Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,
was das für euch bedeutet...
Die Natur und Bedeutung von Kompromissen im Alltag
Was ist ein Kompromiss? Ganz technisch betrachtet ist ein Kompromiss die Lösung eines Konflikts, bei der die Konfliktparteien auf Teile ihrer Forderungen verzichten und aufeinander zugehen. So entsteht eine gemeinsame Lösung.
Das haben wir alle schon erlebt. Im Alltag ist ein Kompromiss sehr positiv. Davon profitieren wir jeden Tag aufs Neue – in unserem Leben, in der Familie und in Freundschaften.
Das Funktionieren des Zusammenlebens beruht auf Kompromissen. Zum Beispiel, wenn man als Familie den Urlaub plant: Die Kinder wollen an einen bestimmten Ort, die Eltern an einen anderen. Dann setzt man sich zusammen, um sich zu einigen. So wird festgelegt, wohin der Urlaub in diesem Jahr geht. Das ist ein Kompromiss.
Auch beim Autokauf, etwa auf dem Gebrauchtwagenmarkt, ist Verhandeln eine Form des Kompromisses. Du möchtest dein Traumauto bekommen, der Verkäufer möchte zufrieden sein. Wenn beide Seiten einen Mittelweg finden, profitieren alle.
Manche von euch sind vielleicht schon Arbeitnehmer. Auch im Arbeitsleben gibt es Kompromisse. Wenn du mehr Geld möchtest, kann dein Chef zum Beispiel sagen: „Ich gebe dir kein höheres Gehalt, aber du darfst drei oder vier Stunden pro Woche weniger arbeiten.“ Das ist ebenfalls ein Kompromiss, bei dem man aufeinander zugeht.
Oder wenn ihr am Wochenende mit eurer Clique unterwegs seid und einige zum McDonald’s wollen, andere zum Burger King. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Jeder geht allein essen – was sehr traurig wäre – oder ihr findet einen Kompromiss und geht gemeinsam an einen anderen Ort.
Wir profitieren im Alltag ständig von Kompromissen. So funktioniert das Leben – jeden Tag aufs Neue.
Kompromisse in der Bibel: Positive und negative Aspekte
Wenn wir in die Bibel schauen, werden Kompromisse zunächst einmal positiv bewertet. Sie sind etwas Gutes, besonders wenn es um Gewissensfragen geht. Ein Beispiel dafür findet sich in Römer 14. Dort geht es um Themen, bei denen die Bibel nicht eindeutig Stellung bezieht und bei denen jeder von uns ein unterschiedliches Verständnis haben kann.
Auch bei unnützen Streitfragen spricht die Bibel davon, dass man Dinge einfach stehen lassen soll. Das ist zum Beispiel in 2. Timotheus 2 der Fall. An beiden Stellen sagt die Schrift: „Es gibt Dinge in deinem Leben und in der Gemeinde, die sollst du einfach akzeptieren und nicht weiterverfolgen.“ Das ist der Kompromiss – wir gehen aufeinander zu, indem wir die Erkenntnis des anderen akzeptieren und einfach stehen lassen.
Natürlich kennt die Bibel auch negative Seiten von Kompromissen. Erstens warnt sie eindeutig vor Kompromissen, wenn es um Glaubensinhalte geht. Die Frage lautet: An was glaubst du? Was ist die Wahrheit für dich? In Hebräer 13, Vers 9 heißt es: „Lasst euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben.“ Es wird also gesagt: Spiele nicht mit dem Glauben.
Im Neuen Testament findest du viele solche Warnungen. Glaube an Jesus Christus, glaube dem Evangelium und spiele nicht mit dem Inhalt. Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass der gerechte und gnädige Schöpfer des Universums auf uns herabblickt und sieht, wie hoffnungslos verloren alle Männer und Frauen auf dieser Erde sind.
Dann hat er seinen Sohn Jesus Christus, Gott als Mensch, gesandt, um Gottes Zorn gegen die Sünde am Kreuz zu tragen. Jesus ging für unsere Schuld ans Kreuz und bewies damit seine Macht über die Sünde – auch durch seine Auferstehung.
