Einleitung und Gebet zum Beginn
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen! Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Der Apostel Paulus schrieb, dass wir nicht klugen Worten gefolgt sind, als wir euch die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus verkündigt haben. Vielmehr haben wir seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen.
Wir wollen beten: Das Leben ist in dir und du bist das Licht des Lebens. Ach, lass doch dein Glanz an mir nicht vorübergehen, Gott. Denn du bist das Licht der Welt, so sei mein Lebenslicht!
O Jesu, du bist mir Gott, dein ewiges Licht, das Licht an Licht! Amen.
Wir beten weiter das Stipp: „Du wesentliches Wort, von Anfang an gewesen, du Gott von Gott gezeugt, von Ewigkeit her auserwählt zum Heil der ganzen Welt. O mein Herr Jesus Christus, willkommen, der du mir zum Heil geboren bist.“ Amen.
Lesung aus der Heiligen Schrift
Wir hören ein Wort der Heiligen Schrift. Es steht im zweiten Kapitel des Titusbriefes:
Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes für alle Menschen. Sie züchtigt uns, damit wir das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste verleugnen und gerecht sowie gottselig in dieser Welt leben. Wir warten auf die selige Hoffnung der Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi. Er hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns erlöse von Armut und Ungerechtigkeit und sich selbst ein reines Volk zum Eigentum reinige, das bereit ist zu guten Werken.
Herr, dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. Amen.
Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir hören ein Wort aus der Weihnachtsgeschichte, am Schluss, Lukas 2,14:
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war.
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Die Bedeutung des Weihnachtsliedes und persönliche Reflexion
Siehe, meine Seele
Nein, wir wollten singen, aber wir kamen nicht dazu. So wollten wir singen: „Siehe, siehe meine Seele, wieder ein Heiland kommt zu dir.“ Es hat sich herausgestellt, dass ich am Anfang genau dasselbe Lied ausgewählt hatte wie Pastor Demmer. Ich dachte: Wie stimmen wir überein, nicht? Nun haben wir es also jetzt geändert.
„Siehe, siehe meine Seele, wie dein Heiland kommt zu dir. Freude, Freude über Freude, Christus wehret allem Leide. Wonne, Wonne über Wonne, Christus ist die Gnadensonne.“
Meine Freunde, so habe ich Sie in meinem Herzen in den letzten Wochen immer singen müssen. Und ich vermute, dass Sie eine ganze Reihe von Menschen sind, bei denen die Seiten des Herzens ebenfalls auf diesen Klang gestimmt waren. Trotz der Unruhe der weihnachtlichen Zeit: Freude, Freude über Freude, Christus wehret allem Leide.
Aber wenn ich nun ganz ehrlich sein soll – und das will ich jetzt mal sein – dann habe ich in dieser vorweihnachtlichen Zeit nicht nur für mich leise gesungen: Freude, Freude über Freude, siehe, siehe meine Seele, wenn Heiland kommt zu dir. Nein, ich habe mich in dieser vorweihnachtlichen Zeit auch oft wirklich betrübt gefühlt und bin zornig geworden, richtig zornig.
Kritik an der modernen Sicht der Weihnachtsgeschichte
Weil ich nämlich gesehen habe, gehört habe und gelesen habe, wie überall die schöne Weihnachtsgeschichte, wie Lukas sie uns erzählt, in die große Mottenkiste der Mythen, Legenden, Sagen und Märchen geworfen wird.
Der moderne Mensch sagt: In einer Welt, in der die Aeronauten im Weltraum herumschwirren, haben die Engel keinen Platz mehr. Und die große Masse unseres Volkes kommt schon lange nicht mehr durch das ganze Gewirr von Nikolaus, Knecht Ruprecht, heiligem Martin, den heiligen drei Königen, Karnevalsvorbereitungen, Christkindchen und Engelchen. Das ist für sie ein Hexenbrei aus Märchen, nicht mehr.
Ja, und die Theologen und die Kirche haben bald auch keine andere Predigt mehr als die: Glaubt uns doch endlich, dass wir selbst nicht glauben, was geschrieben steht.
Meine Freunde, da habe ich mir vorgenommen, da ich nun mal die Chance habe, noch einmal auf meiner alten Kanzel zu stehen, heute Morgen Zeugnis abzulegen für diese Weihnachtsgeschichte in Lukas 2.
Von Maria und Joseph, die keinen Raum in der Herberge finden, von dem Kind, das in der Nacht geboren wird, von den Boten Gottes, den Engelchen, von den Boten Gottes, den leuchtenden Cherubim und Seraphim, die den Hirten verkünden: Euch ist der Heiland geboren.
Bis dahin und die Hirten kehrten wieder um – ich möchte Zeugnis ablegen für diese Geschichte, die nicht in diese Kiste von Sagen, Märchen, Legenden und anderem Zeug gehört.
Ich meine, diese Geschichte trägt das Siegel der göttlichen Wahrheit auf der Stirn.
