Die Begegnung mit dem Auferstandenen und die Furcht der Jünger
Johannes 20,19-23 lesen wir auf Seite 122 in den hier ausliegenden Bibeln.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, also am Ostertag, kam Jesus dorthin, wo die Jünger versammelt waren. Er trat mitten unter sie, obwohl die Türen aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, und sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch.“
Als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, weil sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: „Nehmt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen; wem ihr sie anrechnet, dem sind sie angerechnet.“
Herr, mach uns auch so deiner Auferstehung gewiss. Amen.
Was ist bloß, liebe Schwestern und Brüder, mit den Jüngern damals am Ostertag geschehen? Was im Neuen Testament erzählt wird, versteht man wirklich nicht so leicht. Konnte ihnen der Auferstandene besser begegnen, als er es getan hat? So wie er Maria ansprach, so wie der Engel am leeren Grab ihnen sagte: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
Und was passiert dann? Die Jünger bleiben in ihrer Furcht. Das Auferstehungsereignis versetzt sie in Verlegenheit und macht sie betroffen. Verstehen Sie das? Sie müssten doch auf die Straße treten, ihre Lieder singen und allen Menschen davon erzählen. Aber nein! „Das verstehen wir nicht ganz“, sagen sie, „und wir schließen die Tür ab.“
Und was machen Christen, wenn sie beieinander sitzen und die Türen abgeschlossen haben? Dann theologisieren sie über die Auferstehung, ob das möglich ist oder nicht. Die Köpfe rauchen, es wird viel gesprochen, und alles wird nur verworrener und unklarer.
Das ist erstaunlich – das war vor zweitausend Jahren so und ist heute nicht anders. Wenn Sie heute in Christenkreise hineintreten, können Sie erleben, dass dort ganz wilde Diskussionen geführt werden.
Ich wünsche mir ja, dass an diesem Ostertag das Zeugnis der Christen so einstimmig in die Welt hinausschallen würde, von allen Kanzeln, durch alle Blätter, durch all unsere Münder: „Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“
Aber es gibt so viele, die sagen: „Ich weiß eigentlich nicht, was ich davon halten soll. Ich bin nicht so richtig klar, es macht mich betroffen, ich habe meine Zweifel.“ Übrigens, vom Zweifel reden wir morgen mit Thomas, der soll noch drankommen. Aber jetzt herrscht große Verlegenheit und Betroffenheit.
Die Angst und Verwirrung der Jünger nach der Auferstehung
Ich habe darüber nachgedacht, warum die Jünger eigentlich Angst hatten. War es nur noch die Angst vom Karfreitag? Ich bezweifle das. Ich fürchte, es ist eine neue Angst bei den Jüngern hinzugekommen. Sie hatten jetzt schwere Angst.
Was wird der Amtmann von den Römern sagen, wenn die Siegel am Grab verletzt sind? Das hätte Herr Jesus nicht tun sollen, dass er so geradeheraus und so brüsk handelt. Das bringt ja nur Verwirrung. Und was sagen jetzt die Hohenpriester? Jetzt entbrennt der ganze Hass gegen uns. Jesus kann man ja nicht unbedingt sehen. Er ist ja nicht immer sichtbar unter uns.
War es nicht Angst vor dem, was geschehen war? Die Auferstehung hat ihnen mehr Not bereitet. Und, liebe Schwestern und Brüder, ich würde mich nicht wundern, wenn die Jünger da drinnen in ihrer Stube auch noch gesagt hätten: „Auferstehung, das wäre ja gar nicht nötig. Man kann ja auch so glauben, dass die Sache Jesu weitergeht. Und was gibt es denn Größeres, als dass ich weiß, Gott hat mich lieb? Ich brauche ja gar keine Auferstehung.“
Es gibt so viele Christen heute, die sagen, sie brauchen gar nicht an den Auferstandenen zu glauben oder sie können das in ihrer Gedankenwelt interpretieren. Das war meine Phantasie, wie ich darüber nachgedacht habe, was wohl alles geschehen sein mag in diesem Raum, wo sie die Tür verschlossen hatten und zusammensaßen.
