Maria stand weinend vor dem Grab und beugte sich hinein. Dabei sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen am Kopf- und den anderen am Fußende, wo der Leib Jesu gelegen hatte.
Die Engel fragten sie: „Frau, warum weinst du?“ Sie antwortete: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Als sie sich umwandte, sah sie Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus fragte sie: „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?“ Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, wenn du ihn weggetragen hast, sag mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn holen.“
Jesus sagte zu ihr: „Maria!“ Da wandte sie sich um und rief auf Hebräisch: „Rabbuni!“ – das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“
Maria von Magdala ging und verkündete den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen“ – und berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Die Trauer Marias am Grab
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte.
Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sah zwei Engel in weißen Gewändern sitzen: einen zu Häupten und den anderen zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
Die Engel fragten sie: „Frau, was weinst du?“
Sie antwortete ihnen: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“
Als sie das sagte, wandte sie sich um und sah Jesus stehen, erkannte ihn aber nicht.
Jesus sprach zu ihr: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“
Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: „Herr, hast du ihn weggetragen? So sage mir, wo du ihn hingelegt hast, dann will ich ihn holen.“
Jesus sprach zu ihr: „Maria.“
Da wandte sie sich um und sprach zu ihm auf Hebräisch: „Rabbuni“, das heißt Meister.
Jesus sagte zu ihr: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“
Maria von Magdala geht hin und verkündigt den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen.“
Und das hat er zu mir gesagt.
Die Schönheit des Ostermorgens und die Realität des Todes
Ich habe mich heute Morgen riesig über diesen wunderschönen Frühlingsmorgen gefreut. Ich kann mir gut vorstellen, dass es damals am Ostermorgen ebenso ein herrlicher Tag war. Es kann ja wieder kalt werden in Jerusalem.
Ich stelle mir den Garten vor, in dem Joseph von Arimathäa sein Grab hatte. Er war ja ein wohlhabender Mann, und der Garten war schön gepflegt. Dort blühten Krokusse, Tulpen und Osterglocken, und die Vögel zwitscherten so, wie man es sich vorstellt.
Die Bibel erzählt, dass mitten in diesem Garten eine weinende Frau steht. Es ist wichtig, dass klar ist: Ostern bedeutet nicht einfach die Blüten, die Morgensonne oder das Vogelgezwitscher. Das ist nicht die Auferstehung Jesu.
Manche glauben, es sei ein Gleichnis – das Erwachen der Natur als Symbol für die Auferstehung Jesu. Nein, es ist überhaupt kein Gleichnis. Denn all die Schönheit der Welt, auch die wunderbare Schöpfung Gottes, kann den Schmerz nicht heilen, den der Tod verursacht hat. Das wissen Sie alle.
Wenn Sie dem Grauen des Sterbens gegenüberstehen, wenn Sie vor den Trümmern Ihres Lebens stehen und wissen, wie viel der Tod zerstören kann, dann helfen keine schönen Blumenbouquets. Sie trösten in dem Augenblick nicht.
Die Bibel ist da ganz hart und nüchtern. Sie spricht vom Tod als einem Zerstörer, als dem letzten Feind, der überwunden wird. Das darf man auch so verstehen, damit man keine billigen Worte um den Tod herum macht. Man soll sich nicht mit Ausflüchten begnügen und den Tod nicht mit Floskeln einfach zudecken.
Alle schönen Beispiele und Bilder helfen und trösten nicht wirklich. Warum? Weil ich nicht ein fallendes Blatt eines Baumes im Herbst bin. Ich bin ein Mensch, ich lebe. Gott hat mich wunderbar geschaffen.
Ihr Leben ist ein Wunderwerk, unvergleichlich mit allem anderen in der Natur. Selbst wenn Sie ein Tierfreund sind, sind Sie mehr als eine Katze, mehr als ein Pferd oder mehr als ein Regenwurm. Sie sind ein Mensch, nach dem Bild Gottes geschaffen, und das ist das Wunder Ihres Lebens.
Darum steht Maria aus Magdala weinend am Ostermorgen da. All das andere kann sie nicht aufrichten und nicht trösten.
Was ist also der einzige Trost im Leben und im Sterben? Dass Jesus den Tod niedergerungen, bezwungen und besiegt hat.
