Einleitung: Die Herausforderung durch Jesus für die religiösen Führer
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 136 vom Fasten, Teil 1.
Wir sind gerade dabei zu betrachten, wie die Religiösen im Land Israel auf diesen neuen Rabbi, Jesus aus Nazaret, reagieren. Und sie tun sich, gelinde gesagt, schwer mit ihm. Schwer, weil er Sünden vergibt und weil er so unverhohlen die Nähe zu Zöllnern und Sündern sucht.
Weder sein Anspruch noch sein Verhalten passen so recht zu einem Rabbi, wie er sein sollte. Und doch können sie nichts gegen ihn tun. Kaum klagen sie ihn der Blasphemie an, tut er ein Wunder, wie es nur ein zutiefst gottesfürchtiger Mensch tun kann. Kaum ärgern sie sich an der Herkunft seiner neuen Freunde, da verweist er sie darauf, dass Gott selbst Barmherzigkeit mehr schätzt als die strikte Einhaltung von religiösen Pflichten.
Sie kommen einfach nicht an diesen Messias aus Galiläa heran. Aber es gibt noch mehr, das sie stört. Diesmal sind es nicht nur die Pharisäer, die sich stoßen, sondern ganz besonders auch die Jünger des Johannes.
Wir erinnern uns: Johannes der Täufer war schon ins Gefängnis geworfen worden. Aber natürlich gab es immer noch gläubige Juden, die sich als seine Jünger betrachteten und seine Ideale hochhielten. Auch diese kommen mit diesem Jesus nicht klar.
Übrigens ist das nicht das erste Mal. Hört euch einfach noch einmal Episode 98 an.
Die Frage nach dem Fasten bei den Jüngern Jesu
Markus 2,18: Die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten. Sie kamen zu Jesus und fragten ihn: „Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?“
Bevor wir uns inhaltlich mit diesem Text beschäftigen, müssen wir uns zunächst mit dem Thema Fasten auseinandersetzen. Beginnen wir mit einer einfachen Frage: Was ist Fasten?
Der Begriff Fasten beschreibt den Verzicht auf Essen und häufig auch auf Trinken. Interessant ist, dass es in der Bibel keine genaue Anweisung gibt, wie man fasten soll. Es gibt auch kein Fastengebot im Sinne von „Du sollst fasten“. Trotzdem sehen wir viele Gläubige, die genau das tun.
Mose, David, Esra, Nehemia, Esther, Daniel, im Neuen Testament Hanna, Johannes der Täufer, seine Jünger, Jesus und Paulus – sie alle fasten. Diese Praxis zieht sich durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte. Wo Christen etwas für Gott erreicht haben, haben sie gefastet.
Und doch ist Fasten etwas völlig Freiwilliges. Wenn überhaupt, wurde zwangsweise nur am großen Versöhnungstag gefastet. Wir lesen in 3. Mose 23,26-27: „Und der Herr redete zu Mose: Am zehnten dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag, eine heilige Versammlung soll er für euch sein. Ihr sollt euch selbst demütigen und dem Herrn ein Feueropfer darbringen.“
Beim Wort „demütigen“ oder „ihr sollt euch selbst demütigen“ findet sich manchmal in der Bibel eine Fußnote mit dem Hinweis „wörtlich: eure Seelen erniedrigen“. Schaut man in die Mischna, die jüdische Überlieferung, nach, was am großen Versöhnungstag verboten war, dann findet man neben Verboten wie Baden, dem Gebrauch von Kosmetikartikeln, dem Tragen von Sandalen und dem Beischlaf auch das Essen und Trinken.
Der große Versöhnungstag war als ein Tag der freiwilligen Demütigung ein Tag des Fastens, also des Verzichts auf Essen und Trinken. Jedenfalls in der Anwendung von 3. Mose 26. Der Text selbst spricht nur davon, dass sich Seelen erniedrigen, aber nicht genau, wie das zu geschehen hat.
