Einleitung: Herausforderungen in der Urgemeinde und das Evangelium
Schlagen Sie bitte den ersten Timotheusbrief, Kapitel 1, auf. Das finden Sie auf Seite 248 im Neuen Testament. Schon wenige Jahre nach der Auferstehung Jesu gab es in der Gemeinde, in der angeblich vorbildlichen Urchristengemeinde, die verrücktesten Vorstellungen darüber, was das Evangelium ist.
Man hat sich den Kopf zerbrochen und irgendwelche Geschlechtsregister studiert. Paulus konnte dabei manchmal auch handfest durchgreifen. Heute darf man das gar nicht mehr so machen, da sind alle ganz verschrocken. Dabei müsste man es heute noch viel mehr tun, gerade weil das Evangelium oft verfälscht wird.
Jetzt lese ich von Vers 12 bis Vers 17. Zuvor steht dort von denen, die das Evangelium verdrehen, den falschen Gesetzeslehrern, und das ist bis Vers 11. Danach zeigt Paulus, was das Evangelium wirklich ist.
Paulus’ Dankbarkeit und seine Lebensgeschichte als Beispiel
Ich danke unserem Herrn Jesus Christus. Er hat mich stark gemacht, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Doch mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es aus Unwissenheit und Unglauben getan.
Die Gnade unseres Herrn Jesus ist umso reicher geworden. Er sieht die Schuld meines Lebens und sagt, dass die Gnade zusammen mit dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus sind, reichlich zuteilwurde. Das ist gewiss wahr.
Ein kostbares Wort heißt es früher: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Unter diesen bin ich der Erste. Deshalb ist mir Barmherzigkeit widerfahren, damit Christus Jesus an mir als erstem ein Vorbild der Geduld sei für alle, die an ihn glauben sollen zum ewigen Leben.
Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen.
Die Suche nach den Besten in der Welt und Gottes Auswahl der Verlorenen
Ich kann gar nicht zählen, wie viele Hunderte, Millionen oder Milliarden Menschen gegenwärtig völlig verrückt sind – nur weil ein Fußball rollt. Alle sprechen davon, alle! Was regt die Leute da eigentlich so auf? Auf den Sportplätzen wird ja viel gekickt, hin und her. Aber jetzt geht es um die Besten, um die Champions.
Und alle Prognosen sind noch unsicher: Wer wird das sein? Also die, die es am allerbesten können. Der Bundeskanzler meint, es gehört auch ein Stückchen Glück dazu – sicher richtig – und dass der Schiedsrichter noch mitmacht.
Wer sind die Besten? Man will die Besten kennen und die Besten bewundern. In unserer Welt zählt die Leistung. Wenn ein Firmenchef einen Mitarbeiter sucht, sucht er keine Flaschen, sondern gute Leute. Er will die Besten haben. Er sucht die Besten unter den Bewerbern heraus.
Wenn in der Schule Zeugnisse gemacht werden, will man wissen, wer die Besten sind. Und wenn sie sich verlieben, dann heiraten sie auch den größten Schatz, nicht den zweitgrößten. Sie wollen die Beste haben, nur den Besten wollen sie haben. Wir suchen doch etwas Schönes und Großes.
Aber wenn Gott sein Team zusammenstellt, dann holt Gott die Loser, die Verlierer, die Gescheiterten und die Versager. Ganz ehrlich, wir glauben das ja alle nicht so richtig. Wir wissen, dass das christliche Lehre ist, aber wenn wir uns selbst im Spiegel anschauen, denken wir: Das sind doch ganz nette Leute, und Gott kann eigentlich stolz auf uns sein.
Paulus’ Lebensbeurteilung und Ratschläge an Timotheus
Deshalb ist es wichtig, wie der Apostel Paulus sein Leben beurteilt. Er ist ein reifer Mann und gibt seinem jungen Mitarbeiter Timotheus Ratschläge, wie er seinen Dienst ausüben soll.
