Vor einigen Monaten wurde ich von einem Geschäftsmann zum Mittagessen eingeladen. Wir hatten viel Gesprächsstoff, doch plötzlich kam wie aus heiterem Himmel die Frage: „Andre, warum glaubst du eigentlich?“
Das ist eine spannende Frage. Denn ich stelle sie mir selbst nicht jeden Tag aufs Neue: Warum glaube ich eigentlich? Es ist eine recht grundlegende Frage. Würde ich dir diese Frage weiterleiten, wie würdest du sie beantworten? Warum glaubst du eigentlich?
Ich sammelte mich kurz im Gespräch, überlegte und gab ihm dann eine zweifache Antwort.
Der erste Grund: Das Grab ist leer. Der zweite Grund: Ich erlebe den Auferstandenen in meinem Leben. Halleluja, kann man wirklich dazu sagen.
Es ist wirklich beides. Unser Glaube basiert zum einen auf einer historischen Tatsache außerhalb von uns. Vor den Toren Jerusalems gibt es ein leeres Grab. Hätte man das damals filmen können, hätte man ein Video mit dem Titel „Das Grab ist leer“.
Das ist der eine Grund und der Grund, warum unser Glaube wirklich fest ist. Es ist etwas außerhalb von uns, eine historische Tatsache. Wenn Zweifel kommen, können wir immer wieder darauf zurückkommen: Es gibt ein leeres Grab. Damit hat Jesus ein für allemal seinen Anspruch, den er vorher gestellt hat, nachträglich unter Beweis gestellt.
Aber christlicher Glaube ist nicht nur das Anerkennen von Fakten. Christlicher Glaube geht über das Anerkennen von Fakten hinaus und wird zu einer vertrauensvollen Beziehung zu dem Auferstandenen.
Heute, in meiner Predigt, geht es eher um den letzteren Punkt. Beide Dinge sind wichtig: die Tatsache der Auferstehung, aber auch meine persönliche Beziehung zum Auferstandenen.
Im heutigen Bibeltext geht es um Beziehung. Es geht um die Beziehung zum Auferstandenen. Es geht gar nicht so sehr um den Bericht der Auferstehung, sondern um unsere Haltung zum Auferstandenen.
Mein Predigtthema lautet Frühstück mit dem Auferstandenen, Frühstück mit dem Auferstandenen. Genau darum geht es in Johannes 21, Verse 1 bis 23.
Der erste von drei Punkten lautet: Frühstück für Frustrierte, die Liebe des Auferstandenen. Ich lese uns mal die ersten drei Verse aus Johannes 21 vor:
„Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Simon Petrus und Thomas, genannt Zwilling, und Nathanael, der von Kana in Galiläa war, und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in jener Nacht fingen sie nichts.“
Vers 1 beginnt eigentlich mit so etwas wie einer Überschrift. Das heißt, dem Leser wird von vornherein angekündigt, dass Jesus sich seinen Jüngern offenbaren wird. Hier steht: „Er offenbarte sich wieder.“ Das bedeutet, Jesus ist bereits seinen Jüngern erschienen – genau genommen sogar schon zweimal.
Aber von großer Freude ist bei den Jüngern erstaunlicherweise keine Spur. Das würden wir doch denken: Die sind dem Auferstandenen jetzt schon zweimal begegnet, jetzt kann es losgehen. Fehlanzeige. Fehlanzeige. Sieben Jünger sind zusammen, und irgendwie hängen sie immer noch fest. Nach der ersten Erscheinung hatten die Jünger immer noch Angst. Der Auferstandene ist ihnen erschienen, und sie haben sich danach immer noch eingeschlossen, obwohl er sagte: „Friede sei mit euch!“ Es war nicht direkt wieder alles gut, das müssen wir festhalten.
Und gerade in unserem Text sehen wir, dass Petrus irgendwie durchhängt. Petrus ist resigniert und sagt: „Ich gehe fischen.“ Die sechs anderen, weil Petrus der Leiter der Truppe war, sagen: „Gut, dann folgen wir dir, wir gehen mit.“ Jetzt müssen wir uns mal die Frage stellen: Was passiert hier eigentlich?
Petrus war ja Fischer, bevor Jesus ihn in die Nachfolge gerufen hat. Aber dann hat Jesus zu Petrus gesagt: „Von jetzt an sollst du Menschen fischen.“ Und man könnte ja meinen, nach der Auferstehung startet Petrus richtig durch. Nein, gar nicht. Petrus hängt irgendwie in der Luft, trotz der Auferstehung.
Vielleicht geht es dir heute Morgen genauso. Wir haben Ostern. Ostersonntag. Und wir haben es uns gerade lautstark zugerufen: „Wahrhaftig auferstanden!“ Und du sitzt heute vielleicht hier und hast geistlich eher einen Durchhänger. Du versuchst dir irgendwie Freude anzusingen, aber sie kommt noch nicht so ganz. Das ist die Situation von Petrus.
Wir müssen verstehen: Für die Jünger ist mit der Kreuzigung Jesu eine Welt zusammengebrochen. Sie hatten andere Vorstellungen von einem Messias. Sie hatten gehofft: Jetzt befreit er uns von den Römern, einen politischen Messias. Daran haben sie geglaubt. Und auch jetzt gerade ist die große Erweckung ausgeblieben. Die Bilder des Gekreuzigten sind immer noch so stark im Kopf, und es sah so aus wie eine Niederlage.