Vielen Dank! Denn jeder, der sich von seiner Sünde abwendet und auf Jesus als seinen Retter und Herrn vertraut, wird für immer mit Gott versöhnt. Das ist unsere Hoffnung. Das war das Evangelium in Kurzform.
Die Bibel sagt: Spiele nicht mit diesem Inhalt, mit dieser Wahrheit. Darin darfst du keinen Kompromiss eingehen.
Zweitens werden wir vor Kompromissen gewarnt, wenn es um unser Handeln geht. In 1. Korinther 6, Vers 18 heißt es: „Flieht die Unzucht!“ Das ist eine eindeutige Aufforderung. Lass dich nicht darauf ein, gehe nicht darauf zu, bleib nicht stehen und warte ab, was passiert. Sondern: Hau ab, renn weg!
Drittens werden wir vor Kompromissen gewarnt, die schon weit vor unserem Handeln in unserem Herzen geschehen. Wir werden gewarnt, wenn es um unser Denken, Fühlen, unsere Motivation und Wünsche geht.
In 1. Johannes 2, Vers 15 heißt es: „Habt nicht die Liebe zur Welt noch was in ihr ist! Alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“ Mit „Welt“ ist hier das System gemeint: Überzeugungen, Wünsche und Ziele, die nichts mit dem Gott der Wahrheit zu tun haben, wo Gott keine Rolle spielt.
Man kann es auch so übersetzen: „Entbrennt nicht für diese Welt!“ Fang kein Feuer. Sei es Genuss, Haben, Wollen, Besitz oder der Stolz auf das, was man ist oder geleistet hat – lass dich gar nicht erst darauf ein. Geh nicht so nah heran, sonst wird dieses Feuer übergreifen.
Vielleicht habt ihr Bilder gesehen: Vor circa vier Wochen gab es in Los Angeles sehr heftige Brände. Man geht davon aus, dass sie durch zwei kleine Waldbrände begonnen haben. Die Bilder zeigten, wie leicht Feuer überspringen kann und wie schnell man die Kontrolle verliert.
So kannst du diese Textstelle verstehen. Es geht nicht darum, dass wir uns alle abschotten müssen. Du glaubst an Jesus, und das bedeutet nicht, dass du in die Wildnis ziehen oder dich selbst isolieren musst – ohne Kontakt zur Welt. Das ist nicht gemeint.
Es bedeutet auch nicht, dass du nichts genießen darfst. Dazu sind wir nicht berufen, denn wir leben in dieser Welt. Aber 1. Johannes 2 sagt: Es geht um dein Herz, dein Denken, deine Motivation. Hänge dich nicht an diese Welt. Geh nicht so nahe hin, dass dein Herz anfängt, für diese Welt zu brennen.
Achte darauf, dass dein Herz nicht erreicht und verseucht wird. Lass nicht zu, dass die Dinge dieser Welt, ihre Motivationen und Ziele zur treibenden Kraft in deinem Leben werden.
Kompromisslot als Warnung: Die Lebensgeschichte Lots
Wir möchten uns heute Nachmittag anschauen, was in deinem Leben passieren kann, wenn dein Herz sich den Dingen der Welt zuwendet und für die falschen Dinge zu brennen beginnt. Dann passiert dir genau das Gleiche wie Lot. Lot ist heute Nachmittag unser Negativbeispiel, und das Thema heißt deshalb „Kompromisslot“ – einfach, damit man es sich leichter merken kann.
In Lots Leben sehen wir, wohin es dich führen kann, wenn du zwar an Jesus Christus glaubst, aber im Alltag nur faule Kompromisse machst. Wie so ein Leben enden kann, sehen wir bei Lot.
Wir gehen heute durch eine ganz einfache Gliederung: Wir schauen uns an, wie Lot sein Leben begonnen hat, wie er unterwegs war und was am Ende das Ergebnis seines Lebens war.
Wer hat Lot schon mal gehört? Das war eine einfache Frage, gut.
Lot war – ich fasse jetzt die Geschichte aus 1. Mose 11–19 zusammen, und wichtige Textstellen werden wir dann zusammen auch lesen – der Neffe Abrahams. Abrahams Vater war ein gewisser Terach, und damit war Terach der Opa von Lot, also der Clanchef. Der eigentliche Vater von Lot ist wahrscheinlich sehr früh gestorben; von ihm wissen wir nicht viel oder gar nichts.
