Zum Inhalt

Gefangen und doch frei

17.04.1993Apostelgeschichte 24,15-27

Ich weiche immer gerne von der so genannten Perikope ab, das ist dieser Predigtext, der auch im Losungsbüchlein steht. Warum? Nicht weil ich ein unordentlicher Mensch bin, das bin ich auch, sondern weil manche ein erstaunlich gutes Gedächtnis haben. Und über den Predigttext Joh. 21 Da ist auch so viel, ich hab glaub ich mehrfach schon drüber gepredigt hier bei Ihnen und Kassetten laufen um und dann such ich immer wieder Abschnitte in der Bibel, über die noch nie gepredigt wurde. Und die auch in dieser Perikopenordnung nicht vorkommen und da wollte ich heute mit Ihnen einen Abschnitt lesen und am nächsten Sonntag dann ein darauf folgendes Kapitel, das zeigt, wie das ins Leben übersetzt wird. Jesus ist auferstanden. Und wie lebt man das neue Leben nun und wir lesen aus der Apostelgeschichte Kap. 24 Apostelgeschichte 24 von der Haft. Vom Gefängnis, in dem Paulus der große Apostel ist. In Cäsarea. Vor seiner letzten Reise nach Rom war ja Paulus in Jerusalem verhaftet worden, es gab da einen Aufruhr auf dem Tempelplatz und die römische Bereitschaftstruppe hat ihn dann schnell auf die Burg Antonia geholt, als sie ihn lynchen wollten drunten in der Menge. Und der Oberst hatte nun Sorge wie das in Jerusalem geht, während des Festes und hat dann Paulus mit einer ganz starken Militärbesatzung, 470 Soldaten, das war eine Truppe, hat er diesen einen Häftling hinunter bringen lassen über Antipatrisis. Alles hier im Kapitel 24 beschrieben dann oder 23 am Schluss und 24 hinunter bringen lassen nach Cäsarea, wo der Landpfleger war. Dort beginnt nun nach einiger Zeit die Anklage gegen Paulus. Der Hohe Rat hat sich eines Rechtanwaltes namens Tertullus bedient. Wenn sie mal ein Musterbeispiel brauchen einer schleimerischen Rede, lesen Sie die. Also das würde mir Spaß machen nur über die heute zu predigen, aber das ist ein Unterthema. Wie einer sich so anbiedern kann, das ist nicht Christenart. Paulus redet dann ganz anders. Er versucht sich nicht lieb Kind zu machen bei dem Gouverneur. Als der Tertullus auch dem Paulus noch falsche Anklagepunkte unterschiebt, er sei ein politischer Aufrührer und er sei ein Sektenhäuptling. Da wehrt sich Paulus nur ganz kurz. Ich lese jetzt von Vers 15 ab. Apostelgeschichte 24 von Vers 15 ab.

15 Ich habe die Hoffnung zu Gott, die auch sie selbst haben, nämlich dass es eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten geben wird. 16 Darin übe ich mich, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen. 17 Nach mehreren Jahren aber bin ich gekommen, um Almosen für mein Volk zu überbringen und zu opfern. 18 Als ich mich im Tempel reinigte, ohne Auflauf und Getümmel, fanden mich dabei 19 einige Juden aus der Provinz Asien. Die sollten jetzt hier sein vor dir und mich verklagen, wenn sie etwas gegen mich hätten. 20 Oder lass diese hier selbst sagen, was für ein Unrecht sie gefunden haben, als ich vor dem Hohen Rat stand; 21 es sei denn dies "eine" Wort, das ich rief, als ich unter ihnen stand: Um der Auferstehung der Toten willen werde ich von euch heute angeklagt.