Die Bedeutung der Weihnachtsgeschichte für den Glauben
Davon möchte ich solches ablegen. Und ich möchte euch sagen: Gerade die Stücke der Weihnachtsgeschichte, die der unerleuchteten Vernunft – also der Vernunft, die vom Geist Gottes nie erleuchtet ist – am ärgerlichsten sind, sind für einen erleuchteten Sinn, für einen Sinn, der vom Geist Gottes erleuchtet worden ist, die allerwichtigsten und die allerschönsten. Und das möchte ich euch gern zeigen.
Ich möchte als Überschrift die Predigt also schreiben: Die anstößige Herrlichkeit der Weihnachtsgeschichte. Ich könnte auch sagen: Die herrliche Anstößigkeit, die herrliche Anstößigkeit der Weihnachtsgeschichte. Da bleiben wir dabei, dass wir drei Teile haben. Man könnte natürlich zu diesem Punkt acht oder neun machen, aber ich will mal bei dreien bleiben.
Die herrliche Anstößigkeit der Weihnachtsgeschichte: Erstens die Sache mit dem romantischen Stall. Ja, der Stall, da ist noch Romantik drüber, da kann man alles Mögliche rausholen. Mutter und Kind haben die Nazis rausgeholt. Und neulich las ich, das sei ja ein uraltes Märchenmotiv, ein uraltes Märchenmotiv von dem Königssohn, dessen ganze Borgenheit und Niedrigkeit gebogen wird und der dann eines Tages mit Pomp und Pracht hervortritt. So las ich das ein – also das ist nicht meine Meinung, damit es keine Verwechslung gibt – so las ich das: ein uraltes Märchenmotiv, das bei allen Völkern vorkommt.
Macht mich zornig, sowas. Einfach zornig. Zornig ist ungeistig, aber ich mache mich zornig. Wie steht hier: Die Hirten priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten. Die hatten etwas ganz anderes gesehen als ein uraltes Märchenmotiv.
Was hatten die denn gesehen? Das möchte ich Ihnen jetzt mal zeigen, aber dann müssen Sie also Ihren Geist auf den vierten Gang schalten, um da mitzukommen.
Was hatten sie denn gesehen? Ich möchte ein bisschen weiter ausholen, um das deutlich zu machen. Es gibt ein ganz altes Buch. Da ist jede Zeile notorisch geschrieben worden, lange vor Jesu Geburt, und dieses Buch heißt das Alte Testament, der größere und ältere Teil der Bibel. Und in diesem alten Buch, das aus der Zeit lange vor der Geburt dieses Heilandes entstanden ist, da stehen beinahe auf jeder Seite Hinweise und Andeutungen und Versprechungen Gottes auf den einen, der kommen soll, auf einen Heiland, einen Retter.
Meine Freunde, die Hirten von Bethlehem, die waren Männer aus Israel, und die waren in diesem Alten Testament völlig zu Hause. Wenn sie selber nicht lesen konnten, das erzählte man sich, das hörte man in der Synagoge, die waren im Alten Testament zu Hause, die kannten diese Hinweise auf den Heiland.
Wenn mich einer fragt, wer weiß das eigentlich, dass diese Hirten da zu Hause waren im Alten Testament, da sage ich: Pass mal auf, der Engel, der ihnen das verkündigt hat, der hat eigentlich nur in Worten des Alten Testaments gesprochen.
Andeutungen auf das Alte Testament, Davidstadt, Retter, Christus oder Messias – dasselbe Wort. Der Engel, der bestimmt kein Dunkelkopf war, hat vorausgesetzt, die Hirten kennen das Alte Testament. In denen kann ich von dieser Sprache reden, die schreien nicht gleich „Ros“, lass doch die Sprache Kanaans weg, sondern die kapieren das, da sind die drin zu Hause. Die wussten um diese großen Verheißungen Gottes.
Und nun kommen diese Hirten nach Bethlehem und an den Stall mit all dem Wissen und der Verheißung aus dem Alten Testament. Und was hörten und sahen sie da? Sie sahen zuerst die ganze Armseligkeit eines Kindes, das keinen Raum hat und in der Krippe liegt. Und da schauten sie sich an und sagten: Es stimmt, genau so ist im Alten Testament der kommende Heiland verheißen, genau so.
Dann fallen ihnen die Worte ein: „Er schoss aus dürrem Erdreich auf wie ein armseliges Reis“ oder so ein Wort, „wer ist der die geringen Tage verachtet“ oder „er war der allerverachtetste und unwürdigste“ – laute Worte des Alten Testaments. Sie sagen: Mensch, stimmt!
Ich bin überzeugt, dann haben sie sich von Josef und Maria erzählen lassen, dass sie beide, wenn auch arme Leute, abstammen von dem großen König David, von dem in der Engelbotschaft die Rede war. Und da sehen sich die Hirten wieder an und sagen: Es stimmt! So ist doch verheißt, dass aus dem Geschlecht Davids der Heiland kommen soll.
