Sie kamen nach Kafarnaum. Als sie aber im Haus waren, fragte Jesus sie: "Worüber habt ihr unterwegs gestritten?"
Sie aber schwiegen; denn unterwegs hatten sie sich darüber beraten, wer von ihnen der Größte sei.
Jesus setzte sich, rief die Zwölf herbei und sagte zu ihnen: "Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein."
Er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie, legte seine Arme um es und sagte zu ihnen:
"Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat."
Johannes sagte zu Jesus: "Lehrer, wir sahen einen Menschen, der in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir hinderten ihn daran, weil er nicht mit uns mitging."
Jesus aber sprach: "Hindert ihn nicht! Denn niemand, der in meinem Namen ein Wunder tut, kann leicht über mich reden. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Denn wer euch mit einem Becher Wasser zu trinken gibt in meinem Namen, weil ihr Christus angehört, der wird keinen Lohn verlieren.
Wer aber euch zum Straucheln bringt, die Kleinen, die an mich glauben, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.
Wenn deine Hand dich zum Straucheln bringt, so hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das unauslöschliche Feuer.
Und wenn dein Fuß dich zum Straucheln bringt, so hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben einzugehen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
Und wenn dein Auge dich zum Straucheln bringt, so reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden,
wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.
Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden und jedes Opfer wird mit Salz gesalzen werden.
Salz ist gut; wenn aber das Salz fade wird, womit soll man es würzen? Habt Salz an euch und haltet Frieden untereinander!"
Rangstreit und wahre Größe im Glaubensleben
Letztes Mal ging es um die Panne mit den verunglückten Straßenbahnen. Jetzt freue ich mich, dass sie auf dem Weg keine Pannen hatten.
Nun haben wir den Rangstreit der Jünger. Ich habe ihn überschrieben mit „Schlaglöcher auf dem Weg des Glaubens“. Jesus kam nach Kapernaum. Als er zu Hause war, fragte er sie: „Was habt ihr auf dem Weg verhandelt?“
Sie aber schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander verhandelt, wer der Größte sei.
Jesus setzte sich und rief die Zwölf zu sich. Er sprach zu ihnen: „Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein.“
Dann nahm er ein Kind, stellte es mitten unter sie, umarmte es und sagte zu ihnen: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“
Umgang mit Andersdenkenden und die Bedeutung von Dienst
Johannes sprach zu Jesus: Meister, wir sahen, wie einer der drei bösen Geister in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir verboten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus aber antwortete: Ihr sollt es ihm nicht verbieten, denn niemand, der in meinem Namen ein Wunder tut, kann schnell schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört, dem wird es nicht unvergolten bleiben.
Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.
Radikale Konsequenzen bei Versuchungen und Verführungen
Wenn dich aber deine Hand zum Abfall verführt, so haue sie ab. Es ist besser für dich, verkrüppelt zum Leben einzugehen, als zwei Hände zu haben und in die Hölle zu fahren, in das Feuer, das nie verlöscht.
Wenn dich dein Fuß zum Abfall verführt, so haue ihn ab. Es ist besser für dich, lahm zum Leben einzugehen, als zwei Füße zu haben und in die Hölle geworfen zu werden.
Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf es von dir. Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu gehen, als zwei Augen zu haben und in die Hölle geworfen zu werden, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht.
Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden.
Salz und Frieden als Zeichen eines lebendigen Glaubens
Das Salz ist gut. Wenn aber das Salz nicht mehr salzt, womit wird man es würzen?
Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander.
Schlaglöcher
Die Gefahr von Schlaglöchern auf dem Weg des Glaubens
Schlaglöcher sind ärgerlich, weil es beim Fahren hoppelt. Sie sind aber auch gefährlich: Wenn man in ein Schlagloch hineinfährt, kann es die Steuerung aus der Bahn werfen und einen Unfall verursachen. Außerdem können Schlaglöcher Schäden am Fahrzeug hervorrufen.
Deshalb ist es gut, dass Jesus ganz klar und deutlich auf die gefährlichen Stolpersteine im Leben der Jünger und der Nachfolge Jesu hinweist. Wenn Jesus in diesem Abschnitt so hart spricht, ist das sehr hilfreich. Es ist wichtig, dass Jesus kein Milchgesicht war, sondern uns lehrt, Gott zu fürchten.
Diese harten Worte, die am Ende des Abschnitts kommen, müssen wir noch besonders betrachten. Jesus sagt: Es geht um alles oder nichts. Deshalb müssen wir im Glaubensleben sehr wachsam sein, um nicht vom rechten Weg abzukommen.
Das betrifft uns, die wir Christen sind und in der Nachfolge Jesu stehen. In dieser Situation gibt es viel Not. Es ist schlimm, dass wir Christen die Sache Jesu oft sehr verfälschen und sie auch gegenüber anderen falsch darstellen. Dabei meinen wir, im Willen Jesu zu handeln, richten aber großen Schaden an.
Das Streben nach Größe und der richtige Ehrgeiz im Glauben
Da haben wir eigentlich drei Felder, wenn ich es richtig sehe, vielleicht sind es auch noch ein paar mehr. Zuerst geht es darum, groß sein zu wollen. Ich möchte immer dazu sagen: Man sollte es nicht so schnell verdammen, groß sein zu wollen.