Die Verschleppung des Prozesses 22 Felix aber zog die Sache hin, denn er wusste recht gut um diese Lehre und sprach: Wenn der Oberst Lysias herabkommt, so will ich eure Sache entscheiden. 23 Er befahl aber dem Hauptmann, Paulus gefangen zu halten, doch in leichtem Gewahrsam, und niemandem von den Seinen zu wehren, ihm zu dienen. 24 Nach einigen Tagen aber kam Felix mit seiner Frau Drusilla, die eine Jüdin war, und ließ Paulus kommen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus. 25 Als aber Paulus von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht redete, erschrak Felix und antwortete: Für diesmal geh! Zu gelegener Zeit will ich dich wieder rufen lassen. 26 Er hoffte aber nebenbei, dass ihm von Paulus Geld gegeben werde; darum ließ er ihn auch oft kommen und besprach sich mit ihm. 27 Als aber zwei Jahre um waren, kam Porzius Festus als Nachfolger des Felix. Felix aber wollte den Juden eine Gunst erweisen und ließ Paulus gefangen zurück.

Wir haben doch so wunderbar Ostern gefeiert und haben uns gefreut, dass Jesus alle Macht hat. Im Himmel und auf Erden. Dass Gott ihm alles unter die Füße getan hat. Alle Reiche, Gewalten und Mächte dieser Welt. Der Stein rollt vom Grab. Die mutigen römischen Legionäre fallen auf den Boden und haben Todesangst. Der Hohe Rat ist sprachlos. Der Pilatus weiß nicht mehr was er tun soll. So hat Jesus wirklich am Ostertag triumphiert. Und jetzt? Jetzt triumphiert die Welt. Jetzt triumphiert die Welt. Jetzt habe sie den tüchtigsten Boten Gottes, seinen Missionar gebunden. Und da lachen sie alle. Man hört direkt das Hohngelächter der Hölle: "Was wollt denn ihr mit eurem Jesus?" Ob das die Schleimerei ist des Rechtsanwaltes Tertullus, ob das die Lüge und Verlogenheit der Anklage ist. Spüren Sie nicht, wie die Todesmächte sagen: "Wir haben doch alles in dieser Welt in der Hand." Der Fürst der Welt, der noch einmal sich aufspielt und sagt: "Ich kann in dieser Welt bestimmen." Vor ein paar Tagen habe ich einen alten Mann getroffen. Sehr schwer von der Krankheit gezeichnet, ging er an den Krücken. Er was Leiter eines großen Bildungsinstituts. Und dann hab ich gesagt: "Wie geht's Ihnen?" Sagt er: "Ich will nicht mehr leben." Sag ich: "Was ist es so schlimm mit Ihrer Krankheit?" Sagt er: "Ach, die Krankheit, die ist nicht schlimm. Ich verzweifle an dieser Welt und dann hat er mir aufgezählt, wie ihm das Not macht, die Kriege, die Verlogenheit. Er sagt: "Ich hab gehofft, es werde mal neu in dieser Welt, es werde mal anders. Und es gebe endlich Recht und Gerechtigkeit und das Gute werde siegen." Hat Sie das noch nie bekümmert? Was ist denn mit der Welt los? Warum darf denn der Teufel noch so wüten? In Amerika wurde das Umfrageergebnis der Meinungsforschungsgruppe "Galup" veröffentlicht. Und da wurde fest gestellt, mit genauen Zahlen, dass Gegenwärtig in Amerika Religion boomt. Ganz große Welle Religion. Aber gleichzeitig die Moral in der Bevölkerung immer tiefer sinkt. Und der frühere Präsidentenberater Colsen hat hinzu gefügt: "In den öffentlichen Stellen und der Öffentlichkeit, griff man, ist fast völlig verkümmert, der biblische Glaube. Fast völlig verkümmert. Sehen Sie in den Medien, in der Kunst in der Wissenschaft, in der Wirtschaft. In der Politik. Da bin ich froh, dass wir heute den Paulus angucken können. Da steht