Liebe Gemeinde,
gestern, beim Bekenntnistag, erzählte ein ehemaliger Missionsinspektor eine bewegende Geschichte aus Uganda. Dort kam es während einer Erweckung auch zu Verfolgungen. Im Rahmen dieser Verfolgungsbewegung wurde ein Bischof der Evangelischen Kirche von Uganda ermordet.
Die Christen versuchten, den Vorfall aufzuklären, doch die Regierung verweigerte die Herausgabe des Leichnams. Zu dieser Zeit hielt Idi Amin sein Regime aufrecht. Die Brüder gingen daraufhin zum Präsidenten und baten darum, die Beerdigung öffentlich feiern zu dürfen. Sie ersuchten um die Herausgabe der Leiche.
Idi Amin verweigerte dies, in der Hoffnung, damit sowohl die Beerdigung als auch die Aufklärung des Mordes an dem Bischof verhindern zu können. Man versuchte, den Tod als Autounfall darzustellen.
Als die Brüder merkten, dass sie den Leichnam nicht erhalten würden, sagten sie: „Gut, dann feiern wir eben eine Beerdigung ohne Leiche.“ Sie betonten, dass sie keine Leiche brauchten, denn sie wussten, dass das, was man vom Bischof noch habe, nur eine sterbliche Hülle sei. Er selbst sei beim Herrn.
Darum konnten sie die Beerdigung feiern, auch wenn ihnen der Leichnam verweigert wurde. Sie zogen los und veranstalteten die Beerdigung. Tausende von Menschen kamen zusammen. In großer Freiheit und Öffentlichkeit konnte das Evangelium von Jesus Christus verkündet werden – der dem Tod die Macht genommen hat, weil sein Grab leer ist.
Standfestigkeit in der Verfolgung und im Glauben
Was die Brüder in dieser Situation brauchten, war Standfestigkeit. Sie mussten einem Potentaten wie Idi Amin entgegentreten und sich zur Wahrheit des Evangeliums bekennen. Der Herr hat ihnen diese Standfestigkeit geschenkt.
Der polnische Schriftsteller Stanislaw Dzerzilek hat einmal gesagt: „Wenn kein Wind weht, hat auch der Hahn auf dem Kirchturm Charakter?“ Wenn kein Wind weht, hat der Hahn auf dem Kirchturm Charakter. Aber was ist, so fragt man, wenn die Winde dann kommen, wenn es stürmt und tobt? Sind wir dann noch stabil?
Wie bekommen wir Standfestigkeit als Christen, als Gemeinde und als Einzelne? Das ist die große Frage. Immer wieder hören wir Berichte von einzelnen Gemeinden oder auch von Glaubenswerken, die einmal gut gestartet sind, die bibeltreu ihren Weg begonnen haben und die dann durch irgendwelche Weichenstellungen und Einflüsse irgendwann umgekippt sind und schließlich ganz liberal und fern dem Evangelium endeten.
Ein Beispiel, das uns besonders warnend vor Augen steht, sind die bodelschwingischen Anstalten in Bethel. Sie wurden von Friedrich von Bodelschwing gegründet, jenem Zeugen Jesu Christi, der das Lied gedichtet hat: „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha.“ Unter diesem Motto ist Bethel einmal gestartet: „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha, der sein Leben gab am Kreuz.“
Wenn man bedenkt, welche theologische Linie inzwischen in Bethel vertreten wird, wie der theologische Liberalismus dieses gesamte Werk durchsetzt hat – nicht nur die kirchliche Hochschule dort, sondern auch die meisten anderen Arbeitszweige – dann sieht man, dass das Werk irgendwann einmal umgekippt ist. Es gab keine Standfestigkeit.
Das nimmt nichts vom Segen weg, den Gott durch Bodelschwing gewirkt hat, für den wir immer dankbar sein können. Das kann nicht kaputtgemacht werden. Trotzdem ist es traurig, wie dieses Werk endet beziehungsweise wie es sich heute präsentiert.
Wir brauchen Standfestigkeit.
Herausforderungen für die Gemeinde in Ephesus
Paulus weiß auch, dass die Gemeinde in Ephesus nicht unangefochten ist. Er weiß, dass noch viele problematische Einflüsse auf diese Gemeinschaft herniederprasseln werden. Dies hat er den Ältesten angekündigt, als er wusste, dass er sie zum letzten Mal sehen würde, in Apostelgeschichte 20. Dort hat er ihnen deutlich gesagt, dass schwierige Zeiten bevorstehen.
In Apostelgeschichte 20,29 heißt es: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu reißen.“ Paulus war sich also bewusst, dass die Gemeinde in Ephesus nicht ohne Herausforderungen sein würde.
Wenn man sich die Sendschreiben ansieht, die Jesus selbst durch Johannes den Gemeinden hat schreiben lassen – in Offenbarung Kapitel 2 und 3 – erkennt man dasselbe Bild. Die Gemeinde Jesu Christi ist ausnahmslos wie ein Pulverfass. So viele unterschiedliche Menschen, so viele Einflüsse, so viele Möglichkeiten für Irrtum und Streit, so viele theologische Sonderlehren, die denkbar sind, und so viele menschliche Schwächen – all das macht die Gemeinde Jesu Christi zu einem Pulverfass mitten in dieser Welt.
Hinzu kommt noch eine Gefährdung, die wir meistens gar nicht im Blick haben. Deshalb muss Paulus das jetzt noch sagen, gerade jetzt, wo er diesen Brief auf die Zielgerade bringt. Er muss das Thema unbedingt noch ansprechen und versucht, all die Fäden zusammenzufassen – und er tut das mit großem Nachdruck.
