Dank und Gebet zum Beginn
Bevor wir ins Wort schauen, lieber Vater, hab herzlichen Dank für den schönen Morgen. Danke für die Sonne und für die Wärme.
Herr, es ist gut, beisammen zu sein. Mein Gebet ist, dass du uns baust zu deinem Tempel. Herr, dass wir uns fügen in den Bereich, wo du uns einsetzen möchtest, um ein schönes Gebäude zu werden. Dass wir nicht unseren eigenen Platz suchen, sondern uns von dir ihn zuweisen lassen, damit etwas Schönes herauskommt – nicht etwas Verwirrtes oder Entstelltes.
Ich bete, Vater, dass wir lernen, dich zu lieben und dir zu dienen, damit wir erkennen, was dein Wille ist und was du von uns möchtest. So bete ich um den Segen für das Reden und Hören, für das Lesen und Singen auch an diesem Morgen.
Möge alles dienen zu deiner Ehre und uns zum Segen werden. Amen.
Die Entwicklung der Anbetung und ihre Orte
Ich möchte heute noch ein bisschen weiter über Anbetung sprechen, wo ich gestern Abend begonnen habe. Wenn man über Anbetung spricht, verbindet man das sehr oft mit einer Anbetungsstätte, also einem Ort, an dem man betet. Für manche Menschen ist das eine Kirche oder eine Kapelle, für andere ein einsamer Ort im Wald, wo sie hingehen oder in ihrem Zimmer, um anzubeten.
Diese Idee, dass man an einen bestimmten Ort geht, um anzubeten, stammt natürlich aus dem Alten Testament. Dort ging man nämlich zum Tempel. Es gab drei Feste im Jahr, bei denen jeder fähige männliche Jude nach Jerusalem gehen musste, um dort im Tempel anzubeten und das Fest zu feiern. Für uns in christlichen Ländern sind das heute Kirchengebäude, Kathedralen, Kapellen und so weiter.
Aber so schön diese Gebäude sind und so sehr sie auch ihren Wert haben, glaube ich nicht, dass es jemals Gottes Wunsch oder Idee war, eine feste Anbetungsstätte zu haben. Im ersten Buch Mose, im ersten Kapitel, schuf Gott den Menschen in seinem Ebenbild. Gott hat Menschen geschaffen, Adam und Eva gesehen und gesagt, sie sind wie ich – mein Ebenbild.
Und wisst ihr, was Gott mit Adam tun wollte? Er ging jeden Tag im Garten mit ihm spazieren. Sie hatten Gemeinschaft, saßen zusammen, redeten miteinander. Da gab es keinen Tempel oder keine Kirche. Es ging darum, miteinander zu leben.
Im zehnten Kapitel des ersten Buches Mose lebte Yahweh im Zelt von Shem, einem Sohn Noahs. Sie zelteten zusammen, lebten in einem Raum gemeinsam. Abraham war später ein Mann des Zeltes und des Altars. Er reiste viel umher mit seinem Zelt, seiner Frau, ein paar hundert Angestellten und Rindern.
Wo immer Abraham wohnte, wisst ihr, was er machte? Er baute einen Altar und betete dort an. Aber den Altar nahm er immer mit oder er fiel zusammen, und am nächsten Ort baute er wieder einen Altar. Der Altar war praktisch immer bei ihm. Das war keine feste Stätte, zu der er ging, sondern der Altar ging mit ihm.
Von diesem Altar ausgehend wurden alle anderen Lebensbereiche im Leben Abrahams bestimmt.
Jahre später befahl Gott Mose, ein Zelt zu bauen – die Stiftshütte. Viele von euch wissen, was das ist. Falls nicht: Ein großes Zelt, etwas kleiner als hier in Eitlingen. Die Stiftshütte stand in der Mitte, und das Volk Israel wohnte ringsherum, die zwölf Stämme.
Über dem Zelt war tagsüber eine Wolkensäule, die die Herrlichkeit Gottes zeigte. Nachts war es eine Feuersäule. Der Altar stand wieder im Zentrum dieses Zeltes. Wenn sich die Wolkensäule bewegte, bauten alle ihre Zelte ab und folgten der Wolkensäule. Das bedeutet, das Volk folgte Gott, und Gott bestimmte, wohin es ging.
