Die Lehre der Apostel: Der Epheserbrief – Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und wir betrachten den Epheserbrief.
Gottes Wunsch nach Einheit unter Christen
24 Epheser 4,6: Ein Gott und Vater aller, der über allen, durch alle und in allen ist. Man könnte es auch so übersetzen: der über allem, durch alles und in allem ist.
Dieser Vater kennt alles und jeden und steht über allem und jedem. Er hat einen Wunsch: Er wünscht sich liebevolle Einheit unter Christen. Dabei weiß er ganz genau, was wir dafür brauchen.
Die Gabe der Gnade und ihre Bedeutung für die Gemeinde
Epheser 4,7: Jedem einzelnen von uns ist die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi gegeben worden.
Uns ist Gnade gegeben worden. Hinter dem Wort „Gnade“ verbirgt sich hier die Gnadengabe. Jedem einzelnen in der Gemeinde ist etwas gegeben worden. Das bedeutet, in der Gemeinde sind alle Gemeindeglieder begabt. Es sind also nicht nur die Gemeindeleiter, sondern jeder von euch, der zum Leib Christi gehört – so wie ein Arm, ein Bein, ein Auge, eine Leber oder ein Dickdarm – jeder von euch ist ein Glied am Leib Christi.
Jeder von euch hat Begabungen, eine Gnadengabe, und mit diesen Begabungen ist auch eine Aufgabe verbunden. Diese Aufgabe bekommen wir, wie es hier heißt, nach dem Maß der Gabe Christi. Das bedeutet, dass nicht ich selbst auswähle, welche Gabe ich bekomme, sondern jemand anderes das bestimmt.
Wir merken einfach irgendwann, wenn wir gläubig werden, dass wir etwas können. Und mit dieser Begabung können wir uns in die Gemeinde einbringen.
Ein kleiner Hinweis: Die Gaben, also die Geistesgaben, von denen wir im Neuen Testament lesen, sind die Gaben, die der Heilige Geist der Gemeinde im ersten Jahrhundert gegeben hat. Ich bin überzeugt, dass das Gabenspektrum für das einundzwanzigste Jahrhundert ganz anders aussieht.
Und wenn ihr mir nicht glaubt, dann schaut mal genau hin oder seid zumindest nicht überrascht, dass ihr in der Bibel nicht die Gnadengabe des Kindermitarbeiters findet. Soll ich das mal klar sagen? Dort gibt es niemanden, der speziell mit Kindern arbeitet.
Ebenso gibt es in der Bibel nicht die Gnadengabe für Technik. Und behauptet bloß nicht, dass es keine Begabung ist, wenn jemand am Mischpult sitzt und dort hinten etwas macht.
Auch die Gabe für den Internetauftritt wird nicht erwähnt. Aber irgendjemand muss das ja machen und sich auch mal hinsetzen.
Das heißt, wir finden diese modernen Gaben nicht in der Bibel, ganz einfach, weil wir in der Bibel die Gaben sehen, die für die Startergemeinden des ersten Jahrhunderts wichtig waren.
Nichtsdestotrotz gilt bis heute, was hier steht: Jedem einzelnen von uns, jedem von euch, wird eine Aufgabe gegeben, damit der Leib Christi funktioniert.
Jeder von euch ist begabt. Es gibt ganz unterschiedliche Gaben. Ihr müsst einfach nur ein bisschen schauen, was ihr könnt und was euch Spaß macht. Dann werdet ihr eure Gaben auch finden.
Ihr merkt schon, ich bin kein Freund von diesen typischen Gabentests, weil ich glaube, dass sie überhaupt nicht abbilden, was es heute gibt. Das ist meine Meinung.
Ihr könnt sie trotzdem machen, aber wundert euch nicht, wenn vier Fünftel der Leute dann Diakone sind. Ja, das ist genau das Problem.
Die Anwendung eines alttestamentlichen Textes auf Jesus
Paulus macht nun Folgendes: Er wendet einen Text aus dem Alten Testament an, und das wird jetzt kurz etwas kompliziert. Es geht um Psalm 68, Vers 19, der in Epheser 4, Vers 8 zitiert wird.
Der Hintergrund ist, dass jeder in der Gemeinde Gaben erhalten hat, mit denen er dienen soll. Deshalb brauchen wir auch diese Einheit. Nur wenn wir uns lieben und eine Einheit bilden, kann jeder seine Gaben einbringen. Darum heißt es dort: „Hinaufgestiegen in die Höhe hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.“
An dieser Stelle wird es kompliziert. Wenn man den Text im Alten Testament nachschlägt, steht dort nämlich nicht, dass Gott Gaben gegeben hat, sondern dass er Gaben empfängt. Das ist ein ganz anderer Sinn.
Die Frage ist: Was mache ich damit, wenn Paulus einen Text aus dem Alten Testament zitiert, aber scheinbar falsch zitiert? Das ist eine gute Frage. In einem guten Kommentar findet man dazu etwa drei Seiten Text mit mehreren Ideen, warum das so sein könnte. Ich weiß es nicht genau, möchte aber eine einfache Erklärung geben.
