Einführung in den Auftrag und die Bedeutung von Gnade, Barmherzigkeit und Friede
Andersartiges zu lehren und dabei auf Legenden sowie unendliche Geschlechtsregister zu achten, trägt mehr zur Verwirrung bei als zur Verwalterschaft Gottes, die im Glauben wahrzunehmen ist.
Wir haben hier einen längeren Satz. Paulus verwendet gerne lange Sätze, und wir merken, dass dieser Satz in Vers 3 nicht neu beginnt – je nachdem, welche Bibelübersetzung wir haben. Vom griechischen Text her hängt Vers 3 an Vers 2. Es besteht also eine nahtlose Verbindung zwischen dem Grußwort und dem Anfang von Vers 3.
Man könnte sagen: „Mit dir sei Gnade, Barmherzigkeit und Friede, so wie ich dir den Zuspruch und den Auftrag gab, in Ephesus zu bleiben.“ Diese Verbindung ist ganz eigenartig, aber wir sollten sie beim Bibellesen beachten.
So, wie Paulus dem Timotheus Mut zugesprochen und ihm den Auftrag erteilt hat, in Ephesus zu bleiben, soll dementsprechend Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott mit ihm sein. Die Hilfe, die Ausrüstung, die Ermutigung und der Friede Gottes sind Dinge, die ihm hier zugesagt werden für den Auftrag, den er zu erfüllen hat.
Also: „Gnade, Barmherzigkeit und Friede sei mit dir, so wie ich dir ja einen Auftrag gegeben habe.“ Du brauchst diese Gnade, diese Barmherzigkeit und den Frieden von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus. Sie sind die Quelle jeglicher Hilfe, die dir zuteilwird, und diese brauchst du, um deinen Auftrag auszuführen.
Genauso dürfen auch wir rechnen. Jeder von uns hat einen Auftrag bekommen, und jedem von uns ist die Gnade, die Barmherzigkeit und der Friede Gottes als Hilfe zugesagt und gegeben – für unseren Auftrag.
Hier wird der Gruß also ganz praktisch wichtig – für unser Leben und für das Leben des Timotheus, für seinen Dienst.
Der Auftrag des Timotheus: Inhalt und Verantwortung
Um welchen Auftrag geht es hier? Was war der Auftrag?
In der Gliederung habe ich hier A, also Groß A: Paulus erinnert Timotheus an den von ihm empfangenen Auftrag. Dann spricht er erstens über den Inhalt dieses Auftrags und zweitens über das Ziel dieses Auftrags, ab Vers 5.
Vers 3 und 4 behandeln den Inhalt dieses Auftrags. Also: Um welchen Auftrag geht es hier? Es geht um den Auftrag, den eigentlich Paulus wahrgenommen hätte, wenn er in Ephesus geblieben wäre. Jetzt nimmt Timotheus diesen Auftrag wahr, weil Paulus nicht da ist.
Was ist der Inhalt, was umfasst dieser Auftrag? Er sagt es hier: „Damit du oder dass du einige anweisen mögest, nicht Andersartiges zu lehren.“ Das ist das Erste. Timotheus soll Acht geben auf das, was gelehrt wird. Er ist also nicht der Lehrer in Ephesus, Milet und den umliegenden Gemeinden, sondern er hat darauf zu achten, was gelehrt wird und wie gelehrt wird.
Das Evangelium, die christliche Lehre – Timotheus ist auch verantwortlich dafür, dass Leiter da sind, dass Älteste da sind. Wenn welche da sind, kann er sie einsetzen. Wenn keine da sind, muss er schauen, dass es welche gibt. Er muss dazu hinarbeiten, beten und den Brüdern helfen, dass sie Hirten werden.
Er ist weiterhin verantwortlich, solange Paulus nicht da ist. Das ist der gesamte Sendungsauftrag. Der Sendungsauftrag ist, Menschen zu retten und die Geretteten anzuweisen und sie vor falschen Lehren zu bewahren.
Es geht also nicht nur darum, Menschen irgendwie zum Herrn zu bringen und fertig, sondern darum, Menschen ans Ziel zu bringen. Der Weg ist Verkündigung, gesunde, gute Verkündigung, unter anderem. Also: einige anweisen, nichts Andersartiges zu lehren.
Es gibt welche, die in den Gemeinden lehren und gelegentlich das Wort ergreifen. Wie das genau vor sich gegangen ist, wissen wir nicht. Wahrscheinlich war das nicht so wie bei uns, dass einfach jemand eingeteilt wurde zum Predigen. Wahrscheinlich gab es einfach die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen, und verschiedene Brüder konnten lehren.
Paulus spricht jetzt davon, dass hier eine Gefahr besteht. Er zeigt in Vers 4 wieder auf, dass ein Lehrer ein Verwalter ist – ein Lehrer, der Gottes Wort verwaltet. Gott hat ihm etwas anvertraut, und er verwaltet das, muss das weitergeben, was Gott ihm anvertraut hat.
Jetzt gibt es aber zwei Arten von Lehrern, die die Gemeinde ruinieren oder zumindest schädigen können. Das sind einerseits die, die leeres Geschwätz reden, wenn sie verkündigen, und andererseits die, die etwas anderes lehren und auf diese Weise in die Irre führen.
Die dritte Art wäre dann die richtige Art. Aber hier spricht Paulus von zwei falschen Arten, die Schaden bringen können – von zwei Arten von Lehren, die Schaden anrichten.
Das Ziel muss ja immer sein, dass die Gläubigen gebaut werden. Das heißt, dass ihr Leben verändert wird, dass sie Jesus Christus ähnlich werden. Davon spricht er gleich danach in Vers 5, wenn er über das Ziel spricht.
Die Gefahr falscher Lehren und der Fokus auf das Wesentliche
Aber jetzt zu diesen Gefahren hier: Es gibt offensichtlich Menschen, die falsch lehren. Warum gibt es solche, die falsch lehren? Solche gibt es auch in unseren Kreisen, immer wieder. Es gibt Leute, die falsch lehren. Ein Grund dafür ist sicher, dass man die Bibel nicht gut kennt oder dass das Motiv nicht stimmt.
Wir werden hier aufgerufen, die Bibel kennenzulernen und daran zu arbeiten. Man muss daran arbeiten.
Was sollte jetzt gelehrt werden beziehungsweise was soll nicht gelehrt werden? Vers 4 sagt: „Nicht auf Fabeleien und unendliche Geschlechtsregister zu achten oder sie ihnen zu widmen.“ Diese Dinge tragen mehr zu Infragestellungen und strittigen Untersuchungen bei als zur Verwalterschaft Gottes, die im Glauben wahrgenommen wird.
Es soll also nichts anderes gelehrt werden als das, was Paulus gelehrt hat, nichts anderes als das, was Timotheus gelehrt hat. Was haben sie gelehrt? Sie haben das Evangelium gelehrt, die Wahrheit Gottes. Wir heute auch. Wir dürfen und sollten nichts anderes lehren.
