Es war heute fast eine Versuchung, Ihnen aufgrund der frischen Eindrücke aus den 14 Tagen in Ägypten nicht nur von den lebendigen Begegnungen mit den Christen zu berichten, sondern auch von den vielen Projekten, die wir sehen konnten.
Wir waren gerade in der Nacht, als das furchtbare Unwetter tobte, im Herzen von Asiut. Im Zentrum, wo das große Unwetter niederprasselte, standen wir bis zu den Knien im Wasser und warteten darauf, mit dem Kofferraum wieder herauszukommen. Das war nur wenige Kilometer von einer Explosion entfernt. Der ganze Aschenregen fiel bei uns wie schwarzes Rouge herab.
Aber auch abgesehen davon haben wir von den Christen viel vom schweren Druck des Islam erfahren. Das habt ihr vielleicht noch nicht gewusst. Darüber werde ich vielleicht ein anderes Mal ausführlicher erzählen.
Ich hätte auch gerne einfach einmal berichtet, was mir vorher nie bewusst war, weil ich noch nie in meinem Leben in Ägypten gewesen bin.
Die Bedeutung Ägyptens für das Verständnis der Bibel
Wie man die ganze Bibel erst verstanden hat, wird deutlich, wenn man sieht, warum Gott sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat. Die Macht des Pharao war enorm. Man könnte sagen, Hitler war im Vergleich dazu ein Weisenknabe, und Stalin gegenüber diesen Menschen.
Die Ägypter hüllten einen neunzehnjährigen Tutanchamun in weißes Leinen und zwanzigfaches Gold ein, um ihm Unsterblichkeit zu verleihen. In einem Buch stand geschrieben: Kein Volk der Welt hat sich so intensiv mit dem Tod beschäftigt wie die Ägypter – und das stimmt wirklich. Kein Volk der Welt!
Die ganzen Pyramiden, diese riesigen Bauwerke, sollten letztlich nur die Bewältigung des Todes symbolisieren. Diese Gräber, die ganze Schönheit und die Darstellungen – da sieht man Isis und Osiris, wie sie über den Todesstrom hinübergehen ins Leben. Und die ganzen Güter, die mitgegeben wurden – wo hat es das schon einmal gegeben? Diese herrlichen Kostbarkeiten einfach ins Grab zu legen und den Sand darüber zu schütten, in der Hoffnung, dass damit die Todeswelt überwunden wird.
Man muss einfach sagen: Ja, so können Menschen blind sein. Wenn man vor so einer Mumie steht – Präsident Sadat hat dann verboten, dass die Mumien weiterhin öffentlich gezeigt werden. Das ist auch verständlich, denn es ist ja eigentlich wenig sinnvoll, wenn man die Mumien einfach nur ausstellt. Aber wenn die Toten dort drinnen liegen, was ist dann eigentlich unsere christliche Hoffnung?
Das ist ja interessant: Josef ließ sich ebenfalls einbalsamieren. Das war eine Prozedur, bei der alles aus dem Körper entfernt wurde. Es gab Krüge, und die Eingeweide wurden herausgenommen, damit wenigstens die Körperhülle erhalten blieb. Josef war ganz tief in der Welt Ägyptens verankert. Doch er befahl seinen Angehörigen, ihn nicht dort zu begraben, sondern zurückzuführen, so wie auch sein Vater Jakob wieder zurück ins Land der Väter ging.
Die biblische Perspektive auf Geschichte und Zukunft
Und was bei Israel war, das kannten die Ägypter überhaupt nicht: eine Geschichte mit einer Zukunft. Ich hätte ihnen gern einmal an einer Tafel oder mit einem Tageslichtprojektor gezeigt, dass Geschichte ein Ziel hat. Die Ägypter konnten sich das überhaupt nicht vorstellen. Für sie gab es nur den Kreislauf von Morgen und Abend, der sich immer wiederholt.
Deshalb hatten die Ägypter nur in der kurzen Zeit ihres Lebens die Hoffnung, Unsterblichkeit zu erlangen. Aber wie sollte das auch möglich sein? Die Bibel erzählt eine ganz andere Geschichte – eine Geschichte vom Elend und der Ohnmacht des Menschen. Das hat mich tief beeindruckt und mir eine ganz neue Erkenntnis geschenkt.
Am letzten Sonntag durfte ich in Aswan in einer ganz kleinen deutschen Gemeinde predigen. Dort habe ich gesagt, dass ich diese Erkenntnis mit nach Hause nehme. Wir Christen wollen mutig vor den stolzen Menschen verkünden: Was ist der Mensch? Er ist Staub und Asche, aber Gott krönt ihn mit Gnade.
Wir brauchen kein Gold von Tutanchamun, wir brauchen keine Pyramiden. Ich bin nach dem Namen Gottes genannt, und die Gnade Gottes liegt über mir. Wie Jesus am Kreuz hängt und sagt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“, so ist das die Hoffnung der Christen.