Jahre später wollte David, ein Mann nach Gottes Herzen, einen Tempel bauen – einen festen Ort, an dem Gott wohnt und zu dem die Menschen hingehen müssen.
Interessant ist, was Gott dazu sagte. Im 2. Samuel 7 lesen wir ab Vers 4: In jener Nacht sprach der Herr zu Nathan: „Geh hin und sage zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Willst du mir ein Haus bauen als Wohnung für mich? Wahrhaftig, ich habe nie in einem Haus gewohnt, seitdem ich die Söhne Israels aus Ägypten heraufgeführt habe bis heute. Ich bin umhergezogen in Zelt und Wohnung.
In der ganzen Zeit, in der ich unter allen Söhnen Israels umhergezogen bin, habe ich jemals zu einem der Stämme Israels, der mich gebot, mein Volk Israel zu weiden, ein Wort geredet und gesagt: ‚Warum habt ihr mir nicht ein Haus aus Zedern gebaut?‘“
Gott war also nicht sehr beeindruckt davon, dass David den Tempel bauen wollte. Aber der Tempel wurde gebaut. Damit wurde Gott an einem Ort festgenagelt – damals in Jerusalem im Tempel.
Was ist jetzt geschehen? Bis dahin war Gott mit den Menschen umhergezogen. Nun aber haben die Menschen Gott besessen. Sie sagten: „Gott, du wohnst jetzt hier, und wir kommen zu dir, wenn es uns gefällt.“ Gott war festgenagelt.
Bis dahin hatte Gott den Alltag der Menschen regiert. Er ging mit ihnen durch die Wüste und überall mit ihnen umher. Jetzt wurden Alltag und Anbetung getrennt. Anbetung fand im Tempel statt, und das normale Leben lief von Sonntag bis Freitag. Am Schabbat betete man dann wieder an.
Die Trennung von Alltag und Anbetung als Problem
Meine Lieben, ich glaube, das ist das größte Problem in unseren Kirchen in Deutschland, Österreich und in der westlichen Welt.
Wisst ihr, was wir gemacht haben? Wir haben Alltag und Anbetung getrennt – und das ist tödlich. Wie vielen von euch geht es so, dass ihr zum Beispiel sonntags zur Kirche geht, wenn das Wetter nicht allzu schön ist, vielleicht mittwochs zur Jugendstunde oder freitags. Und wenn es gut läuft, vielleicht auch mal zum Gebetskreis.
Aber wie sieht es aus am Montag, Dienstag und Mittwoch in der Schule, an der Universität oder am Arbeitsplatz? Wisst ihr was? Wir haben Anbetung und Alltag voneinander getrennt, und das kommt von der Idee des Tempels. Das ist aber nicht richtig.
Das ist der Grund, warum wir am Dauernhof sind und warum ich so gerne im Winter Skifreizeiten organisiere. Dort habe ich neun Skilehrer, die gläubig sind, und sie fahren den ganzen Tag mit den Gästen Ski. Abends gibt es Bibelunterricht, aber oft erzählen die Skilehrer mehr von Jesus als derjenige am Abend.
Vor zwei Jahren hat mir einer gesagt: „Ihr habt eine interessante Technik am Dauernhof. Ihr redet nicht nur von Jesus auf der Kanzel, sondern auch auf der Skipiste.“ Für ihn war das eine Technik. Ich habe ihm geantwortet: „Lieber Mann, mein Leben ist Jesus. Ob ich auf der Skipiste oder auf der Kanzel bin, ob ich einkaufen gehe oder zu Hause bin – mein Leben ist Jesus. Warum sollte ich nicht darüber reden?“
Aber wir haben das getrennt. Das Leben ist aber eins. Wenn wir das nicht lernen, lernen wir auch nicht, wirklich Christ zu sein. Entweder du bist Christ 24 Stunden am Tag – oder du bist kein Christ.
Gott mit uns, Immanuel, Jesus mit uns – 24 Stunden am Tag. Nicht nur sonntagmorgens oder an Pfingsten in Eitlingen.