Gleich das erste Wort in diesem Text ist ein Signalwort: „zuletzt“, „schließlich“ oder auch „das muss noch gesagt sein“ – das dürfen wir nicht vergessen. Wenn jemand nach einem langen Brief schließlich schreibt oder nach einer langen Predigt sagt: „Ich komme zum Schluss“, dann sorgt das meist für erhöhte Aufmerksamkeit. Der Leser oder Hörer weiß: Gleich ist es geschafft, er kann schon einmal aufatmen. Die Erfahrung zeigt auch, dass am Ende oft noch einmal etwas zugespitzt wird, was dem Redner oder Schreiber besonders wichtig ist.
So ist es hier auch bei Paulus. Bis dahin hat er seine Leser schon mächtig gefordert, aber er hat sie auch reich beschenkt. Für mich, der ich diesen Brief auslegen darf, ist es ein besonderes Geschenk, mich immer wieder in diesen Brief hineinzudenken – mit Gebet und der Hoffnung, dass ein wenig von der Frucht dessen, was mir dabei geschenkt wird, auch gewissermaßen zu Ihnen hinüberfließt.
Der Epheserbrief als Wegweiser für das christliche Leben
Wir hatten gesehen, dass der Epheserbrief eine herrliche Fundgrube ist. Er öffnet uns einen weiten Raum. Bisher finden wir auf www.bibeltage.de schon 43 Folgen, und heute ist die 44. Folge. Wir sind noch immer nicht fertig.
Der Epheserbrief beginnt in Kapitel 1 vor der Grundlegung der Welt, wo Gott uns erwählt hat. Er entfaltet dann weiter, wie man unter den Bedingungen dieser Welt Christ wird und wie der Herr seine erwählte Gemeinde zusammenruft. Welcher Reichtum sich dem Christen erschließt, zeigt Paulus im Epheserbrief ausführlich.
Dann zeigt er, wie Jesus aus diesem Christen seine Gemeinde baut. Er holt aus allen Völkern, aus Juden und Heiden, Menschen hinein in Gottes persönliche Familie. So macht er uns zu Gottes Kindern, mit dem großen Privileg der Gotteskindschaft und allem, was dazugehört.
Anschließend zeigt Paulus, wie wir in dieser Gemeinde miteinander umgehen sollen – in dieser neuen Familie. Er entfaltet den Lebensstil der tatkräftigen Liebe: Wir sollen einander dienen, einander im Blick haben, uns mit Liebe und Geduld begegnen und einander vergeben, wenn einer dem anderen schuldig wird. Paulus fordert uns auf, den anderen höher zu achten als uns selbst. Außerdem haben wir einen Auftrag gegenüber der Welt um uns herum.
All das entfaltet Paulus, und schließlich zeigt er ab Kapitel 5, Vers 18, wie wir in den elementaren Beziehungen miteinander leben sollen, die unser Leben prägen: in der Ehe, in der Familie mit Eltern und Kindern sowie am Arbeitsplatz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Einen weiten Bogen spannt Paulus vor uns auf. Er betrachtet alles aus christozentrischer Perspektive, sieht es im Licht Christi – so bewegend. Wenn Paulus diesen Horizont vor uns öffnet, ist das keine Träumerei oder eine christliche Utopie. Nein, es ist sehr realistisch.
Wir haben immer wieder gemerkt, wie nah der Apostel, inspiriert vom Heiligen Geist, an den praktischen Problemen ist, die uns bewegen. Wie nah er wirklich dran ist.
Wir haben gesehen: Das Leben als Christ ist ein spannendes Leben, ein geborgenes Leben. Es ist in einen weiten Horizont gestellt, mit einer großen Perspektive. Wenn jemand keinen Grund hat, kleinkariert zu sein, dann ist es der Christ.
Gleichzeitig macht Paulus aber auch deutlich: Das Leben in der Nachfolge Jesu ist kein Schongang. Wir werden nicht in Watte gepackt, wir schweben nicht auf Wolke sieben über diese Welt hinweg. Wir sind mittendrin. Wir haben Kämpfe auszustehen.
Darum muss Paulus uns jetzt auf der Zielgeraden noch einmal deutlich machen, wie wir durch diese Herausforderungen auch künftig hindurchkommen und wie wir darin bestehen können. Es geht um Stehvermögen.
Diese Verse erinnern uns natürlich an Luther, der vor dem Reichstag zu Worms, als man von ihm verlangte, er solle seine biblische Überzeugung abschwören und Kompromisse mit den Mächtigen eingehen, sagte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, hier stehe ich.“ Standfest war er, wie die Christen in Uganda.
Und das ist doch unsere Frage: Wie kann unser Glaube so fest und beständig werden, dass wir auch dann auf Kurs bleiben, wenn der Wind bläst, die Stürme toben und der Wetterhahn schon längst keinen Charakter mehr zeigt?
Darüber muss Paulus jetzt am Ende unbedingt sprechen. Und er tut es mit dem gleichen Herzblut, mit dem er uns auch die ganzen anderen Wahrheiten gezeigt hat – mit dem gleichen Herzblut.
Die Aufforderung zur Standfestigkeit und geistlichen Bewaffnung
Lassen Sie uns gemeinsam Epheser 6,10-13 lesen. Sie finden die Stelle auf Ihrem Zettel.
Zuletzt heißt es dort: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die Waffenrüstung an, wörtlich: die volle Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.
Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Mächtige und Gewaltige, nämlich gegen die Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, sowie gegen die bösen Geister unter dem Himmel.
Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten, alles überwinden und das Feld behalten könnt.
Wir wollen nun noch einmal beten: Herr Jesus Christus, wir bitten dich, dass du uns dein Wort wirklich aufschließt, damit wir standfest werden und erkennen, was wir brauchen. Amen.
Den Kampf annehmen als erste Voraussetzung für Standfestigkeit
Wie wird unser Glaube standfest? Das Erste, was Paulus uns hier zeigt, ist das Prinzip, den Kampf anzunehmen. Wenn Sie mitschreiben möchten: den Kampf annehmen.
Man hat den Eindruck, Paulus spricht hier mit großer Eindringlichkeit, fast wie ein Trainer vor einem wichtigen Spiel mit seiner Mannschaft. Oder er spricht wie ein General vor der Schlacht. Immer wieder verwendet er Imperative, also Aufforderungen. In Vers 10 sagt er: „Seid stark!“ In Vers 11: „Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr bestehen könnt!“ Und in Vers 13 fordert er erneut auf: „Ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten, alles überwinden und das Feld behalten könnt.“
Das ist das Erste: Wenn wir stabil werden wollen, müssen wir den Kampf annehmen. Das ist ein Fakt. Paulus sagt, wir haben einen Kampf zu kämpfen, und das ist unausweichlich.
Das griechische Wort, das hier für Kampf steht, „Palä“, bezeichnet eigentlich einen Ringkampf. Es ist ein Begriff aus der Sportwelt, Ringkampf. Das soll deutlich machen: Es ist ein Nahkampf, ein hautnahes Ringen mit dem Gegner, persönlich und individuell. Es ist kein Kampf, den man aus der Distanz führen kann, indem man nur zuschaut oder hin und wieder eine Veranstaltung besucht. Nein, das ist Palä, Ringkampf. Ganz nah dran, ganz persönlich, jeder ist gefordert.
Interessanterweise werden im Neuen Testament noch zwei weitere Sportarten als Beispiele verwendet: der Wettlauf und der Faustkampf. Damals gab es noch drei weitere Hauptdisziplinen: Diskuswerfen, Speerwerfen und Weitsprung. Diese drei Disziplinen kommen in der Bibel jedoch nicht vor.
Nun frage ich Sie: Was ist der Unterschied zwischen Diskuswerfen, Speerwerfen und Weitsprung auf der einen Seite und Wettlauf, Ringkampf und Faustkampf auf der anderen?
Ich denke, der Unterschied ist klar. Bei den Sportarten, die in der Bibel erwähnt werden, geht es um den Kampf Mann gegen Mann. Diskuswerfen und Speerwerfen können sie fröhlich für sich allein im Ring ausführen. Beim Weitsprung ist der Sand in der Grube weich. Aber beim Wettlauf, Faustkampf und Ringkampf gibt es die direkte Konfrontation.
Deshalb ist es, glaube ich, kein Zufall, dass ausgerechnet diese drei Disziplinen als Beispiele aus der Sportwelt im Neuen Testament vorkommen.
Wenn wir Standhaftigkeit haben wollen, heißt das: Wir müssen diesen Kampf annehmen.
Man kennt das vielleicht aus Fußballübertragungen: Nach einem verlorenen Spiel sagen die Trainer der Verlierermannschaft manchmal, sie seien nie richtig ins Spiel gekommen, hätten nie die Zweikämpfe angenommen. Ich erinnere mich, als Lukas früher Fußball spielte, habe ich ihm oft geraten: „Seht zu, dass ihr schnell in die Zweikämpfe kommt. Das ist die einzige Möglichkeit, Kontrolle über das Spiel zu gewinnen.“ Genau darum geht es hier auch geistlich.
Die Analyse, die Paulus vornimmt, könnte auch für manche christliche Gemeinschaft zutreffen: Wir müssen in den Zweikampf kommen.
Es ist dem Gott der Bibel ein großes Anliegen, seine Kinder darauf hinzuweisen, dass unsere Nachfolge ein Kampf ist. Wer behauptet, die Bibel beschönige die Wirklichkeit, zeigt nur, dass er keine Ahnung von der Bibel hat und nichts verstanden hat.
Dwight Moody, der berühmte Evangelist, hat sinngemäß gesagt: „Als ich bekehrt wurde, dachte ich, die Schlacht sei geschlagen, aller Kampf vorbei, ich wäre längst am Ziel. Doch dann merkte ich, dass die Bekehrung erst der Eintritt in die Armee war.“ Nach dem Motto: Als ich Christ wurde, begann der Kampf erst richtig.
Das wird uns besonders durch Paulus immer wieder vor Augen geführt: Wir müssen den Kampf annehmen. Wir stehen im Kampf.
Ich nenne Ihnen nur ein paar Bibelstellen, die Sie sich notieren und zuhause nachlesen können:
- Römer 15,30: Paulus bittet um Fürbitte als Hilfe im Kampf.
- Korinther 9,25
- Philipper 1,27.30: Paulus spricht vom Kampf für das Evangelium.
- Judas 3: Wir sollen für den Glauben kämpfen.
- Thessalonicher 2,2
- Timotheus 6,12
- Timotheus 2,3-5
Sie sehen, Paulus fordert uns immer wieder auf, den Kampf des Glaubens nicht zu scheuen, sondern ihn anzunehmen.
Wie formuliert Paulus seine Lebensbilanz in 2. Timotheus 4,7? Er sagt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten.“ Immer wieder verwendet Paulus Beispiele aus dem Militär und dem Sport.
Das zeigt: Es ist kein Spiel, kein bloßer Sport. Es ist ein tiefer Ernst.
