Einführung in die Versuchung Jesu und ihre Bedeutung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben zugleich. Das Einmaleins der Versuchung, Teil zwei.
Der Herr Jesus wird vom Teufel versucht. Mir war es wichtig, einige grundlegende Dinge im Umgang mit Versuchungen zu erläutern, bevor wir uns inhaltlich auf die erste Versuchung konzentrieren.
Deshalb kehren wir noch einmal zurück zu Matthäus 4. Matthäus 4,1-4: „Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Vierzig Tage und vierzig Nächte hatte er gefastet, und schließlich hungerte ihn. Da trat der Versucher zu ihm und sprach: ‚Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.‘ Er aber antwortete und sprach: ‚Es steht geschrieben: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.‘“
Die Notwendigkeit und Funktion von Versuchungen
Was wissen wir bereits? Versuchungen sind notwendig, um die Echtheit unseres Glaubens zu zeigen. Es reicht Gott nicht, nur zu wissen, wie es in unserem Herzen aussieht; er will es erleben.
Ich bin überzeugt, dass Gott in seiner Allwissenheit mein Herz besser kennt, als ich es selbst tue. Dennoch will er von unserer Zuneigung nicht nur wissen, sondern sie auch erfahren. Er will Beziehung. Er möchte, dass wir immer tiefer in diese Beziehung hineinwachsen, und er will uns für unsere Treue belohnen.
Deshalb sind Versuchungen etwas Gutes. Jakobus schreibt: „Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet!“ Für uns sind Versuchungen Momente der Erprobung. Sie sind Schritte auf dem Weg zu geistlicher Reife, zu Charakterstärke und Belohnung.
Die Versuchungen Jesu als Angriff auf seine Identität
Für den Herrn Jesus waren die Versuchungen noch etwas anderes: Sie stellten einen direkten Angriff auf seine Identität als Messias dar. Er durfte nicht sündigen. Sein Auftrag war es, uns von unseren Sünden zu retten, nicht selbst zum Sünder zu werden.
Daraus können wir grundsätzlich viel über den Umgang mit Versuchungen lernen. Ein wichtiger Punkt ist, dass der Teufel uns genau dann angreift, wenn wir schwach sind.
Außerdem habe ich gesagt, dass Versuchungen sich immer tarnen. Sie geben vor, es gut mit uns zu meinen. Versuchungen greifen natürliche Bedürfnisse auf und stellen diese über eine intakte Beziehung mit Gott.
Der Ursprung der Versuchung in der eigenen Begierde
Und wenn man ganz genau hinschaut, dann fängt Versuchung in mir selbst an.
Jakobus 1,14-15 sagt: "Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor. Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod."
In mir steckt das, was Jakobus "eigene Begierde" nennt, und diese eigene Begierde ist der Angriffspunkt für Versuchung.
Zuerst muss ich Lust auf Sünde empfinden, bevor ich eine Sünde tue. Und was der Teufel tut, ist genau das: Er stimuliert eigene oder böse Begierde.
Im Umkehrschluss gilt: Solange ich mich auf die Lockungen der Lust nicht einlasse und mich nicht fortziehen lasse, werde ich auch nicht sündigen.
Vor der Tat der Sünde kommt immer die böse Begierde als der innere Antrieb.
Die Strategie des Teufels und die Notwendigkeit der Wahrheit
Wenn also der Teufel kommt und mir einreden will, dass Gott es mit seinen Verboten nicht gut mit mir meint, dann will er nicht mit mir diskutieren. Der Teufel hat kein Interesse an einer echten Auseinandersetzung mit meinem Intellekt, denn dieser könnte ihm gefährlich werden.
Stattdessen geht er direkt auf die Ebene der Emotionen und der Lust. Wenn ich das einmal verstanden habe, begreife ich auch, dass Argumente allein kein Mittel gegen Versuchung sein können. Es braucht mehr.
Und dieses Mehr sehen wir bei dem Herrn Jesus: Es braucht Wahrheit.
Die Macht der Schrift im Kampf gegen Versuchung
Was tut der Herr Jesus dreimal direkt nach der Versuchung? Er zitiert die Bibel. Die Antwort des Herrn Jesus auf die Versuchung beginnt immer mit den Worten „Es steht geschrieben“. Drei Versuchungen, dreimal „Es steht geschrieben“. Das ist etwas, das wir wirklich gut verstehen müssen.