Der Tempel und der Verlust der wahren Anbetung
Der Tempel Salomos war ein prächtiges Bauwerk. Doch dort begann die Entstellung der Anbetung. Die Menschen verlernten, richtig anzubeten.
Im Tempel ging das Gesetzesbuch verloren. Auch das Opfersystem wurde korrupt. Die Priester verloren ihre Redlichkeit, und die Israeliten verloren ihren Gott.
Im Buch Ezechiel kannst du nachlesen, wie Gott den Tempel verlassen hat.
Das Zelt und der Altar, der Tempel und der Altar der Einfachen wurden durch eine religiöse Elite ersetzt – durch das Priestertum. Dieses nahm dem einfachen Volk das Recht auf ihr persönliches Priestertum.
Vom Anbeginn der Welt an: Wisst ihr, was Gott sich gewünscht hat? Ganz einfach: "Mein lieber Freund, ich möchte nur mit dir leben – 24 Stunden am Tag."
Stephanus’ Predigt und die wahre Wohnstätte Gottes
Stephanus in der Apostelgeschichte
Wenn du eine Zusammenfassung vom Alten Testament suchst, dann lies die Apostelgeschichte Kapitel 7, besonders die Predigt von Stephanus. Den Leuten hat seine Rede nicht gefallen. Er wurde gesteinigt und war nach der Predigt tot. Ich hoffe, mir wird das nicht passieren.
Wisst ihr, warum sie ihn gesteinigt haben? Wisst ihr, was Stephanus zu dieser religiösen Elite, zu den Priestern, gepredigt hat? In Apostelgeschichte 7,48 sagt Stephanus: "Aber der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht." Stephanus hat ihnen gesagt: Leute, Gott wohnt nicht in einem Haus.
Wisst ihr, wo Gott wohnt? Im Neuen Testament lesen wir sieben Mal – wenn du das etwa sieben Mal liest, dann sollten deine Glocken läuten, denn das ist wichtig – dass du der Tempel des Heiligen Geistes bist. Du und ich, wir sind der Tempel. Hier wohnt Gott, hier wohnt Christus, Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Und das bedeutet nicht nur drei Stunden am Sonntag oder eine Stunde am Freitag, sondern 24 Stunden am Tag, ein Leben lang. Weißt du, dass du nie Urlaub machen kannst von Jesus? Das geht gar nicht. Ich will es auch gar nicht. Denn Jesus ist immer bei uns. Wir sollten ihn täglich anbeten.
Ich habe das böse Gefühl, dass unser Christsein im christlichen Westen trocken, schwer und unerfüllt bleibt, wenn wir nicht neu lernen, Gott anzubeten. Ich muss ehrlich sein: Ich wäre neugierig, wenn ich jetzt persönliche Gespräche mit jedem von euch führen könnte. Ich würde dich fragen: Wie geht es dir im Christsein? Freust du dich daran?
Viele, wenn nicht die Mehrheit, würden ehrlich sagen: Ich bin zwar froh, gerettet zu sein. Ich bin froh, mal in den Himmel zu kommen. Ich bin froh, dass meine Sünden vergeben sind. Aber ehrlich gesagt genieße ich mein Leben mit Jesus nicht. Es wäre mir lieber, kein Christ zu sein, denn dann könnte ich wenigstens mit gutem Gewissen sündigen. Jetzt kann ich nicht mal das. Das ist ein Krampf. Christsein ist ein Problem.
Wenn wir nicht lernen, neu anzubeten, wird unser Christsein eine unerfüllte Sache bleiben. Du wirst nicht missionarisch tätig sein. Niemand wird sich wegen deines Lebens bekehren, wenn du nicht lernst, neu anzubeten.
Gestern haben wir Johannes gelesen, und darin steht mehrfach, dass Jesus gesagt hat: "Die, die mich anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten, denn solche Anbeter sucht Gott."
Doser, ein großer Theologe, hat einmal gesagt: "Anbetung ist das fehlende Juwel in unserer Kirche, weil wir nicht mehr wissen, wie es geht."