Deshalb ist es naheliegend, dass man in der Theologie die Gemeinde Jesu Christi, die noch nicht im Himmel ist, mit dem lateinischen Ausdruck Ecclesia militans bezeichnet – die kämpfende Gemeinde. Das ist die Gemeinde hier auf der Erde, die ihren Dienst tut und ihre Aufgaben bewältigt.
Die Gemeinde, die bereits im Himmel ist, also die im Glauben Gestorbenen, nennt man Ecclesia triumphans – die triumphierende Gemeinde, die alle Kämpfe bereits überwunden hat.
Wir aber gehören zur Ecclesia militans. Wenn Sie ein Mitglied der Gemeinde Jesu Christi sind und noch hier auf der Erde leben, dann gehören Sie, ob Ihnen das bewusst ist oder nicht, ob Sie es wollen oder nicht, zur Ecclesia militans. Sie sind ein Soldat in der kämpfenden Gemeinde.
Ist Ihnen das bewusst? Haben Sie diesen Kampf angenommen? Haben Sie das bewusst akzeptiert und gesagt: „Ja, Herr, ich bin bereit, Dir in diesem Kampf zu folgen“?
Den Gegner ernst nehmen als zweite Voraussetzung für Standfestigkeit
Wenn wir das so deutlich sagen, müssen wir gerade in unserem Umfeld an dieser Stelle eine wichtige Unterscheidung vornehmen. Diese Unterscheidung ist selbstverständlich, sollte aber in dieser Zeit noch einmal ausdrücklich benannt werden.
Wenn Paulus die Gemeinde zum Kämpfen auffordert, hat das nicht im Geringsten etwas mit dem Dschihad des Islam zu tun. Auch dort ist vom Kampf die Rede, doch was meint der Islam, wenn er vom Kampf spricht? Das lässt sich ganz einfach feststellen, wenn man den Koran zur Hand nimmt.
Im Koran wird für Kämpfen vor allem das Verb „qātila“ verwendet und das Hauptwort „qitāl“. Diese Worte kommen häufig vor: 67 Mal in 49 verschiedenen Versen. Von diesen 49 Versen beziehen sich 41 auf das, was die Muslime tun sollen. Sie sollen kämpfen – und zwar mit Gewalt.
So heißt es zum Beispiel in Sure 8, Vers 39: „Kämpft gegen die Ungläubigen, bis es keine Versuchung mehr zum Abfall gibt und die Religion überall nur Allahs ist.“ Oder in Sure 2, Vers 216: „Der Kampf ist für euch von Allah vorgeschrieben worden, obwohl er euch zuwider ist.“ In Sure 9, Vers 111 steht: „Sie töten und sie werden getötet, entsprechend einer Verheißung.“ Und in Sure 9, Vers 123 heißt es: „O ihr Gläubigen, kämpft gegen diejenigen von den Ungläubigen, die euch nahe sind, sie sollen merken, dass ihr hart sein könnt.“ Ebenso in Sure 9, Vers 29: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah glauben, noch an den Jüngsten Tag glauben.“ Es ist immer wieder dieses Wortfeld, das Kämpfen mit Waffen und Gewalt bedeutet.
Der Kampf, zu dem Paulus auffordert und für den er Bilder aus dem Sport und dem Militär verwendet, richtet sich nicht gegen andere Menschen. Wenn Paulus sich um Menschen bemüht – und die Christen sich um Menschen bemühen –, dann wollen sie diese Menschen nicht bekämpfen, sondern mit Liebe gewinnen.
Der Kampf, von dem das Neue Testament spricht, verzichtet auf jegliche Form von Gewaltanwendung und auf jegliche Form von psychologischem Zwang. Der christliche Kämpfer ist eher bereit, Gewalt zu erleiden und zu sterben, als selbst Gewalt auszuüben, wenn es um den Glauben geht.
Paulus sagt: Diesen Kampf wollen wir kämpfen. Wenn ihr Stehvermögen bekommen wollt – als Gemeinde und als Einzelne –, dann heißt das, ihr müsst den Kampf annehmen. Ihr müsst mit Widerständen rechnen und diese im Namen Jesu angehen.
Nachfolge Christi bedeutet nicht, dass ich mich von Tag zu Tag treiben lasse und meistens ein schönes Gefühl dabei habe. Nachfolge Jesu heißt eben auch, dass ich mich überwinden muss. Es gibt Situationen, da muss ich die Zähne zusammenbeißen. Es gibt Situationen, da muss ich mich bis an den Rand meiner Kräfte einsetzen. Als Christ muss ich Nackenschläge auch wegstecken und darf nicht davonlaufen, wenn es schwer wird. Auch das gehört ganz selbstverständlich zum Kampf und zur Nachfolge dazu. Das hat der Herr immer wieder gesagt.
Diese Haltung möchte Paulus uns ins Herz schreiben. Darum sagt er das so nachdrücklich. Er sagt in Vers 11: „Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt.“ Und in Vers 13 wieder: „Ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten könnt.“ Dort steht „widerstehen“, also gegen das Böse stehen und nicht umfallen.
Das heißt es. Und dann noch einmal am Ende: „Damit ihr alles überwinden könnt und das Kampffeld behaltet.“ Wörtlich heißt das: „Damit ihr, nachdem ihr überwunden habt, stehen könnt.“ Hier kommt also dreimal das Verb für „stehen“ vor.
