Sehnsucht nach der Wiederkunft Jesu in verschiedenen Lebenslagen
Wenn du an die Wiederkunft Jesu denkst, was verbindest du damit? Wir leben in einem immer noch relativ friedlichen Land. Ich weiß nicht, ob wir uns überhaupt danach sehnen, dass Jesus bald wiederkommt, oder ob wir noch so viel auf dieser Erde vorhaben, dass wir es lieber noch ein bisschen verschieben würden.
Manche von uns freuen sich auf die Wiederkunft Jesu, weil sie Menschen wiedersehen möchten, die sie vermissen. Andere sehnen sich nach der Wiederkunft Jesu, weil ihr Leben einfach schwierig ist. Sie sind von den Zeichen des Alters oder von Krankheiten geplagt oder leiden unter sonstigen schwierigen Umständen. Sie wünschen sich, dass das alles ein Ende hat und dass sie in ein ewiges Reich gehen können, wo es keine Tränen mehr gibt.
In den meisten Jahrzehnten und Jahrhunderten der Geschichte war ein ganz wesentlicher Grund, warum Menschen sich die Wiederkunft Jesu herbeigesehnt haben, die Hoffnung auf ein gerechtes Gericht. Sie haben unter Verfolgung gelitten und sich gewünscht, dass jemand kommt, der die ganzen Ungerechtigkeiten richtet, die ihnen und Menschen, die ihnen viel bedeuten, angetan worden sind.
Wer kann die Diktatoren richten, die ihre Untertanen unterdrücken? Wer wird die rächen, die in Gefängnissen verhungert sind oder an den Folgen von Folter gestorben sind? Wer kann Diktatoren, die so allmächtig erscheinen, überhaupt zur Verantwortung ziehen?
Eines, das meine jüngeren Jahre sehr geprägt hat, waren die Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Immer wieder habe ich eine bestimmte Schreckensszene vor Augen, auch wenn ich sie nie selbst gesehen habe und keine Bilder davon kenne: Frauen wurden in einem Stadion von den Mächtigen zum Zweck der Demütigung ihres Volkes vergewaltigt.
Wer hat die Macht? Wer wird diese Menschen, diese Frauen und ihre Familien rächen? Urteile von internationalen Gerichtshöfen in Den Haag gibt es zwar, doch was nützt ein Urteil, wenn niemand es vollstrecken kann?
Viele unserer Glaubensgeschwister in der Geschichte haben genau deswegen die Wiederkunft Jesu herbeigesehnt – in der Hoffnung, dass jemand kommt, der Unrecht richtet und Recht schafft.
Was für uns heute vielleicht nicht ganz so nah ist, haben all unsere Glaubensgeschwister durch die Geschichte hindurch und viele von ihnen weltweit sehr deutlich vor Augen. Es ist eines ihrer wesentlichen Gebetsanliegen: Herr, komm du wieder und räche dieses Unrecht, das uns und unseren Lieben angetan wird.
Einführung in den zweiten Thessalonicherbrief und die Situation der Gemeinde
Ich möchte heute mit euch über die Wiederkunft Jesu sprechen und dabei das erste Kapitel des Zweiten Thessalonicherbriefs Stück für Stück durchgehen. Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Aspekte dieses Themas und soll uns die Bedeutung der Wiederkunft Jesu neu vor Augen führen.
Paulus war mit seinem Missionsteam in Thessalonich gewesen. Dort hatten sich viele Menschen bekehrt. Er musste die Stadt jedoch relativ schnell wieder verlassen. Die junge Gemeinde, bestehend aus neuen Christen, die noch nicht lange gläubig waren, musste ohne ihre Gemeindegründer und Missionare auskommen.
Diese Gläubigen standen unter enormem Druck – von ihren Familien, alten Freunden, der Gesellschaft und der Regierung. Sie hatten sich bereits unter großem Druck bekehrt und befanden sich weiterhin in einer belastenden Situation.
Einige Monate später schrieb Paulus gemeinsam mit seinem Team einen Brief an diese Gemeinde. Darin drückt Paulus aus, wie sehr er Ängste und Sorgen hatte. Er fragte sich, ob die Gemeinde diesem Druck überhaupt standhalten würde, ob ihr junger Glaube stark genug sei oder ob sie einknicken würden.
Noch einmal einige Monate später, vielleicht sogar ein ganzes Jahr danach – das wissen wir nicht genau – schrieb Paulus den zweiten Brief an diese Gemeinde. In diesem Brief möchte ich, wie gesagt, mit euch einsteigen. Ich werde einige Verse lesen, einfach vom Anfang dieses Briefes.
Dankbarkeit und Ermutigung trotz Verfolgung
Paulus, Silvanus und Timotheus – das war das Missionsteam, das diese Gemeinde gegründet hatte: die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade und Friede seien euch von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Wir sind schuldig, Brüder, es ist einfach passend, es ist angemessen, euch allezeit zu danken, wie es gebührt. Denn euer Glaube wächst überaus, und die Liebe eines jeden von euch allen untereinander überströmt. Deshalb rühmen wir uns selbst eurer in den Versammlungen Gottes wegen eures Ausharrens und eurer Treue in all euren Verfolgungen und Drangsalen, die ihr erduldet.
