Einleitung und Lobpreis als Lebenshaltung
Ein Psalm von David, als er sich wahnsinnig stellte vor Abimelech, und dieser ihn für verrückt hielt und wegtrieb.
Ich will den Herrn allezeit loben; sein Lob soll immer in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, damit es die Elenden hören und sich freuen.
Preist mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen.
Gottes Antwort auf die Suche und Hilfe in der Not
Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus all meiner Furcht.
Diejenigen, die auf ihn sehen, strahlen vor Freude, und ihr Angesicht wird nicht schamrot.
Als jemand im Elend rief, hörte der Herr und half ihm aus all seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist! Wohl dem, der auf ihn traut.
Gottesfurcht und Versorgung der Gläubigen
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen, denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Das sind starke Aussagen, nicht wahr? Diejenigen, die den Herrn fürchten, leiden keinen Mangel.
Reiche müssen oft darben und hungern. Doch die, die den Herrn suchen, stecken die Reichen noch lange in die Tasche. Sie haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Weisung an die Kinder: Gottesfurcht als Lebensprinzip
Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu! Ich will euch die Furcht des Herrn lehren.
Wer möchte gern gut leben und schöne Tage sehen? Man könnte meinen, dass jemand, der in Saus und Braus lebt, schöne Tage erlebt. Doch genau das Gegenteil ist richtig.
Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, damit sie keinen Trug reden. Lass ab vom Bösen und tu Gutes. Suche Frieden und jage ihm nach.
Gottes Aufmerksamkeit und Schutz für Gerechte und Strafe für Böse
Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten, und seine Ohren hören ihr Schreien.
Dagegen steht es vor dem Herrn, dass alle, die Böses tun, ausgerottet werden sollen von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen.
Leiden und Bewahrung der Gerechten
Der Gerechte muss viel erleiden, doch aus all dem hilft ihm der Herr. Er bewahrt alle seine Gebeine, sodass nicht eines zerbrochen wird.
Denn das Unglück wird die Gottlosen töten, und diejenigen, die den Gerechten hassen, geraten in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn vertrauen, werden frei von Schuld.
Bedeutung des Lobpreises im Alltag
Es ist gut, wenn man nicht nur an den Worten stehenbleibt. Zuerst fällt das Wörtchen „alle Zeit“ auf: „Ich will den Herrn loben, alle Zeit.“ Wann loben Sie den Herrn? Wann loben Sie den Herrn wirklich?
Das Lob ist bei uns oft verstimmt. Zurzeit gibt es wieder eine Bewegung, bei der manche Gruppen sagen, man dürfe im Gebet nur den Lobpreis Gottes sprechen. Oder man dürfe nur im ersten halben Jahr seines Glaubenslebens Gott loben. Ich bin gegen jede Form von Gesetzlichkeit.
Ich weiß auch nicht, ob man deshalb nicht bitten darf. Natürlich darf man bitten. Da stimmt also etwas nicht. Aber wir können daraus lernen, dass wir loben sollen.
Wo hat der Lobpreis in Ihrem Leben Platz? Meine Frau und ich wohnen so geschickt, dass wir es uns nicht nehmen lassen, die ganze Nachbarschaft zu erschrecken. Morgens um sieben Uhr singen wir einen Choral, am Sonntag auch um dreiviertel acht.
In den letzten siebzehn Jahren, seitdem wir dort wohnen, hat uns die Polizei dafür noch nie besucht. Es ist doch schön, wenn der Lobpreis den ganzen Tag über fortgeht und auch in der Nacht erklingt.
Lobpreis als Kraftquelle im Alltag
Lobpreis Gottes alle Zeit
Ich finde das eine tolle Einrichtung. Mir hat mal ein Gottesdienstteilnehmer, ein Richter vom Oberlandesgericht, gesagt, das sei ganz furchtbar. Er meinte, in der Predigt habe man gesagt, dass man beim Autofahren Kassetten hören könnte. Dabei würden die schlimmsten Unfälle passieren.
Aber ich habe schon gemerkt, dass es auch sehr viel hilft, wenn der Lobpreis im Auto erklingt. Manchmal, wenn man denkt: „Der Blöde da drüben mit seinem Auto“, dann hört man mal ein schönes Lied, summt mit und freut sich am Lobpreis Gottes. Ich will den Herrn loben alle Zeit.
