Einleitung
Frage: "Bist Du heilig?" (Du darfst nur mit JA oder mit NEIN antworten) Eine wichtige Frage / Luther: „Bist du heilig? Wenn nicht, dann hole dich der Teufel!“
"Heilig" ist da Eigenschaftswort zu dem Hauptwort "Heiligkeit" und bedeutet:
- etwas vom Gewöhnlichen Getrenntes, - etwas Ausgeschiedenes - etwas Abgesondertes
"Heilig" kann auch bedeuten:
- fleckenlos rein - makellos In bestimmten Zusammenhängen kann "heilig" bedeuten:
- fern - unnahbar - unberührbar - unermeßlich groß
Gottes Heiligkeit zeigt sich in seiner Distanz zur Sünde. In der Bibel stehen sich der Heilige Gott und der sündige Mensch gegenüber. Wir Menschen konnten nicht zu ihm, aber er konnte zu uns. Weil Gott nicht nur heilig, sondern auch Liebe ist, schlug er die Brücke zu uns in Jesus Christus.
Gott will heilig machen
Alles, was Gott beschlagnahmt, alles, was Gott in Besitz nimmt, wird heilig. Alles, was außer Gott als heilig bezeichnet wird, ist es also nur in Verbindung mit ihm! Nichts und niemand ist heilig in sich. Aus sich heraus kann nie jemand oder etwas heilig werden. Heiligkeit entsteht immer nur aus der Verbindung zu dem heiligen Gott (2.Mo.29,37).
Gott heiligte z.B. im Alten Testament:
- Israel (2. Mose 19, 3-6)
- die Priester (3. Mose 21, 1-24)
- den Hohenpriester (2. Mose 28, 36)
- Stätten seiner Offenbarung (1. Mose 28, 17)
- bestimmte Zeiten (Sabbat, Festzeiten, etc.)
- Gegenstände (die Bundeslade, Geräte, den Zehnten, etc.)
Vom AT zum NT vollzog sich eine Wende. Im NT kommen keine geheiligten Gegenstände mehr vor. Im Mittelpunkt steht fortan der geheiligte Mensch. Das Heilige zeigt sich nun nicht mehr in bestimmten Orten, Gegenständen oder Riten, sondern in dem vom heiligen Geist geprägten Leben des Gläubigen.
Heilige sind nicht solche, die andere an Tugenden übertreffen. Heilige sind keine sittlichen Helden oder religiöse Genies. Heilige sind nicht solche, die ihre Seelenkräfte zur Höchstentfaltung gebracht haben. Heilige sind keine Idealmenschen, und sie sind erst recht nicht sündlos. Heilige sind Menschen, die Gott beschlagnahmt hat. Heilige sind Menschen, die Jesus gehören. Heilig sein heißt nicht sündlos sein, sondern mit meinen Fehlern und mit meinen Sünden Jesus, dem Heiligen, gehören! Heilig ist der, der sich seiner Unheiligkeit vor Gott voll bewußt ist, und die Heiligkeit Jesu geschenkweise angenommen hat. Die Bibel unterscheidet vier Arten der Heiligung.
1. Vorlaufende Heiligung
Es gibt eine Art von Heiligung, die beginnt bereits vor dem Christwerden. Der Heilige Geist arbeitet schon lange an uns, bevor wir uns bekehren und neues Leben bekommen. Paulus schreibt den Galatern, daß er schon von Mutterleib an abgesondert war, um einmal das Evangelium zu verkünden. 1960 auf dem Feld / Der Heiland hat noch etwas vor mit ihm! Aber es geht bei jedem Christen noch viel weiter zurück. Es geht zurück bis in die Ewigkeit.
1. Petrus 1, 2Auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters... in der Heiligung des Geistes... (ein Wirken des H.G. an einem Menschen vor seiner Bekehrung!) Zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi...
Wir sehen alle drei Personen der Gottheit sind beteiligt! William MacDonald erklärt diese Stelle folgendermaßen: „Vor der Zeit, also noch in der Ewigkeit erwählte uns Gott, damit wir ihm gehören sollten. In der Zeit sonderte uns der Heilige Geist ab für den Herrn. Dann gehorchten wir dem Evangelium, und sobald wir das taten, wurde uns der ganze Wert des vergossenen Blutes Jesu Christi uns zugerechnet. Das Bemerkenswerte hieran ist, daß diese Heiligung, von der Petrus hier spricht, bereits vor unserer Wiedergeburt stattfand.“ Darum sprechen wir hier von der „Vorlaufenden Heiligung“.