Vielleicht haben Sie das auch schon in der Erziehung Ihrer Kinder gemerkt: Wenn die Kinder gar keinen Ehrgeiz haben, ist das auch nichts. Wenn sie aus der Schule kommen und sagen: „Ich habe halt lauter Sechs geschrieben, aber es macht mir gar nichts aus“, ist das auch nichts.
Es gibt ja auch bei Christen viele, die sagen: „Ich möchte gar nichts, ich möchte gar nichts leisten für Gott.“ Die haben keinen Ehrgeiz, und das ist natürlich auch schlimm. Sie sind faul, träge und wirken nicht für den Herrn. Dabei ist es wichtig, dass man seine Gaben zur Verfügung stellt.
Kennen Sie denn John Bunyan, der dieses schöne Buch von der Pilgerreise ins ewige Leben geschrieben hat? Er war ja nichts weiter als ein umherziehender Kesselflicker, bitterarm. Die Leute haben gesagt, das ist ein Zigeuner.
Wenn man ihn betrachtet, hat dieser Mann mehr gewirkt als unzählige andere. Er hatte ein ganz kümmerliches Leben, saß zwölf Jahre im Gefängnis wegen seines Glaubensbekenntnisses, weil er gepredigt hat, trotz des Verbotes. Er war ein Dissenter, einer, der von der Staatskirche abwich.
John Bunyan hat in seinem Leben gesagt: „Ich habe bloß eins gemerkt: Man muss die Gaben, die Gott einem gibt, auch einsetzen.“ Er hat nicht einmal eine richtige Volksschule besucht, hat aber sechzig Bücher geschrieben, eins nach dem anderen genial. Das bekannteste ist Bunyans Pilgerreise ins ewige Leben. Dieses Buch ist fast so viel in die Sprachen der Welt übersetzt wie die Bibel.
Ein so geniales Buch ist uns heute ein bisschen fremd geworden durch die Allegorie. Aber es hat mir so gefallen, wie dieser John Bunyan sagt, ihm war eine Stelle ganz wichtig aus dem ersten Korintherbrief 16. Dort heißt es, dass sich die, die sich selbst zum Dienst verordnet haben, auch einbringen müssen. Man muss für Gott etwas leisten.
Er hat seine schlichten Gaben Gott gegeben, und Gott hat sie benutzt. Durch diesen schwachen Mann hat Gott so Gewaltiges gewirkt. Das macht uns Mut. Also bitte nicht so leichtfertig sagen: „Ich will eben nichts leisten.“ Es geht nur um eine kleine Nuance, um den falschen Zungenschlag, der darin steckt.
Es geht um die kleine Nuance, dass sie sich untereinander vergleichen und prüfen wollen, wer wohl der Größere ist. Das ist natürlich ein Gedanke, der immer in unseren Köpfen auftaucht.
Wir können uns ja nur auf Kosten der anderen profilieren, indem wir sagen: „Ich bin besser als die anderen, ich bin besser als meine Mitchristen, unsere Gemeinde ist besser als die anderen Gemeinden.“
Und das ist etwas, was Gott nicht will: dass wir unsere Größe selbst einschätzen.
Jesus sieht die Gedanken und fordert Offenheit
Zunächst ist es interessant, wie Jesus die Gedanken der Menschen sieht. Er spricht die Gedanken erst zuhause an, etwa als die Jünger auf dem Weg nach Emmaus waren. Jesus fragt sie: „Was habt ihr denn auf dem Weg gesprochen?“ Dabei wusste er bereits alles.
Jesus sieht die Gedanken. Das kommt oft in der Bibel vor, zum Beispiel bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus oder an anderen Stellen. Jesus erkennt, was jemand in seinem Herzen trägt. Ist das für die Jünger beunruhigend oder tröstlich? Jesus weiß, was sie bedrückt. Er sieht ihre Kümmernisse und Gedanken. Vor ihm brauchen sie nichts zu verbergen.
Warum fragt Jesus dann trotzdem? Weil er möchte, dass die Jünger es aussprechen. Indem sie es aussprechen, merken sie, dass sie sich genieren. Es ist interessant, wie selbst die Jünger Jesu ein Doppelleben führen. Das ist eine Warnung für uns: Wir denken vielleicht, „Ich habe es ja nur in meinem Kopf gedacht“, aber wenn wir es vor Jesus aussprechen sollen, schämen wir uns.
Die Jünger schwiegen im Vers 34. Sie wussten genau, dass es vor Jesus nicht richtig war, und trotzdem haben sie es getan. Wir sind solche Menschen, die ein Doppelleben führen. Wir sollten das lassen, denn ein Doppelleben hat keinen Wert.
Jesus will, dass wir durch und durch echte Menschen sind, ganze Menschen.
Das Gegenmodell zur römischen Herrschaft: Dienende Größe
Und dann kam die Frage ins Licht: Wer ist der Größte?