Nicht Legenden, Vers 4, nicht Fabeleien oder Märchen – so würden wir sagen – und nicht unnötige Nebensächlichkeiten. Damals gab es zum Beispiel diese Geschlechtsregister-Untersuchungen. Es ist nicht ganz klar, warum sie diese Geschlechtsregister untersucht hatten, aber jedenfalls waren es spitzfindige Untersuchungen, vielleicht darüber, von welchem Stamm man abstammt oder was die Juden betrifft.
Jedenfalls war es nicht etwas Wichtiges. Im Gegenteil: Gerade dadurch, dass man sich mit diesen Nebenfragen oder unwichtigen Dingen befasste, hat man Zeit vergeudet. Man hat etwas Unwichtiges als wichtig gelehrt. Etwas, das nichts bringt, wurde als wichtig dargestellt.
Wenn jemand lehrt, soll das, was er lehrt, ja etwas Wichtiges sein. Und wenn man Dinge lehrt, die nichtssagend und nichtig sind, stellt man sie dennoch als wichtig dar.
Die Frage, die man sich hier stellen darf, ist: Womit beschäftige ich mich als Lehrer oder Verkündiger? Rede ich über Dinge, die wirklich dazu beitragen, dass Menschen Christus ähnlich werden? Oder trägt das, was ich lehre, dazu bei, dass vieles aus Gottes Wort infrage gestellt wird?
Oder widme ich mich spitzfindigen Untersuchungen in kleinen Details und Nebenfragen, die überhaupt nicht wichtig sind? Bringt das andere Christen dazu, die Wahrheit in Frage zu stellen?
Welchen Themen widmet man seine Zeit? Dinge, die mehr zu Infragestellungen beitragen als zur Verwalterschaft Gottes.
Das, was hier erwähnt wird, die Verwalterschaft Gottes, ist offensichtlich das Wichtige.
Die Verwalterschaft Gottes und ihre treue Wahrnehmung
Was ist die Verwalterschaft Gottes? Wer nimmt sie wahr oder wer soll sie wahrnehmen? Gott selbst ist ein Verwalter der Wahrheit. Wenn er nun den Menschen die Wahrheit weitergibt und mitteilt, dann werden die Menschen zu Verwaltern dieser Wahrheit.
Was muss hier verwaltet werden? Die Botschaft des Herrn Jesus Christus. Es ist genau dieselbe Botschaft, die Paulus verkündigt hat. Ebenso war es die Botschaft, die Timotheus verkündete. Und genau das soll auch unsere Botschaft sein. Das ist das, was wir verkünden sollen. Wir dürfen keine andere Botschaft verkünden.
Hier wird ganz klar gezeigt: Christus, Paulus, Timotheus und die nächste Gruppe geben dieselbe Wahrheit von Generation zu Generation weiter. Die Botschaft bleibt unverändert. Die Verantwortlichen in Ephesus sollen angeleitet werden, Verwalter der Wahrheit zu sein. Diesem Dienst sollen sie sich widmen.
Man soll sich nicht dem Geschlechtsregister widmen, sondern diesen wichtigen Dingen. Es ist sehr leicht, auf Nebengleise zu geraten. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Immer wieder interessiere ich mich für verschiedene Dinge, die interessant sind. Doch dann muss ich mich fragen: Ist das wirklich das Wichtige für Gottes Volk?
Welche Übersetzung liegt hier vor? Es ist die Schlachter-Übersetzung. Diese ist schon sehr frei übertragen. Die Elberfelder Übersetzung ist besser. Ich schaue gerade in die Elberfelder 2000. Was habe ich hier? Die Elberfelder 1993 verwendet das Wort "Verwalterschaft". Die Elberfelder 2006 hat eine Übersetzung, die mehr Streitfragen hervorruft, als sie den Verwalterdienst Gottes fördert. Diese ist ebenfalls besser.
Es geht also um eine Verwalterschaft. Das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist Ökonomie. Dieses Fremdwort wird auch bei uns verwendet. Ökonomía bedeutet Verwaltung oder Administration.
Aber was wird jetzt verwaltet? Es ist etwas, das Gott uns anvertraut hat und das wir verwalten sollen. Diese göttliche Verwalterschaft besteht darin, was er uns anvertraut hat und was wir weitergeben sollen: die Wahrheit, das Wort Gottes. Und diese Wahrheit muss treu verwaltet werden.
Ich würde der Schlachter-Übersetzung hier nicht zustimmen. Sie sagt zu wenig. Einfach irgendetwas weiterzugeben als göttliche Erbauung im Glauben ist zu allgemein. Natürlich wird dadurch Gemeinde Gottes erbaut. Doch das griechische Wort, das hier verwendet wird, hat nichts mit Bauen zu tun. Das Ergebnis ist zwar, dass die Gemeinde erbaut wird, aber das ist zu wenig gesagt.
Es darf keine Ablenkungen geben, keine Ablenkungen vom eigentlichen Auftrag. Die Verwalterschaft Gottes soll im Glauben wahrgenommen werden. Das Wort "Glaube" oder "Treue" ist dasselbe griechische Wort. Man könnte hier also auch "Treue" übersetzen: eine Verwalterschaft, die in Treue ausgeübt wird. Das kann ebenfalls sein. Aber bleiben wir zunächst beim Glauben.
Der Auftrag als Verwalter Gottes im Glauben und Vertrauen
Wenn jemand einen Auftrag erhält, ist er ein Verwalter Gottes. Er hat den Auftrag, Gottes Wort zu verkündigen. Wie soll er diesen Auftrag wahrnehmen? Er soll ihn im Vertrauen auf den Herrn ausführen.
Zunächst würde ich beim üblichen Begriff bleiben, nämlich beim Glauben oder Vertrauen. Man soll den Auftrag, das Wort Gottes zu verkündigen, im Glauben tun. Dabei vertraut man darauf, dass es wirklich Gottes Wort ist und dass es etwas bewirken wird. Man vertraut darauf, dass Gott sich dazu stellt und die Gläubigen fördert, wenn wir ihnen die Wahrheit vor Augen legen. Es gilt, darauf zu vertrauen, dass Gott sein Werk tut, wenn ich verkündige.
Man sollte nicht sofort denken: „Das werden sie sowieso nicht annehmen“ oder „Das wollen sie sowieso nicht hören“. So darf man nicht denken. Vertrauen gehört dazu, während man diesen Verwalterdienst ausübt.
Natürlich gehört einiges dazu: Ein Verwalter von Gottes Wort, von Gottes Wahrheit, muss sicherstellen, dass er wirklich Gottes Wahrheit weitergibt. Das heißt, er muss prüfen, ob das, was in der Bibel steht, wirklich richtig ist. Wenn man sich auf eine Bibelübersetzung stützt, die sehr schwammig ist, ist es besser, eine der guten, genauen Bibelübersetzungen zu verwenden. Manche haben vielleicht auch die Möglichkeit, Griechisch zu lernen. Das kann eine Hilfe sein.
Man muss also darauf achten, dass man auf der Grundlage einer guten Übersetzung arbeitet, dass man einen genauen Text der Bibel vor sich hat.
