden ausgefüllt.
Das Leiden Jesu als Ausdruck seines Priesterdienstes
Wir haben oft keinen richtigen Bezug zum Leiden, außer wenn wir selbst im Leben leiden. Dann fällt es uns sehr schwer, unser Leiden zu ertragen. Wir wollen möglichst vom Leiden verschont bleiben, weil es höchst unangenehm ist. Das Leiden ist uns auch fern, wenn es darum geht, um Jesu Willen zu leiden.
Wir erinnern uns zwar an die Mitchristen, die um Jesu Willen Verfolgung erleiden. Der Leiter von Jugend für Christus in Colombo auf Sri Lanka sagt immer: In den westlichen Kirchen ist das große Manko, dass sie das Leiden nicht kennen und den Segen des Leidens nicht verstehen. Das sei ein weißer Fleck in ihrem Glauben. Deshalb seien sie sehr, sehr arm. Die Christen in Sri Lanka sind stark verfolgt, leben unter Buddhismus, sind in Lebensgefahr, und ihre Kirchen werden angezündet. Das wissen wir aus vielen Teilen der Welt.
Es gibt aber nicht nur das Leiden um Jesu Willen, sondern auch das Leiden, das zu dieser Weltzeit gehört, die sogenannten Zeitleiden. Dieses Leiden ist nicht von Gott gesandt, sondern es gehört zur Welt, in der wir leben. Das meiste Leiden in dieser Welt entsteht nicht durch Naturereignisse wie Vulkane oder Erdbeben, sondern hauptsächlich durch die Sünde der Menschen. Das muss man immer wieder klar machen.
Dass Menschen hungern, in Bürgerkriegen leiden oder ihr Hab und Gut verlieren, oft auch Krankheitsnöte, sind häufig durch die Sünde der Menschen bedingt. Das ist sehr bedrückend. Man kann es nicht genau in Prozentzahlen ausdrücken, aber jemand hat einmal gesagt, 97 Prozent der Leiden dieser Welt seien von Menschen verursacht und nicht von der Natur. Ob das so genau stimmt, ist schwer zu sagen, aber es ist wichtig, diesen Punkt zu betonen.
Diese Zeitleiden sind typisch. Wenn ein Kind geboren wird, leidet es vom ersten Lebenstag an als kleines Baby. Dieses Leiden wird das Letzte sein, das wir fühlen. Man muss realistisch sein: Dieses Leiden gehört zu unserem Leben dazu. Man kann nur dankbar sein, wenn man sagen kann: „Ich leide heute nicht, heute sind meine Schmerzen erträglich.“ Das ist schon gut.
Im Glaubensbekenntnis heißt es von Jesus: „Er hat gelitten.“ Das Einzige, was über die lange Lebenszeit von Jesus, über die 34 Jahre, im Glaubensbekenntnis erwähnt wird, ist: „Er hat gelitten unter Pontius Pilatus.“ Jesus hat die Leiden dieser Welt auf sich genommen. Es heißt, dass er zur Zeit seines irdischen Lebens bitten und flehen mit lautem Geschrei und Tränen dem dargebracht hat, der ihn vom Tode erretten konnte.
Jesus hat sein ganzes Leben gelitten. Das Erste war die Versuchung, als der Versucher an Jesus herantrat. Das war schwer für Jesus. „Willst du dir nicht einen großen Namen machen? Spring von der Tempelzinne herunter.“ Und beim langen Fasten: „Du kannst aus den Steinen Brot machen.“ So kämpfte Jesus mit dem Versucher.
Wie hat Jesus deshalb mit Menschen gelitten, die in der Macht des Teufels gefangen waren? Wir kennen das aus vielen Geschichten. Es heißt immer wieder, es jammerte ihn. Wenn dieses Wort „jammerte“ verwendet wird, dann ging das Jesus bis ins Innerste seiner ganzen Organe. Es hat ihn körperlich erschüttert, wenn er die Menschen leiden sah.
Das Furchtbare ist, was Großmütter erleben, wenn sie um ihre Enkelkinder Sorge tragen, die leiden. Sie fragen sich: Wann kommt unser Kind endlich zur Besinnung auf seinem bösen Weg und kehrt um? Wie hat Jesus mit der Sünde der Menschen mitgelitten und mitgetragen?