der Paulus vor uns, ein Gefangener. Er sieht wie ein Opfer aus. Aber gucken Sie ihn genauer an, wie er da steht. Als ein Zeuge der Auferstehung Jesu und er tritt dieser ganzen, ja wie soll ich sagen, dieser unheimlichen Welt gegenüber, dieser Lügenwelt. Dieser scheinheiligen Welt des Hohen Rates, dieser politischen Welt, diese Landpfleger Felix hat kurz darauf 20.000 Juden an einem Tag in Cäsarea abschlachten lassen. Dieser brutalen Welt tritt er gegenüber, als ein freier Mensch trotz seiner Ketten. Weil er sich von Jesus gerufen weiß und sagt: "Ich folge nur meinem Herrn Jesus." Und er ist ein freier Herr, ein freier Herr, auch wenn er an den Händen gebunden ist. Und ich sorge mich heute nicht so, was immer in jedem Gemeindeblättchen drin steht. Ob die Zahlen der Kirchenmitglieder sinken und die Kirchensteuereinnahmen und was so die Sorgen sind. Ich sorge mich, ob es bei uns noch Glaubensmut gibt. Mut, dass Leute sagen: "Ich lebe mein Leben im Gehorsam Jesu Christi." Und ich will mich an diese Welt gar nicht anbiedern, an diese schleimige Welt, an diese verlogene Welt. Haben Sie da auch wirklich einen Trennungsstrich gezogen? Das ist manchmal so widerlich, wenn in unseren Tagen so viel modisches Christentum sichtbar wird. Wo unter der Decke überall letztlich das gleiche Verhalten da ist wie in der Welt. Jesus Jünger leben ganz anders. Und sie sagen: "Ich lebe mit dem auferstandenen Jesus und gehöre ihm und folge seinem Wort." Und ich sehe den Paulus, wie er da sagt: "Lass sie doch wüten, macht doch nichts. Ich stehe und falle mit meinem Herrn. Und was auch in meinem Leben geschieht, das ist doch nicht wichtig. Sein Ich war abgestorben mit Jesus, das hat er gekreuzigt. Ich leb doch nicht für mich. Ich leb doch für Christus." Und dann gibt er sein Leben hin und verströmt es. Und will nur Christus dienen und er weiß: "Mein Herr Jesus lenkt die Geschichte. Er hat alles in seiner Hand. Das stimmt, das ist wahr, das er der Ostersieger ist. Auch wenn der Gouverneur sich noch so gebärdet. Schlimm ist jetzt bloß, wenn Sie meinen Sie müssen jetzt auch ein bisschen Notlüge machen, oder Sie müssen sich ein bisschen tricksen. Da kommen Sie unter die Räder. Mein erster Punkt ist darum: Allein gegen alle. Allein gegen alle, das war der Paulus da gestanden. Ich muss Ihnen noch ein bisschen erzählen von der Stadt Cäsarea, wer von Ihnen schon dort auf der Israelreise war, der erinnert sich ja an diese gewaltige Stadt. Das war schon von Herodes, als er die Stadt bauen ließ ein Meisterwerk. Dass er an dieser Küste einen Hafen errichten ließ. Da ist gar kein Hafen. Und dann hat er unheimlich viel Steine versenkt und der Josephus, Flavius hat das beschrieben und er sagt: "Der Hafen, der damals von Herodes dem Großes gebaut wurde, ist toller und größer gewesen als der Hafen von Piräus. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Fuß, den man heute sieht einer Statue. Das ist so ein riesen Fuß in Cäsarea. Das ist der letzte Teil von zwei riesen Statuen, die am Hafeneingang standen. Übrigens: Flotten von Schiffen haben den Marmor hergefahren. Den gibt's im ganzen vorderen Orient nicht. Und nicht bloß die Paläste, sondern auch die Häuser der Bediensteten und der Hofbeamten waren alle luxuriös gebaut. Und in diese Stadt wird Paulus gebracht mit diesen 200 Schützen, 200 Soldaten, 