Zweitens muss man darauf achten, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen, nicht nur ein paar Lieblingsthemen. Das ganze Wort Gottes soll verkündigt werden. Einerseits durch Auslegung Vers für Vers, andererseits auch thematisch. Beides ist notwendig.
Man muss darauf achten, die richtige Betonung zu setzen, also das, was in der Schrift stark betont wird, auch stark zu betonen. Die Mitte der Heiligen Schrift ist Jesus Christus. In der Verkündigung muss Jesus Christus im Mittelpunkt bleiben. Man darf nicht auf Nebenfragen herumreiten.
Natürlich soll man auch keine neuen Offenbarungen verkündigen, die keine neuen sind. Das Wort Gottes ist bereits offenbart und abgeschlossen. Die Verkündigung soll nicht märchenhaft sein. Man muss zuverlässige Dinge sagen, keine unzuverlässigen oder ungeprüften Dinge weitergeben. Keine unbestätigten Geschichten erzählen, bei denen man nicht weiß, ob sie wirklich stimmen.
Es gilt, das Wahre zu verkündigen und nicht irgendwelche Spitzfindigkeiten. Das ist ein sehr großer Auftrag. Dabei braucht man die Barmherzigkeit Gottes und Ermutigung durch Gott, wie Timotheus hier durch Paulus ermutigt wird. Timotheus soll auch die anderen ermutigen.
Man muss auch schauen, wo man seinen Verwalterdienst ausführen kann – dort, wo der Herr die Tür öffnet. Man kann nicht geschlossene Türen einrennen, das geht nicht. Man muss dort den Dienst tun, wo der Herr die Tür öffnet.
Jeder Christ hat hier einen Auftrag. Der Lehrer noch mehr, aber grundsätzlich ist jeder Christ in gewissem Sinn ein Lehrer. Jeder Christ lehrt andere Menschen im Persönlichen. Im Timotheusbrief sind spezielle Lehrer angesprochen, die einen Lehrdienst ausüben, also regelmäßig oder immer wieder verkündigen. Diese sind hier besonders gemeint.
Grundsätzlich kann aber jeder Christ sich sagen lassen, dass er auch ein Verwalter der Wahrheit ist. Und dort, wo der Herr Gelegenheiten gibt und Türen öffnet, dort haben wir den Auftrag, dort dürfen und können wir tätig sein.
Praktisches Beispiel für das Verwalten der Wahrheit
Ich habe mich sehr gefreut. Normalerweise habe ich große Mühe, Menschen im Zug anzusprechen. Ich bin oft mit dem Zug unterwegs und frage mich dann: Wie kann ich an die Menschen herankommen? Im Zug ist es oft schwierig, weil viele Leute rundherum sind.
An diesem Tag hatte ich gebetet. Da war ein sympathischer Mann mit seinen Zwillingskindern. Er betete: „Herr, schenke mir einen Zugang.“ Dann setzte er sich zu mir, weil seine Söhne vorne sitzen wollten. Er fragte, ob er sich neben mich setzen dürfe, da der Platz frei war.
Ich betete: „Herr, jetzt schenke mir einen Zugang zu diesem Mann.“ Er erzählte mir viel von seinem Beruf und seinem Leben. Ich war ganz erstaunt. Da dachte ich: „Herr, ich höre jetzt schon eine Viertelstunde zu und komme selbst nicht richtig zu Wort. Gib mir eine Gelegenheit.“
Dann hat der Herr das ermöglicht. Ich erklärte ihm ein wenig, was ich hier tue. Er öffnete meinen Computer, und ich sagte: „Ich lese Ihnen jetzt einmal etwas aus dem Johannesevangelium vor.“ So las ich mit ihm Johannes Kapitel 1 und ein bisschen von Kapitel 2. Das beeindruckte ihn sehr.
Wir waren schon fast am Ziel, aber ich las noch schnell weiter. Es waren noch fünf Minuten bis zum Aussteigen. Als wir uns dann verabschiedeten, gab er mir seine Karte mit E-Mail-Adresse und so weiter. Ich gab ihm meine Karte.
Jetzt dachte ich mir, das mache ich jetzt: Ich schickte ihm eine E-Mail. Er sagte, er habe sich sehr über diese Möglichkeit gefreut. Ich überlegte, wie ich ihn ermutigen könnte, weiter im Johannesevangelium zu lesen. Deshalb schickte ich ihm elektronisch ein Neues Testament, damit er es weiterlesen kann.
Heute habe ich eine Antwort bekommen. Er bedankte sich herzlich und sagte, dass ihn das sehr freut. Er möchte unbedingt im Johannesevangelium weiterlesen.
Das ist auch eine Form, die Wahrheit zu verwalten oder die Wahrheit an den Mann zu bringen. Das beste Mittel ist direkt das Wort Gottes. Es war ein Einfall vom Herrn Jesus, ihm einfach etwas vorzulesen.
Das Ziel des Auftrags: Liebe als Frucht der Anweisung
In den Versen 5 bis 11 wird nun über das Ziel gesprochen, über das Ziel dieses Auftrags.
Was ist das Ziel der Anweisung? In Vers 5a heißt es, das Ziel der Anweisung ist Liebe. Um welche Anweisung geht es dabei? Wir haben zuvor gelesen, dass es die Anweisung ist, die Paulus dem Timotheus gegeben hat. Diese Anweisung bestand darin, dass Timotheus das, was Paulus gesagt hatte, weitergeben sollte. Und Paulus hatte das gesagt, was Christus gesagt hatte.
Die Anweisung ist also weiterhin der Auftrag, der Evangeliumsauftrag. Die Anweisung, die Timotheus erhält, ist der Evangeliumsauftrag.
Doch was ist nun das Ziel des Evangeliumsauftrags? Was ist das Ziel der Verkündigung? Das Ziel der Verkündigung ist Liebe, also dass Liebe hervorgebracht wird. Das bedeutet eine Charakterveränderung beim Hörer.
Fördert das, was ich tue und lehre, die Liebe bei mir selbst und bei anderen? Fördert es die Liebe zu Christus? Das Ziel ist immer die Liebe zu Christus.
Liebe zu Christus zeigt sich übrigens auch in der Liebe zum Bruder, doch zuerst steht die Liebe zu Christus im Vordergrund.
Das war schon immer so: Das Ziel war die Liebe. Im Paradies, im Garten Eden, gab es ein Gebot, einen Auftrag. Und das Ziel dieses Auftrags war, die Liebe zu prüfen. Die Frage lautete: Liebst du mich mehr oder liebst du die Schöpfung mehr als mich? Es ging also um die Liebe zu Gott.
Das Thema Liebe ist auch beim Gesetz zentral. Das Um und Auf im Gesetz, der Kern der zehn Gebote, ist die Liebe. Das ganze Gesetz kann man im ersten Gebot zusammenfassen: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, und zwar über alles, von ganzem Herzen.
Man kann das positiv formulieren, so wie hier, oder negativ, zum Beispiel: Du sollst keinen anderen Gott neben mir haben.
