Einführung in die Bergpredigt und ihre Bedeutung
Kapitel 5, 6 und 7 des Matthäusevangeliums sind ein Beispiel für die Verkündigung Jesu. An einem einzigen Tag hielt er eine Predigt, die in der Geschichte der Welt beispiellos ist. Nie zuvor hat eine Rede eines Menschen die Geschichte so nachhaltig geprägt wie die Bergpredigt.
Hier legt Jesus das Evangelium des Königreichs dar. Diese Predigt ist sein Programm für sein Königreich. Menschen aus der Friedensbewegung schätzen diese Predigt sehr, zumindest bestimmte Abschnitte daraus. Besonders beliebt sind Passagen, die eine Welt ohne Gewalt beschreiben – eine Utopie. Man stelle sich vor, alle würden sich nach den Grundsätzen dieser Predigt verhalten.
Tolstoi fand in der Bergpredigt seine Inspiration für sein gewaltiges Werk „Krieg und Frieden“. Sein Traum war die Abschaffung von Exekutive, Militär und allen Formen von Autorität. Dieses Programm sollte die Utopie verwirklichen.
Ein ehemaliger Erzbischof von Canterbury, das Oberhaupt der Kirche Englands, äußerte dazu, dass es unmöglich sei, die Politik Großbritanniens auf Grundlage der Bergpredigt zu betreiben. Denn dieses Land kenne den König Jesus nicht an und sei ihm nicht loyal. Die Bergpredigt könne nur von Menschen verstanden und befolgt werden, die freiwillige Untertanen dieses Königs sind.
Paradoxien und zentrale Aussagen der Bergpredigt
Aber nicht nur Tolstoi und Friedensbewegte sind von utopischen Vorstellungen geprägt. Einmal habe ich einen jungen Mann gefragt: „Wenn Gott dich fragen würde, Sepp, warum soll ich dich in mein Himmelreich eintreten lassen? Was würdest du ihm antworten?“
Der Sepp sagte: „Na ja, ich lebe nach der Bergpredigt.“ Da dachte ich: Lesen wir dieselbe Bergpredigt? Die Bergpredigt ist paradox. Sie beginnt mit den Seligpreisungen.
„Glückselig die Reichen“ – so würde man es in unserer Welt formulieren. Glückselig sind die Edlen, die Erfolgreichen, die Berühmten, die aggressiven Menschen, die mit ihren Ellbogen vorankommen. Das ist das Evangelium dieser Welt.
Aber Jesus stellt alles auf den Kopf. Jemand sagte, es sei, als ob Jesus zum Schaufenster des Lebens gekommen wäre und alle Preisschilder verändert hätte: Glückselig die Armen, glücklich die Trauernden, die Verfolgten. Wie kann es so etwas geben?
Wir werden im Laufe des Vortrags sehen, dass es einen wesentlichen Unterschied gibt zwischen der Glückseligkeit, die Jesus über Menschen ausspricht, die so leben, und dem Glück, das diese Welt anbieten kann.
Das Glück dieser Welt ist wie ein Schwarm von Vögeln. Die Vögel landen in meinem Garten, verweilen eine Weile, aber wenn ich ihnen zu nahe komme, fliegen sie weg. So ist das Glück dieser Welt.
Wenn wir unser Glück in Erfolg, Reichtum oder erstrebenswerten Zielen suchen, will Jesus uns eines sagen: Der Baum des echten Glücks kann nicht auf verfluchtem Erdboden wachsen.
Zweitens ist diese Predigt paradox, weil sie alle unsere üblichen Religionsvorstellungen auf den Kopf stellt. Ein Beispiel finden wir in Kapitel sieben. Lesen wir zusammen den Predigtschluss.
Warnung vor Selbsttäuschung am Eingang zum Himmelreich
Kapitel 7, Vers 21
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel eingehen. Manche glauben, dass alle Menschen in das Reich der Himmel kommen werden. Aber Jesus sagt: Nicht jeder, der „Herr“ sagt, wird hineinkommen, sondern nur derjenige, der den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist.
Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben, in deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!
Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als der Platzregen fiel, die Ströme kamen und die Winde wehten und gegen jenes Haus stürmten, fiel es nicht, weil es auf dem Felsen gegründet war.
Jeder, der diese meine Worte hört und nicht tut, wird einem törichten Mann verglichen, der sein Haus auf den Sand baute. Als der Platzregen fiel, die Ströme kamen und die Winde wehten und gegen jenes Haus stießen, fiel es, und sein Fall war groß.
Unser Thema heute Abend lautet: Die Bergpredigt zeigt uns den Eingang ins Himmelreich. Hier finden wir eine Stelle, die uns zeigt, wie der Eingang ins Himmelreich aussieht. Doch über dem Eingang steht eine Warnung gegen die Gefahr der Selbsttäuschung.
Selbsttäuschung ist die schlimmste Form des Betrugs. Es gibt zwei Kategorien von Selbstbetrügern. In diesem Text geht es nicht um Atheisten oder Agnostiker, nicht um irreligiöse Menschen, sondern um religiöse Selbstbetrüger.
Die erste Gruppe sagt etwas und gibt etwas an, tut es aber nicht. Sie haben ein Bekenntnis: „Jesus, Jesus, Herr.“ Sie behaupten, viel für den Herrn getan zu haben. Ihre Form der Selbsttäuschung besteht darin, zu glauben, der Eingang ins Himmelreich werde durch ihre religiösen Werke, Rituale oder ihren Dienst für den Herrn geöffnet.
Die zweite Gruppe sind Menschen, die etwas hören, aber es nicht tun – das Wort Gottes. Oft meint man, das Verständnis des Wortes Gottes, das Hören des Evangeliums oder das Vertrautsein mit dem, was Jesus gesagt und getan hat, sei der Eingang ins Himmelreich.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen liegt nicht darin, dass eine Gruppe das Wort Gottes versteht und die andere nicht. Beide hören das Wort Gottes. Der Weise baut sein Leben jedoch auf eine feste Grundlage: den Gehorsam gegenüber den Worten Jesu. Der törichte Mensch baut sein Leben auf eine andere Grundlage, nicht auf das, was er von Jesus Christus gehört hat.
Aus Gottes Sicht ist dies der entscheidende Unterschied zwischen Weisheit und Torheit, zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Erfolg und Zusammenbruch im Leben.
Jesus sagt zur ersten Gruppe, die am Tag des Gerichts kommen und sagen: Herr, Herr: „Weicht von mir!“ Das erinnert an die Aussage am Ende desselben Evangeliums in Kapitel 25: „Weicht von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist für den Teufel und seine Engel.“
Diese Menschen meinten, sie wären dabei, doch sie werden ausgeschlossen, weil sie den Willen des Vaters nicht getan haben.
Dann lesen wir vom Zusammenbruch, von einem großen Fall, von einem Lebenswerk, das auf einem unzureichenden Fundament errichtet wurde. Ein Lebenswerk, das nicht auf dem Gehorsam gegenüber Jesus Christus gegründet ist.
Die Warnung steht über dem Eingang ins Himmelreich: Passt auf, betrügt euch nicht selbst! Nicht jeder wird gerettet werden.
Gottes Gesetz und die Forderung nach vorzüglicher Gerechtigkeit
Aber der Eingang ins Himmelreich wird bereits in Kapitel fünf dargestellt. Lesen wir dort Kapitel 5, Vers 17:
„Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Jota oder ein Tüpfelchen vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel. Wer aber sie tut und lehrt, der wird groß heißen im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“
Wiederum wird hier der Eingang vor Augen gemalt und zugleich eine Warnung ausgesprochen: Der Eingang ist keine Selbstverständlichkeit.
Jesus redet, wie auch ich heute Abend, nicht in ein Vakuum hinein. Er spricht im ersten Jahrhundert in einer Gesellschaft, die stark von Religion geprägt ist. Ich habe diese Woche einen Artikel über das Heilige Land in den Salzburger Nachrichten gesehen. Habt ihr das gelesen? Ja, das war das Heilige Land, und die Menschen dort waren wirklich religiös.
Jesus spricht vor diesem Hintergrund, der unserem religiösen Hintergrund sehr ähnlich ist. Der Zeitgeist war ebenfalls religiös. Er richtet sich an vier Gruppen von Menschen.
Zuerst an die Pharisäer, die Religionisten, eine Sekte, die meinte, dass richtige Religion aus dem Halten göttlicher Regeln und religiöser Traditionen besteht. Sie beobachteten das Gesetz, Riten, Traditionen und Brauchtum. Bei den Pharisäern stand das Brauchtum ihrer Väter im Vordergrund. Sie blickten sozusagen in die Vergangenheit zurück. Was ihre Väter geglaubt hatten, hielten sie für richtig.
Dann gab es die Sadduzäer, eine andere Partei, die sehr politisch engagiert war. Sie waren die Realisten, die Gegenwartsmenschen. Sie sahen, dass Religion mit den Römern zusammenarbeiten müsse. Sie waren liberal denkende Menschen und hielten nicht viel von Übernatürlichem, wie Auferstehung oder Engeln. Sie veränderten und benutzten die Schrift zu ihrem eigenen Vorteil, um ihre religiöse Philosophie zu untermauern. Dabei nahmen sie es nicht so genau mit der Bibel. Solche religiösen Menschen kennen wir auch heute.
Die dritte Gruppe waren die Essener, ebenfalls religiöse Menschen. Sie sahen Gerechtigkeit in der Absonderung von der Gesellschaft. Sie bauten für sich Stätten in der Wüste, zum Beispiel beim Qumran, wo wir in unserem Jahrhundert diese phantastischen Schriftenfunde erlebt haben. In Wüstengegenden kapselten sie sich von der Gesellschaft ab.
Die vierte Gruppe waren die Zeloten. Sie waren die damaligen Befreiungstheologen. Sie wollten, mit oder ohne Messias – hoffentlich mit ihm –, das römische Joch brechen und diesem freiheitsliebenden Volk Freiheit bringen. Politischer Aktivismus war ihr Kennzeichen.
Doch die Gerechtigkeit und die religiöse Vorstellung Jesu waren ganz anders als die dieser vier Gruppen.
Den Pharisäern verkündete er, dass Geistlichkeit und Gerechtigkeit nicht in erster Linie eine Frage von Äußerlichkeiten und Ritualen sind, sondern von einem Innenleben, das Gott gefällt.
Den Sadduzäern sagte er, dass Gerechtigkeit nicht des Menschen Weg ist, sondern Gottes Weg.
Den Essenern erklärte er, dass es nicht so sehr um den Körper geht, sondern vielmehr um das Herz und die Herzenshaltung.
Den Zeloten sagte er, dass es nicht um politische Revolution geht, sondern um eine echte Umwälzung im Leben, die sich in der Gesellschaft durch veränderte Menschen zeigt. Das ist die wahre Revolution.
Und er sagt hier in Vers 20: Um in das Reich der Himmel einzugehen, muss meine Gerechtigkeit vorzüglicher – das heißt überfließender – sein als die der Pharisäer. So...