Bei David war das so in einer ganz dunklen Stunde seines Lebens. Saul verfolgte ihn, und die Situation war aussichtslos. Es war eine totale Hilflosigkeit. David konnte sich zuerst noch verstecken. Erinnern Sie sich noch an das Bogenschießen mit Jonathan? „Lauf viel, viel weiter, flieh, flieh, flieh“ – das war doch das Zeichen, als Jonathan und David sich weinend in den Armen lagen. Was für eine totale Katastrophe!
Diese harten Leute – David, der vor Goliath keine Angst hatte – weint und muss aus seiner Heimat fliehen. Ihm bleibt nur ein Ausweg: zu den Philistern. Die waren auch rassische Feinde. Es waren ja Arier, die Philister. Man weiß ja nie genau, warum sie dort unten siedelten. Sie waren viel größer als die Israeliten.
David will zu den Philistern, obwohl er vorher noch gegen sie gekämpft hat. Die erkennen ihn sofort. Da hieß doch der Siegesruf der Frauen: „Saul hat tausend erschlagen, David zehntausend.“ Also war David der schlimmste Kriegsverbrecher, den sie kriegen konnten.
Jetzt ist David ausweglos und gefangen beim König Abimelech. Denken Sie bitte nicht, das sei irgendein Trick. Gott schenkt es, dass David sich verstellt, als würde er wahnsinnig sein. Gott lenkt das Herz des Abimelech, und dieser sagt: „Ihr habt einen Geisteskranken, das ist nicht David.“ Er schickt ihn weg, und David ist frei.
Hoffnung in aussichtslosen Situationen
Heute Abend mag es sein, dass Sie so zur Bibelstunde gekommen sind und sagen: Bei mir ist alles total kaputt, ich weiß keinen Weg mehr weiter. Wie mag es unseren Kranken gehen, die keine Hoffnung haben und am Boden sind? Ich will den Herrn loben.
Wir hatten schon am Sonntag das Thema, was es heißt, das Vateramt Gottes zu erkennen, wenn Jesus uns den Vater offenbart. Wir sollten das wieder neu lernen, was Gottes Vatergüte bedeutet. Hier ist der Herr, er hat die Macht, er führt das Regiment, er lenkt. Er hat ein unumschränktes Können. Es gibt nichts, was ihm entgegenstehen kann, und man kann ihm voll vertrauen. Ich will den Herrn loben.
Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertan sein. Manchmal gibt es ein Lied, das wie ein Motto wirkt, ein Lied des Richters, das uns wieder die Füße auf den Boden bringt. Es sagt: Das soll bei mir nicht verstummen. David singt dieses Lied in einer Stunde, in der er nicht einmal weiß, wie es weitergeht.
In einem anderen Loblied heißt es so schön: „Weil ich noch Stunden auf Erden zähle, will ich Lob singen meinem Gott.“ Ja, und was ist dann weiter? Ich weiß ja gar nicht, ob ich viel länger lebe als noch ein paar Stunden, aber diese will ich noch nutzen zum Singen.
Am Sonntag habe ich auch wieder daran gedacht, wie wir das Lied „Wunderbarer König“ gesungen haben, vom Neander, der nur dreißig Jahre alt wurde. Es ist merkwürdig, wie die Leute gerade uns den Blick öffnen, zum Danken und zum Loben.
Die Seele im Lobpreis und die Kraft des Gesangs
Machen Sie sich das zum Motto: „Ich will den Herrn loben allezeit.“ Sein Lob soll immer in meinem Munde sein. Immer da und in meinem Munde.
Es ist ja so, dass man auch mit dem Herzen beten kann. Aber es ist doch schön, wenn man es mit dem Munde tut. Ich habe entdeckt, dass man viel mehr davon hat, wenn man laut in der Bibel liest. Beim Beten ist es genauso. Dann schweifen die Gedanken nicht so leicht ab. Und auch beim Singen ist das wichtig. Durch das Singen wird die Seele hell.
Es wurde einmal entdeckt, dass durch das Singen die Seele hell wird. Mit dem Singen bin ich oft noch nicht zufrieden. Das Lied vorhin haben wir auch noch schlecht gesungen. Aber sonst ist es doch immer so: Man muss sich den Kummer von der Seele singen.
Wieder einmal ist mir das Auto eine große Hilfe. Dort stört es die anderen nicht so sehr, wenn man richtig losbrüllen kann. Also herrlich, dem Herrn zur Ehre zu singen.
Für viele Leute ist Gott irgendwo im Nebel. Für uns nicht. Ich kenne den Herrn, ich weiß ihn. Dass die Menschen manchmal blöd sind, brauchen wir nicht weiter zu erwähnen.