Und als sie jetzt gerne hören, auf welch wunderlicher Weise Josef und Maria nach Bethlehem kamen, durch den dummen Befehl des Augustus mit seiner Volkszählerei, da schauen sie sich wieder an und sagen: Es stimmt, denn so ist im Alten Testament gesagt: „Und du Bethlehem, aus dir soll mir der Herr kommen!“
Und da sagen die Hirten – und das sehen Sie und hören Sie – das Kind, das hier liegt, das ist ja die Erfüllung aller Verheißungen Gottes aus dem Alten Testament. Und wenn Gott an diesem Kind all die kleinen Verheißungen erfüllt, dass ein Bethlehem geboren wird, dass er armselig geboren wird, dass er Darfison ist – wenn all das Äußere schon erfüllt wird –, dann und jetzt ist das, was ich Ihnen gern sagen möchte: Dann werden durch dieses Kind Jesus alle Versprechungen des Alten Testaments erfüllt.
Und da stehen wunderbare Dinge über Jesus. Der Apostel Paulus, der ein großer Theologe war und kein Hirte, der hat das mal so ausgedrückt: Alle Verheißungen Gottes sind in Jesus Ja und Amen.
Och, was steht da im Alten Testament im dicken Buch über Jesus? Etwa so: „Gott warf unser aller Sünde“ – oh, was bringen wir schon Sünde mit hier? – „unser aller Sünde auf ihn. Unsere Strafe liegt auf ihm. Auf dem Kind, auf das wir Frieden hätten“, steht im Alten Testament.
Ach, wenn ich doch jetzt Zeit und Raum hätte, so bis heute Abend zu predigen, um euch all die Verheißungen des Alten Bundes zu zeigen, die in Jesus, in Jesus erfüllt werden. Da wird zum Beispiel gesagt, dass er ein Fürsprecher ist, der die Leute aus einer belagerten Stadt herausführt, die Freiheit.
Dass er aus einem schrecklichen Gefängnis die Gefangenen Satans herausführt, vielleicht auch im Alten Testament. Da wird gesagt, dass er die gute Botschaft ist für alle Bekümmerten selbst, fleischgewordene gute Botschaft für alle Bekümmerten, Leute mit ungelösten Fragen, Kranke und Elende und Sündige und Verlorene.
Da wird gesagt, dass er die Quelle ist, in der sich schmutzige Leute – oh Gott, wie sehen wir das nicht – reinigen können, ein Bombenwässerchen gegen alle Unreinheiten.
Da wird gesagt, dass dieser Jesus der herrliche Prophet und Offenbarer Gottes ist. Lasst die Leute phantasieren über Gott, wir kennen ihn, seit wir Jesus kennen, und schauen bis in sein Herz hinein.
Da wird gesagt im Alten Testament, dass dieser Jesus der hohe Priester ist, der Priester, der Mitleid hat mit unserer Schwachheit. Viele hatten so viele Priester gehabt, die waren hart wie Stein. Schluss mit einer Priesterherrschaft. Hier ist der Priester, sagt die Bibel, dieses Kind, der Mitleid hat mit unserer Schwachheit.
Wer ist das Opfer? Das Opfer, das uns mit Gott versöhnt, auf Golgatha dargebracht.
Er ist der König, dem zu dienen wahre Freiheit ist. Das haben die Hirten gesehen und gehört, wie denn zu ihnen gesagt war. Nicht nur Romantikstall, sondern sie haben gesehen. Ja, den Vers hätten sie gesungen, wenn sie gekannt hätten, was der alten Väter schar höchster Wunsch und Sehnen war und was sie geprophezeit ist, erfüllt in Herrlichkeit.
Wenn die Welt wüsste, was man an Jesus hat, dann würde in Augenblick die ganze Welt zu Jesus bekehren. Die Welt fährt ins Verderben um ihrer Unwissenheit, Verbordtheit und Blindheit willen.
Aber schenke Gott uns offene Augen, was wir an Jesus haben können.
„Das haben die Hirten gesehen, wie denn zu ihnen gesagt war.“
So, und das Zweite: Wir wollten von den herrlichen Anstößigkeiten der Weihnachtsgeschichte reden. Da ist zweitens die Engel.
Also zweitens die Engel. Nicht, die Engel sind ja wahrscheinlich hauptsächlich schuld, dass man diese Geschichte für ein Märchen erklärt hat. Nicht, die Engel sind schuft, bitte Engel. Und die Engel sind so schrecklich wichtig, das möchte ich Ihnen gern deutlich machen, dass die gerade so wahnsinnig wichtig sind.
Sie müssen mir alle zuhören, sonst kann ich nicht reden.
Stellen Sie sich mal Folgendes vor: Die Hirten sitzen in der Nacht auf dem Felde, und da kommt ein Pastor zu ihnen, ein Pastor meiner Preislage, und sagt: „Hört ihr Hirten, euch ist ein Heiland geboren, macht euch auf nach Bethlehem.“ Was meint ihr, was die Hirten Ihnen gesagt hätten?
Ich weiß, was sie Ihnen gesagt hätten. Ich bin vierzig Jahre Pastor in Essen. Und ich weiß, was die Leute sagen, wenn ein Pastor sagt: „Euch ist ein Heiland geboren.“ Ich bin tot überzeugt, die Hirten wären sitzen geblieben bei ihren Herden und hätten was gemurmelt von: „Ich habe keine Zeit, religiöser Quatsch“ und so. Oder: „Ich bin auch christlich, aber brauche ich gleich da nach Bethlehem zu rennen?“ oder irgend so was. Jedenfalls wären sie im Leben nie zu Jesus gekommen.