Mit der Samariterin hat er am Brunnen gesprochen, die einen verfehlten Lebensweg hatte. Das ist immer wieder schwer. Man kann es denen, die auf bösem Weg sind, nicht einfach sagen. Sie nehmen es uns gar nicht ab. Man kann nur mitleiden, lieben und sagen: „Oh Mensch, wann kehrst du endlich um von deinem verrückten Weg?“
Wie hat Jesus die Besessenen gesehen? Wie hat er die gesehen, die im Geld gefangen waren und nicht frei werden konnten? Wie hat Jesus mit denen gelitten, die das Leben nicht entdeckten, sondern sich verkrampften und meinten, sie müssten Gott dienen, ohne seine Liebe erkannt zu haben? Jesus ist diesen Opfergang gegangen für diese leidende Welt und hat dies im Gebet und Flehen Gott dargebracht.
Wie hat Jesus gelitten? Im Hebräerbrief heißt es, dass er mitgelitten hat, weil so viele Menschen am Ziel vorbeitreiben. Sie hörten seine Stimme nicht, waren verschlossen, ihre Ohren waren zu, ihre Herzen verstockt. Sie konnten den Ruf gar nicht hören.
Dann hat Jesus sie eingeladen: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, die enttäuscht sind, die im Leben das alles nicht gefunden haben, die überarbeitet und ohne Kraft sind. Kommt her, ich kann euch erquicken!“ Das Evangelium ist die freie Gabe von Jesus.
Wie leidet er mit unter den Menschen, die am Ziel vorbeitreiben und das Eigentliche nicht kennen und tun. Das war Jesus in seinem Dienst ganz wichtig. Er hat mitgetragen und mitgelitten mit den Menschen. Er ist der Einzige, der ihnen heraushelfen konnte. Aber er hat mitgelitten an dem Unglauben und an der Gottlosigkeit seiner Zeit.
Gehorsam als zentrales Merkmal Jesu
Und dann heißt es immer wieder, dass er gehorsam wurde, dem Vater gehorsam. Für uns steht der Gehorsam ja irgendwo nicht so sehr im Mittelpunkt unseres Glaubenslebens. Für Jesus war der Gehorsam jedoch das entscheidende Kennzeichen seiner Beziehung zum himmlischen Vater.
Das zeigt sich schon in der Versuchungsgeschichte. Dort war der Grund, warum er den Ratschlägen des Teufels nicht gefolgt ist, sein Gehorsam. Er wurde gehorsam, dem Wort gehorsam. In der Schrift steht geschrieben, und das war für Jesus bindend.
Wir denken oft, Jesus hätte tun und lassen können, was er wollte. Das stimmt aber nicht. Bei der Hochzeit zu Kana sagte Maria: „Jetzt mach doch ein Wunder und hilf aus dieser Verlegenheit heraus, sie haben keinen Wein.“ Jesus antwortete: „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?“ Jesus wollte tun, was der Vater will.
Wenig später heißt es im Johannesevangelium: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer das, was er den Vater tun sieht. Jesus kann nur tun, was der Vater will. Er will ganz, ganz gehorsam sein.
Hier zeigt uns Jesus, wo die Ursache unserer Leiden liegt und seines Lebens als Retter. Er hat sich ganz dem Vater ausgeliefert und will ihm in Gottesfurcht gehorsam sein.
Wenn man das immer wieder hört, merkt man, was uns heute in unserer Christenheit fehlt, weil das kaum mehr betont wird: Gottesfurcht, Gottesfurcht.
Gottesfurcht und die Freiheit im Gehorsam
Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele in der Hölle verdammen kann. Das hat Jesus gewarnt. Fürchtet Gott, den heiligen Gott, den Richter eures Lebens. Und das ist so wichtig: Gottesfurcht und Gehorsam.
Ja, der Gehorsam ist für uns oft unangenehm. Wir wollten doch schon immer freie Menschen sein. Deshalb haben wir uns aus einer elterlichen Bindung gelöst. Wir wollen nicht gehorsam sein. Aber Jesus hat uns gezeigt, dass der Gehorsam gegenüber dem Vater erst die Freiheit bringt – die wunderbare, königliche Freiheit. Erst wenn wir dem Vater gehorsam sind und tun, was er will, erleben wir die wirklich schöne Freiheit unseres Lebens.