In der ganzen Unsichtbarkeit dessen, was unseres Glaubens Trost und Freude ist, liegt diese Hoffnung. Jetzt ist es besonders wichtig, dass wir wieder dieses schlichte Leben annehmen – in der ganzen Armut und Schwäche.
Gehen wir einfach einmal die biblischen Aussagen durch. Sie sind so entgegengesetzt – nicht nur dem Denken der Pharaonen, sondern auch dem ganzen Gerede der modernen Menschen, übrigens auch manchem Getue am Grab.
Die Vergänglichkeit des Menschen und die biblische Wahrheit
Ich glaube, wir Christen sollten darauf achten, dass wir nicht am Grab das Falsche tun. Oft steht man ja schon unter Druck, wenn der Bestatter erklärt, wie teuer der Sarg und all die anderen Dinge sind. Dabei sind diese äußeren Dinge eigentlich gar nicht wichtig.
Das Entscheidende bei einem Abschied ist doch, welche Glaubenshoffnung wir haben. Die erste wichtige Aussage in der Bibel, die in der Schöpfungsgeschichte steht, findet sich in 1. Mose 3,19: „Du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Das zeigt die Vergänglichkeit des Menschen.
Im gesamten christlichen Glauben, aber auch im jüdischen Denken, hat der Stolz eines Menschen keinen Platz. Das sieht man sehr gut bei Herodes, der auf seinem Thron saß. In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie das Volk rief: „Das ist die Stimme eines Gottes und nicht eines Menschen.“ Plötzlich fällt Herodes vom Thron, und die Würmer fressen seinen Leib auf.
Der Mensch, der so ein Prahler und Angeber ist! Wenn man an Daniel denkt, sieht man, wie stolz diese Könige sind, die Israel belagern. Diese Einbildung zieht sich durch die ganze Bibel. Manchmal beschreibt die Bibel das sehr drastisch, am schlimmsten vielleicht bei Isebel, wo das Blut auf sie spritzt.
Warum so drastisch? Weil diese gottlose Frau, die Götzendienerin, sich so viel eingebildet hat. Am Ende liegt ihr Leben da, und die Hunde lecken ihr Blut auf. Wenn die Bibel von „Hunden“ spricht, meint sie nicht unsere schönen Haustiere. Es sind streunende Hunde, wie Ratten, die niemandem gehören. In Israel gab es keine liebevollen Hunde wie bei uns, sondern streunende, verwahrloste Tiere. Diese Hunde, die ihr Blut lecken, sind die schlimmste Entehrung eines Menschen.
Die Bibel zeigt eindrucksvoll, wie der Mensch nichts auf sich einbilden sollte. Er ist Staub und Erde, und so ist unser Leben. Was bin ich? Was wird in 40 Jahren von unserem Leben übrig sein? Nur wenige von uns werden noch da sein, und unser Leben wird verwesen.
Was bin ich? Das Wunder meines Lebens findet sich ein paar Verse weiter vorne in 1. Mose 2,7: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Atem des Lebens in seine Nase, und so war der Mensch ein lebendiges Wesen.“
Die Quelle des Lebens und die Gnade Gottes
Das Wunder meines Lebens ist, dass Gott mich anhaucht. Ich lebe von der Gunst seiner Güte.
Und wenn heute ein Mensch da ist, der sagt: „Ich glaube nicht an Gott, aber was bist du überhaupt?“ – du lebst mit jedem Atemzug von der Güte Gottes. Wenn Gott nur seinen Atem zurückhält, fällst du schon um.
Der moderne Mensch weiß oft gar nicht, wo seine Hauptgefährdung liegt. Wenn du diese Lebensquelle verlierst, ist dein Leben dahin.
Mose hat das am eindrücklichsten im Psalm 90 beschrieben – den Psalm, den wir gerne an Silvester lesen: „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für.“ Das klingt oft pessimistisch, tragisch oder traurig, ist es aber gar nicht. Es ist vielmehr wunderbar, wenn man es aus dem wachen Blick des Sterbens und Vergehens sieht.
Du, Herr, bist da. Du bist größer als die Berge und größer als die Erde. Du stehst über dieser Welt, und bei dir ist die Zuflucht. Du hältst die Ewigkeit in deiner Hand. Du lässt die Menschen sterben.
Tausend Jahre sind vor dir wie ein vergangener Tag, wie eine Nachtwache. Das geht ganz schnell: Tausend Jahre vergehen in einer ungeheuer kurzen Zeit. Du lässt sie dahinfahren wie einen Strom, wie einen Schlaf.
Das wird einem beim Schlafen gar nicht bewusst, dass die Zeit vergeht. Dann wacht man auf und denkt: „Was, wie viel Uhr ist es schon? Höchste Zeit, es ist schon so spät.“ So geht unser Leben.