Ich denke nicht, dass es da viel gewissere Gläubige oder Getröstete gewesen sein mögen. Probleme und Fragen standen im Vordergrund. Unsicherheit und Ungewissheit prägten diese Jünger. Und dann steht plötzlich der auferstandene Jesus Christus selbst da. Dies ist seine Art, wie er es immer wieder tut.
Dabei ist gar nicht so wichtig, ob man ihn sehen oder nicht sehen kann. Denn wenn man ihn in seiner irdischen Gestalt sehen könnte, dann wäre das ja immer noch kein Glaubensbeweis für seine göttliche Hoheit. In der Bibel steht, wie Johannes in seiner Gefangenschaft auf Patmos, im Strafarbeitslager unter erschwerten Bedingungen mit einem zerschundenen Körper, plötzlich eine ganz große Begegnung macht.
Der auferstandene Jesus spricht auch zu ihm: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.“ Was hat ihn das getröstet und mutig gemacht! Er hat dies dann seinen Gemeinden weiter erzählt, die damals in Kleinasien schon durch Verfolgung gingen.
„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig, von Ewigkeit zu Ewigkeit“, spricht Jesus, „und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ Das haben verzagte, betroffene, traurige Christengemeinden immer wieder entdeckt, und das sind Erweckungszeiten. Da fängt plötzlich der Glaube an zu leben.
Denn der Glaube beschäftigt sich ja nicht mit Lehren, Gedanken oder Ideen, sondern der Glaube hat eine Verbindung zu dem auferstandenen Jesus Christus, zu dem, der den Tod überwunden hat.
Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben heute
Und wenn wir heute über Auferstehung sprechen, dann ist das etwas völlig anderes. Wenn wir nur sagen, Jesus lebt ja doch weiter, dann haben sich die Jünger vielleicht auch vorgestellt, dass sie so eine Art Gedächtnisverein gründen, in dem man an Jesus denkt und sich an ihn erinnert.
Dann sagten sie: Jesus lebt auch weiter in unserer Liebe. Und immer am Jahrestag, wenn wir am Karfreitag einen Kranz an seinem Grab niederlegen, dann lebt er weiter. Nicht so, dass er einfach weiterlebt, sondern weil er den Tod zerbrochen hat, weil der Tod besiegt und überwunden ist.
Ich sagte Ihnen, das sei die Erweckung des Glaubens. So ist der Glaube in der Christenheit immer lebendig geblieben.
Ich wünsche mir, dass Sie heute eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus haben. Dass er zu Ihnen spricht – in Ihre Müdigkeit, in Ihre Traurigkeit, in Ihre Zweifel und in Ihre Fragen hinein. Dass er vor Ihnen steht und sagt: „Friede sei mit dir.“
Und dass Sie von hier weggehen und sagen: „Es ist alles neu geworden. Ich weiß, dass ich in der Hand dieses Herrn bin.“
Stärkung durch die Begegnung mit Jesus
Ich möchte drei Gedanken aus diesem Abschnitt herausgreifen. Zuerst möchte ich darüber sprechen, dass dies eine Stärkung für die Jünger bedeutet – eine Stärkung inmitten ihrer Furcht. Es wird von der Furcht gesprochen, die die Jünger hatten. Dabei ist nicht gemeint, dass sie besonders feige gewesen wären. Einige von ihnen waren ja mutig, und das wird auch festgehalten. Aber sie konnten nicht vergessen, dass Jesus einen Auftrag für sie bereitgehalten hatte.
Es ging nicht nur darum, einen kleinen Hauskreis hinter verschlossenen Türen zu gründen. Sie sollten auch nach Jerusalem hinabgehen und dort weitersagen. Jesus hatte ihnen das schon früher immer wieder wichtig gemacht. Selbst wenn sie wie Wölfe auf sie zukommen würden, sollten sie wie Lämmer hineingehen und das Evangelium des Friedens predigen. Dass die Jünger Angst hatten, ist verständlich. Jetzt sollten sie nach Jerusalem hinuntergehen.