Nun, wie können wir anbeten und was sind die Voraussetzungen für rechte Anbetung? Es gibt viele Dinge, aber ich möchte euch heute Morgen einen ganz konkreten Punkt geben.
Die Herausforderung der Liebe Gottes im Buch Malachi
Jetzt wird mir zu warm, jetzt muss ich mich ausziehen. Nicht ganz natürlich, nur ein bisschen. Wie können wir anbeten?
Ich weiß nicht, wie viele von euch den Propheten Maleachi kennen. Ich hoffe übrigens, du liest deine Bibel. Das ist ja auch so eine Sache. Die wenigsten Christen lesen ihre Bibel. Sie mögen Jesus zwar, aber sie haben keine Ahnung, wer er wirklich ist.
Der Prophet Maleachi ist der Verfasser des letzten Buches im Alten Testament. Er hat ungefähr vierhundert Jahre vor der Geburt Jesu gesprochen. Maleachi war der letzte Prophet des Alten Testaments. Wer war der erste im Neuen Testament? Johannes der Täufer.
Zwischen diesen beiden Propheten lagen 400 Jahre der Stille, in denen Gott nicht gesprochen hat. Das heißt nicht, dass in dieser Zeit nichts geschah, aber Gott hat sich nicht direkt geäußert.
Das kleine Buch Maleachi umfasst nur 55 Verse, ist aber extrem provokativ. Zur Zeit Maleachis, und das passt gut zu uns, lebte das Volk Israel in relativem Frieden – ähnlich wie wir heute in Deutschland und Österreich. Es war eine Zeit ohne extreme Bedrohungen. Diese kamen erst später durch die Griechen. Das Volk brauchte Gott damals nicht unbedingt, sie kamen ganz gut ohne ihn zurecht. Gott war ausgeklammert.
Das ist interessant. Kennt ihr das Buch Esther? Wisst ihr, was Besonderes daran ist? Der Name Gottes kommt in dem gesamten Buch kein einziges Mal vor, aber Gott ist trotzdem sehr präsent. Im Buch Maleachi hingegen kommt der Name Gottes in 53 von 55 Versen vor, aber Gott wirkt dort sehr abwesend.
Wenn wir uns diese Botschaft zu Herzen nehmen würden, glaube ich, könnten wir lernen, neu anzubeten. Ich möchte jetzt mit euch ein paar Verse betrachten.
Geht zu Maleachi – du brauchst nur im Neuen Testament zu Matthäus zu gehen und dann links, dann bist du dort. Maleachi Kapitel 1, Verse 1 und 2.
Maleachi 1,1-2: Das ist ein Dialog, der sich durch das ganze Buch zieht. Es ist ein Zwiegespräch zwischen Gott und dem Volk Israel damals.
Maleachi 1,1: "Ausspruch, Wort des Herrn an Israel durch Maleachi: Ich habe euch geliebt, spricht der Herr."
Aber das Volk antwortet: "Worin hast du uns geliebt?" Übrigens, dieser Dialog zieht sich durch das ganze Buch. Gott sagt etwas, zum Beispiel: "Ich habe euch geliebt." Und das Volk fragt immer wieder: "Ja, worin? Wie merken wir deine Liebe? Wir sehen sie nicht."
Ich möchte euch jetzt zeigen, wie unpassend diese Antwort vom Volk Israel ist. Oft ist sie vielleicht ein bisschen herbe formuliert, aber so ist das Alte Testament.
Hosea als Bild für Gottes Liebe trotz Untreue
Kennt ihr den Propheten Hosea? Er lebte etwa achthundert Jahre vor Christus. Wisst ihr, was Hosea tun musste, falls ihr das nicht wisst? Gott sagte zu Hosea: „Nimm dir ein hurerisches Weib, nimm dir eine Prostituierte, heirate sie und habe Kinder mit ihr.“ Und Hosea folgte genau diesem Befehl des Herrn.
Er holte sich eine ehebrecherische Frau, deren Name Gomer war, nahm sie zu sich nach Hause, und sie bekamen drei Kinder. Das erste Kind tauften sie Jezreel, was so viel bedeutet wie Gericht oder Zerstreuung. Das zweite Kind nannten sie Lo-Ruhamah, was „ohne Barmherzigkeit“ heißt. Und das dritte Kind tauften sie Lo-Ami, was „nicht mein Volk“ bedeutet.