Und selbst obwohl der Auferstandene ihnen begegnet ist, geht es irgendwie nicht direkt so richtig weiter. Es scheint mir so, als wenn den Jüngern die Perspektive fehlt. Jesus ist ab und zu da, aber dann auch wieder weg. Nicht so wie früher, wo sie drei Jahre lang mit ihm persönlich jeden Tag und jede Nacht zusammen waren.
Und Petrus sagt: „Ich gehe fischen.“ So nach dem Motto: Das kann ich wenigstens. Irgendwie muss das Leben ja weitergehen.
Was bei Petrus noch hinzukommt, ist, dass er völlig versagt hat. Und das hängt ihm noch nach. Die Situation ist ja nicht wirklich geklärt. Petrus wollte der Fels in der Brandung sein. In Gethsemane war er der Einzige, der das Schwert gezückt hat. Er wollte wirklich kämpfen gegen schwer bewaffnete Soldaten. Er war derjenige, der Jesus gesagt hat: „Wenn alle dich verleugnen, wenn alle weggehen, ich bleibe bei dir, auf mich kannst du zählen.“ Und dann – wir kennen die Geschichte – als es darauf ankam, hat Petrus völlig versagt. Gleich dreimal hat er ihn verleugnet.
Und ich glaube, das schwingt hier nach. Petrus ist frustriert. Petrus weiß nicht, wo er sich eigentlich gerade einordnen soll. Und den anderen geht es wahrscheinlich genauso, denn eigentlich haben sie alle Jesus im Stich gelassen.
Petrus sagt: „Komm, lass uns fischen gehen!“ Selbst das funktioniert nicht, sie fangen nichts. Einfach nur frustrierend.
Vielleicht kennst du eine solche Situation. Ich habe es gerade schon angedeutet: Der Herr ist auferstanden, und du bist heute Morgen hier und bist eigentlich relativ frustriert oder zumindest resigniert. Vielleicht sitzt du heute mit so viel Schwermut hier und kannst die Tragweite der Auferstehung nicht ganz greifen, was das eigentlich für dich bedeutet.
Vielleicht schaust du auch auf dein eigenes Versagen. Vielleicht wolltest du die Frau nach dem Herzen Gottes sein. Vielleicht hast du gesagt: „Jesus, ich will für dich eifern. Ich will die Frau sein. Ich werde nie eine fragwürdige Beziehung eingehen. Ich werde als Jungfrau in die Ehe gehen, ich werde es tun, Jesus. Ich will mich in der Gemeinde einsetzen, Jesus, ich werde für dich auf die Straße gehen, ich will dir ganz treu sein.“ Und dann hast du sowas von versagt, und dein Aufprall war hart.
Jetzt sitzt du hier, bist immer zurückerinnert an dein Versagen und hast vielleicht angefangen zu glauben, weil du versagt hast, wird Jesus dich nie gebrauchen können und dich auch nie wieder annehmen.
Vielleicht wolltest du der Mann nach dem Herzen Gottes sein. Egal, was die anderen für ein Christsein führen, ich gebe hundert Prozent, ich bin der Mann an der Front, Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Du wolltest der Mann sein, der den Unterschied macht in der Gesellschaft, kein 08/15-Christ sein, sondern ganz bei der Sache, ganz.
Du wolltest Menschen für Christus erreichen, du wolltest auf die Straße gehen und warst da auch. Du wolltest Dinge bewegen. Du wolltest zu den Männern gehören, die nicht ihre Lieblingssünden im Verborgenen pflegen. Und dann versagst du, vielleicht sogar ziemlich heftig, vielleicht immer wieder, und du musst feststellen: Dein Anspruch, den du hast, und die Lebensrealität in deinem Alltag liegen so weit auseinander.
Wenn dich das heute anspricht, wenn das deine Situation ist, ist diese Predigt für dich. Denn genau in dieser Situation war Petrus: völlig versagt, so viel auf sich selbst gebaut und voll am Boden der Tatsachen angekommen.
Die Frage ist: Wie geht Jesus jetzt mit Versagern um? Das ist die entscheidende Frage. Wie geht der Auferstandene, der gerade den Tod besiegt hat, der eigentlich keinen Menschen braucht, weil er souverän ist und über allem steht und sich selbst genügt, mit Versagern wie Petrus um?
Vers 4: Als der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer. Die Jünger jedoch wussten nicht, dass es Jesus war.
Das Erste, was wir hier festhalten müssen: Jesus begegnet frustrierten Versagern. Das ist die gute Nachricht. Jesus hat nach wie vor einen Plan. Die Jünger erkennen ihn anfangs nicht. Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Vermutlich, weil es sehr früh am Morgen war. Sie sehen nur jemanden am Ufer stehen, aber sie selbst sind auf dem See. Deshalb erkennen sie Jesus zunächst nicht.
In den Versen 5 bis 8 lesen wir weiter: Jesus spricht zu ihnen: „Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen?“ Sie antworteten: „Nein.“ Er aber sagte: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas finden.“ Da warfen sie es aus und konnten das Netz wegen der Menge an Fischen nicht mehr ziehen.