Die ganze Sippe hielt sich ursprünglich in Ur in Chaldäa auf, das ist im Südosten. Laut 1. Mose 11,31 kommt Terach, das Klanoberhaupt, auf die Idee und trifft die Entscheidung: „Wir gehen von hier weg.“ Dann ziehen sie die rote Linie entlang bis nach Haran, das liegt oben in der Mitte. Dort richten sie sich gemütlich ein, und Terach stirbt dort.
In 1. Mose 12 lesen wir, dass Gott zu Abraham sagt: „Gehe von hier fort, gehe von Haran weg in ein Land, das ich dir zeigen werde.“ Wenn man nur 1. Mose liest, hat man den Eindruck, Gott sagt das zum ersten Mal zu Abraham und Abraham hört es in Haran zum ersten Mal, dass er nach Kanaan ziehen soll. Aber es wird schon zum zweiten Mal gesagt.
Wieso? Laut Apostelgeschichte 7,2 wurde Abraham schon in Ur, also ganz im Südosten, aufgefordert, in ein Land zu gehen, das Gott ihm zeigen wird. Das erklärt Stephanus dem Hohen Rat in Apostelgeschichte 7 und sagt, dass Abraham die Aufforderung Gottes erhielt, bevor er in Haran wohnte. Also das ist ganz im Süden passiert. Dort wurde Abraham gesagt: „Geh von hier weg.“
Offensichtlich hat Abraham nicht sofort reagiert, aber sein Vater, der Chef im Ring, Terach, sagt: „Wir gehen.“ Jetzt sind sie in Haran gestrandet, Terach ist tot, und Gott sagt erneut zu Abraham: „Geh weiter.“ Und jetzt geht Abraham auch weiter.
Der Neffe Lot ist immer dabei, zuerst bei Terach und dann auch bei Abraham. Abraham war einer der Patriarchen des Glaubens, so wird er im Hebräerbrief Kapitel sieben bezeichnet. Das ist wie Isaak oder Jakob – das waren Männer, mit denen Gott die Geschichte ganz besonders geschrieben hat. So kann man das sagen.
Lot war der Neffe von so einem Mann, das heißt, er saß direkt an der Quelle. Er hat das jeden Tag gesehen: das Leben von Abraham, Schulter an Schulter mit dem ersten Patriarchen auf dem Weg ins verheißene Land. Besser hätte es dir gar nicht passieren können. Du bist mit dem Mann unterwegs, zu dem Gott persönlich spricht.
Lot war in der ersten Reihe, um Gottes Macht zu sehen. Das sind beste Voraussetzungen für ein Leben.
In der Bibel lesen wir keinen direkten Auftrag Gottes, dass Abraham Lot mitnehmen soll. Lot wurde überall hin mitgenommen, er musste nichts selbst entscheiden. Er hat gesehen, wie sein Onkel als Nomade unterwegs war, wie er überall Altäre baute und wie Abraham Gott suchte. Abraham wollte jeden Tag ein Leben für Gott leben, und Lot hat das mitbekommen. Er hat zugeschaut und wurde überall mitgenommen. Das ist ein super Startkapital für dein Leben.
Wir könnten es heute vergleichen mit jemandem, der das Geschenk hatte, gläubige Eltern zu haben oder zumindest von klein auf in der Gemeinde unterwegs zu sein, Kinderstunde zu haben, zur Jugendstunde zu gehen und das Evangelium zu hören. Man wird immer so mitgenommen – genauso wie Lot.
Sie kommen dann nach Kanaan. Nach einem kurzen Zwischenspiel in Ägypten sind sie wieder zurück. In dieser Zeit lesen wir in 1. Mose 13, dass sowohl Abraham als auch Lot richtig reich geworden sind. Ihre Herden wurden riesig, ihre Schafherden wuchsen stark.
Dann gab es natürlich Streit zwischen den Hirten und Knechten, wer zuerst an die bessere Wasserstelle kommen darf. Man merkt, dass das so nicht mehr funktioniert.