Ich denke, gerade in der Zeit, in der Jesus wirkte, war das Streben nach Großsein besonders ausgeprägt. Das lag vor allem daran, dass es durch den römischen Kaiser eine höchste Form der Machtausübung erreichte. In der Bibel ist im Hintergrund immer der Gegensatz zwischen Jesus und der Welt zu erkennen. Schon bei der Geburt Jesu steht auf der anderen Seite Augustus, der eigentlich Octavian hieß und sich als Gottkönig verehren ließ.
Augustus war ein genialer Mann – man könnte stundenlang darüber reden. Nach dem Mord an Cäsar ließ er 25 Leute töten, darunter auch Cicero. Er war ein Meister der Herrschaftskunst. Gleichzeitig war er aber auch bescheiden. Er suchte keinen Prunk, sondern war im Grunde ein Humanist. Er wollte edel sein und behauptete, die demokratische Ordnung Roms zu erfüllen. Er sah sich selbst als Demokrat, obwohl er letztlich ein Tyrann war, ein Alleinherrscher über viele Jahrzehnte hinweg.
Augustus war ein imperialistischer Mensch, wie es die Weltgeschichte kaum je gesehen hat. Was die alten Ägypter begannen und durch das Griechentum unter Alexander den Großen weiterentwickelt wurde, brachte Augustus noch einmal auf eine neue Höhe. Im Gegensatz zu Antonius, der ein Genießer war und mit Kleopatra in Ägypten prunkvoll lebte, war Augustus kein Genießer. Antonius verlangte von seinen Küchen, alle zehn Minuten ein frisches Wildschwein aufs Feuer zu legen, damit er immer das knusprigste Fleisch hatte – so etwas gab es bei Augustus nicht.
Augustus war ein edler Mensch, zumindest in dem, was er sich selbst vorstellte. Trotzdem steht er in der Geschichte als einer der schlimmsten Imperialisten da, jemand, der herrschen wollte. Die römische Verwaltung war bis zum letzten Provinznest durchorganisiert, mit Abgaben, Straßen und allem, was dazugehörte. Noch heute sehen wir Spuren der römischen Besiedlung in unserem Land.
Jesus entwarf ein Gegenmodell: einen Menschen, der sein Leben für andere hingibt und nie über anderen stehen will. Er ist der absolute Diener. Die Frage ist, ob wir das durchhalten können. Der Papst bezeichnet sich selbst als „Diener der Diener“, aber es ist immer die Frage, ob wir das wirklich sind. Man kann den Titel tragen, doch sind wir wirklich Diener der Menschen?
Jesus hat an vielen Stellen sehr deutlich gesagt, und seinen Jüngern nochmals klar gemacht: Nur durch Dienen könnt ihr Einfluss gewinnen. Im Reich Gottes kann man nur durch Dienen Einfluss gewinnen. Für die Sache Gottes kann man nur durch Dienen etwas erreichen. Herrschen wird nichts bewirken. Unsere christlichen Dienste sind darauf aufgebaut, und sie werden nutzlos sein, wenn sie auf Herrschaft basieren. Nur durch Dienen erreichen wir etwas.
Wenn man darüber nachdenkt, wer uns durch die Erzählung ihrer Biografie wirklich beeindruckt hat, waren es immer schlichte Menschen, die an bescheidenen Stellen gedient haben. Sie haben nie die Ehren ihrer Zeit eingeheimst, aber von Gott her Großes bewirkt. Mathilda Wrede, Amalie Sieveking, Fliedner mit seiner Diakoniearbeit oder Charlotte Rein – es waren immer Menschen, die schlicht an ihrem Platz wirkten. Gott hat sie gesegnet, auch im Missionsdienst. Die schlichte Arbeit wird oft zu ihrer Zeit nicht erkannt, aber sie ist wichtig.
Deshalb müssen wir vorsichtig sein. Im Reich Gottes brauchen wir keine Ehrbezeigungen. Vor Gott gelten sie nichts. Liebe ist schön, aber Ehre und Titel zählen nicht. Jesus verbot seinen Jüngern sogar, den Titel „Rabbi“ zu benutzen. Sie sollten Brüder und Schwestern sein.
Der Dienst ist groß und bedeutend. Am Sonntag war ich wieder so glücklich, wenn ich sehe, wie viele Menschen still und unermüdlich für das Gelingen der Gemeinde arbeiten. Sie helfen, packen an, schreiben Gemeindebriefe, unterstützen die Seniorenarbeit oder besuchen Menschen. Das ist der Schatz unserer Gemeinde. So viele dienen still und leise, und Gott segnet das.
Wenn Gott den Menschen die Ehre nimmt, kann er uns seine Ehre geben. Jesus macht das sehr deutlich. Er hat seinen Jüngern klargemacht, dass das die Ordnung der Welt ist. Die Welt braucht diese Ordnung, aber er möchte seinen Jüngern zeigen, dass sie dienen und der Letzte von allen sein sollen.