Dann sagte jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: „Es ist der Herr.“ Simon Petrus, als er hörte, dass es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um, denn er war nackt, und warf sich in den See. Die anderen Jünger kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht weit vom Land entfernt, etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen nach.
Die Liebe Jesu zu frustrierten Versagern zeigt sich hier schon in der Anrede. Wie spricht Jesus die rauen Männer an? Er sagt: „Kinder.“ Wisst ihr, was das bedeutet? Er sieht sie mit den Augen seines himmlischen Vaters. „Kinder“ – er sieht nicht in erster Linie ihr Versagen, sondern zunächst ihre Not. Sie haben nichts gefangen.
„Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen?“ Das griechische Fragewort verlangt eine verneinende Antwort. Jesus weiß, dass sie nichts gefangen haben. Er sieht ihre Not.
Aber wisst ihr, was noch interessanter ist? Das ist das Bewegendste überhaupt: Wo begegnet Jesus ihnen? Am Ufer.
Jetzt fragt ihr vielleicht: Was ist daran besonders? Wo ist Jesus zum allerersten Mal seinen Jüngern begegnet? Wo fing alles damals an? Am Ufer.
Schon mal festhalten: Jesus will hier ein Déjà-vu aufbauen. Déjà-vu bedeutet wortwörtlich „schon gesehen“. Es beschreibt das Gefühl, dass die gegenwärtige Situation schon einmal in der Vergangenheit erlebt wurde. Gerade diese Verse in Johannes 21 erinnern uns an Lukas 5.
In Lukas 5 begann die Beziehung zwischen Jesus und Petrus. Da sagte Jesus zu den Jüngern: „Fahrt noch einmal auf See und werft eure Netze aus.“ Petrus antwortete, sie hätten die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. „Wir sind mit leeren Netzen da, und tagsüber fischt man eigentlich nicht. Aber auf dein Wort hin werde ich das Netz noch einmal auswerfen.“ Viele von uns kennen die Geschichte: Sie fingen so viele Fische, dass die Netze rissen.
Petrus fürchtete sich vor Jesus, denn er stellte fest, dass dieser kein normaler Mensch war. Er sagte: „Geh von mir, ich bin ein sündiger Mensch.“ Und Jesus antwortete: „Fürchte dich nicht. Von nun an wirst du Menschen fangen.“
Was mich an dieser Geschichte so bewegt: Jesus baut hier etwas auf, um deutlich zu machen, dass sie noch einmal genau an dem Punkt anfangen, wo alles begann.
Ich möchte die Intention Jesu anhand einer fiktiven Liebesgeschichte illustrieren. Ich nenne die beiden Thomas und Sophie.
Sophie arbeitet in einem Kölner Café. Sie ist Kellnerin. Thomas kommt ins Café und empfindet Liebe auf den ersten Blick. Er versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Seine ersten Worte an Sophie sind: „Hi, kennen wir uns?“ Daraus entsteht ein Gespräch. Die beiden verstehen sich gut, daten sich ab und gehen eine Liebesbeziehung ein. Sie heiraten.
Sophie lässt alles stehen und liegen, verlässt ihr altes Leben und folgt Thomas nach München. Die beiden sind drei Jahre verheiratet. Doch dann begeht Sophie einen sehr schweren Fehler: Sie wird Thomas untreu.
Thomas hatte es geahnt und ihr vorher gesagt. Sophie beteuert, auch wenn alle anderen Frauen ihren Männern untreu werden, werde sie ihm nie untreu sein. Sie wolle ihm treu bleiben bis zum Tod. Doch es geschah nicht nur einmal, sondern dreimal.
Es kommt zur Trennung. Sophie schämt sich so sehr, dass sie sich selbst nicht vergeben kann. Sie ist total resigniert, zieht zurück nach Köln und versucht, ihr Leben allein zu meistern. Sie arbeitet wieder im Kölner Café von damals.
Eines Montags morgens steht Thomas plötzlich unerwartet in der Tür. Er begrüßt sie mit einem Lächeln und den Worten: „Hi, kennen wir uns?“
Ihr Lieben, es ist eine fiktive Geschichte, aber sie illustriert genau das, was hier gerade passiert. Petrus ist wieder fischen gegangen, nachdem er Jesus dreimal untreu geworden war. Er ist zurück in seinem alten Leben, wieder im Fischerboot. Und Jesus steht wieder am Ufer.
Jesus sagt nicht: „Heil, kennen wir uns?“ Sondern Petrus sagt: „Es gibt einen Neuanfang.“
Petrus versteht das anfangs nicht, diese ganze Geschichte mit den Fischen. Er bezieht sie nicht direkt auf das erste Ereignis in Lukas 5. Johannes, der Jünger, von dem es im Johannesevangelium heißt, dass er der Jünger ist, den Jesus liebt, versteht in diesem Moment, was passiert. Das hatten sie schon einmal in Lukas 5 erlebt. Er sagt sofort zu Petrus: „Es ist der Herr.“
Dann versteht Petrus es. Er lässt alles stehen und liegen, im wahrsten Sinne des Wortes, und springt ins Wasser, weil er zu Jesus will.
Lasst mich euch heute Morgen etwas sagen: Wenn du frustriert bist über dein Versagen im Leben, wenn du über deine Sünde trauerst, wenn du vielleicht angefangen hast zu glauben, Jesus wolle nichts mehr mit dir zu tun haben, dann möchte ich dir sagen: Jesus möchte einen Neuanfang mit dir.