Das waren interessante Tischunterhaltungen: „Gericht, komm zum Mittagessen“, „Keine Barmherzigkeit, benimm dich“, und „Nicht mein Volk, mach deine Hausaufgaben.“ Interessante Namen, die sie ihren Kindern gaben.
Aber ich möchte euch etwas zum Nachdenken geben: Einer in dieser Familie hat darunter wahnsinnig gelitten, unter Tränen. Das war Hosea, der Ehemann, dessen Herz gebrochen war. Denn er hat nicht nur das Wort Gottes gepredigt, sondern musste es auch leben.
Nachdem Gomer drei Kinder geboren hatte, wisst ihr, was sie tat? Sie ging zurück in die Stadt und verkaufte sich wieder als Hure — nicht nur an einen Mann, sondern an Dutzende. Hosea musste sich zu Hause mit den drei Kindern fragen: Wie lange soll ich das noch mitmachen? Wie lange soll ich diese Frau noch lieben?
Denn Hosea ging jede Woche in die Stadt und predigte das Wort Gottes, während seine Frau eine Prostituierte war. Die Menschen fragten sich sicher: Wie kann ein heiliger Mann, der da predigt, mit einer Hure verheiratet sein?
Ich kann mir gut vorstellen, dass, als Hosea predigte — so wie ich jetzt — jemand herausrief: „Ha, Hosea, gestern Abend war ich bei deiner Frau, super Sache! Meine Freunde stellen sich auch schon alle an.“ Einige Menschen fragten ihn: „Hosea, wie kann es sein, dass du, ein Mann, der das Wort Gottes lebt und predigt, mit einer Hure verheiratet bist?“
Hosea wurde wohl ein wenig still und wisst ihr, was er gesagt hat? Er antwortete: „Liebe Leute, auf diese Frage habe ich gewartet. Es fällt mir leicht, sie zu beantworten, wenn ihr mir zuerst erklärt, wie ein heiliger Gott mit einem ehebrecherischen Volk wie euch immer noch zusammenlebt. Wenn ihr mir das erklärt, dann erkläre ich euch meine Familiensituation.“
Hosea hat seine Frau geliebt. Nachdem sie alt geworden war, wurde sie am Sklavenmarkt verkauft. Hosea ging hin, kaufte sie zurück und nahm sie in die Arme, brachte sie nach Hause.
Hosea musste leben, was Gott mit seinem Volk durchmacht. Stellt euch vor, ihr heiratet eine Prostituierte, hofft, dass sie ihre Vergangenheit hinter sich lässt, verbringt ein paar Jahre mit ihr und habt drei Kinder. Nachdem das dritte geboren ist, geht sie zurück und verkauft sich wieder.
Wisst ihr, was Hosea machte? Er ging immer wieder in die Stadt, gab den Zuhältern Geld und Gut, damit seine Frau nicht hungern musste. Und wenn sie alt und ausgemergelt war und verkauft wurde, ging Hosea hin und holte sie nach Hause.
Das war die Botschaft, die Gott dem Volk Israel durch Hosea gab: So sehr liebe ich euch! Und im Alten Testament fragen die Menschen Gott: „Wie hast du uns geliebt?“ Seht ihr, wie unpassend das ist?
Hesekiel beschreibt Gottes Liebe und Israels Untreue
Zweihundert Jahre später kam ein anderer Prophet, sein Name war Hesekiel. Ich möchte ein paar Verse aus Hesekiel Kapitel 16 vorlesen. Wenn du eine Bibel dabei hast, schlag bitte Hesekiel Kapitel 16 auf. Dort lesen wir über Gott und sein Volk.
In Hesekiel 16,6 beschreibt Gott, wie hilflos Israel am Anfang war – wie hilflos jeder Mensch ist. Dort heißt es: „Da ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln. Du warst kurz vorm Verrecken. Und zu dir in deinem Blut sprach ich: Bleibe leben! Ja, in deinem Blut sprach ich zu dir: Bleibe leben!“ Du wuchst wie das Gewächs des Feldes heran, wurdest groß und gelangtest zu höchster Anmut.