Nein, meine Freunde, wenn Gott Menschen zu seinem Sohn ziehen will, da muss er selber anstoßen, da müssen Engel her!
Wie heißt es hier: „Wie denn zu ihnen gesagt war, durch Engel“, nicht durch irgendeinen Menschen.
Und nun will ich Ihnen offen sagen: Ich finde die Engel noch ziemlich minimal. Also als ich zu Jesus kam, da hat Gott noch mehr aufgeboten als bloß Engel. Ich wundere mich, dass die auf die Engel hin schon reagiert haben.
Bei mir war mehr nötig.
Lassen Sie mich persönlich sagen: Da ist der lebendige Gott selber auf den Plan getreten. Und dann hat der lebendige Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, durch seinen Heiligen Geist mir gesagt, als ich in Sünden tot war und verwirrt war und nie gedacht habe, dass nur er der Heiland wäre: „Los, geh nach Bethlehem“, dass ich mal so sage, die erste Person der Dreieinigkeit, der Vater, und die dritte Person der Dreieinigkeit, der Heilige Geist, traten auf den Plan, um mich zur zweiten Person der Dreieinigkeit, dem Sohn, zu ziehen.
Meine Freunde, Jesus hat selber gesagt: „Es kann niemand zu mir kommen, es ziehe ihn denn der Vater.“
Ich bin überzeugt, dass kein Mensch, kein Nachkomme Adams, keiner, der in schmutzigen Sünden tot ist oder in seiner Selbstgerechtigkeit erstorben ist, auf Menschenreden hin sich aufmachen wird, seinen Heiland zu suchen. Im Leben nicht!
Und nun bitte ich euch: Wundert euch nicht über die Engel und sagt es im Märchen, sondern schaut mal darauf, dass bei euch der heilige Gott selber durch seinen Geist ruft und lockt und sagt: „Euch ist ein Heiland geboren. Geht hin gen Bethlehem, ihr werdet ihn finden.“
Wundert euch nicht über die Engel, meine Freunde!
Es ist mir völlig klar, dass bei uns zynischen, ungläubigen, hartgesottenen Leuten aus dem Jahr 1965 nicht mal Engel genügt hätten, um uns zu Jesus zu bringen.
Manche kennen vielleicht das Buch vom Wunder des Malachiers, nicht wahr? Ach, es ist auch verfilmt worden, dann kennt es jeder, ja.
Nicht wahr, wo deutlich wird, dass auch Engel vom Himmel heute Menschen vom Jahr 1965 nicht in Bewegung bringen.
Bei uns Menschen vom Jahr 1965 muss der heilige, lebendige Gott durch seinen heiligen Geist selber uns anstoßen, dass wir hingehen, um dieses Kind zu suchen und zu finden.
Ach, wenn ihr eine Ahnung davon habt, dann betet doch: „Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne, damit dein Sohn mich wieder zieht zu dir.“
Als die Hirten von den Engeln angestoßen wurden, „Geht nach Bethlehem“, da sind sie sofort aufgebrochen und fanden das Kindlein.
Und sie sind so oft durchs Evangelium, durch den lebendigen Gott selber, durch den Heiligen Geist gerufen worden zu Jesus.
Und wie viele sitzen hier, die dem Zuge nicht gefolgt sind und diesem Rufen?
Und sie fanden das Kindlein, haben sie Jesus gefunden? Es hängt Leben und ewiges Leben daran.
Es kann kein Mensch selig und errettet werden, in Ewigkeit nicht, wenn er dieses Kind nicht gefunden hat.
Haben sie schon gefunden?
Die Hirten beteten es an, das heißt, sie legten ihr Herz ihm hin. Haben sie ihr Leben schon Jesus gegeben?
Die Hirten gingen auf den ersten Engelruf hin. Und uns hat der lebendige Gott so oft gezogen und gerufen, und das ist rausgekommen: Ein bisschen Christlichkeit, das Gott erbarmen.
Ich sah mal einen Bauern, der ein Kalb auf die Wiese führen wollte, und das Kalb war so störrisch, der blieb stehen und stemmte alle vier Beine ein, und dann sprang es auf die Seite, alles Mögliche.
Und da habe ich gedacht, so sind wir, wenn Gottes Geist uns zu Jesus zieht, auf die Weide des Heils. Da sperren wir uns wie ein störrisches Kalb.
Bei den Hirten haben Engel genügt, und bei uns kriegt Gott unseren Geist nicht fertig.
Nun, wir werden nicht gezwungen, aber es ist nicht das – die ernste Seite der Weihnachtsgeschichte.
Statt Fragezeichner den Engel zu machen, sollten wir lieber dem noch viel größeren Rufen Gottes an uns folgen.
Folgen wir, meine Freunde.