Wenn man heute Bücher liest, in denen Ratschläge für junge Leiter in der christlichen Gemeinde gegeben werden, fällt auf, wie viele technische Anweisungen dort enthalten sind. Beim Paulus hingegen merkt man, dass er Timotheus auf ganz andere Dinge hinweist. Er lenkt seinen Blick auf den wirkenden und schaffenden Gott und sagt: „Du, der macht aus einem Leben ganz viel.“
Es gibt ja verschiedene Typen unter uns. Wenn wir über unser Leben reden – warum es so ist, wie es ist, und was unser Leben auszeichnet – würden viele einem jungen Menschen sagen: „Du, ich habe immer hart gearbeitet. Ich habe alle Gelegenheiten beim Schopf ergriffen, war immer clever und dran. Man muss mitmachen, so wirst du etwas im Leben.“ Das wird als Rat an junge Menschen weitergegeben.
Es gibt aber auch andere Typen, die etwas pessimistischer sind. Sie sagen: „Mir ist im Leben immer schlecht gegangen. Die Eltern haben mich benachteiligt gegenüber meiner älteren Schwester. Ich musste immer in der Küche stehen und spülen und durfte nicht aufs Volksfest. In der Schule hat der Lehrer mich immer bestraft, obwohl ich nie geredet habe. Und in der Ehe habe ich sowieso den Falschen erwischt. Das ganze Leben war eine Pechsträhne.“
Es kommt also ganz auf den Typ an, wie man alles ansieht.
Paulus hätte allen Grund gehabt zu sagen: „Mein Leben war schrecklich. Wie hat mich Gott herumgeschubst!“ Mit der Bekehrung hat es angefangen. Er war wie der letzte Dreck und saß in Haftanstalten. Die fiesesten Wärter haben ihn gequält.
Wie beurteilt er sein Leben im Rückblick? Was gibt er Timotheus mit? Er sagt: „In meinem Leben hat Gott wunderbar und unbeschreiblich gewirkt. Was ich bin, ist ein Geheimnis der Güte und Liebe Gottes. Ich wurde unverdient beschenkt.“
Das ist ein dritter Typ. Ich hoffe, dass man lernt, über das eigene Leben die Spuren der Gnade zu sehen. Nicht nur die schönen Lieder von der Gnade Gottes mitzusingen, sondern auch sagen zu können, wie Gott einen geführt hat. Gerade auch in schweren Stunden. Man hat es nie verdient – es war überwältigend und groß.
Und ich kann Gott nur danken, wie es einmal in schönen Worten heißt: „Gott dem ewigen König, dem unvergänglichen und unsichtbaren, der allein Gott ist.“
Gottes Auswahl der Schwachen und die Realität im Leben der Christen
Jetzt stellt Gott sein Team zusammen – aus lauter Leuten, die versagt haben. So sieht sich auch Paulus: schuldig, untauglich, unrecht handelnd. Er nennt sich hier einen Främler, einen Lästerer, einen Unwürdigen. So stellt Gott sein Team zusammen, und es ist gut, dass man das wieder weiß.
Denn unter Christen gibt es viele, die zusammengebrochen sind, gerade unter starkem Druck. Schauen Sie sich einmal um und dann auch sich selbst an: Wie oft setzen wir uns selbst unter Druck? Ich kenne Christen, die sagen: „Ich möchte leben wie Christus.“ Dann hören sie oft: „Du spinnst! Wer bist du denn? Du bist doch ein Sünder. Wie willst du leben wie Christus?“
Man kann nur die Gnade empfangen. Das ist doch das Geheimnis. Man kann in seinem Leben Stück für Stück, jeden Tag neu erfahren, wie unbeschreiblich gut Christus zu einem ist. So beschreibt Paulus es: „Ich kann nur täglich staunen über die Liebe, die Güte und die Gnade Jesu in meinem Leben.“
Was man wirklich rühmen kann – auch von uns Christen –, ist, dass man nicht so viele Worte machen sollte. Wenn Gott einem geschenkt hat, dass man irgendwo wirken kann, dann ist das ein unverdientes Geschenk der Gnade Jesu. Es ist schön und bedeutend, wenn man ein Amt hat, aber es bleibt ein Geschenk der Gnade.