Wenn ich in eine Versuchungssituation komme, brauche ich Wahrheit, um die Versuchung zu kontern. Die Lust ist da, und mit der Lust kommen merkwürdige Gedanken, die, wenn man sie weiterdenkt, meine Lust noch verstärken. Während sich idealerweise ein schlechtes Gewissen regt, muss ich genau das tun, was Jesus hier tut.
Ich brauche einen Bibelvers. Das klingt vielleicht ungewöhnlich, aber wenn ich in einer Versuchungssituation bin, mache ich das, was Jesus macht: Ich zitiere einen passenden Bibelvers, also einen, der mit dem Thema zu tun hat. Dann formuliere ich einen Satz wie: „Und jetzt will ich, dass meine Gedanken und Gefühle sich nicht länger um das Thema XY drehen.“
Gerade auf der Ebene der Gedanken merkt man dann sehr schnell, wie sie verschwinden. Bei böser Lust kann das etwas dauern. Aber es bleibt dabei, dass man, wie der Herr Jesus in der Versuchung, am besten laut einen Bibelvers ausspricht, der die Lüge der Versuchung mit der Wahrheit von Gottes Wort kontert.
Zusätzliche Gedanken zum Umgang mit Versuchungen
Zum Schluss möchte ich noch drei kurze Gedanken anfügen, die mir zum Thema der Versuchung wichtig sind. Diese gehen jedoch über das hinaus, was in Matthäus 4 behandelt wird.
Vorsorge für das Fleisch vermeiden
Erstens formuliert der Apostel Paulus in Römer 13,14: „Und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, dass Begierden wach werden.“
Das bedeutet, man kann dafür sorgen, dass Begierden, die noch schlummern, erwachen. Sie werden wach, weil ich durch meinen Lebensstil die Voraussetzungen dafür schaffe.
„Vorsorge für das Fleisch“ ist eine zugegebenermaßen merkwürdige Formulierung, meint aber genau das. Wenn ich zum Beispiel viel Zeit auf Amazon verbringe, bekomme ich Lust darauf, Dinge zu kaufen, die ich eigentlich nicht brauche.
Vorsorge für das Fleisch meint also Verhaltensweisen, die an sich keine Sünde sind, aber der Versuchung Vorschub leisten. Davor muss ich mich hüten.
Gemeinschaft in Zeiten der Versuchung suchen
Zweitens sehen wir im Garten Gethsemane, dass Jesus diesen Moment der extremen Versuchung nicht allein durchstehen möchte.
In Matthäus 26,37-38 heißt es: „Und er nahm Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit sich und begann, betrübt und sehr ängstlich zu werden. Dann sagte er zu ihnen: ‚Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tod; bleibt hier und wacht mit mir.‘“
Aus dieser Episode können wir lernen, dass es auch für uns in Zeiten größter Herausforderungen wichtig ist, Freunde an unserer Seite zu wissen, die wachend und betend für uns da sind.
Gottes Treue als Fundament des Vertrauens
Drittens dürfen wir inmitten aller Versuchungen nicht vergessen, dass wir einen Gott an unserer Seite haben, der treu ist.
Um Paulus zu zitieren: In 1. Korinther 10,13 heißt es: Gott ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausweg schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt.
Gott ist treu und weiß genau, was er uns zumuten kann. Ich weiß, dass sich das manchmal nicht so anfühlt. Doch am Ende geht es mitten in der Versuchung immer um die Frage, wem ich vertraue. Vertraue ich mir selbst und meinen Möglichkeiten oder vertraue ich Gott?
Lasst uns deshalb in Schwierigkeiten, die uns zu groß erscheinen, nie vergessen, dass gerade diese Situationen uns davon abbringen sollen, uns selbst zu vertrauen.
Abschluss und Ermutigung zum weiteren Nachdenken
Was könntest du jetzt tun? Lies dir die Skripte von gestern und heute noch einmal durch und überlege, welcher Aspekt des Einmaleins der Versuchung deine größte Aufmerksamkeit verdient.
Das war's für heute. Wenn du in diesem Monat noch nicht für Frogwords gebetet hast, schau doch mal in der App unter Gebet nach. Dort findest du drei aktuelle Gebetsanliegen.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