Dann das Bild der blühenden Blume, das finden wir auch im Psalm 103: Wie eine Blume verwelkt, wie Gras, das verdorrt, so ist unser Leben. Es blüht ganz wunderbar auf – man hat einen schönen Strauß, doch wie sieht der in 14 Tagen aus? Jeder Besen ist schöner, und dann ist er einfach verwelkt. So ist unser Leben, so ist die Schönheit eines Menschen.
Übrigens ist ein Mensch auch im Alter schön – ach, herrlich! Das Gesicht eines alten Menschen, gezeichnet von Güte. Es entspricht nicht dem heutigen Schönheitsideal, sondern dem, was Sie in so vielen Bildern gesehen haben: Wie der Mensch bis ins Alter hinein seine Züge trägt, selbst bei sich selbst.
Matthias Claudius sagt sogar, er schaue gern einen toten Menschen an. Er sehe darin schon die Erntefreude des jüngsten Tages und das Leuchten der Ewigkeit.
Aber dann, wenn ein Mensch zerfällt und nur noch die Knochen übrig bleiben, macht einem das den Zorn zu schaffen. Dass wir so vergehen, ist ein Krimi – dass wir so plötzlich dahin müssen.
Wo finde ich nun in dieser Welt meinen Trost?
Die Hoffnung auf Ewigkeit im Alten Testament
Es ist nicht wahr, wenn Leute behaupten, im Alten Testament gäbe es keine Hoffnung auf Ewigkeit. Natürlich wussten die Menschen damals schon, dass die Hoffnung bei Gott liegt. So richtet sich Jakob auf und sagt: „Herr, ich warte auf dein Heil.“ Darum wollten sie ja auch in Israel beerdigt sein. Sie wussten, dass die Wege Gottes noch nicht zu Ende sind.
In Psalm 36 wird das sehr schön beschrieben – eines der schönsten Worte der ewigen Hoffnung findet sich in Vers 10: „Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.“ Dieses Licht steht für das ganze Wissen, dass mein Leben nicht nur eine Frage des biologischen Ablaufs ist, der Tage und Jahre, die mir vergönnt sind, oder gar nur der medizinischen Gesundheit. Mein Leben ist nur dann wirklich Leben, wenn ich jeden Tag meines Lebens aus der Gegenwart Gottes empfange.
Es ist klar, dass das Leben oft sehr schwer sein kann, dass es mitten in der Welt zum Sterben wird. Man kann so bedrückt, belastet und sinnentleert sein, dass das Leben keinen Wert mehr hat. Für uns ist das im Moment vielleicht nicht aktuell, weil wir im Überfluss leben. Doch was wir in den schrecklichen Stadtteilen gesehen haben, ist anders. Dort sammeln die Armen den ganzen Müll, zerlegen ihn und die Kinder suchen darin nach Verwertbarem. Zwischen Mücken, Tierkadavern und Dreck leben sie in großer Hitze. Die Armut ist dort unbeschreiblich.
Wir bauten gerade einen Kindergarten in einem dieser Viertel, im Megigobrand. Dort werden 240 Kinder betreut. Es war sehr eindrücklich zu sehen, wie das Leben dort eigentlich sinnlos und leer erscheint. Es geht im Grunde nur ums Überleben. Es gibt keine Freude und keine Hoffnung mehr. Wenn man dann diesen Kindern etwas schenkt, passiert etwas: Sozialarbeiter nahmen uns mit in eine Wohnung in einem Elendsviertel. Der Raum war 16 Quadratmeter groß, bewohnt von sieben Kindern und zwei Elternteilen. Man kann sich kaum vorstellen, wie man dort leben kann. Jeder Kohlenkeller bei uns sieht besser aus.
Die Mutter steht um fünf Uhr auf und arbeitet, der Vater ist völlig verwahrlost. Das Leben hat dort keinen Sinn mehr, es ist zur Last geworden. Doch wenn wir dort hingehen, um die Kinder zu den Kinderstunden abzuholen, da leuchtet das Licht Gottes hinein. Plötzlich fängt alles an sich zu verändern: Die Menschen beginnen, sich neu zu kleiden und sauber zu halten. Sie ergreifen ihr Leben wieder. Von Gott her kommt eine neue Ordnung ins Leben, es kommt Sinn hinein.
Heute meint man oft, das Sozialproblem sei nur ein Geldproblem. Doch es ist eine Frage des Sinnes, den ich von Gott her begreifen muss. Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass ich von dort her meine Lebenseinstellung ändere.
Psalm 73, Vers 23 beschreibt das wunderbar: „Ich bleibe stets bei dir, denn du hältst mich bei meiner Rechten an, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Das ist meine Freude: dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht auf ihn setze. Wenn ich das tue, dann verkünde ich, dass Alter und Tod überwunden sind. Die Ewigkeitshoffnung und Freude brechen schon jetzt durch.
