Der Ackersmann als Beispiel für treue Arbeit im Reich Gottes
Das nächste Beispiel ist der Ackersmann, der Bauer, der schwer arbeitende Ackersmann. Das griechische Wort bedeutet hier „schwer arbeiten“. Es soll der Ackersmann, der arbeitet und sich müht, zuerst einen Anteil an den Früchten erhalten.
Der Ackersmann bekommt Lohn aus seiner Arbeit. Es ist das Vorrecht des Reichgottesarbeiters, dass er Genuss aus seiner Arbeit hat. Er bereitet die Speisen vor und genießt bereits während der Vorbereitung den besten Anteil. Meistens ist er der Erste, der genießen kann.
Die Freude eines Menschen, der für den Herrn Jesus arbeitet, ist schon auf dieser Erde sehr groß – nicht erst im Himmel. Das Wort ist süß im Munde. Es lohnt sich, sich in dieser Hinsicht abzumühen.
Aus allen drei Beispielen, aus allen drei Illustrationen, geht klar hervor: Es kostet etwas. Timotheus soll sich dessen bewusst sein. Hier spricht ein Missionar zu einem anderen Missionar: Sei dir bewusst, es kostet etwas.
Vers 4 betont den Gehorsam, Vers 5 die Treue gegenüber Richtlinien, und Vers 6 die Mühe sowie den Genuss, den man daraus hat. Gehorsam, Treue, Anstrengung, Mühe, fleißige Arbeit und der Genuss davon – das sind die zentralen Punkte.
Erinnerungen an die wesentlichen Wahrheiten für Timotheus
In den Versen 7 bis 13 finden wir Dinge, die Timotheus im Gedächtnis behalten soll. Zuerst soll er die Worte des Apostels bedenken, Vers 7: „Bedenke, was ich sage.“ Timotheus soll sich Zeit nehmen, über das nachzudenken, was Paulus ihm sagt, was er schon gesagt hat und auch, was er hier geschrieben hat. „Bedenke, was ich sage, der Herr gebe dir denn ein Verstehen in allem.“ Nicht alles ist sofort offensichtlich; man muss nachdenken. Manchmal denkt man, etwas sei klar, und wenn man dann genauer darüber nachdenkt, merkt man, dass es nicht ganz klar war. So wird es klarer. Das bedeutet, Timotheus soll sich Zeit zum Nachdenken nehmen. Ein Arbeiter im Reich Gottes muss Zeit haben. Es ist nicht so, dass er ständig in Aktion sein muss. Er braucht Zeit zum Nachdenken und Beten. Beten und Nachdenken gehen Hand in Hand.
Als Zweites, in Vers 8, soll er Jesus Christus im Gedächtnis behalten, eine Person. Zuerst soll er die Worte Paulus bedenken, dann soll er Jesus Christus im Gedächtnis behalten. Was meint Paulus damit? Es geht um das Vorbild Jesu Christi. Er ist der, der aus dem Samen Davids verheißen wurde, der auf dem Weg der Verheißung gekommen ist. Er ist gekommen, gestorben, auferstanden und muss im Gedächtnis bleiben. Timotheus soll sich nicht nur auf die Arbeit konzentrieren, sondern auf den Sohn Davids, der von den Toten erweckt wurde, den Auferstandenen. Das Evangelium hängt mit der Auferstehung Jesu Christi zusammen. Er verkündet nicht einfach eine Lehre, sondern eine Person, die er im frischen Gedächtnis behalten soll. Durch ihn hat er das Leben; in ihm ist das Leben, und er ist der Retter der Welt. Jesus Christus, erweckt aus den Toten, ist im Gedächtnis zu behalten.