Wenn wir unsere Bibel lesen, haben wir meist einen bestimmten Text des Alten Testaments im Hintergrund. Das ist der sogenannte masoretische Text, der jüdische Standardtext. Er liegt unseren Bibeln meist zugrunde und wird ins Deutsche übersetzt.
Manchmal findet man in der Bibel eine Fußnote mit dem Hinweis „LXX“. Das steht für die Septuaginta, eine andere Bibelübersetzung. Der masoretische Text, also der ursprüngliche jüdische Text, wurde um 200 vor Christus ins Griechische übersetzt. Die Septuaginta liest sich manchmal etwas anders als der masoretische Text.
Jetzt wird es noch komplizierter: Der masoretische Text ist hebräisch, aber viele Juden im Mittelmeerraum konnten kein Hebräisch mehr. Deshalb gibt es eine Art „Hoffnung für alle“ auf Aramäisch, also eine einfache Übersetzung oder Paraphrase des jüdischen Originaltexts ins Aramäische.
Und hier kommt der Clou: Wenn man sich diese aramäische Übertragung anschaut, steht dort genau das, was Paulus hier zitiert. Diese Paraphrase schreibt an dieser Stelle tatsächlich, dass Gott Gaben gegeben hat und nicht empfangen.
So weit, so gut. Warum Paulus hier genau so zitiert, lasse ich offen. Ich vermute, er hat diesen aramäischen Text vor Augen gehabt. Lustigerweise ist das auch nicht so entscheidend.
Es ist deshalb egal, weil es normal ist, dass man bei alten Texten manchmal auf Sätze stößt, die man nicht sofort versteht. Das ist nicht ungewöhnlich, sondern zu erwarten. Wenn du also Schwierigkeiten hast, ist das völlig in Ordnung.
Es wäre eher merkwürdig, wenn Texte, die über zweitausend Jahre alt sind, immer sofort klar und einfach zu verstehen wären. Wenn ich also mit den Texten, die ich habe, etwas nicht ganz zusammenbringe, habe ich eine Erklärung: Paulus hat vielleicht diesen aramäischen Text verwendet oder es ist ein Versuch, etwas zu erklären.
Das ist völlig normal. Ich bin mir sicher, wir finden irgendwann noch eine Lösung. Bei anderen Texten ist das schon passiert, dass man später Erklärungen gefunden hat. Oder wir fragen den Autor selbst, wenn wir im Himmel sind.
Man kann sich vorstellen, dass es dort eine lange Schlange geben wird: Die eine Schlange derer, die noch Fragen haben, und die andere derer, die sich bedanken wollen. Wahrscheinlich wechseln sie sich ab. Vielleicht gibt es sogar ein großes Whiteboard, auf dem die Fragen an Paulus gesammelt sind. Dann können wir hingehen, Psalm 68 lesen und die Lösung erfahren.
Das können wir so machen. Aber bitte: Wenn du denkst, „Das muss doch ganz einfach sein, wie kann ich das nicht sofort verstehen?“, dann ist das genau richtig. Du hast es mit einem alten Text zu tun. Es wäre ungewöhnlich, wenn es nicht solche schwierigen Stellen gäbe.
Erstaunlich ist eher, wie wenige solche Stellen es gibt. Das ist das Interessante.
Die Deutung von Psalm 68 als Hinweis auf Christus' Sieg und Herrschaft
Aber kommen wir zu dem, was er eigentlich sagen möchte. Paulus überträgt Psalm 68 auf Jesus. Ich lese noch einmal vor, was hier steht: „Darum heißt es, hinaufgestiegen in die Höhe hat er.“ Und er setzt jetzt hier Jesus ein: Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.
Paulus überträgt Psalm 68 auf Jesus, und ich kann gut verstehen, warum er das tut. Es geht in Psalm 68 nämlich um Gott. Es geht darum, dass Gott Sieger ist, dass niemand ihn aufhalten kann. Dann beschreibt Psalm 68 auf eine bildhaft prophetische Weise den Sieg und die Erhöhung des Königs, des Gottkönigs, wie er hinaufzieht nach Jerusalem.
Und genau das ist natürlich, wo Paulus sagt: Das ist ja jetzt bei Jesus genau so passiert. Er ist ja auch hinaufgezogen, aber nicht nach Jerusalem auf den Berg, sondern gleich in den Himmel. Und dort sitzt er jetzt.
Epheser 4,9 sagt: „hinaufgestiegen, aber was besagt es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde?“ Man könnte es auch übersetzen mit „in die unteren Teile“, nämlich die Erde.
Für Paulus ist klar: Wenn in dem Psalm gesagt wird, dass der siegreiche Gottkönig hinaufsteigt, dann muss er vorher herabgestiegen sein. Also wenn er erhöht worden ist zur Rechten des Vaters, muss er vorher erniedrigt worden sein. Die Erniedrigung geht der Erhöhung einfach voraus.