Die Hoffnung im Buch Hiob
Sie haben, habt ihr am Sonntag über Hiob gepredigt? Da war Hiob 14, auch dieses Wort Hiob 14, das teilweise die Vergänglichkeit des Lebens beschreibt. Vers 14 sagt: Ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist. So kann er wieder ausschlagen, wenn seine Wurzel in der Erde ist.
Und alt wird, und sein Stumpf im Boden erstirbt, so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers. Stirbt aber ein Mensch, so ist er dahin. Kommt ein Mensch um, wo ist er? Wie Wasser, das aus dem See ausläuft, und wie ein Strom, der versiegt und vertrocknet, zerrinnt das Leben.
Da, plötzlich, in dieser ganzen Not und Sinnlosigkeit des Lebens, wird in einer solchen Tiefe auch begriffen, was Sterben heißt. Das ist so traurig. Trauernde fühlen sich oft nicht ernst genommen und wissen: Niemand versteht mich mit meinem Leid.
Da kommt dann Hiob 19, Vers 25: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Und als der Letzte wird er sich über dem Staub erheben.“ Und weiter: „Ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.“ Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.
Und das steht da im Alten Bund schon als große Hoffnung. Jetzt wissen Sie, wie das nur dort überwunden wird. Es gibt noch mehr Stellen von der Vergänglichkeit. Ich nenne nur Psalm 104, Vers 29, und Prediger 3, Vers 19 und folgende.
Aber die große Hoffnung, die dann plötzlich aufleuchtet, ist, dass ich meinen Trost und meine Freude habe.
Die Auferstehungshoffnung in Jesus Christus
Und woher kommt nun wirklich diese biblische Hoffnung? In Jesus ist sie fest geworden. Deshalb kann ich im Augenblick des Todes gar nichts anderes tun, als mich ganz fest auf Jesus auszurichten.
Schon die Jünger Jesu haben das nicht sofort richtig begriffen. Zum Beispiel beim Ördlein Nain, als die Bahre mit dem jungen Mann herausgetragen wurde, der tot auf der Bahre lag – der Sohn einer Witwe. Jesus spricht das Wort, und die Jünger stehen staunend da. Hier zeigt sich, dass jemand Macht über den Tod hat. Denn der Tod ist das Letzte, das Endgültigste und die letzte Sinnfrage unseres Lebens.
Auch bei der Tochter des Jairus ruft Jesus im Aramäischen: "Talitha, kum!" – Mädchen, steh auf! Und sie stand auf. Trotzdem haben die Jünger es nicht verstanden. Als Jesus dann nach Bethanien kam und Lazarus tot war, hat er absichtlich noch verzögert. Er bekam die Nachricht, lief aber nicht sofort los. Als er dann losging, musste er den steilen Weg von Jericho nach Bethanien nehmen.
Bei seiner Ankunft sagt Martha: "Er ist schon lange im Grab und stinkt schon." Das zeigt den Realismus in der Bibel. Es gibt eine Strömung, einen naiven Wunderglauben, der heute oft mehr Anstoß erregt. Rational denkende Menschen können das nicht akzeptieren. Doch in der Bibel wird der Tod nüchtern dargestellt. Es geht um einen wirklichen Tod, nicht um eine süße, erbauliche Geschichte, die später nicht stimmt, sondern um eine wahre, wirklich wahre Geschichte.
Jesus befiehlt, den Grabstein zu heben, und ruft in den Tod hinein: "Lazarus, komm heraus!" Er sagt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt." Denken Sie über dieses Wort nach: Wer mit Jesus in Verbindung steht, in dieser vertrauensvollen, haltenden Hand, der hat Leben, auch wenn er körperlich stirbt. Er ist im Leben.
Dass wir das mit unserem Verstand nicht begreifen können, liegt daran, dass wir nur von unserer Erfahrung sprechen können. Wir können nur Dinge erklären, die wir selbst entdeckt haben – so wie jedes Kind langsam lernt. Im Kindergarten macht es erste Erfahrungen und versteht immer mehr. Wir können Dinge jenseits der Todeslinie nicht verstehen. Deshalb beginnt an der Todeslinie unser großes Fragen.
In 14 Tagen werde ich mit Ihnen die biblischen Aussagen über das ewige Leben durchnehmen. Heute aber möchte ich nur über das Sterben sprechen. Das nächste Mal geht es um das ewige Leben, das in bestimmten Aussagen vorkommt, die aber für unser Begreifen schwierig bleiben.
Schon bei der Frage, ob wir uns drüben wiedersehen, fangen die Schwierigkeiten an. Natürlich werden wir uns wiedersehen. Aber die Bibel hält sich nicht daran auf, denn sie hat ein anderes Ziel: das, was drüben in der neuen Welt unser Ziel sein wird.
