Einführung in das Thema Gerechtigkeit
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 185: Eine bessere Gerechtigkeit – Teil zwei
Kommen wir noch einmal zu Matthäus Kapitel 5, Vers 20 zurück. Dort heißt es: „Denn ich sage euch, wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen.“
Gestern ging es mir zuerst einmal darum, dass wir das Konzept der Gerechtigkeit verstehen, das die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten. Paulus würde über sie Folgendes sagen, wie wir in Römer 10, Verse 2 und 3 lesen: „Denn ich gebe Ihnen Zeugnis, dass Sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis; denn da Sie Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und Ihre eigene aufzurichten trachteten, haben Sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.“
Das ist, wie wir schon wissen, das Problem der Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie wollen ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten. Sie denken, wir schaffen das selbst.
Ich denke nicht, dass dahinter immer eine böse Motivation steckt. Selbstgerechtigkeit ist einfach eine echte Versuchung für jeden Menschen.
Selbstgerechtigkeit und der Weg des Glaubens
Selbstgerechtigkeit – dieses „Gib mir Regeln, und ich halte mich daran“ – liegt allen Religionen zugrunde. Das liegt einfach daran, dass unser Ego auf Selbsterlösung anspringt. Wir wollen es selbst schaffen.
Deshalb ist Selbstgerechtigkeit der Weg der Religion. Ich strenge mich an. Die Frömmigkeitsstile mögen sich unterscheiden, doch die Idee dahinter ist dieselbe. Selbstgerechtigkeit ist der Weg der Religion. Der andere Weg ist der des Glaubens, nämlich sich der Gerechtigkeit Gottes zu unterwerfen.
Aber wie mache ich das? Wie unterwerfe ich mich der Gerechtigkeit Gottes? Und wie übertrifft meine Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer? Darum soll es heute gehen.
Die Unterwerfung unter Gottes Gerechtigkeit
Fangen wir einfach an: Wie unterwerfe ich mich der Gerechtigkeit Gottes?
Ich tue es, indem ich zugebe, dass ich aus mir heraus niemals dem Anspruch genügen werde, der an den Menschen als Ebenbild Gottes gestellt wird. Ich handle also wie der Zöllner im Gleichnis, der sich vor Gott hinstellt und sagt: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig.“
Jesu Urteil über diesen Mann lautet in Lukas 18,14: „Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem, das ist der selbstgerechte Pharisäer. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
So, das war einfach. Ich muss mir die Frage beantworten, wem ich vertraue: mir oder Gott? Dann muss ich mich zu Gott bekehren, mich selbst erniedrigen und zugeben, dass ich es alleine nicht schaffe.
Die Überbietung der Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer
Gehen wir die zweite Frage an: Wie übertrifft meine Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer?
Man könnte jetzt antworten, sie ist halt geschenkt. Wenn Gott mich mit Gerechtigkeit beschenkt und mir im Bild gesprochen den Mantel der Gerechtigkeit umlegt, dann ist das, was ich da an Gerechtigkeit bekomme, natürlich viel mehr, als ein Pharisäer sich je erarbeiten kann. Es ist die vollkommene Gerechtigkeit Christi. Das könnte man antworten, und das wäre völlig richtig.
Ich denke jedoch, dass der Herr Jesus noch viel mehr im Blick hat. Dieses Mehr hat damit zu tun, dass die Bibel, wenn es um Glaubensgerechtigkeit geht, immer von Menschen ausgeht, die sich als Sünder erkennen.
Ich bekehre mich wie der Zöllner im Gleichnis, weil ich mich als unwürdig wahrnehme. Ich erkenne und anerkenne Gottes Anspruch. Er will, dass ich gerecht lebe. Und weil ich genau das nicht bin – gerecht –, wende ich mich an Gott.
Oder lasst es mich so formulieren: Im Moment der Bekehrung trifft eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit auf einen Gott, der den Gläubigen gerecht spricht.
Praktische Gerechtigkeit als Ausdruck der Liebe zu Gott
Für den Gläubigen ist die Gerechtigkeit, die Gott ihm schenkt, kein Grund, das Thema praktische Gerechtigkeit nach seiner Bekehrung weniger ernst zu nehmen.
Wenn der Selbstgerechte den Gehorsam als ein Mittel versteht, um Gott zu bestechen, sieht der Gläubige den Gehorsam als ein Mittel, um Gott zu lieben. So sagt es der Herr Jesus selbst in Johannes 14,21: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“
Die Liebe zu Gott ist immer auch die Liebe zu seinen Geboten. Dabei geht es nicht darum, sich durch das Halten der Gebote eine Beziehung zu erkaufen, sondern weil es einfach normal ist, dem Geliebten gefallen zu wollen.
Die Beziehung zu Gott auf eine möglichst tiefe, leidenschaftliche und genussvolle Weise zu leben, gehört dazu. Aus Gründen der Weisheit, aber noch viel mehr aus Gründen der Liebe, tue ich, was mein Freund Jesus von mir will.
Erinnert euch an Johannes 15,14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Genau das will ich sein – der Freund meines Herrn.
Gerechtigkeit als Herzensanliegen und Lebensfreude
Deshalb ist Gerechtigkeit für mich keine fromme Show, die ich abziehe, wenn andere zuschauen, sondern ein echtes Herzensanliegen.
Ich lebe aus Gnade, und die Gnade Gottes erzieht mich zur Gerechtigkeit. Es bereitet mir Freude, meine Sünde täglich zu bekennen, im Licht zu leben und Schritt für Schritt, in der Kraft des Heiligen Geistes, eine Sünde nach der anderen anzugehen.
Ich freue mich wirklich an der Veränderung. Es bereitet mir Freude, dass immer mehr Jesus in mir sichtbar wird und dass die Frucht des Geistes wächst. Ebenso freue ich mich daran, wie der Wandel im Geist immer normaler wird.
Außerdem habe ich Freude daran, die Gebote Gottes zu studieren, weil sie mir ganz praktisch einen Weg zum Leben zeigen. Einen Weg zum Leben mit meiner Frau, mit meinen Nachbarn, mit meinen Freunden, mit mir selbst und natürlich mit Gott.
Die Bedeutung der Gebote Gottes für das Leben
Auch heute noch gilt die Verheißung aus 3. Mose 18,5. Dort heißt es: „Und meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten; durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben. Ich bin der Herr.“
Die Gebote Gottes geben uns kein ewiges Leben, das können sie nicht. Aber sie sind gut. Gut, damit wir Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Glauben oder Gottesfurcht lernen – all diese Dinge sind sehr wichtig. Sie sind Ausdruck des Segens, den Gott für uns bereithält.
Weil ich den Wert der Gebote verstehe und Gott liebe, verstehe ich auch Heiligung – und zwar in all ihren Facetten – als Gottes Geschenk an meine kaputte Seele.
Heiligung als Weg in die Freiheit
Heiligung ist ein Prozess, bei dem das Vorangehen wichtiger ist als das Ankommen. Schritt für Schritt führt dieser Weg in die Freiheit. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich Lügen entlarve, neue gute Gewohnheiten einübe, eine Veränderung meines Charakters erlebe oder einfach sinnvoller und ehrlicher bete.
Ich möchte heiliger werden, weil mich Gottes Gnade dazu anspornt. Das ist auch der Grund, warum ich ganz praktisch gerechter lebe als die Schriftgelehrten und Pharisäer. Ich muss Sünde nicht verstecken, sondern setze auf Ehrlichkeit. In puncto Heiligung will ich nicht ankommen, sondern ihr nachjagen – mit Dynamik.
Weil ich einfach immer weitermache und weiterhin auf den Heiligen Geist höre, der mir durch sein Wort zu sagen hat, freue ich mich über die kleinen Fortschritte. Ich denke daran, dass der Herr Jesus, wenn er wiederkommt, das zu Ende bringen wird, was mir noch fehlt. Für mich ist Heiligung Freude am Leben.
Deshalb hat meine täglich gelebte Gerechtigkeit viel mehr Tiefgang als die der Schriftgelehrten und Pharisäer.
Abschlussgedanken und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welche Einstellung du zum Thema Heiligung hast.
Ist Heiligung für dich eine Freude, weil sie dich in die Freiheit führt?
Das war's für heute. Ich kann dir nur den Tipp geben, Ruhezeiten nicht zu vernachlässigen. Mein Dienst lebt seit Jahrzehnten von einem wöchentlichen Ruhetag.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.