Die Gerechtigkeit der Pharisäer und ihre Kritik
Wir müssen uns einmal fragen: Wie sah die Gerechtigkeit der Pharisäer aus? Die Pharisäer sind für uns sprichwörtlich geworden. Wenn man jemanden als Pharisäer bezeichnet, sollte man auf die Reaktion achten. Aber was glaubten sie wirklich?
Sie waren die strengste Sekte der Juden und hatten großes Vertrauen in ihre eigenen religiösen Leistungen. Zur Zeit Jesu gab es ein Sprichwort: Wenn nur zwei Menschen in den Himmel kommen, wird einer ein Pharisäer sein und einer ein Schriftgelehrter. Sie waren die religiösesten der Religiösen und überzeugt, dass Gott verpflichtet sei, ihre religiösen Bemühungen anzuerkennen und sie in den Himmel einzulassen. Für den Pharisäer war es undenkbar, dass er, ein Kind Abrahams, der das Gesetz ernst nimmt, verloren gehen könnte.
Woran erkannte man ihre Gerechtigkeit? Zuerst einmal, wenn man das Matthäusevangelium Kapitel 23 zurate zieht. Das Matthäusevangelium ist ein interessantes Buch: Es beginnt mit den Seligpreisungen, und ganz am Ende des Buchs finden sich die Wehrufe. Diese sind sich sehr ähnlich – Seligpreisungen an Menschen, deren Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, und dann Wehrufe an die Pharisäer und Schriftgelehrten selbst.
In Kapitel 23, Vers 25 heißt es: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, innen aber sind sie voller Raub und Unmäßigkeit. Blinde Pharisäer, reinigt zuerst das Innere des Bechers, damit auch sein Äußeres rein werde!“ Ihre Gerechtigkeit war gekennzeichnet von einer Betonung auf Äußerlichkeit. Sie legten großen Wert auf die äußerliche Beobachtung von Gesetzen und Traditionen, von Feiertagen und Brauchtum. Wenige Gedanken richteten sie auf das Innenleben eines Menschen, wenige Gedanken machten sie sich über ihre eigenen Motive. Solange die Taten stimmten, war das, was im Herzen war, egal für den Pharisäer.
Er konnte durch die Augen genießen, auch wenn er mit den Händen nicht tasten durfte. Nun ja, ein bisschen Augenweide – ist das so schlimm? Liebe Freunde, wenn ihr so denkt, dann denkt ihr wie die Pharisäer. So dachten sie. Ihr Herz war voll Begierde. Jesus sagte: „Seid ihr voller Raub und Unmäßigkeit!“ Heuchelei ist kein Ersatz für Heiligkeit, Riten sind kein Ersatz für Gerechtigkeit.
Zweitens war ihre Gerechtigkeit wählerisch. In Vers 23 heißt es weiter: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze, den Dill und den Kümmel, habt aber die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseitegelassen: das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben.“ Diesen hättet ihr tun sollen und jenes nicht lassen. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt und das Kamel verschluckt! Sag mir ja nicht, dass Jesus keinen Humor hatte. Natürlich ist das eine bildhafte Sprache: Man sieht ein ganz kleines Staubkorn am Becher und muss es entfernen, aber dann verschluckt man ein Kamel.
So war ihre Gerechtigkeit wählerisch. Recht, Barmherzigkeit, Treue – das Halten ihres Wortes – all das ließen sie beiseite. Sie hatten keine Empathie. Eine arme Witwe, die wehrlos war, wurde durch Wucherszinsen ausgebeutet und ihr Besitz an sich gerissen. Doch sie hatten ein großes Gewissen dabei, ins Prätorium von Pilatus zu gehen. Sie wollten sich nicht durch diesen heidnischen Menschen besudeln. Sie waren bereit, den Sohn Gottes zu kreuzigen, aber nicht bereit, ohne eine zeremonielle Waschung zu essen. Ihre Gerechtigkeit war also sehr wählerisch.
Drittens hatten sie eine modifizierte Gerechtigkeit. Statt ihr Leben dem Gesetz anzupassen, passten sie das Gesetz ihrem Lebensstil an. Sie wussten sogar selbst, dass es unmöglich war, alle Gesetze einzuhalten. Deshalb setzten sie verschiedene Prioritäten. Ein junger Gesetzeslehrer fragte Jesus: „Welches ist das größte Gebot?“ Denn die gängige Theorie war, wenn man das größte Gebot hält, kann man einiges beiseitelassen.
Sie schrieben ihre eigene Auslegung der Tora, das Gesetz, den sogenannten Talmud. Darin fanden sie Wege, mit Strafen und strengen Anforderungen Gottes umzugehen. Sie waren nicht bereit, sich im Licht von Gottes Wort zu richten. Stattdessen zogen sie Gottes Wort und Herrlichkeit auf ihr eigenes Niveau herab und modifizierten Gottes Grundsätze.
Viertens waren sie selbstzentriert und selbstgerecht. Sie prahlten mit ihrer Gerechtigkeit. Wir kennen vielleicht die Geschichte vom Pharisäer in der Synagoge. Er betete, und hinten in der Synagoge stand ein Zöllner. Der Pharisäer erhob seine Augen zum Himmel und sagte: „Gott des Himmels, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder wie dieser Zöllner.“ Dabei warf er einen Seitenblick auf den Zöllner.
Sie hielten viel von sich selbst und genossen es, wegen ihrer religiösen Leistungen angesehen zu werden. Jesus sagt, sie stünden gerne an der Ecke und beteten laut, damit sie von anderen gesehen werden. Das ist irgendwie nicht dumm. Man will zu Gott beten, und das ist gut. Aber hier ist ein Pharisäer unterwegs zum Tempel, und die Leute schauen: Wahnsinn, da steht er und betet. Er kann nicht einmal warten, bis er im Tempel ist.
Ja, und er hat einen doppelten Gewinn: Er denkt, es gefällt Gott, und andererseits sehen die Leute, wie heilig er ist. So steht er auf der Straße, und um zwei Straßen zugleich zu erreichen, stellt er sich an die Ecke. Das ist wirklich optimal.
Diese Befriedigung durch die Anerkennung der Menschen war wichtig für sie. Paulus schrieb später, dass sie ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten wollten und sich daher der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwarfen.
Gottes unveränderliche Anforderungen an Gerechtigkeit
Wenn wir über den Eingang in das Himmelreich nachdenken, müssen wir eine vorzüglichere Gerechtigkeit haben als die, die wir bisher beschrieben haben. Diese Gerechtigkeit ist nicht nur die Gerechtigkeit der Alten. Wie wir in Kapitel 5 lesen, ist Jesus nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen. Solange Himmel und Erde bestehen, bleiben Gottes Anforderungen an Recht bestehen. Sie sind unveränderlich.
Es ist nicht so, dass wir sagen könnten: „Es ist jetzt das zwanzigste Jahrhundert, und das war damals gut genug, aber wir sind moderne Menschen.“ Gottes Richtlinien sind nicht aufzuheben. Wir dürfen nicht wählerisch sein in unserer Gerechtigkeit. Gottes Standard bleibt Recht, und Jesus hält diesen Maßstab hoch.
Wenn wir nun im fünften Kapitel, Vers 21, weiterlesen, sehen wir, dass Jesus keine Abstriche macht. Er betont die göttlichen Maßstäbe für das Leben in seinem Königreich. Im Gegensatz zur Gerechtigkeit der Alten, das heißt der Gerechtigkeit der Rabbinen mit ihren Traditionen und Lehrsätzen, die von den Pharisäern überliefert wurden, legt Jesus den Standard Gottes dar und hält diesen Maßstab hoch.
Im Gegensatz zu Äußerlichkeiten, Oberflächlichkeit und heuchlerischer Gerechtigkeit spricht Jesus von einer innerlichen Gerechtigkeit, von der Gerechtigkeit des Herzens. Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, muss die Äußerung einer richtigen Herzenshaltung sein. An anderen Stellen der Heiligen Schrift lesen wir dazu, zum Beispiel beim Apostel Paulus: „Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, dass ich irgendwie schuldig bin, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr. So verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringt und die Absichten der Herzen offenbaren wird. Dann wird jedem sein Lob von Gott zuteilwerden, dem Verborgenen des Herzens.“
Wie der Hebräer-Schreiber sagt: Gottes Wort reicht tief in das Menschenherz hinein, scheidet Herz und Seele, Knochen und Mark. Gottes Wort durchforscht. Jeremiah, der alttestamentliche Prophet, sagte: „Das Herz ist trügerisch, wer erkennt seine Tiefen?“ – „Ich, der Herr, erkenne das Herz, ich erforsche die Nieren, um jeden zu belohnen nach seinem Werk.“ Oder wie wir in der Offenbarung lesen: „Ich bin es, der Nieren und Herzen erforscht, und ich werde euch jedem nach eurem Werk geben.“
Im nächsten Abschnitt führt Jesus sechs Fallbeispiele an, in denen er die Gerechtigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten der Gerechtigkeit des Königreiches gegenüberstellt. Jesus hält das Gesetz hoch – Religion hält Gottes Standard nicht aufrecht.
Vers 21: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: ‚Du sollst nicht töten.‘ Wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder ohne Grund zürnt, dem Gericht verfallen sein wird. Wer aber zu seinem Bruder ‚Raka‘ sagt, dem wird der Hohe Rat verfallen sein. Wer aber sagt: ‚Du Narr!‘, der wird dem Feuer der Hölle verfallen sein.“
Jesus beginnt mit Mord, dem ersten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, als Kain seinen Bruder Abel tötete. Hier ist die Rede von absichtlicher Tötung eines Menschen aus persönlichen Beweggründen, egal welcher Art. Die Rabbinen haben einen Zusatz zum ursprünglichen Gebot hinzugefügt: Das Alte Testament sagt „Du sollst nicht töten.“ Die Rabbinen fügten hinzu: „Wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein.“ Das ist eigentlich ein Zusatz und zugleich eine Abschwächung. Statt das Urteil des Alten Testaments hochzuhalten, reserviert sich die Religion das Recht, über den Mörder zu entscheiden. Gottes Charakter und Beschaffenheit werden nicht hochgehalten.
Gott hat gesagt, der Mensch sei im Ebenbild Gottes geschaffen und habe ewigen, wesentlichen Wert. Deshalb muss der Mörder des Menschen getötet werden. Ich werde nie die Szene im Film „Wiesenthal – Nicht Recht, nicht Rache“ vergessen, wo von einem Oberösterreicher, einem Kriegsverbrecher, die Rede war, der für den Tod von siebzigtausend Juden verantwortlich war und schließlich sieben Jahre Gefangenschaft in Russland verbüßt hatte. Er sagte, das heiße umgerechnet, dass das Leben eines Juden zwanzig Minuten wert sei. Siebzigtausend Menschen, er sitzt sieben Jahre, ein Mensch, im Ebenbild Gottes geschaffen, und der Wert seines Lebens sei zwanzig Minuten deiner Zeit? Nein! Der Mensch ist zu teuer, und das Leben ist zu heilig.