All diese Dinge sind für unser Begreifen schwierig. Jesus antwortet auf eine Fangfrage der Sadduzäer wegen der Auferstehung, dass die Auferstandenen sein werden wie die Engel im Himmel. Wir können uns ein Leben nur in der Spannung von Mann und Frau vorstellen, aber es wird ganz anders sein. Wir wissen noch nicht wie.
Wir sehen es nur andeutungsweise im Ersten. Paulus nennt Jesus den Prototypen – den Ersten, der hindurchgegangen ist. Das ist der auferstandene Jesus in neuer, sichtbarer Gestalt, so wie er den Jüngern erschienen ist. Er ist der Erste der neuen Schöpfung, der neuen vollkommenen Welt, der nicht mehr leidet und nicht mehr der Versuchung unterliegt. Aber darüber sprechen wir noch.
In Jesus ist das Durchbrechen des Todes geschehen, und die Auferstehung ist da. Das ist für uns fassbar. Für die Jünger war es anfangs schwer zu verstehen. Das Evangelium hält das so ursprünglich echt fest, dass es die größte Entdeckung war.
Am Ostermorgen wollte keiner der Jünger an die Auferstehung glauben, als die Frauen vom Grab kamen. Das Urteil der Jünger war klar: Frauengeschichtliche Märchen. Es ist das Dümmste der modernen Theologie heute zu behaupten, die Auferstehung sei von der Gemeinde erfunden worden. Das Gegenteil ist wahr.
Pfarrer und Theologen haben die Auferstehungsbotschaft oft verwässert. Sie haben nie etwas am Leuchten dieser Botschaft zerstört. Wir sind alle schlechte Verkündiger der Osterbotschaft. Aber die, die sie begriffen haben, waren so erfüllt, dass sie ihr Leben gerne im Martyrium hingaben. So sicher waren sie der Auferstehung.
Wenn man sich das vorstellt: Filme wie Ben Hur zeigen, wie Christen im Römischen Reich litten. Doch sie taten es fröhlich mit Lobgesängen auf den Lippen, weil sie gewiss waren: Jesus lebt! Mit ihm auch ich. Tot, wo ist nun deine Schrecken? Er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Wir sind oft schwach und zweifelnd und stehen nicht fest im Glauben. Doch die, die es begriffen haben, riefen aus: "Er ist wahrhaftig auferstanden!" Das war ihr großer Ruf, so wie die Russen sagen: "Jesus lebt wirklich." Das war die Botschaft, die sie verkündeten.
Ich habe neulich im Gottesdienst gesagt: Zwanzig Jahre nach dem Tod Jesu war im gesamten Römischen Reich das Gesprächsthema: "Ist Jesus wirklich auferstanden oder nur ein Märchen?" Das war die elektrisierende Botschaft der Jünger. Und das sollten wir heute wieder sagen: Das ist mein Glaube – Jesus lebt! Er ist da, und alle anderen Probleme werden dadurch klein.
Ob meine eigene Todesfurcht oder berufliche Sorgen – er lebt! Er ist der Herr, er steht über allem, über allen Mächten dieser Welt. Er ist größer als der Kaiser. Deshalb verweigerten die Christen dem Kaiser die Anbetung als Gott. Nein, wir beten nur den Herrn an, niemand anderen. Niemand anderem geben wir die Ehre.
Das kommt aus der Auferstehung. Ich wünsche mir wieder die neue Freude der Osterhoffnung, auch so, dass wir es über unseren Gräbern in der Trauer ausdrücken können.
Am Sonntag wird es uns Herr Eiche einmal versuchen zu sagen. Ich habe ihn gebeten, es einfach zu sagen. Er sagte: "Warum soll ich denn trauern, als meine Frau gestorben ist? Wir haben doch die Ewigkeit vor uns." Ich habe gesagt, Sie müssen es uns wieder sagen – uns, die wir selbst vor einiger Zeit jemanden verloren haben. Dann können wir uns das laut sagen und uns zurufen, wenn wir an unseren Bruder Wildermuth aus unserer Mitte denken, von dem wir wissen: Er ist doch beim Herrn und in seiner Hand.
So schwer das Abschiednehmen auch ist – wir sollen von der Ewigkeitsfreude her leben.
Die Bedeutung von Liedern und Gebeten in der Hoffnung auf Ewigkeit
Wenn Sie diese Ewigkeitsfreude erleben möchten, dann lesen Sie viel im Wort Gottes, aber auch in den Liedern. Singen Sie diese Lieder, zum Beispiel „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wäre in dir“. Mein sehnliches Herz hat so großes Verlangen danach und ist nicht mehr bei mir.