Ostern ist ausschließlich eine Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen. Das ist eine einmalige Sache. So etwas hat es nie wieder gegeben, auch nicht vergleichbar mit dem Wunder, das einst bei Lazarus geschah.
Jesus ist auferstanden, lebt und regiert in Ewigkeit.
Die Macht des Todes ist gebrochen
Apostel Paulus sagt in großartigen Worten, die ich heute Morgen so begrüßt habe: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen. Er hat ihm die Lizenz entzogen und ihm die Kraft weggenommen. Jetzt kann der Tod nichts mehr tun, obwohl wir doch ständig spüren, wie er zuschlagen kann.
Vielleicht spüren Sie es schon an Ihrem eigenen Leib und sagen: Ich habe immer wieder mit den Schatten des Todes zu kämpfen. Doch das Evangelium sagt: Nein, Jesus ist stärker. Dem Tod ist die Kraft genommen.
Noch viel wunderbarer wird das in dem Bild, das wir vorhin in der Schriftlesung gehört haben. Dort wird an eine riesige Wasserflut gedacht, eine Flut, die alles mit sich reißt. So wird gesagt: Jesus Christus hat den Tod verschlungen im Sieg. Das Bild der Flut zeigt, wie der Tod im Sieg mitgerissen wird.
Der Tod kann seine Beute nicht mehr halten, sondern muss sie vor dem auferstandenen Herrn hergeben. Der Tod ist verschlungen im Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus.
Jesus sucht die Weinenden und tröstet sie
Jetzt steht in dem Abschnitt viel drin. Ich will mich wieder auf meine Gewohnheit besinnen und mich auf Weniges beschränken. Zuerst möchte ich davon sprechen, dass Jesus die Weinenden sieht.
Jesus sieht die Weinenden. Das mit der Auferstehung ist eigentlich eine Sache, die die ganze Welt betrifft. Es wäre ja nur sinnvoll – so könnte ich mir mit meinem kleinen Verstand ausdenken –, wenn Jesus jetzt einmal die vielen Zweifler und Spötter in der Welt überführen würde. Wie viele ungläubige Menschen gibt es? Wie viele Zweifel gibt es auch in den Kreisen der Christen? Wie wichtig wäre es, dass Jesus nach seiner Auferstehung zuerst Pilatus erschienen wäre und gesagt hätte: „Sieh mal, was Wahrheit ist, Pilatus!“ Oder dem Kaiser Augustus in Rom, damit die Dinge der Welt einmal in Ordnung kommen.
Aber ich darf Sie beruhigen: Das wird Jesus tun zum Zeitpunkt der letzten Posaune, wenn er wiederkommt. Dann werden die Menschen auffahren und sagen: „Da haben wir nicht gedacht, dass er wirklich lebt und dass er wirklich alle Macht hat.“
In unserer Zeit heute – das war schon bei seiner Auferstehung so – hat Jesus nicht, weil er es nicht könnte, sondern weil er es will, seine Gemeinde sofort überführt. Ist es nicht ein großes Entgegenkommen, dass er zuerst zu uns kommt, mit uns redet und dabei die Verzweifelten und Verstörten sucht?
Ich will das Ihnen heute Morgen so zurufen, weil viele unter uns jetzt so dazwischen sitzen und sagen: „Das geht so an mir vorüber.“ Jesus sucht Sie in diesen Tagen und will Ihnen seinen Sieg ganz wunderbar groß machen.
So tritt er auf Maria zu. Er sendet zuerst seine Boten, die Engel. Maria kann sie überhaupt nicht verstehen. Jetzt erklären Sie mir mal bitte: Warum haben denn damals die Jünger so schlecht verstanden? Aus dem gleichen Grund wie wir auch heute. Wir haben es x-mal gehört, aber die Auferstehung Jesu – das zerbricht mein ganzes Denken, das zerbricht meine Vorstellung. Das geht überhaupt nicht. Wie soll das sein in unserer Welt?
Wir haben ganz andere Erfahrungen. Natürlich haben wir ganz andere Erfahrungen: Was tot ist, muss tot bleiben und ist tot. Da kann man nichts machen.
So ist natürlich auch Maria eine, die es nicht fassen kann. Bei anderen Jüngern, denen Jesus damals begegnet ist, wird gesagt, dass Jesus schnell diagnostiziert hat: „Eures Herzens Härtigkeit.“ Was ist die Härte meines Herzens?