Ich will dem Herrn mein Lob singen. Ich will mich nicht ärgern über die, die mir Kummer machen. Ich will dem Herrn meine Lieder singen, immer da. Ich will ihn rühmen, ich will ihn groß machen und ich will es aussprechen.
In der Welt gibt es so wenig Gotteslob. Es gibt viele Problematisierer. Ich habe immer ein bisschen Sorge, dass Hauskreise auch so zu Debattierclubs werden. Sind das noch Clubs, wo man einfach zusammenkommt und sagt: „Ich freue mich so herrlich!“? Wo man sich freut an der Größe Gottes, wo man erzählt und sagt: „Wisst ihr, ich bin so glücklich aufgewacht!“?
Wenn ich da durch den Frühling gehe und die Größe Gottes sehe, wenn ich seine Macht erlebe – das hat mich heute Morgen schon beim Bibellesen erhoben. Da habe ich das wieder gelesen, und mir ist bewusst geworden: Welch ein Herr, welch ein Herr!
So sollten wir einander immer ermutigen, ihn rühmen, ihn groß machen und es aussprechen.
Die Seele soll sich an Gott freuen
Im Vers 3 heißt es: „Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen.“ Meine Seele – lassen Sie Ihre Seele auch einmal sprechen. Kommen die inneren Stimmen auch mal zu Wort? Das ist in der Bibel eine wunderbare Therapie: Die Seele soll sich an Gott freuen, und diese Freude soll bis in die innersten Tiefen hineinreichen.
Wir hatten es in der letzten Bibelstunde besprochen: Die Freude soll nicht nur die Seele erfassen, sondern auch den Leib. Leib und Seele freuen sich gemeinsam am lebendigen Gott. Unser Körper ist ja oft vom Stress betroffen – darüber haben wir am Sonntag in der Predigt gesprochen. Deshalb sind wir häufig körperlich krank. Wir brauchen wieder Zeiten, in denen Körper und Seele sich an Gott erfreuen können und aus ihrer inneren Verspannung herauskommen.
Das ist oft schwer, denn es lastet viel auf uns. Doch wir sollten uns einfach erfreuen können und sagen: Ich bin wirklich frei, ich bin gelöst, ich bin heiter bis in die Tiefen meiner Seele – an dem mächtigen Gott. Woher bekomme ich diese Freude? Aus dem Wort Gottes, denn dort höre ich es immer wieder neu.
Auf Vers 4 kommen wir später noch zu sprechen: „Preist mit mir den Herrn, miteinander.“ Das ist so schön. Wir haben Versammlungen, in denen wir einander zum Lob ermutigen. Der eine steckt den anderen an, erzählt, was er Großes mit Gott erlebt und erfahren hat. Es ist manchmal komisch, wie vergesslich wir sind, wenn es darum geht, die wunderbaren Erfahrungen Gottes zu behalten.
Doch der Lobpreis Gottes dreht sich nicht nur um unsere Lebenserfahrungen. Würde man ein Tagebuch führen, wäre es voll davon. Der Lobpreis mündet in das große Lob der Liebe Gottes. Er hat mich so sehr geliebt, dass er sein Leben für mich gegeben hat. Das ist der eigentliche Kern des Lobpreises. Dort wird es am allerschönsten: Ich kann seine Liebe fassen. Er ist Tag und Nacht bei mir, lässt mich nicht los, und seine Hand hält mich.
Wir können das oft nur schwer ausdrücken, aber wir sollten es ganz neu lernen: Den Lobpreis Gottes aus der Mitte der Schrift heraus, im Evangelium, ihm zu danken und zu loben.
Gottes Antwort auf die Suche und die Erfahrung der Rettung
Diese Erfahrung beschreibt David nun in Vers 5: „Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir.“ Warum sagt er das so? Weil die normale Erfahrung auch bei uns oft so ist, dass Menschen sagen: „Ich habe Gott gesucht und nichts gefunden.“ Sie haben geschrien, doch es blieb still. Manchmal meint man, etwas gehabt zu haben, doch oft sucht man falsch.
Heute hat mir eine Frau bei einem Krankenbesuch gesagt: „Ah, schön, dass Sie kommen, Herr Pfarrer, ich trete gerne in die Kirche ein.“ Doch ich antwortete ihr: „Nein, das ist gar nicht wichtig. Sie brauchen Jesus.“ Oft suchen die Menschen an der falschen Stelle. Sie denken, sie müssten kirchliche Feierlichkeiten besuchen oder äußere Stärkung finden. Was ich wirklich brauche, ist der Herr, Jesus. Den muss ich finden, denn ohne ihn bin ich verloren.