Ich laufe schon voraus auf dieses himmlische Jerusalem zu. Von fern habe ich einen drohenden Blick darauf geworfen und gerne mein Herz vorausgeschickt. So schön ist das Lied! Wie wird es uns erst gehen, wenn wir einmal hindurchtreten und nach all den Leiden dieser Welt beim Herrn daheim sind, unser Ziel erreicht haben – Licht nach dem Dunkeln.
Sie kennen doch all diese Lieder. Man muss sie sich bewahren und sich immer wieder ins Herz singen, damit wir mit einer Ewigkeitshoffnung in den Tag hineingehen. Wenn wir daran denken, dass die Pharaonen mit ihren toten Gräbern vergangen sind, dann haben wir doch eine Botschaft vom Leben. Alles, was unsere Welt heute aufbaut, kann den Tod nicht überwinden. Der Tod wird totgeschwiegen, er wird verdeckt. In den Krankenhäusern muss man oft drum herumgehen.
Wir aber haben die Botschaft. Und scheuen Sie sich nicht, in aller Unbekümmertheit Menschen zu sagen: Jesus ist da. Er lebt, er ist auferstanden. Das kann man nicht einfach übersetzen oder einem Ungläubigen mit neuen Worten erklären. Man muss es so sagen, wie es vom ersten Tag an das völlig Unmögliche, Unbegreifliche und Gewaltige war.
Paulus hat das im Auferstehungskapitel, 1. Korinther 15, großartig beschrieben. Es ist der Angelpunkt des christlichen Glaubens: Wenn Jesus nicht auferstanden ist... Wenn wir das einmal theoretisch durchdenken – wenn es nur eine Erfindung wäre, eine Einbildung oder eine fromme Überlegung –, dann sagt Paulus, und das gefällt mir an ihm immer: Dann wären wir die bösesten Schufte, die auf dieser Welt herumlaufen. Dann wären wir die schlimmsten Kriminellen.
Dann würden wir alle betrügen – und nicht nur Menschen, sondern wir würden sogar Gott anlügen. Denn wir behaupteten, Gott hätte Jesus auferweckt, obwohl Gott das gar nicht getan hätte. Das wäre eine Lüge gegen Gott und ein Trick. Das ist das Schamloseste, was man machen kann. Und diese Schurkerei geht nicht, meint Paulus. Wir würden als falsche Zeugen von Gott angesehen, weil wir behaupten würden, Gott hätte auferweckt, wo Gott doch nichts getan hat.
Paulus sagt so schön: Weil Christus auferstanden ist, hat er auch meine Auferstehung bewirkt. Und er ist nicht nur auferstanden, daran hängt auch, ob ich heute das neue Leben ergreifen kann, ob ich aus meinen sündigen Gebundenheiten herauskomme und heute mit Christus eine neue Kreatur werden kann.
Ob ich die Kraft Jesu erfahren kann, ob er mein Gebet hört und ob er es wirklich bei mir tun will – mir ein neues Herz und einen neuen Sinn geben, mich mit Liebe, Freude und Frieden erfüllen.
Die Vollmacht Jesu über Leben und Tod
Ein ganz wichtiges Stück der Auferstehungsbotschaft ist im Johannesevangelium Kapitel 5 beschrieben. Wir möchten Ihnen zeigen, dass Sie noch mehr daran arbeiten können. Heute wollen wir einige Stellen einfach durchgehen, weil wir es oft nicht so thematisch angehen, sondern eher bibelschulmäßig.
In Johannes 5 spricht Jesus über seine Vollmacht und darüber, was er wirken kann, weil Gott ihm so viel gegeben hat. In Vers 21 sagt Jesus: „Wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will.“
Das Thema der Auferstehung wurde bereits in Hesekiel 37 bei den Totengebeinen als große Verheißung für Israel beschrieben. Gott macht Tote lebendig – wie das genau geschieht, verstehe ich nicht. Junge Leute grübeln gerne darüber nach, vielleicht sind sie noch im Grübeln: Wie ist das, wenn mein Leib verwest ist? Es gibt Menschen, die fragen sich, was mit dem passiert, der vom Löwen aufgefressen wurde – da ist doch gar nichts mehr übrig.
Lassen Sie das Gottes Sorge sein. Es steht geschrieben, dass er sie auferwecken wird. Er behält mich, und dafür braucht Gott nicht einmal die organische Substanz, um mich wieder zum Leben zu erwecken. Genau das ist die Frage: Wo war ich vor zweihundert Jahren? Wo komme ich her, und wo werde ich sein? Gott hat mich geschaffen und ruft mich wieder zum Leben.
Es ist auch immer wieder die Frage, die ich genauso wenig beantworten kann: Wo bin ich, wenn ich gestorben bin? Für mich ist nur wichtig, dass die Aussagen Jesu so klar sind: „Ich bin beim Herrn.“ Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Er wird hindurchgehen. Jesus sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dabei redet Jesus überhaupt nicht vom Zwischenzustand.