Das ist die Stelle, die am ehesten als ein Fastengebot durchgehen könnte. Mehr gibt es in der Bibel nicht – außer, dass sehr viele Menschen fasten.
Jesus und das Fasten seiner Jünger
Und wir werden noch sehen, dass die Idee des Fastens dem Herrn Jesus nicht fremd ist. Er selbst hat gefastet. Das haben wir bereits gelesen in Matthäus 4,2: „Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich.“
Wenn wir mit unserem Thema fertig sind, werden wir gelernt haben, dass der Herr Jesus selbstverständlich davon ausgeht, dass auch seine Jünger fasten. So lesen wir in der Bergpredigt, Matthäus 6,16-18: „Wenn ihr aber fastet, so seht nicht düster aus wie die Heuchler, denn sie verstellen ihre Gesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn weg. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du nicht den Menschen als Fastender erscheinst, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Hier haben wir also „wenn ihr fastet“ oder „wenn du aber fastest“. Das Wörtchen „wenn“ bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie „immer wenn“. Ganz selbstverständlich geht Jesus also davon aus, dass seine Nachfolger fasten werden – fasten als eine religiöse Übung, die der Vater im Himmel vergilt.
Er gibt ihnen sogar Anweisungen dafür, wie sie es richtig machen sollen. Nämlich so, dass keiner es mitbekommt. Einerseits gibt es also kein Gebot zu fasten, andererseits rechnet Jesus damit, dass seine Jünger fasten werden.
Die Bedeutung des Fastens in der Zeit Jesu
Wir brauchen nur in Markus 2 weiterzulesen, insbesondere die Verse 18-20.
Dort heißt es: Die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten. Sie kamen zu Jesus und fragten ihn: „Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?“
Jesus antwortete ihnen: „Können etwa die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird. Dann, an jenem Tag, werden sie fasten.“
Mit „an jenem Tag“ ist nicht ein bestimmter vierundzwanzigstündiger Tag gemeint, sondern eine Zeitspanne in jener Zeit. Es wird eine Zeit kommen, in der die Jünger Jesu selbstverständlich fasten werden.
Als die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fragten, gab es keinen Anlass zum Fasten. Deshalb fasteten die Jünger Jesu zu diesem Zeitpunkt nicht. Aber sobald der Bräutigam, also Jesus, weggenommen sein würde – vermutlich nach seiner Gefangennahme oder seiner Himmelfahrt – werden sie fasten. „An jenem Tag“ bedeutet also „zu jener Zeit“.
Fasten als Ausdruck in schwierigen Lebenslagen
Lasst uns diesen Punkt noch besser verstehen. Immerhin spricht der Herr Jesus hier über das Fasten. Er redet darüber, dass wir fasten werden. Und ich kenne nur wenige Christen, die das tatsächlich tun.
Zuerst wollen wir uns anschauen, wann in der Bibel gefastet wird. Bevor ich euch morgen Beispiele dazu bringe, gebe ich euch schon einmal eine kurze Übersicht.
In der Bibel wird gefastet im Zusammenhang mit Trauer, Angst, Buße, Fürbitte und in Zeiten wichtiger Entscheidungen. Allein diese Übersicht zeigt, dass Fasten zu einem Leben gehört, das unter Druck steht. Es sind Momente, die schwierig sind oder kritisch werden könnten. Genau dann ist Fasten angebracht.
Wir tun wahrscheinlich gut daran, in unseren immer verrückter werdenden Zeiten genau diese Praxis wieder zu lernen.
Ausblick und praktische Anregungen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest den Exkurs zum Fasten im Judentum lesen, den ich auf Frogwords veröffentlicht habe. Den Link findest du im Skript.
Das war's für heute. Plane dir jetzt eine halbe Stunde in dieser Woche ein, um über dein geistliches Leben nachzudenken, besonders über dein Gebetsleben.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.