Wenn ich zu meiner Frau sagen würde: Du sollst keinen anderen Mann neben mir haben, wäre das das Gleiche, wie wenn ich sagen würde: Du sollst mich von ganzem Herzen lieben. Das eine ist positiv, das andere negativ formuliert. So ist es auch bei den zehn Geboten. Das erste Gebot fasst die zehn Gebote zusammen.
Und die Liebe war schon immer das Ziel im Evangelium. Das entspricht auch dem Wesen Gottes. Gott ist Liebe, und Gott will, dass diese Liebe hervorgebracht wird – die Liebe zu ihm.
Aus der Liebe zu Gott entsteht die Liebe zu anderen, zu den Geschwistern, und daraus wiederum die Liebe zu den Menschen, die noch nicht gerettet sind.
Das Ziel der Anweisung ist Liebe. Das ist der Ausweis dafür, ob jemand gerettet ist oder nicht. Hat er diese Liebe zu Gott oder nicht? Das ist das Entscheidende.
Die Beschaffenheit der Liebe: Reinheit, Gewissen und Echtheit
Und dann: Welche Art ist diese Liebe? Welche Art ist diese Liebe?
Liebe aus reinem Herzen heißt es hier. Das Herz ist das Innere des Menschen. Hier ist es natürlich ein Bild. Das Herz ist ein Bildwort für das Innere. So wie wir ein Herz haben, das man nicht sieht, weil es innen drinnen ist, so haben wir im Geistlichen auch ein Herz, das man nicht sieht, weil es im Zentrum drinnen ist. Das heißt, das Herz ist der innere Mensch.
Und da wiederum ist das Wichtigste vom inneren Menschen das Schaltzentrum, das ist das Denken. Im Herzen ist das Denken. Die Bibel sagt nicht, dass Denken und Herz zwei verschiedene Dinge sind, sondern im Herzen, im Inneren des Menschen, ist das Denken das Wichtigste. Da werden die aus dem Herzen herauskommenden Gedanken, sagte Herr Jesus.
Und dieses Herz, das heißt der innere Mensch, der muss rein sein, rein von Sünde, von Schuld. Durch die Wiedergeburt wurden unsere Herzen gereinigt, sagt schon Petrus in 1. Petrus 1,22. Durch die Wiedergeburt gereinigt zur Bruderliebe. Er hat unsere Herzen gereinigt zur Bruderliebe. Also diese Liebe ist eine aus reinem Herzen. Es geht also nur aus einem gereinigten Herzen heraus, rein aus reinem Herzen. Das heißt, es muss eine Liebe, eine echte Liebe sein. Eine Liebe, die aus einem reinen Herzen kommt, ist eine echte Liebe.
Das war 1. Petrus 1,22 über die Bruderliebe: Er hat uns gereinigt zur Bruderliebe. Ja, und der innere Mensch, 2. Korinther 4,16, und Markus 7,20: Aus dem Inneren, aus dem Herzen herauskommen die Gedanken (Markus 7,20). In dem Fall sind es böse Gedanken, aber auch gute Gedanken können da kommen, wenn die Quelle richtig stimmt.
Also, das ist das eine: Liebe aus reinem Herzen.
Das Zweite: Welche Art muss die Liebe sein? Aus gutem Gewissen. Aus gutem Gewissen.
Gewissen, im Griechischen ein Mitwissen. Gewissen hat jeder Mensch, das heißt Gewissen auf Deutsch, aber auf Griechisch heißt es ein Mitwissen. Das heißt, man weiß mit Gott mit, was in Ordnung ist und was nicht.
Das Gewissen, das Mitwissen, rührt sich dann, wenn wir sündigen. Das Werk des Gesetzes ist geschrieben in unserem Herzen drinnen, also im Inneren, und zwar ist es im Gewissen geschrieben. Das ist also auch im Inneren des Menschen. Das Gewissen ist im Inneren des Menschen drinnen und es mahnt dann, wenn wir entweder das Gute unterlassen oder wenn wir das Böse tun. Dann mahnt es uns, dass wir das Gute tun und das Böse unterlassen.
Ein gutes Gewissen ist ein unverletztes Gewissen, das heißt eines, das richtig funktioniert.
Das Gewissen muss ja auch ein bisschen geprägt werden, gepolt werden, wie ein Kompass. Es muss richtig eingestellt werden, und das geschieht durch das Wort Gottes. Das Gewissen wird sensibel, wenn man es mit dem Wort Gottes, wenn man das Herz, das Innere des Menschen, mit dem Wort Gottes füllt und vom Wort Gottes her prägt. Dann wird unser Gewissen richtig melden.
Wenn wir falsch gelehrt werden, wird das Gewissen falsch melden. Also wenn jemand sagt, wenn hier jemand gelehrt wird: „Du musst jeden Karfreitag kein Fleisch essen“, und man isst dann am Karfreitag Fleisch, dann meldet das Gewissen. Man darf aber nicht gegen das Gewissen handeln.
Man muss das Gewissen eben richtig trainieren, richtig einstellen, dass es sensibel wird und dass es geübt wird. Ein geübtes Gewissen brauchen wir.
Das sind Stellen, die vorkommen im Hebräerbrief Kapitel 5 und im Römerbrief Kapitel 2, Verse 14 und 15, wo vom Gewissen die Rede ist.
Ja, also eine Liebe aus gutem Gewissen heraus heißt, dass die Liebe echt ist und das Gewissen nicht dagegen spricht. Eine Liebe, die ungehindert und unbefangen Gott in die Augen schauen kann und den Menschen in die Augen schauen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Das Dritte, was gesagt wird, ist eine Liebe aus ungeheucheltem Glauben.
Ja, was ist ein ungeheuchelter Glaube? Ein ungeheuchelter Glaube ist kein Schauspielglaube. Bei den Griechen ist der Schauspieler der Heuchler. Also bei den Griechen im Theater, wenn man da spielt, dann ist der Schauspieler der Heuchler, der etwas vorspielt, eine Rolle, die er natürlich nicht selber ist, aber er spielt diese Rolle. Man ist ein Schauspieler, man spielt schauspielernd, wie wir sagen. Das heißt, er ist nicht wahr, er ist nicht echt.
Ein ungeheuchelter Glaube ist ein Vertrauen, das echt ist, das nicht vorgespielt wird. Ein Vertrauen, ein Glaube – man bekennt ja seinen Glauben, Glauben tun wir bekennen. Und wenn wir einen Glauben bekennen, dann muss das aber echt sein, dann muss das übereinstimmen.
Und die Liebe aus einem ungeheuchelten Glauben, das heißt eine Liebe, die aus diesem echten Vertrauen zu Gott herauskommt, aus dem ungespielten Vertrauen, echtem Vertrauen, durch und durch echt, das Vertrauen. Und aus diesem Vertrauen heraus erwächst eine Liebe. Die Liebe soll aus diesem Vertrauen herauskommen, das soll auch erkennbar sein, feststellbar sein.
Falsche Lehre erzeugt Heuchler und erzeugt geheuchelten Glauben, und richtige Lehre deckt auf und führt zur Echtheit hin.