Paulus’ Dienst und die Bedeutung der Gnade
Was hat Paulus als Apostel gewirkt? Wie viele Reisen hat er unternommen, obwohl sein Körper angeschlagen und schwach war? Wie genial sind seine Briefe! Bei Paulus findet sich niemals Stolz oder Ruhmsucht. Er sagt, es ist ein unverdientes Wunder der Gnade Gottes.
Mir hat das als junger Mensch am meisten Eindruck gemacht. Ich bin überzeugt, dass in diesen letzten Jahren dieses Jahrtausends allen Menschen davon erzählt werden muss: den Industriemanagern, den Bankern, den Reichen in den Villen und den erfolgreichen Karrieremachern. Denn die Menschen in unserer Gesellschaft sind heute viel offener dafür, als wir oft ahnen.
Man kann es zunächst gar nicht zugeben, weil wir uns immer wieder hinter einer Fassade von Lobhudelei verstecken. Als junger Mensch hat mich das ganz tief beeindruckt. Ich war bei einer großen Glaubenskonferenz, bei der schwere und inhaltsreiche Bibelreferate gehalten wurden. Zum Schluss sagte der Konferenzleiter zu einem einflussreicheren Mann: „Sag doch du auch noch ein Wort.“
Und dann sagte dieser ein Wort: „Ich weiß sonst nichts zu sagen, als dass ein Bürger kam, der meine Schuld getragen, die Rechnung auf sich nahm und sie so völlig hingezählt hat von der ganzen Menge. Auch nicht ein Stäublein fehlt.“
Ist das auch Ihr Lebensgeheimnis? Das befreit. Es befreit von diesem furchtbaren Druck, noch mehr leisten, noch mehr können und noch mehr machen zu müssen. Ich wäre auch mein ganzes Leben gern anders gewesen, als ich bin – das dürfen Sie wissen. Ich hätte auch gern niemanden verletzt, hätte gern mehr Liebe ausgestrahlt und wäre gern fröhlicher und freundlicher gewesen.
Wir leben doch vom Erbarmen Jesu. Mir ist Barmherzigkeit widerfahren. Das ist das Geheimnis der Mannschaft Gottes. Gott stellt seine Truppe anders zusammen als die Fußballtrainer, bei denen die Tagesform entscheidend ist. Jesus sucht die Gestrandeten, die Versager. So hat er uns gerufen.
Es gibt keinen anderen Zugang zur christlichen Gemeinde. Auch wenn man meint, mit allen neuen Techniken und mit allen noch so tollen Methoden Menschen irgendwohin führen zu können – wenn sie nicht an dieser Stelle die Gnade Jesu erfahren, hat alles gar keinen Wert.
Die Gnade als Grundlage des Glaubenslebens
Paulus sagt: In meinem Leben bleibt es ein Geheimnis, dass ich niemals zu Christus gekommen wäre, wenn Gott mir nicht in seiner Güte nachgegangen wäre. Da steht das Wort: „Mir ist Gnade widerfahren.“ Das ist eine Passivform. Mir ist Gnade widerfahren – also ist an mir etwas geschehen.
Hören Sie sich mal unter den evangelikalen Bibelträumern um: Wie würden die das sagen? Die würden alle sagen: „Ich habe mich entschieden.“ Sie bauen viel zu sehr auf ihre eigene Entscheidung. Natürlich muss man sich auch entscheiden, das ist das Zweite.
