Die Entstehung von Unruhe in der ersten Gemeinde und die Berufung Stephanus
Es gab in der ersten christlichen Gemeinde große Unruhe, weil die Witwen, die hilfsbedürftigen griechisch sprechenden Juden aus der Diaspora, die in Jerusalem lebten, übersehen wurden. Diese völkischen Grenzen kennen wir auch heute noch, wie sie oft Not verursachen.
Daraufhin wurden Diakone bestellt, die diesen Dienst der Liebe übernehmen sollten. Die Rede gefiel allen gut. Man wählte Stephanus, einen Mann, der voll Glauben und Heiligem Geist war. Das ist das Thema unserer Predigt.
Ich lese nun einige Verse weiter, von Stephanus, ab Vers 8: Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Da traten einige von der Synagoge der Freigelassenen, der Kyrenäer und Alexandriner – hier sehen wir bereits das Judentum aus der Diaspora –, freigelassene Sklaven, die nach Jerusalem zurückgekehrt waren. Diese waren damals von der hellenistischen Kultur berührt und hatten einen Lebensstil, der sich deutlich von dem der übrigen Juden unterschied. Die übrigen Juden wollten sich in ihrer Kultur von diesem Fremdeinfluss freihalten.
Einige aus Sizilien und der Provinz Asien traten auf und stritten sich mit Stephanus. Doch sie vermochten der Weisheit und dem Geist, in dem er redete, nicht zu widerstehen. Daraufhin stifteten sie einige Männer an, die aussagen sollten: „Wir haben ihn lästernde Worte gegen Mose und gegen Gott reden hören.“
Sie brachten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten gegen ihn auf. Dann traten sie ihm entgegen, ergriffen ihn, führten ihn vor den Hohen Rat und stellten falsche Zeugen auf, die aussagten: „Dieser Mensch hört nicht auf, gegen diese heilige Stätte und das Gesetz zu reden. Denn wir haben ihn sagen hören, dieser Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern, die uns Mose gegeben hat.“
Alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht leuchten wie das eines Engels.
Möge Gott uns auch erfüllen mit Glauben und Heiligem Geist. Amen!
Herausforderungen bei der Berufswahl und der Dienst im Glauben
Die Ehewahl ist sehr schwierig. Für den einen fällt sie etwas leichter, für den anderen etwas schwerer. Aber auch die Berufswahl ist sehr herausfordernd.
Nur bei der Berufswahl hat man die Möglichkeit, umzusteigen, da kein Treuegelöbnis besteht. So kommt es auch im Leben der Christen immer wieder vor, dass sie sich fragen: Bin ich am richtigen Platz?
Wenn junge Menschen heute zum Glauben kommen, beobachten wir, dass sie nach einer gewissen Zeit anfangen zu fragen, ob sie nicht eigentlich einen ganz anderen Dienst tun müssten, um ihrem Herrn besser dienen zu können. Diese Unruhe taucht immer wieder auf.
Ich will doch mit meiner ganzen Kraft, mit meiner ganzen Energie und mit aller Zeit, die mir zur Verfügung steht, meinem Herrn treu dienen.
Ich bin froh, dass wir in der Bibel von Stephanus lesen. Stephanus war Sozialarbeiter, und das war sein Platz, an dem er wie kein anderer seinem Herrn dienen konnte. Das hilft uns zu erkennen, dass all die verschiedenen Berufsaufgaben in der Welt gebraucht werden können, um Gott zur Ehre zu dienen. Das ist ein ganz wichtiger Dienst.
Aber was uns jetzt überrascht, ist, wie es um die Wahl des Stephanus ging. Es wurde nicht gesagt, wir brauchen einen Mann, der ein ganz erklärter Fachmann ist, sondern dass von Stephanus gesagt wurde, er war gleichzeitig ein Mann des Glaubens und des Heiligen Geistes.
Es wäre so schön, wenn wir in all unseren weltlichen Aufgaben, in denen man steht – sei es als Lehrer, Hausfrau oder in einem Bürobetrieb –, Menschen wären, die voll Glaubens und Heiligen Geistes sind.
Es ist unheilvoll, dass manchen das gar nicht mehr bewusst ist und sie meinen, sie könnten auf diesen Teil ihrer Befähigung verzichten. Christen stehen in weltlichen Berufen und sind darin gerade Licht und Salz der Welt, weil sie voll Glaubens und Heiligen Geistes ihren Dienst tun.