2. Die „stellungsmäßige Heiligung“
Im Augenblick der Wiedergeburt eines Menschen wird er der Stellung nach geheiligt. Wie haben wir vorhin gesagt? Heilige sind Menschen, die Jesus gehören. Heilig sein heißt nicht sündlos sein, sondern mit meinen Fehlern und mit meinen Sünden Jesus, dem Heiligen, gehören! Die Bibel kennt die Stellung des "Geheiligtseins in Christus". Wenn Du Jesus gehörst, dann stehst Du heilig, gerecht, unantastbar, ja unanklagbar vor Gott, weil Dir die ganze Gerechtigkeit Jesu Christi auf Dein Konto gebucht wird! Jesus Christus ist Dir von Gott gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligkeit und zur Erlösung (1. Korinther 1, 30). Darum schau nicht immer an Dir runter, was da noch alles dran ist, und wieviel da noch fehlt, und wie kümmerlich das alles ist - nein, schau auf den Herrn Jesus und auf sein Kreuz und auf die herrliche Stellung, in die er Dich durch sein Opfer hineinversetzt hat. Dann wirst Du Freude und Sicherheit haben!
Ein Liederdichter: „Wenn ich mich selbst betrachte, dann wird´s mir angst und weh, wenn ich auf Jesus achte, dann steig ich in die Höh´; dann freut sich mein erlöster Geist, der durch das Blut des Lammes gerecht und selig heißt.“
Schaut, die Heiligen in der Bibel waren auch nicht immer völlig heilig. Weder die Römer, an die Paulus schrieb - der Brief greift einige Nöte der römischen Christen auf -, noch die Epheser oder Philipper, geschweige denn die Korinther! Wie wir wissen ging es in Korinth teilweise drunter und drüber - und doch beginnt Paulus seinen Brief mit den Worten: „Paulus,...., an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen...“ (1. Korinther 1, 1-2). Warum kann er sie so bezeichnen? War das Schmeichelei? Weil die Korinther, Römer und wir geheiligt waren und sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi, wie der Hebräerbrief sagt. Und an anderer Stelle: „Denn mit einem Opfer hat er die, welche geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht“ (Hebräer 10, 14). Das ist unsere stellungsmäßige Heiligung. Wir stehen heilig und gerecht vor dem Vater, weil uns die Gerechtigkeit und Heiligkeit Jesus Christi durch den Glauben zugerechnet wurde.
Das gilt es aus der Schrift heraus zu erkennen. Das gilt es gegen unser Gefühl und u.U. sogar gegen unser falscher Denken zu glauben. Und das gilt es auch gegen alle Anfechtungen und Einflüsterungen des Teufels festzuhalten. Bis in die Sterbestunde. Evtl.: Der alte Evangelist Krupka.... /nur noch eines: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein...“ Das ist unsere stellungsmäßige Heiligung in unserem Herrn Jesus Christus. Das ist etwas Wunderbares. Aber dabei allein kann und darf es nicht bleiben. Es geht weiter mit der...
3. Wachstümliche Heiligung
Während es auf der einen Seite viele Stellen in der Schrift gibt, die davon sprechen, daß wir geheiligt sind, gibt es aber auf der anderen Seite manche Forderungen, daß wir heilig sein sollen. Wenn wir die verschiedenen Arten der Heiligung nicht unterscheiden, werden wir das als sehr verwirrend empfinden. Wachstümliche oder praktische Heiligung meint das, was in unserem täglichen Leben sein sollte. Wir sollten ein Leben der Absonderung führen, weg von der Sünde und dem Bösen und nur für Gott da sein. Wo immer wir in der Schrift Ermahnungen zur Heiligung finden, können wir sicher sein, daß dieser wachstümliche, praktische Aspekt der Heiligung gemeint ist. Z.B. schreibt Paulus den Korinthern: „...wir wollen uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Korinther 7, 1). Befleckung des Fleisches entsteht durch unmoralischen Lebenswandel. Befleckung des Geistes geschieht immer dann, wenn wir über unsere Phantasie von innen oder von Eindrücken über unsere Sinne von außen beschmutzt werden. D.h. bestimmte Zeitschriften und Filme können unseren Geist ebenso beflecken wie Musik von den Rolling Stones oder Mozart’s Zauberflöte. Mit dem gleichen Anliegen der praktischen Heiligung wendet sich Petrus an die Gläubigen: „...wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, so seid auch ihr heilig in eurem ganzen Wandel“ (1. Petrus 1, 15).