Beispiele stillen Dienens und die Bedeutung von Bescheidenheit
In meinem Missionsbuch habe ich von dem Pfarrer in Berlin erzählt, der das Missionsseminar leitete. Er war oft in seinem Leben hereingelegt worden. Manchmal sagten ihm Leute, er solle schnell einen Krankenbesuch machen. Er eilte dann dorthin, doch es stellte sich heraus, dass es nur ein Scherz war. Es wartete gar kein Kranker auf ihn.
Trotzdem war es genau dieses Leben in Berlin, verbunden mit der Bethlehemskirche, der alten tschechischen Flüchtlingskirche, das ein großer Segensdienst für die Stadt Berlin war. Ein stiller Mann, der einfach wirkte.
Damals gab es noch keine großen Reden vor den preußischen Höfen, diese Zeiten waren längst vergangen und niemand sprach mehr davon. Doch gerade dieser stille Dienst war ein Segensdienst, aus dem Spuren für das Reich Gottes hervorgingen.
Man muss diesen Dienst sehen: das ständige Treppensteigen, Treppab. Fritz Werner hat es immer so schön beschrieben. Einmal sagte ein Diakon, ein Amtsträger der Kirche, zu ihm: „Sie sind kein Türklinkenputzer.“ Doch Fritz Werner entgegnete: „Doch, Sie sind Türklinkenputzer.“
Das ist schön, denn genau das war auch der Dienst unserer Werners: in der Liebe der Gemeinde einfach den Menschen nachzugehen, den Versteckten und Verborgenen.
Dieses Dienen ist ein schmutziger Dienst, ein Sklavendienst. Jesus sprach vom Füßewaschen als Beispiel dafür.
Die Bedeutung der Kinder als Beispiel für Demut und Aufnahme
Warum nimmt Jesus jetzt das Kind und zeigt es gerade an dem Kind? Er möchte damit deutlich machen, wie wichtig Kinder sind. Oft behandeln wir Kinder so, als ob sie noch nichts verstehen würden. Jesus hingegen hat die Kinder ganz ernst genommen.
Wer das Evangelium verstanden hat, entwickelt einen besonderen Zugang zu Kindern. Johann Albrecht Bengel zum Beispiel nahm vor Kindern immer sein Käppchen ab – eine Geste der Ehrerbietung, die man sonst nur Erwachsenen entgegenbringt. Das zeigt, dass Kinder Geschöpfe Gottes sind und mit Respekt behandelt werden sollten.
Man sollte vorsichtig sein, Kinder nicht zu sehr zu formen oder zu modellieren. In der Erziehung passiert es oft, dass Eltern meinen, genau zu wissen, wie sie ihr Kind erziehen müssen. Doch ein Kind ist ganz anders, als wir es vielleicht verstehen. Viele Kinder sind unter Druck gesetzt worden. Deshalb ist es wichtig, behutsam mit ihnen umzugehen. Ein Kind ist ein Gedanke Gottes.
Gerade die Pädagogik ist bedeutsam und wichtig. Ich denke an alle Dienste, die den Schwächsten, besonders den Kindern, zugutekommen. Dort zeigt sich oft am schönsten, wie man Kindern dient. Vielleicht können Sie in Ihrem Leben sagen, dass Sie in Ihrer Kindheit viel Liebe von Menschen erfahren haben. Das ist nicht nur eine Versorgung, sondern eine große Wertschätzung schon in der frühen Jugend.
Ich bin auch sehr dankbar für viele, die in der Kinderkirche mithelfen. Es ist etwas Wunderschönes, was unsere Kinder dort durch das Erzählen mitbekommen. Dieser Dienst wird ganz besonders gesegnet, weil Jesus sagt, dass auch Kinder ganz nah am Reich Gottes sind. Diese Umkehrung der Werte ist sehr wichtig.
Wie oft hört man in Versammlungen, dass berühmte Leute, Professoren und Doktoren anwesend sind. Jesus jedoch schaut umgekehrt: Er achtet darauf, wie Kinder behandelt werden. Wer die Kinder richtig behandelt, wird auch den Erwachsenen gerecht. Damit nimmt er den Heiland Jesus auf und den himmlischen Vater, der ihn gesandt hat.
Es ist also eine Frage der Ehre, ob wir auf Ehre verzichten und unsere Ellbogen zurücknehmen. Ob uns wichtig ist, wie Menschen uns ehren, darf uns immer zum Nachdenken und Beten bringen: „Herr, zeig mir, wo du mich heute brauchst, wo ich dir dienen darf.“ Darum ist es so wunderbar, wie man durch diese Dienste gesegnet wird.
Oft erlebt man, dass man plötzlich jemanden in der Gastfreundschaft aufnimmt und selbst gesegnet wird. Letzte Woche zum Beispiel sagte ich selbst, ich könne die Gäste doch nicht auch noch betreuen. Doch wir wurden so reich beschenkt durch Gäste aus Äthiopien. Es ist herrlich, wie Gott einen in den kleinen Dingen des Lebens beschenkt.
Oft passiert es, dass man seinen Tagesplan durchkreuzen muss. Eine Frau rief am Montag an und sagte, sie habe ihre Tasche vergessen. Ich erfuhr, dass sie im Krankenhaus war und sich einen Tag freigenommen hatte, nur um am Gottesdienst teilzunehmen – von weit her. Da dachte ich: Bis ich im Krankenhaus bin und die Tasche zurückgebe, öffnet sich eine Tür, die unser Leben bereichert.