Ich kann es rational nicht so genau erklären. Es gibt Dinge, die in unserem Kopf widersprüchlich sind. Ich kann nur das Wort Jesu glauben und sagen: So darf ich mich vertrauensvoll in die Hände Jesu geben, wenn ich sterbe.
Das ist schön beschrieben in Vers 24: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben jetzt schon.“ Das ewige Leben beginnt jetzt und endet nicht mehr. Es wird auch durch die Todesstunde nicht unterbrochen.
Wer Jesus vertraut – so heißt es heute in der guten Nachricht – der hat das Leben jetzt schon. Und dieses Leben wird nicht abbrechen, wenn die Todesstunde kommt. Er kommt nicht mehr ins Gericht, sondern ist vom Tod zum Leben hindurchgegangen. Das ist eine ganz gewaltige Aussage.
Dazu möchte ich nicht mehr sagen, denn man kann ein Leben lang darüber meditieren: „Ich bin hindurch.“ Jetzt darf ich dem Herrn einfach sagen: Es hat mir immer gefallen, wenn ich gesagt habe: „Herr, du hast die Umstände meines Sterbens schon geordnet.“ Ich kann es nicht ordnen, aber du weißt, wie du es mit mir richtig machst. Ich lasse es dich richtig machen.
Das hat Traugott Hahn noch gesagt, bevor er als Märtyrer erschlagen wurde: „Du hast die Umstände meines Sterbens schon geordnet.“ Ich kann es ja auch nicht übertrieben penibel planen. Was hat es für einen Sinn, wenn ich alles aufschreibe? Ich sage immer: Was sollen meine Angehörigen noch alles sagen und wie sie mich beerdigen möchten? Das werden sie selbst hinbekommen, die paar Lieder raussuchen, die man singen soll.
Das ist oft gar nicht das Wichtigste – wer das will, soll es ordnen. Aber es ist auch nicht so wichtig. Sie werden auch den Text der Anzeige aufsetzen können, den darf man auch gerne schon aufschreiben. Das sind gar nicht die wichtigen Fragen.
Wichtiger ist, dass ich weiß: Herr, lass doch mein Leben so geordnet sein. Ich würde nicht gerne in einem unfertigen Zustand sterben, sodass ich unbewältigte Dinge zurücklasse oder irgendetwas, das nicht vor dem Herrn geordnet war.
Es soll mich auch nicht belasten, wie lang meine Lebenszeit ist. Vielmehr möchte ich heute in der Lebenskraft Gottes stehen. Wieder das Bild vom Lebensatem aus der Ewigkeit, der mir von Gott zukommt. Ich darf aus der Fülle leben bis ins Alter.
Auch wenn ich in körperlicher Schwachheit bin, darf ich leben, weil Gott mir heute schon das ewige Leben gibt. Die ganze Todesfrage wird ausgeblendet. Ich lebe nicht mehr auf den Tod zu.
Es kommen schon jetzt die Stunden, in denen die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und sie werden leben. Dabei geht es um die geistlich Toten, die jetzt schon aus dem Tod herauskommen und zum Leben gelangen.
Ein russischer Erzbischof oder jemand Ähnliches hat bei seiner Erschießung durch die Bolschewiken gerufen: „Lebt wohl, ihr Toten, ich gehe zum Leben!“ Sie legten an und schossen. So wollen wir es auch wissen.
Das ist nicht das „Wir“. Wir bemitleiden die, die noch lange hier durchgehen müssen und viel Anfechtung und Leiden erfahren. Aber es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, Vers 28, seine Stimme hören werden. Sie werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichts.
Darüber werden wir das nächste Mal noch mehr hören.
Neue Kreatur und die Kraft des Glaubens
Ich möchte noch einige wichtige Bibelstellen anführen, die mir besonders am Herzen liegen.
2. Korinther 5,17: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.“ Der auferstandene Christus will heute mein Leben durchdringen. Die Bewältigung der Todesschwelle ist nur eine Frage. Es geht um mein heutiges Leben, darum, dass ich mich heute nicht in den nichtigen Dingen verliere. Das, was uns den ganzen Tag beschäftigt hat, soll keine große Bedeutung haben.
Auch heute Abend soll nicht bloß alles, was wir im Fernsehen sehen oder hören, wichtig sein. Vielmehr soll ich aus der Lebensfülle Gottes leben, mein Leben ergreifen, die Menschen annehmen, die Gott mir gibt, und die Gaben nutzen, die er mir schenkt. Ich soll zu mir selbst kommen und mein Wesen verstehen.
Eines der schönsten Worte findet sich in 2. Timotheus 1,10: „Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen.“ Er hat dem Tod die Vollmacht genommen, das Recht abgesprochen und Leben sowie unvergängliches Wesen ins Licht gebracht.