Was macht Abraham? Abraham ist jetzt der Chef von der ganzen Verwandtschaft, von der Sippe. Er muss eine Entscheidung treffen. Und er macht etwas, das eigentlich sehr ungewöhnlich ist: Er bezeichnet Lot erstmals als seinen Bruder in 1. Mose 13,8. Er geht auf dieselbe Augenhöhe wie Lot, stellt sich auf dieselbe Ebene.
Dann bricht er mit der damaligen Kultur, indem er zu Lot sagt: „Du darfst entscheiden. Wo willst du hin? Links oder rechts? Wo willst du hin?“ Abraham überlässt Lot die Entscheidung.
Abraham hätte sagen können: „Das Land, das Tal, die Wiesen, alles, was ich hier sehe, das nehme ich mit, mit meinen Herden. Das ist mein Recht als Familienoberhaupt, und du, Lot, baust erst mal dein eigenes Leben auf.“ Vielleicht haben das auch seine Knechte und Hirten erwartet, denn das wäre damals die Kultur gewesen und der normale Weg.
Doch Abraham sagt zu dem jüngeren Lot: „Du darfst entscheiden, Lot, mach mal deine Entscheidung.“
Wir können das nachvollziehen. Klar, Lot war schon ein erwachsener Mann. Trotzdem: Wenn ich mich hier so umschaue, sind die meisten in einem Alter, in dem man endlich eigene Entscheidungen treffen darf oder schon längst getroffen hat.
Endlich hat man seinen eigenen Plan für das Leben, für die Zukunft. Die Zeit, in der Mama und Papa oder andere einen mitgenommen haben, ist vorbei. Jetzt steht man vor Entscheidungen.
Die Frage ist: Wie gestalte ich mein Leben? Wie entscheide ich mich? Welche Ausbildung mache ich? Setze ich die Schule fort oder nicht? Welches Studium wähle ich? Welchen Partner suche ich? Welche Vorstellung habe ich von meinem Leben? Welche Wünsche, Ziele oder Träume hast du für dein Leben?
Lot steht an einem vergleichbaren Punkt.
Lots Entscheidung und die Versuchung des Kompromisses
Lot erkennt: Das Mitgenommenwerden ist vorbei. Jetzt muss er selbst unterwegs sein. Wie entscheidet sich Lot? Das können wir in 1. Mose 13 nachlesen. Bitte schlagt alle die Bibel auf, oder nutzt das Handy, um 1. Mose 13, Verse 10-13 zu lesen.
Dort heißt es: Lot erhob seine Augen und sah die ganze Ebene des Jordans. Diese war damals ganz bewässert, bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstört hatte. Die Ebene war wie der Garten des Herrn, wie das Land Ägypten bis nach Zoa hin. Nun kommt die Entscheidung: Lot wählte sich die ganze Ebene des Jordan und brach nach Osten auf. So trennten sie sich voneinander. Abraham wohnte im Land Kanaan, Lot aber in den Städten der Ebene des Jordan und schlug seine Zelte bis nach Sodom auf.
Lot soll entscheiden. Er sieht die Jordanebene, unter anderem das Gebiet, bevor Sodom und Gomorra verwüstet wurden. Zu diesem Zeitpunkt sieht es offenbar richtig gut aus. Wie genau? Wir haben es in Vers 10 gelesen: „Wie der Garten des Herrn und wie das Land Ägypten.“ Was bedeutet das?
Wenn man das schnell liest, könnte man meinen, hier wird einfach nur unglaublich fruchtbares Land beschrieben. Lot zieht das an, fertig, er will dorthin. Aber warum beschreibt Gottes Wort hier mit Absicht doppelt? Und drücken diese beiden Begriffe wirklich dasselbe aus?
Ich denke, der Text hat hier eine zweite Ebene. „Garten des Herrn“ kommt mehrmals im Alten Testament vor. In dieser genauen Wortkombination wird immer Gemeinschaft beschrieben, immer Beziehung. Das beginnt schon bei 1. Mose 3,8. Dort lesen wir vom Garten des Herrn, und damit ist der Garten Eden mit Adam und Eva gemeint: Gott ganz nahe bei den Menschen in perfekter Beziehung. Ein schützender Rahmen der Gemeinschaft. Adam und Eva zerstören das durch den Sündenfall.