Paulus schreibt weiter: Wir sind uns bewusst, dass ihr unter Druck steht. Aber auf der anderen Seite sind wir so dankbar, wie ihr euch in diesem Druck bewährt, wie ihr zusammenlebt und zusammensteht.
Wenn wir darüber nachdenken, war die Gemeinde in Thessaloniki offensichtlich eine wirklich bemerkenswerte Gemeinde. Ich finde es so schön, wie Paulus und seine Mitarbeiter diese Geschwister in diesem Brief begrüßen und grüßen. Sie sehen so viel Grund zum Danken. Sie sagen, es ist einfach angebracht, zu danken. Wenn man sieht, wie ihr lebt, wie ihr für euren Glauben einsteht und wie ihr mit all diesen widrigen Umständen umgeht, was soll man tun, außer für euch zu danken? Es ist einfach angemessen.
Im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 4, sagt er zu den Geschwistern: „Ihr liebt alle, wir ermahnen euch aber, noch reichlicher zuzunehmen.“ Schon damals, im ersten Brief, hat er gesagt, was eure Gemeinschaft auszeichnet, ist die Liebe zueinander. Und das ist wirklich großartig.
Wir wünschen uns und ermahnen euch, dass ihr daran weiterarbeitet, dass diese Liebe noch mehr wächst und die Verbundenheit untereinander noch stärker wird. Auch im ersten Thessalonicherbrief hat er geschrieben: „Gott mache euch überströmend in der Liebe zueinander.“
Was hat er jetzt geschrieben, was wir gerade gelesen haben? Wir danken Gott, dass eure Liebe zueinander überströmend ist. Was er ihnen vor ein paar Monaten geschrieben hat, wofür er für sie gebetet hat, ist erhört worden. Er hat gesagt, wir beten darum, dass eure Liebe zueinander noch mehr überströmt. Jetzt sagt er: Wir danken Gott, dass eure Liebe zueinander überströmt geworden ist. Eine wirklich beeindruckende Gemeinde.
Gleichzeitig dankt er, dass euer Glaube und eure Treue weitergewachsen sind. Wir danken, weil euer Glaube und eure Treue überaus wachsen. Aber wie gesagt, es war auch notwendig, dass euer Vertrauen zu Gott und eure Treue zu Gott weiter wachsen, denn der Druck war ebenfalls gewachsen.
Dieser Druck war spürbar. Ihr musstet Nachteile für euren Glauben in Kauf nehmen. Das ist uns heute oft fremd, aber damals war die Gesellschaft stark geprägt von Götzendienst und der Verehrung des Staates.
Wenn jemand aus diesem System ausstieg und sagte: „Ich folge nur noch einem Gott“, wenn er keine Familienfeiern mehr besuchte, die in einem Götzentempel stattfanden, oder keine Handwerksversammlungen mehr, die mit Götzendienst verbunden waren, dann war man schnell außerhalb der Gesellschaft. Man war ein Stück weit außerhalb der Familie, außerhalb des Kreises, in dem Aufträge vergeben wurden. Man musste Nachteile in Kauf nehmen.
Viele unserer Geschwister weltweit erleben heute Ähnliches. Sie erleiden Nachteile im Berufsleben, weil sie gläubig sind. Sie werden bei Stellenausschreibungen oft als Letzte berücksichtigt. Wenn sich zwei auf eine Stelle bewerben und einer offen sagt, dass er Christ ist, bekommt meist der andere die Stelle.
In dieser Situation lebten auch unsere Geschwister damals in Thessaloniki. Das dürfen wir nicht unterschätzen.
Paulus sagt: Wir sind begeistert und erzählen überall, wie beeindruckt wir von eurer Stabilität sind. Unser Herz ist so voll davon, dass wir, wenn wir mit anderen Christen in Kontakt kommen, immer davon berichten müssen, wie es in der Gemeinde Thessaloniki angefangen hat, wie ihr euch entwickelt habt und wie stabil ihr seid. Wir können gar nicht schweigen, weil uns das so bewegt.
Verfolgung und gesellschaftlicher Druck in Vergangenheit und Gegenwart
Es gibt weltweit Menschen, die benachteiligt werden. Oft liegt das daran, dass sie einer anderen Kultur angehören als der Mehrheitskultur ihres Landes. Nehmen wir zum Beispiel Indien. Indien war lange Zeit ein relativ freies Land, in dem man unabhängig von der Religion vieles tun konnte.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Situation jedoch verändert. Die Politik strebt danach, Indien wieder zu einem Hindustan zu machen. Wenn man kein Hindu ist, wird man in vielen Regionen Indiens systematisch benachteiligt. Das geschieht, weil eine Einheit geschaffen werden soll, die auch über die hinduistische Religion definiert wird. Die Botschaft lautet: Wir gehören als Hindus, wir gehören als Inder zusammen.