Dann gehen wir weiter zu Vers 9: „Und ich wusch dich mit Wasser, ich spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. Ich bekleidete dich mit Buntwirkerei, ich beschützte dich mit Delfinhäuten, ich umwandte dich mit Büssen und bedeckte dich mit Seide. Ich schmückte dich mit Schmuck, legte Spangen um deine Handgelenke und eine Kette um deinen Hals. Ich legte einen Reif an deine Nase und Ringe an deine Ohren und setzte eine prachtvolle Krone auf deinen Kopf. So legtest du goldene und silberne Schmuckstücke an, und deine Kleidung bestand aus Büssusseide und Buntwirkerei. Du aßest Weizengrieß, Honig und Öl, und du warst sehr, sehr schön.“
Gott hat Israel geliebt, hat es in seiner Schwäche gesehen und ihm seine ganze Liebe gegeben. Doch dann lesen wir in Vers 15 etwas anderes. Immer wenn das Wort „aber“ auftaucht, ändert sich etwas.
„Aber du vertrautest auf deine Schönheit, und du hurrtest mit deinem Ruf hin und gossest deine Hurereien aus über jeden, der vorbeikam. Ihm wurden sie zuteil.“
Und wisst ihr, was wir dann im Vers 33 lesen? Etwas ganz Trauriges: „Die ehebrecherische Frau nimmt statt ihres Mannes fremde Männer. Allen Huren gibt man Geschenke, man bezahlt sie wenigstens. Du aber gabst deine Liebesgeschenke all deinen Liebhabern und beschenktest sie, damit sie von ringsumher zu dir kämen wegen deiner Hurerei.“
Gott sagt hier: „Mein Volk, ich habe dich so geliebt. Aber nicht nur hast du mich verlassen und bist fremden Göttern nachgelaufen, du hast sogar die Fremden bezahlt, damit sie zu dir kommen.“ Eine normale Hure verlangt wenigstens Geld, du aber bezahlst deine Liebhaber.
Liebe Leute, heute Morgen: Wie tief kann ein Mensch sinken? Wie tief kann ein Volk sinken? Man möchte meinen, tiefer geht es nicht – doch es geht noch tiefer. Von Hosea zu Hesekiel zu Maleachi.
Denn hier sagt Gott zu seinem Volk: „Mein Volk, ich habe dich so geliebt.“ Und wisst ihr, was das Volk darauf antwortet? „Wie hast du uns geliebt?“
Die Liebe ist die machtvollste und zugleich verletzlichste Kraft dieser Welt. Und wisst ihr, was das Problem ist? Wenn Liebe ausgeschüttet wird und du sie nicht erkennst, bleibt nichts übrig als Schmerz.
Die drastische Sprache Gottes zur Verdeutlichung seiner Liebe
Ich habe mich früher oft gefragt, und vielleicht fragst du dich heute Morgen auch: Denkst du dir, Hans-Peter, so wie im Alten Testament bei Hurerei und allem Möglichen – könnte er das nicht etwas dezenter schreiben?
Liebe Leute, Gott hat so starke Bilder verwendet, damit wir seine Liebe gar nicht übersehen können. Darum hat Gott solche brutalen Bilder gewählt, damit wir seine Liebe ganz klar sehen.
Gott liebt uns, Gott liebt dich – emotional. Ich weiß nicht, wie viele von euch das Bild von Michelangelo kennen, auf dem die Hand Gottes und die Hand Adams fast zusammenkommen. Kennt ihr das? Schon mal gesehen? Es ist ein berühmtes Kunstwerk.
Wisst ihr, was daran interessant ist? Die Hand Gottes ist ausgestreckt, die Hand Adams ungefähr so. Mit anderen Worten: Wenn wir uns treffen, dann ist es gut. Das beschreibt ganz genau das Bild der Bibel von Anfang bis zum Ende. Gott streckt seine Hand aus, und der Mensch – ja, wenn es gut geht – dann ist es gut.