Das heißt, es geht hier um Menschwerdung und sein Sterben. Dann heißt es in Vers 10: „Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist, über alle Himmel, damit er alles erfüllte.“
Wir haben es hier wieder mit der Idee der Fülle zu tun. Gott, das Wort, kommt aus dem Himmel auf die Erde herab, um dann über alle Himmel wieder hinaufzusteigen. Das ist es, was Paulus hier in Psalm 68 sieht.
Lasst uns an dieser Stelle bitte nicht über die Anzahl von irgendwelchen Himmeln spekulieren. Es geht einfach um den Vergleich: Da kommt einer auf die Erde, wird Mensch, stirbt – das ist ganz nach unten – und dann geht es wieder ganz nach oben, über alle Himmel. Das bedeutet wohl hier in dem Zusammenhang auch, über alle himmlischen Mächte hinaus.
Wozu? Antwort: Damit er alles erfüllte.
Die prophetische Vision von Daniels Traum und das Reich des Messias
Ich möchte euch zu diesem Thema „Fülle“ noch einen Vers mitgeben. Einfach weil ich glaube, dass über dieses Thema fast nie gepredigt wird. Es ist ein so abstrakter Begriff, dass man ihn kaum greifen kann.
Ich nehme euch mit in einen Text, in dem dieses Thema – der Messias, der alles erfüllt – prophetisch vorgeschattet wird. Das ist jetzt ganz anders. Wenn ihr gerade nicht wisst, wo ich bin, gebt mir zwei Minuten. Alle anderen bleiben hier, und wir gehen zu Daniel.
Daniel Kapitel 2 beschreibt einen Traum, der erklärt wird. Ich will jetzt gar nicht auf den Traum selbst eingehen. Er handelt davon, dass verschiedene Weltreiche nacheinander bestehen. Am Ende kommt einer, der all diese Weltreiche zerstört und ersetzt.
In Daniel 2,34 heißt es: „Du hast geschaut, bis ein Stein losbrach, und zwar nicht durch Hände.“ „Nicht durch Hände“ bedeutet in der Bibel immer, dass Gott etwas tut. „Durch Hände“ steht für das, was Menschen tun; „nicht durch Hände“ heißt, Gott handelt.
Der Stein, der hier losbricht, ist kein anderer als der Messias, der kommt, um sein Reich aufzurichten. „Du hast geschaut, bis ein Stein losbrach, und zwar nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte.“
Das Bild ist ein Standbild, und der Stein bricht los und trifft dieses Standbild unten an seinen Füßen, die aus Ton und Eisen bestehen. Dieses Standbild hat verschiedene Abschnitte, die für verschiedene Weltreiche stehen.
Jetzt kommt dieser Stein, wird losgetreten und trifft das Standbild an seinen Füßen aus Ton und Eisen. Dabei werden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt. Das heißt, das ganze Standbild wird zermalmt. Alle Weltreiche gehen an dieser Stelle quasi in Staub auf.
Sie werden wie Spreu aus den Sommertennen, und der Wind führt sie fort. Es ist keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Der Stein, der das Bild zerschlagen hat, wird zu einem großen Berg und erfüllt die ganze Erde.
Aus diesem Bild kommt die Idee: Der Messias kommt, zerstört die bestehenden Machtverhältnisse und richtet ein neues Reich auf, das die ganze Erde erfüllt. Das ist die Fülle.
Noch zu Vers 44, der die Erklärung dieses prophetischen Bildes gibt: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten.“ Die Füße des Standbildes aus Eisen und Ton stehen für Könige.
Dann heißt es: „In den Tagen dieser Könige, die das eben bilden, wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Dieses Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden. Es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen.“
Wir sprechen also davon, dass, wenn der Herr Jesus kommt – oder er ist ja schon gekommen – er die Erde mit seiner Herrschaft erfüllt. Deshalb heißt es auch in Epheser 4,10: „Der hinabgestiegen ist, derselbe, der auch hinaufgestiegen ist, über alle Himmel, damit er alles erfüllte.“
Er macht alles mit seiner Herrschaft voll.
Die fünf Leitungsdienste und ihre Aufgabe in der Gemeinde
Deswegen gibt es euch. Wir sind dazu da, die Herrschaft Christi auf dieser Erde aufzurichten – eine Herrschaft, die nicht von dieser Welt ist, aber dennoch in dieser Welt stattfindet.
In Vers 11 heißt es: „Und er hat die einen als Apostel gegeben, andere als Propheten, wieder andere als Evangelisten, dann als Hirten und Lehrer.“ So, der herabgestiegen ist, ist auch hinaufgestiegen. Und als der, der hinaufgestiegen ist, hat er den Menschen Gaben gegeben.
Diese Gaben sind bestimmte Menschen, Menschen mit besonderen Begabungen, die die Gemeinde ganz am Anfang braucht. Die fünf Typen, die hier aufgelistet werden – Achtung: Das ist nicht alles, was es an Geistesgaben gibt. Es sind einfach erst einmal die fünf, die am Anfang besonders wichtig waren, um den Start hinzubekommen.
Diese fünf Typen, die hier genannt werden, haben alle eines gemeinsam: Sie dienen mit Worten. Das verbindet sie miteinander. Wenn hier steht Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte und Lehrer, dann sind das alles Leute, die das Wort Gottes predigen und den Menschen etwas sagen.
Nochmal: Es gibt andere Listen von Geistesgaben in Römer 12, 1. Korinther 12 und 1. Petrus 4. Dort stehen noch ganz andere Geistesgaben. Zum Beispiel gibt es die Gabe, Heilungen zu bewirken, es gibt Menschen, die Seelsorger sind, und solche, die Spender sind – die finde ich total cool.
Wenn du gut mit Geld umgehen kannst, dann setz dich dafür ein! Ich weiß gar nicht, ob jemand von euch die Gabe hat zu sagen: „Mein Job in der Gemeinde ist es, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Ich bin da richtig gut drin, ich habe so einen sechsten Sinn für Aktienmärkte, und es läuft richtig gut bei mir. Ich spende hier jedes Jahr sechsstellig.“ Das ist eine Gabe.
Also, wenn du richtig gut mit Geld umgehen kannst, denk nicht daran, dir ein größeres Haus zu bauen – mach das nicht, sondern spende! Diese Gabe heißt „Mitteilen“, falls ihr sie mal in der Elberfelder Bibel nachschlagen wollt. Klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber genau darum geht es.
Ich habe eine längere Predigtreihe zu allen Geistesgaben gemacht, ungefähr zwanzig Predigten, die ihr euch einfach mal anhören könnt.
Hier aber werden nur fünf Typen aufgezählt: Apostel und Propheten haben wir schon kennengelernt. Dann gibt es die Evangelisten – der Name ist Programm. Das sind Leute, die einfach super gut darin sind, anderen das Evangelium zu erklären.
Dann kommen die Hirten. Das ist jemand, der sich um Menschen kümmert. Daraus leitet sich der Begriff Pastor ab. Hirten kümmern sich um Menschen und leiten sie an.
Und schließlich gibt es den Lehrer. Das ist derjenige, der sich mit den kniffligen Bibelfragen beschäftigt.
Die Aufgabe der Leitungsdienste: Förderung geistlichen Wachstums
Wozu sind diese Typen da? Das Spannende, was jetzt kommt, gilt für alle Gaben, aber besonders für diese. Wenn du eine Gabe hast, mit der du dich besonders in das geistliche Wachstum anderer Menschen einbringen kannst – und das gilt ganz besonders für diese fünf Gaben – dann nimm diese Gabe an und diene damit, um andere zu qualifizieren.
Versteht ihr, was ich meine? Eine Gabe, die ich habe, soll nicht dazu dienen, dass ich mich ins Rampenlicht stelle und alle sagen: „Wow, was für eine coole Socke!“ Vielmehr soll ich versuchen, möglichst viele um mich herum mit dieser Gabe zu befähigen, geistlich zu wachsen und sich mit ihren Gaben noch besser in die Gemeinde einzubringen.
Deshalb heißt es hier: „Und er hat die einen als Apostel gegeben, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer“ (Epheser 4,11). Vers 12 sagt: „Zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi.“ Diese ersten fünf Typen haben die besondere Aufgabe, die anderen Geschwister, die ebenfalls begabt sind – wie wir in Vers 7 gelesen haben –, darin zu unterstützen, dass sie ihre Gaben entfalten und ihren Dienst tun können.
Ihr Auftrag besteht darin, den Leib Christi aufzubauen. Ich glaube, das ist bis heute so: In Gemeinden gibt es Leute, die stärker sind, die Leiter sind und vorne stehen. Das ist auch nicht verkehrt. Aber diese Personen müssen immer wieder begreifen, dass ihre Aufgabe darin besteht, dafür zu sorgen, dass alle anderen sich mit ihren Gaben in der Gemeinde einbringen können.
Jesus hat an einer Stelle gesagt: „Ich werde meine Gemeinde bauen.“ Und jetzt sehen wir, wie das funktioniert. Jesus baut seine Gemeinde, indem er der Gemeinde Leute gibt, die in besonderer Weise begabt sind, andere zu befähigen, mit ihren Gaben zu dienen.
Jetzt musst du schauen, wo du stehst. Entweder bist du einer dieser Befähiger – dann häng dich rein! Oder du sagst dir: „Das fällt mir schwer.“ Dann lass dich befähigen. Auf einer der beiden Seiten stehst du.
Entweder sagst du: „Hey, ich brauche jemanden, der mich unterstützt.“ Wunderbar, das ist in Ordnung. In der Gemeinde ist nicht jeder das Alphatier, das alles alleine macht. Aber wenn du das Alphatier bist, dann mach es für die anderen.
Das Ziel geistlicher Reife und Einheit in der Gemeinde
Vers 13
Wir müssen uns nun das Ziel anschauen, das Paulus vor Augen hat: „bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife der Fülle Christi.“ Ich hoffe, ihr habt gelesen, was hier steht. Seht ihr, dass geistliche Reife nie losgelöst von der Gemeinde stattfindet? Geistliche Reife findet auch nie losgelöst vom Dienst an anderen Geschwistern statt.
Was wünscht sich der Herr Jesus für die Gemeinde? Einheit des Glaubens steht hier, ebenso die Erkenntnis des Sohnes Gottes. Er wünscht sich, dass wir bei Glaubensinhalten ein Stück weit eins werden. Er möchte, dass wir begreifen, wer der Herr Jesus ist. Das ist deshalb so wichtig, weil es bei diesen beiden Dingen ganz stark um Reife geht.
Worum geht es jetzt im Detail? Paulus schreibt hier von der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Wo will er hin? Am Ende will er wirklich zu diesen ganz einfachen ethischen Fragen. Er sagt, wir sollen als Gemeinde zur vollen Mannesreife heranwachsen. Das heißt, wir sollen keine geistlichen Kinder mehr sein.
Eine Gemeinde soll reif sein. Man soll dort hineinkommen und die Leute sollen verstehen, worum es im Glauben geht. Sie sollen es auch erklären können. Der Maßstab ist wiederum nichts Geringeres als die Reife der Fülle Christi. Da sind wir wieder bei Christus selbst.
Der Herr Jesus in seiner ganzen Fülle ist der Maßstab für mein Leben. Aber er ist genauso auch der Maßstab für das Leben der Gemeinde. Ich weiß nicht, ob das eure Reise ist. Ich habe ein bisschen den Eindruck, wir leben in einer Zeit des Individualismus, in der es sehr schwerfällt, die Gemeinde als eine Größe wahrzunehmen, in die ich mich einbringe und die für mich da ist.
Also, das, was ich vorhin sagte: Du kannst nicht losgelöst von der Gemeinde und losgelöst davon, dass du Geschwistern dienst, geistlich reif werden. Du brauchst die anderen. Selbst wenn du so ein Typ bist wie ich, der sehr breit aufgestellt und begabt ist. Zusammen mit meiner Frau hatten wir alles, was wir brauchten, um eine Gemeinde zu gründen. Das ist super.
Aber soll ich euch etwas verraten? Heute Abend trifft sich mein Hauskreis nach der Sommerpause zum ersten Mal wieder zum Grillen. Ich vermisse meine Geschwister. Ich brauche sie. Ich brauche Leute, die für mich beten, die nachfragen, wie es mir geht, die einfach schauen, ob der Typ noch geradeaus tickt.
Ich brauche sie. Ich kann nicht sagen, da ist keiner dabei, der mir geistlich das Wasser reichen kann. Doch, das können sie sehr wohl. Gott benutzt sie für mich, und Gott benutzt die Geschwister für dich. Wir brauchen Gemeinschaft. Deshalb reicht es nicht, nur zu sagen: Bin ich geistlich gewachsen?
So wertvoll diese Frage ist: Bin ich Jesus ähnlicher geworden? Hat Jesus in mir Gestalt gewonnen? Das sind super Fragen. Aber ihr dürft auch mal die Frage stellen: Sind wir als Gemeinde eigentlich geistlich gewachsen? Sind wir reifer geworden? Hat unter uns in unserem Miteinander Jesus Gestalt gewonnen?
Kommt man hier rein und sagt: Wow, vor einem Jahr sind die noch so ein bisschen komisch miteinander umgegangen, aber jetzt, ein Jahr später, toll, machen sie das richtig gut. Man merkt förmlich, dass da mehr Liebe ist. Das wäre doch schön, oder?
Darum geht es. Das ist das Maß der Fülle Christi. Christus ist der, der liebt, und wir sollen genau das als Gemeinschaft abbilden – wie als Einzelne.
Die Bedeutung von Lehre und Wahrheit für geistliche Reife
Warum ist das wichtig?
Vers 14: Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Leere, durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listiger Sonnenem Irrtum.
Jetzt versteht ihr, warum gerade am Anfang die Lehre so wichtig ist. Reife Christen müssen sich gut im Wort auskennen, damit sie nicht auf Irrlehre hereinfallen. Ich finde das Bild von dem kleinen Schiff, das von jedem Wind hin- und hergetrieben wird, sehr passend. Ich denke dabei immer an die kleinen Schiffe, die meine Enkel bauen. Sie lassen sie auf dem Wasser schwimmen, und wenn man dann pustet, bewegt sich das Schiff in die Richtung, in die man bläst.
Geht bitte davon aus, dass es Menschen gibt, die dich in Sachen Lehre betrügen wollen. Es gibt Leute, die lehren Unsinn, weil sie es einfach nicht besser wissen. Aber es gibt auch Menschen, die – genau wie hier beschrieben – verschlagen und listig sind. Sie überlegen sich genau, wie sie dich über den Tisch ziehen können.
Geistliche Reife schützt uns vor solchen Typen. Deshalb brauchen wir eine Gemeinschaft, in der ich sicher sein kann, dass der andere für mich keine Gefahr darstellt. Ich brauche einen Raum, in dem ich geistlich wachsen kann. Ich brauche Geschwister, die mehr Ahnung haben, von denen ich lernen kann und die mich heranführen, selbst die Bibel zu lesen, zu studieren und mir eigene Gedanken zu machen. Ich brauche das einfach. Du brauchst die anderen.
Es fängt damit an:
Vers 15: Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsend zu ihm, der das Haupt ist, Christus.
Auf der einen Seite gibt es also diese Irrlehrer, die in betrügerischer Absicht Menschen über den Tisch ziehen. Auf der anderen Seite steht die Wahrheit in Liebe. Dafür sollen Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer besonders stehen. Aber natürlich nicht nur diese fünf. Wir alle sollen Teil einer Gemeinde sein, in der Liebe in Wahrheit bekannt wird.
Wisst ihr, wo Wahrheit gepredigt wird, dort findet geistliches Wachstum statt. Wahrheit ist das, was uns frei macht. Wahrheit zeigt uns, wie Leben wirklich funktioniert. Wahrheit ist das, was wir brauchen, damit wir Jesus tatsächlich immer ähnlicher werden. Und das ist unser gemeinsames Ziel.
Wie es hier heißt: Wir sollen in allem hinwachsen zu Christus. Wir sollen auf alle erdenkliche Weise, vor allem in puncto Liebe, als Leib dem Haupt immer ähnlicher werden.
Das Wachstum der Gemeinde als Leib Christi in Liebe
Und wo das passiert, wo es diese Ausrichtung in Liebe auf Jesus gibt – Vers 16 –, da geschieht noch etwas anderes. Aus ihm, also aus diesem Christus, wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk. Dies geschieht entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils. So wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.
Paulus fokussiert hier auf das Wachstum der Gemeinde, des Leibes Christi. Er sagt, es ist Jesus, der seinen Leib fortwährend zusammenhält. Hier steht „zusammenfügt und verbunden“. Es ist Jesus, der dem Leib Wachstum schenkt. Dabei ist jedes einzelne Teil wichtig – du, ich weiß nicht, ob du das glauben kannst –, jedes einzelne Teil, jeder Gläubige mit seinen Gaben.
Es sind die Geistesgaben der einzelnen Geschwister, durch die Jesus das Wachstum des Leibes wirkt. Du mit deinen Gaben bist dazu da, die ganze Gemeinde voranzubringen. Und das Ganze geschieht zur Selbstauferbauung in Liebe. Wir bauen uns selbst ein Stückchen auf. Mit unseren Gaben, weil Jesus in uns wirkt, bauen wir an der Gemeinde.
Das wird immer, wenn wir uns einbringen, ein bisschen liebevoller. Und das ist total spannend. Möchtest du wissen, wie reif eine Gemeinde ist? Ich sage dir, worauf du nicht schauen musst. Du brauchst nicht auf ihre durchdachte Organisation zu achten, du brauchst nicht auf ihre charismatische Leitung zu schauen, du brauchst nicht auf ihre evangelistische Kinderarbeit zu sehen, und du brauchst nicht auf den Terminkalender zu achten, wie voll der ist.
Es gibt genau einen Parameter, an dem du erkennst, wie reif eine Gemeinde ist: das ist Liebe. Es ist Liebe. Es ist eine Selbstauferbauung in Liebe. Und dann kannst du auch, wenn du Liebe hast, mit Chaos leben. Du kannst auch mit einer schrulligen Gemeindeleitung klarkommen. Es kann dann auch alles Mögliche mal nicht so laufen, oder du denkst dir: Was soll das denn jetzt?
Wenn da Liebe ist, dann wird Gott sich an dieser Stelle über dich und über euch als Gemeinde einfach mal freuen. Am Ende. Und deswegen sage ich das so: Sind Geistesgaben dazu da, dass unter uns Liebe zunimmt? Da müssen wir uns gut merken: Der Zweck von Geistesgaben ist nie, dass wir groß rauskommen. Es ist nie, dass wir ultimativ Spaß haben. Es ist, dass wir alle miteinander liebevoller werden, Liebe lernen.
Aufruf zur Abkehr vom alten Lebensstil
Vielleicht ist es gut, noch etwas praktischer zu werden.
Vers 17: Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr nicht mehr wandeln sollt, wie auch die Nationen wandeln in Nichtigkeit ihres Sinnes.
Hier ist es wieder dieses „Ihr“. Es geht erneut um die Heidenchristen, die angesprochen werden. Diese Heidenchristen müssen jetzt einen Schnitt machen – raus aus dem alten, heidnischen Lebensstil. Ein Lebensstil, der von Nichtigkeit des Sinnes geprägt ist, also von einem Denken, dem es an Substanz fehlt.
Der Heide, weil er ohne Gott lebt, verliert tatsächlich den Kontakt zur Realität. Ein Leben ohne Gott dreht sich oft darum, möglichst viel Spaß zu haben, möglichst viel Sicherheit zu erlangen und dem Leben möglichst viel Sinn zu geben. Aber all das, worüber er nachdenkt, ist absolute Nichtigkeit. Es steckt nirgendwo ein Ewigkeitswert drin.
Die Aufforderung lautet: Hört damit auf! Ihr sollt nicht mehr wandeln wie die Nationen in Nichtigkeit des Sinnes.
Jetzt weiß ich nicht, wo du herkommst. Manche von euch kommen aus einem christlichen Elternhaus und sagen vielleicht: „Das war immer schon gut bei mir.“ Okay, dann frage dich trotzdem, wo sich etwas von der Nichtigkeit des Denkens in deinem Leben zeigt.
Ich spreche hier vom Zeitgeist und von einer Gesellschaft, die sich im expressiven Individualismus, in Habgier und Selbstdarstellung immer mehr verfängt. Wie viel davon findet sich in meinem Leben wieder?
Vielleicht hast du es gar nicht richtig wahrgenommen. Aber es ist wichtig, hin und wieder innezuhalten und zu schauen: Wie lebe ich eigentlich? Wonach lebe ich? Was gibt meinem Leben wirklich Sinn, Sicherheit und Spaß? Ist das wirklich Gott? Oder bin ich doch eher ein verkappter Heide mit einem christlichen Zuckerguss darüber?
Diese Fragen darf man sich ab und zu stellen, einfach weil wir in einer Welt leben, die uns permanent prägt.
Man muss aufpassen, dass man nicht Dinge tut, von denen man eigentlich denkt, dass man sie gar nicht tun will – und sie passieren einfach.
Also hier: Passt auf, dass ihr aus dem alten Leben herauskommt.
Die geistliche Verfinsterung und der neue Weg in Christus
Vers 18 beschreibt die Heiden folgendermaßen: Sie sind verfinstert im Verstand und entfremdet vom Leben Gottes. Dies liegt an der Unwissenheit, die in ihnen ist, und an der Verstockung ihres Herzens. Ich finde das eine sehr eindringliche und erschreckende Beschreibung von Heiden. Hier ist eine Verstockung vorhanden, ein echtes Nichthörenwollen. Daraus entsteht dann ganz logisch Unwissenheit.
Diese Unwissenheit führt dazu, dass sie kein Leben aus Gott haben und ihnen der geistliche Durchblick fehlt. Doch der eigentliche Kern des Problems ist nicht intellektueller Natur. Falsches Denken führt immer auch zu einem falschen Leben.
Vers 19 beschreibt nun den normalen Heiden: Sie, die abgestumpft sind, haben sich selbst der Ausschweifung hingegeben, um jede Unreinheit mit Gier auszuüben. Wenn jemand abgestumpft ist, dann ist ihm sein Verhalten schlichtweg nicht mehr peinlich. Er hat kein Schuldempfinden und verliert langsam seine Selbstbeherrschung.
Wenn jemand kein schlechtes Gewissen mehr hat, folgen daraus Dinge wie Ausschweifung und Unreinheit mit Gier. Beginnt man so zu leben, gehen Selbstbeherrschung, aber auch die Rechte und Gefühle anderer Menschen verloren. Dinge wie Anstand und Schicklichkeit verschwinden einfach.
Mit „jeder Unreinheit“ meint er genau das. Ich frage mich manchmal, ob euch bewusst ist, in welcher Welt ihr eigentlich lebt. Vermutlich seid ihr in eurer christlichen Blase so tief drin, dass ihr nicht viel von dem mitbekommt, was draußen eigentlich passiert.
Wenn ihr aber evangelistisch unterwegs seid und euch mit Menschen unterhaltet, die nicht christlich sozialisiert sind, werdet ihr feststellen: Es ist genau das, was hier steht. Am Ende ist alles erlaubt, was irgendwie Spaß macht – dieses Mitgier.
Die größte und am schnellsten wachsende „Religion“ in Deutschland ist das, was ich persönlich Satanismus nenne: das „Ich tue, was ich will“. Das ist das, was viele Menschen machen. Es muss immer mehr sein, immer wilder, und irgendwann gibt es kein „Genug“ mehr.
Jetzt kommt Vers 20: „Ihr aber habt den Christus nicht so kennengelernt.“ So war Jesus nicht. Er hat uns ein ganz anderes Vorbild gegeben.
Vers 21 sagt: „Ihr habt ihn doch gehört und seid in ihm gelehrt worden, wie die Wahrheit in Jesus ist.“ Hier geht es wieder um die Lehrgaben. Ich brauche Menschen, die mir, wenn ich zum Glauben komme oder in einem evangelistischen Hauskreis bin, den Herrn Jesus beibringen können.
Es ist so wichtig, um ein Jünger Jesu zu sein, dass ich Jesus gut kenne. Denn ich kann niemandem folgen, den ich nicht kenne. Deswegen der Tipp: Beschäftigt euch viel mit Jesus! Schaut euch an, was er gesagt hat, wie er gelebt hat und welche Prioritäten er in seinem Leben gesetzt hat.
Wenn ihr wissen wollt, warum es meinen Podcast „Jesu Leben und Lehre“ gibt: Ich habe einen Podcast, in dem ich chronologisch und synoptisch alles durchgehe, was Jesus gesagt hat. Wir sind jetzt bei etwa Episode 450, und es werden noch einmal etwa 450 Folgen folgen, so ist die grobe Planung.
Warum mache ich so ein ungewöhnliches Projekt? Ganz einfach: Wir müssen neu verstehen, was Jesus wirklich gesagt hat. Manchmal diskutieren wir über Themen, bei denen ich denke: „Lies doch erst mal, was Jesus dazu gesagt hat.“ Dann ist die Diskussion in meinen Augen oft schon beendet.
Entweder ist es kein Thema, und dann können wir uns das große Streiten sparen, oder Jesus sagt etwas, das wir alle ernst nehmen sollten, auch wenn es herausfordernd ist. Wir brauchen einfach viel mehr Jesus in unserem Leben.
Wenn wir Jesus in unser Leben hineinlassen und uns mit ihm beschäftigen, dann kann der Heilige Geist uns verändern.
Die drei Veränderungen durch die Bekehrung
Die Wahrheit eines geistlichen Lebens besteht darin, dass ihr den alten Menschen abgelegt habt, was den früheren Lebenswandel betrifft. Dieser alte Mensch wird durch betrügerische Begierden zugrunde gerichtet. Stattdessen werdet ihr erneuert, indem ihr den Geist eurer Gesinnung verändert und den neuen Menschen angezogen habt. Dieser neue Mensch ist nach Gott geschaffen, in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Mit der Bekehrung sind drei Dinge geschehen. Das ist jetzt auch der letzte Vers, ihr müsst also nicht mehr lange ausharren: Erstens habt ihr den alten Menschen abgelegt, zweitens werdet ihr erneuert, und drittens habt ihr den neuen Menschen angezogen. Das sind die drei Dinge, die passieren, wenn man Jesus kennenlernt, auf ihn hört und in Wahrheit lebt.
Gläubig werden bedeutet, dass ein Bruch mit der Vergangenheit stattfindet. Wenn ihr gläubig werdet, legt ihr den alten Menschen ab, der von Sünde beherrscht ist. Hier sind vor allem die Heiden im Blick, die ihren früheren Lebenswandel abgelegt haben. Der alte Mensch ist meine von Sünde beherrschte Persönlichkeit, die ich abgelegt habe. Sie war ohnehin nie wert, gerettet zu werden, denn sie richtet sich durch ihre betrügerischen Begierden zugrunde. Gut, dass sie weg ist.
Doch das ist nicht genug. Der zweite Punkt ist, dass wir erneuert werden. Das ist etwas spannend, denn es stellt sich die Frage, von wem diese Erneuerung ausgeht. Man kann das auf zwei Arten übersetzen: Entweder werde ich passiv von Gott erneuert, oder ich erneuere mich selbst. Das Griechische bietet eine mediale Form, die beide Bedeutungen zulässt. Die Wahrheit liegt in der Mitte: Der Erneuerungsprozess ist etwas, das Gott wirkt, aber nicht ohne mich. Das heißt, ich finde ein Ja zu diesem Erneuerungsprozess Gottes.
Dieser Erneuerungsprozess beginnt mit der Bekehrung. Bekehrung bedeutet, dass ich den alten Menschen ablege – zack! – und dann kommt Gott und sagt: „Wow, lass uns dich neu machen.“ Wo fängt das an? Die Erneuerung findet primär im Geist unserer Gesinnung statt. Erneuerung beginnt in uns selbst. Zuerst muss sich unser Denken ändern. Unsere Denkgewohnheiten, unsere Motivation und die Ausrichtung unseres Denkens müssen anders werden.
Wir starten aus Unwissenheit und mit einem verfinsterten Verstand. Jetzt entsteht ein ganz neues Denken, so wie es in Römer 12,2 heißt: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes.“ Deshalb brauchen wir die Bibel. Lernt Bibelverse auswendig und kümmert euch darum. So werdet ihr verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, damit ihr prüft, was der Wille Gottes ist – das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene. Dort findet die Erneuerung zuerst statt.
Der dritte Punkt steht in Epheser 4,24: Wir haben den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Noch einmal zusammengefasst: Christsein bedeutet erstens einen Bruch mit der Vergangenheit, zweitens ein Ja zu einem ständigen Veränderungsprozess und drittens ein Leben in einer ganz neuen Realität. Ihr habt den neuen Menschen angezogen.
Wir sind tatsächlich eine neue Schöpfung, nach Gott geschaffen in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Dabei geht es darum, das zu werden, was wir sind. Versteht ihr das? Wir sind neue Menschen. Es ist wirklich etwas passiert: neues Leben, ein neues Wollen, ein echter Neuanfang. Unser Leben wird heute schon von Gerechtigkeit und Heiligkeit geprägt.
Doch dieser Neuanfang ist auch eine Verantwortung: die Verantwortung, das zu werden, was wir sind.
Amen.
Das war’s für heute. Das Skript zum Vortrag findet ihr in der App. Der Herr segne euch, erfahrt seine Gnade und lebt in seinem Frieden.
Amen.