Er ist dir viel näher, als du vielleicht denkst. Der Weg weg von Jesus ist immer ein weiter Weg. Der Weg zurück ist nie weit.
Diese Entscheidung darfst du heute in diesem Gottesdienst treffen: dass du einen Neuanfang mit dem Auferstandenen machst oder vielleicht einen ersten Anfang mit Jesus.
Die Geschichte geht weiter in Vers 9. Als sie nun ans Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen, darauf Fisch und Brot. Jesus spricht zu ihnen: „Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!“
Da ging Simon Petrus ans Land und zog das Netz voller großer Fische, hundertdreiundfünfzig an der Zahl, auf das Land. Obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
Jesus spricht zu ihnen: „Kommt her, frühstückt!“ Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: „Wer bist du?“, denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus kommt, nimmt das Brot und gibt es ihnen, ebenso den Fisch.
Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferweckt worden war.
Nachdem Petrus ans Ufer geschwommen ist, kommen auch irgendwann die anderen sechs an. Jetzt sind wieder alle sieben Jünger zusammen. Wie empfängt Jesus diejenigen, die ihn im Stich gelassen haben? Wie empfängt er sie? Mit einem warmen Frühstück.
Ihr Lieben, das ist Jesus, das ist unser Herr, so gütig und sanft. Er sieht und weiß: Sie haben die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Sieben hungrige Mägen – er macht ihnen erst einmal ein warmes Frühstück.
Ehrlich gesagt, ich würde gerne wissen, wie dieses Frühstück geschmeckt hat. Der Wein von Jesus war ziemlich gut, ich glaube, das Frühstück wird in einer ähnlichen Qualitätsklasse gewesen sein. So empfängt er seine Jünger mit einem warmen Frühstück.
Aber dann nimmt er auch noch die Fische, die die Jünger gefangen haben – insgesamt 153. Viele Ausleger stellen sich die Frage: Was bedeutet die Zahl 153? Ich vermute, sie bedeutet einfach, dass es 153 Fische waren. Einfach 153. Sie haben gezählt, weil sie die danach verteilen wollten.
Und Jesus lädt sie ein zum Frühstück. Ich liebe diese Worte von Jesus an frustrierte Versager: „Kommt her, frühstückt!“ Das ist Jesus, das ist der Auferstandene.
Keiner aber von den Jüngern wagte, ihn zu fragen: „Wer bist du?“, denn sie wussten, dass es der Herr war. Irgendwie fast paradox: Eigentlich wissen sie, dass es Jesus ist, aber sie trauen sich nicht, zu fragen, ob es Jesus ist. Da sehen wir schon noch einmal ein leichtes Zögern, vielleicht.
Dann heißt es aber, Jesus ermutigt sie zu frühstücken. Und ganz am Ende heißt es: Dies ist schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferweckt war.
Schaut mal, Jesus offenbart sich hier als Auferstandener, nicht als irgendwer, als der Auferstandene, um den Glauben seiner Jünger zu stärken.
Und das müssen wir uns mal vor Augen führen: Derjenige, der gerade den Tod besiegt hat, kümmert sich jetzt auch um die leiblichen Bedürfnisse seiner Jünger. Derjenige, der gerade erst die finsteren Mächte entwaffnet hat, der gerade erst die finsteren Mächte zur Schau gestellt hat, über sie triumphiert hat, derjenige, der der König aller Könige ist, der Herr aller Herren ist, von dem es heißt, in seinem Namen werden sich irgendwann alle Knie beugen – er ist derjenige, der hier seine Knie beugt, um für die Jünger ein Frühstück zu machen.
Ihr Lieben, das ist gewaltig, das ist gewaltig! Vor der Kreuzigung hat Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen. Nach der Kreuzigung, nach der siegreichen Auferstehung, dient er ihnen immer noch.
Das ist Jesus, Halleluja! So geht der Auferstandene mit Versagern um.
Deswegen möchte ich dir sagen: Wenn du resigniert bist heute Morgen, wenn du dich wie ein Versager fühlst, wenn du vielleicht sogar schon wieder in dein altes Leben hineingegangen bist, dann sollst du wissen: Der Auferstandene möchte dir heute begegnen. Er steht am Ufer und erwartet, dass du zu ihm kommst.
Er wartet auf die Versager nicht mit einer Keule, nicht mit einem Kreuzverhör. Er wartet auf Versager mit einem Frühstück. Alles ist angerichtet für einen Neuanfang.
Und Jesus ist deine einzige Hoffnung. Er hat deine Schuld am Kreuz getragen, er hat für dich den Tod besiegt. Ostern steht für Hoffnung, Ostern steht für echte Freude.
Ihr Lieben, die christliche Hoffnung ist doch nicht nur ein Dogma, die christliche Hoffnung ist doch nicht nur eine abstrakte Idee. Die christliche Hoffnung ist eine Person, und sie heißt Jesus – Jesus, der Auferstandene.
Die christliche Hoffnung ist die Auferstehung, aber auch der Auferstandene selbst. Geh zurück zu ihm, wenn du dich von ihm entfernt hast.