David sagt: „Ich habe ihn gesucht und gefunden.“ Jesus hat ja gesagt: „Wer bittet, dem wird gegeben; wer sucht, der findet.“ Das hat Jesus nicht gemeint, wenn man im Schlüsselbund sucht – das suchen wir oft vergeblich. Sicher finden wir ihn nicht in äußerer Ordnung oder bei anderen Menschen. Es scheint oft so, als suche man etwas und finde es nicht. Jesus meinte damit: Wer ihn wirklich sucht, wird ihn finden. Wer anklopft, dem wird geöffnet.
Deshalb gibt es viele Gottsucher, die in der Philosophie suchen. Eine Philosophie hat man aber nie zum Ziel gefunden. In der Vielfalt der Meinungen sucht man immer neue Lehren. Aber Jesus sagt: „Wer ihn sucht, wird finden.“ Jesus kann man nur in der Tiefe seines Gewissens suchen.
Jesus suchen, den Herrn suchen – das geht über die eigene Schuld hinaus. Das ist das Problem. Man kann das nicht nur mit den Gedanken tun. Jesus sprach immer mit Menschen über ihre Schuld. Das war sicher auch der Punkt, an dem David in seinem Leben viel erfahren hat. Achten Sie darauf, wie David nicht als sündloser König dargestellt wird, sondern als der, der alle Sünden vergibt und alle Gebrechen heilt. Das war sein Lob im Psalm 103.
So wurde gesungen, und David hat diese Erfahrung oft in seinen Liedern besungen – von der Vergebung, der wunderbaren Vergebung. Im Psalm 51 bittet er: „Mache mich rein, Herr!“ Dort hat er Gott gefunden. „Er antwortete mir und errettete mich aus aller meiner Furcht.“ Er sagt nicht, dass er aus allen Problemen errettet wurde. Sein Leben war nie ohne Probleme.
Es ist ein Irrglaube, zu denken, Gott müsse uns von Problemen befreien. Wir brauchen Probleme, um daran zu reifen. Wir brauchen auch Engpässe, die wir durchschreiten müssen, die Drangsale. Paulus erinnert uns im Römerbrief Kapitel 5 daran: Trübsal bringt Geduld, Geduld bringt Bewährung, Bewährung Hoffnung. Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.
Wir brauchen diese Engpässe. Wir gehen immer wieder von Bewährung zu Bewährung, von Drangsal zu Drangsal. Doch wir erleben, dass Gott uns von Furcht befreit – von Furcht. Furcht kann man nicht einfach wegnehmen. Furcht ist da, sie ist uns mitgegeben. Furcht kommt über uns und packt uns.
Sie wissen das doch: Wenn ich als Schwindelgeplagter in den Bergen gehe, sage ich immer zu meiner Frau: „Heute gehen wir auf die Hohe Iven, mir macht das nichts aus.“ Doch meine Frau merkt, dass ich bleich werde. Ich brauche jemanden, der vor mir geht. Dann fangen plötzlich die Hände an zu zittern, da kommt die Furcht über mich.
Man kann die Furcht nicht wegnehmen. Ich nehme mir jedes Mal vor, männlich zu sein, aber ich kann sie nicht steuern. So ist es überall. Ob Sie Angst vor Krankheit haben oder vor Menschen – die Furcht ist etwas, das uns manipuliert, nicht etwas, das wir kontrollieren können.
Die schöne Erfahrung ist nun, dass ich jede Furcht bei Gott ablegen kann. Welche Furcht auch immer. Denn er ist größer als das, was mich bedroht. Ich glaube niemandem, der leicht sagt: „Ich habe keine Angst vor dem Tod“ oder „Ich habe keine Angst vor Krankheit“ oder „Ich habe keine Angst vor Menschen, die mir Unrecht tun.“ Der Herr errettet mich aus der Furcht.
David war auch nicht furchtlos. Leider wird die Geschichte von David und Goliath oft falsch erzählt. Der kleine Mann zieht nicht einfach dem riesigen Goliath entgegen und sagt: „Du kannst mir nichts tun.“ Sondern er sagt: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn.“ Das war sein Glaube. Und dieser Glaube gibt ihm Mut.
Das müssen Sie sich immer bewusst machen: Ist dieser Weg mit Gott gegangen, kann ich diesen Weg in seinem Dienst wirklich gehen. Dann kann ich auf ihn vertrauen. Er errettet mich von der Furcht.