Das Erste, was der tragfähige Grund eines Christenlebens ist, ist nicht die eigene Entscheidung. Es ist auch nicht die Frömmigkeit, nicht der Eifer, nicht das Bibellesen und auch nicht das Beten – selbst wenn man 24 Stunden nonstop betet, ist es das nicht. Sondern es ist, dass Gott einem nachgegangen ist, dass Gott einem ein Licht aufgesteckt hat, dass ihm Gnade widerfahren ist und anderen nicht.
Man steht davor und fragt: Warum mir? Warum durfte ich es erkennen, dass es bloß ein Geschenk ist, dass ich es gratis aus der Hand Gottes nehmen kann? So hat er meine Schuld durchgestrichen, ich habe Vergebung erlangt. Weil die Gnade das Erste ist und ich sie nur passiv an mir geschehen lassen kann, darf ich darauf antworten.
Paulus sagt: Ja, natürlich, als ich die Gnade begriffen habe, da habe ich mein altes Leben aufgegeben. Ich wollte nicht mehr zurück. Seitdem ich erkannt habe, was falsch war, wollte ich mit Christus leben. Und da erzählt er, wie das war: Er hat mich stark gemacht.
Durch was werden wir stark? Der Christ wird immer nur auf den Willen gesetzt, oder man sagt: Du musst dich bloß bemühen. Die christlichen Moralisten tun das besonders unter den Liberalen, die sagen: Der Mensch muss sich eben streben und ausstrecken nach dem Humanum.
Kennen Sie Ihr Herz? Ihr böses Herz? Kennen Sie Ihre Sünde? Paulus sagt: Ich bin stark geworden, weil die Gnade mich gerufen hat. Das hat mich stark gemacht.
Wir sollten auch immer wieder, wenn wir andere auf den ersten Schritten im Glauben führen, darauf achten, ihnen nicht zu viele Forderungen aufzuerlegen. Stattdessen sollten wir sagen: Gott ist treu. Er bleibt auch bei dir, auch wenn du versagst. Und er lässt die Versuchung nicht größer werden, weil es aus der Gnade kommt, aus dem Erbarmen Gottes.
Sünde hat doch gar keine Attraktion. Sie kann uns doch gar keinen Spaß machen, sie belastet doch bloß.
So hat Gott sein Team zusammengestellt, indem er einen Paulus berufen hat. Paulus sagt: Das ist das Geheimnis meines Lebens gewesen. Er hat mich stark gemacht, er hat mich für treu erachtet, mich treu gemacht und mich ins Amt gesetzt. Ich darf für ihn wirken.
Die wahre Bedeutung von Gnade und Paulus’ Selbstkritik
Und dann spricht er von der wunderbaren Gnade. Aber was ist eigentlich Gnade? Es tut mir immer weh, wenn bei uns gesagt wird, Gnade sei abgegriffen. Sicher, das ist der Fall, wenn man das Wort nur als Worthülse benutzt und sagt: „Es ist alles Gnade.“ Dann versteht man oft gar nicht mehr, was wirklich damit gemeint ist.
Paulus spricht von der Sünde. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Sünde? Für Paulus war es kein unmoralisches Verhalten, denn er war fehlerlos. Er sagte, er habe die Gebote gehalten. Aber er hatte die typische Pharisäersünde, die Jesus so oft gebrandmarkt hat. Man kann ja fromm sein, sich von vielen groben Sünden fernhalten und dennoch das Herz gegen Jesus verschließen und ihm feindlich gegenüberstehen.