Liebe aus ungeheucheltem Glauben, also diese drei Dinge: Liebe aus reinem Herzen, reinem Inneren, aus gutem Gewissen und aus einem ungeheuchelten Vertrauen.
Wir sehen hier, dass die Liebe Frucht von Vertrauen ist. Liebe fließt aus dem Vertrauen zu Gott heraus. Zuerst ist also das Vertrauen, dann kommt die Liebe als Frucht.
Die Folgen falscher Lehre und die richtige Haltung zum Gesetz
Ja, und jetzt müssen wir weitergehen. Vers 6: Wie darf man jetzt nicht lehren, wenn man dieses Ziel erreichen will, diese Liebe, diese echte Liebe erreichen will? Wie darf man nicht lehren?
In Vers 6 heißt es: Von diesen Dingen oder von welchen Dingen sich etliche abgewandt haben, da sie das Ziel verfehlten. Im Griechischen steckt hier das Wort, das ausdrückt, dass man das Ziel verfehlt. Diese etlichen Leute haben deshalb das Ziel verfehlt oder zuerst das Ziel verfehlt. Sie sind in die falsche Richtung gegangen und haben sich dann abgewandt von diesem Ziel der Liebe. Sie haben sich weggewandt, sie verfehlen das Ziel, sie irren ab vom Ziel.
Was war das Ziel? Das Ziel war die Liebe, echte Liebe, Lebenspraxis, Liebe zu Gott und Liebe zu den Menschen.
Wie darf man jetzt nicht lehren, wenn man dieses Ziel erreichen will? Dann darf man sich nicht von dieser Liebe wegwenden lassen, von dem reinen Herzen, von dem guten Gewissen und dem ungeheuchelten Glauben. Von welchen Dingen sich etliche, da sie das Ziel verfehlten, wegwandten oder abwandten, zum nichtigen Worte machen.
Also man wendet sich ab von dem einen und man wendet sich zu etwas anderem. Wohin man sich zuwendet, ist „nichtiges Worte machen“, also eigentlich gehaltlose Worte, leere Worte.
Entweder wird deine Lehre auf Christusähnlichkeit hin zielen und auf die Liebe zu Christus, oder du wirst leere Worte machen als Verkündiger.
Und da gab es welche, die leeres Geschwätz redeten, die leere Worte machten, während sie verkündigten. Es gab solche, die etwas Falsches redeten und die Leute in die Irre führten. Timotheus muss das gesagt werden: Pass auf und achte auf solche und korrigiere sie.
Paulus redet aber noch weiter. Er sagt, sie wollen Gesetzeslehrer sein.
Dass sie Gesetzeslehrer sein wollen, ist nicht falsch. Es ist ja gut, dass sie Gesetzeslehrer sein wollen. Das Anliegen ist, Gottes Gesetz soll gelehrt werden.
Aber diese Leute haben das Ziel verfehlt, und das Ziel war die Liebe zu Christus und die Liebe zu den Christen. Das haben sie verfehlt. Deshalb ist ihre eigene Lehre jetzt zu einer leeren Lehre geworden, einer Lehre mit zwei E.
Sie begreifen nicht, was sie sagen, noch das, worüber sie so sichere Behauptungen machen. Sie verstehen nicht das eigentliche Wesen des Gesetzes.
Sie wollen ja das Gesetz lehren, wie gesagt, sie wollen Gesetzeslehrer sein. Aber sie begreifen nicht das Gesetz. Sie verstehen nicht das eigentliche Wesen des Gesetzes, wohin das Gesetz führen soll, das Ziel des Gesetzes.
Das Gesetz wird zusammengeführt, fast in einem Wort: Liebe, Liebe zu Gott.
Sie wollen Gesetzeslehrer sein, aber dadurch, dass sie nicht die Liebe zu Gott als Ziel vor Augen haben, verwenden sie es jetzt falsch.
Sie verstehen nicht das Wesen des Gesetzes, das es zu Jesus Christus hinführt und zur Liebe zu Christus.
Wenn man sich von dieser Liebe, von Christus Liebe und Gottes Liebe abwendet, dann kommt man ins Wanken. Dann wird das Ganze leer.
Der richtige Gebrauch des Gesetzes und die Zielgruppe
Wie müssen wir also lehren, um das Ziel zu erreichen? Vers 8 bis 11 geben darauf eine Antwort.
Zunächst stellt sich die Frage: Wie lange geht die Stunde? Bis zehn, danke.
Was muss geschehen, wenn die Liebe als Ziel unserer Arbeit, unserer Verkündigung, unseres Redens und Lehrens im Mittelpunkt stehen soll? Wie müssen wir lernen, damit wir dieses Ziel erreichen?
Der Text spricht weiter über das Gesetz. Er sagt, das Gesetz kann man richtig verwenden. Es gibt zwar eine falsche Verwendung, wie bei jenen, die Gesetzeslehrer sein wollen, aber das Gesetz kann auch richtig angewendet werden.
Wir wollen das Gesetz als solches nicht außer Acht lassen, denn es ist das Wort Gottes. Im engeren Sinn meint man damit das mosaische Gesetz, und noch enger die zehn Gebote.
Wir wissen, dass das Gesetz trefflich ist – also gut, trefflich hier im Sinne von schön, vorzüglich. Das griechische Wort bedeutet schön, vorzüglich, trefflich. Das Gesetz ist wirklich etwas Gutes.
Es ist gut, weil es die Unbekehrten zur Sündenerkenntnis bringen kann. Es zeigt, was Gott gefällt und was nicht. Das Gesetz als solches ist heilig, gerecht und gut.
Das Gesetz ist trefflich, wenn es richtig gebraucht wird, so wie es dem Gesetz entspricht. Wir müssen das Gesetz also so gebrauchen, wie es dem Gesetz entspricht.
Die Frage ist: Wie ist das Gesetz zu gebrauchen? Wie entspricht es dem Gesetz? Was ist der Zweck des Gesetzes?
In Vers 9 heißt es, dass das Gesetz nicht für einen Gerechten bestimmt ist. Was bedeutet das?
Wenn jemand in Christus gerecht geworden ist, durch die Gnade Gottes gerecht gesprochen, dann ist das Gesetz nicht sein Lebensraum. Dann ist Christus unser Lebensraum. Das ist ein Unterschied.
Das Gesetz soll zu Christus hinführen. Wenn ich gerecht gesprochen bin aus Glauben, durch Christus, durch das Evangelium, dann ist Christus mein Leben – nicht das Gesetz.
Das Gesetz führt zu Christus hin, es ist nicht unser Lebensraum. Ein Fisch hat als Lebensraum das Wasser. Der Christ hat einen Lebensraum, der nicht das Gesetz ist, sondern der Geist, der Geist Christi.
Davon ist in Römer 7 und Römer 8 die Rede. Das Gesetz kann uns als Gerechte nicht mehr verdammen. So heißt es in Römer 8, Vers 1: „So ist nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“
Das Gesetz ist nicht unser Lebensraum, es ist nicht unser Leben. Wir sind unter der Gnade, das heißt unter Christus, unter der Gnade, die Christus uns gebracht hat, nicht unter dem Gesetz.