Dabei sind es nicht nur wiedergeborene Christen, die Nachteile in Kauf nehmen müssen. Auch Menschen, die Muslime sind oder anderen Überzeugungen folgen, erfahren Diskriminierung. Viele Menschen auf der Welt leiden wegen ihrer Überzeugungen. Die meisten von ihnen sind bereit, diese Leiden zu ertragen. Sie sagen: Das ist meine Identität. Meine Familie war schon immer muslimisch, meine Eltern waren muslimisch. Ich möchte diese Familienidentität, meine Stammesidentität, meine Volksidentität nicht aufgeben. Das sind meine tiefen Lebenswurzeln. Deshalb nehmen sie Nachteile in Kauf.
Hier in Thessaloniki gibt es Menschen, die seit maximal anderthalb Jahren Christen sind. Das ist nicht ihre Wurzel. Es ist keine tief verwurzelte Familientradition, für die sie Nachteile in Kauf nehmen. Es ist ein neuer Weg, den sie gerade erst eingeschlagen haben. Trotzdem sind sie bereit, für diesen Glauben und diese neue Überzeugung Verfolgung und Nachteile zu ertragen.
Paulus sagt, wenn er darüber nachdenkt, erfüllt ihn das mit Dankbarkeit. Es erfüllt ihn mit Begeisterung, zu sehen, was dieses Evangelium im Leben dieser Menschen bewirkt hat.
Zeichen des gerechten Gerichts Gottes und die Kraft Gottes in der Gemeinde
Und jetzt kommt Vers 5. Vers 5 ist sehr interessant, und wir müssen kurz darüber nachdenken, was Paulus hier eigentlich sagen will. Er sagt, das ist ein offensichtliches Zeichen, ein deutlicher Beweis des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr für würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, um dessen Willen ihr auch leidet.
Was ist nun ein Beweis dafür, dass sie würdig sind für das Reich Gottes? Was zeigt, dass wir wirklich zu Gott stehen? Was beweist, dass Gott wirklich auf unserer Seite ist?
Wenn wir beten und es uns gut geht, wenn wir den Eindruck haben, unsere Gebete werden erhört und wir können ein ruhiges und beschauliches Leben führen – ist das ein Beweis, dass Gott auf unserer Seite ist? Gott sorgt ja offensichtlich dafür, dass es uns gut geht. Ist das wirklich so? Manchmal denken wir das. Doch wenn wir dann in schwierige Phasen im Leben kommen, haben wir plötzlich den Eindruck, dass Gott offensichtlich nicht mehr auf unserer Seite ist. Wenn wir Dinge beten und Gott Nein sagt – ist er dann immer noch auf unserer Seite?
Paulus sagt: Wenn ich euch beobachte, wie ihr den Umständen trotz der Schwierigkeiten standhaltet, denen ihr ausgesetzt seid – die Art, wie ihr stabil bleibt, obwohl es so schwierig ist, die Art, wie ihr standhaft seid, obwohl so viele gegen euch sind und euch unter Druck setzen – und es so einfach wäre zu sagen: „Okay, ich lasse das mit dem christlichen Glauben wieder sein und gehe zurück zu meinen Familientraditionen“ – es wäre so viel einfacher.
Paulus sagt, ich glaube, das ist übernatürlich. Das liegt nicht daran, dass ihr so eine stabile Persönlichkeit seid. Es liegt auch nicht daran, dass ihr schon immer so stark wart oder einen rebellischen Geist hattet und sagt: „Boah, ich halte es durch.“ Er sagt: Wenn ich das angucke, dann bin ich von einer Sache überzeugt. So wie ihr lebt und wie ihr das schafft, ist es übernatürlich. Es zeigt mir, diese Kraft ist etwas, das nur von Gott kommen kann.
Und das ist für mich der Beweis, dass Gott wirklich auf eurer Seite ist, weil nur er euch diese Kraft geben kann. Für mich ist es ein eindeutiges Zeichen, dass Gott euch diese Kraft gibt und dadurch ein eindeutiges Zeichen, dass Gott auf eurer Seite steht – und nicht auf der Seite eurer Verfolger.
Ja, die, die den Druck ausgeübt haben, denen ging es gut, den Christen ging es schlecht. Paulus sagt: Gerade dass ihr das durchhaltet, ist für mich ein Beweis, dass Gott nicht auf der Seite eurer Feinde steht, sondern auf eurer Seite.
Ich lese ganz kurz eine Stelle, die einzige andere aus dem Philipperbrief, die wir heute lesen werden. Im Philipper 1,27 heißt es: Lebt nun würdig des Evangeliums des Christus, damit es sei, dass ich komme und euch sehe oder abwesend bin, ich von euch höre, dass ihr feststeht in einem Geist. Und in Vers 28: Lasst euch in nichts erschrecken von den Widersachern, von den Feinden, was für sie ein Beweis des Verderbens ist, aber eurer Rettung und das von Gott.
Auch in diesem etwas späteren Brief an die Gemeinde in Philippi sagt Paulus: Diese Widerstandskraft, diese Stabilität, die ihr habt – selbst für eure Feinde ist das ein Zeichen. Da muss etwas dahinterstecken. Gott muss auf der Seite dieser Leute sein. Und die sollten eigentlich erschrecken. Denn es bedeutet automatisch, dass Gott nicht auf der Seite der Verfolger steht.