Vielleicht sagst du: „Andre, das ist nicht meine Lebenssituation, ich fühle mich nicht wie ein Versager, aber ich habe gerade so viele Nöte in meinem Leben.“ Weißt du, wie ermutigend ist doch dieser Text auch für dich?
Schau mal, wenn sich der auferstandene Jesus sogar darum kümmert, dass sieben hungrige Jünger etwas zu essen bekommen, dann kümmert er sich doch erst recht um deine Nöte in deinem Leben.
So ist Jesus. Deswegen möchte ich dir Mut machen: Der Auferstandene will und kann deinen Nöten begegnen. Vertraue ihm.
Das Frühstück ist dann irgendwann vorbei.
Und das Gespräch richtet sich jetzt stärker auf Petrus. Ich lese die Verse 15 bis 17. Fragen zur Klärung: Die Liebe zum Auferstandenen ist der nächste Punkt.
Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“
Er antwortet ihm: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Lämmer.“
Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“
Er antwortet: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Jesus sagt zu ihm: „Hüte meine Schafe.“
Zum dritten Mal fragt Jesus ihn: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“
Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal gefragt wurde: „Hast du mich lieb?“
Er antwortete: „Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe.“
Jesus spricht zu ihm: „Ich weide meine Schafe.“
Bevor ich weiter auf diese Begebenheit eingehe, möchte ich kurz eine weit verbreitete Auslegung dieser Verse korrigieren oder zumindest relativieren. Viele Prediger weisen in Johannes 21 darauf hin, dass Jesus und Petrus jeweils verschiedene Verben für Liebe verwenden. Das stimmt zunächst einmal.
Im griechischen Neuen Testament gibt es zwei ganz entscheidende Verben, um das Wort Liebe zu beschreiben: einmal das Verb agapao von Agape und dann das Verb phileo, daher kommt Philadelphia, Bruderliebe – also ist Liebe in phileo enthalten. Das ist der tatsächliche Textbefund.
Jesus stellt bei seinen ersten Fragen die Frage mit agapao, und Petrus antwortet bei beiden Malen mit phileo. Beim dritten Mal fragt Jesus mit phileo, und Petrus antwortet ebenfalls mit phileo. Das stimmt, so steht es im Text.
Aber jetzt ist die Frage: Was machen wir daraus? Viele Ausleger sagen, agapao sei die stärkere Form von Liebe, die göttliche Liebe beschreibt. Phileo sei eher eine schwächere Form. Demnach fragt Jesus hier nach einer ganz starken Form von Liebe, und Petrus kann das nicht erwidern. Er sagt nur phileo, die schwächere Form. In der dritten Frage lässt sich Jesus auf das Niveau von Petrus herunter und fragt nur noch mit phileo. Das kann man gut predigen.
Die Frage ist, ob der Text das meint. Tatsächlich werden agapao und phileo manchmal so verwendet, aber oft sind sie bedeutungsgleich. Gerade von Gott dem Vater heißt es im Johannesevangelium, dass er seinen Sohn liebt, und da steht phileo, also nicht agapao. Auch phileo kann göttliche Liebe bedeuten und starke Liebe.
Wiederum bedeutet agapao nicht immer Gottesliebe oder göttliche Liebe. Von Demas, einem Mitarbeiter von Paulus, heißt es in 2. Timotheus 4, dass er Paulus verlassen und die Welt liebgewonnen hat – mit agapao. Man muss also aufpassen, dass man nicht zu viel Bedeutung hineinlegt.
Ich denke, diese beiden Wörter werden hier einfach aus stilistischen Gründen austauschbar verwendet. Warum sage ich das? Weil wir auch sonst viel Austausch in diesem Text haben. Mal sind es die Schafe, mal die Lämmer, mal ist vom Hüten die Rede, mal vom Weiden. Der Text möchte keine großen Bedeutungsunterschiede machen.
Deswegen denke ich, dass es hier einfach um Lieben geht und nicht um unterschiedliche Qualifikationen oder Qualitäten von Liebe.
Jetzt schauen wir uns die Begebenheit noch einmal genauer an. Nach dem Frühstück – das Frühstück ist vorbei – schaut Jesus plötzlich Petrus an. Ich weiß nicht, wie es Petrus dabei ging, diese Blicke Jesu zu sehen, die er ja schon einmal gesehen hat, nachdem er ihn verleugnet hatte.
Jesus sagt: „Petrus, ich habe eine Frage. Liebst du mich mehr als diese?“
Diese „diese“ sind die anderen Jünger.
Warum stellt Jesus diese Frage? Warum will er wissen, ob die Liebe von Petrus größer ist als die der anderen Jünger? Weil Petrus am lautstärksten getönt hatte: „Wenn alle anderen dich verlassen, ich nicht.“ Jesus erdet Petrus hiermit ein Stück weit, und Petrus kann nicht mehr sagen: „Ich liebe dich mehr als alle anderen.“ Er weiß, er ist ein Versager. Aber eins weiß Petrus immer noch tief in seinem Herzen: Ja, ich liebe dich.
Nach kurzer Zeit fragt Jesus noch einmal dieselbe Frage: „Petrus, hast du mich lieb?“
Und wisst ihr, was noch Interessantes ist? Er spricht ihn jedes Mal mit den Worten „Simon, Sohn des Johannes“ an, nicht mit Petrus. Das ist wichtig, denn so hat Jesus ihn nur beim allerersten Mal genannt.