70 Reiter. Bewacht von der ganzen Staatsmacht als ein besonders gefährlicher und bedrohter Gefangener und Paulus steht drin und ihm imponiert das alles nicht, er nimmt die ganze Welt nicht ernst. Er sieht diesen Luxus von Cäsarea. Noch heute sitzt man ja in dem Amphitheater, man sieht die riesige Pferderennbahn von Cäsarea. Und der Paulus steht drin und von was redet er? Gar nicht von der Welt heute. Er spricht von der Hoffnung die er hat, von der Hoffnung. Wenn dieses alles vorbei ist. Das hätten Sie gar nicht gedacht, dass das so ein Wort mit Sprengkraft sein kann. Die bauten ja damals für die Ewigkeit und bald waren diese herrlichen Paläste nur noch Trümmer. Und dieser Felix und der ganze Hohe Rat und der Tertullus, sie haben alle keine Hoffnung. Alle keine Hoffnung. Wir sind Menschen, die eine Hoffnung haben. Merkt man das bei Ihnen im Krankenhaus? Wie auch der Befund ist? Wir haben Hoffnung, begründete Hoffnung ewigen Lebens. Wir sterben zuversichtlich. So hat es ein Vetter von mir im Feldlazarett hingeschrieben. Auf den durchbluteten Zettel, den die Eltern noch aufbewahrt haben, als er dann dort wenige Stunden später starb. Haben Sie Hoffnung? Haben Sie Hoffnung für Ihr Leben, wie der Paulus. Ich habe Hoffnung. Und dann sagt er: "Ich weiß von der Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten." Warum er das erwähnt? Weil das für sein Verhalten ganz wichtige Bedeutung hat. Ich übe mich zu haben allzeit ein unverletztes Gewissen. Wissen Sie, das Gewissen ist ein Kaugummi. Das können Sie so und so drehen. Sie können Ihr Gewissen besänftigen und betäuben. Sie können sagen, mein Gewissen, das sagt gar nichts. Das ist immer dumm, wenn man da sagt: Jeder nach seinem Gewissen. Es gibt so viel abgestorbenes Gewissen. Paulus trainiert sein Gewissen im Licht des künftigen Gottes. Ich übe mich, dass mein Gewissen täglich vor dem ewigen Gott bestehen kann. Da hat er uns eine Richtschnur gegeben, für uns, wie man leben kann. Und auf einmal sehen wir den Paulus als einen Menschen, der gar nicht mehr dem irdischen Gericht unterworfen ist. Er hat einen festen Standpunkt Außerhalb unserer Welt. Er ist ein Mensch, der wirklich frei ist. Wirklich frei. Ach, das hat man ja beim Paulus oft erlebt. "Ich vermag alles durch den der mich mächtig macht, Christus." So hat er mit dem Auferstandenen Jesus gelebt. Ich hoffe, dass Sie das hin kriegen. Dass Sie sich über die Bedrängnis und Not genau so hinweg setzen können und dann sagen: "Was können mir den Menschen tun?" Jetzt hab ich einen zweiten Punkt: So hilflos sind die Mächtigen. Ich muss Ihnen noch etwas zu Felix sagen, diesem Landpfleger. Felix war ein frei gelassener Sklave und der Tacitus, der große römische Geschichtsschreiber hat über diesen Felix gesagt: "Mit Wildheit und Gier übte er die Macht eines Königs. Mit dem Gemüt eines Sklaven aus." Überall bei den römischen Geschichtsschreibern ist das von Felix erhalten, dass er ein skrupelloser Mensch war. Ein fieser Kerl, der über Leichen ging, dem alles im Grund wurscht war, wenn er nur seinen Herrschaftsthron befestigt hat. Ja da muss doch der Paulus aufpassen, wenn er mit so einem Richter zu tun hat und wenn der seine Geschicke entscheidet. Paulus ist ganz ruhig. Und er wimmert nie um sein Leben. Er hängt nicht von Menschen ab, das müssen Sie wissen, wenn Sie