Drittens, gemäß meiner guten Botschaft, das ist das Evangelium, die Botschaft des Apostels Paulus. Es war nicht das Evangelium des Timotheus, sondern das Evangelium des Paulus. Warum? Timotheus hat das Evangelium nicht direkt von Gott empfangen, sondern Paulus hat es von Gott bekommen. Paulus erhielt die Offenbarung von Gott, was er lehren soll, wie im Galaterbrief Kapitel 1 beschrieben. Es ist immer noch das Evangelium von Paulus, das ihm von Gott anvertraut und offenbart wurde. Timotheus hat es von Paulus weitergegeben bekommen, und wir haben es aus der Schrift erhalten. Wir sagen nicht, es sei unser Evangelium, sondern das Evangelium Gottes, wenn wir weiter zurückgehen. Paulus hat es persönlich von Christus erhalten.
Vers 9: „Gemäß meiner guten Botschaft, in der ich Übles erleide, bis zu Fesseln wie ein Verbrecher.“ Paulus war bereit zu leiden. Das, was er Timotheus in Vers 3 gesagt hat, „Erleide du das Üble“, hat Paulus selbst getan: „Ich habe Übles erlitten, bis zu Fesseln wie ein Verbrecher.“ Timotheus soll daran denken, was Paulus durchmacht, und auch bereit sein, wenn nötig, Ähnliches zu erleiden. Klammer auf: Das Wort Gottes ist jedoch nicht gefesselt. Paulus darf weiterhin Zeugnis ablegen. Selbst wenn Paulus ausgeschaltet wäre, wird das Wort Gottes weiterwirken. Es ist nicht abhängig von uns. Es wird nie geschehen, dass alle Zeugen Jesu Christi mundtot gemacht werden. Gott sorgt dafür, dass das Zeugnis Gottes auf der Erde erhalten bleibt und immer Zeugen da sind. Er hat dafür gesorgt, dass Paulus und andere es niedergeschrieben haben, sodass wir es heute schriftlich haben. Die Bibel wird nicht verschwinden. Es ist gut, wenn wir uns um einen zuverlässigen Text bemühen. Manche haben Sorge wegen vieler neuer Übersetzungen. Als Bibelübersetzer bin ich betroffen, aber es ist gut, wenn wir gründlich gute Übersetzungen vergleichen können. Wir brauchen das, vor allem, wenn wir genau arbeiten wollen. Wir dürfen uns nicht auf die Arbeit anderer ausruhen, sondern sind aufgerufen, weiterzuarbeiten. Die Sache ist zu wichtig.
Manche sagen, es gibt wichtigere Dinge als Bibelübersetzung. Das mag sein, aber es geht nicht darum, Dinge gegeneinander auszuspielen. Evangelisation ist wichtig, Bibelübersetzung ebenso, und andere Dienste auch. Der Dienst am Wort ist der wichtigste Dienst überhaupt. Wenn das Wort Gottes nicht mehr da ist, ist alles vorbei. Wir sind davon abhängig. Wir sollten uns alle bemühen, den Dienst am Wort so gut wie möglich zu tun. So hat es Paulus Timotheus ans Herz gelegt.
Vers 10: „Deswegen erdulde ich mit Ausdauer alles.“ Das Wort „erdulden“ bedeutet hier, mit Ausdauer ertragen, durchhalten. Es ist das Durchhalten trotz Schwierigkeiten. Das andere Wort „leiden“ hat mit Schmerzen oder Übel zu tun, körperlich oder psychisch. Vers 10 meint geduldiges Ertragen. Paulus sagt: „Ich bleibe dabei, ich gebe nicht auf.“ Warum? „Der Erwählten wegen.“ Die Erwählten sind die Gemeinde des Herrn. Im Alten Testament waren die Erwählten das Volk Israel, im Neuen Testament das Volk Gottes in Christus. Erwählt wird man erst, wenn man dazugehört. Menschen, die noch nicht bekehrt sind, werden nicht Erwählte genannt. Im Alten Testament zählt man erst ab Geburt zum erwählten Volk Israel, im Neuen Testament ebenso. Die Erwählten heißen so, weil Christus der Erwählte ist. In Christus ist ihr Los besiegelt, wie Abraham der Erwählte im Alten Testament war. Deshalb erduldet Paulus alles der Erwählten wegen, also wegen der Gläubigen, damit auch sie das Heil erlangen. Es geht um das zukünftige Heil, das in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit. Die Gemeinde wird zu diesem Ziel geführt. Wenn wir aufgeben würden, wäre das katastrophal für andere. Es hat Auswirkungen, wenn wir treu sind, und auch, wenn wir untreu sind. Es ist ein wichtiger Dienst, der auch für uns persönlich gilt. Wer im Dienst steht, auf den schauen andere. Keiner darf sich Sünde leisten, denn es steht viel auf dem Spiel. Wenn wir untreu sind, können andere Schiffbruch erleiden. Wenn wir treu sind, werden andere ermutigt.