Ich habe vor Weihnachten meine Weihnachtsgeschichte schon erlebt, wie Gott auch einem sagte: „Gehen wir nach Bethlehem.“
Mal so drei Tage vor Weihnachten, da kommt ein junger Mann zu mir, ein Fremdarbeiter, Jugoslawe, da hinten irgendwo hinter Graz, sagt er: „Ich muss über Graz fahren, wenn ich heim will.“
Ich wusste erst gar nicht, was der junge Mann bei mir wollte. Ich bin ja schließlich ein pensionierter Pastor, nicht? Autofriedhof.
Und ich kam erst gar nicht darauf, dass er eine Frage hatte, bis ich auf einmal fast erschrocken merkte: Der hat eine Frage, „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“
Und es war erschütternd zu hören, wie er schilderte, wie es ihm unruhig war. Er sagte: „Ich bin katholisch, ich kann nur Maria anrufen“, wie es ihn zuchend und rufend und unruhig machte: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“
Und dann habe ich ihn im Geist an die Hand genommen und zu Jesus geführt.
Und dann sind wir beide niedergekniet neben den Hirten und haben angebetet das Kind in der Krippe.
Und er zog seine Straße fröhlich, das heißt im Fiat-Wagen, wie das heute so ist, so fröhlich davon.
Da habe ich gedacht: Sie, was mit den Engeln geschah, das geschieht heute noch, dass Gottes Geist Menschen ruft und sie sich rufen lassen und schließlich stehen sie geschlagen, tiefer Todesnacht: „Du wurdest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freude und Wolle.“
Lassen wir noch ein drittes sagen: Die anstößige Herrlichkeit, die herrliche Anstößigkeit der Weihnachtsgeschichte.
Das dritte Anstößige, was ich Ihnen zeigen möchte, also dritter Teil jetzt, ja, alle wieder bei die dritte anstößige Herrlichkeit oder herrliche Anstößigkeit der Weihnachtsgeschichte, sind die lobenden Hirten.
Sie kehrten wieder um, priesen und lobten Gott.
Meine Freunde, nach der Ansicht des modernen Menschen hätte der Engel mit diesen Hirten reden müssen, na sagen wir, über Mitbestimmung im Betrieb, über 35-Stunden-Woche und Arbeitszeitverkürzung, über die harten Lohnverhältnisse im Hirtenberuf.
Das kann Ihnen doch heute jede Akademie und jeder Pastor sagen, dass man über solche Sachen reden muss mit Leuten.
Und da kommt dieser völlig überholte Engel und redet mit denen von einem Heiland, der errettet von Sünde und Tod und Welt und Schuld.
Und dann sollen die Hirten nur noch glücklich gewesen sein?
Herr Druyo, sie priesen und lobten Gott.
Und dabei frage ich euch: Was hat denn ein Heiland zu tun mit dem Alltag der Hirten, in dem sie zurückgingen, ja? Was hat das zu tun mit dem Alltag der Hirten?
Nicht, was hat das damit zu tun?
Und da sollen sie gesungen haben und gepriesen und gelobt, während sie zurückgingen in sehr harte und bittere Verhältnisse.
Das haben wir gestern hier gehört, was der Hirtenberuf für eine bittere Angelegenheit war.
Nein, sagt der moderne Mensch, höchst unwahrscheinlich.
Jedenfalls dem modernen Menschen kann man so nicht kommen, mitten in seinen ungelösten Problemen hinein zu reden von Heiland und Erlösung und Rettung und so.
Das geht doch nicht. Verstehen Sie?
Das ist gerade die Pointe der Geschichte.
Hier ist eine der schönsten und wichtigsten Stellen der Geschichte.
Hier kommt es ans Evangelium.
Seht, die Hirten gingen in den grauen Alltag zurück.
Wir leben alle im grauen Alltag.
Oh, ich kenne sie zu wenig, aber ich weiß: Trotz Wohlstand ist der Alltag grau in grau, ja, grau in grau.
Am Nachmittag am Heiligen Abend traf ich jemanden, der gern an seinem Beruf steht, und der sagte: „Ach, zweieinhalb Tage ganz frei.“
Ich dachte an diesen Menschen heute und dachte: „Bloß noch einen Tag, nicht? Ist doch ein grauer Alltag.“
Und dann traf ich an demselben Nachmittag am Heiligen Abend einen Geschäftsmann, der sagte: „Jetzt ist alles vorbei, wissen Sie, Pastor Busch? Glauben Sie niemandem, dass Weihnachten ein Fest der Liebe ist, ein Fest der Habgier ist das!“
Ein Fest der Habgier hat Recht!
Er wird nicht alleine stehen, so zu denken.
Ach, wir leben alle irgendwie im grauen Alltag.
Das Leben spielt gleichsam überall eine dumpfe Bassmelodie.
Und nun singen die Hirten da eine helle Oberstimme dazu.
Sie priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten.
Nun sangen sie von Vergebung der Schuld und von Frieden mit Gott und von einem neuen Leben im Glauben und von der Liebe Gottes, die ganz real greifbar unter uns erschienen ist, und von dem offenen Himmel über ihnen und von der hellen Hoffnung.
Die sangen das Lied in der hellen Oberstimme.
Und meinen Sie nicht, dass unsere Zeit diese Oberstimme nötig hätte und dass Ihr Leben diese Oberstimme nötig hätte?