David hat erlebt, wie die Angst weicht. Es überrascht mich immer wieder, wenn ich sehe, wie Gott Menschen in schweren Augenblicken plötzlich stark macht. Es sind oft keine starken Persönlichkeiten, sondern weiche, schwache Menschen, die durch Gottes wunderbare Macht gestärkt werden.
Die größten Märtyrer waren meist ängstliche Typen, die durch Gottes Kraft stark wurden. In dem Buch von Joseph Chambeau über den französischen Protestantismus wird von einer Million Hugenotten-Märtyrern berichtet, die alle umgebracht wurden. Dabei sagt er, dass dies eine fortwährende Geschichte der Gnadenerweise Gottes mit schwachen Menschen ist.
Das ist die ganze Geschichte des Christentums: Gott befreit mich aus meiner Furcht. Die Starken kommen wahrscheinlich gar nicht zum Glauben. Es ist etwas, das die Schwachen erleben. David war einer dieser Schwachen, der das im Glauben erlebt hat.
Freude und Zuversicht der Gläubigen
Und dann kommt dieser schöne Vers 6: „Die auf ihn sehen werden strahlen vor Freude.“ Unser Glaubensleben ist oft zu kompliziert und zu intellektuell. Schau auf Jesus, freue dich an ihm und an seiner Macht. Blick hin! Wir sollten einander zurufen: „Es ist ein herrlicher Tag, er ist da.“
Machen Sie doch so Ihre Besuche bei den Kranken und erinnern Sie sich daran. Heute war ich in einem Krankenzimmer in Bethesda. Seid still und erkennt, dass ich der Herr bin.
Ach, das war doch so eine schöne Geschichte. Es ist ja egal, Sie wissen ja nicht, um wen es sich handelt. Ich war bei einem Besuch, und da sagt mir jemand – ich weiß gar nicht, ob er viel Bezug zur Gemeinde hat, wahrscheinlich nicht – aber er sagt: „Wissen Sie, was mich bewegt hat?“ Dann liefen die Tränen runter. Als ich in den Operationssaal geschoben wurde – nicht im Krankenhaus, sondern wirklich in den Operationssaal – hat eine Schwester zu mir gesagt: „Nach Gottes Willen.“
Das war das Größte, was ich in meinem Leben je gehört habe. Ich wollte es der Schwester immer noch einmal sagen, weil sie sicher gar nicht wusste, welchen Dienst sie getan hat. Die Frau sagte, sie war schon halb benebelt von den Mitteln, aber das hat sie so getröstet, dass sie jetzt in den Händen Gottes ist.
Und wir sollten einem derartigen Menschen sagen, dass der starke Herr da ist. Sie ahnen gar nicht, was so ein kleiner Satz bedeuten kann. Es sind nicht die langen Predigten, sondern ein Zuspruch von der Herrlichkeit Gottes, von der Liebe Gottes, dass er da ist. Und die, die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude. Das macht das Herz mutig und froh.
Wir können nicht alle Zweifel ausreden, wir können nicht alle Glaubensfragen lösen. Aber wir dürfen den Menschen zeigen: Er ist da! Und plötzlich sehen die anderen das. Das ist nicht das Sehen mit den Augen, wie der moderne Mensch, der alles mit seinen Augen sehen will. Sondern das ist das innere Schauen des Glaubens.
Jeder weiß, was das ist: das Erkennen, das viel tiefer geht als das Erkennen mit den Augen. Es ist einfach nicht wahr, dass man nur das fassen kann, was man mit den Augen sieht. Das stimmt doch gar nicht! Jedes Kind fasst die Liebe seiner Mutter nicht über das sichtbare Auge, sondern über Empfindungen. Liebende sehen sich ganz anders – sie sehen mit dem Herzen.
Wie sieht man denn mit dem Herzen? Natürlich weiß doch jeder gottlose Mensch, wie das geht. Das Sehen Gottes geschieht nicht über die Augen. Muss man dem modernen Menschen nicht etwas demonstrieren? Was überhaupt nicht war: Noch nie ist ein Mensch über äußere Wunder zum Glauben gekommen. Das sind immer nur vordergründige Dinge.
Was haben Menschen schon Tolles erlebt! Ich kann Ihnen Geschichten erzählen, was man mit Menschen schon an Gebetserhörungen erlebt hat. Trotzdem bleiben sie verstockt in ihrer Gottlosigkeit. Dazu gehört ein inneres Schauen des Herzens, und das ist hier nötig.