Das griechische Wort, das hier steht, voll plērēs, bedeutet eigentlich überfließend, angefüllt mit Glauben und Heiligem Geist.
Dann hat auch die unheilvolle Diskussion bei uns ein Ende, in der man sagt: Wort oder Tat. Ich glaube nicht, dass ein Christ mit der Tat allein seinem Herrn dienen kann. Das wäre, als würde er das Beste verschweigen.
Natürlich gehört in den weltlichen Verpflichtungen zum äußeren Tun der Liebe auch noch das andere dazu. Das war die große Dienstaufgabe des Stephanus.
Die Bedeutung von Glauben und Heiligem Geist im Dienst
Ich habe hier drei Dinge unterstrichen. Bei diesem Lebensbild wächst Stephanus weit über sich hinaus. Wenn wir einen Menschen für eine Aufgabe einstellen, überlegen wir, ob er dafür geeignet ist. Wir prüfen seine Zeugnisse, fragen, was er schon geleistet hat, und ob er die Aufgabe bewältigen kann.
Doch denken wir immer daran: Wo es um einen Dienst der Christen geht, ist eine Voraussetzung notwendig – voll Glauben und Heiligem Geist zu sein.
Äußerlich betrachtet hätte Stephanus darauf verzichten können. Er musste das Essen auf Rädern für alte Leute organisieren, Verteilaktionen für Kleider durchführen, mit Bedürftigen zu Behörden gehen, um Übergangsbeihilfen und Wohnungsvermittlung zu arrangieren. Außerdem musste er Spendensammlungen durchführen. Dafür braucht man jemanden, der von morgens früh bis abends spät überall herumrennt, sich in den Gesetzen auskennt und den Menschen richtig helfen kann.
Doch Stephanus war ein Mann, voll Glauben und Heiligem Geist. Karikieren Sie das bitte nicht. Wenn wir darüber sprechen, kommen gleich einige und sagen, er hätte nur fromme Phrasen getroschen. Aber es steht in der Bibel: Ein Mann, voll Glauben und Heiligem Geist, tat Wunder und große Zeichen. Das wünsche ich mir auch für unsere Diakonie – dass sie Wunder und große Zeichen tun darf und der kleine Dienst schwacher und sterblicher Menschen wieder mit der Gegenwart des Herrn erfüllt wird.
Was waren das für Wunder? Es werden keine spektakulären Schauwunder erzählt, bei denen Menschen zusammenlaufen. Im Neuen Testament heißt es schon bei den Wundern Jesu im Johannesevangelium: „Er offenbarte seine Herrlichkeit.“
Wir sind in unserer Gemeinde bei einigen, die davon wissen, sehr bewegt von dem Wirken Gottes, das wir in schweren Krankheitsnöten erfahren haben. Das ist nicht zum Weitererzählen, nicht einmal hier auf der Kanzel. Das sind Dinge, die uns ganz groß machen, weil dort unter Gebet große Veränderungen geschehen.
Darum soll niemand sagen, dass wir die Bereiche sorgfältig auseinanderhalten sollten: Dort die Sozialarbeit, hier der Fachmann für Seelsorge. Das war die Stärke von Stephanus, dass er in der Kraft Gottes wirken konnte – voll Gnade und Kraft.
Gnade bedeutet, dass sein Dienst bestätigt und unterstützt wurde. Kraft heißt, dass Gott die Türen geöffnet hat. Etwas ist geschehen, wenn er zu den Menschen kam, und Gott hat durch seine Hände hindurch gewirkt.
Es ist völlig falsch, Stephanus anzuhimmeln, als sei er ein großer Mann gewesen. Er war sicher ein sehr angreifbarer Mann, wie wir alle, ein fehlbarer Mensch mit allen Schwächen, die wir haben.
Warum betone ich das in der Predigt so? Manche stoßen sich daran, das weiß ich aus Gesprächen immer wieder. Ich betone es, damit Sie kein verkrampfter Mensch werden. Es laufen so viele sündlose Heilige herum, deren Gesicht so streng ist, dass sogar die Milch im Kühlschrank sauer wird und Kinder Angst bekommen. Das ist nicht die Heiligkeit der Bibel.