Jesus gehören, können nicht mehr Menschen über Sie verfügen. Ist Gott für uns, wer kann jetzt noch gegen uns sein? Aber jetzt mache ich gleich weiter. Er hat eine Frau. Die Drusilla, und ich muss einfach Geschichte noch ein bisschen mit Ihnen machen. Die Drusilla war noch ein blassierter Teenager, grad 20 Jahre alt und schon die dritte Ehe. Das ist doch toll. Muss eines der zuchtlosesten und frechsten und wildesten Weiber der damaligen Zeit gewesen sein. Felix hat sie nur bekommen, in dem er einen zyprischen Zauberer bemüht hat, der sie dem König von Elimas in Syrien ausgespannt hat und dann lebt er mit dieser Frau zusammen und da steht ja auch dran sie war eine Jüdin. Und sie wissen wie die Juden das genau nehmen. Das ist ja gar nicht leicht mit einem Nichtjuden verheiratet zu sein. Für die Juden ist das ganz ganz schwer. Und die hat ihre ganze Vergangenheit einfach vergessen. Diese Drusilla. Ein Flittchen, nicht? Da lebt sie fröhlich und jetzt wie sie hört, da gibt's irgend so eine Religionssache, da sagt sie: "Och ich interessiere mich dafür." Da wacht das wieder auf, was sie als Kind einmal gelernt hat. Wir kennen das ja auch bei den Kollegen oder im Freundeskreis, man palavert mal ganz gern über Religion. Jeder schwatzt mal gern über Kirchensteuer oder über den Papst oder übers Zölibat. Es gibt ja so Themen, wo man nächtelang diskutieren kann. Das ist ja alles interessant. Und so will die Drusilla auch mit dem Paulus ein Schwätzchen machen und laden ihn in den Salon ein und sagen: Das gibt eine nette Abendunterhaltung. Und dann kommt der Paulus rein. Und er sieht die beiden gar nicht anklagend, in großer Ruhe und ich wünsche Ihnen, dass Sie auch heute ein solche Glaubenskraft haben der Welt ihr Urteil zu sprechen. Er redete von der Gerechtigkeit, von der Keuschheit und von dem zukünftigen Gericht. Und auf einmal rutscht der Gouverneur Felix auf seinem Sessel und sagt: "Ich, ich kann grad nicht mehr sitzen, nicht?" Und sagt: "Wir müssen das abbrechen, mir ist grad nicht so gut." Bloß das Wort eines Gefangenen. Sosonizin hat einmal gesagt, was sie entdeckt haben im Archipel Gulag. Ein Wort der Wahrheit kann die ganze Welt aufwiegen. Mir macht das heute nicht Sorge, dass die Kirche Mitglieder verliert, sondern mir macht das Sorge, ob wir noch das Wort der Wahrheit bekennen. Das Bibelwort. Das Bekenntnis von Jesus, die Welt aus den Angeln hebt. Wo Menschen zum Glauben finden. Und da spricht er ganz schlicht von der Gerechtigkeit, ja versteht das überhaupt der Felix? Er versteht es plötzlich doch. Das sind nämlich gar keine Sprachprobleme. Keuschheit. Meinen Konfirmanden musste ich erst erklären was keusch heißt, das wissen die nicht mehr, weil das nicht mehr in der Mode ist heute in unserem Sprachgebrauch. Das ist ja interessant, wie sich der Sprachgebrauch wechselt. Wir können ja auch sagen Selbstbeherrschung. Und ein Felix weiß, dass es da bei ihm fehlt. Selbstbeherrschung. Die größte Gabe, die uns Gott gegeben hat, ist dass wir Lust und Freude empfinden können, dass wir Geschlechtlichkeit haben. Leben schaffen dürfen. Aber wenn die großen Gaben Gottes unter dämonische Einflüsse geraten und das geschieht in der Sünde, dann ist das wie ein Gaul, den man nicht mehr mit den Zügeln packen kann. Dann geht der durch. Und dann reißt das einen Menschen in die