Jesus korrigiert das in Vers 22: „Ich aber sage euch, ihr Selbstgerechten, seid nicht so schnell, euch selbst zu rechtfertigen.“ Mord entspringt dem Herzen, nicht den Händen. Er beginnt mit bösen Gedanken – egal, ob sie ausgeführt werden oder nicht. Sein Jünger Johannes sagt: „Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder.“ Hass entspringt dem Zorn, und Mord entspringt dem Hass. Psychologen sagen, es gibt keine Empfindung oder Gefühlsregung, die öfter in Mord ausartet als Hass.
Jesus möchte unsere Selbstgerechtigkeit vernichten. Der Pharisäer steht in der Synagoge und betet: „Oh Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, wie die Mörder.“ Gleichzeitig verachtet er im Gebet den Zöllner und hält ihn für einen Toren. In seinem Herzen ist Mord.
Wir rümpfen die Nase über Verbrecher und sehen auf sie herab. Das ist falsch. Statt unser Leben an Gottes Recht zu messen, schauen wir auf die Gesellschaft, sehen die zunehmenden Verbrecher und sagen: „Oh, es ist eine furchtbare Zeit, sie sind schreckliche Verbrecher.“ Hast du heute in der Zeitung gelesen? Wenn es ein Verbrechen gibt, wird es morgen in der Zeitung sein. Man fühlt sich hervorgehoben in der Gesellschaft. Weißt du, woher dieses Empfinden kommt? Aus dem Herzen eines Pharisäers.
Wir vergleichen uns nicht mit Verbrechern, sondern mit Gottes Maßstab. Ein Verbrecher namens „Tugand Charlie“ wurde 1931 in Chicago getötet. Als man seine Leiche fand, nachdem er in der Wohnung seiner Freundin entdeckt wurde – er hatte etwa zwanzig Menschen getötet und einen Polizisten umgebracht, ein Massenmörder der 1930er Jahre – fand man eine Notiz in seinem Mantel: „Unter diesem Mantel ist ein einsames Herz. Ich bin sehr müde, ich will niemandem wehtun, ich bin wirklich ein guter Mensch.“
Der Mensch ist ein Selbstbetrüger. Er möchte sich gut vorkommen, egal wie er gelebt hat. Gemessen an Gottes Maßstäben will der Mensch oft, wenn er sich nicht fürchtet oder von Feigheit heimgesucht wird, jemanden umlegen. Viele Menschen, die nie Mord begangen haben, haben es im Gedanken häufig getan. „Oh, wenn der Blick töten könnte, wer wäre dann noch übrig auf diesem Planeten?“
Zorn – nicht jede Form von Zorn ist verboten. Jesus wurde zornig, als die Herrlichkeit seines Vaters missachtet wurde, als Menschen im Namen Gottes Geschäfte im Tempel machten und mit den Seelen der Menschen handelten. Er wurde zornig, machte eine Peitsche und vertrieb die Händler aus dem Tempel. So würde er auch heute vorgehen.
Wenn wir Verbrechen sehen, wenn schuldlose Menschen ausgenutzt, betrogen, getötet oder vergewaltigt werden, empfinden wir keine Gerechtigkeit, wenn wir nicht zornig werden. Jesus spricht von einer anderen Art von Zorn: nicht Zorn über die Verletzung von Gottes Ehre oder über die Verletzung Hilfloser, sondern selbstsüchtiger Zorn, wegen Beleidigungen an der eigenen Person oder wegen erlittenem Schaden.
Dieser Zorn ohne Grund ist der Zorn, den man hegt und pflegt, ein kochender, lodernder Zorn. Es ist wie bei der Herstellung von Joghurt: Man braucht nur einen Joghurtbäcker und Milch, dann kann man monatelang Joghurt haben, wenn das Zeug frisch bleibt. So ist es auch mit dem Zorn. Jemand hat mich beleidigt, vielleicht vor Jahren. Ich hege ihn, pflege ihn, grüße die Person nicht, gehe ihr aus dem Weg und brüte Bitterkeit und Hass im Herzen.
Unsere Nachbarin oder ehemalige Vermieterin: Ihr Bruder starb, sie ging zum Begräbnis, sie war nicht da. Sie lebten fünfzig Jahre nebeneinander, doch sie konnte ihm nicht einmal vergeben. Das ist dieser Zorn, und das ist Menschenmord, sagt Jesus. Es frisst uns wie Krebs, Bitterkeit und Hass.
Jesus sagt: Wenn du so lebst, wenn du Zorn hegst und pflegst, bist du dem Gericht verfallen und todeswürdig, denn du bist ein Mörder. Wenn du aus dem Zorn ein Urteil über einen Menschen sprichst – „Raka“ ist ein sehr verletzender, verachtender, böswilliger Begriff – und sagst: „Du Narr!“ (im Griechischen: „du Gottloser, du Verrückter“), bist du des Feuers der Hölle würdig.
Gott hasst nicht nur Mord, nicht nur die Frucht dieser Sünde, sondern auch die Blätter, den Stamm und die Wurzel. Das ist alles Sünde, die früher oder später in Mord mündet. Aber es artet auch aus in Zungengeißelungen, Verurteilungen, Klatsch und alle möglichen zerstörerischen Dinge im Alltag.
Die Pharisäer waren religiös. Man müsse zur Anbetungsstätte gehen, eine Gabe bringen und Vergebung haben (Verse 23-26). Aber erwartest du Vergebung, wenn du in Unversöhnlichkeit bleibst? Es ist heuchlerisch, zu opfern und Vergebung zu erbitten, während du in derselben Sünde bleibst.
In den Versen 27 bis 30 entlarvt Jesus die Pharisäer und auch den Pharisäer in uns, für seine Selbstgerechtigkeit, diesmal in Bezug auf das siebte Gebot. „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Du sollst nicht ehebrechen.‘ Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir, denn es ist besser, dass eins deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir, denn es ist besser, dass eins deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“
Natürlich ist hier von einem radikalen Umgang mit der Sünde in unserem Leben die Rede. Das ist bildlich gemeint. Ein junger Mann kam einmal auf der Westküste zu mir und fragte, wie ich diesen Vers auslege. Ich schaute ihn an und begann zu zittern, denn sein rechter Arm fehlte. Der Grund für seine Frage war offensichtlich: Jesus meinte das nicht wörtlich.
Für den Juden war das rechte Auge seine beste Sicht, die rechte Hand seine beste Fähigkeit, das Beste im Leben. Jesus sagte nicht, dass die teuersten Dinge des Lebens so wichtig sind wie dein ewiges Schicksal. Lass nichts im Leben dich daran hindern, in das Königreich einzugehen.
Wie wir beim sechsten Gebot gesehen haben, hält Jesus die Heiligkeit des Lebens hoch. Hier hält er die Heiligkeit der Ehe hoch. Menschen, die nie gemordet oder Ehebruch begangen haben, brechen diese Heiligkeit oft im Herzen.
Ich möchte vorwegnehmen, dass im Laufe der Jahrhunderte viel Unsinn von Menschen betrieben wurde, die sich Christen nannten. Der große Kirchenvater Origenes war überzeugt, dass Sexualität so schlimm sei, dass er sich selbst kastrierte. Andere, wie der heilige Antonius, gingen in die Wüste, um sich vor sexuellen Regungen zu schützen, bekannten aber am Ende ihres Lebens, dass ihre Sexualität sie nicht in Ruhe ließ.
Sexualität ist eine wunderbare Gabe, ein gewaltiges Vorrecht Gottes und eine große Verantwortung. Vers 28 sagt Jesus: „Ich sage euch, jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.“ Das griechische Wort „ansehen“ meint hier kein unbeabsichtigtes, zufälliges Schauen, sondern ein absichtliches, wiederholtes Betrachten, um Begierden im verdorbenen Herzen zu befriedigen – an einer Frau, die einem anderen Mann gehört oder an einer Frau, wenn man selbst verheiratet ist.
Heute kann man das auf vielfältige Weise abtun: durch Videos, Fernsehprogramme, Pornografie, Augenweide überall. Ich rede hier nicht von der Konfrontation mit Versuchung. Martin Luther sagte einmal: „Du kannst nicht verhindern, dass ein Vogel über dein Haupt fliegt, aber du kannst verhindern, dass er dort nistet.“ Das willentliche Verweilen, das Betrachten und das Sich-Befriedigen an solchen Dingen ist grobe Sünde – Ehebruch.
Du sagst vielleicht: „Fred, das ist heute unmöglich zu leben.“ Aber Fred hat diese Worte nicht geschrieben, das sind die Worte Jesu Christi, sein Maßstab. Bitte ziehe Jesus Christus nicht in den Dreck, weil du sein Urteil nicht akzeptieren willst. Jesus Christus ist der zuverlässige Maßstab.
Zweitens möchte ich sagen, dass ich etwas Erfahrung in der Seelsorge habe. In den letzten Monaten habe ich mit zwei Ehepaaren gearbeitet, deren Ehen tatsächlich gerettet wurden. Sie sind glückliche Gläubige, lieben einander und haben eine frische Ehebeziehung. Ein Ehepaar war kurz vor der Scheidung. Ein drittes Ehepaar wollte sich mit uns treffen, um über die christliche Ehe und Gott zu sprechen. Diese Leute waren überzeugt.
Gestern erhielt ich jedoch einen Anruf: Diese glückliche Ehe gibt es nicht mehr. Der Mann wartete, bis seine Frau nach Hause kam, und erschoss sich vor ihren Augen. Sag mir nicht, dass diese Grundsätze nicht richtig sind.
Ich habe viele Leidensgeschichten gehört: „Er war nicht so interessiert an mir.“ Die Zufriedenheit in der Ehe nahm ab, er sah eine andere Möglichkeit, zuerst bestand eine gedankliche Bindung an die andere Person, alles war nur im Kopf, er hat sie nicht berührt, und schließlich zerbrach die Ehe und die Familie.
Tatsächlich beginnt jede Sünde im Herzen. „Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.“
Vers 31-32: „Es ist weiter gesagt: ‚Wer seine Frau entlässt, gebe ihr einen Scheidebrief.‘ Ich aber sage euch, wer seine Frau entlässt, außer wegen Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht. Und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.“
Hier sehen wir, wie Menschen im Gesetz Gottes ein Schlupfloch suchten. Im Alten Testament war Scheidung erlaubt, wenn der Partner einen Scheidebrief gab. Aber ein triftiger Grund musste vorliegen.
Die Pharisäer und religiösen Menschen wollten Gottes Wort zu ihrem Vorteil drehen. Sie sahen hier eine Erlaubnis für zügelloses, egoistisches Leben und den egoistischen Gebrauch der Ehe.
Zur Zeit Jesu war ein genügender Grund für Scheidung zum Beispiel, wenn die Frau das Essen schlecht zubereitete. Für einen Pharisäer war das genug Anlass. Besonders häufig wurde es mit dem Gewicht der Frau begründet. Männer werden auch dick, erfahrungsgemäß. Ich bin froh, dass ich jetzt hinter diesem Podium stehe.