Ich habe mich gefreut: Heute Morgen hatten wir die Losung, dass wir nicht nur „Herr, Herr“ sagen sollen, sondern tun, was Jesus will. Das ist wieder so ein kraftvolles Wort von Jesus. In der Bergpredigt steht, dass es nur Sinn hat, wenn wir wirklich tun, was der Vater im Himmel und Jesus wollen.
Selbst Leute, die nicht gläubig sind, schätzen die Bergpredigt. Zum Beispiel politisch grüne Menschen oder andere, die mit dem Glauben wenig zu tun haben. Sie sagen, die Bergpredigt enthält ein Friedensgebot und vieles mehr.
Dort steht auch, dass fromme Leute sagen: „Herr, Herr.“ Sie waren mit Jesus auf dem Weg, haben aber nicht getan, was Jesus wollte. Jesus sagt dann: „Ich kenne euch nicht. Weicht von mir, ihr Übeltäter!“ Das zeigt, wie wichtig der Gehorsam und das Tun seines Willens sind.
Das finden wir auch an ganz anderen Stellen wieder, zum Beispiel im Hohelied der Liebe. Das ist ein Abschnitt, den viele akzeptieren und schätzen. Dort heißt es, dass die Liebe das Größte in dieser Welt ist. Natürlich ist die Liebe wichtig – aber welche Liebe?
Es heißt: Wenn ich meinen Leib verbrennen ließe, wenn ich Märtyrer wäre und meinen Leib opfern würde, aber keine Liebe hätte – welche Liebe wäre das? Die Jesusliebe hätte ich nicht. Wenn ich all meine Habe den Armen gäbe, aber keine Liebe hätte – welche Liebe wäre das? Dann wäre ich nichts.
Darum ist es so wichtig, das Tun seines Willens. Jesus hat uns das in seinem Leidensweg vorgemacht. Es ist so schön, dass das beschrieben ist. Das ist sein hoher Priesterdienst.
Das Gebet im Garten Gethsemane als Ausdruck des Leidens und Gehorsams
Und wo hat Jesus das am eindrucksvollsten vorgelebt? In dieser Leidensgeschichte, als er den Weg zum Kreuz ging. Dort sprach Jesus im Garten Gethsemane dieses Gebet: „Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber.“
Es wurde Jesus schwer, diesen Kelch leer zu trinken – den Kelch, die Schuld zu tragen, die Schuld der Welt zu büßen und auf sich zu nehmen. Er musste den Abgrund von Bosheit, Sünde, Teufelsmacht und Dämonie an seinem Leib tragen.
Jesus wurde nicht nur als hoher Priester eingesetzt, sondern hat dieses hohe Priesteramt auch erfüllt und gesühnt. Damit ist eine Grundlage der Sühne geschaffen, indem Jesus alles an seinem Leib getragen hat und durch sein Blut Versöhnung bewirkt hat.
Die Wirkung des Kreuzesopfers in der Mission
Jetzt ist es interessant: Wir haben schon mehrmals darüber gesprochen, durch was Menschen zum Glauben kommen. Man kann das nicht gesetzlich festlegen oder sagen, es müsse immer so funktionieren. Bei Ihnen war es anders, bei mir wieder anders. Gott nutzt eine Vielfalt von Methoden, um uns nahezukommen.
Ganz interessant ist, dass ein wesentlicher Punkt bei vielen Menschen war, dass sie durch das Kreuzesopfer von Jesus die Liebe Gottes erkannt haben.
Eine der schwierigsten Missionsarbeiten fand unter den Eskimos in Grönland statt. Es ist bemerkenswert, dass die ersten Pioniere gleich so extreme Standorte gewählt haben. Die Kultur dort ist sehr herausfordernd. Ich muss sagen, bei den Eskimos stinkt es in den Iglus oft stark. Sie können sich im Winter nicht waschen und tragen ihren Körper mit Tran ein. Wer noch Lebertran aus früheren Zeiten kennt, weiß, wie das riecht. Wenn das alles ranzig wird, ist der Geruch kaum auszuhalten. Und diese Menschen lebten jahrelang dort.
Hans Egede, ein Lutheraner aus Dänemark, war einer der ersten Missionare. Später kamen Herrnhuter Missionare dazu. Hermann Beckis, ein Herrnhuter Missionar, erzählt, wie er eines Abends einem Eskimo die Geschichte vom Kampf Jesu im Garten Gethsemane vorlas. Diese Eskimos sind uns kulturell völlig fremd und haben eine ganz andere Lebensweise. Doch das Evangelium ist für Menschen aller Kulturen, aller Jahrhunderte und aller Lebensarten immer dasselbe. Es muss nicht verändert werden – das ist ein Irrtum.