Jetzt wissen Sie bei der Trauer, wie schwer das manchmal ist, wie die Trauer uns so verfestigt, dass man gar nichts mehr aufnehmen kann. Wir sind so verwundet, und wir sind so blutend in unserem Herzen, dass wir es gar nicht hören können.
Und mit welcher Sorgfalt, mit welcher Ausdauer und mit welcher Liebe kümmert sich Jesus um diese Maria und bemüht sich darum – genauso kümmert sich Jesus um seine Gemeinde und möchte sie zur Gewissheit führen.
Das ist mir jetzt zuerst einmal wichtig: Jesus sieht die Weinenden.
Der Glaube an die Auferstehung als Herausforderung
Es gibt heute manche, die versuchen, die Osterbotschaft etwas umzudeuten. Sie sagen, wir müssten sie nur ein wenig anders formulieren und sprechen dann vom Osterglauben der Jünger. Sie meinen, ob Jesus wirklich auferstanden ist, wisse man nicht genau. Aber was man feststellen könne, sei, dass es damals einen Osterglauben gab, der sich schnell durch die ganze römische Welt ausgebreitet hat. So reden sie vom Osterglauben.
Doch bitte, prüfen Sie das! Der Osterglaube am Ostertag war das Läppischste. Wenn man heute in christliche Gemeinden schaut, ist der Osterglaube eher läppisch. Wenn ich die Christen anschaue, sehe ich eine unentschlossene, zweifelnde, zagende Schar.
Wenn es nach dem Osterglauben der Gemeinde und der Kirche ginge, wäre Ostern in 50 Jahren abgeschafft – da bin ich sicher. Wenn nicht Jesus selbst immer wieder Menschen überwältigen würde. Es wäre interessant, wenn Sie erzählen würden, wo Sie zum Glauben gekommen sind. Viele von Ihnen stammen aus ungläubigen Familien, waren lange Zeit ablehnend und sind dann irgendwo der Realität Jesu Christi begegnet.
Kein Mensch kann einem anderen den Glauben einreden oder aufzwingen. Jesus Christus überwältigt uns als der Auferstandene. So war es auch bei Maria von Magdala.
Zweifel und Unglauben tauchen immer wieder auf, sie gehen durch unseren Kopf hindurch. Jesus hat damit richtig Mühe. Darum sind die Osterberichte oft so abrupt. Jesus muss uns immer wieder durcheinanderbringen, fast verstören, weil wir das mit unseren Gedanken nicht einordnen können. Wie soll ich mir das auch vorstellen?
Alle unsere Gedanken geraten durcheinander, bis man plötzlich merkt: Jesus lebt wirklich, er ist auferstanden, er ist unter uns. Fast könnte man Maria leidtun, wie Jesus sie überrumpelt und so vor ihr steht. Sie schafft es gar nicht, das richtig zu begreifen.
Nein, das schafft man nie. Das ist auch unter Christen so. Es braucht immer wieder einen neuen Anstoß, eine neue Erkenntnis. Es ist schön, wenn neue Gläubige dazukommen und in der ersten Freude sagen: „Ich habe es erkannt!“ Die schläfrig gewordenen Christen nicken dann mit dem Kopf.
Wer vom Auferstandenen überwältigt wird, ist voller Freude. Was da wohl in den Nerven von Maria vorging, bis sie das alles an diesem Morgen bewältigte? Es war ja ein Schock nach dem anderen.
Dann spricht Jesus zu ihr: „Da bin ich, Maria!“ Sie konnte es vorher nicht verstehen, obwohl Jesus das so oft zu ihr und den Jüngern gesagt hatte.
Jesus sucht nicht nur Maria, sondern auch seine Jünger. Wenn sie wieder am See sind und fischen, die ganze Nacht gearbeitet haben und mit leeren Netzen zurückkehren, steht Jesus am Ufer und wartet auf sie.
Jesus sieht auch den zweifelnden Thomas. Der Auferstandene sieht die Weinenden, kümmert sich um sie und macht sie sich seiner Auferstehung gewiss.
Das wollte ich Ihnen zuerst sagen.
Die Art und Weise, wie Jesus Glauben schenkt
Jetzt ein zweiter Punkt: Wie macht das Jesus? Wie macht das Jesus?