Eine Beleidigung in der Öffentlichkeit, vielleicht kaputte Zähne – viele sahen darin einen Grund, die Frau zu verlassen. „Es gibt andere Fische im Teich, vielleicht finde ich eine Gescheitere.“ Jesus verurteilt diesen egoistischen Gebrauch der Ehescheidung.
Was sind die Auswirkungen? Zunächst zwingt man die Ehefrau zum Ehebruch. Wenn eine Scheidung nicht wegen Hurerei geschieht, zwingt man die Partnerin, im Laufe der Zeit einen anderen Partner zu suchen, und das ist Ehebruch. Wenn ich die Ehe schade, nicht wegen Hurerei, und eine andere Frau suche, ist das Ehebruch.
Du sagst, Fred, jetzt wirst du wirklich persönlich. Es tut mir leid. Aber die Ehe ist hochheilig und ehrbar. Ein Apostel schrieb: „Die Ehe sei ehrbar in allen, und das Ehebett unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“ Das ist ein Versprechen Gottes.
Der Unzüchtige ist der Mensch, der nicht verheiratet ist und Geschlechtsverkehr ohne Ehe führt. Heute reden wir von Ehe ohne Trauschein. Jesus spricht ganz deutlich darüber in Johannes 4. Er sagte, Ehe ohne Trauschein ist nicht Ehe, sondern Hurerei oder Unzucht.
Du sagst, Fred, wir sind im zwanzigsten Jahrhundert in Österreich. Ich kann nichts dafür, dass dieses Land so korrupt ist, ebenso wenig wie für Amerika. Meine Aufgabe ist es, eine zeitlose Botschaft zu verkündigen. Jesus Christus, der gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist, sagt, was er sagt.
Ich weiß, es ist heute schwierig. Schau den Fernseher an: Mit Sex wird alles verkauft. Fahr durch die Stadt, mit Sex wird alles verkauft. Uns wird eingeredet, dass du nicht glücklich sein kannst mit einer treuen Beziehung auf Lebenszeit, dass es tödlich sei zu warten, auf den richtigen Partner zu warten.
Ich weiß das. Wenn du dich in diesem Bereich schuldig gemacht hast, brauchst du nur eines: Vergebung von Gott. Und darüber reden wir jetzt.
Doch zuerst, Vers 33 bis 37: Wiederum die Praxis der religiösen Leute. „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Du sollst nicht falsch schwören, sondern dem Herrn deine Eide halten.‘ Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs, noch bei deinem Haupt, denn du kannst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein; was darüber hinausgeht, ist vom Bösen.“
Das heißt nicht, dass es keine Umstände gibt, in denen man schwören sollte. Jesus selbst hat in der Bibel geschworen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch…“ Das ist eine Schwurformel. Paulus sagt in Römer 9: „In Gegenwart Gottes schwöre ich…“ Man kann in gewissen Situationen schwören, zum Beispiel vor Gericht.
Die religiösen Menschen sahen im Verbot, in Gottes Namen falsch zu schwören, ein Schlupfloch. Im Alten Testament steht: „Du sollst bei meinem Namen nicht falsch schwören“, weil Gottes absoluter Standard der Wahrheit sonst beeinträchtigt würde.
Die Juden sahen darin eine Möglichkeit: Wenn wir bei Gottes Namen schwören, müssen wir die Wahrheit sagen. Es gibt aber auch andere hochheilige Gegenstände. In Kapitel 23 führt Jesus Beispiele an: Die Pharisäer sagten, wenn jemand beim Tempel schwöre, sei das nichts, wenn aber beim Gold des Tempels, dann sei er gebunden.
Jesus sagt: „Narren und Blinde! Ist denn das Gold heilig oder der Tempel, der das Gold heiligt? Wenn jemand beim Altar schwört, ist das nichts; wenn jemand bei der Gabe schwört, die auf dem Altar ist, ist er gebunden.“ Sie waren sehr raffiniert: „Ich schwöre beim Tempel“, und die Leute sagen: „Er wird sein Wort halten.“ Er sagt: „Ja, aber ich habe nicht beim Gold des Tempels geschworen“, sagt er zu sich selbst.
So erlaubten sie sich eine Halbwahrheit. Eine Halbwahrheit ist eine ganze Lüge, wirklich wahr. Eine Eidformel soll jede Diskussion beenden, sagt der Hebräer-Schreiber. Wenn ein Mensch so weit kommt, in einer Diskussion zu sagen: „Jetzt schwöre ich im Namen Gottes“, gibt es nichts mehr zu diskutieren.
Was ist eine Steigerung davon? Die Pharisäer und religiösen Menschen, aber auch Menschen im Allgemeinen, haben einen ziemlich freien Wahrheitsbegriff. In gewissen Situationen muss man die Wahrheit sagen, zum Beispiel vor Gericht. Da muss es die ganze Wahrheit sein.
Selbst Diebe, die den ganzen Tag lügen und Abmachungen brechen, erzählen untereinander die Wahrheit, weil die Welt ohne Wahrheit nicht funktionieren kann. Es kommt mir vor, heutzutage kann sie auch nicht ohne Lüge funktionieren. Die Wirtschaft und alles ist geschmiert mit Unwahrheit.
Jesus sagt, diese Zweiteilung im Leben und diesen Wahrheitsbegriff, wo man in gewissen Situationen die Wahrheit sagt, aber an anderen Stellen Halbwahrheiten, Übertreibungen oder Verschweigen von Details erlaubt, lehnt er ab.
Ich erzähle eine Geschichte: Ein Freund war beim Skifahren in Sankt Veit und sah dort eine Frau in der Schlange für die Tageskarte. Sie sagte: „Boah, hier ist es sehr günstig.“ Er fragte warum. Sie sagte: „Du musst nur sagen, du bist Einheimischer, dann ist es billig.“ Er erwähnte den Namen eines bekannten österreichischen Politikers, und sie sagte: „Ist das nicht furchtbar? Er kann nicht einmal die Wahrheit sagen, er lügt.“ Er antwortete: „Ja, und wir Österreicher bekommen die Politiker, die wir verdienen.“ Ist das nicht interessant?
Wir verlangen von Politikern, die uns vertreten, dass sie die Wahrheit sagen. Wenn sie das nicht tun, sollten sie ihres Amtes enthoben werden. Pass auf, wenn du so denkst, dann sagt dir auch die Bergpredigt: „Mit dem Gericht, womit du richtest, wirst du gerichtet werden; mit dem Maß, mit dem du misst, wird dir zugemessen werden.“
Wir verlangen Wahrheit von anderen, aber selbst erlauben wir uns Übertreibungen und Verschweigen. Meine Zeit ist fast um, ich muss ein anderes Thema oder die Seligpreisungen behandeln, daher überspringe ich einige Verse.
Ich möchte etwas zur Nächstenliebe sagen, Verse 43 bis 48: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“
„Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen“ – dieser Zusatz war nicht im Alten Testament, sondern wurde von den Pharisäern hinzugefügt. Wahre Nächstenliebe schließt auch den Feind ein, der dir nicht freundlich gesonnen ist. Es ist übernatürliche Liebe.
Gott fordert von den Bürgern seines Reiches ein übernatürliches Leben, das er ihnen schenkt. Es hat mit dem Charakter Gottes zu tun. Wie ist Gott? Menschen in passiver Gleichgültigkeit oder aktiver Ablehnung gegenüber Gott beschenkt er mit Sonnenschein und Regen, gibt ihnen eine Chance und will jeden erretten. Er übt Liebe.
Unsere Liebe? Jesus sagte: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht die Zöllner dasselbe?“ Zöllner waren die größten Sünder. Er hätte heute auch die Mafiosi nennen können. Ein Mafioso kommt nach Hause, hat jemanden umgebracht, und seine kleine Tochter läuft ihm entgegen, umarmt ihn und sagt: „Papa!“ Und er ist begeistert. Diese warmen Gefühle, diese natürliche Liebe – leider verschwindet sie heute oft langsam von der Bildfläche.
Wenn du nur die Leute grüßt, die dich grüßen, was ist das? Selbst die Heiden tun das. Das ist Heidenliebe. Täusche dich nicht, das ist Heidenliebe.
Gottes Maßstab ist: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Gottes Vollkommenheit ist der Maßstab, weil Gott gerecht ist und nur Gemeinschaft mit Gleichartigen haben kann.
Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt und ausreicht, um in das Himmelreich einzugehen, ist Gottes Gerechtigkeit. Ich denke an eine andere Stelle: „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes.“
Mit meiner Hand über meinem Mund muss ich vor Gott stehen. Ich habe keine Verteidiger, nichts zu sagen. Bloßgestellt, entlarvt als Mörder, Ehebrecher, Lügner, liebloser Mensch, von der Herrlichkeit Gottes weit entfernt.
Glaube nicht, Gottes Gericht sehe aus wie eine Schularbeit, bei der alle Fünfer schreiben. Wenn alle Fünfer schreiben, ist die Prüfung zu schwer. Es gibt ein Problem.
Wir haben schon in Kapitel 5, Vers 17 gelesen: Ein Mensch, sein Name Jesus von Nazareth, schrieb einen Einser. Gott wird seine Gerechtigkeit nicht herabsetzen. Wie kann Gottes Gesetz erfüllt werden?
Erst jetzt kann ich die Seligpreisungen verstehen. Erst jetzt, als ich als Verfluchter unter dem Pflug des Gesetzes stehe, schuldig und bankrott mit meinen eigenen Vorstellungen und Selbsteinschätzungen völlig zerstört, mit meiner Religion auf den Kopf gestellt, kann ich das Paradoxon erfassen.
Lesen wir noch einmal die Seligpreisungen, Kapitel 5, Vers 3: „Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“
In den nächsten Versen folgen acht Seligpreisungen. Sie sind göttliche Urteile über das Leben eines Menschen, genauso wie die Wehrufe am Ende des Buches göttliche Urteile über das Leben eines selbstgerechten Menschen sind.
Hier ist Gottes Urteil über einen Menschen auf dem Weg der Gerechtigkeit in das Königreich Himmel. Die acht Seligpreisungen sind so paradox, dass sie erst verstanden werden können, wenn wir sehen, wie bankrott wir sind und wie unsere religiösen Vorstellungen auf den Kopf gestellt sind.
„Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ Hier ist der Eingang. Armut im Geist meint nicht tatsächliche finanzielle Armut, nicht Hunger, Mittellosigkeit oder in Lumpen zu stehen. Das ist keine Glückseligkeit.
Glückseligkeit ist die des Armen im Geist – ein Mensch, der seine geistliche Armut anerkannt hat. Es gibt zwei biblische Wörter für Armut im Neuen Testament: Das eine heißt arm sein, wie unser deutsches Wort. Das andere kommt von einem Wort, das bedeutet, sich zurückzuziehen, zusammenzukauern, sich zu verkriechen.
Es ist das Wort eines Bettlers, der sein Gesicht bedeckt und in die Ecke zurücktritt, um Almosen bittet und sein Angesicht verbirgt, damit niemand sieht, wer er ist, weil er sich schämt.
Das ist das Wort hier: Glückselig sind die Bettelarmen mit zugedecktem Angesicht im Geist. Geistliche Armut erkennen heißt, anhand des Maßstabs Gottes zu erkennen, wer und wie ich wirklich bin: ein Sünder, ein hoffnungsloser, hilfloser und verlorener Sünder, ohne Gerechtigkeit.