Beim Vorlesen der Leidensgeschichte geschah ein Wunder: Als Jesus kämpfte und ihm der Schweiß von der Stirn tropfte, begann der Eskimo plötzlich zu weinen. Er sagte, dass Jesus das für seine Sünde getan habe.
In vielen Missionsgeschichten hört man immer wieder dasselbe: Es ist das Opfer Jesu, das das Herz bewegt. Wir können unsere Sünde lange leugnen. Besonders der moderne Mensch ist oft ein Meister darin zu sagen, er habe sich nichts vorzuwerfen und könne gut mit Gott auskommen.
In Bonn gab es einen ehemaligen Superintendenten, der große Töne spuckte und behauptete, wegen ihm hätte Jesus nicht sterben müssen. Das war eine Gotteslästerung ohnegleichen. Wie konnte dieser Knülsch es sich erlauben, Vergebung zuzusprechen? In wessen Namen sprach er? Wenn jemand ermordet hat, böse Dinge getan oder Ehebruch begangen hat, wie soll Vergebung möglich sein?
Vergebung kann Gott nicht einfach so wegwischen. Jesus hat uns gezeigt, wie schwer die Not der Schuld und Sünde in unserem Leben ist – mit all ihren Zusammenhängen. Er ist der Hohepriester, der uns das zeigen kann. Doch er hat diese Not mit dem Opfer seines Lebens erfüllt.
Das ist der Kernpunkt. Im Hebräerbrief sehen wir nochmals, dass Jesus derjenige ist, der wirklich von der Schuld freimachen kann. Sie ist vollständig gebüßt in seinem Leiden, mit Bitten und Flehen, mit lautem Schreien und Tränen.
Man könnte denken, da sei ein Held, der das tun könnte. Jesus hat jedoch mitgelitten an der Schwachheit des Fleisches und dieses Opfer vollbracht. Er ist der Gerechte, der für uns Ungerechte gestorben ist. Deshalb kann Jesus auf ewig selig machen.
Das ist ein ganz anderes Opfer als alle, die Israel kannte: Es ist das Opfer der Ganzhingabe des Lebens, des Gehorsams, das er bringt – die Erfüllung seines Lebens.
Die Vergebung der Schuld und die Einladung zum Gehorsam
Jetzt ist für uns ganz wichtig: Dieser Hohepriester bringt uns Befreiung und Vergebung der Schuld. Das ist etwas ganz Großes. Ich möchte Ihnen jetzt auch die Vergebung aller Schuld zusprechen, weil Jesus mich dazu ermächtigt hat – so wie er jeden Christen ermächtigt hat –, in seinem Namen die Vergebung der Schuld zuzusprechen. Dort, wo wir Schuld erkennen, bereuen, hassen und loslassen wollen, darf ich Ihnen diese Vergebung zusprechen. Im Namen von Jesus, aufgrund seines Opfers und im Blick auf sein Hohepriesteramt gibt es keine andere Erlösung als die, die in Jesus geschehen ist.
Das ist eine herrliche Botschaft: In dieser Welt geschieht durch Jesus eine Befreiung und Erneuerung. Noch schöner ist, dass der Hohepriester uns in diesen Gehorsam hineinnimmt – in einen neuen Gehorsam. Der Apostel Paulus sagt: Wir nehmen alle Vernunft gefangen. Die Vernunft ist ja manchmal etwas, das in unserem Kopf durchgeht, wo wir alle möglichen verrückten Dinge entwickeln können. Aber Paulus sagt, wir nehmen die Vernunft gefangen unter den Gehorsam von Christus. Meine Vernunft muss von Christus lernen, was ich denken kann, sonst könnte ich alles Mögliche denken.
Die menschliche Vernunft kann sich alle möglichen Heilslehren ausdenken. Erst lerne ich, dass ich unter Christus die Freiheit habe. Ein anderes Beispiel: Im Jakobusbrief heißt es, dass wir ins herrliche Gesetz der Freiheit durchschauen, wenn wir plötzlich merken, dass wir gar nicht mehr sündigen müssen. Wir dürfen das Böse in unserem Leben weglegen. Wir müssen nicht mehr um unsere Ehre kämpfen, nicht mehr streiten und nicht mehr das Begehren haben. Jesus versorgt uns, erträgt uns und führt uns.