Tiefe. Und der Paulus war ja ein liebevoller Seelsorger, wie gern hätte er mit dem Felix drüber gesprochen, dass Jesus frei macht von den Ketten der Sünde und los macht. Aber da wacht das Gewissen des Felix auf und er wird unruhig. Und er kann das gar nicht mehr ertragen, wenn Sünde aufgedeckt ist und dann, dann verschiebt er das, dass er sagt: "Geh bitte, geh bitte. Zu gelegener Zeit will ich dich mal wieder holen." Dummes Gerede. Was wird da gelogen und wie erbärmlich ist der Mensch, das wollte ich Ihnen ja zeigen, so hilflos in dem Mächtigen. Dass er vor einem armen Gefangenen noch lügen muss, noch nicht mal die Wahrheit sagen kann. Wer ist denn eigentlich gebunden? Und wer ist frei? Der Felix ist der Gebundene in seinen Ketten. Er kann ja gar nicht heraus. Er sitzt da und ist gebunden. Solche Menschen könnten viel leichter wie Felix das Evangelium verstehen eigentlich heißt's die Frommen. Wissen Sie das bei Ihnen ist das vielleicht noch schwerer. Gefallene, Gebundene, Abhängige, Süchtige. Weil Sie sagen: "Ja, bei mir ist das so, ich komm gar nicht los von meinen Ketten." Großer Gegensatz: Der gebundene Paulus und er ist plötzlich gar nicht mehr gebunden. Ja doch, da hat er noch die Ketten, aber gegenüber dieser große Gouverneur, ein armes Würstchen, armes Würstchen. Und ich habe Ihnen am Sonntag, am Ostersonntag gesagt: Richtig leben kann man nur mit dem auferstandenen Jesus. Ohne ihn kann man gar nicht leben. Das sehen Sie hier. Kann gar nicht leben. Noch ein letzter Punkt: Gefangen und doch frei. Gefangen und doch frei. Mir ist das so wichtig, weil heute ja alle bei uns so freiheitsdurstig sind. Die Jungen wollen los sein von der Autorität der Eltern, die Frauen wollen sich emanzipieren. Die wollen, dass sie endlich ganz frei sind und die Nationen wachen auf: "Wir wollen endlich Freiheit haben." Und man wirft oft dem Paulus vor, er hätte sich zu wenig für die Freiheitsbelange eingesetzt. Das stimmt. Der Paulus hat, das war im Philemonbrief ganz deutlich gesagt: Ein Sklave ist ein Freier, auch wenn er noch in Treue die alten Arbeitsbedingungen erfüllt. Weil er innerlich frei geworden ist. Da sehen Sie hier etwas. Gefangen und doch frei. Beim Paulus haben sie nie erlebt, dass er gewimmert hat: Ich möchte Freiheit, ich möchte Freiheit. Und wenn er dort in Cäsarea in dem Palast zwei Jahre war er dort in Haft in Cäsarea. Wir können das ganz genau rekonstruieren. Dann hat er das Rauschen der Wellen gehört. Was hat das bei dem Paulus Schmerzen bereitet? "Ich wollte Hinaussegeln und das Evangelium der ganzen Welt verkünden", und jetzt sitzt er zwei Jahre in Haft. Aber er hat seine Sorgen einfach Jesus hin gelegt und sagt: "Der Herr macht's recht, denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen." So kann man's mit dem auferstandenen Jesus machen, seine Beschränkungen akzeptieren. Können Sie das auch so? Sagen: "Gott hat mich Matt gesetzt. Aber ich weiß nicht wozu das gut ist, aber ich will's akzeptieren und ihm danken. Noch ein Stück der Erbärmlichkeit dieses Felix, dieses Gouverneurs an dieser Stelle: Er hat den Paulus öfters zum Gespräch geholt und dann steht da: Er hat eigentlich gar nicht auf die Antworten des Paulus gewartet. Er hat's so gemacht, so wie's in Südamerika die Polizei macht. Wissen Sie, die gucken immer nur nach dem Geldbeutel, wo sie