Die werden strahlen vor Freude – ein wunderbares Wort. Glaubende strahlen vor Freude, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden, es soll nicht schamrot werden. Sie brauchen sich nicht zu schämen, sie sehen. Und das reicht, das reicht über diese Welt hinaus. Sie halten sich nicht auf an dem, was ihnen genommen wird.
Da muss man vielleicht auch noch von solchen Märtyrern sprechen. Die Geschichten der Hugenotten sind ja so beeindruckend: Wie sie die Psalmen gesungen haben, selbst auf dem Scheiterhaufen, wie sie ihre Lieder gesungen haben: „Nun jauchzet dem Herrn, alle Welt.“
Bis die Verfügung des Königs von Frankreich kam, dass allen auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leib zuerst die Zunge herausgeschnitten wird, damit sie nicht mehr singen können.
Und da erzählt auch Jean Bo in diesem tollen Buch, das im Hensler Verlag noch einmal erschienen ist, vom französischen Protestantismus, den man immer wieder zur Hand nehmen muss. Wie einige auf einem Schinderkarren zur Exekution geführt werden, diese Jesus-Trauer.
Dann kommt ein Müller aus seiner Mühle, und er ist so ergriffen von diesem Bild, wie die da oben auf dem Schinderkarren singen. Er ruft ihnen nur zu: „Brüder, denkt an den da droben!“
Dann packen ihn die Soldaten und nehmen ihn auch noch auf den Schinderkarren mit. Wenige Minuten später wird er auch auf den Scheiterhaufen gestellt, und er singt mit die herrlichen Psalmen.
Das sollte für uns ein Ansporn sein. Was war das für eine Macht! Und wie arm unsere Christenheit geworden ist, sieht man daran, dass wir ein problematisierendes Häuflein sind, das über jede Frage, jeden Zweifel und Einwand nicht mehr hinwegkommt und das Lob Gottes verstimmt.
Sie müssen sich jetzt vergegenwärtigen, was im Augenblick vor dem Thron Gottes in der unsichtbaren Welt für ein Lobgesang erklingt. Wie wäre das, wenn wir das nur hören könnten, mit einer vollkommenen Harmonie! Und wir sollten jetzt schon mit einstimmen.
Auch wenn wir durch dunkle Abschnitte jetzt schon mit einstimmen in dieses Lob, sollte es die Sehnsucht wecken: Ich möchte einmal vor dem Thron Gottes stehen. Und alles andere wird dann unwichtig.
Von dieser Seite will ich eine Lanze brechen für das Lob Gottes.
Gottes Hilfe in Nöten und die Gegenwart der Engel
Und der Herr half ihm aus allen seinen Nöten. Es ist nicht so, dass David ohne Schwierigkeiten blieb. Später erlebte er erschütternd viele Nöte in seinem eigenen Kinderzimmer. Er litt mit, als seine Kinder Blutschande begingen und Mord verübten – alles von seinen eigenen Kindern an den Geschwistern. Wahrscheinlich ist so etwas bei ihnen noch nie vorgekommen.
Dass der Herr ihn so tief geführt und gedemütigt hat, war für ihn nicht leicht. Dies sei nur zum Trost gesagt, damit man nicht meint, er sei ohne Not gewesen. Doch er hat einmal erlebt, wie der Herr auch die Not wenden kann. Das war damals vor Abimelech. Dieses Erlebnis war für ihn ein Zeichen der Güte Gottes.
So gibt uns Gott hier und da Zeichen seiner Güte, seiner Macht und seiner Liebe. Darauf darf man sich verlassen und sich freuen. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten. Er baut seine Gegenwart auf und ist ganz nah da. Der Engel des Herrn – wir brauchen keine bildliche Darstellung der Engel. Es ist eine Erfahrung, dass Gottes Boten, seine dienstbaren Geister, da sind und uns wirklich spürbar leiten und führen.
Bei Paul Fleming gibt es das schöne Reiselied „In all meinen Taten lass ihn höchsten Raten“. Diese Expedition wurde nach Moskau gemacht, jahrelang getrennt von seiner Braut, die einen anderen geheiratet hatte. Da sagt er: „Sein Engel, der Getreue, macht meine Feinde scheu, tritt zwischen mich und sie.“ Es ist ein ganz wunderbares Lied.
Mit den Engeln können wir rechnen. Wir wissen im Moment nicht, wie es mit unseren Leuten in Äthiopien aussieht. Seit Tagen haben wir die Nachricht, dass Addis Abeba von den eritreischen Aufständischen eingezäunt ist. Bei uns liest man nichts davon. Die Bundesregierung hat bereits einen großen Teil evakuiert. Unsere Leute sind noch alle dort. Die Verantwortung für die Frauen ist in den rohen Händen der Soldaten sehr groß.