Ich möchte das so klar sagen, weil mir viele immer wieder berichten, wie schwer es ihnen fällt, von Jesus Zeugnis zu geben. Das ist bei den Jüngern kein Sonderfall, sondern bei allen so. Es fällt jedem sehr schwer. Das kann man nicht einfach so tun. Die Jünger fragten sich: „Wie soll ich denn da hinuntergehen? Jesus ist nicht mehr da, ich bin allein, und ich soll das weitergeben.“ Außerdem hatten sie eine Furcht vor dem Tod.
Ich bin überrascht, wie viele heute, auch unter den Jüngeren, noch nie beim Sterben dabei waren. Es gibt sogar einige, die noch nie einen Leichnam gesehen haben. Für die Jünger war es ein Schock, als sie den Leichnam Jesu sahen, nachdem er vom Kreuz abgenommen worden war. Sie hatten so viel von den segnenden Händen Jesu geglaubt, und jetzt lagen diese Hände starr und kalt da. Sie hatten so oft auf den Mund Jesu gelauscht, und nun lag er da, verzerrt vom Tod.
Sie hatten auf den Leib Jesu geschaut, und nun floss Wasser und Blut heraus. Der Tod hatte Besitz von ihm ergriffen. Was für eine Welt ist das? Heute Morgen hat mir jemand einen Zettel gegeben, worüber ich froh war. In der Bild-Zeitung gab es eine ungewöhnlich fesselnde Szene: In der Straßenbahn hängen überall Plakate mit der Aufschrift „Ich war tot, es war wie im Paradies, dann kam ich wieder zu mir.“ Das ist das, worüber wir schon oft gesprochen haben: Viele Menschen verklären den Tod, als ob er das Paradies wäre.
Schlimmer kann es in unserem Jahrhundert kaum kommen, als dass man den Tod zum Leben und sogar zum Paradies verklärt. Wer ein wenig wach durch die Welt geht, durchschaut diese verrückten Verdrehungen unserer Zeit. Der Tod ist derjenige, der das Leben zerbricht – es sei denn, wir haben Auferstehungsglauben. Das aber war der Schrecken der Jünger. Das alles konnten sie nicht einfach vergessen.
Selbst wenn sie glauben wollten, sprachen ihre Erfahrungen ganz anders. Das war in ihren Gedanken und Augen. Sie waren so gefesselt, dass sie nicht anders denken konnten. Und dann stand plötzlich Jesus vor ihnen. Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Sie waren froh! „Dann stimmt das ja gar nicht, dann ist der Tod nicht das Letzte, nicht das Röcheln, das Sterben und das Abschiednehmen.“
Da wurden die Jünger froh, weil sie den Herrn sahen. Jetzt richten Sie Ihren Blick einmal auf den auferstandenen Jesus. Sie, die Sie von Krankheit beschwert sind, von der Sie nicht loskommen. Sie, die Sie von Sorgen bedrückt werden, die Ihnen Kummer machen – auch Ihnen wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Sie wussten noch gar nicht, wie es bei ihnen weitergehen würde. Sie hatten das alles nicht verstanden, sie hatten nur begriffen: Jesus lebt, er ist auferstanden.
Und jetzt schauten sie auf ihn und dachten: „Dann wird er vor uns hergehen. Wenn wir nach Jerusalem hinunterziehen, wird er auch als der Unsichtbare unter uns sein.“ Das hat sie so fröhlich gemacht.
Der Frieden, den Jesus schenkt
Jesus gebraucht ein Wort der Stärkung zu den Jüngern, das heute am Ostersonntag vielfach zu hören ist: „Friede sei mit euch“ – Frieden.
Sie wissen, dass heute die Ostermärsche stattfinden. Dabei geht es um den Frieden. War Jesus auch schon für den Frieden da? Ach, liebe Schwestern und Brüder, wohl niemand hier wünscht sich, dass es in dieser Welt kein Leid und keine Tränen mehr gibt. Wir sind mit jedem einig, der irgendwo ringt und kämpft, damit nicht geschossen wird, nicht gelitten wird, nicht unterdrückt und nicht entrechtet wird.