Ich will mich nicht damit aufhalten, die Basstöne des Daseins noch ein bisschen mehr in Ordnung zu bringen oder vielleicht ein bisschen in Ordnung.
Ich möchte Ihnen lieber sagen: Sie dürfen auch diese helle Oberstimme im Alltag mitsingen.
Sie kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um all das, was sie gehört und gesehen hatten.
Sie dürfen diese helle Oberstimme mitsingen, weil das wahr ist, was wir eben gesungen haben.
Oder haben wir es noch nicht gesungen? Ich weiß nicht.
Ihr habt mit euch den wahren Gott, lasst Hirnen, Teufel, Welt und Hölle.
„Gottes Sohn ist worden euer Gesell.“ Das ist weihnachtlich.
Lasst Zornenteufel, Welt und Hölle.
Gottes Sohn, Gottes Sohn ist worden euer Gesell.
Ha, wer das begriffen hat, der singt mit den dumpfen Klängen des Altars die helle Oberstimme der Hirten mit.
Wir dürfen es.
Wir wollen beten.
Herr Jesus, wir danken dir, dass ein Wort in Wort der Wahrheit ist und dass mit dir wirklich eine herrlichere und bessere und größere Welt hereingebrochen ist, als uns Vernunft nur von fern ahnt.
Und gib uns erleuchtete Augen des Verständnisses. Amen.
Wir wollen stehenbleiben und aus dem Lied 14 den zweiten Vers singen jetzt.
Kümmert euch nicht um die Tafeln, sondern um das Durcheinander!
Lied 14, Vers 2.
Nach dem Segen wollen wir aus dem Lied Anhang 48 den dritten Vers singen:
„König der Ehren, dich wollen wir ehren, dich wollen wir hören.“
Nun wollen wir still werden.
Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Bitte, Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.
Zweiter Teil: Die Bedeutung der Engel in der Weihnachtsgeschichte
So, und das Zweite: Wir wollten von den herrlichen Anstößigkeiten der Weihnachtsgeschichte reden. Da sind zweitens die Engel. Die Engel sind wahrscheinlich hauptsächlich schuld daran, dass man diese Geschichte für ein Märchen erklärt hat. Nicht, weil die Engel schlecht wären – bitte, Engel sind nicht schuft – sondern weil die Engel so schrecklich wichtig sind. Das möchte ich Ihnen gern deutlich machen: Sie sind gerade so wahnsinnig wichtig.
Sie müssen mir alle zuhören, sonst kann ich nicht reden. Stellen Sie sich mal Folgendes vor: Die Hirten sitzen in der Nacht auf dem Feld, und da kommt ein Pastor zu ihnen – ein Pastor meiner Preislage – und sagt: „Hört ihr Hirten, euch ist ein Heiland geboren, macht euch auf nach Bethlehem!“ Was meinen Sie, was die Hirten ihm gesagt hätten? Ich weiß, was sie gesagt hätten. Ich bin vierzig Jahre Pastor in Essen. Und ich weiß, was die Leute sagen, wenn ein Pastor sagt: „Euch ist ein Heiland geboren.“ Ich bin ganz überzeugt, die Hirten wären sitzen geblieben bei ihren Herden und hätten etwas gemurmelt wie: „Ich habe keine Zeit, religiöser Quatsch“ oder „Ich bin auch christlich, aber muss ich gleich da nach Bethlehem rennen?“ Jedenfalls wären sie im Leben nie zu Jesus gekommen.
Nein, meine Freunde, wenn Gott Menschen zu seinem Sohn ziehen will, da muss er selber anstoßen. Da müssen Engel her! Wie heißt es hier? „Wie denn zu euch gesagt war, durch Engel“, nicht durch irgendeinen Menschen.
Und nun will ich Ihnen offen sagen: Ich finde die Engel noch ziemlich minimal. Als ich zu Jesus kam, da hat Gott noch mehr aufgeboten als bloß Engel. Ich wundere mich, dass die Hirten auf die Engel schon reagiert haben. Bei mir war mehr nötig.
Lassen Sie mich persönlich sagen: Da ist der lebendige Gott selber auf den Plan getreten. Der lebendige Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, hat durch seinen Heiligen Geist zu mir gesprochen, als ich in Sünden tot war, verwirrt und nie gedacht hatte, dass nur er der Heiland sein würde. Er sagte: „Los, geh nach Bethlehem!“ – dass ich das mal so sage. Die erste Person der Dreieinigkeit, der Vater, und die dritte Person der Dreieinigkeit, der Heilige Geist, traten auf den Plan, um mich zur zweiten Person der Dreieinigkeit, dem Sohn, zu ziehen.
Meine Freunde, Jesus hat selbst gesagt: „Es kann niemand zu mir kommen, es ziehe ihn denn der Vater.“ Ich bin überzeugt, dass kein Mensch, kein Nachkomme Adams, keiner, der in schmutzigen Sünden tot ist oder in seiner Selbstgerechtigkeit erstorben ist, auf Menschenreden hin sich aufmachen wird, seinen Heiland zu suchen. Im Leben nicht!