Stephanus war ein Mensch mit allen Schwächen. Wir leiden darunter, dass wir sie nicht loswerden können. Wir wollen sie loswerden, es gefällt keinem von uns, dass wir immer noch unsere Schwächen mit uns tragen. Aber ein Mensch, in dessen Leben Gnade und Kraft Gottes Raum haben, kann auf einmal Widerstände durchbrechen.
Er konnte in die Dunkelheit von Leidenden und Kranken hinein Worte sprechen, die den Menschen ewiges Leben bedeuteten. Er konnte Hoffnung geben, Depressive aufrichten und verfügte über die Kraft Gottes – voll Glauben und Heiligem Geist, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen.
Die Bedeutung des Dienstortes und die Kraft des Glaubens
Nun sind sie alle in weltlichen Berufen tätig. Denken Sie bitte niemals, der Berufswechsel sei das Rezept oder der hauptamtliche Dienst die Lösung. Davor wollte ich Sie am meisten bewahren. Dort liegen noch viel größere Gefahren als im Dienst an der Welt.
Stephanus tat einen schlichten Liebesdienst in der Welt. Entscheidend war für ihn – und das ist jetzt für uns wichtig –, dass wir voll Glaubens und Heiligen Geistes, voll Kraft und Gnade Gottes unsere Aufgaben an den Plätzen tun können, wo Gott uns hingestellt hat. Das ist ein Christenrecht, das sie sich nicht nehmen lassen dürfen. Auch von spitzfindigen Leuten dürfen sie sich das nicht wegreden lassen.
Wie oft höre ich das Wort: „Ich möchte nur durch den Wandel, nur durch mein Leben überzeugen.“ Das steht einmal in der Bibel in einem Grenzfall des Zeugnisses, wenn eine gläubige Frau mit einem atheistischen Mann verheiratet ist. Wer ein bisschen die Ehe kennt, weiß, warum der Apostel davon spricht, dass es dort Augenblicke gibt, in denen man besser schweigt. Die Männer sollen durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden. Das ist ein ganz spezieller Fall. Aber das darf man doch nicht auf alle Christen übertragen.
Damals hätten ja auch einige sagen können: „Stephanus, bleib bei deinen Suppentöpfchen, bleib bei deinen Spendensammlungen und deinen Wäscheverteilungen und lass uns das Predigen.“ Stephanus aber stand mittendrin in der Not. Er wusste: „Ich bin ein Zeuge Jesu.“ Nein, das waren keine Phrasen. Voll Gnade und Kraft hat er gedient.
Und Sie wissen, dass es nicht große Predigten sein müssen. Im Gegenteil: Es kann ein schlichtes Wort sein, ein kleines Gespräch unter vier Augen, in dem die Kraft Gottes in unserem Dienst lebendig wird.
Das Zweite, was ich unterstreichen will: Er weicht nicht. Daran erkennt man, dass er voll Glaubens und Heiligen Geistes ist. Das Erste war, dass er weit über sich hinauswächst, über seine Gaben hinaus. Das Zweite, dass er nicht weicht.
Ich frage mich oft, warum es im Neuen Testament so viele Auseinandersetzungen gab. Man könnte denken, das waren damals andere Zeiten, in denen die Feindschaft gegen das Evangelium noch stärker war. Aber wie ist das heute? Gibt es das nicht auch noch? Es gibt doch keinen Widerspruch hier im Gottesdienst. Ich kann mir das nicht vorstellen. Auch in unserer Gesellschaft gibt es relativ wenig Widerspruch. Es wird nicht erzählt, dass es damals viel Widerspruch gab.
An zwei Stellen am Anfang der Apostelgeschichte, als Petrus und Johannes den Gelähmten geheilt hatten und erklärten, wie das Wunder geschah, und beim Stephanus. Interessant ist, dass gerade im Sozialdienst oder in der Krankenheilung, als dort das Zeugnis von Jesus verkündet wurde, der meiste Widerstand geschah.
Ich bin überzeugt, dass es heute nicht anders ist. Die Welt regt sich nicht auf, wenn in der Kirche heute morgen um halb zehn gepredigt wird. Aber wenn Sie einem Mitmenschen Jesus in einem alltäglichen Gespräch bezeugen, gibt es andere, die schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und sagen: „Sie sind doch ein ganz normaler Mensch, Sie sind doch gar nicht fanatisch, wie ist das?“
Da gibt es Ärger, da gibt es Widerspruch. Gerade weil Stephanus mitten im Leben sein Zeugnis von Jesus sagt, gibt es diesen Aufruhr und diesen Widerspruch. Und dann kommt plötzlich eine große Masse von Menschen zusammen, redet über ihn und spricht gegen ihn. Sie merken auf einmal: „Das stimmt, was Stephanus sagt, da ist eine Macht dahinter.“ Sie können nicht leugnen, dass, wo Stephanus in die Häuser kommt, etwas geschieht.