Was hat Jesus gemeint, als er seinen Jüngern den Frieden zusprach? Hat er sie gesandt und gesagt: „Jetzt geht nach Rom, betretet den römischen Senat und den Kaiserpalast, sorgt für eine neue Weltregierung, dann wird Gerechtigkeit kommen“? Nein. Jesus hat seine Jünger immer wieder sehr schonungslos darauf vorbereitet, dass in dieser Welt ein Kampf tobt, in den Christen und Nichtchristen hineingezogen sind. Die Macht der Finsternis entzweit Menschen, und jeder, der heute die Tafel für den Frieden hochhält, bleibt ein Mensch des Unfriedens dieser Welt.
Das ist ein Widerspruch zwischen unseren Wünschen und dem, was wir leben. Um uns herum, bis hinein in unsere kleine Welt, ist die Zerrissenheit spürbar. Wenn man damit Frieden machen könnte, würden wir doch von Herzen Segen wünschen. Wir wollen doch gar keinem den Mut nehmen. Aber wir wollen wissen, was Friede ist, den Jesus meint – ein Friede, der höher ist als alle Vernunft.
Das ist ein Frieden, der damit zusammenhängt, dass man eine Verbindung mit Jesus hat. Er hängt nicht davon ab, wie viele Kanonen es gibt, und er beginnt nicht erst bei der Atomschwelle. Diesen Frieden hast du, wenn du Jesus hast – egal, was um dich herum passiert.
Das haben die Jünger in dem Augenblick begriffen, als sie froh wurden, den Herrn zu sehen. Als er sprach: „Friede sei mit euch“, wussten sie: Selbst wenn später der Richter sie im Verfahren anschreit und alles um sie wackelt, können sie im Frieden stehen, Antwort geben und sagen: „Wir können nicht schweigen über das, was wir gehört und gesehen haben.“
Als sie später in Philippi mit geschundenem Leib im Gefängnis saßen und nicht mehr wussten, wie sie es aushalten sollten, da kam dieser Friede Jesu zu ihnen, und sie sangen ihre Lieder: „Ich stehe in meines Herrn Hand und will darin stehen bleiben.“
Wissen Sie, was Frieden ist? Und jetzt nur, damit es klar ist: Wir haben nichts gegen diejenigen, die uns helfen, dass mehr Friede in der Welt wird. Aber der richtige Friede wird auch in der Welt erst dann einkehren, wenn Menschen mit Jesus verbunden sind, seinen Frieden haben, bewahrt sind unter ihm und mit ihm leben.
„Friede sei mit euch“ – welch eine Osterbotschaft für uns, welch eine aufregende Nachricht, eine Stärkung für die Jünger! Jesus hat ihnen nicht die Furcht ausgeredet. Das ist so falsch, wenn wir das tun. Sagen Sie nie einem Kranken: „Es ist nicht so schlimm.“ Das ist böse. Sagen Sie nie einem Menschen, der unter Traurigkeit leidet: „Es ist alles nicht so tragisch.“ Vielleicht fühlt er sein Leiden realistischer als Sie.
Aber sagen Sie ihm immer wieder: Jesus ist da. Und wenn er es Ihnen dauernd sagt, und Sie es kaum fassen können, sagen Sie: „Das darfst du sagen, und ich sage dir dennoch: Er ist da und will dir seinen Frieden geben, der höher ist, als man verstehen kann.“ Er will seine Hand auf dich legen und dich gewiss und fröhlich machen. Das ist eine Stärkung.
Der Auftrag zum Zeugnis und die Schwierigkeit des Ausgehens
Aber das Zweite ist ebenfalls ein Auftrag. Jesus hat bei allen möglichen Gelegenheiten seinen Jüngern immer wieder deutlich gemacht, dass sie hinausgehen und von ihm reden sollen.
Wenn ich stets mein Lieblingsthema habe und von Jesus spreche, und manche sich darüber ärgern, weil ich ja immer nur von Jesus rede – dann habe ich kein anderes Thema. Ich wüsste auch nicht, worüber ich sonst sprechen sollte.
Wenn Sie etwas über die Welt wissen wollen, müssen Sie die Zeitung lesen. Wenn Sie über Politik informiert sein möchten, sollten Sie im Fernsehen zuhören, wenn die Fachleute sprechen. Ich hingegen kann Ihnen von Jesus und seiner Auferstehung erzählen. Ich kann Ihnen vom ewigen Leben berichten.