Aber dieses Wort ist eine erfahrbare Sache: Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten. Die Furcht Gottes wird hier stark betont – die Furcht derer, die mit der Macht Gottes rechnen, auf Gott vertrauen und mit ihm rechnen. Das ist auch eine Sache für die Fürbitte: Man soll wissen, dass Gott Mittel hat, andere im Zaum zu halten, damit nichts Schlimmes geschehen kann.
Die Güte Gottes schmecken und auf ihn vertrauen
Und nun kommt der schöne Satz: „Schmeckt und sät, wie freundlich der Herr ist.“ Es ist angerichtet. Wenn meine Frau mich zum Essen ruft, sagt sie: „Und jetzt darf man.“ Ich esse gerne, denn ich bin noch jung und esse gern.
Bei vielen Älteren schmeckt das Essen nicht mehr so gut, aber mir schmeckt es noch. Das merken sie erst, wenn sie mich ansehen. Und dann ist es so schön, wenn man sagt: „Schmeckt doch, jetzt ist es gut.“ Das macht Spaß und Freude. Und jetzt darfst du essen.
So darf ich auch die Güte Gottes schmecken. Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: Wie gut und wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut.
Wir dürfen uns freuen an erlebten Durchhilfen Gottes, an Wundern und an Antworten, die er uns schenkt. Vor allem dürfen wir einander erzählen, was wir an Güte erfahren haben. Fühlen dürfen wir es, erfahren dürfen wir es, schmecken.
Gottesfurcht als Grundlage des Lebens und der Gemeinschaft
Fürchtet ihn. Zu den schlimmen Dingen unserer Zeit gehört ganz bestimmt, dass die Gottesfurcht fehlt. Gott wird heute oft weiter heruntergewürdigt als irgendein Kamerad oder irgendein Klassenkamerad. Dabei sollte man Gott fürchten.
Gott ist zu fürchten. Er hat die Macht, uns in die Hölle zu werfen. Es tut uns immer wieder gut, dass wir ihn fürchten und prüfen, ob wir ihm treu sind. Es gibt keine Gottesfurcht im Land. Menschen spielen sich auf, als wären sie die Herren. Sie verfügen über alles, was sie wollen, ohne Gott zu fragen.
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen! Eine Gottesgemeinde soll Gott fürchten, denn die, die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Das spielt eine große Rolle. Bei der Wüstenwanderung des Volkes sagt Mose später zu seinem Volk: „An nichts habt ihr Mangel gehabt.“ Das stimmt doch nicht. Sie hatten keine Häuser, oft nur karge Kost, die ihnen oft über war.
Aber wer wirklich aus der Sicht Gottes sein Leben betrachtet, muss sagen: Ich habe alles gehabt, was ich brauche. Gott hat mich versorgt. Denn die, die Gott fürchten und den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Die Jünger sagten, als Jesus sie fragte: „Habt ihr je Mangel gehabt?“ Sie antworteten: „Nie, nie haben wir Mangel gehabt.“ Dabei hatten sie alles aufgegeben und verlassen und waren Jesus nachgefolgt. Sie sagten, sie seien bestens versorgt, denn sie wollten nie tauschen mit dem, was Jesus ihnen gegeben hatte. Das ist mehr als alles andere.
Die Aufgabe der Alten: Gottesfurcht lehren
Nun folgt noch ein Lehrteil, der angefügt ist und den man nicht unterschlagen sollte. Leider hört man oft beim Vers neun oder beim Vers elf auf.
Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu! Ich hatte heute Mittag eine Bibelstunde mit den Alten, und das ist ganz schön. Es soll aber nicht nur auf die Alten beschränkt sein, sondern für alle, die gerne mittags kommen. Dort haben wir auch Psalm 34 durchgenommen.
Die Alten haben die Aufgabe, die Jungen zu lehren. Doch was sollen sie sie lehren? Schön ist es, wenn sie etwas aus dem ersten Buch Mose lernen können oder auch, wie man Orthografie schreibt. Aber das Wichtigste ist, dass die Gottesfurcht gelehrt wird, denn die Alten haben hier eine Erkenntnis.
Wenn Sie oft gefragt werden: Was schulde ich? Geben Sie das Ihren Kindern und Enkeln mit. Was ist das? Erinnern Sie sich noch? Vielleicht hatten Sie auch Vorfahren, die Ihnen das noch aufs Herz gelegt haben.