Das Einfachste wäre ja gewesen, wenn Jesus ein vernünftiges Protokoll angefertigt hätte. Also zum Beispiel ein offizielles Dokument von einer Polizeidienststelle oder von einem Verantwortlichen der römischen Militärverwaltung in Jerusalem. Das ist ja immer wieder die wichtigste Frage: Wo gibt es ein amtliches Dokument der Auferstehung Jesu?
Hätte uns das im Glauben mehr geholfen? Bestimmt nicht. Was uns allein überzeugen kann, ist Jesus, der Auferstandene, der zu uns redet und heute lebt.
Wenn Sie heute denken, eine sichtbare Erscheinung Jesu wäre eine Glaubensstütze, dann müssen Sie noch einmal genau lesen, was bei der sichtbaren Erscheinung Jesu an Maria von Magdala passiert ist. Diese hat nämlich zu der wirklich kuriosen Vorstellung geführt, Jesus sei der Gärtner.
Ich weiß nicht, ob eine sichtbare Erscheinung Jesu in Ihrem Leben wirklich den Glauben festigen würde.
Es ist ganz merkwürdig, dass unsere Augen so gehalten sind und wir von den äußeren Augen her so wenig erkennen. Wie tritt Jesus zu dieser weinenden Maria? Und wie macht er das? Sicher nicht durch äußere Zeichen. Sie steht da in ihrer großen Einsamkeit. Was diese Maria bewegt, hat sie für uns einmal durchlitten und gesagt: Ohne Jesus ist alles sinnlos und leer.
Ohne Jesus ist alles sinnlos und leer, darum weint sie haltlos schluchzend.
Ich möchte hier ein ganz offenes Wort sagen, weil Sie das erwarten können und weil ich es Ihnen schulde: Wenn Jesus nicht wirklich auferstanden ist und den Tod zerbrochen hat, wenn das nur eine Vision ist und ich das glauben würde, dann würde ich hier meinen Talar ausziehen und einem anderen Beruf nachgehen.
Es wäre die schlimmste Lüge, die man sich auf dieser Welt erlauben kann, solche Osterlieder zu singen und dann zu sagen: Aber das glaube ich im Ernst gar nicht.
Im Evangelium geht es genau darum: Ohne Jesus, ohne die Auferstehung, wären wir die Elendsten unter allen Menschen, so sagt Paulus. Dann wären wir Christen die Elendsten unter allen Menschen. Dann wäre alles, was getan wird, nichts weiter als der größte und schlimmste Betrug.
All das, was wir an Gräbern tun, mit den Trostworten, die wir den Leidenden zusprechen, mit dem, was wir Kindern erzählen, indem wir sie auf etwas hinweisen, was es doch gar nicht gibt – wenn das nicht wahr ist, dass Jesus die Todesmacht durchbrochen hat, und wenn diese sichtbare Welt ja gar nicht die reale ist, sondern die wirkliche Welt die Welt Jesu Christi, dann wären wir die Betrüger.
Wenn das nicht wahr wäre.
Die wahre Identität Marias und ihr innerer Kampf
Und warum ist Maria so traurig? Sie kann ja nichts anderes denken, als dass sie sagt: Es war ganz schön mit Jesus, aber jetzt ist eben alles zu Ende, wie alles zu Ende geht und aufhört.
Jetzt müssen wir noch ein wenig darüber nachdenken, was Maria selbst erlebt hat. Sie wird ja immer wieder mit der großen Sünderin verwechselt. Das ist schlimm. Maria von Magdala war nicht die große Sünderin, das ist eine andere Frau in der Bibel, in Lukas 7.
In der Bibel steht, dass Jesus von ihr sieben Geister ausgetrieben hat. Was sind das für Geister? Wahrscheinlich Schwermutsgeister. Vielleicht war sie geisteskrank. Sie konnte nichts von dieser schönen Welt erleben. Heute kämpfen viele Menschen mit schrecklichen Selbstmordgedanken, und Jesus hat sie befreit.
Und all das, was sie mit Jesus erlebt hat, steht jetzt vor ihr. Wie geht das weiter, wenn er tot ist? Man kann sich in dieser Welt nicht mit Visionen über Wasser halten. Hier geht es um reale Fakten, und man muss wissen, was wirklich ist.