Dazu hat Jesus seine Jünger gesandt: Sie sollten in die Welt hinausgehen und das verkündigen. Nun haben die Jünger das nicht richtig umgesetzt. Sie blieben sitzen und schlossen die Türen zu. Das ist ein Bild, das auch heute noch passt. Obwohl es uns hier in der Kirche gut geht – ich habe schon Herzklopfen, wenn wir in 14 Tagen wieder so eine Versammlung im Park, da unten im Schlossgarten, machen.
Hier ist es schön, da gibt es keine Zwischenrufe. Dort hören 20, 30 Minuten lieb zu. Aber da unten fällt es uns allen schwer, das weiterzusagen, etwa in einer Arbeitspause mit kritischen Menschen oder bei ablehnenden Nachbarn.
Schon die ersten Christen haben sich verschanzt. Und sie haben genauso argumentiert wie wir: Vielleicht kommen die Leute ja, oder wir können ein paar Zettel verteilen und einladen. Oder wir denken, wenn die Fragen haben, werden sie schon zu uns kommen.
Nein, es geht nicht darum, zu warten, bis sie zu uns kommen. Wir sollen zu ihnen gehen. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Daran sollten wir uns messen: Wie Jesus vom Vater in diese Welt gesandt wurde – eine Welt, die sich gegen Gott stellt, ihm ihr Nein entgegenruft, die ihn ablehnt.
Diese Welt hat Jesus sogar den Raum verweigert und gesagt, er könne nicht hierbleiben. Er hatte nicht einmal, wo er sein Haupt hinlegen konnte. Geht ihr dorthin hinein!
Der Auferstehungsglaube von uns heute wird daran sichtbar werden, ob wir gehen, ob wir loslaufen, ob wir hinausgehen in die Welt. Dort, wo Jesus nicht geglaubt wird und man nichts von ihm weiß.
Ich sehne mich danach, dass aus unserer Gemeinde noch viele junge Menschen berufen werden, die ihre Lebensaufgabe nicht nur vor fünf Jahren im Dienst der Weltmission gesehen haben. Daran wird sich zeigen, ob wir den Auferstandenen verstanden haben.
Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Es gibt in dieser Welt große Gebiete, in denen seit es Menschen gibt, das Evangelium noch nie gepredigt wurde. So sende ich euch. Und das sind nur verschiedene Platzanweisungen: Ob jemand sagt, ich bin jetzt hier zu Hause, ich bin zu alt, ich habe hier meinen Platz, oder ich sehe meinen Dienst hier im evangelistischen Dienst.
Oder ich werde hinausgehen, noch einmal in die Weltmission, weil der Herr mich ruft.
Die Gabe des Heiligen Geistes für den Dienst
Jesus gab seinen Jüngern für ihren Dienst das Wichtigste mit auf den Weg. Durch ein symbolisches Handeln haucht er sie an und spricht zu ihnen: „Nehmt hin den Heiligen Geist!“
Das ist sehr bedeutsam, denn Jesus schickt uns nicht in diesen Dienst mit den Worten: „Weil du so gut reden kannst, sollst du mein Zeuge sein“, oder „Weil du so klare Gedanken hast, sollst du mein Zeuge sein“, oder „Weil du so ein netter Kerl bist“ oder „Weil du so jugendlich frisch bist“. Das spielt für ihn keine Rolle.
„Nehmt ihn hin, den Heiligen Geist!“ Das ist der gegenwärtige Gott in uns, der in unserem müden und schwachen Leib wirken will. Er möchte tätig sein, uns von innen heraus umformen und neu schaffen.
Der Auferstandene gibt seinen Jüngern eine Zusage und sagt: Wenn ihr hinausgeht, werdet ihr erleben, dass er durch seinen Heiligen Geist in euch wirkt. Plötzlich bekommen ihre schwachen Worte Nachdruck. Dadurch geschieht, dass Menschen zum Glauben kommen und verstehen, dass Jesus auferstanden ist und Schuld vergeben hat.
Das kann man nicht durch noch so gute Argumentation erreichen. Es ist eine Gabe des Geistes Gottes.
Wir dürfen heute vor Jesus, der auferstanden vor uns steht, treten, ihn bitten und sagen: Herr, gib uns deinen Heiligen Geist in Fülle! Ich will Zeugnis geben von dir, und du wirst meine Worte bekräftigen. Du wirst durch deinen Heiligen Geist reden.