Gott sagt: „Ich habe dich geliebt.“ Und der Mensch hat die Frechheit zu fragen: „Worin hast du mich geliebt?“
Gottes Liebe im Römerbrief als höchster Liebesbeweis
Geht mit mir noch zu Römer, Kapitel acht, denn hier ist der größte Liebesbeweis Gottes beschrieben.
Im Römerbrief, Kapitel 8, Vers 31, sagt Paulus einen wichtigen Satz: „Was sollen wir nun hierzu sagen?“ Wenn ich mir Hosea anschaue oder Hesekiel und höre, wie das Volk sagt: „Wie hast du uns geliebt!“, dann kann ich nur antworten: Was soll ich dazu sagen? Was soll ich hierzu sagen?
Paulus fährt fort: „Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns?“ In Vers 32 heißt es weiter: „Der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht alles schenken?“
Das Wasserfest als Zeichen von Gottes Liebe und Opfer
Liebe Leute, kennt ihr das Wasserfest? Heute sprechen wir über das Heilige Abendmahl, das damit verbunden ist.
Beim Wasserfest hielt der Vater der Familie in einer Hand den ältesten Sohn, in der anderen Hand ein Schaf. Eines von beiden musste sterben. Denn Gott hatte gesagt: Wenn du nicht das Schaf schlachtest und das Blut des Schafes auf den Türrahmen streichst, bevor du ins Haus gehst, dann kommt der Todesengel und tötet den erstgeborenen Sohn. Das war die zehnte Plage in Ägypten. Entweder das Lamm stirbt oder der älteste Sohn.
Ich tue mich fast schwer, das so zu sagen. Aber Gott hat in einer Hand seinen einzigen Sohn, den er liebt, und in der anderen Hand hat er dich und mich. Einer muss sterben, und Gott gab seinen Sohn. Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber es sieht fast so aus, als ob Gott mich lieber hat als seinen Sohn Jesus Christus. Einer musste sterben, und er gab seinen Sohn.
Heute fragen wir Christen Gott: „Gott, du sagst, du liebst uns. Wie liebst du uns? Beweise mir doch deine Liebe!“ Liebe Leute, es gibt nichts mehr zu beweisen. Nachdem Gott seinen eigenen Sohn gegeben hat, hat er nichts mehr zu geben. Denn sein Kind zu opfern, ist mehr, als sich selbst zu opfern. Er kann nicht mehr geben.
Wenn du also sagst: „Gott, beweise mir deine Liebe“, dann sagt Gott: „Mein lieber Freund, ich habe alles gegeben, ich bin bankrott. Ich habe nichts mehr.“ Über seinen Sohn Jesus Christus hat Gott nichts mehr zu geben. Es gibt nichts mehr.
Wenn wir diese Liebe nicht erfassen und nicht mehr sehen können, dann bleibt nichts mehr übrig außer dem Schmerz, den Gott empfindet über unsere Undankbarkeit. Seht: Wenn du jemanden liebst – und ich bin mir sicher, jeder von euch hat das schon erlebt – du bist in jemanden verliebt oder du liebst jemanden, und diese andere Person weigert sich, dich zurückzulieben, weißt du, was das in deinem Herzen tut? Es tut weh.
Wenn Gott sagt, dass er uns liebt, und wir uns weigern, ihn zu lieben, dann tut das Gott auch weh. Aber es ist ein Unterschied: Wenn du jemanden liebst und der sich weigert, dich zu lieben, dann tut es dir weh, weil du etwas verloren hast. Wenn Gott sagt: „Ich liebe dich“, und wir lieben ihn nicht zurück, dann tut es ihm auch weh. Aber nicht, weil er etwas verloren hat, sondern weil wir etwas verloren haben.
Wisst ihr, was du verloren hast, was ich verloren habe, wenn wir Gottes Liebe nicht entdecken? Wir sind blind geworden für das offensichtliche Liebeswerk Gottes. Wir haben etwas verloren. Indem wir Gottes Liebe ablehnen, machen wir Gott nicht kleiner, als er ist. Gott bleibt immer derselbe. Aber wenn du die Liebe Gottes ablehnst, dann machst du dich selbst zu weniger, als du bist.
Gottes unveränderliche Liebe trotz menschlicher Veränderung
Im Maleachi 3,16 sagt Gott Folgendes:
"Nein, nicht ich, der Herr, habe mich geändert. Ich habe mich nicht geändert, ihr habt euch geändert."
Mein lieber Freund, heute Morgen weiß ich nicht, wie es dir geht. Vielleicht zweifelst du an der Liebe Gottes. Vielleicht fragst du dich: Hat Gott mich wirklich so gern?
Darf ich dir sagen: Ja! Und wenn du diese Liebe nicht spürst oder sie nicht glauben kannst, liegt das nicht an Gott. Es liegt an dir. Seine Liebe kann er nicht mehr zeigen.
Erinnere dich an Hosea, erinnere dich an Ezechiel und an Maleachi. Und dann erinnere dich ans Kreuz.
Denn, wisst ihr was? Jetzt komme ich zurück zum ersten Punkt.
Die Voraussetzung für wahre Anbetung: Liebe zu Gott
Damit du Gott anbeten kannst, musst du ihn lieben. Ohne Liebe ist es nicht möglich, Gott anzubeten. Ob du Gott liebst oder nicht, hängt davon ab, wie gut du ihn kennst.
Wir können Gott nicht anbeten, wenn wir ihn nicht lieben. Wenn du die Liebe Gottes nicht kennst oder nicht daran glaubst, kannst du nicht für ihn anbeten. In diesem Fall bleibt die tiefste Sehnsucht in deinem Herzen ungestillt, und du fühlst dich einsam.
Dann läufst du von einem Ort zum anderen und suchst nach Erfüllung. Denn die tiefste Sehnsucht im Herzen des Menschen ist nicht Liebe, sondern Anbetung. Erst wenn ein Mensch lernt, anzubeten, wird diese tiefste Sehnsucht gestillt.
Das ist der Grund, warum Menschen, die nicht verheiratet sind, oder eine Frau, die noch nie einen Mann berührt hat – und umgekehrt – völlig erfüllt sein können, wenn sie gelernt haben, anzubeten. Denn das ist die tiefste Sehnsucht in jedem Herzen.
Aber das kannst du nur, wenn du gelernt hast, Gott zu lieben.
Schlussgebet und Bitte um Erkenntnis und Liebe
Ich möchte noch beten:
Lieber Vater, ich danke dir so sehr, dass du nicht nur ein Gott im Himmel bist, ein Allah, der oben ist und von oben herunterschaut. Nein, Gott, du bist voll involviert in unserem Leben. Du empfindest Schmerz, und es tut dir weh, wenn wir deine Liebe ablehnen.
Herr, ich danke dir für das Bild aus Hosea, wo Hosea ein Bild für Gott, den Vater, ist. Er geht seiner ehebrecherischen Frau nach und hört nicht auf, sie zu lieben. Doch die Frau erkennt es nicht. Herr, ich bete, dass wir es erkennen mögen.
Und Herr, wenn du sagst: „Ich habe dich geliebt“, so wollen wir antworten: Herr, wir lieben dich auch. Wir wollen lernen, dich in zunehmendem Maße zu lieben, so wie es dir gebührt und so, wie es unsere tiefste Sehnsucht im Herzen stillen kann.
Herr, dein Wort ist so fantastisch. Danke, Gott, dass du ein Gott bist, der nicht nur einmal in der Woche besucht wird. Du bist ein lebendiger Gott, 24 Stunden am Tag. Du liebst uns tatsächlich. Du hast es uns bewiesen und beweist es uns jeden Tag.
Dir wollen wir danken, dir wollen wir alle Ehre geben. Herr, ich befehle dir mein Leben und das Leben dieser jungen Menschen an, so vieler lieber Menschen. Herr, mögest du sie segnen. Möge deine Liebe sie in ihrem Herzen ergreifen, und sie erkennen, dass du ein guter Gott bist – in zunehmendem Maße.
Dasselbe bete ich für mich. Ja, ich danke dir für den Tag vor uns. Möge dein Name gepriesen werden und mögest du im Herzen von tausenden Menschen angebetet werden. Das ist mein Gebet an diesem Morgen. Amen.