Er sagt: Eigentlich müssten eure Feinde, eure Verfolger einen Schreck bekommen, dass ihr das durchhaltet. Denn sie merken, da kommt etwas auf uns zu, wenn der lebendige Gott auf der Seite derer steht, die wir verfolgen.
Gottes gerechtes Gericht und die Macht Jesu bei seiner Wiederkunft
Zweite Thessalonicher 1,6: Denn es ist bei Gott gerecht, denen, die euch bedrängen, mit Drangsal zu vergelten, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe zu geben.
Hier sollten wir kurz innehalten und darüber nachdenken: Was empfinden wir eigentlich als gerecht? Wenn wir uns das deutsche Rechtssystem anschauen – das ist in verschiedenen Ländern der Erde wahrscheinlich unterschiedlich – sehen wir Folgendes: Irgendjemand wird verhaftet, verurteilt und vielleicht sogar ins Gefängnis gebracht.
Was ist das erklärte Ziel des deutschen Staates mit einem Gefängnisaufenthalt? Manchmal ist es einfach, jemanden wegzuschließen, damit er nicht immer wieder das Gleiche tut und die Gesellschaft geschützt wird. Bei extremen Straftaten gibt es zudem die sogenannte Sicherungsverwahrung. Dabei bleibt jemand im Gefängnis, obwohl die eigentliche Strafe bereits abgesessen ist. Das geschieht, weil das Risiko, ihn wieder auf die Gesellschaft loszulassen, als zu groß eingeschätzt wird. Nach europäischem Recht ist umstritten, ob das überhaupt erlaubt ist.
Das ist also eine Idee hinter einem Gefängnisaufenthalt. Eine weitere Idee bei jeder Bestrafung ist, dass sie abschreckend wirken soll. Aus eigener Erfahrung – und zwar von Menschen, die einige Monate im Gefängnis verbracht haben – weiß ich, dass ein solcher Aufenthalt sehr unangenehm ist. Diese Menschen überlegen sich zumindest, ob sie sich noch einmal erwischen lassen oder ob sie die Tat noch einmal begehen wollen.
Das Hauptziel von Bestrafung in Deutschland ist jedoch Erziehung. Der deutsche Staat verfolgt mit seinen humanistischen Ideen die Vorstellung, dass Gefängnis so etwas wie eine Therapie ist. Gefangene sollen betreut und therapiert werden. Es geht darum, dass jemand sozialisiert und durch die Strafe verbessert wird.
Was das deutsche Recht ausdrücklich ausschließt, ist der Gedanke, dass Strafe eine Form von Rache oder Vergeltung sein darf. Wenn wir aber tief in uns hineinschauen, spüren viele von uns genau das Gegenteil. Unser Gefühl sagt uns, dass jemand, der einem anderen wirklich geschadet hat, etwas Vergleichbares als Vergeltung erfahren sollte. Wenn jemand zum Beispiel eine Frau vergewaltigt hat, dann sollte er etwas erleben, das ihm wirklich wehtut und den Schmerzen entspricht, die er zugefügt hat. Dieses Empfinden entspricht dem natürlichen Rechtsempfinden vieler Menschen.
Und Gott empfindet es genauso. Paulus schreibt, dass es einfach angemessen ist. So richtet Gott: Er wird das vergelten, was euch angetan wurde. Die Menschen, die euch bedrängt und euch Drangsal und Schmerzen zugefügt haben, werden von Gott selbst Drangsal erfahren. Und ihr, die ihr Drangsal ausgehalten habt, wird Gott Ruhe schenken.
Gott wird das ausgleichen, indem er euch in der Zukunft Ruhe gibt und euch aus diesem Druck herausführt. Paulus sagt, euer tiefes Rechtsempfinden – das vielleicht nicht das Rechtsempfinden des deutschen Staates mit seiner Philosophie ist – wird Gott in seinem Gericht berücksichtigen. Er wird so richten, dass euer Wunsch nach Vergeltung erfüllt wird.
Für viele Menschen in der Geschichte und auf der ganzen Erde ist es ein sehr beruhigender Gedanke, dass das, was sie erlitten haben, wirklich gerecht werden wird.
Die Macht Jesu bei seiner Offenbarung und das endgültige Gericht
Vers 7 weiter: Wann wird es passieren? An dieser Stelle stellt sich eine Frage. Wir hatten das vorhin mit diesem Europäischen Gerichtshof oder Weltgerichtshof oder was Menschen sich alles ausgedacht haben. Was nützt es, wenn Gott ein Rechtsempfinden hat, das unseren tiefsten Bedürfnissen entspricht, und er könnte sein Urteil nicht durchsetzen, weil er gar nicht die Macht dazu hat? Diese Frage steht ganz automatisch im Raum: Greift Gott nicht ein? Kann Gott eingreifen? Ist Gott stark genug, seine und unsere Rechtsvorstellung überhaupt durchzusetzen?