Darum fragt sie Jesus ganz simpel: Wen suchst du? Warum fragt Jesus noch einmal? Die Engel haben sie doch auch schon gefragt: Wen suchst du? Es muss ihnen auffallen, dass Jesus das sehr gerne gemacht hat.
Jesus hat die Leute noch einmal gefragt, auch den Mann, der 38 Jahre lang krank war, hat er gefragt, ob er gesund werden will. Das heißt Narrenfrage. Jesus will es immer genau wissen und fragt uns. Er fragt sie: Was willst du denn? Was willst du heute von mir haben?
Und da bricht es aus Maria heraus: Ja, sie will eigentlich bloß noch den Leichnam von Jesus haben. Dann will sie ihn einbalsamieren, sie will die Reste des Christentums konservieren und aufbewahren, weil ihr das so kostbar war.
Ach, wie gut, dass Jesus da nicht mitmacht! Es geht nicht um das Einbalsamieren des Leichnams Jesu, sondern darum, dass er auferstanden ist.
Die Bedeutung des Namensrufes Jesu
Und sie wacht erst auf, als Jesus sie ruft: Maria. Das wichtigste Instrument beim Glauben sind nicht die Augen, sondern die Ohren. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie.
Dieses Wort „Maria“ war genau wie beim ersten Mal: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Wann hat Jesus einmal so in ihr Leben hineingerufen? Bei ihrer Bekehrung, als sie zur Glaubensgewissheit gelangte. Sie hatten erkannt: Ich bin nicht irgendwo einer unter Milliarden Menschen, Gott kennt mich. Gott kümmert sich um mich, er sucht mich.
So dringt es bei dieser Maria in dem Augenblick erst wieder ins Bewusstsein ein: Das ist er, wie er mich beim Namen ruft. Wunderbar, wie Jesus in unserem Leben immer wieder in Etappen mit uns weitergeht. Wir meinen ja oft, dass er alles neu macht. Das ist unsere Art zu denken und ahnen nicht, wie Jesus schon in Kindertagen durch die Erzählungen der Großmutter oder durch irgendjemanden – einen Helfer damals in der Lämmergruppe der Kinderkirche oder wo auch immer – uns schon diesen Ruf so ins Herz hat hineinrufen lassen.
Wir können die Verbindung zu Jesus immer abbrechen. Er bricht sie nie ab. Der Auferstandene sucht seine Leute, geht ihnen nach. Und wo wird man gewiss, dass man zu seinen Leuten gehört? Wenn man seine Stimme hört, wenn er uns ruft – beim Namen.
Unterschiedliche Wege der Seelsorge Jesu
Die Seelsorge Jesu, des Auferstandenen, ist unterschiedlich – auch das ist wichtig zu beachten. Er begegnet jedem von uns ganz individuell, und es gibt kein einheitliches Vorgehen.
So sagt er zu Maria: „Rühre mich nicht an“, während er zu Thomas sagt: „Lege deine Finger in meine Nägelmale.“ Zum einen fordert er Heilung, zum anderen fordert er dazu auf, Jesus mit seinem Leiden zu preisen und den Weg des Martyriums zu gehen. Es sind ganz verschiedene Wege.
Warum soll Maria Jesus nicht anfassen? Weil es jetzt nicht mehr um den irdischen Leib Jesu geht. Jesus ist auferstanden in die Wirklichkeit Gottes, in das neue, erfüllte Leben zum Vater. Er sitzt zur Rechten des Vaters. Maria braucht nicht an Reliquien oder Überreste zu halten. Sie darf Jesus als den erkennen, der alle Macht hat im Himmel und auf Erden.
Die veränderte Welt durch die Auferstehung
Und jetzt noch ein Wort: Die ganze Welt ist verändert.
Zunächst wollte ich sagen, dass sich Jesus um die Weinenden kümmert. Wie aber überwindet Jesus die Trauer? Indem er durch sein Wort hineinspricht. Das ist das Aufregende, wenn wir die Bibel lesen.
Ich möchte Sie bitten, sich täglich Zeit für Stille zu nehmen – nicht nur im Gottesdienst, sondern auch im Alltag. Nehmen Sie sich bewusst diese Stille, damit Jesus, der Auferstandene, zu Ihnen sprechen kann und Sie seine Stimme erkennen.
Die Welt ist verändert, und die Geschichten gehen alle weiter. Maria aus Magdala wird gesandt, und am Schluss heißt es: „Geh und sage das meinen Brüdern.“ Zum ersten Mal gebraucht Jesus das Wort „Bruderschaft“.
Sie wissen, dass mir dieses Wort von der Bruderschaft heilig ist, auch wenn ich schon gemerkt habe, dass viele Spötter es in den Dreck treten. Es bedeutet, dass wir untereinander als Schwestern und Brüder zusammengebunden sind. Jesus sprach von den geringsten seiner Brüder, die zu ihm gehören. Das heißt, wir dürfen eine ganz große und enge Verbundenheit mit dem Auferstandenen haben.
So wie Paul Gerhardt in dem Lied „Auf mein Herz mit Freuden“ sagt: „Ich bin der Geselle Jesu.“ Mit dem Auferstandenen sind wir so zusammengebunden, dass er uns durch den Tod hindurchreißt.
An dieses Bild dürfen Sie sich halten: Wir sind Schwestern und Brüder Jesu, und er will, dass wir da sind, wo er ist. Die kurze Zeit in dieser Welt ist wirklich nur eine kurze Übergangszeit. Er will uns mit sich reisen.
Ein anderes Mal wird das Bild gebraucht, in dem das Haupt zuerst durchkommt. Das wissen die Mütter, die geboren haben: Wenn das Haupt durch ist, dann ist fast alles geschafft. Das Haupt ist durch, jetzt kommt der Leib noch nach – so ist es auch mit seiner Gemeinde.
Sag das allen anderen: Er ist auferstanden! Geh zu ihnen und verkündige es ihnen und sage, dass ich nun in der erhöhten Herrlichkeit sein werde.
Die Bedeutung der Himmelfahrt Jesu
Ganz wichtig ist die Auffahrt Jesu. Er ist wieder in der Macht beim Vater. Warum ist das so?
Jetzt kann er seiner Gemeinde all das geben, was sie braucht. Es geht nicht nur darum, dass er hier und da in manchen Engpässen aushilft, sondern darum, dass er die Schwachen und die Leidenden mit seiner Gegenwart erfüllt.
Nun können alle Siegesworte gesprochen werden. Plötzlich öffnet sich die Ostergeschichte hinein in die wunderbare Erzählung der Ausbreitung der Gemeinde in die ganze Welt des Römischen Reiches.
Wir sehen diese schwachen Boten Jesu, wie sie von großer Überzeugungskraft und Freude erfüllt sind. Ihr Wort durchschlägt die Herzen und sie dürfen so vielen ihrer müden und matten Zeitgenossen das eine sagen, was in dieser Welt überhaupt noch zu sagen lohnt: Jesus lebt!
Wenn Menschen eine Entscheidung treffen, geschieht mehr als nur Heilung von Kranken oder Befreiung von Gebundenen. Menschen werden neu. Der auferstandene Jesus beginnt eine Revolution, die ungeheuer ist.
Er wohnt in sündigen Menschen und macht sie zu veränderten Persönlichkeiten. Das ist die Ostergeschichte.
Der Auftrag zur Verkündigung und das neue Lebensziel
Geh und sage es vielen! Das ist eine wunderbare Sache. Wir dürfen den Menschen diese Botschaft verkünden – nicht nur denen, die angesichts des Todes keine Hoffnung mehr haben, sondern allen, die dieses kurze Leben in dieser vergänglichen Welt leben.
Wir haben ein anderes Lebensziel gefunden. Wir gehen zur großen Ewigkeit. Wir sind Menschen, die vom Herrn gesandt sind. Er gebraucht uns dafür und sendet uns aus.
Legt jetzt das Alte ab! Lasst es einfach liegen. Die dummen Dinge des Ungehorsams in meinem Leben, die Sünde, den Streit, das Gemeine und das Schmutzige – lasst sie liegen und legt sie ab. Ergreift stattdessen den Auferstandenen!
Wenn der Tod Jesu schon so viel in unserem Leben bewirken kann, dass er völlige Vergebung schafft, was kann dann erst die Auferstehung Jesu verändern, wenn wir ihn zum Herrn unseres Lebens machen? Er will Großes in unserem Leben tun. Amen.