Und nun bitte ich Sie: Wundert euch nicht über die Engel und sagt nicht, es sei ein Märchen. Schaut vielmehr darauf, dass bei euch der heilige Gott selber durch seinen Geist ruft und lockt. „Euch ist ein Heiland geboren. Geht hin gen Bethlehem, dort werdet ihr ihn finden.“ Wundert euch nicht über die Engel, meine Freunde!
Es ist mir völlig klar, dass bei uns zynischen, ungläubigen, hartgesottenen Leuten aus dem Jahr 1965 nicht mal Engel genügt hätten, um uns zu Jesus zu bringen. Manche kennen vielleicht das Buch vom Wunder des Malachiers, nicht wahr? Ach, es ist auch verfilmt worden, dann kennt es jeder. Da wird deutlich, dass auch Engel vom Himmel heute Menschen vom Jahr 1965 nicht in Bewegung bringen.
Bei uns Menschen vom Jahr 1965 muss der heilige, lebendige Gott durch seinen Heiligen Geist selber uns anstoßen, damit wir hingehen, dieses Kind zu suchen und zu finden. Ach, wenn ihr eine Ahnung davon habt, dann betet doch: „Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne, damit dein Sohn mich wieder zieht zu dir.“
Als die Hirten von den Engeln angestoßen wurden mit dem Ruf „Geht nach Bethlehem“, da sind sie sofort aufgebrochen und fanden das Kindlein. Und sie sind so oft durchs Evangelium, durch den lebendigen Gott selber, durch den Heiligen Geist gerufen worden zu Jesus. Und wie viele sitzen hier, die dem Ruf nicht gefolgt sind?
Haben sie das Kindlein gefunden? Haben sie Jesus gefunden? Es hängt Leben und ewiges Leben daran. Es kann kein Mensch selig und errettet werden, in Ewigkeit nicht, wenn er dieses Kind nicht gefunden hat.
Haben sie das Kind gefunden? Die Hirten beteten es an, das heißt, sie legten ihr Herz ihm hin. Haben sie ihr Leben schon Jesus gegeben? Die Hirten gingen auf den ersten Engelruf hin. Und um uns hat der lebendige Gott so oft gezogen und gerufen, und das ist herausgekommen: ein bisschen Christlichkeit, das Gott erbarmen.
Ich sah mal einen Bauern, der ein Kalb auf die Wiese führen wollte. Das Kalb war so störrisch, es blieb stehen, stemmte alle vier Beine ein und sprang dann auf die Seite, alles Mögliche. Da habe ich gedacht: So sind wir, wenn Gottes Geist uns zu Jesus zieht, auf die Weide des Heils. Da sperren wir uns wie ein störrisches Kalb.
Bei den Hirten haben Engel genügt, und bei uns kriegt Gott unseren Geist nicht fertig. Nun, wir werden nicht gezwungen, aber das ist die ernste Seite der Weihnachtsgeschichte.
Statt Fragezeichen bei den Engeln zu machen, sollten wir lieber dem noch viel größeren Ruf Gottes an uns folgen. Folgen wir ihm, meine Freunde!
Ich habe vor Weihnachten meine Weihnachtsgeschichte schon erlebt, wie Gott auch einem sagte: „Gehen wir nach Bethlehem.“ Mal so drei Tage vor Weihnachten kam ein junger Mann zu mir, ein Fremdarbeiter aus Jugoslawien, da hinten irgendwo hinter Graz. Er sagte, er müsse über Graz fahren, wenn er heim wolle.
Ich wusste erst gar nicht, was der junge Mann bei mir wollte. Ich bin ja schließlich ein pensionierter Pastor, nicht wahr? Autofriedhof.
Und ich kam erst gar nicht darauf, was er wollte, bis ich auf einmal fast erschrocken merkte: Er hat eine Frage. „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“
Es war erschütternd, zu hören, wie er schilderte, wie es ihm unruhig war. Er sagte: „Ich bin katholisch, ich kann nur durch Maria anrufen.“ Wie er suchend und rufend und unruhig fragte: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“
Dann habe ich ihn im Geiste an die Hand genommen und zu Jesus geführt. Und dann sind wir beide niedergekniet neben den Hirten und haben das Kind in der Krippe angebetet.
Er zog dann seine Straße fröhlich, das heißt im Fiat-Wagen, wie das heute so ist, so fröhlich davon. Da habe ich gedacht: Was mit den Engeln geschah, das geschieht heute noch. Gottes Geist ruft Menschen, und sie lassen sich rufen und stehen schließlich geschlagen da.
Tiefe Todesnacht, du wurdest meine Sonne – die Sonne, die mir Licht, Leben, Freude und Wollen gebracht hat.
Dritter Teil: Die lobenden Hirten als Vorbild im Alltag
Lassen wir noch ein drittes sagen: Die anstößige Herrlichkeit, die herrliche Anstößigkeit der Weihnachtsgeschichte. Das dritte Anstößige, das ich Ihnen zeigen möchte – also der dritte Teil jetzt –, sind die lobenden Hirten.