Es sind oft die kleinen Dinge, für die wir frei sein müssen. Unsere Terminplanung sollte nicht nur darauf ausgerichtet sein, große Dinge zu tun, sondern auch die kleinen Dinge des Lebens zu sehen. Diese sind oft die großen Gottesdienste des Reiches Gottes.
Ein Mann, der das meisterhaft konnte, war Friedrich von Bodenschwing, Vater und Sohn. Sie waren ganz besonders gerecht zu behinderten Kindern und verstanden so das Reich Gottes. Wenn man die Geschichten aus ihrer Lebenszeit liest, sieht man, wie das Reich Gottes in Bedel an den kranken, schwachen und verachteten Kindern sichtbar wurde.
Das wäre der erste Punkt: Jesu Zeit Schlaglöcher! Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige Gedankenanstöße geben. Es darf nicht sein, dass Kinder in Ihrer Nähe sich selbst überlassen bleiben. Sie brauchen keine reine Kinderbetreuung, sondern Ehre und Achtung.
Ich habe Ihnen oft von Ralf Doll erzählt, der jetzt Prediger der Baptistengemeinde in Balingen ist und aus Schramberg stammt. Ich traf ihn in der Bibelschule Brake. Er erzählte, dass es in Schramberg kaum Jugendarbeit gab, aber eine Frau namens Fräulein Bieräugel, eine pensionierte Lehrerin, hat Kinder eingeladen.
Sie gab Nachhilfe in Englisch, kochte Kakao und erzählte biblische Geschichten. Aus einer Gemeinde ohne Jugendarbeit wurde so ein junger Mann, der heute Pastor ist. Das zeigt, dass auch eine unscheinbare, einfache Frau einen jungen Menschen im Alter von 14 bis 16 Jahren zu Jesus führen kann.
Denn dieser Dienst ist die größte Tür. Sie werden Ideen haben, wie Sie das tun können. Die Aufgaben liegen Ihnen zu Füßen.
Konflikte um Autorität und Freiheit im Dienst
Jetzt kommen wir zum nächsten Abschnitt, Schlagloch mit dem Johannes. Wir kennen den Johannes von einer ganz anderen Seite. Wir kennen ihn als einen liebenswerten Mann. Doch wir müssen wissen, dass er im Evangelium auch anders dargestellt wird. Wir sind jetzt bei Vers 38. Dort wird er mit dem Spitznamen „Donnersohn“ bezeichnet.
Donnersöhne – das klingt nach Dampf, nach Musik, nach leidenschaftlichen Kämpfertypen. Johannes war also unduldsam und vielleicht auch aufbrausend. Interessant ist, dass er in den Johannesbriefen später nur noch von der Liebe spricht. Das zeigt, dass eine Bekehrung Zeit braucht, bis der heiße Geist durchkommt.
Johannes hat sich bei Jesus beschwert. Er sagte, es herrschten ungeordnete Zustände. Da war jemand, der in Jesu Namen böse Geister austrieb. Interessant ist, dass es Leute gab, die ohne direkte Verbindung zu Jesus unter Anrufung seines Namens große Wunder vollbrachten. Der Name Jesus ist stark. Es gibt auch andere Beispiele, etwa in der Apostelgeschichte, wie das dann schwierig wurde, zum Beispiel bei Skephers. Aber hier hat es wunderbar funktioniert.
Johannes ärgert sich daran, dass das nicht in Absprache geschah. Wenn man sich den ganzen Theaterrummel anschaut, wie schwierig es ist, wenn man von einer Gemeinde zur anderen wechselt – so wie es im Reich Gottes immer ist, mit der Cashless-Wirtschaft, Konfession und Mitgliedschaft –, dann war Johannes ein rechter Mann, der früh sagte: Das muss man mit Fragebögen, Kontrolle, Überwachung und System machen.
Er hat etwas getan und sagt es so schön: „Er folgt uns nicht nach.“ Er sagt nicht: „Er folgt dir nicht nach“, sondern „er folgt uns nicht nach“. Das ist ein Schlagloch der Christenheit bis heute: Menschen meinen immer, wer sich nicht meinem Kommando unterordnet, sei kein Christ. Das ist eine besondere Krankheit der Pfarrer – alles hört auf mein Kommando.
Ich hatte einen Bekannten, der in Württemberg in der CWM und der alpinen Gemeinschaft Prediger war. Er wurde in den Pfarrdienst übernommen. Vorher legte er großen Wert darauf, in seiner Arbeit völlig unabhängig vom Pfarrer zu sein. Das ist ja auch das Schöne an den freien Werken – dass sie frei sind. Er war vier Wochen im Pfarrdienst, dann rief er mich an und sagte: „Was soll ich denn machen? Der CVdM ordnet sich mir nicht unter.“
Das ist eine große Not. Das liegt irgendwo an der Berufung des hauptamtlichen Pfarramtes. Bei uns ist die Vorstellung, der Pfarrer sei der Papst, der alles zu sagen hat. Wer sich nicht unterordnet, kommt unter Kirchenbann. Das Reich Gottes ist glücklicherweise viel weiter. Man muss immer wieder sehen, dass viele Dienste auch abseits der Kirche laufen.