Die Propheten Jesaja (51,6), Hesekiel und andere benutzen diesen Ausdruck „Garten des Herrn“ immer wieder, um das Volk Israel zu beschreiben, wenn sie von der Gefangenschaft heimkehren und wieder in Gemeinschaft mit Gott leben können. „Garten des Herrn“ ist also ein Rahmen der Verbundenheit, der Beziehung – das Volk Israel und Gott. Gemeinschaft, Kinder Gottes und ihr Gott.
Im Hohelied ist der „Garten des Herrn“ ein Begriff für die intime Beziehung zwischen Mann und Frau. Ein umschlossener Garten ist dort der Schwerpunkt. Das heißt, es ist etwas, wo kein anderer dazwischenfunken sollte, wo nichts stören darf. Diese Beziehung ist geschützt.
„Garten des Herrn“ ist in der Bibel nicht nur etwas Äußerliches. Es steht in Verbindung mit Gemeinschaft, mit Gottes Kindern in inniger Beziehung zu ihrem Gott.
Das Zweite ist „Land Ägypten“. Klar, Ägypten ist ein furchtbares Land. Aber in der Geschichte Israels steht es immer für etwas anderes: Sklaverei, Trennung, Götzendienst, etwas, woraus Gott sie befreien musste. Ägypten ist das Gegenteil von einer guten Beziehung zu Gott. Ägypten ist die Entfernung von Gott, Gottlosigkeit. Man könnte auch sagen: Es ist die Welt.
Lot sieht beides. Was will er? Er will beides haben: Beziehung mit Gott, aber auch die Welt. Ich glaube, das möchte Vers 10 mit dieser Sprache ausdrücken. Man kann das gerne anders sehen, aber in Vers 12 sehen wir den Gedanken noch einmal wiederholt.
Dort heißt es: „Bis an die Stadt Sodom zieht er hin.“ Das hebräische Wort für „bis an“ zeigt eine Grenze an, eine äußerste Linie, so weit wie möglich. Also geht Lot nicht hinein, aber so nah wie möglich an die Stadt heran. Obwohl er weiß, dass dort böse, sündige Menschen wohnen, die offen gegen Gott leben (Vers 13).
Warum macht er das? Was war seine Motivation? Ich denke, sein Gedanke war: Ich darf jetzt endlich selbst entscheiden. Ich gestalte mein Leben so, dass ich beides verbinden kann. Das ist meine Entscheidung: Das Beste von Gott, aber auch das Beste von dieser Welt.
Für diesen Traum, für diesen Lebenstraum, geht er diesen Kompromiss ein: so nah wie möglich an Sodom heran. Das ist, glaube ich, eine gewaltige Warnung für uns.
Kennst du die Frage, die oft in der Jugend oder Gemeinde diskutiert wird, wenn es um Glaubensthemen geht? Immer wieder kommt die Frage: „Wo ist denn da die Grenze?“ Wir Christen lieben es, auszutesten, wie weit wir gehen dürfen.
Aber überlege mal: Was sagt das über dein Herz aus, wenn du so denkst? Wenn du in den Bergen wanderst, ist es gefährlich, dich bewusst so nah wie möglich an den Rand zu bewegen, wo es steil hinuntergeht. Das ist jedem klar. Es ist keine gute Motivation, es ist unnötig und gefährlich.
Die Motivation, sich so nah wie möglich an die Klippe der Sünde und der Welt zu bewegen, ist genauso unlogisch und einfach nur dumm. Lot geht aber so nah ran, wie es nur geht.
Lots Leben in Sodom und seine Verantwortung
Gott gibt Lot einen Warnschuss. In Kapitel 14 wird die Stadt Sodom von fremden Königen eingenommen. Alle Bewohner kommen in Gefangenschaft. Abraham befreit diese Menschen mit seiner Privatarmee. Wie gesagt, er war sehr reich. Lot entkommt erneut.
Wir lesen aber auch, dass Gottes Entschluss feststeht: Diese Stadt soll vernichtet werden. Wie geht es mit Lot weiter? Schauen wir in 1. Mose 19, den ersten Vers. Dort heißt es: Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom, als Lot gerade am Tor von Sodom saß. Als Lot sie sah, stand er auf und ging ihnen entgegen.