Ich schaue mich an und habe keine Gerechtigkeit. Ich habe nichts vorzuweisen. Ich bin mittelarm, wenn es um Gerechtigkeit vor Gott geht. Mein Stolz ist weg, mein Selbstvertrauen habe ich verloren. Vor Gott stehe ich mit leeren Händen.
Bist du bereit, deine geistliche Armut heute Abend anzuerkennen? Das ist der einzige Weg in das Reich des Himmels. Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Königreich der Himmel.
Oder bist du wie das blinde Sklavenmädchen in Rom, das sagte: „Ich bin nicht blind, die ganze Welt ist in Finsternis.“ Oder bist du blind? Erkennst du deine geistliche Armut an? Oder bist du mit deiner Gerechtigkeit zufrieden? „Mir geht’s gut, Gottes Standard ist zu hoch, das ist zu viel verlangt.“ Oder hast du seinen Maßstab relativiert, auf dein Niveau herabgesetzt? Bist du wählerisch, beschränkst dich auf Äußerlichkeiten und Brauchtum? Oder bist du bereit, zu Gott zu kommen, bettelarm und mit nichts vorzuweisen? Dein Reich aufzugeben, arm im Geist zu sein und sein Reich zu erben?
Paradox ist das nächste: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ Es ist paradox, glücklich sind die Trauernden zu sagen. Das ist mir fast zu viel.
In erster Linie ist hier nicht die Rede von den Schlägen des Lebens in einer gefallenen Welt. Diese Trauer ist die, von der Paulus im zweiten Korintherbrief schreibt: „Die Betrübnis, das Trauern nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße oder Bekehrung zum Heil. Die Betrübnis dieser Welt bewirkt aber den Tod.“
Wenn ich meine geistliche Armut erkenne, ist das Ergebnis in meinem Leben das Trauern über mein Leben, das Trauern über meine Sünde, wie ich Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit verletzt habe, das Trauern über meine große Sünde.
Glückseligkeit ist nicht im Trauern selbst zu finden, das ist keine schöne Sache. Glückselig sind sie, weil sie getröstet werden – durch Gottes Vergebung, Gerechtigkeit, Annahme und Aufnahme.
Manche religiöse Menschen meinen, Bekehrung bedeute Einkehr, man kehre zu sich selbst ein. Nein, Bekehrung bedeutet Umkehr, eine völlig neue Haltung gegenüber Gott und Sünde, eine nie zu bereuende Umkehr zum Heil.
Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Hindernisse dazu können sein, dass du deine Sünde liebst oder vermessen bist und meinst, es sei nicht so schlimm, du bist ein guter Mensch. Oder Verzweiflung: Manchmal meint man, man sei so schlecht, dass Gott einen nicht retten könne.
Ein großes Hindernis für diese Art von Bekehrung ist die „lange Bank“. Die lange Bank ist ein Mühlstein, der im Königreich der Himmel nicht existiert. Die lange Bank ist in der Hölle.
Vers 4: „Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben.“ Echte Armut im Geist führt zu Trauer über die eigene Sündhaftigkeit und zur Demut vor Gott.
Sanftmut ist der Ursprung und die Hauptquelle wahrer Demut vor Gott. Demut ist keine selbstgerechte, eigennützige Haltung mehr, sondern drückt Sanftmut vor Gott und Menschen aus.
Der Prozess geht weiter: „Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“ Armut im Geist bewirkt Trauer über den armen Zustand, Demut vor Gott und Hunger und Durst nach Gerechtigkeit.
Hier sind zwei Grundbedürfnisse des Lebens genannt: Hunger und Durst. Was ist das Grundbedürfnis in meinem und deinem Leben? Gerechtigkeit. Ohne sie wird niemand in das Himmelreich eingehen.
Gottes Gerechtigkeit ist mein Grundbedürfnis, nach der ich hungern und dürsten soll. Ein Verhungernder denkt nur ans Essen, ein Durstiger nur an Trinken – so ist es mit dem Hunger nach Gerechtigkeit.
Im Ersten Weltkrieg, während der Befreiung Palästinas, kämpften britische, australische und neuseeländische Soldaten gegen die Türken. Sie hatten Beersheba erobert und die Türken zurückgedrängt. Sie verfolgten sie tiefer und tiefer in die Wüste hinein.
Plötzlich verloren sie Kontakt zu Wasser und Munition. Es wurde verzweifelt, denn das Wasser war weg, sie waren im heißesten Teil der Wüste. Die Türken besetzten die Brunnen von Sarira. Es war Leben oder Tod.
Man musste zu den Brunnen vordringen, sonst war es zu spät. Hunderte fielen. Ein verzweifelter Versuch, die Brunnen von Sarira zu erobern.
Nach der Kampagne erreichten sie die Brunnen. Zuerst wurden die Verwundeten getränkt. Dann mussten die Wachposten etwas zu trinken bekommen. Die gesunden, wehrfähigen Männer standen fünf Meter von den Brunnen entfernt und warteten vier Stunden lang auf einen Tropfen Wasser.
Ein Offizier, ein Christ, sagte: „Wir lernten unsere erste Bibellektion im Marsch von Beersheba zu den Brunnen von Sarira: Wenn unser Durst nach Gott, nach seiner Gerechtigkeit und seinem Willen so stark wäre, was würde das für unser Leben bedeuten?“
Warum habe ich heute solche klaren Aussagen Jesu vor Augen? Weil wir Gerechtigkeit brauchen wie diese Männer das Wasser. Und oft wissen wir das nicht, weil wir meinen, wir schneiden ziemlich gut ab, gemessen an manchen Mitgliedern der Gesellschaft vielleicht.
Aber gemessen an Gottes Vorstellungen gilt: Armut im Geist, Trauer über unsere Sünde, Demut vor Gott und Hunger nach Gerechtigkeit sind Voraussetzungen, um in das Königreich Gottes einzugehen.
Wenn ich wirklich arm im Geist bin, werde ich barmherzig im Umgang mit anderen sein. Wenn ich wirklich Trauer über meine Sünden empfinde, werde ich lernen, ein Friedensstifter zu sein gegenüber anderen, die durch Sünde im Streit liegen. Wenn ich sanftmütig bin, habe ich die Voraussetzung, Frieden zu stiften. Wenn ich nach Gerechtigkeit hungere und dürste, bin ich bereit, auch für die Gerechtigkeit verfolgt zu werden (Verse 7, 10-12).
Wir sehen die Ursachen eines Lebens in der Gerechtigkeit in den ersten vier Seligpreisungen und die Auswirkungen derselben Tugenden in den letzten vier.
Kapitel 7, Vers 13, der letzte Vers der Bergpredigt, den wir heute lesen: „Geht ein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.“
Wir haben hier eine Wahl, nicht zwischen Religion und Nicht-Religion. Der breite Weg ist sehr religiös. Es gibt Raum auf dem breiten Weg für Pharisäer, Sadduzäer, Zeloten und Essener – Menschen, die sich nicht Gottes Gerechtigkeit unterwerfen wollen, sondern lieber ihre eigene Gerechtigkeit behaupten. Menschen, die selbstgerecht sind und meinen, sie seien nicht so schlimm.
Der breite Weg ist breit genug für alle: Atheisten, Religiöse, politisch Engagierte, Faule oder Fleißige, Ehrgeizige. Der Weg ist sehr breit, man kann ihn maßschneidern.
Aber es gibt einen schmalen Weg, und dieser Weg ist Jesus. Wie wir in Kapitel 5, Vers 17 gelesen haben: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen.“ Er erfüllte das Gesetz.
Der einzige Mensch, der jemals auf dieser Erde lebte, der vollkommen nach Gottes Gesetz lebte, war Jesus von Nazareth. Das jüdische Gesetz, das das Judentum kennzeichnet und als besondere Nation absondert, erfüllte er vollständig.
Das jüdische Gesetz war wie die Verfassung der jüdischen Nation. Er lebte sein ganzes Leben lang im Rahmen dieses Gesetzes und erfüllte auch das zeremonielle Gesetz durch seinen Tod.
Dort, wo Menschen zu Gott kommen konnten durch ein Blutopfer, ein Opfertier, das stellvertretend starb und bildlich Schuld und Sündhaftigkeit abwälzte, erfüllte Jesus das zeremonielle Gesetz durch seinen Kreuzestod.
Paulus sagt: Wer nach dem Gesetz lebt und es in irgendeiner Einzelheit bricht, steht unter dem Fluch des Gesetzes. Ich glaube, wir haben das heute Abend ein bisschen gespürt.
Hast du dich je gefragt, warum Jesus gekreuzigt wurde? Weil das Gesetz sagt: „Verflucht ist der Mensch, der an einem Baum hängt.“ Jesus hing an einem Kreuz, mit Nägeln an einem Schandpfahl, als er Gerechtigkeit erfüllte.
Hier ist der Weg, nicht deine eigene Religion, nicht irgendwelche Riten oder gute Werke. Der einzige Weg ist Jesus selbst: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, hat ewiges Leben.“
Liebe Zuhörer, Voraussetzung, durch diese enge Pforte zu gehen, ist Armut im Geist. Du kannst nichts mitnehmen. Die Pforte ist zu eng für Selbstgerechtigkeit, für Werke, für eine fromme Großmutter, die unter Umständen fromm war. Sie hilft dir nicht. Du musst hineingehen.
Jesus sagt: Die Armen im Geist, die ihren geistlichen Bankrott kennen und sich an ihn wenden für seine Gerechtigkeit, werden gerettet werden.
Zum Schluss ein Zitat von Paulus zu dieser Frage: „Aber was immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet. Ja, ich achte alles für Verlust, um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi, Jesus meines Herrn, willen, um dessen Willen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, im Zusammenhang mit meiner ganzen Religion und meiner eigenen Gerechtigkeit. Ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens.“ (Philipper 3,7-9)
Die Heiligkeit der Ehe und radikaler Umgang mit Sünde
Vers 27 bis 30: Jesus entlarvt die Pharisäer und den Pharisäer in uns, der sich für seine Selbstgerechtigkeit hält – diesmal in Bezug auf sein „Heer“.
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Hier zitiert Jesus das siebte Gebot. Er sagt aber: „Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.“
Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. Denn es ist besser, dass eins deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Denn auch hier ist es besser, dass eins deiner Glieder umkommt, als dass der ganze Leib in die Hölle geworfen wird.
Natürlich ist hier von einem radikalen Umgang mit Sünde in unserem Leben die Rede. Die Worte sind bildlich gemeint. Einmal kam ein junger Mann an der Westküste zu mir und fragte, wie ich diesen Vers auslege. Ich schaute ihn an und begann zu zittern – sein rechter Arm fehlte. Der Grund für seine Frage war offensichtlich: Jesus meinte das nicht wörtlich.