Wir sind nicht unter Mose, nicht Mose ist unser Regent oder König, sondern Christus ist unser König und Helfer zugleich.
Also, wissend, dass das Gesetz nicht für einen Gerechten bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Widerspenstige, Ehrfurchtslose und Sünder, Verkehrte und solche, denen nichts heilig ist –
„Vaterschläger und Mutterschläger, Mörder, Unzüchtige, Menschenhändler, Lügner, Meineidige und solche, die sonst etwas tun, was im Widerspruch steht“ – so beschreibt der Text die Menschen, für die das Gesetz gilt.
Das Gesetz muss gesetzlosen Menschen verkündigt werden, heute wichtiger denn je. Zur Evangeliumsverkündigung gehört, dass wir Gottes Gesetz den Menschen verkündigen.
Wenn wir jemandem nicht erklären, was Unzucht ist, weiß er nicht, dass er ein Sünder ist, wenn er mit seiner Freundin zusammenlebt. Wir müssen das Gesetz predigen, denn viele Menschen haben keine Ahnung vom Gesetz Gottes.
Dass Homosexualität Sünde ist, muss heute zum Beispiel verkündigt werden. Hier beginnt es, damit der Heilige Geist Sündern ihre Schuld aufzeigen kann.
Einige Begriffe werden genannt: Widerspenstige sind Menschen, die sich nicht bändigen lassen. Seit dem Sündenfall ist jeder Mensch ein Widerspenstiger, der sich nicht unter Gottes Herrschaft bringen lässt.
Ehrfurchtslose ist das nächste Wort. In vielen Bibelübersetzungen steht hier „Gottlose“, aber streng genommen steht das Wort nicht im Text.
Das griechische Wort setzt sich zusammen aus „a-“ (nicht) und „sebomai“ (verehren). Es meint Menschen, die Gott nicht verehren – Ehrfurchtslose.
Sünder sind sonstige Sünder, also allgemein Menschen, die sündigen.
Das nächste Wort heißt „Profane“, also solche, denen nichts heilig ist. Sie sagen: Es ist alles egal, alles gleichgültig. Sie haben keine echten Werte und Normen.
Für sie gibt es keinen Unterschied zwischen göttlich und nicht göttlich.
Das nächste Wort ist ähnlich: unheilige oder verkehrte Menschen, Profane, also weltlich, unheilig und profan.
Dann folgen Vaterschläger und Mutterschläger – Menschen, die keinen Respekt mehr vor ihren Eltern haben.
Mörder und Unzüchtige werden genannt. Unzucht ist das allgemeine Wort für jeglichen unerlaubten geschlechtlichen Umgang.
Ein spezieller Fall wird hervorgehoben: Homosexuelle. Im Griechischen heißt das „solche, die mit Männern schlafen“, also Männer, die mit Männern schlafen oder bei ihnen liegen.
Das nächste Wort bezeichnet Menschenhändler, also solche, die andere in Knechtschaft führen. Wörtlich heißt es, Menschen unterjochen oder zu Füßen bringen.
Das kann zum Beispiel Menschen meinen, die andere zur Prostitution zwingen.
Und schließlich werden solche genannt, die sonst etwas tun, was im Widerspruch zur gesunden Lehre steht.
Das Maß ist die gesunde Lehre. Die gesunde Lehre ist genau das, was vorher gesagt wurde: das göttliche Gesetz, das das Ziel der Liebe hat.
Man muss den Menschen zeigen, wo sie stehen, denn anders geht es nicht. Das Gesetz wird hier verwendet, um den Menschen ihre Sünde aufzuzeigen.
Das Gesetz führt auf diese Weise zu Jesus Christus hin, weil der Mensch weiß: Ohne Christus kann ich nicht bestehen.
Der Maßstab ist die gesunde Lehre.
Nach der guten Botschaft der Herrlichkeit des seligen Gottes, mit der ich betraut worden bin – also entsprechend der guten Botschaft, dem Evangelium – verkündet er hier das Gesetz, damit man zu Christus hingeführt wird.
Er sagt, das gehört zum Evangelium.
Man muss das Gesetz verkündigen, um die Menschen zu Christus zu bringen.
Man darf mit dem Gesetz nicht unentsprechend dem Evangelium umgehen. Man bleibt nicht allein beim Gesetz stehen, das ist klar.
Umgang mit Fragen zur Sünde und die Rolle der Schrift
Sind zu diesen Versen bis Vers 11 noch Fragen offen? Es ist wichtig klarzumachen, dass jemand in Sünde lebt, wenn er die Bibel nicht als Maßstab nimmt. Zum Beispiel jemand, der in Sünde lebt und sagt, er habe nicht das deutsche Recht zu achten. Wie kann man ihm dann klarmachen, dass er trotzdem in Sünde lebt?
Die Frage lautet also: Wie kann man jemandem deutlich machen, dass er in Sünde lebt, wenn er das Gesetz, also die Bibel als Gottes Wort, nicht achtet? Es gibt nur einen Weg: die Schrift zu zitieren und zu verwenden. Warum? Weil der Heilige Geist die Schrift benutzt. Außerdem kommt das eigene Zeugnis hinzu. Wir bezeugen den Auferstandenen und verkündigen Jesus Christus beziehungsweise das Wort Gottes, wie es die Bibel sagt.
Wir haben kein anderes Mittel. Wir können keine andere, höhere Autorität anführen, die wir dann vorzeigen könnten. Es geht nur auf diesem Weg: Zeugen bezeugen, und aus den Zeugnissen die Wahrheit erkennen und sagen: Das ist die Wahrheit, weil die Schrift es so sagt, weil Gott es so sagt.
Wir müssen damit rechnen, dass jeder Mensch ein Gewissen hat, in dem irgendwo etwas mitschwingt. Natürlich ist die Frage, aus welcher Richtung jemand kommt. Der eine braucht vielleicht Fakten. Dann kann man mit ihm über Fakten sprechen, zum Beispiel über die Auferstehung.
Man kann ihm die Fakten der Auferstehung darlegen und zeigen: Es gibt ja nur drei Möglichkeiten. Entweder war Jesus Christus ein Heuchler, ein Irreführer, der die Menschen bewusst in die Irre geführt hat. Oder er war geistig nicht zuverlässig, das heißt, er war irgendwie nicht richtig im Geist, also gehörte ins Irrenhaus oder sonst irgendwo hin. Oder er ist die Wahrheit.
Es gibt keine dritte Möglichkeit. Darüber muss man mit ihm diskutieren. Dann kann man zitieren, was Jesus sagt. Sind das die Worte eines dämonisch Besessenen oder eines Wahnsinnigen? Oder sind es die Worte eines Heuchlers, eines Verführers? Die dritte Möglichkeit ist die einzige, die übrig bleibt.
Auf dieser Ebene kann man mit ihm über Fakten sprechen und zeigen: Es gibt eine Auferstehung. Es gibt keine andere Möglichkeit. Das sind die Fakten: das leere Grab und so weiter. Der Leichnam konnte nicht gestohlen werden, und zwar aus dem und dem Grund.