Vers 11 bis 13 habe ich überschrieben mit „Seine Botschaft, seine Leidensbereitschaft, seine Einstellung zum Wort Gottes, seine Auffassung von Ziel und Zweck der Leiden“. Vers 11 bis 13 zeigen seinen Blick auf die Vergeltung am Ende. Am Ende gibt es eine Belohnung. Es ist wichtig, dass Timotheus darauf schaut. „Treu ist das Wort.“ Man kann es auch mit „zuverlässig“ übersetzen. Wenn wir mitsterben, werden wir auch mitleben; wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen. Mitsterben und erdulden sind parallel, ebenso mitleben und mitherrschen. Mitsterben heißt bereit sein, mitzusterben. Wenn wir mitgestorben sind, werden wir auch mitleben. Mitsterben und erdulden geschehen jetzt, mitleben und mitherrschen folgen danach.
Das Gegenteil von Mitsterben ist Untreue, und das wollen wir nicht. Wir wollen bereit sein, mitzusternen, vielleicht täglich, wie Christus es tat. Er war bereit zu sterben, hat sich selbst verleugnet und das Leiden nicht gefürchtet. Dann werden wir auch mitleben in der Zukunft. Eine Parallelstelle ist Matthäus 10, Vers 33: Wer mich verleugnet vor den Menschen, den wird auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Verleugnen heißt alles fallenlassen, Nein sagen. Wenn wir zu ihm Nein sagen, wird er zu uns Nein sagen. Paulus rechnet damit, dass es möglich ist, dass jemand, der im Dienst stand, von Christus abfällt. Ich habe das selbst erlebt: Ein Missionar, der zwanzig Jahre diente, verließ seine Frau und den Dienst, um für sich selbst zu leben. Er hat Christus verleugnet. Es ist möglich, dass Diener, die lange gedient haben, so verführt werden, dass sie alles aufgeben.
Sind wir untreu, er bleibt treu. Aber wem bleibt er treu? Manche meinen, wenn ich untreu bin, bleibt der Herr mir treu. Das steht nicht im Text. Das wäre ein Widerspruch. Wenn wir untreu sind, bleibt er sich selbst treu. Er kann sich selbst nicht verleugnen. Er bleibt seinem Wort treu. Wenn wir abfallen, liegt es nicht an ihm. Er bleibt sich selbst und seinen Aussagen treu. Selbst wenn wir untreu werden und als untreue Knechte entlarvt werden, bleibt er treu. Ein untreuer Knecht erduldet Strafe, wie Matthäus 24 und Parallelstellen zeigen. Es gibt viele Stellen, die zeigen, dass man Christus verlassen und untreu werden kann, auch als Diener. Manche wollen das nicht wahrhaben.
Paulus hat im Galaterbrief und im Epheserbrief gezeigt, dass er die Botschaft nicht von Menschen, sondern von Gott selbst empfangen hat. Galater 1, Vers 1: „Paulus, Apostel, nicht von Menschen her noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus.“ Vers 11: „Ich setze euch in Kenntnis, Brüder, das Evangelium, das von mir als gute Botschaft gesagt wurde, ist nicht nach Menschen. Ich empfing es nicht von einem Menschen, noch wurde ich gelehrt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi.“ Auch Epheser 3, Vers 3: „Von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben wurde, dass er mir das Geheimnis durch Offenbarung kundtat.“ Das Geheimnis wird dort weiter erklärt. Vers 8: „Mir, geringer als der geringste von allen Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Völkern die gute Botschaft vom unausforschlichen Reichtum Christi zu sagen.“ Vers 4: „Das Geheimnis des Christus.“ Vers 5: „Das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht zur Kenntnis gebracht wurde, wie es nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist geoffenbart wurde.“ Paulus bezieht sich hier auf sich selbst und andere Apostel und Propheten.