Für den Juden war das rechte Auge seine beste Sicht, die rechte Hand seine beste Fähigkeit – das Beste im Leben. Jesus sagte damit: Die teuersten Dinge des Lebens sind nicht so wichtig wie dein ewiges Schicksal. Lass nichts im Leben dich daran hindern, in das Königreich Gottes einzugehen.
Wie wir bereits beim sechsten Gebot gesehen haben, hält Jesus die Heiligkeit des Lebens hoch. Hier betont er die Heiligkeit der Ehe. Menschen, die buchstäblich nie gemordet oder Ehebruch begangen haben, brechen diese Heiligkeiten oft in ihren Herzen.
Ich möchte vorwegnehmen, dass im Laufe der Jahrhunderte viel Unsinn von Menschen betrieben wurde, die sich Christen nannten. Der große Kirchenvater – oder sollte man besser sagen Verräter – Origenes war überzeugt, dass Sexualität so schlimm sei, dass er sich selbst kastrierte. Andere, wie der heilige Antonius, zogen sich in die Wüste zurück, um von sexuellen Regungen nicht heimgesucht zu werden. Am Ende seines Lebens bekannte er jedoch, dass seine Sexualität mit in die Wüste gegangen war und ihn nicht in Ruhe ließ.
Sexualität ist eine wunderbare Gabe und ein gewaltiges Vorrecht von Gott – aber auch eine große Verantwortung.
Vers 28 sagt Jesus: „Ich sage euch“ – hier spricht der Sohn Gottes, nicht nur seine persönliche Meinung – „dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.“
Das griechische Wort für „ansehen“ meint nicht einen unbeabsichtigten Blick, etwas, das einfach passiert. Es ist ein absichtliches, wiederholtes Schauen, um Begierden in meinem verdorbenen Herzen zu befriedigen – an einer Frau, die einem anderen Mann gehört, oder an einer Frau, wenn ich verheiratet bin.
Das kann heute auf vielfältige Weise abgetan werden: durch Videos, Fernsehprogramme, Pornografie, Augenweide – überall. Ich rede hier nicht von der Konfrontation mit Versuchung. Martin Luther sagte einmal: „Du kannst nicht verhindern, dass ein Vogel über deinem Kopf fliegt. Aber du kannst verhindern, dass er dort nistet.“
Was du tust mit Begegnungen dieser Art – das willentliche Bleiben, das Betrachten und das Sich-Befriedigen an diesen Dingen – das ist grobe Sünde, das ist Ehebruch.
Manche sagen: „Fred, du bist heute Abend wirklich unmöglich, das ist zu viel.“ Aber Fred hat diese Worte nicht geschrieben. Das sind die Worte Jesu Christi. Das ist sein Maßstab. Bitte ziehe Jesus Christus nicht in den Dreck und sein Urteil nicht in Zweifel, nur weil du nicht einziehen oder abstreiten willst, was er hier sagt.
Jesus Christus ist der moralische Maßstab. Wenn ich mich fragen muss, wer zuverlässiger ist – Jesus oder du –, dann ist das keine schwierige Entscheidung.
Zweitens möchte ich sagen, dass ich ein bisschen Erfahrung in der Seelsorge habe. In den letzten Monaten war ich mit vier Ehepaaren zusammen, deren Ehen tatsächlich gerettet wurden. Sie sind nun glückliche Gläubige, lieben einander und haben eine frische Ehebeziehung.
Ein Ehepaar war kurz vor der Scheidung. Ein drittes Ehepaar wollte sich mit uns treffen, um über die christliche Ehe zu sprechen und wie man Gott kennen kann. Diese Leute waren überzeugt.
Gestern erhielt ich jedoch einen Anruf: Diese glückliche Ehe gibt es nicht mehr. Der Mann wartete, bis seine Frau nach Hause kam, und erschoss sich vor ihren Augen.
Sag mir nicht, dass diese Grundsätze nicht richtig sind.
Ich habe genügend Erfahrung, ich weiß nicht, wie viel Eheberatung du machst. Aber wie oft habe ich die Leidensgeschichte gehört: „Er war nicht so interessiert an mir.“ Plötzlich nahm seine Unzufriedenheit zu, seine Zufriedenheit mit seiner Frau nahm ab. Er sah eine andere Möglichkeit. Zunächst bestand eine gedankliche Bindung an die andere Person. Es war alles in Gedanken, er hat sie gar nicht angerührt. Schließlich ging eine Ehe und eine Familie auseinander.
In der Tat beginnt alles wie alle Sünden im Herzen: „Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen.“ Und dann...
Ehebruch und Scheidung im Licht der Bergpredigt
Vers 31,32: Es heißt weiter: Wer seine Frau entlassen will, soll ihr einen Scheidebrief geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, außer wegen Hurerei, bringt sie dazu, Ehebruch zu begehen. Und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.
Hier sehen wir Menschen, die im Gesetz Gottes ein Schlupfloch finden wollten. Im Alten Testament ist zwar von Ehe und Scheidung die Rede, und es ist erlaubt, wenn der Partner der Partnerin einen Scheidebrief gibt. Doch damals musste ein triftiger Grund für eine Ehescheidung vorliegen.
Die Pharisäer und religiösen Menschen jedoch versuchten immer, Gottes Gebote zu ihrem eigenen Vorteil zu drehen oder zumindest scheinbar zu ihrem Vorteil. Sie sahen hierin eine Erlaubnis für ein zügelloses, egoistisches Leben und einen egoistischen Umgang mit der Ehe.
Zur Zeit Jesu reichte beispielsweise schon aus, wenn die Frau das Essen nicht rechtzeitig brachte, um eine Scheidung zu rechtfertigen. Für einen Pharisäer war das ein ausreichender Anlass. Besonders häufig war es auch, dass die Frau zu dick geworden war. Ich weiß, Männer werden auch dick, erfahrungsgemäß. Ich bin froh, dass ich jetzt hinter diesem Podium stehe. Eine Beleidigung in der Öffentlichkeit, vielleicht kaputte Zähne – viele sahen darin einen Grund, die Frau zu verlassen. Und dann hieß es: „Es gibt andere Fische im Teich, vielleicht finde ich eine Gescheitere.“
Jesus verurteilt hier den egoistischen Gebrauch der Ehescheidung und den Ausweg aus unglücklichen Ehen aus rein egoistischen Motiven. Was ist die Auswirkung davon? Sehen wir hier die Tragweite.
Zunächst einmal, zumindest in der damaligen Gesellschaft und auch heute noch, zwingt man die Ehefrau zum Ehebruch. Wenn eine Scheidung nicht wegen Hurerei geschieht, zwinge ich meine Partnerin, im Laufe der Zeit einen anderen Partner zu suchen. Das ist Ehebruch. Und wenn ich die Ehe ohne Grund schädige und mir eine andere suche, dann ist das laut Jesus ebenfalls Ehebruch.
Vielleicht sagen Sie jetzt, Fred, das wird aber persönlich. Es tut mir leid. Aber die Ehe ist hochheilig und ehrbar. Einer der Apostel des Herrn schrieb: „Die Ehe sei ehrbar in allen, und das Ehebett unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“ Das ist eine Verheißung von Gott: Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.
Der Unzüchtige ist der Mensch, der nicht verheiratet ist, aber eine Geschlechtsbeziehung genießen will, ohne in der Ehe zu sein. Heute reden wir von Ehe ohne Trauschein. Jesus spricht ganz deutlich darüber in Johannes 4. Er sagt: Ehe ohne Trauschein ist keine Ehe, sondern laut Jesus Christus Hurerei oder Unzucht.
Hurerei ist ein altmodisches, schlecht klingendes Wort. Seien wir heute höflich: Unzucht.
Doch Sie sagen: Fred, wir sind in Österreich im zwanzigsten Jahrhundert. Ich weiß, ich kann nichts dafür, dass dieses Land so korrupt ist. Ebenso wenig kann ich etwas dafür, dass Amerika so korrupt ist. Meine Aufgabe ist es, eine zeitlose Botschaft zu verkündigen, denn Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Ich will euch sagen, was er sagt.
Ich weiß, es ist heute schwierig. Schauen Sie den Fernseher an: Mit Sex wird alles verkauft. Fahren Sie durch die Stadt: Mit Sex wird alles verkauft. Uns wird eingeredet, dass man nicht glücklich sein kann mit einer Beziehung, mit einer Frau in treuer Gemeinschaft auf Lebenszeit. Dass es tödlich sei, zu warten und inhaltsam zu sein und zu warten auf die Frau oder den Mann seines Lebens.
Ich weiß das. Und wenn Sie sich in diesem Bereich schuldig gemacht haben, dann brauchen Sie nur eines: Vergebung von Gott. Und darüber sprechen wir jetzt. Aber erst zum ersten Mal...
Wahrhaftigkeit und Schwüre im Leben eines Gläubigen
Verse 33 bis 37 behandeln erneut die Praxis der religiösen Menschen, insbesondere der Alten. Es wird gesagt: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. Jesus sagt jedoch: Schwört überhaupt nicht, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, da sie seine Fußbank ist, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du kannst weder dein Haar weiß noch schwarz machen – meine Kinder können das zwar, aber ihr sollt einfach nur sagen: Ja, ja, oder Nein, nein. Was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.
Das bedeutet nicht, dass es keine Situationen gibt, in denen man einen Eid schwören sollte. Jesus selbst hat in der Bibel einen Eid geschworen. „Wahrlich, wahrlich sage ich euch“ ist eine Schwurformel. Auch Paulus sagt in Römer 9: „In der Gegenwart Gottes schwöre ich“ – er hat dabei nicht gesündigt. Man kann also in bestimmten Situationen schwören, zum Beispiel vor Gericht.
Die religiösen Menschen verstanden das Verbot, in Gottes Namen falsche Eide abzulegen, streng. Im Alten Testament steht: „Du sollst bei meinem Namen nicht falsch schwören“, weil dadurch Gottes absoluter Standard der Wahrheit verletzt wird. Die Juden sahen darin eine Falle: Wenn wir in Gottes Namen schwören, müssen wir die Wahrheit sagen. Doch es gibt auch andere heilige Gegenstände.
In Matthäus Kapitel 23 führt Jesus einige Beispiele an, bei den Schwüren. Er sagt, die Pharisäer hätten gesagt: Wenn jemand beim Tempel schwört, ist das nichts; wenn jemand beim Gold des Tempels schwört, ist er gebunden. Jesus nennt sie Narren und Blinde. Für sie ist das Gold heiliger als der Tempel, der das Gold heiligt. Wenn jemand beim Altar schwört, ist das nichts; aber wenn jemand bei der Gabe auf dem Altar schwört, ist er gebunden. Sie waren sehr raffiniert: Sie schwören beim Tempel, und die Leute glauben, dass sie ihr Wort halten. Doch sie sagen sich selbst, dass sie ja nicht beim goldenen Tempel geschworen haben. So erlauben sie sich eine Halbwahrheit.
Eine Halbwahrheit ist jedoch eine ganze Lüge, wirklich wahr. Eigentlich soll eine Eidformel jede Diskussion beenden, sagt der Hebräer-Schreiber. Wenn ein Mensch so weit geht, in einer Diskussion zu sagen: „Jetzt schwöre ich im Namen Gottes“, dann gibt es nichts mehr zu diskutieren.