Wir haben hier das nächste Deja-vu. Petrus, wir gehen ganz an den Anfang zurück. Es gibt einen Neustart für unsere Beziehung. Ich nenne dich jetzt so, wie beim ersten Mal: „Liebst du mich?“
Und Petrus sagt: „Ja, Herr, ich liebe dich.“
Dann, nach einiger Zeit, fragt Jesus ein drittes Mal: „Petrus, es gibt da noch etwas, das ich unbedingt von dir wissen muss: Liebst du mich?“
Dann heißt es im Text: Petrus wird traurig. Ich habe das lange so verstanden, dass Petrus traurig wird, einfach nur deswegen, weil Jesus nicht loslässt zu fragen, weil er ihm nicht glaubt.
Aber der Text ist voller Deja-vus. Wie oft hat Petrus Jesus verleugnet? Dreimal. Und genau an dem Punkt, wo Jesus zum dritten Mal die Frage stellt, macht es bei Petrus Klick. Da war etwas.
Übrigens gibt es noch ein Deja-vu: Wo hat Petrus Jesus verleugnet? Am Kohlenfeuer. Wo sitzen sie gerade? Am Kohlenfeuer (Vers 9). Petrus, ich will von dir wissen: Hast du mich lieb?
Jesus ist nicht so, dass er das, was in der Vergangenheit war, einfach wegkehrt, so nach dem Motto: Ich drücke bei Sündern ein Auge zu. Das macht Jesus nie. Aber die Art und Weise, wie er Petrus damit hineinnimmt in sein eigenes Versagen und letztendlich nur den Kern wissen will: „Petrus, wenn wir das geklärt haben, ist alles geklärt. Meine einzige Frage an dich ist: Liebst du mich?“
Und Petrus sagt: „Ja, ja, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich liebe.“
Und dann sagt Jesus: „Weide meine Schafe.“
Genau damit ist Petrus wieder voll hergestellt.
Das ist das Erstaunliche bei unserem Gott: Egal wie tief wir gefallen sind, seine Gnade geht so weit, dass er uns wieder voll herstellen kann.
Aber die Frage „Liebst du mich?“ – das ist die Frage, die der Auferstandene dir heute Morgen stellt. Jesus will eins von dir wissen, egal wie deine letzte Woche gelaufen ist. Jesus will, dass einer von dir wissen: Liebst du mich?
Ihr Lieben, das ist der Kern des Christseins. Es geht im Christsein um eine lebendige Beziehung zum Auferstandenen. Christsein bedeutet doch nicht einfach nur, fromm zu sein und gewisse Überzeugungen zu haben, so konservativ sie auch sein mögen. Christsein bedeutet nicht, einfach nur an Ostern und Weihnachten in den Gottesdienst zu gehen. Christsein bedeutet auch noch nicht einmal, anderen Menschen zu dienen und Gutes zu tun.
Christsein bedeutet, Jesus zu lieben, den Auferstandenen, in einer persönlichen Liebesbeziehung. Das ist Christsein.
Und wir dürfen nicht Schwerpunkte setzen, die Jesus nicht setzt. Jesus will eins von dir heute wissen: Liebst du mich? Liebst du mich von ganzem Herzen?
Woran erkennt man, dass man Jesus liebt? Einmal daran, dass du nicht nur etwas von ihm willst, sondern dass du ihn selber willst.
Wisster, Christsein bringt gewisse Vorteile mit sich, wenn wir nicht gerade in einer Verfolgungssituation stehen. Weil du Christ bist und hier vielleicht in der Gemeinde bist, hast du viele soziale Kontakte. Gleich im Anschluss, wenn wir in die Cafeteria gehen, ist es schön, mit vielen Menschen Gemeinschaft zu haben. Das ist ein Segen, den wir vom Herrn dankbar annehmen dürfen.
Versteht mich nicht falsch, das ist ein Segen. Wir haben immer jemanden bei uns, wir sind nie allein. Weil wir Christen sind, können wir immer zu Gott beten. Er ist unser Gebetserhörer, er hört uns, wenn wir zu ihm beten.
Aber kann es sein, dass wir Christsein manchmal nur darauf reduzieren, dass wir etwas von Jesus wollen, dass wir die Segnungen wollen, aber nicht den Geber der Segnungen?
John Piper bringt die Frage so wunderbar auf den Punkt. Er sagt: Die entscheidende Frage für unsere Generation und für jede Generation ist diese:
Wenn du in den Himmel kommen könntest, ohne Krankheit, mit allen Freunden auf der Erde, die du je hattest, mit all deinen Leibgerichten, mit all deinen Hobbys und Freizeitaktivitäten, die dir jemals Spaß machten, mit all den natürlichen Schönheiten, die du jemals sahst, mit all den körperlichen Freuden, die du jemals schmecktest, ohne menschlichen Streit und ohne irgendwelche Naturkatastrophen – wärst du zufrieden im Himmel, wenn Jesus nicht dort wäre?
Ihr Lieben, das ist die Frage. Wenn du ja sagst, liebst du Jesus nicht. Wenn du sagst: „Hauptsache Himmel, Hauptsache mir geht es gut“, dann geht es dir nicht um Jesus.
Die richtige Antwort wäre: Brot und Wasser im Himmel und Jesus, ich will in den Himmel. Paulus sagt: „Ich habe Lust, von der Welt zu scheiden, um bei Jesus zu sein.“ Darum ging es ihm.
Wenn du Jesus liebst, willst du nicht nur etwas von ihm, sondern dann willst du ihn, ihn selber.
Ein zweites Merkmal einer brennenden Liebe zu Jesus ist, dass du Zeit mit ihm verbringst.
Schaut mal, was macht erste Liebe im Zwischenmenschlichen aus? Erste Liebe nimmt einiges auf sich, um mit der Person zusammen zu sein, die man liebt. Erste Liebe entscheidet sich manchmal für stundenlange Autofahrten, nur um sich kurz zu sehen. Erste Liebe kann lange wach bleiben, um viel zu telefonieren. Erste Liebe scheut kein Geld und keine Opfer. Da fragt man nicht nach Geld, man liebt.
Oder? Erste Liebe ergreift jede Möglichkeit, um mit der Person zusammen zu sein, die man liebt.
Wie viel bist du mit Jesus zusammen? Wie wichtig ist er dir? Oft ist uns eine halbe Stunde Schlaf lieber, als mit Jesus Zeit zu verbringen, wenn wir ehrlich sind.
Unsere Liebe zu Jesus zeigt sich darin, dass wir Zeit mit ihm verbringen wollen.
Und drittens: Wenn du Jesus liebst, dann liebst du, was Jesus liebt, und hasst, was Jesus hasst.
Meine Frau und ich haben vor 15 Jahren geheiratet. Kurz vor unserer Hochzeit haben wir die Möbel für unsere erste gemeinsame Wohnung ausgesucht. Wir waren in einem schwedischen Möbelgeschäft, um die Möbel zu kaufen, und ich habe festgestellt: Meine Frau fand Möbel schön, die ich mir nie gekauft hätte. Unsere Geschmäcker waren so unterschiedlich.
Wahrscheinlich hat der Herr mir damals ein Stück Weisheit gegeben, sodass ich einfach die Entscheidung traf: Wir kaufen das, was ihr gefällt – happy wife, happy life.
Das Interessante ist aber, dass wir heute komplett den gleichen Geschmack haben, was Möbel angeht. Ich glaube, einige verheiratete Ehepaare können das bestätigen – in einer guten Ehe jedenfalls.
Man lernt immer mehr, die Welt mit den Augen des Partners zu sehen. Man liebt immer mehr, was der Ehepartner liebt, und man hasst immer mehr, was der Ehepartner hasst.
Genauso ist es mit Jesus. Je mehr du Jesus liebst, je mehr du die Welt mit seinen Augen siehst, desto mehr liebst du das, was Jesus liebt, und desto mehr hasst du das, was Jesus hasst.
Mein Gebet für mich und auch für dich ist, dass wir lernen, die Dinge immer mehr zu lieben, die Jesus liebt, und dass wir lernen, Sünde immer mehr zu hassen.
Ich bete immer wieder: Herr, bitte hilf mir, die Sünde in meinem Leben noch mehr zu hassen. Das wird sich darin zeigen, dass ich noch entschiedener werde.
Wie können wir Sünde immer mehr hassen? Indem wir Jesus immer mehr lieben. Dann werden wir die Sünde immer mehr hassen.
Jesus fragt dich heute: Liebst du mich?
Schaut mal, diese Frage können wir heute Morgen nicht im Kollektiv beantworten. Wir haben alle im Kollektiv gerufen: „Wahrhaftig auferstanden.“ Aber die Frage, ob du Jesus liebst, musst du heute persönlich beantworten. Und du kannst sie heute persönlich beantworten.
Ich werde dich am Ende der Predigt während des Lobpreisteils einladen, nach vorne zu kommen. Wenn du dich als Versager fühlst, aber heute Jesus neu sagen willst: „Herr, ich liebe dich“, dann kannst du während des Lobpreisteils nach vorne kommen. Das möchte ich dir schon einmal ankündigen.
Vorher kommen wir aber zum letzten Punkt meiner Predigt. Nachdem Petrus dreimal gesagt hat: „Ich liebe dich“, ist die Sache für Jesus wirklich abgehakt. Jetzt gibt Petrus ganz neu den Auftrag.
Wir kommen zum dritten Punkt: Folge mir nach – der Ruf des Auferstandenen. In den Versen 18 und 19 heißt es: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“ Dies aber sagte er, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: „Folge mir nach.“
Diese Verse spielen nicht mehr am Kohlenfeuer. Aus den nachfolgenden Versen sehen wir, dass hier ein Spaziergang zwischen Jesus und Petrus allein stattfindet. Sie gehen am Ufer entlang, und auf diesem Weg sagt Jesus zu Petrus: „Du wirst für mich sterben.“ Dein Glaube, deine Liebe zu mir, die du gerade noch einmal neu ausgedrückt hast, wird dir alles kosten.
Die Hände ausstrecken bedeutet auch, dass Petrus gekreuzigt werden wird. Die historische Überlieferung sagt uns, dass Petrus tatsächlich für den Glauben gekreuzigt wurde, allerdings mit dem Kopf nach unten, weil er aus Respekt nicht so gekreuzigt werden wollte wie Jesus.
Jesus kündigt ihm das hier an: „Petrus, du hast doch gesagt: Im Garten Gethsemane, ich bin bereit, für dich in den Tod zu gehen. Weißt du was, Petrus? Du wirst wirklich für mich in den Tod gehen. Ich sage dir das schon mal.“ Erst danach, nachdem Jesus die Karten auf den Tisch gelegt hat, sagt er: „Folge mir nach.“
Das ist es, was Jesus dir heute sagt. Wir wollen hier nicht den Eindruck erwecken, dass Christsein einfach ist. Wir wollen auch nicht den Eindruck erwecken, dass sich in deinem Leben nichts ändern muss, wenn du dich für ein Leben mit Jesus entscheidest. Jesus sagt: Nachfolge kostet alles. Aber es lohnt sich. Es lohnt sich.
Nachfolge bedeutet, Opfer zu bringen. Für Petrus bedeutet es den Tod. Nicht für jeden Nachfolger bedeutet es den Märtyrertod, aber für uns alle bedeutet es den Tod unseres eigenen Egos. Für uns alle bedeutet Nachfolge den Tod unserer eigenen Lebensvorstellungen, unserer eigenen Wünsche und Träume. Jesus sagt: Verleugne dich selbst, leg alles auf den Altar und folge mir nach. Denn das, was du gewinnst, ist viel mehr, als du jemals verlieren konntest. Ich bin es wert.
„Petrus, du wirst für mich sterben, aber komm, folge mir nach. Es lohnt sich.“ Jesus ruft dich heute in die Nachfolge.
Vielleicht machst du dir jetzt viele Gedanken: Was werden andere Menschen denken? Andere leben doch auch nicht so konsequent. Kann man nicht auch eine Art Christentum in der Light-Version leben? Vielleicht schaust du jetzt auf andere.
Petrus lässt sich in diesem Moment ab Vers 20 ablenken. „Petrus wandte sich um, er schaut jetzt nicht mehr auf Jesus. Er wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach.“
Es ging nun dieses Wort hinaus unter die Brüder: „Jener Jünger stirbt nicht.“ Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterben werde, sondern: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?“
Die beiden gehen am See spazieren, Jesus und Petrus, und da kommt Johannes hinterher. Das ist der Jüngere, der hier beschrieben wird. Petrus hat gerade die Nachricht bekommen, dass er für Jesus sterben wird. Sein erster Gedanke ist: Betrifft das nur mich? Was ist mit den anderen? Haben die es leichter? Was ist mit dem?
Ich finde es so bemerkenswert, was Jesus hier sagt. Jesus sagt: „Was geht es dich an? Du aber, folge du mir nach.“ Im Griechischen ist das hier sogar betont, dass es wirklich um dich geht. Schau nicht auf die anderen, folge du mir nach.
Vielleicht hast du angefangen, auf andere zu schauen, die ein viel entspannteres Christsein leben. Und du fragst dich manchmal: Lohnt es sich, diese Opfer für Jesus zu bringen? Andere lassen es so bequem angehen. Weißt du was? Jesus sagt: Leute, schau nicht auf die anderen, folge du mir nach.
Vielleicht stellst du dir die Frage: Was werden die anderen denken, wenn ich gleich zum Kreuz gehe, hier nach vorne, um Jesus neu zu sagen: Ich will für dich leben. Was werden die anderen denken? Jesus sagt: Was geht es dich an? Folge du mir nach.
Vielleicht ist es heute für dich dran, einen ersten Anfang mit Jesus zu machen. Vielleicht ist dir der Auferstandene heute begegnet in deinem Herzen, indem er dir noch einmal so deutlich wie vielleicht nie zuvor gesagt hat: „Ich bin für dich ans Kreuz gegangen. Deine Sünden trennen dich von mir, aber ich habe sie getragen. Ich bin dein Retter, und du kannst das im Glauben annehmen. Ich bin für dich gestorben, ich bin für dich auferstanden, ich habe mein Blut für dich vergossen, ich habe meinen Leib für dich dahingegeben.“
Und wenn du das erkannt hast – Jesus hat es für dich getan – dann lade ich dich ein, heute zum ersten Mal dein Vertrauen auf Jesus zu setzen. Das kannst du auch am Platz machen, aber du darfst das auch gerne hier vorne tun, indem du nach vorne kommst.
Musst du ganz ehrlich sagen: Deine Liebe zum Herrn ist erkaltet, du liebst Jesus nicht wirklich, wenn du ganz ehrlich bist, aber du würdest ihm das heute neu sagen: Jesus, du weißt, ich will mit dir leben, ich liebe dich – dann darfst du auch nach vorne kommen.
Vielleicht hast du deinen Glauben noch nicht in der Taufe bezeugt. Nachfolge beinhaltet, sich taufen zu lassen. Damit beginnt Nachfolge eigentlich. Und vielleicht ist das für dich der Punkt, an dem Jesus dir deutlich gemacht hat: Mach die ganze Sache.
Wir wollen jetzt drei Lieder gemeinsam singen. Ich lade dich ein: Wenn du möchtest, kannst du nach vorne kommen und für dich einfach persönlich beten. Ich werde auch da stehen. Wenn du ein Gebet wünschst, kannst du gerne zu uns kommen.
Lass uns dazu aufstehen.