So wie heute oft hartgesottene Atheisten nicht leugnen können, wenn sie in ein Krankenhaus kommen, wo überzeugte Christen Dienst tun. Das ist der große Segen, der über unseren Diakonissenhäusern und Krankenhäusern heute noch liegt. Selbst die fernsten Menschen spüren irgendwo, auch durch das Singen und manches Wort, das die Schwester sagt.
Wir sollten gar nicht so schüchtern sein. Dort kommt der Widerspruch: „Ist das wirklich so?“ Mich überrascht, wo eigentlich die Brüder des Stephanus waren. Es steht kein Wort darüber, dass Brüder ihm zur Seite standen. Ganz allein schleppen sie ihn vor den Hohen Rat.
In solchen Auseinandersetzungen geht es mir oft so – und Ihnen vielleicht auch –, dass wir denken: „Stephanus, du hättest es ein bisschen geschickter machen müssen. Du hast die Leute unnötig provoziert, vielleicht warst du nicht ganz geduldig oder hättest besser gewartet, wenn es zum Zusammenstoß kommt.“ Dann wollen wir es immer ungeschehen machen.
Aber ich weiß nicht, ob das richtig ist. Vielleicht ist das von uns auch Feigheit, dass wir uns nicht zum Bruder bekennen, der mitten in der Auseinandersetzung steht. Es geht ja oft denen so, die für den Herrn kämpfen, wie Uria, der vor der Stadtmauer stand. Als die Feinde heraustranken, wichen seine Brüder von ihm, und er stand allein da und kam um.
Wir sollten, wenn einer unserer Brüder in der Auseinandersetzung steht – wie auch immer –, sicher zu ihm halten. Wir hätten es bestimmt geschickter gemacht, natürlich. Wir hätten es immer richtig gemacht. Aber wir sollten zu ihm stehen und sagen: „Wir wissen, dass es jetzt um eine grundsätzliche Auseinandersetzung des Reiches Gottes geht. Wenn einer durch die Presse geschmiert wird oder was es ist, wir stehen jetzt zu dir.“
Es geht ja nicht darum, ob ein Wort ein bisschen anders hätte gesagt werden können. Es geht um die grundsätzliche Feindschaft gegen das Reich Gottes. Und das Große ist, wie sie Stephanus hineinschleppen in den Hohen Rat. Er sagt nicht: „Verzeiht, vielleicht könnte ich es noch einmal sagen, entschuldigt meine Worte, mir tut es leid, dass es diese Auseinandersetzung gab, ich will das doch nicht, und wir wollen euch alle lieb haben.“
Er steht zu seinem Wort. Er kann nicht zurücknehmen, was gesagt werden muss. Es mag Christen geben, die das nicht verstehen, warum es so aggressive Christen in der Sowjetunion gab, wo andere viel milder waren. Wir wollen die Brüder verstehen, wenn sie das Zeugnis so sagen müssen. Dann wollen wir hinter ihnen stehen und Gott bitten, dass sie nicht weichen, sondern fest bleiben.
Wenn Menschen irgendwo in der Welt als Christen ihr Zeugnis sagen und Widerspruch erfahren, dann sollen sie stehen, wenn sie voll Glaubens und Heiligen Geistes sind.
Es steht, dass Stephanus in großer Weisheit zu diesen Menschen gesprochen hat. Normalerweise, bei solchen Verhandlungen, regt sich unser Fleisch. Es ist unerhört, wie die einen behandelt werden. Doch Stephanus redet so überlegen, so ruhig. Er reagiert nicht fleischlich, so wie es nur der Heilige Geist in ihm wirken kann.
„Sorgt euch nicht in der Stunde, was ihr reden sollt; es wird euch gegeben werden.“ Manchmal ist uns bange, wenn wir in solche Auseinandersetzungen hineingetrieben werden, in ein Zweiergespräch oder vor Arbeitskollegen, wenn es hart auf hart geht. Dann müssen wir auf einmal reden, ganz ruhig bleiben und wissen: Jetzt wird der Herr mir die Worte geben, die ich sagen soll, gar nicht viele. Das kleine stille Zeugnis an der richtigen Stelle.