Der Heilige Geist schreibt durch Paulus: Er wird ihnen Drangsal geben, und euch, die er bedrängt, werdet Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her haben. Wenn Jesus kommt, wenn er sichtbar wird, nach all diesen Jahren und Jahrhunderten, dann sagt er: „mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer“. Wow, er sagt, da ist jemand, der hat die Macht. Er kommt mit einem Heer von Engeln.
Ein oft zitiertes Beispiel: Ein Engel konnte die gesamte riesige assyrische Armee vor Jerusalem in einer Nacht vernichten. Ein Engel war stark genug, die damalige militärische Supermacht in einer Nacht zu vernichten. Paulus sagt, Jesus wird kommen mit den Engeln seiner Macht, mit seinem ganzen himmlischen Heer. Er ist stark genug, seine Herrschaft durchzusetzen, er ist stark genug, sein Gericht durchzusetzen, selbst gegen das römische Heer.
Ihr sagt: Was kann irgendjemand ausrichten gegen das Militär, das Thessalonich beschützt? Gegen das römische Militär, das die damalige Welt rund ums Mittelmeer beherrscht hat? Paulus sagt, Jesus wird offenbar werden, und er wird kommen mit den Engeln seiner Macht. Und wenn sie sich verbarrikadieren in Thessalonich, wenn sie Straßenbarrikaden aufbauen, um diesen Angriff dieses himmlischen Heeres abzuwehren, sagt Paulus, er wird kommen mit flammendem Feuer.
Jedes Hindernis, das aufgebaut wird, jede Stadtmauer, jede Barrikade wird niedergebrannt werden, weil Jesus wird kommen in Macht, und er kann seine Rechtssprüche durchsetzen. Das ist es, was Paulus sagt, wo du dir keine Sorgen machen musst, ob Gott stark genug ist.
Weiter in Vers 8: Paulus tritt einen Schritt zurück. Er tritt einen Schritt zurück von dieser aktuellen Situation – Menschen, die verfolgt werden, Menschen, die unter Druck stehen, Menschen, die sich Befreiung wünschen, Menschen, die sich an manchen Stellen Rache wünschen – und er tritt einen Schritt zurück und sagt: Aber prinzipiell, was sind die Maßstäbe für das Gericht Gottes? Wen wird sein Gericht treffen?
Und er sagt in Vers 8: „Er wird kommen, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht anerkennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen.“ Er sagt, das sind die Menschen, die unter das Gericht Gottes fallen werden.
Er nimmt zwei Gruppen von Menschen an dieser Stelle. Er sagt: Alle, die Gott nicht anerkennen. Wenn wir den Römerbrief jetzt lesen würden und Zeit dafür hätten, würden wir sehen, dass Paulus im Römerbrief sagt, eigentlich hat Gott sich so geoffenbart, dass jeder Mensch ihn erkennen kann. Jeder Mensch muss nur durch die Natur gehen, und er muss eigentlich zugeben, dass da ein Gott ist. Und Gott erhebt den Anspruch, dass man seine Offenbarung ernst nimmt.
Hier im Zweiten Thessalonischen Brief sagt er: Gott wird jeden richten, der Gott nicht anerkennt, der die Herrschaft Gottes nicht möchte. Und dann sagt er: „Und dann werden alle gerichtet werden“ – und hier steht: „die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen.“ Das ist eine interessante Formulierung, oder?
Er sagt, es gibt religiöse Menschen, Menschen, die sich Juden nennen. In unserer Zeit gibt es viele Menschen, die irgendwie christlich, katholisch, evangelisch, keine Ahnung, was in ihrem Pass stehen mag. Zu dieser Zeit gab es vor allem Juden, die gesagt haben: Warum soll ich Gnade brauchen? Ich will mir meinen Stand vor Gott verdienen, ich will gut genug leben, dass ich für Gott gut genug bin.
Und Paulus sagt: Gott wird alle richten, die das Evangelium nicht annehmen, auch wenn sie noch so sehr sagen, dass sie an Gott glauben, dass sie zu irgendeiner christlichen Kirche oder zur jüdischen Religion gehören. Gott wird alle richten, die das Evangelium nicht annehmen, die nicht die Gnade Gottes annehmen, die sich hinstellen und sagen: „Ich bin gut genug für den Himmel, ich habe gut genug gelebt, dass Gott mich in seinen Himmel reinlassen muss, wenn er fair ist.“
Paulus sagt: Nein, Gott sieht es anders. Gott sieht es nicht so, dass du gut genug bist. Und Gott wird alle richten, die dem Evangelium nicht gehorchen. Er wird nicht nur die richten, die prinzipiell Gott nicht anerkennen. Das sind vielleicht Leute, die Gott prinzipiell anerkennen. Aber es gibt doch Leute, die Gott anerkennen und die trotzdem gerichtet werden, weil sie das Evangelium ablehnen, weil sie den Eindruck haben, dass sie für das Angebot des Evangeliums zu gut sind, dass sie zu viel mitbringen können, was Gott doch wertschätzen müsste.
Sie sind zu stolz, sich begnadigen zu lassen. Sie sind nicht bereit, Jesus als Herrn zu akzeptieren. Sie möchten ihr eigener Herr sein, sie möchten ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten.
Und die interessante Formulierung ist: Es sind nicht die Menschen, die dem Evangelium nicht glauben – das hätten wir geschrieben: „Gott richtet die, die dem Evangelium nicht glauben“, oder? Aber der Heilige Geist lässt Paulus hier schreiben: Gott wird die richten, die dem Evangelium nicht gehorchen.
Gott sagt: Ich habe ein Evangelium in diese Welt geschickt, nicht nur als Botschaft, sondern als Person. Ich habe meinen Sohn in diese Welt geschickt, der für Menschen gestorben ist. Ich erhebe Anspruch darauf, dass Menschen sich diesem Evangelium unterwerfen und es annehmen.
Wer das Evangelium ablehnt, hat meinem Anspruch nicht gehorcht, den ich an ihn gestellt habe, indem er das Evangelium gehört hat. Es geht um Glauben, aber für Gott ist es auch ein Stück weit: Erkennen Sie das an, was ich da für Sie tue? Gehorchen Sie dem, was ich Ihnen als einzige Chance geschenkt habe?
Paulus sagt: Wer das Evangelium nicht annimmt, für den ist es nicht mehr als ein unverbindliches Angebot, missachtet das in den Augen Gottes. Und Gott wird ihn richten. Gott wird Menschen richten, die ihn nicht anerkennen als Gott, und Gott wird Menschen richten, die sein Evangelium, sein Angebot der Gnade, missachten.
Die ewige Strafe und die Verherrlichung Jesu bei seiner Wiederkunft
Wie sieht die Strafe aus? Vers 9.
Wir haben jetzt gehört, dass Gott richtet und die Macht hat zu richten. Aber wie sieht die Strafe aus? Die Strafe wird ewiges Verderben sein. Nun folgt ein interessantes Wort: „vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“.
In meiner Übersetzung steht wörtlich, dass die Strafe erleiden werden – genauer gesagt, die Strafe bezahlen werden. Menschen werden also die Strafe Gottes absetzen, sie werden die Strafe Gottes bezahlen. Und was ist diese Strafe Gottes? Ewiges Verderben.
Die Strafe Gottes ist, genau wie die Rettung Gottes, etwas Ewiges. Das ist das Schreckliche daran. Ich verdränge das oft, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber auch die Strafe Gottes ist ewig. Es ist ein ewiges Schicksal. Wie diese Ewigkeit im Detail aussieht, wissen wir nicht genau, aber es ist ein ewiges Schicksal.
Dann sagt Paulus weiter, und an dieser Stelle habe ich beim Vorlesen gesagt, dass es ein interessantes Wort ist, weil hier steht „vom Angesicht des Herrn“.
Ein Sinn dieses Ausdrucks ist, dass Menschen dem Angesicht Gottes begegnen werden – und zwar in Gottes Zorn. Das ist vielleicht schon Strafe genug: Gott begegnen zu müssen, vor seinem Angesicht stehen zu müssen und den Zorn Gottes in seinem Angesicht zu sehen.
Der andere Aspekt von diesem Wort „vom“ ist „weg von“. Und wir alle haben die Überzeugung und erleben es bereits ein Stück weit auf dieser Erde, dass es etwas Schönes sein kann, dem Angesicht Gottes zu begegnen.
Paulus sagt, dass das vielleicht das Schlimmste an diesem ewigen Schicksal ist: verbannt zu sein, weg vom gütigen Angesicht Gottes. Ewiges Verderben bedeutet also, weg vom Angesicht Gottes zu sein. Das ist die Strafe.
Vers 10: Kommt Jesus nur, um zu richten, wenn er wiederkommt?
Nein, natürlich nicht.
Vers 10 sagt: Wenn er kommt, wird er an jedem Tag verherrlicht werden inmitten seiner Heiligen und bewundert werden inmitten all derer, die geglaubt haben.
Er sagt, das ist das, worauf wir warten. Viele von uns sehnen sich danach, dass Gerechtigkeit geschieht, dass Menschen bestraft werden und Vergeltung erfolgt. Aber das, was uns erwartet, ist ein anderes Bild.
Im Himmel wird der Herr – oder zuerst auf dieser Erde und dann im Himmel, oder wie auch immer – Paulus verwendet hier ein Bild: Jesus wird in der Mitte sein. Alle, die gläubig sind, alle seine Leute, werden um ihn versammelt sein. Er wird bewundert werden inmitten seiner Heiligen.
Es sind zwei Aspekte, die hier bewundert werden.
Das eine ist, dass man bewundert, wie Jesus ist. Man wird ihn sehen. Wir haben gerade gelesen, dass er offenbar wird als der Richter und als der gute Herrscher. Man wird ihn bewundern in seiner Person.
Aber man wird ihn auch bewundern in denen, inmitten derer er ist – inmitten derer, die er gesammelt hat, die er herausgeholt hat, die er bewahrt und gestärkt hat.
Paulus hat gesagt: „Ich bin begeistert von dem, was ich sehe – von eurer Widerstandskraft, von eurem Glauben, von eurer Treue.“
Er sagt, dass das im Himmel noch viel mehr so sein wird. Menschen werden Jesus sehen und ihn bewundern. Aber sie werden auch jeden von uns um ihn herum sehen und staunen, wenn sie im Rückblick sehen, was Jesus im Leben eines jeden Einzelnen von uns getan hat.
Jesus wird bewundert, nicht nur als Person, sondern auch inmitten der Seinen – inmitten von denen, denen er Kraft gegeben hat, denen er geholfen hat durchzuhalten, deren Charakter er verändert hat, die er schön gemacht hat und passend für den Himmel gemacht hat.
Das ist es, worauf wir warten: Jesus zu umgeben, wo er gesehen wird inmitten der Seinen.
Persönliche Ermutigung und Gebet für die Gemeinde Thessalonich
Ende der fünften Szene – und jetzt kommt Paulus noch einmal ganz persönlich auf die Thessalonicher zurück. Er sagt: Ja, das ist das, worauf wir warten. Wir warten auf das Gericht, wir warten auf die Vergeltung Gottes, wir warten darauf, dass Jesus offenbar wird und seine Herrlichkeit antritt. Wir warten darauf, bei ihm im Himmel zu sein, ihn zu sehen, ihn zu bewundern und auch ein Stück weit darauf, dass er in unserem Leben bewundert wird – durch das, was von unserem Leben offenbar wird.
Aber was ist jetzt? Was passiert bis dahin? Vers 10 endet mit den Worten: „Denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden, ihr gehört zu denen, die dann in der Ewigkeit um ihn herum sind, die geglaubt haben.“ Unser Zeugnis, das Evangelium, das wir zu euch gebracht haben, ist bei euch geglaubt worden. Deshalb beten wir auch, wie es in Vers 11 heißt, alle Zeit für euch.
Das ist interessant. Jetzt betet Paulus. Es ist immer spannend zu sehen, wofür er betet. Vielleicht ist das ein gutes Beispiel für das, was wir manchmal beten sollten. Er sagt: „Wir beten für euch, dass unser Gott euch für würdig, für passend erachte der Berufung und alles Wohlgefallen des Guten und des Werkes des Glaubens in Kraft erfülle.“
Paulus hat im Fürst 5 gesagt, es ist so eindeutig, dass ihr würdig seid für das Reich Gottes, weil Gott sich auf eure Seite stellt. Gott gibt euch übernatürliche Kraft, Gott gibt euch ein übernatürliches Durchhaltevermögen. Es ist so deutlich, dass ihr die seid, die würdig sind für das Reich Gottes.
Und jetzt sagt er plötzlich: Ich bete für euch, dass Gott euch würdig macht. Ja, Gott hat noch ein Werk an euch. Gott möchte noch etwas an euch tun in dieser Zeit. Ihr habt geglaubt, aber ihr seid noch auf dieser Erde. Gott möchte noch etwas bewirken, damit alle sehen: Ja, diese Leute gehören wirklich in den Himmel. So wünscht sich Gott, dass unser Leben so ist, dass Menschen uns ansehen, dass Engel uns ansehen und sagen: Die passen wirklich zum Reich Gottes.
Paulus sagt so: Das ist das, wofür ich jetzt bete. Dass in der Zeit, die ihr noch auf der Erde seid, Gott in eurem Leben arbeitet, damit immer mehr deutlich wird: Du passt wirklich zu Gott. Als wir zu Gott gekommen sind, haben wir gar nicht zu ihm gepasst. Wenn wir ehrlich sind, passen wir heute in vielem noch nicht zu Gott. Aber das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen und sagen: „Ach, alles Gnade.“ Nein, Paulus sagt: Ich bete darum, dass Gott weiter an euch arbeitet und dass ihr schon auf dieser Erde immer passender werdet für den Himmel.
Wahrscheinlich ist meine Übersetzung nicht ganz treffend. Er sagt: Ich bete darum, dass Gott euch immer passender macht für den Himmel, indem er zwei Dinge tut. Erstens, dass er euch Kraft gibt in den Bereichen, in denen ihr Wohlgefallen am Guten habt. Wo irgendetwas in eurem Herzen ist, wo ihr denkt: Wenn ich das tun würde, wenn ich so leben würde, wenn ich diese Eigenschaft ablegen würde, dann würde mich das ein Stück näher zu Gott bringen.
Und Paulus sagt: Ich bete darum, dass diese Wünsche, die ihr eigentlich schon im Herzen habt und die gut sind, dass Gott euch die Kraft gibt, an dieser Stelle einen Schritt weiterzukommen. Dass das verwirklicht wird, was ihr als Ideal für euren eigenen Charakter vor Augen habt. Ich bete darum, dass Gott euch Kraft gibt, dass das Wirklichkeit wird, wo ihr bisher denkt: „Ich scheitere daran.“ Ich bete darum, dass Gott euch Kraft gibt, damit das Wahrheit wird und Wirklichkeit in eurem Leben.