Ich bin vom großen Hohenpriester so reich beschenkt mit meinem Leben, dass ich alles habe. Er ist der Urheber meines Heils geworden. Er hat meine Schuld besiegt – das ist das eine. Und er hat mich in den Gehorsam hineingeführt, in dem ich ihm dienend mein ganzes Leben leben darf. Das wird auch in dem schönen Lied ausgedrückt, das Paulus vorhin erwähnt hat und das wir alle auswendig kennen: „Seid gesinnt wie Jesus Christus auch war.“ (Philipper 2) Er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an und wurde gehorsam – gehorsam bis zum Tod am Kreuz.
Sie können das einmal bei sich selbst ausprobieren, wenn Sie beten: Können Sie freimütig beten, so wie Jesus es getan hat: „Vater, dein Wille geschehe, nicht mein Wille, sondern dein Wille“? Unsere Gebete sind manchmal sehr ichbezogen. Wir sagen oft: Vater, es muss unbedingt so sein! Besonders vor einer Operation fällt uns das schwer. Wir erwarten, dass alles gut ausgeht, dass wir gesund werden. Aber können Sie wirklich sagen: Herr, wie du es willst – entweder in dieser Welt oder in der anderen? Ich lege es in deine große Vaterhand. Dein Wille ist der beste. Der Wille Gottes ist das Beste für unser Leben.
Der große Hohepriester führt uns hinein, ihm gehorsam zu werden und zu sagen: Vater, ich will nur deinen Willen tun. Das macht frei von allen menschlichen Wünschen, an die wir oft so gekettet sind. Wir dürfen sagen: Vater, ich will nur dein Kind sein, und du hast die große Übersicht.
Ich kann Ihnen sagen: Sie werden trotzdem in Ihrem Leben erfahren, dass Sie überschüttet werden von der Güte des Herrn. Gott will nicht, dass wir leiden. Gott will unsere Freude. Er hat Gedanken des Friedens und nicht des Unglücks über unser Leben. Aber wir müssen es in seine Hand legen und sagen: Dieses mit dem Gehorsam ist ganz wichtig. Der große Hohepriester macht das Heil groß, und das Heil kann nur im Gehorsam sein – dass ich dem Vater gehorsam werde, der Urheber meines Heils.
Jesus sagt: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch, lasst euch einspannen in mein Joch, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Das Joch, das Jesus bringt, ist der Gehorsam. Das ist keine Last für unser Leben, sondern die Befreiung.
Ich finde es immer gut, wenn man sich klarmacht: Du wirst immer von jemandem geritten – entweder vom Teufel oder von Jesus. Aber nur Jesus bringt dir Freiheit, wenn er dein Herr ist und du ihm gehorsam dienen darfst.
Der große Hohepriester hat dich von der Schuld befreit und führt dich heraus aus der großen Dunkelheit deines Lebens. Wenn wir im Vaterunser beten: „Dein Wille geschehe“, dann soll das in unserem Leben anfangen. Wir sollen wissen, dass er nur Gedanken des Friedens hat und nicht des Leides. Er wird herrlich mit uns umgehen. Es ist wunderbar, wenn ich diesen Frieden habe und ganz in seinem Frieden Ruhe finde – ganz geborgen bei ihm.
Zeugnisse aus der Mission und die Bedeutung des Gehorsams
Ich habe einmal auf der Insel Borneo eine Bibelschule besucht. Diese wurde mit Hilfe von Brüdern ausgebaut. Dort gab es eine große Erweckung bei den Dayaks. Die Dayaks waren früher Kopfjäger, wilde Leute, die mit ihren Blasrohren getötet haben. In die Pfeile waren Giftpfeile eingeführt, die nur durch das Blasen abgefeuert wurden.
Man erzählte mir, dass das Erste eine große Glaubenskonferenz war. Sie dauerte sieben Tage und zog einige Tausend Menschen an, die zusammenkamen, nur um das Wort Gottes zu studieren. Es ist auch interessant, dass immer das Wort Gottes im Mittelpunkt steht, das Erwägung gibt – auch in den Fernsehkulturen.