Paulus sagt: „Ich war ein Frömmler, ich habe doch nicht begriffen, was Gnade ist. Ich habe auch gelästert.“ Die Gnade Jesu wird in den Christengemeinden oft gelästert, indem man sagt: „Das brauche ich nicht. Ich brauche keine Vergebung, ich brauche kein Blut Jesu.“
Der Bauer sagt: „Das war in meinem Leben so schlimm. Ich bin daran vorbeigegangen, ich habe sie gehasst, ich habe dagegen gekämpft, ich bin Sturm gelaufen. Ich war ein Frömmler, bis ich in meinem Leben begriffen habe: Ich werde durch die Gnade Jesu gerettet, durch sein Blut, das mir meine Schuld durchstreicht. Nur so kann ich vor Gott bestehen.“ Und er sagt: „Das hat mein Leben verändert.“
Die Kraft der Gnade und ihre Auswirkungen im Leben
Und jetzt muss ich Ihnen sagen: Es gibt keinen stärkeren Motor im Leben eines Menschen, um Gutes zu tun, als die Gnade. Gerade weil manche heute immer wieder sagen, das sei ja billig – einfach alles auf die Gnade schieben und sich schnell die Schuld vergeben lassen.
Wer aber einmal die Gnade Jesu erkannt hat, vor dem Kreuz Jesu gestanden und in die Wundmale Jesu geblickt hat, und weiß, dass er das für mich getan hat, der kann nicht mehr sündigen. Diese Gnade ist eine solche Kraft, die mobilisiert.
Früher hat man erlebt, dass jemand plötzlich Hunderte und Tausende anderer einflussreicher Menschen mitreißt. So werden Zeichen der Güte Gottes in unserer Welt sichtbar und aufgerichtet. Das soll auch durch Sie geschehen. Die Gnade möchte in Ihrem Leben Raum gewinnen.
Christen haben in der Welt noch nie etwas bewirkt – erst recht keine gesellschaftlichen Veränderungen durch ihre vielen Papiere, Beschlüsse, Synoden und Gremien. Aber dort, wo Menschen aus der Gnade Jesu heraus gehandelt haben, sind Liebeswerke entstanden. Dort sind Menschen in die Mission gegangen. Dort sind Erweckungsaufbrüche passiert – aus der erlebten Gnade Jesu.
Persönliche Erinnerung an Vorbilder und die Wirkung der Gnade
Lassen Sie mich erzählen, was mich bei dieser Glaubenskonferenz beeindruckt hat. Obwohl junge Menschen eigentlich nach Vorbildern suchen – nach Menschen, die sie bewundern können, nach Alleskönnern –, habe ich etwas anderes erlebt.
Meine Großmutter Busch war eine bemerkenswerte Frau. Sie war viele Jahrzehnte Witwe, denn mein Großvater starb bereits 1921, lange bevor ich geboren wurde. Sie hat ihr ganzes Aufgabenfeld in ihren Enkeln gesehen, die vierzig an der Zahl waren. Außerdem pflegte sie die Gastfreundschaft sehr. An ihrem achtzigsten Geburtstag kamen viele zusammen, um sie zu ehren und ihr liebevolle Worte zu sagen. Zum Schluss sagte einer ihrer Söhne: „Jetzt wünsche ich mir noch ein Lied zum Abschluss des Geburtstags.“ Wir feierten damals in Kirchheim. Darauf antwortete sie: „Ein Lied? Ja.“
Dann sang sie: „Es ist ein Born, das heilges Blut, für arme Sünder gewillt, es macht auch meinen Schaden gut, denn Jesus starb für mich.“ Ich habe meine Großmutter immer nur in der Liebe erlebt. Doch dass diese Liebe eine Frucht der Gnade war, habe ich damals als junger Mensch erst verstanden.
Paulus sagt hier, dass die Gnade des Herrn Jesus zusammen mit dem Glauben in der Liebe wirkt, die in Christus Jesus ist. Das ist das Geheimnis: Es gibt keine andere wahre Liebe. Viele reden nur darüber, doch die wirkliche Liebe kommt aus der Gnade Jesu. Dort wird unser hartes, ichsüchtiges Herz bekehrt und verwandelt, und es geschieht etwas Neues.
Die zentrale Botschaft des Evangeliums und die Rolle der Gnade
Und das ist eine Botschaft, die man der Welt verkünden muss. Das sagt Paulus dem Timotheus: „Du, das ist ein ganz teuer wertvolles Wort.“ Und das ist wahr. Schon zur Zeit des Paulus haben viele andere als Inhalt des Evangeliums etwas anderes als wichtig angesehen.
Paulus sagte: „Wenn du die gute Ritterschaft übst“, so hieß es im alten Luthertext in Vers 18. Das heißt, wenn du in gutem Kampf kämpfst, denk daran, es geht immer nur um eine Speerspitze des Evangeliums, die man der Welt verkünden muss.
Wer hat denn gemeint, wir müssten die Welt erst noch fragen, was wir ihr verkünden sollen? Es war doch in uns. Erzählen Sie von sich, so wie Paulus sagt: „Ich bin der Boss, der Häuptling der Sünder.“ Mir ist es immer so wichtig, dass die Konfirmanden schon früh merken, wenn ich zu ihnen rede, dass kein Tag vergeht, an dem ich nicht vielfach die Vergebung Jesu brauche.
Warum wollen wir der Welt immer eine Vollkommenheit demonstrieren? Es wäre so befreiend, wenn Sie anderen das erzählen – nicht den anderen sagen: „Du bist ein Sünder“, sondern erzählen Sie ihnen von Ihrer eigenen Sünde. Vielleicht erträgt man die Scham nicht, alles auszusprechen, aber wenn sie Ihnen sagen: „Ich stehe weit unter dir.“
Ich merke das immer wieder, wenn ich an meinen Herrn Jesus denke, dass ich nur von der Gnade leben kann. Wir sind doch alle bloß Bettler. Und das ist so wichtig, dass das Tor ganz weit offen ist, dass die Pforte gar nicht eng ist. Jeder darf kommen, jedem gilt die Einladung. Gott sucht jeden.
Aber jemand kann die Einladung nur erkennen, wenn er die Gnade über seiner konkreten Lebenssünde begreift.
Die fortwährende Notwendigkeit der Gnade im Leben der Gläubigen
Liebe Schwestern und Brüder,
auch in unserem täglichen Miteinander brauchen wir bis zum letzten Atemzug die Gnade Jesu. Es tut uns immer wieder leid, wenn wir diese Gnade benötigen, doch es ist herrlich zu wissen, dass die Gnade noch mächtiger werden will.
Wie heißt es so schön im alten Wort mit dem „desto“: Paulus sagt in Römer 5, dass, wo die Sünde mächtig geworden ist, die Gnade noch, noch, noch viel stärker ist. Es gibt überhaupt nichts, das so stark ist wie die Gnade Jesu.
Dahinter steht Gott, der ewige König und Herr der Welt. Er will wirklich im Leben von gebrochenen Menschen helfen und heilen. Das darf ich Ihnen verkünden: Diese Gnade Jesu will Sie erfüllen.
Ich weiß nicht, ob Ihr Leben verwundet ist, ob Sie schwere Lebenssituationen durchmachen oder unter Versagen und Nichtkönnen leiden. Wissen Sie, dass Gott Sie ruft? So wie Paulus sagt, ist das Evangelium die Kraft, die uns stark macht. Er achtet uns für treu und will, dass wir Vorbilder werden – Vorbilder für andere. Damit sie sehen: „Bei dem hat es ja auch geklappt, den hat Gott auch herausgeholt, den hat er auch befreit.“
Anders baut Gott seine Gemeinde nie auf. Und wir dürfen nur seine Gnade rühmen.
Schluss: Mut zur Nachfolge und Vertrauen auf Gottes Gnade
Ich habe heute die Predigt überschrieben: Das macht Mut. Das macht Mut, Aufgaben zu übernehmen, sich von Gott senden zu lassen und seinen Dienst aufzunehmen.
Herr, es ist doch deine Sache. Du hast mich gerufen, es liegt auf deiner Verantwortung. Ich mache es auf deine Rechnung, und Herr, ich traue deiner Gnade.
Ich bin begierig, dass deine Gnade noch viel mehr in meinem Leben wirkt. Amen.