Einführung in das Thema Scheidung und biblische Auslegung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 199: Was ist Unzucht, Porneia?
Wir sind beim Thema Scheidung. Dabei haben wir uns angesehen, wie 5. Mose 24,1-4 von den Pharisäern und Schriftgelehrten falsch ausgelegt wurde.
Aus einem Gebot, das zum Schutz von Frauen vor hartherzigen Ehemännern gegeben worden war, wurde die Grundlage für ein Scheidungsrecht, das im Wesentlichen von Männern in Anspruch genommen wurde.
Dem widerspricht der Herr Jesus jetzt aufs Schärfste. Er macht deutlich, dass eine betrügerische Scheidung aus nichtigen Gründen den Ehemann, der sich von seiner Frau auf diese Weise trennt, zum Ehebrecher macht.
Wir erkennen, dass sich ein böses Herz hinter einem gesellschaftlich akzeptierten Verhalten verstecken kann. Nur weil an einer Scheidung rechtlich nichts auszusetzen ist, heißt das nicht, dass sie in Gottes Augen nicht völlig falsch sein kann.
Dabei hält der Herr Jesus eine Scheidung für möglich. Sie darf jedoch nie leichtfertig ausgesprochen werden.
Gottes Bild der Scheidung anhand biblischer Beispiele
Gott selbst scheidet sich und stellt bildhaft einen Scheidebrief aus, um den Bund mit seinem Volk zu beenden. Über das Nordreich heißt es in Jeremia 3,8: „Und sie, gemeint ist Juda, das Südreich, sah auch, dass sich Israel, also das Nordreich, abgewandt hatte. Israel, die Abtrünnige, hatte die Ehe gebrochen, deshalb entließ er sie und gab ihr den Scheidebrief.“
Doch ihre Schwester Juda, die Treulose, fürchtete sich nicht, sondern ging selbst auch der Hurerei nach. Auch das Südreich Juda wird entlassen. In Jesaja 50,1 heißt es: „So spricht der Herr: Wo ist denn der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie entlassen hätte? Oder wer ist es von meinen Gläubigern, dem ich euch verkauft hätte? Siehe, wegen eurer Sünden seid ihr verkauft, und wegen eurer Verbrechen ist eure Mutter entlassen.“
Wenn ich mir nun anschaue, wie Gott mit Israel umgegangen ist und sein Verhalten auf eine Ehe übertrage, dann stelle ich Folgendes fest: Ein Bund ist, auch wenn man ihn brechen kann, eine zutiefst heilige Sache. Eine Scheidung darf selbst bei schlimmster Sünde nie leichtfertig ausgesprochen werden.
Selbst dort, wo ich ein Recht auf Scheidung habe, weil mein Partner die Ehe mit Füßen tritt, darf es mir nie nur darum gehen, den anderen loszuwerden. Es gilt, zuerst um den sündigen Partner zu ringen, ihm Raum zur Buße zu geben. Wenn alle Versuche gescheitert sind, dann ist die Scheidung ein Mittel, um eine bereits zerbrochene Ehe zu beenden.
Aber – und das wird gerade bei Gott ganz deutlich – selbst die Scheidung geschieht zuerst immer noch mit dem Ziel einer Versöhnung. Wenn Gott Jahrhunderte um Israel ringt, dann dürfen auch wir nicht beim ersten großen Problem unsere Ehe aufgeben.
Ein Ehebund ist ein Versprechen, und zwar ein Versprechen, aneinander zu hängen, wie es so schön in vielen Trauversprechen heißt: in guten wie in bösen Tagen.
Die Bedeutung von Porneia im Kontext der Scheidung
Und genau das will Jesus mit Matthäus Kapitel 5, Vers 32 zum Ausdruck bringen.
Matthäus 5,32: Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlässt – außer aufgrund von Hurerei –, macht, dass sie Ehebruch begeht. Und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.
Heute soll es um den Einschub „außer aufgrund von Hurerei“ gehen. Was ist damit gemeint? Das Wort, das hier steht, ist Porneia. Porneia wird häufig mit Hurerei, Unzucht oder sexueller Unmoral übersetzt. Der Begriff ist heute nicht mehr gebräuchlich, beschreibt aber im Neuen Testament tatsächlich alle Arten von sexueller Betätigung außerhalb einer Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.
Wenn Jesus hier den Begriff verwendet, stellt er sich ganz klar zur alttestamentlichen Sexualethik. Und das mosaische Gesetz ist in puncto Sexualität sehr klar: Sex gehört ausschließlich in eine Ehe. Sexuelle Lust ist dazu da, ein Ehepaar aneinander zu binden. Alle anderen Spielarten von Sexualität sind Porneia und damit nicht erlaubt.
Heute klingt das schon abenteuerlich. Aber man muss sich klarmachen, dass dieser Anspruch an sexuelle Enthaltsamkeit in der Antike noch viel abenteuerlicher klang. Der Redner Demosthenes schreibt mit größter Selbstverständlichkeit: „Wir halten uns Mätressen zum Vergnügen und Konkubinen zur täglichen Befriedigung des Körpers, aber wir haben Frauen, um legitime Kinder zu zeugen und vertrauenswürdige Haushalter zu haben.“
Dass der athenische Staatsmann Solon die Prostitution legalisierte und staatliche Bordelle eröffnete, um den Gewinn in den Bau von Tempeln zu investieren, kennzeichnet deutlich die griechische Einstellung zur Sexualität: Alles war erlaubt. Und die Römer haben diese Sitten übernommen.
Römische Frauen, sagt Seneca, wurden geheiratet, um geschieden zu werden, und geschieden, um geheiratet zu werden. Einige von ihnen unterschieden die Jahre nicht nach den Namen der Konsuln, sondern nach den Namen ihrer Ehemänner. Weiter lesen wir bei Seneca: „Keuschheit ist nur ein Beweis für Hässlichkeit“, und an einer anderen Stelle: „Unschuld ist nicht selten, sie ist nicht existent.“
Und damit wir uns richtig verstehen: Das sind Heiden, die über Heiden schreiben, weil ihnen die heidnischen Sitten zuwider sind. Im Römischen Reich war Unmoral in sexuellen Dingen keine Unmoral. Es war feste Sitte und Brauch, teilweise sogar fester Bestandteil heidnischer Gottesdienste.
Porneia als umfassender Begriff für Ehebruch und Untreue
Aber zurück zu Porneia in Matthäus 5,32. Was meint Jesus hier, wenn er Porneia verwendet? Ich denke, er meint jede Form schwerster Verfehlung gegen den Ehebund.
Der Begriff Hurerei kann im Alten Testament sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn verwendet werden. In Hosea 1,2 heißt es: Als der Herr anfing, mit Hosea zu reden, sprach er zu Hosea: „Geh, nimm dir eine hurerische Frau und zeuge hurerische Kinder, denn das Land treibt ständig Hurerei vom Herrn hinweg.“
Gott will von Hosea, dass er eine Frau heiratet, von der er weiß, dass sie notorisch untreu ist. Damit wird Hosea als Prophet zu einer Gegenstandslektion für das Volk, das seinen Bund mit Gott ständig durch Götzendienst und Sünden bricht.
Eine hurerische Ehefrau illustriert ein hurerisches Land. Ich denke, wenn ein Partner sich bewusst und vorsätzlich auf grobe Weise aus dem Ehebund verabschiedet, begeht er Porneia – entweder wörtlich, weil er wirklich fremdgeht, oder im übertragenen Sinn, weil er sich auf andere Weise aus dem Miteinander verabschiedet.
Dieser doppelte Bezug ist meines Erachtens auch der Grund, warum der Herr Jesus hier den Begriff Porneia verwendet und nicht einfach von Ehebruch spricht. Ehebruch beginnt zwar im Herzen, aber er geschieht praktisch immer durch das Fremdgehen.
Porneia schließt das Fremdgehen mit ein, hat aber durch die bildhafte Verwendung des Begriffs bei den Propheten, die Israels Untreue im Blick auf Gott geißeln, noch viel stärker alles Verhalten im Blick, mit dem ich bewusst und vorsätzlich, auf grobe Weise, mich aus meinem Ehebund verabschiede.
Abschluss und praktische Hinweise
Was könntest du jetzt tun? Du könntest den Begriff „Hurerei“ bei den Propheten kennenlernen. Wähle dazu auf bibleserver.de die Elberfelder Bibel und suche nach „Hurerei“ mit Sternchen.
Das war es für heute.
Freue dich doch heute mit meiner Frau: Ihr YouTube-Kanal, auf dem sie apologetische Videos verlinkt, wurde im Dezember gelöscht und ist seit heute wieder online. Der Link ist im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.