Er kommt kaum mehr zum Reden, aber Stephanus weicht nicht, weil er weiß: Ich habe einen starken Heiland.
Das führt zum Dritten: Er hat Frieden mitten unter den Anfeindungen. Wer einmal als Missionar oder bei einer evangelistischen Aktion erlebt hat, wie Anfeindungen losgehen – vielleicht bei einem Straßeneinsatz oder in einem Lokal, wo der Widerspruch ganz laut wird –, der weiß, wie schwer das ist, wenn sie über einen herfallen.
Dann geht es wie bei Stephanus, dass lauter Lügen vorgebracht werden. Man muss sich mit den Schwächen der Kirchengeschichte verteidigen und mit dem, was mit dem Geld der Kirche geschieht. Lauter Blödsinn muss man ertragen. Da wird nichts sachlich argumentiert.
Das war bei Stephanus nicht anders. Sie bringen Lügen gegen ihn vor, und das Gemeine ist, dass die Dinge ganz schwach verdreht sind. Er redet gegen diese Stätte. Er sagt, Jesus wird diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern.
Natürlich wird Jesus das Pharisäergesetz außen vor lassen. Sehr richtig, das ist alles, was Paulus im Römerbrief gesagt hat. Natürlich hat Stephanus gesagt: Die Kirchen und Tempel machen euch nicht selig. Uns Kirchgehen macht nicht selig. Natürlich nicht.
Was macht uns selig? Der Glaube an Jesus, der für uns das Leben gelassen hat. Aber deshalb hat er doch nicht gesagt: Macht die Kirchen kaputt. Deshalb hat er doch nicht gesagt: Geht nicht mehr in die Kirche.
Genauso müssen wir heute sagen: Der äußere Gottesdienst macht es nicht. Natürlich macht er es nicht. Er ist auch noch nützlich, aber er macht mich nicht selig.
Das Schwierige war sicher für die Außenstehenden oder befreundete Christen, dass sie kaum verstehen konnten, dass Stephanus schon etwas in diese Richtung gesagt hat. Es geht auch heute so in unseren Kämpfen. Natürlich hat er etwas in diese Richtung gesagt, das musste er ja. Aber das Teuflische war, dass die Anklagen ganz schwach verdreht waren und darum so gemeine Lügen gegen ihn vorgebracht wurden.
Da wollte man dazwischen treten und sagen: „Ihr schmutzigen Lügner, wisst ihr, was ihr hier tut? Die alte Anklage, die ihr schon gegen Jesus vorgebracht habt: Ihr verdreht das mosaische Gesetz.“ Kein Wort davon.
In der nächsten Predigt zeige ich Ihnen noch die Verantwortung des Stephanus, wenn ich weitermache, wie er biblisch argumentiert. Das Wunderbare an ihm war, dass er ruhig bleiben konnte.
Sie sahen auf ihn wie auf das Angesicht eines Engels. Vielleicht kommt daher das Missverständnis, als müssten wir alle wie Engel aussehen. Damit soll nur beschrieben werden, dass die Menschen in diesem Augenblick sagten: „Das ist irgendwie ganz anders.“ Sie konnten es nicht beschreiben.
Stephanus war also sonst nicht aussehend wie ein Engel, sondern ganz alltäglich mit seinem sterblichen Gesicht. In diesem Augenblick ist es groß, dass der Herr uns beisteht und uns mitten in der Auseinandersetzung den Frieden geben kann, den wir brauchen.
In dem Augenblick, wenn Menschen mit Lügen reden, wird offenbar, wie empfindsam, verletzbar und unsicher wir sind. Darum reagieren wir meist so wild und erregt.
Warum konnte Stephanus das überwinden? War er nicht unsicher, verletzbar, empfindlich – genau wie wir? Er hat in diesem Augenblick auf Jesus geschaut und wusste: Er hat für mich gelitten. Er ist für mich gestorben. Seiner Hand kann mich nichts entreißen. Er ist auch Herr in dieser Stunde. Er ist Herr über diese Menschen, Herr über diesen Scheinprozess, den sie führen, Herr über mein Sterben und Herr über mein Grab.
Es kann geschehen, was will: Ich bin geborgen in seiner Hand. Voll Glaubens kommt es wieder zum Licht. Darum brauchen sie Glauben, damit sie nicht zurückweichen, keine faulen Kompromisse machen und schweigen können, während sie die Lüge der Welt stehen lassen.