Nach Gottes Warnschuss ist Lot zurückgekehrt. Diesmal ist er mittendrin in Sodom. Er lebt nicht nur dort, sondern hat auch eine Aufgabe. Wir lesen, dass er unter dem Tor sitzt. Das bedeutet, dass er ein Richter in der Stadt ist oder zumindest ein Bürger mit Verantwortung in einem gewissen Gremium.
Warum? Unter dem Tor wurden die Angelegenheiten der Stadt und der Bürger erledigt und besprochen. Es ist auch nicht überraschend: Sein Onkel Abraham hat die gesamte Stadt gerettet. Logisch, dass Lot davon profitiert und schnell Karriere macht in Sodom. Sein familiärer Hintergrund ist bekannt. Er hatte einen steilen Aufstieg, doch er ist mittendrin in der Welt.
Das ist ein weiterer Kompromiss. Lot hat eine Grenze überschritten oder sich weiter in Richtung Welt bewegt. Man hat den Eindruck, dass Lot kein Fremdling mehr sein wollte. Genau das wird jedem Gläubigen in 1. Petrus 2,11 gesagt: Wenn du mit Jesus lebst, bist du ein Fremdling, hier nicht zuhause.
Lot hingegen dachte: Nein, ich schaffe das. Ich schaffe den Spagat zwischen Gott und der Welt. Ich bekomme das hin.
Die Folgen von Lots Kompromissen im Glaubensleben
Was sind die Konsequenzen, die aus Loths Entscheidung folgen? Für Loth als gläubigen Menschen, was ist das Ergebnis in seinem Leben?
Ich habe gerade gesagt: Loth war ein gläubiger Mensch. Wieso bin ich davon überzeugt, dass Loth gläubig war – im Sinne des Alten Testaments? Dass er überzeugt war und darauf vertraute, dass Gott einen Erlöser schicken wird. Im Neuen Testament wissen wir, dass dieser Erlöser Jesus Christus ist. Aber warum sage ich, dass Loth gläubig war?
Weil das in 2. Petrus 2,7-8 direkt so steht. Dort heißt es – ich fasse es in eigenen Worten zusammen –, wie Gott den gerechten Loth herausgerettet hat. Loth wurde von dem Lebensstil, der um ihn herum herrschte, gequält. Es quälte seine gerechte Seele. Wenn wir uns Loths Leben anschauen, dürfen wir nicht vergessen, was Gott dazu sagt: Gott bezeichnet ihn als gerecht und gläubig.
Du liest aber nirgendwo, dass Loth einmal betete. Wir lesen auch nicht, dass er einen Altar für Gott errichtet hat. Er war gläubig, aber seine Beziehung zu Jesus war auf einem minimalen Niveau. Er wusste, dass es widerlich war, was in Sodom geschah. Loth war selbst kein Teil davon. Er war gegen diese Sünde, er war kein Teil der Dinge in dieser Stadt. Aber er wollte so nahe wie möglich dran sein.
Er hatte keine Gemeinschaft mit dieser Gottlosigkeit und war daran nicht beteiligt. In Epheser 5,10-11 heißt es: Fragt euch immer, was den Herrn gefällt, und beteiligt euch nicht an den nutzlosen Dingen, die aus der Finsternis kommen. Da könnte man sagen: Ja, Lot hat das doch so erfüllt. Aber es geht weiter: Stellt sie vielmehr bloß oder deckt diese finsteren Dinge auf. Fahr eine klare Linie gegen die Welt.
Lot hat sich daran nicht beteiligt, aber er hat auch die Sünde als solche nicht aufgedeckt. Er zog keine klare Linie. Er war sozusagen ein passiver Zuschauer, aber doch irgendwie dabei. Es war ein mieser Kompromiss: so nahe wie möglich an der Welt. Gerettet, ja; gläubig, ja; aber es war ein Leben in Qual.
Das Wort „Qual“, das ihr da vorne seht, in 2. Petrus 2, ist dasselbe Wort, das in der Offenbarung fünfmal verwendet wird, um das Leiden der Menschen zu beschreiben, die in die Hölle gehen. Loths Leben war Schmerz pur. Und hier merken wir, wohin Kompromisse in deinem Glaubensleben dich führen können – uns führen können.