das Bestechungsgeld kriegen, das Korruptionsgeld. Dabei war der Gouverneur steinreich, der hat Geld gehabt wie Heu. Dann können sie sich vorstellen, wenn die so eine Stadt dort gebaut haben. Aber es stimmt ja, niemand ist so ans Geld gebunden, wie die Reichen. Und jetzt guckt er, ob er von dem armen Häftling noch ein paar Mark abstauben kann. So gebunden ist der Felix. Armer Mann. In Kette gebunden ihm gegenüber der Paulus und wissen sie, niemand kann ihm schaden, da steht drin, dass dann eigentlich ohne Grund der Felix dem Paulus große Hafterleichterungen gibt und in diesen zwei Jahren ist ungeheuer viel geschehen. Paulus bekommt viel Besuche von Trophimus, von Tychikus, von Aristarch, von seinem besten Mitarbeiter, vom Timotheus, Lukas wird dauernd um ihn gewesen sein, dort wird Lukas ganze Stücke des Lukasevangeliums vielleicht mit Paulus zusammen geschrieben haben. Briefe sind entstanden, der Römerbrief, die beiden Korintherbriefe, Philipperbrief, Galaterbrief. Wahrscheinlich, so kann man es annehmen, hier, es steht nämlich da: "Es grüßen euch die, die aus der Prätorianergarde sind." Das war eine Prätorianergarde, die unmittelbare Leibwache des Gouverneurs und da waren schon Christen dabei in Cäsarea, die zu dem Paulus gehalten haben. Sehen Sie, das sieht manchmal für uns so bedrohlich aus, die Welt, in der wir leben. Und in der Welt geschieht so viel Unheimliches. Wissen Sie, dass Jesus alle Macht hat, im Himmel und auf Erden? Und dass er seine Planungen durchführt und dass dieses Bild des gebundenen Paulus für Sie ein mitmachendes Zeichen ist. So wunderbar ist das, wie Gott auch hier diese Haftzeit in Segen umgewandelt hat. Wenn wir heute wählen sollen, die Haft oder die Briefe vom Paulus, ach die Haft, die muss er halt durchstehen, aber die Briefe, die wir haben. Ohne Römerbrief, ohne Korintherbriefe, wir könnten ja gar nicht leben, Thessalonicherbriefe, alles dort entstanden. So hat Gott das benützt und hat Segen draus gemacht. In seiner Fülle. Mir ist jetzt nur für Sie wichtig, dass Sie auch mit dem auferstandenen Jesus leben und sagen: "Wenn ich schon krank bin, oder wenn mir der Herr schon das Leid zumutet, dann soll wenigstens Frucht raus kommen. Bleibende Frucht, für ihn. Und ich will nur schauen, wie Jesus in meinem Leben das Sagen hat und mich bestimmen kann und er mich regiert." Ich möchte das nächste Mal weiter machen und über die zweite Prozesshälfte in Kapitel 26 reden. Der Felix hat ja den Prozess verschleppt, bis er abgelöst wurde. Claudius, der Gönner hat ihn auf diesen Thron gebracht, der Nero hat ihn später abgesetzt. Ein Mann war ganz nah davor, dass er das Himmelreich gewinnt und er hat's nicht entdeckt. Sein Gewissen hat gesprochen. Wenn Ihr Gewissen redet, das ist nie Menschenmanipulation, Sie können ein Gewissen nie aufwecken, Sie können Ihr Gewissen betäuben, aber niemand kann durch sein Reden ein Gewissen aufwecken. Wenn Ihr Gewissen aufwacht, ist das eine Gottesstunde. Dann redet Gott ganz besonders mit Ihnen, dann müssen Sie handeln, entschlossen handeln. Dann dürfen Sie's ja nie so machen wie Felix, dass Sie's auf die lange Bank schieben und sagen: "Ein ander Mal." Das sind Gottesstunden und Felix hat sie verpasst. Ach dass wir es doch packen, richtig packen und begreifen, dass Jesus unser Leben total verändern kann. Amen.