Weil ein Mensch geborgen ist in dem Herrn, brauchen wir diesen Glauben.
Amen.
Einsamkeit in der Auseinandersetzung und die Bedeutung der Brüder
Mich überrascht: Wo waren eigentlich die Brüder des Stephanus? Es steht kein Wort darüber, dass Brüder ihm zur Seite standen. Ganz allein schleppte man ihn vor den Hohen Rat.
In solchen Auseinandersetzungen geht es mir oft so – und Ihnen vielleicht auch –, dass wir denken: Stephanus, du hättest es ein bisschen geschickter machen müssen. Du hast die Leute auch unnötig provoziert, vielleicht warst du nicht ganz geduldig oder hättest doch besser gewartet, bis es zu diesem Zusammenstoß kommt. Dann wollen wir es am liebsten ungeschehen machen.
Aber ich weiß nicht, ob das richtig ist. Vielleicht ist das von uns auch Feigheit, weil wir uns nicht zu dem Bruder bekennen, der nun mitten in der Auseinandersetzung steht. Es geht ja oft denen so, die für den Herrn kämpfen, wie Uria, der vor der Stadtmauer stand. Als die Feinde heraustraten, wichen seine Brüder von ihm, und er stand allein da und kam um.
Wir sollten, wenn einer unserer Brüder in der Auseinandersetzung steht – so oder so –, zu ihm halten. Sicher, wir hätten es bestimmt geschickter gemacht, natürlich, wir hätten es immer richtig gemacht. Aber wir sollten zu ihm stehen und sagen: Wir wissen, dass es jetzt um eine grundsätzliche Auseinandersetzung des Reiches Gottes geht. Wenn einer durch die Presse geschmiert wird oder was es auch ist, dann stehen wir jetzt zu dir.
Dabei geht es ja nicht darum, ob ein Wort ein bisschen anders hätte gesagt werden können. Es geht um die grundsätzliche Feindschaft gegen das Reich Gottes.
Und das Großartige ist, wie sie den Stephanus hineinschleppen in den Hohen Rat, damit er nur nicht sagt: Verzeiht, vielleicht könnte ich es noch mal sagen, entschuldigt meine Worte, mir tut es leid, dass es diese Auseinandersetzung gab, und ich will das doch nicht, und wir wollen doch als Christen euch alle lieb haben. Er steht. Er steht zu seinem Wort. Er kann nicht zurücknehmen, was gesagt werden muss.
Es mag Christen geben, die das nicht verstehen, warum es so aggressive Christen in der Sowjetunion gibt, während andere viel milder sind. Wir wollen die Brüder verstehen, wenn sie das Zeugnis so sagen müssen. Und dann wollen wir hinter ihnen stehen und Gott bitten, dass sie nicht weichen, sondern fest dabei bleiben.
Wo Menschen irgendwo in der Welt als Christen ihr Zeugnis sagen und Widerspruch erfahren, sollen sie stehen – wenn sie voll Glaubens und Heiligen Geistes sind.
Weisheit und Ruhe in der Konfrontation
Da steht, dass Stephanus in großer Weisheit zu diesen Menschen gesprochen hat.
Normalerweise, bei solchen Verhandlungen, regt sich unser Fleisch. Es ist unerhört, wie die einen die anderen behandeln. Doch Stephanus spricht so überlegen und ruhig. Er reagiert nicht fleischlich, so wie es nur der Heilige Geist in ihm wirken kann.
" Sorgt euch nicht in der Stunde, was ihr reden sollt, es wird euch gegeben werden."
Manchmal ist uns bange, wenn wir in solche Auseinandersetzungen hineingetrieben werden, sei es in ein Zweiergespräch oder vor Arbeitskollegen, wenn es hart auf hart geht. Dann müssen wir auf einmal reden.
Wir sollen ganz ruhig bleiben und wissen: Jetzt wird der Herr mir die Worte geben, die ich sagen soll. Gar nicht viel – das kleine, stille Zeugnis an der richtigen Stelle.
Er kommt ja kaum mehr zum Reden, aber Stephanus weicht nicht, weil er weiß: Ich habe einen starken Heiland.
Das führt zum Dritten: Er hat Frieden mitten unter den Anfeindungen.
Frieden trotz Anfeindungen und die Kraft des Glaubens
Wer einmal als Missionar oder bei einer evangelistischen Aktion erlebt hat, wie die Anfeindungen beginnen – vielleicht bei einem Straßeneinsatz oder in einem Lokal, wo der Widerspruch sehr laut wird – der weiß, wie schwer es ist, wenn sie wie eine Heerschar über einen herfallen.
Dann geschieht es wie bei Stephanus: Es werden lauter Lügen vorgebracht. Man muss sich mit den Schwächen der Kirchengeschichte verteidigen und mit dem, was mit dem Geld der Kirche geschieht. Dabei muss man allerlei Unsinn über sich ergehen lassen. Es wird nichts sachlich argumentiert. Bei Stephanus war das nicht anders. Auch gegen ihn wurden Lügen vorgebracht. Das Gemeine daran ist, dass die Dinge nur schwach verdreht wurden.
Stephanus spricht gegen diese Stätte. Er sagt, Jesus werde diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern. Natürlich wird Jesus das pharisäische Gesetz außer Kraft setzen – das ist richtig. Genau das hat Paulus im Römerbrief gesagt. Stephanus hat gesagt, dass die Kirchen und Tempel uns nicht selig machen. Kirchgehen macht nicht selig, natürlich nicht. Was macht uns selig? Der Glaube an Jesus, der für uns sein Leben gelassen hat.
Aber deshalb hat Stephanus doch nicht gesagt, man solle die Kirchen kaputtmachen. Er hat auch nicht gesagt, man solle nicht mehr in die Kirche gehen. Genauso müssen wir heute sagen: Der äußere Gottesdienst macht es nicht. Natürlich macht er es nicht, aber er ist dennoch nützlich. Er macht mich nur nicht selig.
Das Schwierige war sicher für die Außenstehenden oder die befreundeten Christen, dass sie kaum verstehen konnten, dass Stephanus schon etwas in diese Richtung gesagt hatte. Es geht heute in unseren Kämpfen genauso. Natürlich hat er etwas in diese Richtung gesagt – das musste er ja. Aber das Teuflische war, dass die Anklagen schwach verdreht waren und darum so gemeine Lügen, die sie gegen ihn vorbrachten.
Da wollte man dazwischengehen und sagen: Ihr schmutzigen Lügner, wisst ihr, was ihr hier tut? Die alte Anklage, die ihr schon gegen Jesus vorgebracht habt: Ihr verdreht das mosaische Gesetz. Kein Wort davon.
In der nächsten Predigt werde ich Ihnen noch die Verantwortung des Stephanus zeigen, wenn ich dann weitermache, wie er biblisch argumentiert hat. Das Wunderbare an ihm war, dass er ruhig bleiben konnte. Sie sahen auf ihn wie auf eines Engels Angesicht.
Vielleicht kommt daher das Missverständnis, als müssten wir alle wie Engel aussehen. Damit soll doch nur beschrieben werden, dass die Menschen in diesem Augenblick sagten: Das ist irgendwie ganz anders. Sie konnten es nicht beschreiben. Stephanus sah also sonst nicht aus wie ein Engel, sondern ganz alltäglich mit seinem sterblichen Gesicht.
In diesem Augenblick ist es groß, dass der Herr uns beisteht und uns mitten in der Auseinandersetzung den Frieden geben kann, den wir brauchen. Wenn Menschen uns mit Lügen begegnen, wird offenbar, wie empfindsam wir sind, wie verletzbar und unsicher.
Darum reagieren wir meist so wild und erregt. Warum konnte Stephanus das überwinden? War er nicht unsicher, verletzbar und empfindlich, genau wie wir? Er hat in diesem Augenblick auf Jesus geschaut und wusste: Er hat für mich gelitten. Er ist für mich gestorben. Seiner Hand kann mich nichts entreißen. Er ist auch Herr in dieser Stunde. Er ist Herr über diese Menschen, Herr über diesen Scheinprozess, den sie führen. Er ist Herr über mein Sterben und mein Grab.
Es kann geschehen, was will – ich bin geborgen in seiner Hand. Voll Glauben kommt es ans Licht. Darum brauchen sie Glauben, damit sie nicht zurückweichen, keine faulen Kompromisse machen, schweigen können und die Lüge der Welt stehen lassen.
Wenn ein Mensch in dem Herrn geborgen ist, diesen Glauben brauchen wir. Amen.