Es gibt viele Gruppen. Ich kann heute nicht über Gruppen und Konfessionen urteilen. Das Reich Gottes ist, wie Herr Busch sagte, immer eine Blütenwiese. Dort wachsen viele schöne Blümchen, ganz verschieden, und alle zur Freude unseres Gottes. Wir sind keine Pyramide mit einer Spitze und einem obersten Kommandanten.
Das katholische Kirchenmodell in der evangelischen Christenheit ist der große freie Markt der Tätigkeiten. Das Schöne daran ist, dass es in brüderlicher Liebe manches Geschenk gibt. Doch das erordnet sich uns nicht und erfolgt uns nicht nach. Das ist Ihnen hoffentlich deutlich. Das ist immer eine große Gefahr. Jesus wehrt dem.
Der springende Punkt ist, dass Johannes meint, er müsse sich den Jüngern unterordnen. Es gibt nie einen Anspruch darauf. Das ist das falsche Hirtenverständnis. Hirten sollen die Schafe zur Weide führen. Dann laufen die Schafe dem Hirten nach – aber nur, wenn es gute Weide gibt. Wenn es keine gute Weide gibt, kann ich nicht sagen: „Ihr steht unter meinem Kommando.“
Das ist auch das biblische Hirtenbild, etwa bei Hesekiel 34 und Johannes 10 vom guten Hirten, der die Schafe zum Wasser und zur Weide führt. Deshalb gibt es nur dieses: Wir sollen Diener unseres Gottes sein. Wir können nicht sagen, dass wir irgendwo Herrscher sind. Noch einmal: Das ist das falsche Bild des Herrschens.
Jesus sagt: „Ihr sollt ihnen nicht verbieten, denn niemand, der ein Wunder in meinem Namen tut, kann bald Übles von mir reden.“ Es muss sich also um Leute gehandelt haben, die wirklich im Gehorsam Jesu Dinge tun. Merkwürdigerweise hat Gott immer wieder Gruppen benutzt, auch wenn seine Gemeinde versagt hat. Er kann aus Steinen Kinder erwecken.
Das macht uns mobil und freut uns immer wieder, wie das durch viele Gruppen in reicher Vielfalt geschieht. Es geht nicht alles nach europäischem und deutschem Ordnungssinn.
Jetzt meinen wir, dass das, was hier steht, im Gegensatz zu einem anderen Jesuswort steht. Welches andere Jesuswort meine ich? Das Jesuswort, das eigentlich genau das Gegenteil sagt: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“ Das stimmt aber nicht. Es gibt einen Unterschied, ob ein Mensch ohne Jesus lebt oder ob ein Mensch in der Sünde mit dem Namen Jesus hantieren will. Dann geht es schief.
Aber offenbar müssen es Leute gewesen sein, die ernsthaft Jesus dienten. Sie mögen andere Auffassungen haben, etwa von der Taufe, von der Kirchenordnung oder von sonst was. Doch wir haben kein Recht, ihnen das zu verwehren.
Erschütternd ist, wie oft im Namen Jesu wahre Bekenner des Evangeliums verfolgt wurden: bei den Waldensern, den Katharern, den Hugenotten, bei den Tschechen und auch in der evangelischen Reformation gegen die Täufer. Wir freuen uns immer wieder, dass in unserem Bibeltraining Leute aus Täufergemeinden dabei sind. Meine Frau hat letzten Samstag in der Täufergemeinde von Balingen gepredigt.
Es ist erschütternd, wie viel die evangelische Reformation im Gefolge Martin Luthers ermordet hat, nur weil sie sagten, sie wollten Erwachsenentaufe. Es ist kaum zu fassen, dass so etwas passieren konnte. Nun können wir leicht über die Vergangenheit richten, aber heute sind wir offen für alle, die Jesus Christus liebhaben.
Am Sonntag ist es ganz unterirdisch bei mir im Text, dass es mit dem Neugeborenen zusammenhängt. Wer bekennt, dass Jesus der Christus ist, der ist neugeboren. Der Glaube an Jesus, den Gottessohn, ist entscheidend. Wenn jemand das leugnet, ist er weit davon entfernt. Das ist eine andere Religion.
Doch wer Christus als Gottessohn bekennt, ist ein Bruder. Darüber freuen wir uns. Er baut das Reich Gottes, außer wenn er in der Sünde steht. Wenn er offensichtlich sündigt und ein anstößiges Leben führt, ist es anders. Aber darum geht es hier nicht.
Jesus meint: Wenn jemand nicht gegen uns ist, wenn er nicht die Wahrheit des Wortes Gottes angreift, dann freuen wir uns. Er soll weiter wirken. Das macht uns Mut für die Weide der Gemeinde Jesu.
Wir schlagen kurz Matthäus 12, Vers 30 auf: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Das soll jetzt ein Gegensatz sein, aber so ist es fast ganz anders. Diese Leute sind ja mit Jesus. Sie wollen in seinem Namen dienen, das wird vorausgesetzt.