Und davon spricht auch Römer 6, 18-23. Ich lese nochmals den Abschnitt. Hier im Römerbrief wird betont, daß es bei der biblischen Heiligung nicht nur darum geht, sich von der Sünde fernzuhalten, sondern daß wir Gläubigen gleichzeitig unser Leben Gott weihen sollen, und unsere Hände und Füße ihm zum Dienst weihen sollen. Schaut, es entwickelte sich im Lauf der Kirchengeschichte wiederholt ein falsches Verständnis von Heiligung, z.B. auch im alten Pietismus und teilweise auch noch im neuen. Nämlich: Heiligung ist, wenn ich mich völlig von Sünde und Welt absondere. Wie mal ein Bruder dieser Richtung sagte: „Mein Wohnzimmer hat noch kein Ungläubiger betreten!“ Aber nehmen wir mal an, jemand zieht sich ganz von Sünde und Welt zurück; ist er dann heilig im biblischen Sinn? - Nur halb! Da fehlt die andere Seite der Münze. Heiligung heißt, daß ich mich von der Sünde abwende und mich dem Herrn zuwende und mein ganzes Leben ihm zur Verfügung stelle. Darum geht’s hier in Röm.6! Und noch einen wichtigen Aspekt muß ich im Blick auf die wachstümliche Heiligung ansprechen.
Wir werden als Christen dem Herrn Jesus nicht ähnlicher, wenn wir nicht sehr enge Gemeinschaft mit ihm haben; anders ausgedrückt: wenn wir ihn nicht anschauen. Wir finden diese Wahrheit in 2. Korinther 3, 18 ausgedrückt: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht“. Wir wachsen in der Heiligung, wenn wir uns mit dem Herrn beschäftigen. Wir werden dem immer ähnlicher, was wir verehren. Wenn wir heimlich den Reichtum lieben, werden wir automatisch immer materialistischer. Wenn wir im Herzen irgendeinen Macher-Typ bewundern, dann werden wir auch immer mehr die Ellenbogen gebrauchen. Wenn wir aber wirklich den Herrn Jesus liebhaben und täglich Zeit mit ihm allein verbringen - vor allem auch in der Anbetung -, dann werden wir verwandelt in sein Bild. Wir werden ihm ähnlicher, ganz gewiß. Aber es ist ein Prozeß. Es geht nicht von heute auf morgen. Der Heilige Geist bewirkt diese Umwandlung nicht auf einmal, sondern von einer Herrlichkeit zur andern.
Christen werden also durch das Wort Gottes immer wieder zu einem geheiligten Lebenswandel aufgefordert. Wir können nicht sagen: Prima, ich bin ja in Jesus gerecht - also kann ich leben, wie ich will. Nein, unsere Väter haben gesagt: Heiligung heißt: Werde, was du bist! Sie meinten: Du bist heilig, der Stellung nach - nun lebe auch so, wie es deiner Stellung in Christus entspricht!
4. Vollkommene Heiligung
Dieser Aspekt der Heiligung ist für uns Gläubige noch zukünftig. Wenn unser Herr Jesus Christus zur Entrückung der Gemeinde kommt, wenn er seine Braut heim holt, dann werden wir unsere endgültige Heiligkeit haben. Wie es der Apostel Paulus in Epheser 5 meisterhaft beschreibt: „...damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen habe, sondern daß sie heilig und tadellos sei...“ (Epheser 5, 27). Und auch Johannes hatte diese Schau: „...wir wissen, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3, 2). Ist das nicht ein herrliches Ziel? Darum laßt uns heute dem Frieden mit allen nachjagen und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird!
Schlußfrage: "Bist Du heilig?"