Einführung in die Stammbäume Jesu und ihre Bedeutung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 18: Der Angler, der Wurm und Adam 2.0.
Heute wollen wir endgültig das Thema Stammbäume verlassen. Versprochen! In den letzten Tagen haben wir gelernt, dass es zwei Stammbäume in den Evangelien gibt. Jesus besitzt über seinen Vater einen rechtlichen Stammbaum und über seine Mutter einen biologischen Stammbaum.
Wir haben gesehen, dass sich die beiden Stammbäume bei David treffen. Das ist wichtig, weil der Messias ein Nachfahre Davids, des Königs, sein muss. Außerdem haben wir festgestellt, dass der eine Stammbaum über Nathan in Richtung Maria verläuft, während der andere Stammbaum über Salomo bei Josef endet.
Bevor wir uns noch ein wenig mit dem Vergleich zwischen Christus als dem letzten Adam und dem ersten Adam beschäftigen, möchte ich eine Frage beantworten, die aufmerksamen Zuhörern gestern eigentlich gekommen sein müsste.
Die Frage lautet so: Wenn das stimmt, was du über den Familienfluch des Joachim gesagt hast, warum nimmt dann Matthäus den Stammbaum von Joseph in sein Evangelium auf? Müssten seine Zuhörer nicht sofort auf Jeremia 22,32 verweisen und Jesus von der Liste der Messias-Anwärter streichen?
Diese Frage ist wirklich gut, denn ihre Beantwortung konfrontiert uns mit einem interessanten Sachverhalt.
Die Zielgruppe und Argumentationsweise Matthäus'
Was meine ich? Ich meine, dass eine Argumentation so gestaltet sein muss, dass sie die Zuhörerschaft überzeugt. Oder etwas allgemeiner formuliert: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Im Kleinen haben wir das schon gesehen. Ihr erinnert euch noch an die merkwürdige Merkregel von dreimal vierzehn Geschlechtern, die man nur mit Mühe und Not im Text selbst wiederfindet? Uns gefällt diese Art des Umgangs mit Einheiten überhaupt nicht. Damals hat das aber anscheinend niemanden interessiert. Und wir werden das bei Matthäus noch öfter erleben.
Er schreibt für eine jüdische Gemeinschaft des ersten Jahrhunderts und will sie mit Argumenten gewinnen, die in ihrem Denken etwas gelten. Nichts anderes tut jeder gute Apologet. Lies ein modernes Buch, das zum Glauben an Gott einlädt. Natürlich sind alle Beispiele und die ganze Argumentation auf ein modernes Publikum abgestimmt. Das ist völlig normal – heute wie damals.
So bringt Matthäus einen Stammbaum, um zu zeigen, dass Jesus ein legitimer Nachfahre Davids ist. Denn im Denken der Rabbis war die eherechtliche Aussage von Joseph, „dies ist mein Sohn“, genug, um Jesus zu seinem rechtmäßigen Sohn zu machen.
Wenn wir dagegen einwenden würden: „Na, was ist denn dann mit Jeremia 22,32?“, dann ist unser Einwand völlig richtig. Ich habe ja extra gezeigt, wie der Messias als biologischer Nachfahre von Nathan den Familienfluch umgeht. Nur ist unser Einwand in der damaligen Zeit kein Thema.
Die Rabbis dachten nämlich, dass Joachins Buße und die Leiden des babylonischen Exils den Fluch Gottes aufgehoben hätten. Du kannst jetzt zu Recht denken, dass es dafür doch irgendeine Stelle in der Bibel geben müsste. Die gibt es nicht, spielt aber keine Rolle. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Matthäus will Jesus als legitimen Anwärter auf den Thron Davids vorstellen, und der Stammbaum Josephs ist dafür in den Augen seiner Leser perfekt geeignet. Gräbt man biblisch-prophetisch etwas tiefer, wird man feststellen, dass sich daraus Probleme ergeben, die erst durch den Stammbaum Marias gelöst werden.
Aber bitte erinnert euch immer an den Wurm: Matthäus schreibt nicht für Leser des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit einem von zweitausend Jahren Kirchengeschichte geprägten Bibelverständnis. Er schreibt für seine Zeit. Und da war der Familienfluch kein Thema.
Das war mein Nachschlag zum Stammbaum des Matthäus.
Die heilsgeschichtliche Verbindung zwischen Jesus und Adam
Nun noch einmal zum Verhältnis zwischen Jesus und Adam. Die beiden stehen heilsgeschichtlich sehr eng miteinander in Verbindung. Mit dem einen, Adam, kommt der Tod; mit dem anderen, Jesus, das Leben. Hören wir dazu Römer 5,12-14:
„Darum, wie durch einen Menschen, gemeint ist Adam, die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist. Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose selbst über die, welche nicht gesündigt hatten, in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Bild des zukünftigen ist.“
Das ist definitiv kein einfacher Text. Mir geht es vor allem um den Anfang und den Schluss: Durch einen Menschen, Adam, kommt die Sünde in die Welt, und durch die Sünde kommt der Tod. Mit Adam nimmt das Menschsein seinen Anfang, der im Tod endet. Der Tod dringt zu allen Menschen durch und herrscht über sie.
Adam ist aber auch ein Bild des Zukünftigen, also ein Bild für den Herrn Jesus. So wie Adam am Anfang einer Menschheit steht, so wird auch der Herr Jesus am Anfang einer neuen Menschheit stehen. Der Unterschied ist, dass Adam den Auftakt für eine Menschheit bildet, die sterben muss, während der Herr Jesus der Stammvater derer ist, die ewig leben werden.
Römer 5,19 sagt dazu:
„Denn wie durch des einen Menschen, gemeint ist Adam, Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen, hier ist von Jesus die Rede, die vielen in die Stellung von Gerechten versetzt werden.“
Die zwei Söhne Gottes und ihre Bedeutung für die Menschheit
Jeder Mensch beginnt mit der biologischen Geburt als Adamsmensch. Sobald wir verstehen, wer wir sind, erkennen wir, dass wir Sünder sind. Doch es gibt mehr. Gestern wurde an 1. Korinther 15 erinnert.
Es gibt den letzten Adam, den zweiten Menschen, der vom Himmel ist: Jesus, den wahren Sohn Gottes. Dieser wahre Sohn Gottes startet ein neues Projekt Menschsein. Er bietet uns Sündern an, von Neuem geboren zu werden und Anteil an seinem ewigen Leben zu erhalten.
Gestern stellte ich die Frage, warum Lukas den Stammbaum Jesu nicht bei Adam enden lässt und ihn somit als Sohn Gottes bezeichnet, obwohl er zwei Kapitel zuvor bereits Jesus als Sohn Gottes eingeführt hatte. Gibt es denn zwei Söhne Gottes?
In der Beschäftigung mit den Gedanken des Apostels Paulus merken wir, dass man tatsächlich so formulieren könnte. In der Geschichte der Menschheit gibt es nicht nur einen, sondern zwei Startpunkte – zwei sündlose Männer, deren Verhalten über Segen oder Fluch ihrer Nachkommenschaft entscheidet.
Der eine ist Adam. Er versagt, und das führt zu einer Welt im Chaos und einer Menschheit auf dem Weg Richtung Hölle. Der andere ist Jesus. Er überwindet alle Versuchungen und wird zum Weg in eine himmlische Welt.
Beide, Adam und Jesus, sind Söhne Gottes, weil sie beide von Gott gesandt und dazu bestimmt sind, das Schicksal der menschlichen Rasse zu bestimmen. Sie haben es geprägt: der eine zum Schlechten, der andere zum Guten.
So schreibt Lukas, wie ich denke, diesen Gedanken vor Augen seinen Jesus-Stammbaum. Er gestaltet ihn bewusst so, dass wir in den ersten drei Kapiteln des Lukas-Evangeliums zwei sehr unterschiedliche Söhne Gottes kennenlernen. Einen, der unsere menschliche Vergangenheit beschreibt, und einen, der unsere Zukunft bestimmen könnte, wenn wir das wollen.
Von Adam heißt es – sehr traurig – in 1. Mose 5,3-5:
„Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn, ihm ähnlich, nach seinem Bild, und er gab ihm den Namen Seth. Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, betrugen achthundert Jahre. Und er zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Adams, die er lebte, betrugen neunhundertdreißig Jahre. Dann starb er.“
Das ist es, was er seinen Nachkommen gebracht hat: den Tod.
Wie gut, dass wir als Gläubige eine ganz andere Hoffnung haben, die sich so anhört:
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune. Denn Posaunen wird es geben, und die Toten werden auferweckt werden und unvergänglich sein. Und wir werden verwandelt werden, denn dieses Vergängliche muss Unvergänglichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“
Amen.
Adams Erbe und die Hoffnung der Gläubigen
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