Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus
Ich habe versprochen, dass ich heute den Bibeltext erzähle, den wir haben, und zwar um unserer Kinder willen. So können sie ein wenig mehr verstehen. Es wäre schlimm, wenn sie bei uns in der Kirche den Kirchenschlaf lernen würden. Deshalb feiern wir gleichzeitig Gottesdienst, damit sie am Sonntag merken: Da muss man etwas mitnehmen.
Es war schon am späten Nachmittag, vor Jerusalem, auf der Landstraße. Da liefen zwei Männer sehr schnell. Sie hatten ihre Mäntel umgehängt, und keiner von ihnen schaute zurück. Der eine hieß Kleopas. Er sagt zu seinem Freund: „Du, ich kann gar nicht mehr zurückschauen. Sonst habe ich mich immer gefreut, wenn ich dieses wunderbare Stadtbild von Jerusalem sah – der Tempel mit seinem goldenen Dach, hoch über der Stadt, die großen Felsen und die starke Stadtmauer. Da habe ich immer laute Lieder singen müssen. Das hat mich gefreut, wenn ich nur Jerusalem gesehen habe. Aber ich kann es nicht mehr sehen. Ich möchte mich gar nicht mehr umdrehen.“
Der andere sagt: „Du, Kleopas, mir geht es genauso. Ich höre immer noch die Leute schreien. Mir ist heute noch peinlich, dass ich am Freitag nicht mit dabei war, als sie Jesus hinausgeführt haben, auf diesen Berg, und ihn gekreuzigt haben. Es war eigentlich eine Schande, dass wir so feige waren. Aber jetzt kann man nichts mehr machen. Jetzt ist auch vorbei. Aber ich höre noch von ferne, wie sie geschrien haben. Das muss ja ein furchtbarer Lärm gewesen sein. Ich höre immer noch diese Rufe: ‚Kreuzige, kreuzige!‘“
So laufen sie und reden über das, was da miteinander passiert war. Bis Kleopas zu seinem Freund sagt: „Du, da vorne läuft einer. Warte mal, was der will, der wartet auf uns.“ Sie bleiben vorne stehen, und der Fremde, der dort an der Wegkreuzung steht, grüßt sie und sagt: „Guten Tag.“ Sie wundern sich, denn sie kennen den Mann nicht.
Die Erklärung der Schrift durch den Fremden
Und dann sagt der Fremde: „Was für traurige Leute ihr doch seid!“ Das war den beiden Männern natürlich sehr unangenehm, dass der Fremde das gesagt hatte. Sie schauten verlegen auf den Boden, denn sie dachten, dass man das alles doch gar nicht erzählen kann.
In diesem Moment dachten sie daran, wie feige sie gewesen waren und wie sie ihren Herrn Jesus verlassen hatten. Das machte sie sehr traurig, und sie dachten, dass jetzt alles aus und vorbei sei.
Der Fremde, der nicht locker ließ, fragte: „Warum seid ihr denn so traurig?“ Dann schaute Kleopas ihn nur an und sagte: „Weißt du das nicht? Bist du denn der Einzige, der nichts weiß? Ach, du bist ein Fremder, natürlich weißt du nicht, was in Jerusalem passiert ist. Das haben doch alle miterlebt. Hast du es nicht gesehen? Da war doch einer, der hieß Jesus, und er konnte Wunder tun. Da waren kranke Menschen, und sie waren so fröhlich, weil sie erlebt haben, dass der Herr Jesus sogar Krankheiten wegnehmen kann. Auch die Kinder hat er gern gehabt, sie durften zu ihm kommen, ebenso die Blinden und die Armen. Für alle war er da. Aber das hat anderen nicht gefallen, und sie haben nicht geruht, bis sie Jesus – man kann es kaum erzählen – wie einen Verbrecher am Kreuz haben hinrichten lassen. Ach, es ist so schrecklich, wir können gar nicht mehr daran denken.“
So liefen sie ein Stück weit und erzählten dem Fremden alles. Doch dann blieb der Fremde wieder stehen, schaute die beiden Männer an und sagte: „Ihr seid aber schön dumm.“
„Was?“ fragten sie. „Dumm?“
„O ihr törichten und trägen Herzen“, sagte der Fremde. „Ihr kennt ja nicht einmal eure Bibel. Ihr müsst eure Bibel besser kennen.“
„Warum?“ fragten sie.
„Das musste doch so geschehen“, antwortete der Fremde. „Kennt ihr denn nicht das, was im Sonntagsgottesdienst im Propheten Jesaja steht? Dort hat er schon vorausgesagt, dass einmal der kommende Messias geschlagen und verhöhnt wird. Ja, dass man ihn so blutig schlägt wie ein Lämmlein, das geschlachtet wird, und dass das Blut herunterläuft. Dass er ganz kaputt und zerschlagen aussieht. Und dass das alles so geschehen muss, weil dieser große Messias die ganzen Leiden dieser Welt tragen muss – all das Elend, alle Tränen, all die große Not dieser Welt.“
Kleopas und sein Freund hörten aufmerksam zu und sagten: „Du musst uns noch mehr erzählen.“
Der Fremde antwortete: „Gerne, ich erkläre euch noch mehr aus der Bibel. Da steht noch viel mehr drin.“
Dann begann er, eine Bibelstelle nach der anderen zu erklären.
Die Einladung zum Abendessen und die Offenbarung
Bis Kleopas sagt, dass es inzwischen schon fast Abend geworden ist, es dunkel wird, die Sonne schon untergegangen ist und es kühl wird, sagt er: „Jetzt sind wir schon da in Emmaus. Hier wohne ich, da drüben steht mein Haus.“
Dann sagt der fremde Mann: „Dann will ich mich aber jetzt schnell verabschieden.“
„Ach nein“, antwortet Kleopas, „du musst mit in mein Haus gehen. Wir essen noch miteinander. Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“
Der Fremde geht mit hinein ins Haus. Kleopas geht in die Küche und in die Speisekammer, holt Brot und noch ein bisschen Milch und Wasser. So hat er es und richtet ein kleines, ganz einfaches Abendessen auf dem Tisch her.
Dann setzen sie sich hin. Der fremde Mann nimmt ein Brot und bricht es auseinander. Er spricht darüber ein Dankgebet, so wie wir es zu Hause auch vor dem Mittagessen tun: „Danke, Herr, für diese Gaben!“
Da merkt plötzlich Kleopas und sein Freund, wen sie da zum Abendessen eingeladen haben.
„Ja, so hat doch der Herr Jesus damals das Brot gebrochen, als die fünftausend Menschen in der Wüste hungrig waren und er sie sättigte.“
„Genau so, das ist ja der Herr Jesus!“
In dem Augenblick verschwand der Herr Jesus von ihnen und ging von ihnen weg.
Die Bedeutung der Begegnung für Kinder und Erwachsene
Lassen Sie doch Kinder da, sie dürfen heute sogar schreien. Das ist nett und gehört dazu. Auch Kinder sind Gottesgaben, und darüber freuen wir uns. Kinder dürfen Kinder sein – zumindest in unserer Welt, in der Kirche, dürfen wir das an einer Stelle wenigstens zulassen.
Dann erzählen die beiden, wie sie jetzt allein waren und der Herr Jesus weg war. Das hätten wir doch schon früher merken sollen, wie der Herr Jesus mit uns gesprochen hat und wie er uns die Bibel ausgelegt hat. Mir ist es sogar ganz so gegangen: „Ja, so hat er gesagt.“ Dieser Freund ist mir ganz warm ums Herz geworden, mein Herz hat gebrannt, als ich hörte, wie er die Bibel auslegen kann. Das hat mich richtig gefreut, da war ich wieder ganz drin.
Dann sind sie aufgestanden, obwohl es draußen schon dunkel war, und sind den gleichen Weg zurückgelaufen – aber ganz anders als auf dem Hinweg. Sie waren fröhlich, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen, fröhlicher als Kinder, die einen Osterhasen fliegen sehen. So fröhlich waren sie. Sie sind gelaufen, weil sie wussten: Der Herr Jesus lebt.
Sie sind nach Jerusalem hineingegangen. Dort wurden gerade die Stadttore zugeschlossen, aber sie sind gerade noch hineingekommen. Dann sind sie ins Haus gelaufen, wo die Jünger des Herrn Jesus waren, die anderen. Sie haben angeklopft und gesagt: „Der Herr Jesus ist wirklich auferstanden, er lebt! Er ist bei uns, auch wenn wir ihn nicht sehen.“
Die Jünger dort antworteten: „Ja, wir haben es auch so erlebt. Er ist dem Simon erschienen, auch er hat es erlebt. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.“
Drei wichtige Erkenntnisse aus der Emmausgeschichte
Ich möchte nun einige Bemerkungen zu dieser Geschichte hinzufügen. Dabei sind mir drei Beobachtungen wichtig, die für uns von Bedeutung sind.
1. Der Auferstandene erklärt uns sein Wort
Wir verstehen alle das Wort Jesu nicht, aber der Auferstandene erklärt uns sein Wort. Das ist das Erste: Der Auferstandene erklärt uns, wer Gott ist!
Ich möchte heute die Predigtaussage, die ich Erwachsenen gebe, in einfache Geschichten kleiden. Vielleicht können Kinder dann mehr spüren als nur durch trockene Worte.
Da war ein junger Pfarrer im Hessischen, der jeden Sonntag auf die Kanzel gehen und predigen sollte. Das fiel ihm furchtbar schwer. Denn letztlich war er nicht überzeugt, dass der Herr Jesus wirklich lebt. Er dachte: „Ich kann ihn doch nicht sehen. Ich kann all die Worte der Bibel predigen, aber wirklich überzeugt, dass der Herr Jesus lebt, das kann ich nicht glauben. Das sind doch sicher alles nur Geschichten, die Leute aufgeschrieben haben, Gleichnisse, die etwas verdeutlichen.“
So hat er sich in seinem Dienst abgemüht. Er hat Unterricht gehalten, Leute besucht und stand an Krankenbetten. Dort sagte er den Menschen: „Gott liebt dich.“ Aber er konnte nicht sagen: „Der Herr Jesus ist um dich her, so wie wir beieinander sind, so wie ein Mensch um uns ist.“
Das ging eine ganze Zeit lang so, bis er selbst in ein großes Problem kam. Er hatte eine große Not in seinem Leben, die ihn ganz traurig machte. Er wurde mit einer Sache nicht mehr fertig. Er war müde und lustlos, bekam Angst und ging schließlich zu einem alten Mann in der Gemeinde. Der saß immer vorne in der Kirche. Zu ihm ging er und sagte: „Könnten Sie mir nicht einen Rat geben? Ich bin immer so ängstlich und werde mit der Sache nicht mehr fertig. Geben Sie mir doch einen Rat!“
Der alte Mann gab ihm nicht den Rat, den er eigentlich wollte. Er dachte nur: „Der Mann sagt, mach das oder mach das.“ Aber der alte Mann sagte nur: „Jetzt wollen wir das alles Jesus sagen.“
Dieser Pfarrer, der Otto Rothenberg hieß, sagte später: „Das habe ich gar nicht gedacht, dass Jesus so mitten da ist. Ich habe doch bloß den Mann vor mir gesehen. Dass Jesus da ist, wie bei den Emmausjüngern, dass man so mit ihm reden kann.“
Er sagte: „Von dem Augenblick an war mir klar: Jesus lebt, er ist mitten unter uns. Von dem Tag an ist mir erst richtig die Bibel klar geworden. Ich habe alles erst richtig verstehen können. Die Kreuzigungsgeschichte Jesu wurde mir erst richtig verständlich, das Alte Testament, ja, jedes Wort der Bibel wurde mir erst richtig deutlich.“
Von diesem Augenblick an wusste er: Jesus ist auferstanden, er lebt. „Denn jetzt weiß ich: Das ist nicht bloß eine traurige Geschichte, die man uns an Karfreitag erzählt, dass Jesus gekreuzigt wird. Sondern weil er auferstanden ist, ist es wahr, dass jetzt Sünden vergeben werden und dass Jesus das wirklich Menschen zusprechen kann.“
Bei Otto Rothenberg ging das ganz komisch. Er suchte einen ganz anderen Rat und hat durch das Wort eines Menschen erlebt: Jesus lebt! Und durch den Auferstandenen hat er das Wort der Bibel verstanden.
Ein zweites: Durch den Auferstandenen brennt unser Herz.
2. Durch den Auferstandenen brennt unser Herz
Da werden wir Menschen, die innerlich bewegt und berührt sind.
Im Jahr 1970 lief eine dreizehnteilige Fernsehserie namens „Miss Molly Mill“. Im Mittelpunkt stand eine Schauspielerin und Schlagersängerin namens Ingrid Brück. Sie erzählt heute von dieser Zeit, als sie auf dem Höhepunkt ihres Ruhms stand. Sie sagt, das war für sie ganz wunderbar: die vielen Menschen, die sie anbeteten, verehrten und bewunderten.
Wörtlich sagt sie, solange sie im Rampenlicht stand und vom Erfolg berauscht war, fühlte sie sich großartig. Es sei jedoch immer schwer gewesen, wenn dieser Applaus plötzlich weg war und man wieder für sich allein war. Dann sei das Leben so leer gewesen. Sie erzählt, dass sie in solchen Momenten hinunter in ihre Hausbar ging und gesüffelt habe. Gott sei Dank sei sie keine Säuferin gewesen, bei der es ausgeartet wäre. Aber bei dröhnender Musik sei alles nur versteckt gewesen, was man im Leben nicht gefunden hatte.
Hinter belanglosen Storys und Witzen habe man sich versteckt, keiner habe sich dem anderen offenbart. Dann suchte sie nach mehr Leben. Sie wandte sich dem Hinduismus zu, las die Werke des russischen Dichters Tolstoi und versuchte, ihre Angst zu überwinden.
Da kam ein junger christlicher Schlagerttexter auf sie zu. Er war ein angehender Franziskanerpater namens Giese und bat sie, einen christlichen Song zu singen. Sie lachte und fragte sich, was sie einen christlichen Song singen solle. Später erzählt sie, dass sie nach Hause ging und zuerst im Brockhaus unter dem Stichwort „Gott“ nachschlug, um sich überhaupt wieder zu informieren, was das Christentum ist.
Das interessierte sie so sehr, dass sie immer mehr nachfragte und wissen wollte: Was ist denn eigentlich das mit Jesus? Sie fragte immer mehr nach und entdeckte schließlich, dass es eigentlich der größte Betrug des Lebens sei, Lieder von der Liebe zu singen und die große Liebe Jesu nicht zu kennen.
Sie sagt: „Wie ich Christ wurde, anfangs habe ich mich an der Auferstehung Jesu vorbeigemogelt, bis seine Botschaft in mir zu leben begann. Mit Christus habe ich meine Existenzangst und meine Einsamkeit überwunden – jeden Tag neu. Heute kann ich über den Sinn meines Lebens nachdenken, ohne den Tod ausklammern zu müssen.“
Diese Ingrid Brück sagt nun, nachdem sie vor kurzem zum Glauben gekommen ist: „Mir ist es so wichtig, die Gaben, die ich als Schauspielerin und Sängerin habe, für Jesus einzusetzen. Es gibt keine größere Freude für mich als den Glauben an Jesus und seine Worte.“
Eine Gruppe junger Christen in Stuttgart hat Kontakt zu Ingrid Brück aufgenommen. Da sie nun eine Sendung im Süddeutschen Rundfunk machen muss, hat sie zugesagt. Sie sagte, sie suche junge Christen, um Gemeinschaft mit ihnen zu haben, wenn sie in Stuttgart ist. Aber Menschen, die brennen, die plötzlich brennen, weil in ihnen etwas geschehen ist. Menschen, die sagen: Ich möchte mein Leben einsetzen, ich möchte anderen etwas bieten – eine Alternative, nämlich die Alternative Christus im Leben.
Es geschieht in unseren Tagen, dass der auferstandene Christus Menschen brennend macht. Wenn man die Geschichte der Christen betrachtet, war das Merkwürdige nicht, dass Leute groß waren. Jesus hat ja immer das Verachtete erwählt. Er hat Leute gesucht, die gar nicht groß waren. Das Entscheidende war, dass er in Menschen ein Brennen verursachte und dass dieses Brennen weiterwirkte.
Was war denn bei Luther groß? Doch, dass er gebrannt hat für den Auferstandenen, dass er sich ganz für ihn einsetzte – und all die Menschen, denen wir begegnet sind.
Und noch ein letztes: Wer dem Auferstandenen begegnet ist, muss es weitersagen.
3. Wer dem Auferstandenen begegnet ist, muss es weitersagen
Diese Emmaus-Jünger mussten es weiter erzählen: Jesus lebt.
Als ich neun Jahre alt war, hatte ich einen Unfall. Ich fiel kopfüber von einem etwa viereinhalb Meter hohen Dach herunter und erlitt einen dreifachen, komplizierten Fußbruch. Damals lag ich im Krankenhaus Olgele. Es war eine lange Geschichte, bis der Fuß wieder eingerenkt war. Dabei hatte ich große Schmerzen, und danach musste ich noch lange zu Hause liegen.
Während ich zu Hause lag, las ich alle Bilderbücher aus und dann auch die Märchenbücher. Eines Tages klingelte es, und unser Stadtmissionar Vogelsang kam zu Besuch. Dieser Besuch ist mir selten so eindrücklich in Erinnerung geblieben. Kinder schätzen es oft am meisten, wenn ein Erwachsener sich wirklich Zeit für sie nimmt.
Unser Stadtmissionar Vogelsang von der Johannesgemeinde hatte die Gabe, Kinder genauso ernst zu nehmen wie Erwachsene. Er saß sicher eine Dreiviertelstunde an meinem Bett und erzählte eine Geschichte, die sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt hat. Sie blieb mir so interessant in Erinnerung.
Er erzählte von einem Mann, der jeden Mittag beim Essen einen Platz freihielt. Er deckte den Tisch mit Gabel, Messer, Löffel und Teller, aber er setzte sich nie an den gedeckten Platz. Wenn er allein war, war nur er da. Trotzdem deckte er immer für zwei Personen. Wenn er einen Freund zum Essen einlud, deckte er für drei, obwohl nur zwei mit aßen. Immer blieb ein Platz frei.
Schließlich fragten ihn Freunde: „Was machst du denn da Verrücktes? Du kannst doch nicht immer einen Platz freihalten.“ Der Mann antwortete: „Diesen Platz decke ich für den Herrn Jesus, denn der Herr Jesus ist mitten unter uns, so wie dieser Platz freigehalten ist.“
Als ich damals krank in meinem Bett lag, habe ich das als Kind zum ersten Mal verstanden: Der Herr Jesus ist so nah, genau hier, wo ich liege. Ich habe euch Kindern davon erzählt, damit ihr wisst, dass der Herr Jesus auch bei euch ganz nah ist.
Ich muss immer daran denken: Geht es nicht genauso mit der Botschaft vom Auferstandenen? Ein Stadtmissionar, der selbst brennt und sein Leben für den Dienst an Jesus hingibt, gibt diese Botschaft weiter.
Heute darf ich die gleiche Botschaft weitergeben: Wem geben Sie die Botschaft weiter, dass Jesus lebt? In ganz einfachen Beispielen, so dass man sie fassen und jeder sie verstehen kann.
Die Aufforderung zum Weitertragen der Osterbotschaft
Sie gehen jetzt hinaus in Ihre Familien, in Ihre Freundschaften und in Ihre Nachbarschaft. Sagen Sie das doch den anderen Menschen weiter!
Vorhin haben wir ein Lied von Johann Hermann gesungen, das früh morgens erklingt, wenn die Sonne aufgeht. Johann Hermann war einer derjenigen, die in der Gegenreformation und im Dreißigjährigen Krieg furchtbar gelitten haben. Trotzdem konnte er weiter sagen: „Lebt Christus, was bin ich betrübt!“
Johann Hermann war ein Mann, der am Lebensende so schlimme Gichtschmerzen hatte, dass er nicht einmal mehr in ein Bett gelegt werden konnte. Die Schmerzen waren so unerträglich, dass er nicht einmal auf einem Stuhl sitzen konnte. Man lehnte ihn in eine Ecke, polsterte ihn mit Tüchern, damit er diese rasenden Schmerzen aushalten konnte.
Er stammte aus Schlesien und hatte diese Gicht bekommen, weil er im Wirrwarr des Dreißigjährigen Krieges Kinder aus der Elbe im eisigen Winter gerettet hatte. An dieser Krankheit hat er sehr gelitten. Dennoch konnte er schreien: „Wo bist du, Jesus?“ Nein, er wusste, dass Jesus um ihn war. Deshalb dichtete er dieses Lied:
„Wenn ich des Nachts oft lieg in Not verschlossen,
gleich als wäre ich tot,
Halleluja, Halleluja,
denn du lässt mir die Gnadensonne aufgehen.“
Er hat große Schmerzen durchlitten und doch am Ende gesungen:
„Lebt Christus, was bin ich betrübt,
ich weiß, dass er mich herzlich liebt.
Wenn mir gleich alle Welt stirbt,
genug, dass ich Christus bei mir hab.
Wie tief Kreuz, Trübsal oder Pein,
mein Heiland greift allmächtig drein,
reißt mich heraus mit seiner Hand,
wer mich will halten, wird zu Schand.“
Das ist Osterfreude. Das muss man weitersagen, so wie die Emmausjünger es taten. Es wäre furchtbar, wenn wir das für uns behalten würden. Wir haben ein Thema, das wir weiter erzählen: Jesus lebt. Amen!