Es gibt auch noch ein anderes Wort, Matthäus 7, Bergpredigt Vers 22, das man kurz erwähnen kann. Es ist auch kein Gegensatz. Dort sagt Jesus: „Viele werden zu mir sagen: Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, in deinem Namen böse Geister ausgetrieben?“ Und Jesus sagt: „Ich kenne euch nicht.“ Aber das sind Leute, die nicht mit Jesus gelebt haben.
Hier handelt es sich um Leute, die in der Vollmacht Jesu stehen, aber sich nicht einordnen. Gott sei Dank ist das Reich Gottes kein Verwaltungsbetrieb mit klarer Struktur. Es ist immer wieder das Leben des Reiches Gottes, das irgendwie entsteht. Da wundert man sich.
Auch wenn man nachfragt, wann ein Hauskreis entstanden ist, kommt oft eine tolle Geschichte, wie Gott Leben schafft in unserer Welt. Natürlich sollen wir uns bemühen, brüderliche Verbindungen zu halten und Gemeinschaft zu stiften. Aber wir dürfen nicht verwehren. Das ist die Gefahr aller Amtskirchen.
Das bleibt eine große Not. Wir reiben uns immer wieder mit allen Amtskirchen, weil sie das Leben verlöschen. Was hatten wir im Jahr 1984? Durch alle Zeitungen Deutschlands ging die Meldung, dass wir einmal Hilfe für Brüder begonnen haben, die als unerlaubte Parallelstruktur bezeichnet wurde, die nicht genehmigt sei.
Von wem soll man das genehmigen lassen? Bevor wir ein Projekt starten, fragen wir bei Brot für die Welt schriftlich an. Es gibt kein Projekt, bei dem wir nicht vorher nachfragen, ob es Überschneidungen gibt. Es hat nie Überschneidungen gegeben. Aber das Denken in weltkirchlicher Konkurrenz führt dazu, dass man meint, irgendetwas werde gedoppelt.
Lasst doch die Vielfalt im Reich Gottes zu! Lasst die anderen etwas tun, was die einen nicht richtig machen. Es gibt Vielfalt, verschiedene evangelistische Dienste, verschiedene Bibelschulen, Werke und Einrichtungen. Das ist wunderbar, wenn man sich diese Freiheit bewahrt.
Wir danken immer noch Hans von Kehler als Landesbischof, dass er damals eine vorzügliche Schrift geschrieben hat, die uns verteidigt hat, und dass er es als Landesbischof unserer Kirche tat.
Es gab keinen Kindergottesdienst und keine Hauskreisarbeit, keine Kindergartenarbeit, wenn das nicht immer Laien neben der Kirche gemacht hätten. Die ganze Missionsarbeit und unzählige andere Jugendarbeiten sind ganz frei entstanden, außerhalb der offiziellen Kirche. Es hat oft lange gedauert, bis die offizielle Kirche das überhaupt aufnahm.
In Stuttgart etwa begann die Kinderkircharbeit, die Sonntagsschule, nicht durch die organisierte Kirche. Die organisierte Kirche hat das nie gestartet. Man muss die Geschichte nochmal lesen: Die ganzen Vereine, die Mission – sie sind immer neben der Kirche entstanden.
Das ist der Reichtum unserer Kirche, dass vieles entstehen kann. In der württembergischen Kirche weiß man noch, dass das volles Recht hat und dazugehört. Vielleicht denken Sie jetzt, ich hätte heute Revolution gepredigt.
Warnung vor Verführung und die Dringlichkeit der Heiligung
Und jetzt kommt das Letzte: die Verführung. Da brauchen wir doch noch einmal ein paar klare Worte. Ich fasse noch einmal zusammen:
Wenn Jesus sagt, wer einen verführt zum Abfall vom Glauben, dem wäre es besser, dass ein Mühlstein in seinen Hals gehängt würde. Das ist eine ganz große Not bei so vielen Menschen heute, die Verantwortung für Kinder im Religionsunterricht und Ähnlichem tragen.
Wir haben es herrlich in unserer Gemeinde erlebt, dass ein Religionslehrer zu uns gestoßen ist, von dem junge Leute sagten: „Der hat uns das Leben zur Hölle gemacht im Religionsunterricht.“ Und er hat Buße getan.
Aber steht da nicht dieses unheimlich harte Wort? Wer als ein Diener Gottes anderen den Glauben zum Irrtum bringt, durch seine – was weiß ich – bibelkritischen Gedanken, dem wäre es besser... Sehen Sie mal, vor dem „wäre es besser“ sagt Jesus das. Und Jesus sagt die Wahrheit. Er sagt das nicht bloß übertrieben. Dem wäre es besser, dass man ihn ersäuft, als dass man ihn weiter wirken lässt.
Das ist eine Sache, die Gott uns so übel nimmt. Hoffentlich werden wir niemanden zum Anstoß. Es ist uns ja immer schwer, wenn Leute nicht zu Christus finden, weil sie bei uns schlechte Erfahrungen gemacht haben. Das passiert ja auch bei mir. Und dass Leute sich ärgern. Da müssen wir ganz arg aufpassen.