Dann sagt er: Es gibt Dinge, die ihr schon angefangen habt – das Werk des Glaubens. Manche Dinge habt ihr tatsächlich schon begonnen, es sind Baustellen, die ihr in Angriff genommen habt in eurem Leben. Und ich bete darum, dass Gott euch Kraft gibt, es durchzuziehen. Diese Kraft zu haben, nicht aufzugeben. Nicht das Projekt auf halbem Weg zu stoppen, weil ihr denkt: „Ich werde es doch nicht zu Ende bringen.“
Ihr betet also darum, dass ihr wirklich passend werdet, immer passender für das Reich Gottes, für den Himmel. Weil Gott diese Wünsche, diese Dinge, die ihr vielleicht noch gar nicht in Angriff genommen habt, euch Kraft gibt, sie zu verwirklichen. Und dass er euch Kraft gibt, das durchzuziehen, was ihr vielleicht sogar schon angefangen habt.
Das ist ein Gebet für die Thessalonicher. Und vielleicht wäre es auch ein gutes Gebet für uns – füreinander und für unser eigenes Leben.
Verherrlichung Jesu in der Gemeinde und das Bild des Abendsterns
Letzter Vers, Vers zwölf: Damit der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch und ihr in ihm. Nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.
Eben waren wir noch in Vers 10. Dort waren wir im Himmel, in der Zukunft. Jesus ist in der Mitte von den Seinen, er wird bewundert und überstrahlt alles. Ein Stück weit wird er bewundert für das, was er in unserem Leben hier auf dieser Erde getan hat.
Jetzt nimmt Paulus ein ganz ähnliches Bild, aber wir sind nicht mehr im Himmel, sondern auf der Erde. Es ist nicht mehr seine Person sichtbar in der Mitte, sondern er sagt, sein Name ist in der Mitte. Das erinnert an das Alte Testament, als Salomo den Tempel baute und sagte: „Herr Gott, du bist zu groß, um in diesem Tempel zu wohnen, aber dein Name soll hier wohnen über die Generationen.“
Paulus sagt: Das ist das, was auf dieser Erde da sein soll. Jesus wird noch nicht als Person gesehen, er ist noch nicht offenbar geworden, aber trotzdem ist er in eurer Mitte, sein Name ist in eurer Mitte. Schon jetzt soll er verherrlicht werden in euch.
Im Himmel wird man hauptsächlich Jesus sehen und ein bisschen auch uns und das, was Jesus in unserem Leben getan hat. Hier auf der Erde sehen die Leute Jesus noch gar nicht als Person. Aber auch hier sollen sie schon uns sehen – und das, was Jesus in unserem Leben tut und schon verändert hat. Er soll verherrlicht werden in uns, in unserer Gemeinschaft.
Paulus sagt, dafür bete ich, dass das passiert. Dass Menschen euch sehen, eure Gemeinschaft sehen und sagen: „Boah, da ist Gott am Werk, der wirklich etwas tut!“ Und ihn verherrlichen. Das betet Paulus für euch.
Das ist wie eine Sonne, die man nicht sieht. Jesus sieht man jetzt nicht. Wisst ihr, was der hellste Himmelskörper am Himmel in der Nacht ist? Wenn der Mond nicht aufgegangen ist und die Sonne nicht zu sehen ist, dann ist der hellste Punkt, den ihr am Abend sehen könnt – besonders an einem klaren Winterabend – der sogenannte Abendstern.
Der Abendstern ist kein Stern, sondern ein Planet: die Venus. Die Venus leuchtet nicht selbst, und trotzdem ist sie der hellste „Stern“ am Abend. Warum? Weil sie von der Sonne angeleuchtet wird – von der Sonne, die man nicht sieht.
Wenn ihr euch für Lyrik interessiert, wisst ihr, wie viele Lieder und Gedichte über den Abendstern geschrieben wurden – einen Abendstern, der gar nicht selbst leuchtet.
Paulus sagt: Dafür bete ich, dass Leute das Licht bewundern, das ihr eigentlich nur reflektiert – so wie der Abendstern das Licht der Sonne reflektiert. Das ist mein Gebet für euch: Dass es nicht erst im Himmel passiert, sondern dass es ein Stück weit schon auf dieser Erde geschieht – durch euch als Personen und durch euch als Gemeinschaft.
Das wollte Paulus den Thessalonichern mitgeben in diesem ersten Kapitel seines zweiten Briefes: Gott ist auf eurer Seite, eure Feinde und Verfolger werden gerichtet werden. Manche bewundern euch schon jetzt. Und ich bete darum, dass Gott weiter mit Kraft an euch handelt, damit ihr noch mehr leuchtet.
In der Ewigkeit wird Jesus bewundert werden wie die Sonne. Aber auch wir können schön werden. Wir können jetzt und in der Ewigkeit etwas von seinem Licht reflektieren und so etwas sein wie der Abendstern, der in den ersten Stunden der Nacht leuchtet.
Das ist die Aussicht, die Paulus ihnen gibt, und das ist das, was er für sie betet. Ich glaube, es ist ein gutes Gebetsanliegen.