Nun zurück zu 1. Timotheus 2, Vers 14. Wir sind beim Großpunkt C: Weisungen im Umgang mit verkehrtem Gerede, bis Vers 26, wie Timotheus mit Gegnern und Widersprechenden umgehen soll. Vers 14: „Die anderen erinnere, nicht Wortgezänke zu führen, an diese Dinge erinnere, dabei mit Ernst bezeugend vor dem Herrn, nicht mit Worten zu streiten, was zu nichts nütze ist, nur zur Zerstörung der Hörer.“ Es geht um Wortgezänk. Es ist nicht gemeint, dass er keine Argumente bringen soll. Argumentieren von der Schrift her ist wichtig. Aber es geht darum, kein leeres Wortgezänk zu führen. Man muss Fakten bringen, sachlich bleiben, nicht laut oder emotional werden. Sachlich und ruhig, aber scharf in den Aussagen, die von der Schrift her kommen, ist besser.
Heute leben wir in einer Zeit, in der oft gesagt wird: „Wir wollen nicht streiten, du glaubst es so, ich anders.“ Das ist pluralistisches Denken und zerstörerisch. Wir müssen argumentieren. Wenn jemand sagt, „Ich sehe das anders“, ist das sprachlich falsch. Entweder man sieht etwas oder nicht. Wenn zwei Zeugen einen Unfall gesehen haben, fragt die Polizei nicht, wie sie es sehen, sondern was sie gesehen haben. Es geht nicht darum, wie man etwas sieht, sondern was man sieht. Man kann einen Text missverstehen oder richtig verstehen, aber nicht „anders sehen“. Wenn zwei sich nicht einig sind, was der Text sagt, muss man weiter darüber nachdenken. Es gibt nur eine Auslegung des Textes, nämlich die, die das sagt, was der Text tatsächlich meint. Interpretationen und Meinungen gibt es viele, aber die Auslegung ist eindeutig.
Wenn wir das besser machen würden, würden viele unnütze Diskussionen entfallen. Argumentieren wir von der Schrift her, bringen wir Fakten, zeigen wir Zusammenhänge auf. Wenn etwas nicht ganz klar ist, sagen wir das offen und denken weiter darüber nach. Das hilft.
Beim Besprechen von Lehrfragen sollte man biblische Vokabel verwenden. Zum Beispiel rede ich nicht gern über „Unverlierbarkeit“. Dieses Wort suggeriert, dass das Heil unsicher sei und jederzeit verloren gehen kann. Das ist falsch. Wenn es um Abfall geht, soll man die Wörter „Abfallen“ oder „Nicht-Abfallen“ verwenden. Wenn es um die Gewissheit des Heils geht, soll man diese studieren. So erkennt man, dass beides richtig sein kann: Man kann abfallen und sich trotzdem des Heils gewiss sein. So kommt man im Gespräch weiter. Die Frage „Glaubst du an die Unverlierbarkeit?“ ist falsch gestellt. Besser: „Glaubst du, dass man abfallen kann?“ Dann kann man antworten.
Jetzt zurück. Das war ein kleiner Ausflug.
Vers 15: „Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt zu erweisen, als ein Arbeiter, der sich nicht schämt, der das Wort der Wahrheit in rechter Weise schneidet.“ Hier kommt der erste Aufruf. Der erste war: Erinnern. Der zweite ist: Befleißige dich. Timotheus soll sich selbst Gott als bewährt erweisen, als ein Arbeiter, der sich nicht schämt, sondern das Wort der Wahrheit richtig zuteilt. Er soll sich in Bezug auf Gott bewähren, sich vor den Menschen nicht schämen und das Wort recht zuteilen.