Sie kehrten wieder um, priesen und lobten Gott. Meine Freunde, nach der Ansicht des modernen Menschen hätte der Engel mit diesen Hirten über Mitbestimmung im Betrieb, die 35-Stunden-Woche oder Arbeitszeitverkürzung sprechen müssen. Über die harten Lohnverhältnisse im Hirtenberuf. Das kann Ihnen heute jede Akademie und jeder Pastor sagen: Man muss über solche Sachen mit Leuten reden.
Und da kommt dieser völlig überholte Engel und redet mit ihnen von einem Heiland, der errettet von Sünde, Tod, Welt und Schuld. Und dann sollen die Hirten nur noch glücklich gewesen sein, Herr Druyo. Sie priesen und lobten Gott. Dabei frage ich euch: Was hat denn der Heiland mit dem Alltag der Hirten zu tun, in dem sie zurückgingen? Was hat das mit dem Alltag der Hirten zu tun?
Und da sollen sie gesungen, gepriesen und gelobt haben, obwohl sie in sehr harten und bitteren Verhältnissen zurückgingen. Das haben wir gestern hier gehört, was der Hirtenberuf für eine bittere Angelegenheit war. Nein, sagt der moderne Mensch, das ist höchst unwahrscheinlich. Jedenfalls kann man dem modernen Menschen so nicht kommen, mitten in seine ungelösten Probleme hinein von Heiland, Erlösung und Rettung zu reden. Das geht doch nicht. Verstehen Sie?
Das ist gerade die Pointe der Geschichte. Hier ist eine der schönsten und wichtigsten Stellen der Geschichte. Hier kommt es ans Evangelium. Seht, die Hirten gingen in den grauen Alltag zurück. Wir leben alle im grauen Alltag. Oh, ich kenne sie zu wenig, aber ich weiß: Trotz Wohlstand ist der Alltag grau in grau, ja, grau in grau.
Am Nachmittag am Heiligen Abend traf ich jemanden, der gern an seinem Beruf steht, und der sagte: „Ach, zweieinhalb Tage ganz frei.“ Ich dachte an diesen Menschen heute und dachte: „Bloß noch einen Tag.“ Nein, es ist doch ein grauer Alltag.
Und dann traf ich am selben Nachmittag am Heiligen Abend einen Geschäftsmann, der sagte: „Jetzt ist alles vorbei. Wissen Sie, Pastor Busch, glauben Sie niemandem, dass Weihnachten ein Fest der Liebe ist. Es ist ein Fest der Habgier.“ Ein Fest der Habgier hat Recht! Er wird nicht alleine so denken.
Ach, wir leben alle irgendwie im grauen Alltag. Das Leben spielt gleichsam überall eine dumpfe Bassmelodie. Und nun singen die Hirten da eine helle Oberstimme dazu. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.
Nun sangen sie von Vergebung der Schuld, von Frieden mit Gott, von einem neuen Leben im Glauben und von der Liebe Gottes, die ganz real und greifbar unter uns erschienen ist. Von dem offenen Himmel über ihnen und von der hellen Hoffnung. Sie sangen das Lied in der hellen Oberstimme.
Und meinen Sie nicht, dass unsere Zeit diese Oberstimme nötig hätte? Dass Ihr Leben diese Oberstimme nötig hätte? Ich will mich nicht damit aufhalten, die Basstöne des Daseins noch ein bisschen mehr in Ordnung zu bringen oder vielleicht ein bisschen in Ordnung zu bringen.
Ich möchte Ihnen lieber sagen: Sie dürfen auch diese helle Oberstimme im Alltag mitsingen. Sie kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für all das, was sie gehört und gesehen hatten. Sie dürfen diese helle Oberstimme mitsingen, weil das wahr ist, was wir eben gesungen haben.
Oder haben wir es noch nicht gesungen? Ich weiß nicht. Ihr habt mit euch den wahren Gott. Lasst Hirnen, Teufel, Welt und Hölle – „Gottes Sohn ist worden euer Gesell.“ Das ist weihnachtlich: „Lasst Zorn, Teufel, Welt und Hölle, Gottes Sohn, Gottes Sohn ist worden euer Gesell.“
Ha, wer das begriffen hat, der singt mit den dumpfen Klängen des Altars die helle Oberstimme der Hirten mit. Wir dürfen es. Wir wollen beten.
Schlussgebet und Lieder
Herr Jesus, wir danken dir, dass dein Wort ein Wort der Wahrheit ist. Mit dir ist wirklich eine herrlichere, bessere und größere Welt hereingebrochen, als unsere Vernunft nur aus der Ferne ahnen kann.
Gib uns erleuchtete Augen des Verständnisses. Amen.
Wir wollen nun im Lied 14 den zweiten Vers singen. Bitte konzentrieren Sie sich nicht auf die Tafeln, sondern auf das Lied selbst!
Lied 14, Vers 2.
Nach dem Segen wollen wir aus dem Liede Anhang 48 den dritten Vers singen:
„König der Ehren, dich wollen wir ehren, dich wollen wir hören.“
Nun wollen wir still werden und gemeinsam beten:
Unser Vater in dem Himmel,
dein Name werde geheiligt,
dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Bitte, Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen!