Einführung in die Herausforderungen von Leiterschaft
Biblisch leiten fünf wichtige Eigenschaften für alle, die gut leiten wollen. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Ruhen in Gott.
Leben ist turbulent. Für Leiter ist es noch ein wenig mehr turbulent, weil sie nicht nur ihr eigenes Leben im Blick haben, sondern auch das Leben anderer Menschen. Da Leiter sich hingeben, Entscheidungen treffen und für andere zum Vorbild werden, machen sie sich angreifbar und werden oft angegriffen.
Ich würde gerne sagen, dass das für den Dienst in der Gemeinde nicht gilt. Aber das stimmt leider nicht. Die Realität in der Gemeinde sieht so aus: Wer sich investiert, Verantwortung übernimmt und selbst ein gutes geistliches Leben führt, wird zur wandelnden Zielscheibe für jede Form von geistlichem Missbrauch.
Gerade die Geschwister, die noch von unbewältigten emotionalen Problemen aus ihrer Vergangenheit beherrscht werden, neigen dazu, geistliche Leiter erst zu Helden und dann zu Schurken zu machen. Zuerst ersticken sie ihr Idol mit ihren Erwartungen. Wehe dem Leiter, wenn er nicht funktioniert! Dann prasseln Ablehnung, Verleumdung und Verachtung auf ihn ein.
Es ist schlimm zu erleben, wie Geschichte umgeschrieben und das gesamte Tun eines Leiters umgedeutet wird. Diese Dynamiken gibt es leider in Gemeinden. Deshalb tut es meines Erachtens besonders weh. Aber natürlich auch sonst, denn das Leben ist turbulent, fordert mich heraus und überfordert mich manchmal auch.
Die Bedeutung des Ruhens in Gott für Leiter
Deshalb möchte ich diese Woche mit dem Aspekt der Leiterschaft abschließen, ohne den ich selbst schon vor Jahren jeden Dienst in der Gemeinde aufgegeben hätte. Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Aspekt nennen soll. Am Ende habe ich mich für „Ruhen in Gott“ entschieden.
Es ist ein komplexer Aspekt, den ich nicht mit einem Satz erklären kann. Deshalb möchte ich ein Beispiel bringen.
Der Hintergrund des Verses, den ich vorlesen möchte, ist folgender: Die Amalekiter hatten die Stadt Ziklag überfallen, als David und seine Männer nicht da waren. Sie hatten Menschen und Vieh gefangen weggeführt und eine rauchende Ruine zurückgelassen.
David kommt mit seinen Männern zurück, und dann heißt es in 1. Samuel 30,6: „Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“
Es ist dieser letzte Satz, um den es mir geht: „David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“ Das ist es, was ein Leiter gelernt haben muss. Mitten in der Not muss es mir möglich sein, in Gott alles zu finden, was ich brauche, und bei ihm aufzutanken.
Wisst ihr, David hatte auch alles verloren. Er war genauso erschüttert wie alle anderen. Auch er hatte geweint, bis er nicht mehr weinen konnte.
Die Herausforderung des Leiters in der Not
Aber jetzt kommen zum eigenen Schmerz noch die Vorwürfe seiner Männer hinzu. Einer muss ja schuld sein, und dieser eine ist David. So erheben sich die ersten Stimmen, ihn umzubringen.
David verliert also seinen Besitz, seine Familie und obendrein erhält er Todesdrohungen. Doch dann heißt es, dass David sich im Herrn, seinem Gott, stärkte.
Wie ist das möglich? Wie komme ich dahin, dass mir Gott in größter Not alles ist? Wie schaffe ich es, dass mich nicht die Panik beherrscht, sondern ich mit Gott Herr meiner Gefühle und Herr der Umstände werde? Wie wird mir Gott mit den Worten des Psalmisten Fels, Burg, Schild und Festung?
Ich kann den Weg zu einem solchen Umgang mit Gott nur anreißen. Im Moment sehe ich folgende Teilaspekte, die alle dazu beitragen, dass ich wirklich in Gott Ruhe finde – und nicht nur weiß, dass ich ja eigentlich als Christ in Gott ruhen sollte.
Wesentliche Voraussetzungen für das Ruhen in Gott
Trost als Grundlage
Punkt Nummer eins: Trost.
Der Moment meiner Bekehrung zu Gott heilt nicht meine Vergangenheit. Ja, die Schuld der Sünde ist bezahlt, und die Macht der Sünde ist gebrochen, aber sie ist noch da. Deshalb muss mit der Bekehrung eine Erneuerung des Denkens einhergehen.
Eine Sache, die neu gedacht werden muss, ist meine Vergangenheit. Genauer gesagt sind es vergangene Momente der Angst, die von Scham, Demütigung, Schande, Ohnmacht, Verwirrung oder Verzweiflung begleitet wurden. Ob ich mir das eingestehe oder nicht: Diese Momente in meinem Leben, vor allem in meiner Kindheit, haben Spuren hinterlassen. Sie werden mich über den Moment der Bekehrung hinaus prägen.
Diese Erfahrungen sind ein Grund dafür, warum uns Gott als ein Gott des Trostes mit dem Wort der Wahrheit begegnen will. Gott will unsere zurückliegenden Verletzungen trösten. Er will sie ans Licht bringen und ihnen die Macht über uns nehmen.
Deshalb ist das bewusste Trauern über die schlimmsten Momente meines Lebens so wichtig. Trauern vor Gott, bis er mich übernatürlich tröstet und mir die Kraft gibt, zu vergeben und loszulassen.
Genau das ist so wichtig. Punkt eins: Der Ruhe in Gott geht das Getröstetsein von Gott voraus.
Gott als liebender Vater
Punkt zwei: Gott als Vater. Die Vaterschaft Gottes ist ein zentrales Element meines Glaubens. Deshalb ist jede Form von Verzerrung im Blick auf Gottes Vatersein für meinen Glauben so schlimm.
Solange ich nicht begreife, was es bedeutet, dass mein Vater im Himmel mich bedingungslos liebt und mich auf den Lebensweg führen will, von dem wir beide am Ende sagen werden, dass er der Beste war, fehlt mir etwas Entscheidendes.
Fehlt es mir im Umgang mit Gott an Vertrauen, Respekt oder Zuneigung, wird das Ruhen in Gott zum Problem. Solange Gott mir nicht im eigentlichen Sinn Vater geworden ist, sondern nur jemand, den ich Vater nenne, ohne wirklich zu verstehen, was dieser Begriff bedeutet, werde ich in Zeiten der Not nicht zu ihm fliehen. Stattdessen halte ich ihn auf Abstand.
Gewissheit im Glauben
Punkt Nummer drei: Gewissheit
Gewissheit ist mehr als Wissen. In einer Zeit, die stark auf Wissen ausgerichtet ist, kann leicht der Eindruck entstehen, dass Wissen allein schon genügt. Doch das stimmt nicht, wenn es um Gott geht.
Wenn es um Gott als Vater geht – einen Vater, der mich sieht, der mich hält, der für mich kämpft und bei dem ich geborgen bin – dann reicht es nicht, nur Wissen zu haben. Er nennt sich El Roy, El Sur, El Gabor und El Shaddai. Wenn ich verstanden habe, dass Gott über mich jubelt, dann genügt es nicht, diese Dinge nur zu wissen. Sie müssen zur Gewissheit werden.
Gewissheit ist intuitives Wissen, das Intellekt und Gefühl miteinander verbindet.
Frage: Wie wird Wissen zur Gewissheit? Ich meine im Blick auf Gott.
Antwort: Durch Reflexion. Nachdenken und Nachsinnen sind der Schlüssel. Es sind Verse wie „Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten“, die hier greifen. Und es gibt noch mehr.
Unser Podcast heute ist hier zu Ende. Wenn du mehr Ideen suchst, schau mal ins Skript. Wichtig ist, dass wir nicht nur Dinge über Gott wissen, sondern dass sie in uns zur Gewissheit geworden sind.
Zusammenfassung und Ausblick
Kommen wir zum Schluss: Ruhen in Gott. Worauf müssen wir achten, wenn wir in Gott ruhen wollen?
Die heutige Lektion hat einen stark autobiographischen Charakter. Rückblickend auf mein Leben sehe ich drei Aspekte besonders hervortreten: Da ist der Trost über alte Schmerzen, ein biblisches Verständnis von der Vaterschaft Gottes und eine Theologie, die nicht nur meinen Intellekt anspricht, sondern meinen ganzen Menschen ergriffen hat.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest einmal darüber schmunzeln, dass es heute definitiv etwas zu psycholastig war, und dich fragen, ob du das im Skript empfohlene Buch zum Thema Vergangenheitsbewältigung lesen möchtest.
Das war's für heute. Hast du Lust auf Bibelfragen und kannst gut Englisch? Immer freitags um 22 Uhr beantwortet Mike Winger auf YouTube zwanzig Fragen von Zuhörern. Meine absolute Hörempfehlung. Der Link ist im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.