Was für eine Not, wenn man anderen den Weg zum Heil verstellt! Wo ist eine Provokation nötig, um das Evangelium zu wollen, und wo werden wir schuldig? Dann sagt Jesus das ganz klar: „Wenn dich deine Hand ärgert...“ Will Jesus Selbstverstümmelung predigen?
Es gab ja einen großen Kirchenvater, den Origenes. Der hat sich selbst kastriert, um sein Leben zu heiligen und zu reinigen. Das ist nicht der Weg des Evangeliums. Ich glaube auch nicht, dass er so seine unreinen Triebe besiegt hat. Bloß dass man es gleich beim Namen nennt.
Wenn ich damit in meinem Leben eine Heiligung erzwingen könnte, indem ich mir ein Auge aushaue oder einen Arm absägen lasse, dann wäre es leicht. Da müsste man den Körper links und rechts und von oben und unten verstümmeln, und er würde trotzdem nicht heilig. So kann es eben nicht sein.
Jesus drückt an dieser Stelle nur deutlich aus: Pass auf, wo ist in deinem Leben das, was dich in der Nachfolge lähmt, was dich verführt zur Sünde? Mach du einen klaren Trennungsstrich!
Und das ist ein Wort, das man immer wieder hören muss, auch heute Abend wieder hören muss: Wo ist in unserem Leben etwas, wo ich sage: Schluss! Ich packe es nicht mehr an, oder ich rede es nicht mehr. Ich muss hier meine Zunge kontrollieren, ich muss hier meine Augen kontrollieren, und ich muss hier unter den Gehorsam Christi kommen.
Da steht das ganz ernste Wort. Bloß damit Sie es wissen: Es geht um die ewige Verdammnis. Ich bin nicht dazu da, um Ihnen über die Hölle zu predigen. Aber in der Bibel ist klar gesagt – in den Bekenntnissen der Reformation, im Augsburger Bekenntnis, in jedem Gesangbuch unter Artikel 17 steht es hinten drin – dass es eine ewige Verdammnis gibt.
Da steht, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht. Das ist ein furchtbarer Gedanke. Man kann ihn gar nicht denken. Da wird man verrückt, wenn man an viele liebe Menschen denkt, die Christus verwerfen. Aber hier steht es, und an vielen anderen Stellen der Schrift auch.
Das ist ernst. Darum gibt das unserem Wort die Dringlichkeit. Und da noch ein paar kleine Wörter, die angehängt sind – das ist aber aus einem Randthema: Jeder wird mit Feuer gesalzen werden.
Da meint Jesus wahrscheinlich das Feuer der Verfolgung, auch das Feuer der Prüfung und der Anfechtung. Das Salz ist gut. Wenn das Salz dumm wird, wenn das Salz keine Salzkraft mehr hat...
Ich meine, das war ganz anschaulich, einfach deshalb, weil die Leute damals was für Salz hatten. Wir haben früher mal gesprochen, sie hatten vom Toten Meer das Oberflächensalz. Und das Oberflächensalz ist, wenn Regen darauf fällt, ausgewaschen. Dann hat es keine Salzkraft mehr.
Der Vater hat seinem Sohn gesagt: Wenn er auf dem Markt Salz kauft, dann lässt er auch nicht das dumme Salz auftrennen, sondern nimmt das richtige Wirtsalz. Das ist richtig.
Bei uns ist jedes Salz gleich, aber es gibt tatsächlich Salz, wo Wasser kommt, und es wird ausgewaschen. Chemiker können das uns jetzt besser erklären.
Und da meint Jesus: Ihr sollt Salz bei euch haben. Das heißt, ihr sollt Würze geben, aber auch Frieden halten. Das ist oft ein ganz schwieriger Gegensatz.
Der Friede allein macht uns auch niveaulos oder profillos. Wir sollten Salz haben. Man muss auch pfiffig sein, man muss auch Würze verbreiten, aber auch wieder Frieden haben.
Die besondere Bedeutung kleiner Dienste im Reich Gottes
Und das letzte Wort war noch der Vers 41, die schöne Zusage: Selbst ein Becher Wasser.
Jesus sagt hier etwas anders als in Matthäus 25 im Endgericht. Der Dienst, der um Jesu Willen getan wird, hat an einem Bruder etwas Besonderes.
Wir haben ja gerade in dieser Arbeit betont, wie wichtig die Hilfe für Brüder ist. Wir sagen, dass wir eine ganz besondere Aufgabe haben gegenüber denen, die Jesus angehören und mit ihren Gaben draußen in der großen Not ihm dienen.
Das ist eine ganz besondere Aufgabe, die Jesus noch über die allgemeine Nächstenliebe hinausstellt: die Bruderliebe derer, die in seinem Dienst stehen.
Dort dürft ihr mithelfen, damit das Reich Gottes in aller Welt wachsen kann. Und wenn es nur ein Becher Wasser ist, liegt ein besonderer Segen auf dem Leben derer, die anderen helfen.
Das ist eine ganz besondere Verbindung und Bruderschaft.