Bei jeder Beerdigung herrscht oft große Unruhe oder Angst: Wie kommt das Wort an? Viel hängt davon ab, ob es gläubige Menschen sind. In solchen Fällen macht es Freude, das Wort so zu sagen. Bei gottlosen Menschen hingegen, die den Ernst des Todes nicht kennen und sich bei der Beerdigung nur um praktische Dinge sorgen, ist es schwieriger.
Man ist fertig und möchte schnell zur Wirtschaft zum Essen gehen. Doch dann steht auf dem Friedhof das Wort: „Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen.“ Dieses Wort wird groß und eindrucksvoll, besonders in der oft schrecklichen Kulisse des Krematoriums mit seinen halbnackten Gestalten an der Wand, die wie Nymphen wirken. Dort darf man das Wort verkündigen, und das ist Christenfreude, nichts anderes. Das ist mein Trost.
Es ist jetzt besonders wichtig, Sterbenden dieses Wort zuzusprechen. Auch die Gebete im Gesangbuch sind eine große Hilfe. Hinten im Gesangbuch sind sehr schöne Gebete für die Begleitung Sterbender und für das eigene Sterben. Diesen Dienst sollte man tun!
Mich beschäftigt auch die Frage, wann wir das eigentlich tun. Vielleicht sollten wir Seminare anbieten, ähnlich wie andere Seminare, bei denen man lernt, wie man bei Sterbenden wacht. Dabei sollte man nicht nur anwesend sein, sondern den Sterbenden auch über ihre seelischen Ängste hinweghelfen und ihnen die großen Heilszusagen zurufen: „Niemand kann dich aus der Hand Jesu reißen.“
Immer wieder ist auch der Zuspruch der Vergebung wichtig. Im Moment des Sterbens, wenn man etwa einen Herzinfarkt erleidet, kommen plötzlich Todesängste auf. Viele berichten, wie sehr sie von diesen Ängsten überfallen werden. Dabei werden auch Dinge bewusst, die man bisher verdrängt hat, und man sieht plötzlich, wo man Unrecht getan hat. Diese Last kann schwer auf der Seele liegen.
Wie wunderbar ist es da, wenn jemand einem Liebe erweist, die Hand auflegt und ein Lied singt, etwa „Gott für mich, so dreht“ oder „Jesu meine Freude“. Als junger Vikar habe ich immer gemerkt, dass ich zu wenig Liedverse kannte. Deshalb habe ich mich bemüht, etwas zu sagen, was die Leute kennen.
Ich habe überlegt, welche Lieder die Menschen vor 40 oder 50 Jahren auswendig gelernt haben. Das waren Lieder wie „Oh Gott, oh frommer Gott“ mit Bibelworten, die fast jeder kennt, oder „Jesu geh voran“ und „So nimm denn meine Hände“. Diese Verse musste ich nicht perfekt können, aber man sollte sie können. Denn heute, auch beim Krankendienst, weiß jeder: „Wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.“ Das gibt eine große Freude.
Da erfährt man, wie viel Glauben noch in unserer oft toten Volkskirche steckt. Kürzlich war ich bei einer Frau, die schon sehr schwach war und große Ängste hatte. Sie hatte eigentlich keinen Bezug zur Gemeinde mehr. Ich habe sie einfach angetippt und gefragt: „Haben Sie nicht eine betende Großmutter gehabt?“ Sie antwortete: „Oh, meine Großmutter war eine fromme Frau.“ Ich fragte weiter: „Was hätte sie in Ihrer Situation gesagt?“ Plötzlich erwachte das Alte wieder, der Glaube und die Hoffnung, die ihre Großmutter hatte.
Es ist großartig, wenn man diesen Glauben noch einmal retten und weitergeben kann, damit sich die Menschen nicht vor dem Tod fürchten. Ein großer Fehler ist, dass viele wahrscheinlich noch nie beim Sterben eines Menschen dabei waren.
Man muss wirklich keine Angst vor einem toten Leichnam haben. So etwas ist ganz friedvoll. Schlimm wäre es nur, bei einem Sterben dabei zu sein, wenn die Menschen sich nicht von dieser Welt lösen können, wenn sie an allem noch hängen – am Körper, an den Fasern des Lebens. Das ist schwer.
In dem schönen Hillerlied heißt es: „Mein Sterben auf den Namen Jesu sei nur ein Schlaf.“ So wie Kinder sich in ihrem Bett zur Ruhe begeben. Dieses Lied findet sich im württembergischen Teil des Gesangbuches. Es enthält herrliche Lieder, die man wieder auswendig lernen sollte.
Das Lied „Der Herr am Kreuz gestorben“ vermittelt, dass der Tod keine Rache mehr ist, sondern nur noch ein Heimgehen zum Herrn. Es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder ins Bewusstsein rufen.
Die Verwandlung des Todes in Gewinn
Philipper 1,21: Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn.
Hier wird der Tod in Leben verwandelt, und darüber freuen wir uns.