Die Pharisäer und religiösen Menschen im Allgemeinen sowie Menschen im Allgemeinen haben jedoch einen ziemlich freizügigen Wahrheitsbegriff. In bestimmten Situationen musst du die Wahrheit sagen, zum Beispiel vor Gericht. Dort musst du wirklich aufpassen, die ganze Wahrheit zu sagen. Selbst Diebe, die den ganzen Tag lügen und Abmachungen brechen, erzählen einander untereinander die Wahrheit. Warum? Weil die Welt ohne Wahrheit nicht funktionieren kann.
Heutzutage scheint sie jedoch auch nicht ohne Lügen auszukommen. Die Wirtschaft und vieles andere sind mit Unwahrheiten durchsetzt. Jesus kritisiert diese Zweiteilung im Leben und diesen Wahrheitsbegriff, bei dem man in gewissen Situationen die Wahrheit sagen muss, zum Beispiel die Frau ihrem Mann, aber am Arbeitsplatz Halbwahrheiten, Übertreibungen, Steuererklärungen und Versprechungen erlaubt sind.
Es gibt ein Alpenvolk – ich sage nicht, welches – über das behauptet wird: Wenn es ja sagt, bedeutet das vielleicht „vielleicht“, wenn es „vielleicht“ sagt, bedeutet das nein, und wenn es nein sagt, ist es gar kein Alpenvolk. Ich weiß es nicht. Aber in unseren Geschäften und im Alltag erlaubt man sich oft Unwahrheiten.
Ein Freund von mir war beim Skifahren in Sankt Veit und sah dort eine Sankt Veiterin in der Schlange für die Tageskarte im Gasteinertal. Sie sagte: „Boah, es ist hier sehr günstig.“ Er fragte: „Wieso?“ Sie antwortete: „Die Tageskarten sind so billig.“ Er fragte weiter: „Was?“ Sie sagte: „Du musst nur sagen, du bist Einheimischer, dann ist es sehr günstig.“ Er erwähnte dann den Namen eines bekannten österreichischen Politikers, und sie sagte: „Ist das nicht furchtbar? Er kann nicht einmal die Wahrheit sagen, er lügt.“ Er antwortete: „Ja, und wir Österreicher bekommen die Politiker, die wir auch verdienen“, sagte er ihr ins Gesicht.
Ist das nicht interessant? Ich verlange von Politikern, die mich vertreten, dass sie die Wahrheit sagen. Wenn sie das nicht tun, müssten sie ihres Amtes enthoben werden. Pass auf, wenn du so denkst und auch diese Bergpredigt berücksichtigst, die sagt: „Mit dem Gericht, womit du richtest, wirst du gerichtet werden; mit dem Maß, mit dem du misst, wird dir zugemessen werden.“
Wir verlangen Wahrheit von anderen, dass sie uns die Wahrheit sagen. Doch wir übertreiben und verschweigen strategisch Details in unseren Darstellungen. Meine Zeit ist fast um, und ich muss ein anderes Thema oder die Seligpreisungen behandeln. Daher überspringe ich einige Verse.
Die Forderung zur Nächstenliebe und Feindesliebe
Ich möchte etwas zur Nächstenliebe sagen, insbesondere zu den Versen 43 bis 48. Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. So werdet ihr Söhne des Vaters sein, der im Himmel ist. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dann? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Der Satz „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen“ war natürlich kein Zusatz aus dem Alten Testament, sondern wurde von unseren Pharisäerfreunden hinzugefügt. Nein, wahre Nächstenliebe schließt auch meinen Feind ein, der mir nicht freundlich gesinnt ist. Sie ist übernatürliche Liebe.
Gott fordert von den Bürgern seines Reiches ein übernatürliches Leben, das er ihnen selbst schenkt. Es hat mit dem Charakter Gottes zu tun. Wie ist Gott? Er lässt Sonnenschein und Regen auch auf die Felder derjenigen fallen, die ihm gleichgültig oder ablehnend gegenüberstehen. Er gibt ihnen eine Chance und will jeden erretten. Er übt Liebe.
Und wie sieht es mit unserer Liebe aus? Er sagte: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht die Zöllner dasselbe?“ Ist das nicht interessant? Man hat einen Familienkreis, eine Frau, einige Kinder, Verwandte – nicht alle natürlich – und einige Freunde, die einem sehr sympathisch sind. Diese Menschen liebt man wirklich. Man spürt warme Gefühle, man fühlt Liebe und fühlt sich besonders menschlich.
Schau mal, er sagte, die Zöllner tun das. Das waren die größten Gauner. Heute hätte er vielleicht gesagt: Die Mafiosi tun das. Der Mafioso kommt nach Hause, hat vielleicht jemanden umgebracht, und seine kleine schwarzhaarige Tochter läuft ihm entgegen, umarmt ihn und sagt: „Papa!“ Und er antwortet: „Bambina!“ Er ist begeistert. Dann geht diese Wärme von einem zum anderen über. Diese warmen Gefühle, diese wunderbare, natürliche Liebe – und leider verschwindet sie heute oft langsam vom Bild.
Aber es ist nur Zöllnerliebe. Selbst der Gauner liebt unter Umständen seine eigenen Kinder und seine ihm sympathischen Freunde. Und wenn ihr nur die grüßt, die euch grüßen, ist das nicht besonders. „Grüß Gott, grüß Gott, grüß Gott“ – das ist schön, aber es ist kein besonderer Verdienst. Selbst die Heiden tun das. Wenn du nur die grüßt, die dich grüßen, was ist das? Selbst die Heiden tun das. Das ist Heidenliebe.
Aber diese aufwallenden Emotionen und die Freundlichkeit, bei der man sich denkt: „Bin ich nicht wunderbar?“ – Täusche dich nicht, das ist Heidenliebe. Ist es nicht interessant? Der Maßstab Gottes lautet: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Gottes Maßstab ist seine Vollkommenheit, weil Gott gerecht ist und nur mit einer gleichartigen Gemeinschaft haben kann.
Sein Maßstab, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt und ausreichend ist, um in das Königreich der Himmel einzugehen, ist Gottes Gerechtigkeit. Ich denke an eine andere Stelle: „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ Mit meiner Hand vor meinem Mund muss ich vor Gott stehen. Ich habe keine Verteidiger, ich habe nichts zu sagen. Ich stehe bloßgestellt da, entlarvt als Mörder, Ehebrecher, Lügner, liebloser Mensch – weit entfernt von der Herrlichkeit Gottes.
Glaubt ja nicht, dass Gottes Gericht wie eine Schularbeit aussieht. Denn jeder in diesem Raum, wenn er ehrlich ist, hat eine Fünf geschrieben. Und wenn alle eine Fünf schreiben, ist die Prüfung zu hart, zu schwierig. Es gibt ein Problem. Wir haben schon gelesen in Kapitel 5, Vers 17, von einem Menschen namens Jesus von Nazareth, der eine Eins schrieb. Gott wird seine Gerechtigkeit nicht herabsetzen.
Wie kann dann Gottes Gesetz erfüllt werden? Erst jetzt, erst jetzt kann ich die Seligpreisungen verstehen. Erst jetzt, hier stehend als Verfluchter unter dem Pflug des Gesetzes, schuldig und bankrott mit meinen eigenen Vorstellungen und einer völlig zerstörten Selbsteinschätzung, mit meiner Religion auf den Kopf gestellt – jetzt kann ich das Paradoxon ähnlich erfassen.
Die Seligpreisungen als Weg ins Königreich
Lesen wir nun am Ende die Seligpreisungen, Kapitel 5, Vers 3. Die Rede ist hier von einem völlig neuen Lebensweg. Um Gorbatschows Begriff zu verwenden – ich weiß, selbst Riegler benutzt jetzt den Begriff „das neue Denken“ – aber hier ist wirklich neues Denken gemeint. Die Bergpredigt stellt einen völlig neuen Standard der Gerechtigkeit dar.
Kapitel 5, Vers 3: Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. In den nächsten Versen folgen acht Seligpreisungen. Sie sind göttliche Urteile über das Leben eines Menschen, genauso wie die Wehrufe am Ende des Buches ein göttliches Urteil über das Leben eines selbstgerechten Menschen sind.
Hier liegt Gottes Urteil über einen Menschen, der auf dem Weg der Gerechtigkeit in das Königreich der Himmel ist. Die acht Seligpreisungen sind so paradox, dass sie erst verstanden werden können, wenn wir erkennen, wie bankrott wir sind und wenn unsere ganz religiösen Vorstellungen auf den Kopf gestellt sind.
Glückselig sind die Armen im Geist – warum? Denn ihr ist das Königreich der Himmel. Hier, liebe Zuhörer, ist der Eingang: Armut im Geist, nicht tatsächliche finanzielle Armut. Hungrig zu sein, mittellos und in Fetzen zu stehen, das ist keine Glückseligkeit. Hier ist die Glückseligkeit der Armen im Geist gemeint.
Ein Mensch, der seine geistliche Armut anerkannt hat. Es gibt zwei biblische Wörter für Armut im Neuen Testament. Eines heißt „arm sein“, ähnlich wie unser deutsches Wort. Das andere kommt von einem Wort, das bedeutet, sich zurückzuziehen, zusammenzukauern, sich zu verkriechen. Es ist das Wort von einem Bettler, der sein Gesicht zudeckt und sich in die Ecke zurückzieht, um um Almosen zu bitten. Er deckt sein Angesicht zu, damit du nicht siehst, wer er ist, weil er sich schämt. Und genau dieses Wort ist hier gemeint.
Glückselig sind die Bettelarmen mit zugedecktem Angesicht im Geist. Geistliche Armut erkennen – was heißt das? Es bedeutet, dass ich anhand des Maßstabs Gottes erkenne, wer und wie ich wirklich bin: ein Sünder, ein hoffnungsloser Sünder, ein hilfloser Sünder, ein verlorener Sünder. Keine Gerechtigkeit.
Ich schaue und sehe, dass ich keine Gerechtigkeit habe. Ich habe nichts vorzuweisen. Ich bin mittelarm, wenn es um Gerechtigkeit geht, die vor Gott gilt. Mein Stolz ist weg, mein Selbstvertrauen habe ich verloren. Vor Gott stehe ich mit leeren Händen.
Bist du bereit, deine geistliche Armut heute Abend anzuerkennen? Das ist der einzige Weg in das Reich des Himmels. Glückselig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Königreich der Himmel.
Oder bist du wie das blinde Sklavenmädchen in Rom? Sie sagte: „Ich bin nicht blind, die ganze Welt ist immer in Finsternis.“ So urteilst du? Oder bist du blind? Erkennst du deine geistliche Armut an? Oder bist du mit deiner Gerechtigkeit zufrieden? Mir geht es gut, Gott ist Standard, das ist dir vielleicht zu viel verlangt. Oder hast du seinen Maßstab relativiert, herabgesetzt auf dein Niveau? Bist du wählerisch? Legst du Wert auf Äußerlichkeiten und Brauchtum? Oder bist du bereit, zu Gott zu kommen – bettelarm, mit nichts vorzuweisen, dein Reich aufzugeben, arm im Geist zu sein und sein Reich zu erben?