Ich war auch so ein Bub, der seinen alten Opa führte. Er war ein bisschen verkalkt und ließ sich nicht gern von mir belehren. Er hatte die Angewohnheit, in Stuttgart immer auf der Straße zu laufen. Er erinnerte sich an seine Jugend, doch im Kopf verstand er nicht, dass es jetzt anders ist als damals. Er sagte: „Lass mich doch, ich weiß, wie ich da laufe in Stuttgart.“ Dabei wurde er einmal von einem Auto angefahren. Man hat mich immer als Hütejungen mitgeschickt, und es war nicht leicht, dem alten Großvater etwas zu sagen. Er war sehr selbstsicher.
Doch eines hat er mir oft mitgegeben bei diesen Spaziergängen: Er erzählte mir aus seinem Leben, was Gottesfurcht bedeutet hat und was Gott in seinem Leben war. Das wirkt immer noch groß nach bei mir, dieser alte Mann und sein Leben. Er war Kaufmann gewesen und hat mir erzählt, was er als Dreizehnjähriger erlebt hat: Wie er zum Glauben kam, wie er von epileptischen Anfällen geheilt wurde, die seitdem nie mehr aufgetreten sind. Er sagte: „Nie von Gott lassen und sein Wort achten. Sein Wort ist heilig und wahr.“
Das sind oft Schätze, die einen von früher Kindheit an begleiten. Machen Sie das den Kindern groß! Wir brauchen die Kinder nicht zu dressieren. Wir brauchen den Kindern keine, wie der Bengel gesagt hat, keine „Mödele“ beibringen. Als Schwabe also keine Gewohnheiten und Bräuche, sondern wir sollten ihnen Gottesfurcht lehren. Das ist das Wichtige.
Dann heißt es so wichtig, dass wir unsere Zunge bewahren vor Bösem und nicht Trugreden sprechen. Das ist so gefährlich, denn durch den Mund versündigen wir uns am meisten am Reden. Das achte Gebot mit der Erklärung Luthers bedeutet: Gutes reden und alles zum Besten kehren, den Nächsten nicht verraten, nicht nachreden oder böses Läuten und Machen. Das sollen wir tun: für den anderen eintreten.
Tue Gutes, suche Frieden und jage ihm nach. Das haben wir auch schon öfter gehört. Das Jagen beim Jäger braucht ganze Geduld, bis er endlich seine Beute vor die Flinte bekommt. Da sitzt er stundenlang und wartet, bis er sie hat. Frieden bekommt man nicht leicht. Frieden muss man nachjagen.
Der Herr steht gegen alle, die Böses tun. Man kann Gottes Hilfe nicht haben, wenn man gleichzeitig Gott mit Füßen tritt. Er kann uns nicht segnen, wenn wir uns gegen ihn stellen. Darum ist das Wort von den Gerechten da. Das heißt einfach, das sind Leute, die sich dem Bund Gottes entsprechend verhalten. Aber es heißt auch, gerecht sind auch die, die durch die Vergebung Jesu gerecht gemacht worden sind.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr, und er rettet sie aus aller Not.
Gottes Nähe zu den Zerbrochenen und Bewahrung der Gläubigen
Und jetzt kommt ein Wort, das überraschen wird: Vers 19 sagt, dass Gott Lieblinge hat – Lieblinge, denen er ganz besonders nahe ist. Und das sind die mit den zerbrochenen Herzen.
Er steht oft gegen diejenigen, die ein stolzes Herz haben. Aber den Zerbrochenen ist er besonders nahe. Eigentlich denken wir, dass der Herr allen Menschen gleich nahe ist. Das stimmt jedoch nicht. Er ist besonders nahe denen, die zerbrochen sind und ein zerschlagenes Gemüt haben.
Ich kann dazu nichts weiter sagen, als diese Tatsache einfach hier zu registrieren. Und das ist ein großer Trost: Er ist besonders nahe denen, die zerbrochene Herzen haben. Es sind Menschen, die nicht mehr aus und ein wissen, die sich auch nicht mehr selbst trösten können. Ihnen ist er ganz besonders nahe.
Nun steht auch das Wort von der Bewahrung des Herrn da. Es ist schön, dass in diesem Psalm einmal diese Weisungen mit hineingenommen sind in das Trostwort. Denn das war auch bei uns heute Abend ganz wichtig: dass wir Dinge vor Gott bereinigen, manches klären und Vergebung empfangen. So können wir wieder die Geborgenheit empfinden, die er uns schenken will.
Soweit für heute.