Es gibt auch Bücher darüber, zum Beispiel von Josh McDowell über die Auferstehung Jesu Christi. Das finde ich eine große Hilfe für Intellektuelle. Ihnen kann man auf diesem Gebiet helfen. Anderen Menschen muss man anders begegnen und schauen, wie man mit ihnen spricht.
Letztlich ist unsere Aufgabe, zu bezeugen, dass Jesus Christus auferstanden ist. Das haben wir selbst erlebt. Dann zitieren wir wieder die Schrift. Ich habe keinen anderen Weg.
Wenn ich jemandem sage, ich akzeptiere das deutsche Recht nicht, kann ich ihm nicht sagen, dass er das deutsche Recht doch achten muss. Sünde ist er ungeachtet dessen vor Gott. Und genauso ist der Maßstab, wie wir es mit dem anderen Maßstab haben. Es gibt keinen anderen. Ich kann nur diesen Maßstab verwenden, der gegeben ist.
Was ist unser Auftrag? Unser Auftrag ist, Christus zu verkündigen und zu bezeugen, ja, die Auferstehung zu bezeugen. Der Heilige Geist zeugt mit uns, während wir zeugen. Er ist auch ein Zeuge. Dann müssen wir einfach darauf vertrauen, dass der Heilige Geist wirkt.
Der Heilige Geist kann auch nicht mehr tun. Wenn der Mensch sich nicht überführen lassen will, dann geht nichts. Ich habe mal jemanden gefragt: Wenn ich dir jetzt beweisen könnte, dass Jesus Christus die Wahrheit ist und auferstanden ist, wärst du bereit, ihm dein Leben zu geben? Er sagte nein.
Dann liegt das Problem woanders, nicht intellektuell. Bei ihm ist das Problem, dass er niemanden über sich herrschen lassen will. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Paulus’ persönliches Zeugnis und Gottes Wirken in seinem Leben
Paulus zeigt Timotheus hier seinen Auftrag auf. Wenn wir zurückgehen, spricht er zuerst vom Inhalt und dann vom Ziel dieses Auftrags. Jetzt fügt Paulus einen Abschnitt ein, in dem er die Echtheit und Wirklichkeit dieser Botschaft in seinem eigenen Leben bezeugt. Er beschreibt, wie er das erlebt hat. Das ist keine Lehre, sondern ein Zeugnis.
Zunächst drückt Paulus seine Dankbarkeit aus. Er ist dankbar dem, der ihn innerlich kräftigte: Christus Jesus, unserem Herrn. Dieser Herr fordert nicht nur, wie es das Gesetz tut, sondern verleiht Kraft – und zwar innerlich, so steht es im Griechischen. Die Kraft ist nicht einfach äußerlich oder allgemein, sondern innerlich wirksam.
Wofür ist Paulus dankbar? Für diese Kraft und für das Anvertrauen des Dienstes. Er ist dankbar, dass man ihn für treu erachtet und in den Dienst stellte. Paulus hat eine Botschaft erhalten, Gott hat sie ihm anvertraut. Aber nicht nur das: Gott gab ihm auch Kraft. Und nicht nur Kraft, sondern er hat ihn auch als treu angesehen und in den Dienst gestellt. Er wurde ganz konkret in den Dienst gerufen.
In Vers 13 sagt Paulus: „Der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und übermütiger Gewalttäter war, mir wurde jedoch Barmherzigkeit zuteil.“ Die Reihenfolge war etwa so: Zuerst war Paulus ein Lästerer, unwissend und im Unglauben. Zweitens bekehrte er sich zu Jesus Christus als Herrn, der ihm Barmherzigkeit erwies. Es geht immer von Gott aus; Gott ist der Erste, der an uns wirkt. Aufgrund der Barmherzigkeit, die Gott ihm zeigte, arbeitete Gott an seinem Herzen. Paulus reagierte darauf und bekehrte sich.
Drittens stärkte Christus ihn, und Paulus begann, in Damaskus Zeugnis abzulegen und zu verkündigen. Viertens erachtete Jesus Christus ihn als treu und bereitete ihn vor. Als Vorbereitung nahm der Herr ihn für einige Jahre beiseite und rüstete ihn aus. Fünftens stellte Gott ihn in den Dienst. Wie? Indem er ihn zu einem Mann namens Barnabas schickte, der ihm half. Durch die Unterstützung von Barnabas wurde Paulus in den Dienst eingeführt.
Diese fünf Punkte lassen sich so zusammenfassen: Erst war Paulus ein Lästerer, dann bekehrte er sich aufgrund der Barmherzigkeit Gottes. Übrigens war die Bekehrung nicht nur Gottes Werk. Gott wirkte daran, aber Paulus musste selbst antworten. Gott rief ihn, offenbarte sich ihm in seiner Barmherzigkeit, und Paulus musste den Schritt gehen, Christus sein Leben zu geben. Gott rief, Paulus antwortete.
Dann stärkte Christus ihn, und Paulus legte Zeugnis ab. Der Herr erachtete ihn als treu, bereitete ihn vor und stellte ihn in den Dienst. Dabei verwendete Gott auch Menschen wie Barnabas, die ihn ausrüsteten.
So ist es auch bei uns: Gott schaut, ob wir treu sind. Wir haben uns durch Gottes Barmherzigkeit bekehrt, und nun prüft er unsere Treue. Stellt er fest, dass wir treu sind, stellt er uns in einen speziellen Dienst und sagt: „Jetzt setze ich dich dort ein.“ Dann führt er uns weiter. Sind wir untreu, kann der Herr uns den Dienst wieder entziehen. Doch wir können Buße tun, es gibt Wiederherstellung, und wir können erneut verwendet werden. Das geschieht manchmal mehrfach.
Der Wunsch, Gott zu dienen, ist nicht von uns selbst gekommen. Er hat ihn in uns gelegt – so war es auch bei Paulus. Er sagt: „Der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und übermütiger Gewalttätiger war, mir wurde jedoch Barmherzigkeit zuteil, weil ich es unwissend im Unglauben tat.“ Warum erbarmte sich Gott seiner? Weil Paulus blind war. Was er tat, geschah aus Eifer für Gott.
In seiner Barmherzigkeit rief Gott ihn, half ihm und offenbarte sich ihm. Paulus durfte sich bekehren, und er konnte es auch. Dann führte Gott ihn weiter. Natürlich wusste Gott schon vorher, wie Paulus sich entscheiden würde. Deshalb sagte er auch zu Ananias: „Dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug.“ Ein auserwähltes Werkzeug – das bedeutet, Paulus war ein besonders erlesenes Werkzeug.
Bei den Juden gab es Soldaten, die als erlesen galten – besonders gute Krieger. So war Paulus ein erlesenes Werkzeug. Gott sah und wusste, wer Paulus werden würde. Aber man darf nicht so weit gehen zu sagen, Gott habe alles gemacht und Paulus nichts. Das wäre zu viel. Gott hat viel im Leben von Paulus gewirkt, fast alles, aber nicht alles.
Paulus musste seine Schuld erkennen und sich bekehren – es geht nicht anders. Danach erwählte Gott ihn für einen besonderen Dienst. Schon von Mutterleib an, denn Gott hatte es vorausgesehen.
Die Gnade Gottes und die Rolle von Glauben und Liebe
Vers 14: Über die Maßen groß wurde aber die Gnade unseres Herrn, also über die Maßen groß, sehr, sehr groß wurde die Gnade unseres Herrn mit Glauben und mit Liebe, die in Jesus Christus ist.
Mit Glauben, mit Vertrauen – Vertrauen ist etwas, das der Mensch tut. Vertrauen ist ein Gebot. Vertrauen ist nicht etwas, das Gott in uns tut, sondern Vertrauen ist das, was der Mensch tut. Nachdem Paulus vom Herrn Jesus ergriffen wurde, hat Paulus geglaubt. Das sagt er ja auch selbst, dass er geglaubt hat. Paulus hat geglaubt. Dieses Vertrauen, das er da ausgeübt hat, mit diesem Glauben wurde die Gnade des Herrn Jesus in seinem Leben über die Maßen groß.
Einerseits hat Paulus etwas gemacht: Er hat geglaubt. Paulus sagt jetzt, die Gnade wurde groß, zusammen mit dem Glauben, also mit dem Glauben – nämlich dem Glauben des Paulus. Wo ein Mensch dem Herrn vertraut, dort kann die Gnade groß werden. Wenn ein Mensch dem Herrn nicht vertraut, dann kann die Gnade nicht groß werden. Das geht nicht, weil Gott sich an seine Gesetze und Regeln hält.
Wenn ein Christ, wie Paulus hier, dem Herrn vertraut, kann die Gnade sehr, sehr groß werden, und sie wurde sehr, sehr groß – mit Glauben und mit Liebe. Mit Liebe, aber mit einer Liebe, die in Jesus Christus ist. Das ist eine Liebe, die nicht in Paulus ist. Hier haben wir etwas, das Jesus Christus tut, nämlich Liebe – eine Liebe, die in Christus ist. Aber der Glaube ist nicht in Christus.
Bitte achten wir darauf: Ich weiß nicht, wie es in Ihrer Übersetzung steht – „über die Maßen groß wurde die Gnade unseres Herrn mit Glauben und mit Liebe, die in Jesus Christus sind“ – das darf nicht so stehen. Dort steht bei jemandem „sind“, das dürfte nicht stehen, also da muss korrigiert werden. Ist das die Schlacht? Nein, nicht die Schlacht. Jetzt schaue ich gerade, wie die Elberfelder sich im Jahr 2006 entschieden haben. Oder hat jemand sie? Das ist Vers 13, oder wo ist es? 14. Elberfelder 2006 hat auch noch „sind“ in Klammern stehen, schade.
Im Griechischen haben wir: Da steht „die Gnade unseres Herrn mit Glauben und Liebe“ und dann steht ein Artikel mit „Glauben und Liebe“, und dann steht ein Artikel im Singular, also in der Einzahl. Angeglichen natürlich an das gerade vorherstehende Wort. Allerdings ist Glaube Femininum und Liebe Femininum, also mit dem Genus kann man nichts machen. Aber die Tatsache, dass der Artikel gleich hier genannt wird – Glaube und Liebe –, welcher, es ist eine Einzahl. Wenn er beide meint, müsste er hier eine Mehrzahl irgendwie andeuten, aber es wird gar keine Mehrzahl angedeutet.
Es wäre auch theologisch nicht ganz richtig, denn der Glaube ist nicht in Christus. Die Schrift lehrt nicht, dass der Glaube, den wir haben, in Christus ist. Es gibt keine Stelle, die das sagt, dass unser Glaube in Christus ist. Wir vertrauen auf Christus, ja, natürlich, das ist unsere Richtung, wohin wir glauben, aber nicht, dass der Glaube die Quelle des Glaubens ist, in Christus. So sagt die Bibel nicht.
Also nicht „sind“, sondern „ist“: Glaube, mit Liebe, die in Jesus Christus ist. Also nur das Letzte, die Liebe – die ist eine Liebe, die in Jesus Christus ist und die uns in Jesus Christus gezeigt wird und offenbar wird. Das Vertrauen muss ich ausüben. Die Liebe aber ist nicht in mir, in meinem Fleisch, da ist nichts Gutes. Die Liebe ist in Jesus Christus.
Wenn ich glaube, dann kann sich diese Liebe mir erschließen. Dann kann diese Liebe mir groß werden, dann kann diese Liebe mir zugänglich gemacht werden – die Liebe, die in Jesus Christus ist, die Liebe Christi. Aber die Bedingung dafür, dass ich Jesus Christus liebe, dass sie zugänglich wird für mich, ist der Glaube. Das lehrt die Schrift an vielen Stellen. Die Bedingung für die Liebe Gottes, damit ich sie jetzt erfahre, ist der Glaube. Es geht nicht anders.
Also: Über die Maßen groß wurde aber die Gnade unseres Herrn mit Liebe, die in Jesus Christus ist. Ich habe hier aufgeschrieben: In Verbindung mit dieser Gnade kam Christi Liebe ins Herz des Paulus. Das heißt, Jesus Christus offenbarte ihm Liebe. Und wo jetzt Vertrauen ist, kann auch durch die Gnade diese Liebe Christi im Leben des Christen tätig werden. Überall, wo Vertrauen ist, kann durch die Gnade diese Liebe tätig werden.
Galater 5,6 habe ich hier als Parallelstelle: In Christus vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern der Glaube, der durch Liebe wirkt. Dann wird nämlich die Liebe wirksam, sodass ich sie erstens einmal erfahre und zweitens dann ausüben kann. Dann wird die Liebe eine Frucht, die aus dem Glauben hervorgeht. Liebe ist eine Frucht des Glaubens.
Ich weiß nicht, ob Sie da einverstanden sind mit dem, was ich jetzt gesagt habe. Es ist ein schwieriger Satz, aber es geht gar nicht anders. Ich kann nur das meinen. Er sagt: Über die Maßen groß wurde die Gnade unseres Herrn also mit Vertrauen. Die Gnade wird nur durch das und mit dem Vertrauen groß, kann nur mit dem Vertrauen groß werden – in Paulus und in uns. Und zusammen mit Liebe, die in Jesus Christus ist.
Die Zuverlässigkeit des Wortes und der Auftrag zur Verkündigung
Treu ist das Wort – treu, glaubwürdig und zuverlässig. Das Wort bedeutet einfach, dass es verlässlich ist.
Es ist glaubwürdig und allemal annehmbar, dass Jesus Christus in die Welt kam, um Sünder zu retten – und dass ich dabei der Erste bin.
Dieses Wort ist wirklich zuverlässig und kann nicht täuschen. Es ist wert, angenommen zu werden: nämlich das Wort, dass Christus in die Welt kam, um Sünder zu erretten, von denen ich der Erste bin.
Hier wollen wir morgen weitermachen. Das ist ein guter Abschluss für jetzt.