Standfest sollen wir sein. Wir sollen stehenbleiben auf dem Boden des Evangeliums und uns nicht umpusten lassen. Wir sollen stehenbleiben, wenn die Anfechtungen kommen. Wir sollen stehenbleiben, wenn der Widerstand kommt. Und wir sollen stehenbleiben, wenn der Widerstand aus unserem eigenen inneren Herzen und unserem inneren Schweinehund kommt und sagt: „Ach, es lohnt sich doch nicht“, „Es ist zu viel“ oder „Nun hab dich mal nicht so“ und „Sei nicht so streng.“
Paulus sagt: Steht, leistet Widerstand, nehmt den Kampf an.
Der Teufel als ernstzunehmender Gegner
Ja, muss ich kämpfen? Mit wem eigentlich? Das steht in Vers 11: Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.
Damit rückt ein zweiter Punkt in unser Blickfeld, den wir für das Stehvermögen brauchen. Erstens: den Kampf annehmen. Zweitens: den Gegner ernst nehmen.
Wer richtig kämpfen will, muss wissen, mit wem er es zu tun hat. Paulus sagt: Leute, unser Hauptgegner ist eindeutig zu identifizieren. Wir wissen, gegen wen wir kämpfen. Das ist nicht so, dass wir im Dunkeln tappen und irgendwann zufällig den Richtigen treffen. Nein, das steht hier in Vers 11 ganz klar: Wir kämpfen gegen die listigen Anschläge des Teufels.
Das ist unser Problem. Hinter allen Anfechtungen und Versuchungen, hinter allem, was uns in Zweifel stürzt, was uns von der Wahrheit abbringt, was an der Vertrauenswürdigkeit der Bibel zweifeln lässt, was uns dazu bringt, der Sünde nachzugeben – hinter all dem steht letztlich der Teufel.
Paulus diskutiert nicht über die Existenz des Teufels, er setzt sie ganz selbstverständlich voraus. Und Paulus weiß genauso wie Jesus, dass der Teufel oder Satan nicht nur eine unpersönliche Idee ist, keine abstrakte Struktur, sondern eine personale Macht.
In Ephesus, an die Paulus das zuerst schrieb, musste man das nicht lange erklären. Die Stadt Ephesus hatte eine große okkulte Tradition. Das können Sie alles in Apostelgeschichte 19 nachlesen. Als dann viele aus diesem Gebiet Christen wurden und zum Glauben kamen, machten sie als öffentliches Zeugnis eine Bücherverbrennung.
Nicht um damit magisch irgendwelche Geister zu bannen, sondern sie brachten ihre alten Zauberbücher, ihre okkulten Handbücher zusammen, legten sie auf einen Berg und verbrannten sie in aller Öffentlichkeit. Damit zeigten sie: Wir sind nicht mehr in den Fängen der Geister, denen wir vorher dienten.
Die Bibel sagt auch, wie viel diese Bücher wert waren. An einem Tag verbrannten sie Bücher im Wert von 50.000 Tageslöhnen eines normalen Arbeiters. 50.000 Tagesverdienste gingen mit diesen Zauberbüchern in Flammen auf. Die Leute wussten, was das bedeutet.
Paulus sagt: Diese Macht arbeitet gegen den lebendigen Gott und gegen uns, seine Geschöpfe. Wie arbeitet diese Macht? Der Teufel arbeitet, so steht es hier in Vers 11, mit listigen Anschlägen.
Wissen Sie, welches Wort im Griechischen dort steht? Das kennen Sie alle: Methodeia. Der Teufel arbeitet mit Methode. Er ist unser eigentlicher Gegner, und wir müssen ihn ernst nehmen, weil er methodisch, weil er systematisch arbeitet.
Damit müssen wir rechnen, darauf müssen wir uns einstellen. Die Bibel redet sehr nüchtern über den Teufel. Schon auf den ersten Seiten der Bibel, im dritten Kapitel, wird ausführlich geschildert, wie der Teufel Adam und Eva verführt.
Wir haben uns vor einiger Zeit diese Fallstudie in 1. Mose 3 angesehen und konnten dort seine Methode studieren. Sie können die Predigt dazu noch einmal nachhören. Dort haben wir gesehen, wie der Teufel arbeitet: mit Verstellung.
Er macht nicht deutlich, dass er als Teufel kommt. Er sagt nicht: "Grüß Gott, ich bin der Teufel." Er arbeitet mit Verwirrung und Verleumdung. Er verleumdet Gott und redet dem Menschen ein, Gott wolle ihn betrügen, hinters Licht führen, klein halten.
Schließlich arbeitet er mit Vereinnahmung, er kascht den Menschen und spannt ihn vor seinen eigenen Karren. Das macht der Teufel. Sie können das alles in 1. Mose 3 studieren.
Die Bibel beschreibt schonungslos, wie in diesem Sündenfall die ganze Schöpfung mit hineingerissen wird. Seitdem ist jeder Tag, den diese Erde erlebt, ein böser Tag.
So steht es hier in Vers 13. Paulus sagt: Ergreift die Waffenrüstung, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten könnt. Und das heißt: Tag für Tag. Der Teufel ist der Fürst dieser Welt.
Seit dem Sündenfall ist menschlich gesehen jeder Tag ein böser Tag, weil der Teufel nicht rastet und nicht ruht. "Groß Macht und Finsternis ist sein grausam’ Rüstung", hat Luther gedichtet, und genau das steht hier.
Er hat listige Anschläge gegen uns auf Lager. Listig bedeutet eben auch hinterhältig. Er deckt die Karten nicht auf. In der Regel kämpft der Teufel nicht mit offenem Visier, nicht mit Pferdefuß und drohender Fratze.
Er kämpft oft mit frommen Sprüchen, mit Bibelversen, mit theologisch frisierten Gemeindebaukonzeptionen. Er kämpft mit Großkongressen, die dafür sorgen, dass durch falsche Lehre Schritt für Schritt das Evangelium verwässert, unterwandert und mit anderen Dingen vermischt wird.
So groß ist seine Macht und sein Einfluss.
Dabei bedient sich der Teufel leider oft durchaus gutwilliger Menschen, die wenig Ahnung haben und sich leicht verführen lassen, weil sie nicht bewusst in diesen Kampf eingetreten sind.
Das ist die Situation. So arbeitet der Teufel nicht nur mit Verfolgung, sondern auch mit Verführung. Davor warnt Paulus uns.
Er sagt: Wenn ihr standhaft bleiben wollt, müsst ihr diesen Gegner ernst nehmen. Ihr müsst begreifen, dass die entscheidenden Schlachten nicht in der sichtbaren Welt geschlagen werden, nicht dort, wo wir reden und diskutieren können.
Die entscheidenden Schlachten finden in der unsichtbaren Welt statt.
Wir neigen dazu, für alles eine menschliche oder psychologische Erklärung zu finden. Aber Paulus schreibt genau dagegen hier am Anfang von Vers 12. Er sagt: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen. Wir haben nicht mit eigentlich menschlichen Gegnern zu kämpfen.
Das ist vordergründig unser Problem, aber nicht unser Hauptproblem.
Dann gibt Paulus uns eine wichtige Zusatzinformation, die wir offensichtlich brauchen, sonst würde er sie nicht geben. Eine Differenzierung.
Sehen Sie genau hin, womit wir bei den Methoden des Teufels rechnen müssen. Paulus sagt: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren dieser Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Wer den Gegner ernst nimmt, studiert seine Methoden. Hier drängt sich ein Vergleich zum Sport geradezu auf, weil Paulus sich auch immer in diesem Feld bewegt.
Wenn ein Trainer seine Mannschaft auf ein wichtiges Spiel vorbereitet oder ein Coach seinen Boxer, gehört zu dieser Vorbereitung oft mittlerweile die Videoanalyse.
Man schaut sich einen früheren Kampf oder ein früheres Spiel an und untersucht genau die Taktik, die Stärken und Schwächen des Gegners. Dann erklärt man das der Mannschaft, damit sie den Gegner wirklich ernst nimmt und genau studiert.
Dabei ist es wichtig, das richtige Maß zu finden. Man darf sich nicht vom Gegner fixieren lassen, ihn nicht ständig im Kopf haben und irgendwann Angst vor ihm bekommen.
Man muss ihn nüchtern untersuchen und analysieren, aber auch wieder Abstand gewinnen und seinen eigenen Weg gehen.
So ähnlich ist es, wenn wir den Teufel als Gegner untersuchen. Wir müssen ihn ernst nehmen und genau hinschauen, was die Bibel über ihn sagt.
Aber wir dürfen uns nicht fixieren lassen. Manche Menschen sind so auf den Teufel fixiert, dass sie hinter jedem Busch und Strauch einen Dämon wittern.
Sie denken nur noch an den Teufel, und der gewinnt dadurch eine solche Macht über sie, dass sie alles nur noch in okkulten und dämonologischen Kategorien deuten.
Wir brauchen von Gott das richtige Maß, aber wir müssen den Gegner ernst nehmen.
Deshalb beschreibt Paulus hier die Welt der Dämonen, böse Geister unter dem Himmel. Das ist die unsichtbare Wirklichkeit, die uns beeinflusst.
In Epheser 2 hatte Paulus schon einmal darüber gesprochen. Dort sprach er vom Geist, der in der Luft herrscht.
Das Wort, das Paulus in Epheser 2, Vers 2 für "Luft" verwendet, kann die normale Atmosphäre bedeuten, aber auch die unsichtbare Welt. Einerseits den Himmel als ewige Wirklichkeit Gottes, dann die Erde und die unsichtbare Welt, die wir nicht messen oder physikalisch kategorisieren können, die aber höchst real ist, wie die Bibel lehrt.
Das ist die Welt der Dämonen.
Der Teufel vertuscht seine Existenz, weil wir diese Welt nicht sehen und nicht messen können. Deshalb denken wir oft, sie sei nicht wirklich.
Das Vertuschen der unsichtbaren Welt ist übrigens alt. Schon zur Zeit Jesu bestritten die Sadduzäer, dass es Engel und Dämonen gibt.
Jesus sagte ihnen: Es gibt sie doch, die Engel und die Dämonen.
Darum warnt uns Paulus: Nehmt den Gegner ernst!
Dann nennt er die Dämonen mit vier verschiedenen Ausdrücken in Vers 12. Er nennt sie Mächtige, Gewaltige, die Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, und böse Geister in der unsichtbaren Welt.
Das sind vier verschiedene Bezeichnungen für diese Dämonen, die im Auftrag des Teufels, wie wir aus Vers 11 wissen, handeln.
Wir wissen nicht, wie diese Unterschiede im Einzelnen zu verstehen sind – mächtige, gewaltige Herren und böse Geister. Manche Ausleger meinen, hier werde eine gewisse Hierarchie in der Dämonenwelt beschrieben. Wir wissen es nicht und können nicht spekulieren.
Eins wird aber klar: Diese Dämonen haben Macht. Sie sind Gewaltige, Herren, sie sind wirksam und zielen auf die Beherrschung der Welt.
Der dritte Ausdruck, der dort steht, heißt im Griechischen Kosmokrator, also "Weltbeherrscher".
Alle Entwicklungen, die auf Weltherrschaft zielen, haben immer diesen antichristlichen Beigeschmack, diese letzte antichristliche Ausrichtung.
Totalitäre Strukturen und Systeme sind ein beliebtes Werkzeug der Dämonen. Alles, was auf Weltherrschaft hinläuft, steht letztlich unter dem Bann dieser kosmokratischen Mächte.
Außerdem sehen wir, dass sie nicht nur Macht haben, sondern offensichtlich in einer gut organisierten Struktur arbeiten.
Man würde wahrscheinlich militärisch sagen: Die teuflische Armee hat einen hohen Organisationsgrad – mächtige, gewaltige Herren der Welt und böse Geister.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es nicht verwunderlich, dass unser Christsein mit so vielen Kämpfen verbunden ist.
Paulus beschreibt das hier nicht, um uns einzuschüchtern, sondern weil es wichtig ist, dass wir kapieren, was läuft.
Nur so können wir Standfestigkeit gewinnen – wenn wir den Kampf annehmen und den Gegner ernst nehmen.
An Stärke zunehmen als dritte Voraussetzung für Standfestigkeit
Nun bleibt am Schluss die Frage: Ist das nicht doch eine Überforderung? Ist es nicht zu viel, in dieser Situation noch zu kämpfen? Sollten wir uns nicht lieber irgendwo in die Büsche schlagen und versuchen, dem auszuweichen?
Nun, wenn wir das allein aus eigener Kraft leisten müssten, ganz bestimmt. Dann könnten wir gleich aufgeben. Darum ist es so lebenswichtig, dass Paulus uns noch einen dritten Punkt zeigt, wie wir mehr Standfestigkeit gewinnen können. Dieser dritte Punkt heißt: an Stärke zunehmen. Das bedeutet, den Kampf anzunehmen, den Gegner ernst zu nehmen und schließlich an Stärke zu gewinnen.
Das steht in Vers 10. Dort sagt Paulus: "Seid stark!" Wörtlich übersetzt ist das eigentlich die Aufforderung: "Werdet stark! Nehmt zu an Stärke!" Aber wie soll das gehen, Paulus? Er sagt: "Werde stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke!"
Verstehen Sie, darum geht es: dass wir in der Verbindung zu Christus wachsen. In dem Herrn – das heißt, werde stark in der Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus. Es geht um die persönliche Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus. Davon haben wir vorhin in der Lesung von Bruder Nordig gehört, wie Jesus souverän die Macht des Teufels überwunden hat, damals bei der Versuchung in der Wüste. Dann später erst recht, als er am Kreuz für unsere Schuld starb und den Tod endgültig besiegte in der Auferstehung.
Jetzt geht es darum, dass wir mit diesem Herrn in persönlicher Verbindung leben. Dadurch erhalten wir die Stärke, um dem Teufel zu widerstehen. Schon im Alten Testament hat Nehemia geschrieben: "Die Freude am Herrn ist eure Stärke." Und Paulus sagt im Philipperbrief: "Ich vermag alles durch den, der mich stark macht" (Philipper 4,13). Dort steht dasselbe Wort. Luther hat es schön übersetzt: "Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht."
Das heißt, es geht um die persönliche Verbindung zu Jesus Christus. Wenn ich mich im Glauben an ihn festhalte, wenn ich sage: "Herr, ich brauche deinen Schutz, ich brauche deine Hilfe" und mich im Vertrauen zu dir, meinem Herrn, festmache, dann werde ich an Stärke zunehmen. Denn ich habe Anteil an seiner Stärke. Aber diese Stärke habe ich nur im Glauben an ihn, wenn ich mich bei ihm festmache.
Darum fordert die Bibel uns nirgendwo auf, direkt mit Dämonen zu kämpfen. Das ist Unsinn. Es gibt immer wieder solche Lehren, die Rituale, Strategien und Exorzismen entwickeln, bei denen man Dämonen befragen soll, wer sie sind, ihnen gebieten und allerlei Kunststücke vollführen soll. Dazu fordert uns die Bibel nicht auf. Wir sollen nicht den direkten Kampf mit ihnen suchen. Das ist nicht unsere Aufgabe.
Für uns kommt es darauf an, im Herrn zu sein. "Werdet stark im Herrn!" Wir sollen uns an den Herrn Jesus Christus binden, im Vertrauen zu ihm wachsen, im Gehorsam und in der Liebe zu ihm wachsen. Dann wird er uns schützen und mit seiner Stärke umgeben.
Es gibt eine wunderbare Begebenheit, von der ich gehört habe. Ich glaube, einigen habe ich sie schon erzählt: Ein kleines Mädchen berichtet in der Schule ganz fröhlich, dass sie Christ geworden ist, Jesus Christus kennengelernt hat und an ihn glaubt. Sie sagt, dass er ihr ihre Schuld vergeben hat. Dann sagt sie diesen Satz: "Jetzt ist Jesus in meinem Herzen." Das steht für diese persönliche Verbindung: "Jetzt ist Jesus in meinem Herzen."
Der Lehrer hört das, ist ziemlich kritisch und spöttisch. Er schaut das Mädchen an und sagt: "Na, aber was geschieht, wenn demnächst der Teufel an die Tür deines Herzens klopft?"
Das Mädchen überlegt einen Augenblick. Dann geht ein breites Lächeln über ihr Gesicht, und sie sagt: "Ich würde Jesus an die Tür schicken. Der wird schon mit dem Teufel fertig. Ich würde Jesus an die Tür schicken."
Genauso meint Paulus das hier: Schicke Jesus an die Tür. Werde stark in dem Herrn! Das ist die Haltung, zu der Paulus uns hier hinführen will. Nicht, dass wir irgendwelche großen Kunststücke vollführen, um uns gegen Dämonen zu schützen, sondern dass wir uns bei Christus bergen. Dass wir uns ihm Tag für Tag anvertrauen und bei ihm den Schutz suchen, der stark genug ist, alles zu überwinden.
So nehmen wir an Stärke zu – durch die Verbindung mit Christus. Darum erinnert uns Paulus nicht nur an die Macht des Teufels, sondern er macht ohne die leiseste Einschränkung klar: Jesu Macht ist unendlich größer. Jesu Macht ist unendlich größer.
Die unendliche Macht Jesu als Grundlage für Standfestigkeit
Deswegen möchte ich ein letztes Mal Ihre Aufmerksamkeit auf eine Einzelheit lenken, die wir in Vers 10 finden. Das sollten Sie unbedingt mit nach Hause nehmen.
In Vers 10 wird die Stärke und Macht Jesu beschrieben. Paulus sagt: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Im Griechischen stehen hier drei verschiedene Begriffe für Macht beziehungsweise Stärke. Es heißt also: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“
Dass genau diese drei Begriffe hier verwendet werden, ist nicht zufällig. Diese drei Begriffe tauchen schon früher auf, nämlich in Kapitel 1, Vers 19. Dort wird dieselbe Stärke beschrieben.
Was ist das für eine Stärke, die mit diesen drei Ausdrücken beschrieben wird? In Kapitel 1, Vers 20 sagt Paulus: „Mit dieser Stärke hat Gott gewirkt in Christus, durch diese Stärke hat er ihn von den Toten auferweckt.“
Verstehen Sie, was das bedeutet? Wir können durchatmen und uns erleichtert freuen. Die Stärke, von der hier in Vers 10 die Rede ist, ist dieselbe Stärke, die auch wirksam war, als Gott der Vater den Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat.
Mit der gleichen Stärke, von der Epheser 1,19-20 sprechen, hat Gott den Herrn Jesus Christus aus dem Grab herausgeholt und den Tod besiegt. Mit dieser gleichen Stärke steht er uns hier in Vers 10 zur Verfügung. Mit derselben Kraft bewahrt er uns gegen die Angriffe des Teufels und schützt uns.
Das ist großartig: Der lebendige Gott setzt seine ganze Auferstehungsmacht ein – seine Stärke, seine Macht, seine Größe –, um uns vor den Angriffen Satans zu bewahren.
Als Paulus dies schrieb, saß er noch im Gefängnis. Er hatte keine eigene Stärke, war wahrscheinlich unter schwierigen Bedingungen gefesselt. Doch er war getrost, weil er auf Christus blickte und auf seine Stärke vertraute.
Ich kann mir vorstellen, dass Paulus neben sich römische Soldaten als Bewachung hatte. Vielleicht, als er diese Soldaten sah – nicht in voller Rüstung, aber doch in Uniform –, kam ihm die Idee, über die wir nächsten Sonntag sprechen werden: Auch uns gibt Christus eine Waffenrüstung, ähnlich wie diese Soldaten, nur eine ganz andere und viel stärkere.
Dann sagt er: „Okay, wenn wir in Christus unsere Stärke haben, dann können wir jetzt auch die geistliche Waffenrüstung anziehen.“ Wir können die Waffen, die er uns zur Verfügung stellt, dankbar in die Hände nehmen und damit aktiv in den Kampf eingreifen.
Wahrscheinlich hat Paulus so einen römischen Soldaten gesehen und daraufhin all diese wunderbaren Aussagen formuliert, die wir uns in acht Tagen zur geistlichen Waffenrüstung anschauen werden.
Heute wollen wir festhalten: Wer in der Verbindung mit Christus stark wird, kann auch mit seinen Mitteln den Kampf aufnehmen. Er kann die Waffenrüstung aktiv anziehen.
Gehen wir also ganz getrost heute wieder nach Hause. Gehen wir ganz getrost in die neue Woche hinein, weil wir wissen dürfen: Der Herr will uns standfest machen.
Wagen wir also ganz getrost als Gemeinde diesen Schritt in einen neuen Abschnitt hinein, wenn wir am nächsten Sonntag in den neuen Räumen unseren Gottesdienst beginnen. Denn wir wissen, der Herr ist dabei und will uns einzelnen Stärke und Standfestigkeit schenken – aber auch uns als ganze Gemeinde.
Lassen wir uns von Paulus dazu ermutigen, den Kampf anzunehmen. Nehmen wir den Gegner ernst und wissen wir, mit wem wir es zu tun haben: mit dem Teufel und seiner Dämonenwelt. Aber nehmen wir auch zu an Stärke, werden wir stark durch die Verbindung mit unserem Herrn Jesus Christus.
Darum ist dieses so ernste Thema auch ein frohes Thema. Denn er, der Herr Jesus Christus, ist der Sieger.
Ein Kollege von Paulus, der Apostel Johannes, hat es so und für immer gültig formuliert: „Der in euch ist“, also der Herr Jesus Christus, der in eurem Leben Wirklichkeit ist, der seine Hand auf euer Leben gelegt hat, als ihr euch zu ihm geflüchtet habt in der Bekehrung, „der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“
Darum kann der, der in der Welt ist, uns nichts mehr anhaben. Er kann uns noch pieksen, ärgern oder vielleicht manche schlaflose Nacht bereiten, aber er kann uns nicht mehr wirklich etwas anhaben. Denn der Herr Jesus Christus ist stärker und sorgt für uns – für seine ganze Gemeinde.
Amen.