Die Vollmacht zur Vergebung der Sünden
Noch das Dritte: Das schließt Vollmacht ein.
Wir haben von der Stärkung gesprochen, bei der die Jünger froh wurden, als sie Jesus sahen, vom Auftrag, den wir haben, aber nur noch von der Vollmacht.
Es herrscht heute unter Christen große Unsicherheit darüber, was der Herr eigentlich von uns will und was wir heute untereinander tun sollten. Ich habe gar nichts dagegen, wenn Christen die Welt umgestalten und aus der Welt ein Reich des Friedens machen. Ich wünsche mir, sie könnten Gerechtigkeit bauen. Aber wissen Sie, das haben alle Generationen vor uns schon probiert: in dieser Welt der Sünde und der Gottlosigkeit Frieden und Gerechtigkeit zu wirken.
Es gibt Leute, die sagen, wenn wir bloß von der Vergebung der Sünden reden, sei das ein Thema, das nicht richtig in die Weite der Welt hinausgeht. So blind können Menschen sein. Gott sei Dank hat Jesus seinen Jüngern nicht den Auftrag gegeben, sich in den Stadtrat von Jerusalem wählen zu lassen – obwohl der Herr heute manchen diesen Auftrag gibt, dass sie ein Mandat für ihn ausüben. Natürlich kann man dem Herrn in weltlichen Ämtern dienen. Aber als Krönung unseres Dienstes hat er immer das eine genannt: Sünden vergeben.
Interessiert das die Menschen? Hat das den Hohen Priester interessiert? Hat das Pilatus interessiert? Doch, das hat niemanden interessiert. Sie waren alle sehr überzeugt, dass sie gerecht gehandelt hätten und sich überhaupt nicht falsch verhalten hätten.
Gehen Sie hinaus! Die Welt leidet an der Sünde, das ist die Diagnose Jesu, des Auferstandenen. Gehen Sie hinaus! Sie werden heute Menschen finden. Sprechen Sie Menschen darauf an, die leiden an ihrer Gottlosigkeit und Gottferne. Es sind so viele Menschen, die nicht mehr froh werden, die keinen Mut für die Zukunft haben, weil sie wissen, ihr Leben ist falsch gelebt, und sie kommen nicht mehr heraus aus den Abgründen, in denen sie stecken.
Warum gibt es so wenig Versöhnung zwischen zerbrochenen Ehen? Warum gibt es so viel Streit? Warum gibt es in unserer Welt so viel Ungerechtigkeit? Warum gibt es in unserer Welt so viel Böses? Weil die Christen ihr Amt versäumen, Menschen frei zu machen von der Macht des Bösen.
Und das geschieht dort, in der Sündenvergebung. Wenn wir Menschen die Hände auflegen und ihnen zusprechen: Vergeben im Namen Jesu. In dem Augenblick zerbrechen Ketten der Finsternis, Ketten des Teufels, die uns binden. In dem Augenblick werden Menschen frei! Ja, der Auferstandene kann erst in ihrem Leben wirken.
Wir müssen daran denken, dass der Auferstandene ja nicht bloß heute in unserem Glauben wohnen will oder gleichsam in unserem Kopf oder in unserem Denken, sondern er will unser ganzes Leben umfassen. Er will, dass wir erneuerte Menschen werden, die wirken und dienen für ihn, die Frucht bringen für ihn.
„Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“
Der Apostel Paulus hat gesagt, er hätte in Rom auch kein anderes Ziel: selbst in der politischen Schaltzentrale Rom an einer Schar von Menschen Vergebung der Sünden zu predigen. Das hat damals dieses Römerreich aus den Angeln gehoben, dass Menschen mit Gott Frieden bekommen haben und neue Leute wurden. Ihr Handeln wurde verändert, ihr Leben wurde geheiligt, weil Jesus bei ihnen einzog.
Das soll heute geschehen, weil der Auferstandene vor Ihnen steht, zu Ihnen redet, Sie in Dienst nimmt und Ihnen zuruft: Friede sei mit Ihnen. Amen.