Dann fragten sie mich: „Kennst du Wilfinger?“ Ich antwortete, ich müsse Wilfinger kennen. Auf Borneo fragte man mich: „Kennst du Wilfinger?“ Dann erzählten sie mir, wer Wilfinger war. Er war ein junger Missionar aus Amerika, einer der ersten Missionare, der zu diesen kopfjägernden Dayaks kam.
Das war gerade in der Zeit, als die Japaner den Krieg in Ostasien begonnen hatten und viele Inseln, darunter auch Borneo, in Besitz nahmen. Die Dayaks sagten zu Wilfinger: „Wir verstecken dich, wir verstecken dich so, dass die Japaner dich nicht finden. Denn die Japaner haben alle Missionare gefangen genommen und umgebracht oder in Gefangenenlager nach Japan gebracht.“ Es war eine große Not.
Sie sagten: „Wir verstehen dich. Wir kennen uns hier so gut aus, dass wir nie einen Japaner finden würden.“ Doch Wilfinger sagte: „Nein, ich mache nicht mit.“ Er war verlobt, seine Braut war in den USA, und er freute sich auf seine Hochzeit. Aber er erklärte: „Ich mache nicht mit. Ich will mein Leben nicht so leben, denn wenn die Japaner kommen und euch fragen, ob ihr wisst, wo ich bin, müsstet ihr lügen. In dieser Situation kann ich euch nicht in Gefahr bringen. Dann würdet ihr den Segen von Jesus verlieren.“
Ich war sprachlos, dass junge Christen so etwas sagen – nur der Gehorsam gegenüber Gott zählt. Dann ging er ins Tal, an die Küste, stellte sich den Japanern und wurde drei Tage später erschossen.
Die Bibelschule heißt Wilfinger-Bibelschule. Für die Leute ist es wichtig zu wissen, dass der ganze Gehorsam in den Geboten Gottes zählt. In der Christenheit nimmt man den Willen Gottes oft sehr leicht und erklärt freimütig vieles anders. Doch wir werden nicht gesegnet, wenn wir nicht in den großen Ordnungen Gottes bleiben und dem Gehorsam folgen, wie er uns führt.
Die Geschichte von Wilfinger ist eine gute Erinnerung daran, dass Gehorsam voller Segen ist. Jesus hat uns den Gehorsam in seinem ganzen Leben vorgelebt. Der Sohn kann nichts tun außer das, was er den Vater tun sieht. Er hat sich ganz dem Vater verschrieben.
Darum hat Gott ihn erhöht, heißt es in Philipper 2, wegen seines Gehorsams, weil er so demütig war. Gott hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist – das ist das Geheimnis ihres Lebens.
Leben im Gehorsam als Ausdruck des neuen Bundes
Leben Sie den Gehorsam beim großen Hohen Priester, und viele dunkle Dinge in Ihrem Leben lösen sich auf. In schwierigen und kniffligen Situationen haben Sie dann einen klaren Weg: Sie sagen, ich will nie gegen Gottes Wort leben. Ich will immer dem Willen von Jesus entsprechen. „Ich will mit ihm gehen und fröhlich meinen Weg gehen.“
Das Herrliche daran ist, was später im Hebräerbrief beschrieben wird: Es ist ein besserer Bund, weil Jesus uns ein neues Herz schenkt. Ein neues Herz, das mit Freude Gott gehorsam ist, gerne in seinen Mahnungen bleibt, in seinen Worten bleibt und ihm gehorsam wird.
Das steht in Hebräer 8,10: „Denn das ist der Bund, den ich schließen will: Ich will mein Gesetz in ihren Sinn geben, und ihr Herz will ich es schreiben, und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“
Der Hohepriester schafft neue Menschen aus uns, indem wir ihm im Gehorsam dienen. Jesus, wir sehen auf dich und freuen uns am Hohepriesteramt. Wir freuen uns an der wunderbaren Vergebung der Schuld, dass er alles in Ordnung bringen will, was uns belastet. Noch mehr freuen wir uns, dass er uns in den Gehorsam hineinbringt.
Dann ist er der Urheber des Heils geworden. Es gibt kein anderes Heil als in den Geboten unseres Herrn. Und wir tun es gerne, mit Lust und Freude. Das ist die große Erneuerung unseres Herzens, die der Geist Gottes wirkt. Das Wort treibt es in uns an, sodass wir erneuerte, veränderte Menschen des Gehorsams werden, die Jesus gerne dienen und ihm angehören.