Erstens: Sie werden dir wehtun. Es wird nicht gut für dich sein. Loths Leben ist eine Warnung: Du kannst errettet sein, du kannst mit Jesus unterwegs sein Richtung Himmel, aber dein Leben hier mit Kompromissen, mit dem Denken, ich führe es irgendwie zusammen, diese beiden Dinge – Gott und Welt – damit kannst du dein Leben im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle machen.
Äußerlich sieht dein Leben vielleicht super aus. Lot war erfolgreich, er hatte eine bedeutende Funktion. Aber er war tief unglücklich. Er hat sich durch seine eigenen Lebensentscheidungen selbst gequält. Und es geht nicht darum, dass ihn seine Sünde gequält hat, also diese gottgewollte Betrübnis. Darum geht es nicht. Es geht explizit um Kompromisse mit der Welt, die ihm am Ende wehgetan haben und die ihm am Ende auch immer wehtun werden.
Glaubst du, dass Lot ein glücklicher Mensch war, der morgens fröhlich aufgewacht ist? Lot entschied sich bewusst dafür, so nah wie möglich beziehungsweise mittendrin in der Welt zu leben – als Gläubiger. Und er zahlt in seinem Leben den Preis dafür.
Zweitens: Kompromisse in deinem Glaubensleben werden dich negativ prägen. Als die Engel in 1. Mose 19 in Sodom sind und Lot warnen, da ist er noch gastfreundlich und nicht so feindlich gesinnt wie der Rest der Stadt. Die Männer der Stadt kommen dann am Abend und wollen die beiden Gäste herausgeben, um sich über sie herzumachen, sagt der Text. Es wird Vergewaltigung angedeutet.
Lot zeigt in den folgenden Versen wieder, in welchem Spagat er lebt. Erst bittet er: „Hey Leute, versündigt euch doch nicht!“ Ja, das ist nicht recht, das ist Sünde gegen Gott und gegen den Menschen, das ist nicht in Ordnung, was ihr vorhabt, es ist gottlos. „Das, was ihr tun wollt, ist Sünde.“ Offensichtlich war ihm in seiner schwachen Beziehung zu Gott schon klar, dass das etwas ist, das Gott verurteilen wird.
Aber dann macht er auf der anderen Seite ein Angebot. Was sagt er? „Nehmt meine zwei Töchter! Mit denen dürft ihr machen, was ihr wollt.“ Dass er überhaupt auf so eine Idee kommt, zeigt, wie sehr ihn sein Umfeld geprägt hat. Merkt ihr den Spagat zwischen dem, was Gott will, und dem, was die Welt will?
Lot steckt so tief drin, dass er seine eigenen Töchter anbietet. Sein Denken war so von Sodom geprägt, dass er das als Lösung sah. Für ihn war das das friedensstiftende Ergebnis: „Nehmt lieber meine Töchter.“ So eine Idee kannst du nicht mehr mit „Ja, das war die Gastfreundschaft, die Kultur damals“ argumentieren. Ja, es kann sein, dass es Lot heilig war, dass seine Gäste geschützt werden – koste es, was es wolle, das kann sein. Aber er will hier Sünde mit Sünde bekämpfen, und das war kein Maßstab mehr aus Gottes Sicht.
Er war negativ geprägt, und wir sehen, wie sein Denken vom Denken Sodoms beeinflusst war.
Drittens: Kompromisse in deinem Glaubensleben machen dein Leben kraftlos für andere – und ich habe es jetzt bewusst etwas stärker formuliert: Sie machen dich zur Lachnummer.
Was soll die gottlose Menge von Sodom von so einem Mann halten? Auf der einen Seite sagt er: „Sündigt nicht gegen Gott!“ Und auf der anderen Seite bietet er ihnen so einen ekelhaften Kompromiss an: „Nehmt meine Töchter!“ Was soll die Welt von so einem Gläubigen halten? Das ist eine Lachnummer. Davor hat niemand Achtung. So jemand hat keinen Einfluss.
Er redet, aber seine Taten sprechen eine andere Sprache. In 1. Mose 19,19 heißt es sogar: „Du willst dir einen Aufrichter machen, dich aufspielen als Fremder.“ Modern gesagt sagen sie: „Du mit deiner christlichen Moral, hau ab! Hör auf zu labern! Wir sehen doch deine Wünsche. Du willst doch mittendrin dabei sein. Du hast deine Prinzipien über die Jahre immer wieder angepasst. Du willst doch eigentlich auch einen Teil von uns haben. Du beeindruckst uns nicht!“
Sie nahmen Lot nicht ernst. Die Engel lösen die Situation und sagen Lot: „Flieh, hau ab, die Stadt wird vernichtet werden!“ Lot hat dann noch die Idee, er will seine zukünftigen Schwiegersöhne warnen. Oder es waren bereits seine Schwiegersöhne – der Text lässt diese Übersetzung zu. Das würde bedeuten, er hatte noch zwei weitere Töchter, also insgesamt vier.
Wie dem auch sei, er geht zu diesen zwei Männern. Der Text sagt, in ihren Augen ist er wie jemand, der einen Scherz macht. Sie lachen über ihn, sie nehmen Lot nicht ernst. Er war eine Lachnummer.
Die Engel müssen Lot und seine Familie aus der Stadt herausziehen mit der Warnung: „Schaut nicht zurück!“ Gott lässt dann Feuer und Schwefel auf Sodom und Gomorra regnen. Was passiert? Loths Frau schaut zurück und wird zur Salzsäule.
Das Ergebnis: Lot verliert seine Frau, Lot verliert seine Schwiegersöhne, Lot verliert Sodom, seine Stadt. Und am Ende, im Prinzip kann man sagen, verliert er auch seine Töchter. Die Töchter haben keinen Respekt oder keine Achtung vor ihrem Vater.
Ein paar Kapitel, ein paar Verse später liest man diese eklige Geschichte, wie die Töchter auf die Idee kommen, ihren Vater betrunken zu machen. In diesem Zustand zeugt Lot mit seinen eigenen Töchtern Kinder. Die Töchter kamen auf diesen Plan, weil sie ebenfalls vom Denken Sodoms geprägt waren. Sie waren durch das Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind, geprägt – nicht durch den gläubigen Vater Lot.
Lot konnte kein guter Einfluss für die Menschen um sich herum sein. Er führte seine Familie ins Verderben.
Die Warnung vor Kompromissen im Glaubensleben und Ausblick
Wohin führen dich Kompromisse in deinem Glaubensleben mit Jesus? Wohin führen dich diese Kompromisse mit der Welt?
Es wird dir wehtun. Dein Leben wird zur Qual, du wirst negativ geprägt sein. Du wirst keine weisen Entscheidungen mehr treffen können. Du wirst zu jemandem werden, der für nichts steht, der kein Leben mit bleibenden Spuren hinterlässt. Vielleicht hebst du moralisierend deinen Zeigefinger, vielleicht postest du auf Instagram noch einen christlichen Spruch oder sprichst Wahrheit aus – aber es wird keine Kraft dahinter sein.
Das ist auch kein Wunder. Ein Herz, das sich zur Welt ausstreckt, hat falsche Wünsche und falsche Motivationen. Das dämpft den Heiligen Geist (Epheser 4,5). Du wirst kraftlos für dich selbst und für andere sein.
Dorthin führen dich Kompromisse. Das Ergebnis: Du wirst ein Christ ohne Kraft in deinem Leben sein und auch für alle Menschen um dich herum.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann ich mich davor schützen? Wie kann ich in meinem Glauben leben, sodass es täglich funktioniert? Ich sage es mal anders: Wie kann ich ein Leben führen, das erfolgreich ist? Wie kann ich ein Leben leben, das einen Unterschied macht und Spuren hinterlässt, weil ich eben keine Kompromisse eingehe?
Gibt es in einem Glaubensleben ein Vorbild? Wie wir schon in der Einleitung gehört haben, gibt es ein Muster, an dem wir uns orientieren können. So funktioniert Glauben.
Was ich nicht mehr machen werde, schauen wir dann im zweiten Teil an: Wie Glauben besser funktionieren kann.
Jetzt stehen wir auf und singen noch Lieder. Danach übernimmt noch einmal die Moderation.