Paradox ist es nicht? Das Nächste: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“ Paradox, glücklich die Trauernden zu nennen, ist fast zu viel. Aber in erster Linie ist hier nicht von den Schlägen des Lebens in einer gefallenen Welt die Rede. Diese Trauer ist die Trauer, von der Paulus im 2. Korintherbrief schreibt.
Die Betrübnis, das Trauern nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße oder Bekehrung zum Heil. Die Betrübnis dieser Welt bewirkt aber den Tod. Wenn ich meine geistige Armut erkenne, ist das Ergebnis in meinem Leben Trauern über mein Leben. Trauern über meine Sünde, wie ich Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit verletzt habe, Trauern über meine groß gewordene Sünde.
Glückseligkeit ist nicht im Trauern selbst zu finden, das ist keine schöne Sache. Glückselig sind sie, denn sie werden getröstet werden – Glückseligkeit im Trost Gottes. Wenn ich umkehre – weißt du, es gibt manche religiöse Menschen heute, die das Wort Bekehrung benutzen und meinen damit Einkehr. Man kehrt zu sich ein. Nein, das ist nicht, was Bekehrung meint.
Bekehrung bedeutet Umkehren, eine völlig neue Einstellung gegenüber Gott, eine völlig neue Haltung gegenüber der Sünde, umzukehren. Eine nie zu bereuende Umkehr zum Heil. Glückselig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden – mit der Vergebung, mit der Gerechtigkeit, mit der Annahme und Aufnahme Gottes.
Hindernisse dazu? Vielleicht liebst du deine Sünde oder bist vermessen. Oft meint man: „Na ja, es wird nicht so schlimm sein, ich bin ja ein ziemlich guter Kerl.“ Oder Verzweiflung. Manchmal denken Leute, sie seien so schlecht, dass Gott sie nicht erretten könnte.
Ein großes Hindernis zu dieser Art von Bekehrung ist die „lange Bank“. Leute, das ist ein Mürbelstück, das es im Königreich der Himmel nicht gibt: die lange Bank. Sie ist in der Hölle.
Vers 4: Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben. Echte Armut im Geist führt zu Trauer über meine Sündhaftigkeit, und dann demütige ich mich vor Gott. Sanftmut hat ihren Ursprung und ihre Haupttrinkfeder in wahrer Demut vor Gott. Argumente und eine selbstgerechte, eigennützige Haltung gibt es nicht mehr. Demut äußert sich in Sanftmut vor Gott und den Menschen.
Und der Prozess geht weiter: Glückselig sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. Armut im Geist bewirkt Trauer über meinen armen Zustand, bewirkt Demut vor Gott und bewirkt Hunger und Durst nach Gerechtigkeit.
Hier sind zwei Triebe nach den Notwendigkeiten des Lebens, nach den Grundbedürfnissen. Und was ist das Grundbedürfnis in meinem und deinem Leben? Es ist Gerechtigkeit. Ohne sie wird niemand in das Himmelreich eingehen.
Gottes Gerechtigkeit ist mein Grundbedürfnis, nach dem ich hungern und dürsten soll. Ein Verhungernder denkt nur ans Essen, ein dürstiger Mensch denkt nur an Trank – Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
Beispiel aus der Geschichte und die Bedeutung von Hunger nach Gerechtigkeit
Im Ersten Weltkrieg, während der Befreiungsaktion Palästinas, kämpften Soldaten aus Großbritannien, Australien und Neuseeland gegen die Türken. Sie hatten Beerscheba erobert und die Türken von dort im Süden zurückgedrängt. Dabei drangen sie immer weiter in die Wüste vor, auf der Verfolgungsjagd nach den Türken.
Plötzlich waren sie so weit vorgedrungen, dass sie den Kontakt zu Wasser, Munition und anderen Nachschubmitteln verloren hatten. Die Lage wurde wirklich verzweifelnd: Das Wasser war knapp, und sie befanden sich im heißesten Teil der Wüste. Gleichzeitig besetzten die Türken die Brunnen bei Sahira. Es war eine Frage von Leben und Tod. Man musste vorwärts kämpfen, um die Brunnen zu erreichen, sonst wäre es zu spät. Bereits Hunderte waren gefallen.
In einem verzweifelten Versuch eroberten sie die Brunnen von Sahira zurück. Nach der Kampagne erreichten sie die Brunnen. Zuerst kamen die Verwundeten und wurden mit Wasser versorgt. Dann kamen die anderen Soldaten. Die Wachposten mussten jetzt unbedingt etwas zu trinken bekommen. Die gesunden, wehrfähigen Männer standen fünf Meter von den Brunnen entfernt und warteten vier Stunden lang auf ein Tröpfchen Wasser.
Dann sagte ein Offizier, ein Christ: „Ich glaube, wir lernten unsere erste Bibellektion auf dem Marsch von Beerscheba zu den Brunnen von Sahira. Wenn unser Durst nach Gott, nach seiner Gerechtigkeit und nach seinem Willen so groß wäre, wie unser Durst nach Wasser, was würde dann das Ergebnis in unserem Leben sein?“
Warum führte ich heute Abend solche klaren Aussagen Jesu vor Augen? Weil wir Gerechtigkeit brauchen, so wie diese Männer das Wasser brauchten. Doch oft merken wir das nicht, weil wir glauben, wir schneiden ziemlich gut ab – zumindest im Vergleich zu manchen Mitgliedern der Gesellschaft. Aber gemessen an Gottes Vorstellungen sieht das ganz anders aus: Armut im Geist, Trauer über unsere Sünde, Demut vor Gott und Hunger nach Gerechtigkeit sind Voraussetzungen, um in das Königreich Gottes einzutreten.
Wenn ich wirklich arm im Geist bin (Vers 7), werde ich barmherzig im Umgang mit anderen sein. Wenn ich wirklich Trauer über meine Sünden empfinde, werde ich lernen, ein Friedensstifter zu sein gegenüber denen, die durch Sünde im Streit liegen. Wenn ich ein reines Herz habe, wie auch immer man das nennt, und wenn ich wirklich sanftmütig bin, dann habe ich die Voraussetzung, ein Friedensstifter zu werden. Wenn ich wirklich nach Gerechtigkeit hungere und dürste, dann bin ich bereit, wenn es darauf ankommt, auch für die Gerechtigkeit verfolgt zu werden (Verse 10-12).
Wir sehen die Ursachen eines Lebens in der Gerechtigkeit in den ersten vier Seligpreisungen und die Auswirkungen derselben Tugenden in den zweiten vier.
Die Wahl des Weges: Breit oder schmal
Kapitel sieben, der letzte Vers der Bergpredigt, den wir heute Abend lesen, ist Kapitel sieben, Vers dreizehn:
„Geht ein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen. Aber eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden.“
Wir haben hier keine Wahl zwischen Religion und Nicht-Religion. Der breite Weg ist sehr religiös. Es gibt Raum auf dem breiten Weg für Pharisäer, Sadduzäer, Zeloten und Essener – für Menschen, die nicht bereit sind, sich Gottes Gerechtigkeit zu unterwerfen. Menschen, die lieber ihre eigene Gerechtigkeit behaupten wollen. Menschen, die selbstgerecht sind und denken, sie seien nicht so schlimm.
Und dann gibt es – und ich sage euch – der breite Weg ist breit genug für alle. Du kannst Atheist sein, du kannst religiös sein. Du kannst politisch engagiert sein, du kannst ein Faulpelz sein oder ein fleißiger, ehrgeiziger Mensch. Der Weg ist sehr breit, du kannst ihn maßschneidern.
Aber dann gibt es einen schmalen Weg, und dieser Weg ist, wie Jesus sagt… Jesus sagte, wir haben schon gelesen, Kapitel 5, Vers 17: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu erfüllen.“ Und er erfüllte das Gesetz.
Er war der einzige Mensch, der jemals auf dieser Erde gelebt hat und vollkommen den Gesetzen Gottes entsprechend handelte. Das jüdische Gesetz, das das Judentum kennzeichnet und es als besondere Nation absondert, hat er vollständig gehalten. Das jüdische Gesetz war etwa wie die Verfassung der jüdischen Nation. Er lebte im Rahmen dieser Gesetze.
Er erfüllte das moralische Gesetz – die Zehn Gebote und ähnliche davon abgeleitete Gebote. Er lebte entsprechend diesen Gesetzen sein ganzes Leben lang. Und er erfüllte mit seinem Tod auch das zeremonielle Gesetz.
Das zeremonielle Gesetz regelte, wie Menschen zu Gott kommen konnten – durch ein Blutopfer, durch ein Opfertier, das stellvertretend für sie starb. Dieses Opfertier nahm bildlich gesprochen ihre Schuld und Sündhaftigkeit auf sich, die sie von Gott getrennt hatten. Die Opfertiere übernahmen die Schuld, damit der Anwalt vor Gott eintreten konnte.
Jesus erfüllte das zeremonielle Gesetz, als er am Kreuz starb. Jeder, der nach dem Gesetz leben will, sagt Paulus, und das Gesetz in irgendeiner Einzelheit bricht, steht unter dem Fluch des Gesetzes.
Ich glaube, wir haben das heute Abend ein bisschen gespürt. Hast du dich je gefragt, warum Jesus gekreuzigt wurde? Weil das Gesetz sagt: „Verflucht ist der Mensch, der an einem Baum hängt.“ Und hier wurde Jesus gehängt, mit Nägeln an einem Fluchholz, an einem Schandpfahl, als er der Gerechtigkeit Genüge tat.
Hier ist der Weg. Nicht deine eigene Religion, nicht irgendwelche Riten, nicht irgendwelche guten Werke – der einzige Weg ist Jesus selbst. „Ich bin der Weg“, sagte er, „die Wahrheit und das Leben.“ Er ist die Tür, die Pforte. Er sagte: „Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, der wird ewiges Leben haben.“
Liebe Zuhörer, die Voraussetzung, durch diese enge Pforte zu gehen, ist Armut im Geist. Du kannst nichts mitnehmen, die Pforte ist zu eng. Keine Selbstgerechtigkeit, keine Werke vorzuweisen. Nicht eine fromme Großmutter, die unter Umständen wirklich fromm war – sie hilft dir nicht. Nicht eine eingefahrene Frömmigkeit, die bewundert wird – man muss eingehen.
Jesus sagt: Die Armen im Geist, die von ihrem geistlichen Bankrott wissen und sich an ihn wenden für seine Gerechtigkeit, die werden gerettet werden.
Schlusswort mit Paulus-Zitat
Ich möchte zum Schluss ein Zitat von Paulus zu dieser Frage lesen.
Aber was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet. Ja, wirklich, ich achte es alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi, Jesus, meines Herrn, willen.
Um seines Willen habe ich alles eingebüßt. Ich achte es für Dreck, im Zusammenhang mit meiner ganzen Religion und meiner eigenen Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz stammt.
Ich achte sie für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde. Dabei habe ich nicht meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist, sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt. Es ist die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens.