Ich möchte euch heute Morgen einen Teil aus dem Leben des Apostels Paulus näherbringen. Für die meisten von euch wird er kein Unbekannter sein. Wenn ihr an Paulus denkt, geht es euch vielleicht ähnlich wie mir. Ich habe den Eindruck, Paulus ist eine solche Powerperson.
Immer wieder, wenn ich von ihm lese – der ganze zweite Teil der Apostelgeschichte handelt ja von den Missionsreisen des Paulus – habe ich manchmal den Eindruck, es läuft fast immer nach demselben Muster ab: Paulus geht irgendwo hin, wird überfallen, gesteinigt und eingesperrt. Das macht ihm aber gar nichts. Er wird eingesperrt, freigelassen und predigt weiter.
Einmal lesen wir, dass er in einer Stadt herausgebracht wird, gesteinigt, die Leute denken, er sei tot. Doch er ist noch nicht ganz tot, steht wieder auf, geht zurück in die Stadt und predigt weiter. Da denke ich mir, das ist ja kaum zu glauben! So jemand wie Paulus – mit dem kann ich mich ja nie vergleichen, so viel leistet er und das mit welcher Bedürfnislosigkeit.
Trotzdem hat auch Paulus seine Schwachstellen. Es gibt Momente, in denen er schwach ist, entmutigt oder es ihm schlecht geht. Das ist kaum zu glauben, denn man meint, so jemand kämpft immer und hat scheinbar immer Kraft. Doch das stimmt nicht. Paulus hat auch seine schwachen Punkte, die Zeiten, in denen es ihm schlecht geht oder er entmutigt ist – und dafür hat er durchaus Gründe.
In diesem Zusammenhang möchte ich mit euch einen Abschnitt aus dem zweiten Korintherbrief lesen.
Einführung in die Situation des Paulus
Zweiter Korintherbrief
Ich lese gerade aus Kapitel 2, Vers 12: „Als ich aber nach Troas kam, um das Evangelium von Christus zu verkündigen, und mir eine Tür geöffnet war im Herrn, hatte ich gleichwohl keine Ruhe in meinem Geist, weil ich meinen Bruder Titus nicht fand. Deshalb nahm ich Abschied von ihnen und reiste nach Mazedonien.“
Ich lese gleich noch etwas weiter, aber zuerst möchte ich euch in diese Situation mit hineinnehmen.
Wie lief das damals ab? Was war gerade passiert? Paulus hatte eine Gemeinde in Korinth gegründet. Korinth war damals eine große Stadt, eine Metropole und eine Hafenstadt, in der viele Menschen aus aller Herren Länder lebten. Dort gab es auch viele, denen es sehr schlecht ging.
In Korinth gab es Leute, die Götzen anbeteten, Prostituierte, Säufer und Menschen, die ein kaputtes Leben führten. Aber es gab auch sehr reiche Menschen. Meistens ist es so, dass die Superreichen sich nicht um Gott kümmern, weil sie glauben, alles selbst in der Hand zu haben.
Von all diesen Menschen mit ihrem schwierigen Leben kamen einige in die Gemeinde in Korinth. Sie waren froh, Gott kennengelernt zu haben. Nachdem Paulus einige Zeit in Korinth gewesen war, hatte sich die Gemeinde gefestigt und gebildet. Die Gläubigen wussten nun, worauf sie hinauswollten.
Gott schickte Paulus weiter, und er gründete neue Gemeinden. Dann erhielt er von einigen seiner Geschwister und Freunde in Korinth einen Brief. Dieser Brief erschreckte ihn zunächst.
Nachdem Paulus weggegangen war, waren Irrlehrer in die Gemeinde gekommen. Sie sagten: „Paulus ist doch nichts, ihr müsst uns nachfolgen. Wir haben neue Offenbarungen und können Wunder tun.“ Die Leute waren begeistert. Sie sagten: „Paulus ist dagegen nichts, hier ist Gott richtig gegenwärtig.“ So verbreiteten diese Lehrer viele Irrlehren.
Paulus schrieb daraufhin einen Brief, um sie zurechtzuweisen. Das war der erste Korintherbrief. Später schrieb er noch einen zweiten Brief, der zu Beginn des zweiten Korintherbriefs erwähnt wird. Dort heißt es: „Ich habe euch unter Tränen ermahnt.“
Irgendeinen Brief schrieb Paulus also noch, bei dem er weinen musste, weil ihm die Menschen so am Herzen lagen. Es waren Leute, mit denen er sein Leben geteilt hatte, die er aus dem Sumpf herausgezogen hatte. Doch nun wollten sie nichts mehr von Gott wissen, liefen falschen Propheten nach und richteten sich nicht mehr nach Gott aus.
Das hat Paulus sehr mitgenommen und fertiggemacht.
Entmutigung im Alltag und im Dienst
Ich weiß nicht, ob ihr euch da hineinversetzen könnt: Ihr investiert viel Zeit und Energie in Menschen, und diese Menschen schlagen danach einen ganz anderen Weg ein, als ihr es euch gewünscht habt.
Manchmal kann die Entmutigung aber auch schon an viel kleineren Stellen einsetzen. Es muss nicht immer um Menschen und lebenswichtige Fragen gehen, sondern kann auch bei ganz alltäglichen Dingen passieren.
Ich weiß nicht, wie es euch beim Bau geht. Ab und zu baue ich bei uns im Haus mit. Manche Sachen klappen bei mir ganz gut, andere wiederum gar nicht. Ich erinnere mich noch gut daran, das ist gar nicht so lange her: Ich wollte eine Wand verputzen. Ich hatte den Zement und trug den Putz an die Wand auf – aber es klappte einfach nicht.
Ich war stundenlang damit beschäftigt. Zuerst war der Putz zu trocken, er bröselte ab und fiel herunter. Dann machte ich ihn etwas feuchter, aber dann lief er herunter, statt an der Wand zu haften. Schließlich blieb er an der Wand hängen, doch an einer Stelle war er zu dick und an der anderen zu dünn. Also versuchte ich, das auszugleichen und es gerade zu machen. Immer wieder versuchte ich es ein letztes Mal, doch am Ende war alles schief. Da habe ich mich richtig geärgert und war wirklich entmutigt.
Man könnte sagen: „Michael, das ist doch nicht so schlimm, es ist doch nur eine Wand.“ Aber trotzdem kann es entmutigend sein, wenn du viel Zeit in eine Sache investierst und am Ende nicht das Ergebnis herauskommt, das du dir gewünscht hast.
So ähnlich fühlte sich Paulus auch. Übrigens haben vor kurzem einige unserer Schüler an der Bibelschule ihre Examen geschrieben. Da muss ich manchmal auch aufpassen, dass ich nicht entmutigt werde. Manche der Prüfungen, die ich lese, lassen mich fragen: Wo waren diese Schüler, als ich unterrichtet habe? Sie saßen zwar im Raum, aber waren offenbar mit den Gedanken woanders. Dann schreiben sie Dinge, bei denen ich denke: Da müssen sie noch einmal nachlernen. Ich schreibe ihnen Kommentare und hoffe, dass sie nicht aufgeben – und dass auch ich nicht aufgebe.
Wenn wir Zeit und Energie in etwas investieren und es nicht so läuft, wie wir uns das wünschen, wenn es kaum Fortschritte gibt und sich wenig bewegt in der Richtung, die wir wollen, dann besteht die Gefahr, entmutigt zu werden. Genau in dieser Gefahr war Paulus zu diesem Zeitpunkt.
Wir lesen das in den Versen, die ich gerade vorgelesen habe: Paulus war unterwegs und wartete auf die Ankunft des Titus. Warum? Weil er Titus mit einem Brief an die Korinther losgeschickt hatte und noch nicht wusste, wie die Antwort ausfallen würde. Würden die Freunde in Korinth sich korrigieren lassen, oder würden sie weiter einem Irrlehrer folgen? Das beschäftigte ihn innerlich sehr.
Wir lesen sogar, dass Gott ihm eine Tür geöffnet hat. Paulus kam nach Troas, um das Evangelium von Christus zu verkündigen, und der Herr hatte ihm eine Tür geöffnet. Was bedeutet das? Das ist eine Umschreibung dafür, dass die Menschen ihn begeistert aufnahmen, zuhörten, sich bekehrten und mehr von Gott hören wollten.
Aber Paulus konnte sich nicht daran freuen. Das erleben wir manchmal auch: Gott tut Dinge in unserem Leben, aber wir sehen sie nicht mehr, weil wir nur auf das schauen, was schiefgegangen ist, auf das, was uns runterzieht, kaputt macht oder nicht so klappt, wie wir es uns wünschen.
Genauso geht es Paulus. Er schreibt das offen und versteckt es nicht: „Titus war nicht da, und auf ihn warte ich.“ Trotzdem zog Paulus weiter, obwohl er in Troas hätte bleiben und weiter Gemeindearbeit leisten können. Er war entmutigt.
Wenn ihr mir das aus seinen Worten noch nicht glaubt, dann lest heute Nachmittag mal den ganzen 2. Timotheusbrief. Dort finden wir in jedem Kapitel Hinweise darauf, dass Paulus sich nicht entmutigen lässt.
Warum schreibt Paulus das? Weil er mit Entmutigung zu kämpfen hat. Aber er bleibt nicht am Boden liegen. Er geht nicht kaputt und sagt: „Okay, alles klappt nicht, Christsein werfe ich hin.“ Oder: „Ich gebe das Apostelamt auf und ziehe mich in eine Gemeinde zurück, wo ich nur noch sitze und nichts mache.“
Das wäre ja auch eine Variante. Jemand, der nichts tut, kann auch kaum entmutigt oder enttäuscht werden. Er sitzt einfach da, sieht, was läuft, und wenn nichts läuft, schläft er. Wenn etwas läuft, freut er sich daran.
Aber das ist nicht die Aufgabe eines Christen.
Die Bedeutung der Gaben und das Ergebnis der Arbeit
Gerade im ersten Korintherbrief schreibt Paulus ganz deutlich: Jeder von euch, die heute hier sind, und ich eingeschlossen, hat Begabungen von Gott bekommen. Diese Begabungen sollen wir zum Wohl des Reiches Gottes einsetzen.
Was dabei herauskommt, ist nicht deine Sache. Du sollst einfach handeln und arbeiten, ohne zu sehr darauf zu achten, was das Endergebnis ist. Das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Sache.
Ich habe das einige Male in meinem Christenleben erfahren. Es kann sehr demotivierend sein, wenn man ständig darauf achtet, was am Ende herauskommt, was das Ergebnis ist. Manchmal hat mich das sogar dazu verleitet, beim Ergebnis nachzuhelfen, was nicht in Ordnung ist. Oder ich war einfach frustriert.
Ich erinnere mich, dass es in diesem Jahr, nicht Anfang des Jahres, sondern im April oder Mai war. Ich hatte gerade ein Semester an der Bibelschule hinter mir und fragte mich wieder einmal: Was bringt das jetzt? Die Leute hören so viel, aber ich sehe so wenig Veränderung. Was passiert da eigentlich?
An einem Sonntag hielt ich in einer Gemeinde in Zürich eine ganz normale Predigt. Am Ende der Predigt bekehrte sich plötzlich jemand. Das war eine junge Frau. Darüber habe ich mich richtig gefreut.
Was ich allerdings dachte, war: Gott wollte wahrscheinlich diesen Menschen nur mir zuliebe ansprechen. Naja, nicht ihr zuliebe, sondern mir zuliebe. Manchmal macht Gott so etwas, um uns zu ermutigen.
Denn natürlich ist es ermutigend zu sehen, dass tatsächlich etwas passiert. Es ist nicht nur einfach so hineingeredet, und keiner hört zu. Ich glaube, Gott schenkt uns immer wieder in unserem Alltag solche Ermutigungen, wenn wir nur die Augen und Ohren dafür offenhalten.
Wir müssen nur die Augen aufmachen und sie sehen wollen. Wenn wir aber gerade in einer Phase der Frustration oder Entmutigung sind, neigen wir dazu, nur noch auf das zu schauen, was schiefgeht. Wir sehen dann nur noch, was nicht so klappt, wie wir es uns vorstellen.
Dabei vergessen wir ganz, wie Gott an einzelnen Stellen in unserem Leben arbeitet und wirkt. Er schenkt uns auch Positives, antwortet auf Gebete, schenkt uns zum Beispiel einen schönen sonnigen Tag oder einen Menschen, der uns etwas Ermutigendes weitergibt.
So merken wir plötzlich, dass unser Dienst nicht vergeblich ist. Es passiert etwas, nur vielleicht nicht so viel, wie wir es uns wünschen würden.
Die Hoffnung und der Triumph trotz Schwierigkeiten
Nun ja, die Ausgangsposition: Paulus ist entmutigt, weil in der Gemeinde in Korinth nicht alles so läuft, wie er es sich vorgestellt hat. Es ist nicht nur so, dass die Leute nicht zum Glauben kommen, sondern sie entfernen sich vom Glauben durch falsche Lehrer.
Was macht Paulus in dieser Situation? Er setzt sich nicht einfach hin und sagt: „Ach, wie schlimm, Gott, das klappt ja alles nicht. Strafe die Korinther oder benutze mich anderswo.“ Stattdessen ist es interessant, was in Vers 14 steht. Ich lese einmal Vers 14 bis Vers 17:
„Gott aber sei Dank, der uns alle Zeit in Christus triumphieren lässt und den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an jedem Ort offenbar macht. Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus, unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen, den einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hier zu tüchtig? Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen, sondern aus Lauterkeit vor Gott reden wir vor dem Angesicht Gottes in Christus.“
Das Erste, was Paulus jetzt sagt, nachdem er seine Entmutigung und Unruhe ausgedrückt hat, ist: „Gott aber sei Dank.“ Man könnte fragen: Paulus, wofür denn? Es läuft doch im Moment gar nicht so toll. Die Korinther wollen von dir gar nichts mehr wissen.
Doch Paulus sagt: „Gott sei Dank.“ Und dann erklärt er, warum: „Der uns alle Zeit in Christus triumphieren lässt.“ Nun könnte man Paulus fragen: Hast du das richtig verstanden? Du hast doch gerade einen Brief geschrieben, und die Leute haben dich abgelehnt. Du bist innerlich unruhig, weil einer deiner engsten Mitarbeiter, Titus, noch unterwegs ist und du nicht weißt, wie es ihm geht. Warum sagst du da, dass du alle Zeit triumphierst?
Wenn ihr weiter im zweiten Korintherbrief lest, findet ihr eine beeindruckende Aussage von Paulus. Dort sagt er, dass er sich nicht rühmen muss, wie toll er ist, wie viele Doktortitel er hat oder wie viele Leute sich bekehrt haben. Das braucht er alles nicht. Stattdessen sagt er: Wenn ich mich schon rühme, dann rühme ich mich damit, wie oft ich im Gefängnis war, wie oft ich geschlagen wurde, wie oft ich überfallen und gesteinigt wurde.
Und das alles ist ihm ohne Schuld passiert. Wenn jemand von euch sagt: „Das kann ich auch, ich war auch oft im Gefängnis“, dann ist das etwas anderes, wenn man wegen eigener Schuld im Gefängnis sitzt. Paulus war im Gefängnis, obwohl er nichts Böses getan hat, nur weil Leute ihn fertig machen wollten. Und gerade darauf rühmt er sich.
Das sind Dinge, die wir normalerweise nicht nennen würden. Das zeigt die ganz andere Perspektive, die Paulus hat. Er sagt, gerade darin triumphiert Gott in ihm, da triumphiert Jesus Christus in ihm, wenn solche Dinge passieren.
Deshalb sieht Paulus das, was äußerlich wie eine Niederlage aussieht, ganz anders. Wenn du äußerlich denkst, es läuft schief, musst du lernen, deine Perspektive zu verändern.
Das Bild des Triumphzugs als Hoffnungssymbol
Was meint er denn mit diesem Triumphieren? Ihr heute in Deutschland im Jahr 2010 habt sicherlich etwas Schwierigkeiten, das einzuordnen, vermute ich mal. Leute, die damals dem Paulus zugehört haben, haben sofort an etwas gedacht. Und dieses Bild müssen wir vor Augen haben, damit wir verstehen, was er hier eigentlich sagen will.
Sie haben nämlich damals sofort an einen Triumphzug gedacht. Ich weiß nicht, ob ihr euch so einen Triumphzug vorstellen könnt. Im Römischen Reich gab es so etwas regelmäßig. Immer wenn irgendein Feldherr von einer Schlacht zurückgekommen ist und gesiegt hat, dann gab es durch die ganze Stadt hindurch einen Triumphzug.
Vorneweg war der Feldherr. Auf einem Wagen, mit vier oder sechs Pferden vorneweg, und dann war ein Sklave hinter ihm, der so einen Lorbeerkranz über seinen Kopf gehalten hat. Rechts und links waren die Leute, die jubelten und schrien und sagten: "Super und toll, Caesar, du hast gesiegt." Also das war richtig schön für die Leute.
Hinter dem Feldherrn zog die ganze siegreiche Armee. Diese wurde noch einmal gefeiert, mit Blumen beworfen, und zog durch die ganze Stadt hindurch. Dahinter kamen dann die Kriegsgefangenen, das heißt diejenigen, die gefangen worden waren im Kriegszug und jetzt als Gefangene nach Rom oder Korinth oder wohin der Triumphzug auch immer gegangen war, mitgezogen wurden.
Das müsst ihr euch vorstellen. Daran hat jemand gedacht, wenn Paulus schreibt: „Wir triumphieren allezeit mit Christus.“ Damit will er sagen, wir sind ständig auf solch einem Triumphzug nach einer gewonnenen Schlacht.
Und jetzt könnte ich dich fragen: Stimmt das denn überhaupt so genau? In diesem Triumphzug hinter dem Feldherrn waren doch alle möglichen Soldaten. Wenn ein Soldat während der Schlacht krank geworden ist, darf er am Triumphzug teilnehmen? Ja, sicher.
Was ist mit dem Soldaten, der das Essen gekocht hat? Der hat auch nicht mitgekämpft. Darf der daran teilnehmen? Klar, der gehört auch zur Armee dazu.
Was ist mit demjenigen, der die Waffen repariert hat? Der hat doch auch nicht gekämpft. Darf der mit teilnehmen? Ja, der darf auch mit dabei sein.
Wer ist letztendlich für diesen Sieg verantwortlich? In letzter Konsequenz ist es der Feldherr. Denn wenn der Feldherr seine Soldaten in die falsche Richtung laufen lässt, ist alles verloren. Der Feldherr muss den Überblick haben.
Und weshalb ist man im Triumphzug mit dabei? Weil man einen so genialen Feldherrn gehabt hat, der verantwortlich für den Sieg ist. Und genau das ist die Perspektive, die wir auch brauchen als Christen.
Wenn du nämlich nur darauf schaust, was du vor Ort leistest, was du schaffst in deinem Leben, dann wird es mal ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Wochen geben, in denen du dir auf die Schulter klopfen kannst und sagen kannst: „Michael, das hast du gut gemacht.“ Ich meine, wenn du nicht Michael heißt, dann sei es halt Olga oder Egon oder so, das hast du richtig gut gemacht, toll.
Aber dann wird es auch Phasen geben, in denen du auf dem Boden liegst, in denen es dir schlecht geht, in denen du keine Perspektive hast, in denen du keinen Mut mehr hast. Und in dieser Phase musst du daran denken: Nicht auf dich kommt es im Kern an, sondern du bist ein Soldat in der Armee Jesu.
Und weil Jesus der Sieger ist über Hölle, Tod und Teufel, wie die Bibel uns das sagt, deshalb freu dich! Deshalb kannst du mit Paulus sagen: „Dank sei Gott, der uns allezeit triumphieren lässt durch Christus!“ Nur deshalb.
Nicht weil du so toll bist, nicht weil du so siegreich bist, nicht weil in deinem Leben alles klappt, sondern weil wir wissen: Wir sind in der Mannschaft des Siegers oder in der Armee des Siegers – müsste hier gesagt werden.
Denn eigentlich ist das Wichtigste ja schon geschehen. Diese Kleinigkeiten, mit denen wir uns noch herumschlagen müssen – also ob wir unser Leben geregelt bekommen, ob wir einen Arbeitsplatz haben, ob es in der Ehe immer gut klappt, ob der Bau bald steht oder nicht – letztendlich spielt das aus der Perspektive Gottes und der Ewigkeit doch gar keine Rolle.
Oder glaubt ihr, dass euer Arbeitsplatz noch wichtig ist für den Himmel? Oder der Bau hier? Der ist gut für hier auf der Erde, das ist okay, da kann man sich darum kümmern. Aber daran hängt und steht und fällt nicht unser Christsein.
Unser Christsein steht und fällt daran, dass wir uns bewusst sind: Wir sind in der Mannschaft Jesu. Und wir sind die Sieger dabei – nicht weil wir so toll sind, sondern weil Jesus diesen Sieg schon errungen hat. Weil er den Teufel schon besiegt hat, weil er den Tod schon besiegt hat.
Und auch wenn der Tod einmal von jedem auf euch zukommt – das ist eine Sache, die ist hundertprozentig sicher: Ihr werdet hundertprozentig sicher alle sterben. Wahrscheinlich noch nicht heute, aber in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren. Also ich schätze mal, in hundert Jahren werde ich keinen von euch hier wiedersehen.
Ja, also ich auch nicht. Ich bin auch nicht mehr da, aber vielleicht irgendjemand anders, wer weiß. In hundert Jahren spätestens sind wir hoffentlich alle da oben. Also ich meine nicht hier an der Decke oder auf dem Dach, sondern das heißt bei Gott in der Ewigkeit.
Dann haben wir diese Sachen, die uns hier Probleme machen, alle hinter uns: alle Krankheiten, alle Auseinandersetzungen, alle Muskelkater, Zeitdruck, Müdigkeit, Erschöpfung – alles hinter uns.
Dann sind wir nämlich dabei, diesen Triumphzug zu genießen, weil wir bei Jesus sind, weil er schon alles besiegt hat. Und diese Perspektive ist doch eine ganz andere, die wir genießen können, als wenn wir nur die Probleme vor Augen haben.
Blick auf Jesus als Quelle der Hoffnung
Ich finde das auch ganz schön in einer anderen Geschichte, die ihr vielleicht auch kennt. Jesus ist mit drei seiner Jünger auf dem Berg der Verklärung. Dort überlegen sie, was sie alles machen können. Sie kommen gerade aus einer schwierigen Situation: Die Leute greifen Jesus an, die Pharisäer machen ihm das Leben schwer.
Auf dem Berg der Verklärung steht dann so ein ganz schöner Satz: „Und sie sahen auf und sahen niemanden als Jesus allein.“ Ich glaube, genau das ist es, was Paulus hier auch beschreiben will.
Schaue nicht so sehr auf die Schwierigkeiten, die dich herunterziehen. Denk daran, auch wenn es vorübergehend Probleme gibt, das Ende ist sicher. Wenn du zu Jesus gehörst, bist du nämlich mit in diesem Triumphzug dabei. Und auch wenn du, um das Bild zu benutzen, während dieser Schlacht mal krank warst oder nur im Hintergrund gearbeitet hast, wenn du nicht in der starken Auseinandersetzung warst und nicht alle auf dich geschaut haben, bist du trotzdem mit dabei.
Wie bei einem Triumphzug sind alle Soldaten mit dabei, alle, die zur Armee gehören. Darauf kommt es an: Bist du bei Jesus, dann freu dich darüber. Du bist auf der Seite des Siegers, auch wenn es im Leben manchmal Schwierigkeiten gibt und du nicht richtig weiterzukommen scheinst.
Paulus beschreibt das Christsein hier noch etwas mysteriöser. Er sagt: „Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch des Christus.“ In der Bibel finden wir verschiedene Vergleiche, wer wir als Christen sind. Der bekannteste Vergleich ist: „Du bist ein Schaf.“
Der normale Deutsche würde das wahrscheinlich nicht unbedingt als Lob ansehen. Er würde vielleicht denken: Willst du mir irgendwas Böses sagen? Das klingt fast so, als ob du sagst: Du bist ein Esel oder eine Ziege. Aber das ist damit nicht gemeint. Im Neuen Testament wird Jesus als der Hirte dargestellt, der auf seine Schäfchen aufpasst.
Wenn ihr mal in alte Kirchen hineingeht, werdet ihr das merken. Dort sind häufig an der Decke oder am Rahmen viele Schäfchen gemalt. Vielleicht hast du dich schon gefragt, ob das eine Kirche für Bauern war, die Schafe hatten. Nein, diese Schafe sind Symbole für uns als Christen, weil wir Jesus nachfolgen.
Manchmal wird der Christ in der Bibel auch mit einem Baustein verglichen, aus lebendigen Bausteinen, aus denen der Tempel gebaut wird. Hier an dieser Stelle, und das finde ich ganz schwer, mich hineinzuversetzen, sagt Paulus etwas anderes.
Ich kann mich ja noch irgendwie in ein Schaf hineinversetzen, weil ein Schaf sich bewegt, frisst und schläft. Aber hier werden wir mit einem Wohlgeruch verglichen. Hast du das schon mal gewusst? Du bist ein Wohlgeruch, wenn du Christ bist. Egal, ob du heute Morgen Parfum genommen hast oder nicht, egal, ob du dir die Zähne geputzt hast oder nicht – du bist ein Wohlgeruch, steht da.
Was ist denn das Wesen eines Wohlgeruchs? Das Wesen eines Wohlgeruchs ist der Geruch selbst. Kannst du einem Geruch sagen: „Jetzt riech“ oder „Jetzt riech nicht“? Manchmal wäre das ja ganz angebracht, besonders bei üblen Gerüchen. Wenn da ein schlechter Geruch ist, ist es Schweiggeruch oder hör auf zu riechen. Ihr könnt das mal probieren, aber normalerweise hält sich ein Geruch nicht daran.
Genauso ist es mit dem Wohlgeruch auch. Wenn da Parfum ist, dann riecht das einfach. Das kann man nicht wegmachen. Es ist da, auch wenn es irgendwann nachlässt. Hier wird gesagt: Du bist ein Wohlgeruch Gottes.
Das entlastet uns auch. Es zeigt: Du bist so, wie Gott dich geschaffen hat. Du gehörst zu ihm. Jesus wohnt in dir, wenn du Christ bist, ganz egal, was du äußerlich tust. Da steht nicht: „Wenn du dies und das geleistet hast, dann bist du ein Wohlgeruch und alle anderen nicht.“ Sondern da steht einfach: Wenn du zu Jesus gehörst, bist du ein Wohlgeruch.
Das wird jetzt noch etwas näher erklärt. Dieser Wohlgeruch hat nämlich noch ein Problem. Da steht: „Du bist ein Wohlgeruch des Christus unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen; den einen ein Geruch des Todes zum Tode, den anderen ein Geruch des Lebens zum Leben.“
Ist das nicht ein seltsamer Geruch? Die einen riechen den Tod, die anderen das Leben. Wie riecht das denn jetzt? Hier müsst ihr euch wieder in das Bild des Triumphzugs hineinversetzen. Die Armee marschiert durch die Stadt, vorneweg der siegreiche Feldherr.
Was hat man damals gemacht? Man hat Schälchen mit Weihrauch geschwenkt, so wie das heute in der katholischen Kirche auch noch üblich ist. Die Leute konnten schon Straßen entfernt den Triumphzug riechen. Genau das ist das Bild, das Paulus vor Augen hat.
Er will sagen: Man riecht das schon von weitem. Für die einen ist das ein Geruch zum Leben, nämlich für diejenigen, von denen diese Armee kommt. Die wissen: Unsere Armee hat gesiegt, wir sind auf der Seite des Siegers, und die freuen sich.
Für wen ist das ein Geruch zum Tode? Für die Kriegsgefangenen. Die Kriegsgefangenen, die hinten im Tross mit dabei waren, wussten ganz genau: Dieser Weihrauch, der jetzt da verräuchert wird, ist nicht gut für uns. Er zeigt, bald ist unser Leben vorbei.
Häufig war es so, dass, wenn der Triumphzug auf dem Marktplatz angekommen ist, einige dieser Kriegsgefangenen hingerichtet wurden. Das sollte zeigen: Ihr seid schuldig, ihr seid böse, euch wird das Leben genommen.
Insofern ist dieser Geruch für die einen ein Geruch zum Leben und für die anderen ein Geruch zum Tod.
Was bedeutet das für uns als Christen? Das heißt: Wenn du als Christ lebst, wirst du für andere Menschen solch ein Wohlgeruch sein. Die anderen werden zu dir kommen, egal was du tust. Sie werden zu dir kommen, weil sie merken: Bei dir ist etwas anders. Bei dir lebt Jesus.
Dann werden sie neugierig und fragen nach. Für die anderen hingegen, die nichts von Gott wissen wollen, ist das häufig ein Geruch zum Tod. Was heißt das? Dass sie sich über dich ärgern.
Ich weiß nicht, ob du das kennst: Du lebst und willst vielleicht ehrlich sein im Betrieb. Du lässt nicht überall etwas mitgehen, wie die anderen das tun. Plötzlich ärgern sich die Leute über dich. Obwohl du ja nur als Christ lebst und nichts Böses tust.
In der Mittagspause lästern alle übereinander: „Wie blöd ist der und wie blöd ist der!“ Du machst nicht mit, und plötzlich ärgern sie sich über dich. Alle treffen sich abends zu einem Besäufnis, und du gehst nicht hin. Dann ärgern sie sich über dich.
Alle sagen: „Was weiß ich“, haben jedes Wochenende neue Freundinnen, und du bist deiner Frau treu. Du musst gar nicht viel mehr tun. Die Leute merken, da ist etwas anders, und dann ärgern sie sich.
Das ist es, was hier steht: Für diese Menschen bist du ein Geruch zum Tode. Manche ärgern sich einfach nur, weil du Christ bist. Sie spüren und merken dadurch, dass etwas nicht stimmt.
Persönliche Erfahrungen mit Ablehnung und Ehrlichkeit
Eine Sache, die mir in Erinnerung geblieben ist: Ich habe eine Zeit lang, ich glaube, es waren rund vier Jahre, in einem Hotel an der Rezeption gearbeitet. Dabei war ich insbesondere als Nachtportier tätig. Als ich dort eingearbeitet wurde, in der Nacht, sagte einer der Nachtportiers zu mir: „So, jetzt können wir hier Pause machen, und du kannst dich aus der Küche bedienen.“ Es war ein Fünf-Sterne-Hotel, und ich konnte mir nehmen, was ich wollte.
Da ich wusste, dass das nicht in meinem Arbeitsvertrag stand, dachte ich lieber vorsichtig zu sein. Also packte ich mein Butterbrot aus und aß das. Tatsächlich kam zwei, drei Wochen später eine Art Razzia von der Hoteldirektion, weil immer wieder Sachen verschwunden waren – auch in der Küche. Kurz darauf wurden einige Leute entlassen.
In dieser ersten Nacht, als wir zusammen waren, waren die Kollegen richtig ärgerlich. Ich wusste gar nicht warum. Da sagte Michael: „Nimm doch was hier, guck mal, du kannst dir aussuchen – hier von dem Kuchen, da von dem Braten oder von dem da, nimm doch irgendwas.“ Ich verstand nicht, warum sie mir so aufdrängten.
Genau darum ging es: Sie wollten, dass ich mitesse. Nach dem schönen deutschen Sprichwort heißt das „Mitgefangen, mitgehangen“. Wenn du mitmachst, bist du einer von uns, dann ist alles in Ordnung. Wenn du nicht mitmachst, ärgern sich manche Leute über dich und denken: Warum willst du denn hier etwas Besseres sein?
Hier kommt es darauf an: Wenn du zu Jesus gehörst, lebe einfach so, wie Jesus es will. Du musst kein großer Held sein. Es müssen nicht Tausende durch dich bekehrt werden. Lebe einfach so, und du wirst merken, dass Leute in deiner Umgebung aufmerksam werden. Sie werden merken, dass Gott in dir wirkt, dass er dich verändert, dein Denken, deine Persönlichkeit, deinen Alltag gestaltet und eingreift.
Andere Menschen werden sich darüber ärgern. Gegen diese Menschen, die sich ärgern, könnt ihr nichts tun. Ihr werdet es nie schaffen, dass euch alle auf die Schulter klopfen und begeistert sind. Es wird immer Menschen geben, die sich ärgern, wenn du nicht so lebst wie sie.
Genau das ist das Bild, das wir hier vor Augen haben. Wenn du allerdings zu denen gehörst, die sich noch ärgern, die noch nicht bei Jesus, in der Mannschaft Jesu sind, dann wäre es höchste Zeit, damit zu beginnen. Denn bei Gott gibt es keine neutrale Position. Es geht entweder darum, dass du auf seiner Seite bist oder gegen ihn.
Neutralität gibt es nicht. In dieser Auseinandersetzung kannst du nicht einfach sagen: „Ich kümmere mich nicht darum.“ Spätestens wenn du einmal nach diesem Leben vor Gott stehst, wird er dich fragen: „Was hast du in deinem Leben gemacht? Hast du Vergebung deiner Schuld?“ Dann wirst du vielleicht sagen: „Ja, ich habe doch einiges Gutes getan, so böse und schlecht war ich doch gar nicht.“
Vielleicht führt Gott dir dann einen Film deines ganzen Lebens vor Augen. Dann merkst du: So ganz viel Gutes war da nicht, es war auch viel Böses. Aber selbst wenn das nicht so ist, selbst wenn du zum Beispiel Mutter Teresa gewesen wärst – sie ist ja schon tot –, die ihr Leben lang scheinbar nur den armen Leuten geholfen hat, das ist super.
Worum geht es vor dem Gericht Gottes? Es geht nicht darum, was du gut getan hast. Vor dem Gericht Gottes wird einzig und allein betrachtet, was du falsch gemacht hast.
Jetzt sagst du vielleicht, das sei ungerecht. Aber so ungerecht laufen weltliche Gerichte ja auch, oder? Du kannst das ja mal probieren: Fahr heute Nachmittag durch Herford, dort, wo die Blitzkästen stehen und wo 50 km/h erlaubt sind, fahr mal mit 100 km/h. Nach ein paar Tagen oder Wochen bekommst du einen Brief, in dem steht: „Sie sind vorgeladen.“ Und wenn du dort hingehst und sagst: „Die letzten hundert Male bin ich an dieser Stelle immer richtig gefahren. Jetzt bin ich einmal zu schnell gefahren. Das müsste sich doch ausgleichen, oder?“, dann wirst du sehen, dass das nicht funktioniert.
Polizisten lassen sich nicht verhandeln. Sie sagen: Egal wie oft du richtig gefahren bist, hier zählt, dass du jetzt falsch gefahren bist. Genauso wird es vor Gott sein.
Wenn du lieb und nett auf der Erde bist, freut sich Gott darüber. Aber vor dem Gericht Gottes geht es darum: Bist du sündlos, so wie Gott sündlos ist? Du kannst nur in seiner Gegenwart sein, wenn du auch sündlos bist. Jede Sünde trennt dich von Gott.
Wenn du das nicht verstehst und nur auf der Erde denkst, Gott wird das schon irgendwie ausgleichen, dann liegst du falsch. Du kannst nicht sagen: „Hier bin ich mal vierzig gefahren, also darf ich das nächste Mal siebzig fahren.“ Nein, Regeln gelten immer gleich. Und genauso wird es vor Gott sein.
Wenn du nicht weißt, dass deine Schuld, egal ob viel oder wenig, dir vergeben ist, wirst du einmal vor dem Gericht Gottes stehen. Dann wird Gott sagen: „Hinweg, du musst ewig von mir getrennt sein. Da ist noch so viel Schuld an dir, du kannst nicht bei mir wohnen.“
Die Bibel zeigt uns die geniale und einzige Möglichkeit, wie wir mit unserer Schuld fertig werden können: Ein anderer bezahlt für unsere Schuld. Dann ist die Schuld beglichen.
Das ist wie im Straßenverkehr: Du fährst irgendwo durch, und anstatt eines Blitzkastens steht die Polizei an der Straße und hält die Hand auf. Du kommst zur Polizei und hast kein Geld dabei. Neben dir sitzt aber dein Freund, der Geld hat und bezahlt. Hat der Polizist etwas dagegen? Nein, Geld ist Geld, und wenn bezahlt wird, kannst du weiterfahren.
So wird es auch vor Gott sein. Wenn du vor Gott stehst und deine Schuld da ist, kannst du sie nie selbst bezahlen. Womit willst du deine Schuld bezahlen? Aber Jesus steht neben dir und sagt: „Ich bin bereit, für diese Schuld zu bezahlen. Auf deine Schuld steht die Todesstrafe, ich bin bereit, den Tod für dich zu sterben.“ Das ist, was die Bibel uns sagt.
Wenn du das akzeptierst und annimmst und sagst: „Ja, Herr Jesus, ich will akzeptieren, dass du für mich gestorben bist“, dann wirst du Christ. Dann gehörst du zur Mannschaft Jesu, bist Teil dieser Gemeinschaft, und kannst sagen: „Ja, wir triumphieren allezeit“, auch wenn es im Moment schiefgeht.
Deshalb: Wenn das bei dir der Fall ist, dann freu dich. Du bist bei der Mannschaft Jesu, auf der Seite des Siegers. Auch wenn im Leben etwas schiefgeht, schau nicht nur auf das Problem, das gerade vor deinen Füßen liegt. Vergiss nicht, dass dieses Leben kurz ist und schnell vorbeigeht.
Wichtig ist, dass du schon das hast, worauf es ankommt: Vergebung deiner Schuld und die Zugehörigkeit zum Volk Gottes.
Warnung vor Bibelverfälschung
Am Ende dieses Textes erwähnt Paulus allerdings noch zwei andere Dinge – oder eigentlich müssten wir sagen drei –, nämlich in Vers 17. Dort sagt er: „Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen.“ Und dann fügt er hinzu: „sondern aus Lauterkeit, also als lauter reden wir vor dem Angesicht Gottes.“
Ich möchte hier nur einen Gedanken aus Vers 17 herausgreifen. Paulus sagt nämlich, es gibt Leute, die das Wort Gottes verfälschen. Und wer das tut, der gehört nicht zur Mannschaft Jesu. Wer das tut, wird auch in Entmutigung fallen und Probleme haben.
Vielleicht denkt ihr jetzt: „Ach, hier in der Gemeinde ist doch keiner, der das Wort Gottes verfälscht.“ Nun ja, ich habe in der Vergangenheit mit Leuten zu tun gehabt – zugegeben nicht bei euch –, die sich zum Beispiel Bibelkritiker nennen. Sie beschäftigen sich nur damit, warum die Bibel nicht wahr sein kann. Ich schätze mal, das gibt es bei euch nicht. Aber es gibt auch unter Christen einfachere Formen, die Bibel zu verfälschen.
Wie kann das zum Beispiel aussehen? Das kann so aussehen, dass wahrscheinlich jeder von euch sagen würde: Die Bibel ist das wichtigste Buch in meinem Leben – hoffentlich die Christen. Aber sie lesen einfach nicht darin. Auch das ist eine Verfälschung der Bibel. Wenn du nämlich sagst, es ist das Wort Gottes, wenn du sagst, hierdurch begegnet mir Gott, aber du liest nicht darin, dann stimmt doch irgendwas nicht. Entweder glaubst du nicht wirklich, dass Gott dir begegnet, oder man muss fragen: Warum tust du das denn nicht?
Manche Leute sagen: „Gott weiß, was das Beste für mein Leben ist, was ich tun soll und was ich lassen soll.“ Aber dann leben sie gar nicht so, wie Gott es ihnen sagt. Das ist doch auch Bibelfälschung. Da steht ganz offen drin: Gott sagt, du sollst nicht lügen. Und dann überlegst du dir lange, na ja, es gibt ja Dreiviertel-Lügen und Einviertel-Lügen und Zweidrittel-Lügen, und nur die hundertprozentigen Lügen sind verboten. Nein, alles ist verboten. Und wenn du wirklich glaubst, dass das Wort Gottes ist, dann halte dich auch daran. Nicht, weil du deshalb in den Himmel kommst, sondern weil du weißt, dass das für dich und dein Leben und das Leben der Menschen untereinander wichtig und gut ist.
Wenn du in einem Umfeld lebst, wo wenig Christen sind, wird ja alle Nase lang gelogen. Warum? Weil Menschen meinen, dass mit Lügen alles viel einfacher ist. Zum Beispiel: Unsere Nachbarin – meine Frau war zu Besuch – spricht mit ihr. Dann kommen die Kinder rein und sagen, sie wollen gern fernsehen. Die Nachbarin sagt: „Der Fernseher ist kaputt.“ Die Kinder gehen wieder nach draußen. Meine Frau fragt: „Was ist denn mit dem Fernseher?“ – „Der ist gar nicht kaputt.“ – „Warum hast du das gesagt?“ – „Wenn ich ihnen sage, der Fernseher ist heil, dann kommt die lange Diskussion, warum dürfen wir nicht? Wenn ich sage, der ist kaputt, gibt es keine Diskussion, man kann ja nicht schauen.“ So läuft das manchmal mit Lügen. Das ist ja nichts besonders Schlimmes. Aber was passiert mit der Zeit? Mit der Zeit glauben die Kinder den Eltern doch nichts mehr, weil sie nie wissen, ob er jetzt lügt oder die Wahrheit sagt.
Ich muss zugeben, dass gerade diese Dinge, bei denen Gott etwas sagt und man es wirklich tun soll, gar nicht immer so einfach sind. Manchmal bin ich selbst noch in der Versuchung zu lügen, auch nach dreißig Jahren Christsein.
Ihr müsst keine Angst haben, das sind keine weltbewegenden Sachen, aber immerhin: Lüge ist Lüge. Ein Beispiel: Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich mit meiner Frau in Detmold in der Stadt abgemacht, sie abzuholen. Ich kam zu spät, weil ich mich an der Bibelschule etwas verquatscht hatte – ein wichtiges Gespräch mit einem Schüler. Ich wusste, meine Frau wartet. Ich saß im Auto und war ganz nervös. Was sage ich jetzt meiner Frau? Wenn ich ihr sage, ich habe so lange geredet, gibt es vielleicht eine große Diskussion: „Warum bist du nicht gekommen? Das hätte doch später Zeit gehabt.“ Ob berechtigt oder nicht, sei jeder selbst hingestellt.
Als ich zu ihr kam, sagte ich: „Es war so viel Verkehr.“ Stimmte das? Nein, das war falsch. Ich musste um Vergebung bitten. Das war keine weltbewegende Sache, aber ich merkte: Michael, du bist genauso noch ein Mensch wie viele andere. Du bist im Kämpfen und Suchen.
Warum habe ich so geantwortet? Weil es viel einfacher war. Den Verkehr kann ja keiner ändern. Meine Frau kann ja nicht schimpfen: „Michael, warum hast du den Verkehr nicht verändert? Warum hast du die Ampel nicht auf Grün gestellt?“ Das geht ja nicht. Also war ich fein raus.
Aber wenn ich jetzt sage: „Ich habe so lange mit dem Schüler geredet“, egal wie wichtig es war, dann müsste ich das lange erklären. Das ist unangenehm. Manchmal tun wir Dinge, von denen wir wissen, dass sie falsch sind, weil wir meinen, in dem Moment besser rauszukommen. Wir meinen, klüger zu sein als Gott. Deshalb tun wir Dinge, die Gott eigentlich nicht will. Und das ist im Grunde auch Bibelverfälschung, wie es darin steht.
Es gibt auch manche, die Bibelverfälschung betreiben, indem sie bestimmte Dinge in der Bibel gar nicht lesen. Du könntest zum Beispiel mal das Buch Maleachi nehmen und versuchen, es bei deinem Nachbarn zusammenzukleben, so dass man es nicht herausnehmen kann. Du sollst die Bibel ja nicht kaputt machen. Dann warte, bis er merkt, dass das Buch nicht mehr lesbar ist. Ich schätze, manche merken das in zehn Jahren nicht, weil sie schlichtweg nicht lesen. Auch das ist Bibelverfälschung. Denn wenn wir davon ausgehen, dass das ganze Buch das Wort Gottes ist – alles darin –, dann sollten wir auch alles darin lesen.
Manche lesen vielleicht nicht nur ein biblisches Buch nicht, sondern lesen immer nur die Stellen, die sie gerade lesen wollen. Kennt ihr vielleicht denjenigen, der sich nach einer Frau sehnte? Er überlegte: „Ich will gerne heiraten.“ Und dann schlägt er in der Bibel auf und sucht und sucht, bis er eine Stelle findet, wo Gott zu ihm spricht. Dort steht: „Und es kam eine lange Dürre.“ Da wusste er: „Ah, das wird meine Frau sein – eine lange Dürre.“ Das ist natürlich auch Bibelverfälschung.
Wir sollen die Bibel nicht so lesen, dass wir denken, es muss immer wie ein Orakel genau das drinstehen, was wir gerade gerne lesen wollen. Nein, so auch nicht. Lies die Bibel im Zusammenhang. Sie sagt dir manchmal auch unangenehme Dinge.
Manchmal sagt sie dir: Sei froh, so wie heute Morgen. Du gehörst zur Mannschaft Jesu, wenn du gläubig bist. Du bist auf der Seite des Siegers. Freu dich darüber. Am Ende wird es gut herauskommen, auch wenn es vorläufig Schwierigkeiten gibt.
Aber manchmal sagt die Bibel uns auch unangenehme Wahrheiten. Sie sagt uns, wie wir wirklich sind, wo unsere Probleme liegen und wo wir etwas verändern müssen. Das tut Gott nie, weil er uns fertig machen will, sondern weil er uns liebt. Er will uns weiterbringen. Er sagt nicht einfach: „Der ist mir egal, soll der ruhig scheitern, soll der alles falsch machen.“ Sondern Gott sagt es, weil er uns liebt.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an eines der Lieder, die wir vorhin gesungen haben. Da war doch so ein toller Refrain: „Und ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.“ Das ist eine ganz wichtige geistliche Aussage.
Gott liebt uns nicht, weil wir alle so toll sind, weil wir immer nur von uns aus die Sieger wären. Nein, er liebt uns, obwohl er uns kennt, obwohl er unsere Schwachpunkte weiß, obwohl er weiß, wo wir versagen und noch kämpfen. Er liebt uns. Das ist der Gott, an den wir glauben.
Aber er sagt nicht nur Streicheleinheiten, sondern manchmal sagt er uns auch, wo es falsch liegt – aus Liebe, damit wir uns verändern können. Damit wir sehen, wo etwas falsch läuft, nicht dieselben Fehler immer wieder machen und unser Leben sowie das Leben von anderen dabei kaputt machen.
So hoffe ich, dass ihr heute Morgen aus dem Gottesdienst mit diesem Blick auf Jesus herausgehen könnt: Wenn ihr im Moment oder in naher Zukunft mit Entmutigung oder Frustration zu tun habt, wenn ihr merkt: „Das geht gar nicht gut, ich habe keine Perspektive mehr, keine Lebensfreude, ich sehe immer nur die Probleme, die mir auf den Füßen liegen und ich kann sie nicht lösen“, dann macht es so wie Paulus.
Dann schaltet einfach mal um. Versucht, die Probleme wegzuschauen und hochzuschauen zu Jesus. Und sagt dann, wie er sagt: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit in Christus triumphieren lässt.“
Damit bist du nicht blind. Für Paulus war die Sache in Korinth noch nicht geregelt. Titus war noch nicht gekommen. Er wusste noch nicht, wie die Gemeinde reagieren würde. Aber er glaubte fest daran, dass Gott eine Lösung schaffen wird. Weil er der Sieger ist. Er weiß, worauf es am Ende hinausläuft. Und darauf zu vertrauen, ist eine wichtige Sache.
Gott ist bei dir. Du bist in diesem Triumphzug nicht, weil du so toll bist, sondern weil dein Herr im Bild des Feldherrn gesiegt hat. Jesus hat den Teufel besiegt, den Tod besiegt und deine Sünde besiegt in deinem Leben.
Immer stärker, wenn wir mit ihm leben, können wir das umsetzen. Wir können merken, wie Gott immer mehr unser Leben verändert. Aber das Ziel werden wir erst in der Ewigkeit bei ihm erreichen, nicht hier auf der Erde.
Denk daran, wenn du so lebst, dann kann es sein, dass nicht alle Leute dir auf die Schulter klopfen und dich toll finden. Es wird immer Menschen geben, die sich über dich ärgern, weil sie denken: „Das kann doch nicht sein, warum ist der so fromm? Was macht der denn da?“ Lass dich dadurch nicht niederdrücken – egal, ob es Leute in der Gemeinde oder außerhalb sind.
Das muss so sein, ohne das geht es gar nicht. Wenn du Jesus nachfolgst, werden immer Menschen etwas zu meckern haben. Das steht hier schon drin: „Einer ist ein Geruch zum Leben, der andere ein Geruch zum Tod.“
Und denk an das Letzte: Sei kein Bibelverfälscher. Denn wer die Bibel verfälscht, der wird in Distanz zu Gott kommen, wird nicht bei Gott sein, wird sein Leben nicht verändern können. Er wird ständig entmutigt und frustriert sein.
Wenn ich die Bibel so lese, dass ich nur lese: „Alles ist gut, du wirst immer gesund sein, du wirst immer reich sein“, dann werde ich enttäuscht sein. Denn plötzlich merke ich: Ich bin nicht immer gesund und nicht immer reich. Das steht auch nicht in der Bibel.
Manche suchen nur ein paar Verse heraus, die ihnen passen, stellen diese über alle anderen und lassen den Rest unter den Tisch fallen. Dann sind sie enttäuscht und frustriert.
Nein, das Christenleben ist so nicht. Es ist Auseinandersetzung und Kampf. Wir sind nicht von allen Krankheiten gefeit, wir sind nicht immer sicher, einen Arbeitsplatz zu bekommen, und unser Bankkonto ist auch nicht immer voll.
Das muss auch gar nicht so sein. Das hat nichts mit der Stärke oder Schwäche Gottes zu tun. Gott hat uns verheißen, dass er uns nie allein lässt. Und daran wird er festhalten, dass wir immer das haben, was wir wirklich brauchen – aber nicht alles, was wir uns wünschen.
Denkt daran: Lest die ganze Bibel und nicht nur die Stellen, die euch gerade passen, die ihr schön findet, die euch schmeicheln oder die ihr gerne haben wollt. Denn wenn wir das tun, können wir viel schneller in Entmutigung und Frustration hineinfallen.
Einladung zur Entscheidung für Jesus
Und als Letztes: Das wäre jetzt der dritte Punkt.
Wenn du noch nicht zur Mannschaft Jesu gehörst, dann werde dir darüber klar, dass du dich irgendwann entscheiden musst. Deine Schuld kannst du selbst nicht abarbeiten. Du kannst noch so oft bei Grün fahren und bei Rot an der Ampel stehen bleiben. Wenn du einmal die Regeln überschritten hast, dann muss das vergeben werden.
Vor dem Gericht Gottes gibt es nur ein Urteil: Entweder ewige Trennung oder ewig bei ihm. Wenn du weißt, dass dir deine Sünden vergeben sind, dann Halleluja, freu dich! Du wirst ewig bei Gott sein.
Wenn du das nicht weißt, dann musst du dir überlegen, wie du mit deiner Schuld fertig wirst. Du kannst sie nicht aufarbeiten, und bezahlen kannst du sie auch nicht. Aber du kannst Gott um Vergebung bitten. Dann ist er bereit, dir zu vergeben und dir neues Leben zu schenken.
Das heißt nicht, dass alle Lebensprobleme hier sofort gelöst sind, aber dein Hauptproblem ist gelöst. Dein Hauptproblem ist deine Trennung von Gott – und die ist dann aufgehoben.
Ich möchte gern an dieser Stelle zusammen mit euch beten.