Was meint Paulus mit „in rechter Weise schneiden“? Wahrscheinlich, dass er das Wort in angemessener Weise austeilen soll. Wie man eine Torte aufschneidet und verteilt, so soll er das Wort aus dem Ganzen entnehmen und in passenden Teilen bringen. Er kann nicht alles auf einmal bringen. Nicht gemeint ist, wie manche meinen, eine strenge Unterscheidung zwischen dem, was für Israel gilt, und dem, was für die Gemeinde gilt. Die Unterteilung zwischen Israel und Gemeinde ist falsch. Darby hat hier einen großen Fehler gemacht, indem er diese Unterscheidung stark betont hat. Die richtigen Kategorien sind Israel und Heiden. Das zeigt auch der Römerbrief, Kapitel 9 bis 11. Die ganze darbyistische Theologie basiert auf dieser falschen Einteilung.
Vers 16 bis 21: „Dem profanen und leeren Gerede gehe aus dem Weg.“ Unheiliges, profanes Gerede ist wieder eine Aufforderung, wie zuvor, kein Wortgezänk zu führen. Es geht darum, sich nicht mit unheiligen oder profanen Lehren zu beschäftigen, die nicht aus der Schrift kommen und nicht zur Heiligkeit Gottes führen. Wer so redet, wird zu mehr Ehrfurchtslosigkeit fortschreiten. Das griechische Wort heißt „asebeia“, das Gegenteil von Gottesfurcht, also Ehrfurchtslosigkeit. Das zeigt, dass die Heiligkeit des Inhalts ihnen nicht wichtig ist. Es ist ehrfurchtsloses Gerede, das es leider auch heute gibt.
Paulus warnt vor Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind. Das griechische Verb bedeutet, von der Wahrheit wegzugehen und dadurch auch vom Ziel abzuirren. Sie sind nicht mehr auf dem richtigen Weg. Sie bringen den Glauben anderer zum Umsturz, weil sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen. Das zeigt, dass sie nicht mehr gläubig sind und das Ziel nicht erreichen werden, solange sie nicht Buße tun.
Hymenäus ist ein Paradebeispiel für Abfall. Im 1. Timotheusbrief Kapitel 1 wird berichtet, dass Hymenäus am Glauben Schiffbruch erlitten hat. Er war einst gläubig, hatte ein gutes Gewissen, das er dann verworfen hat. Auch Alexander wird erwähnt, der sich dem Satan übergab, damit er zur Zucht unterwiesen werde. Das beweist, dass sie wiedergeboren waren, denn nur Kinder Gottes werden gezüchtigt. Paulus übergibt sie dem Satan zur Zucht. Sie waren einst Gläubige, sind aber vom Ziel abgeirrt.
Die Lehre, dass die Auferstehung schon geschehen sei, war vermutlich eine jüdische Eschatologie, die besagte, dass Israels Auferstehung geistlich bereits verwirklicht sei, während der jüdische Tempel und Opferdienst noch bestehen. Das war damals ein großes Diskussionsthema. Der Hebräerbrief zeigt, dass die Gefahr bestand, ins Judentum zurückzukehren.
Vers 19 bis 21: „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kannte die, die sein sind. Und jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.“ Timotheus soll sich bewusst sein, dass es einen festen Grund, ein Fundament gibt. Früher war es üblich, auf einem Fundament eine Inschrift anzubringen, die über die Entstehung und den Zweck des Bauwerks Auskunft gibt. Hier hat das Fundament Gottes ein doppeltes Siegel.
Das erste Siegel: „Der Herr kennt die, die sein sind.“ Er hat sie liebend gekannt. „Kennen“ in der Bibel bedeutet auch lieben. Es ist eine Anspielung auf 4. Mose 16, Vers 5, wo Gott kundtun wird, wer sein und wer heilig ist. Gott weiß, wer ihm gehört und wen er zu sich lässt. Das zweite Siegel: „Jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.“ Es geht um Heiligkeit. Die, die Christus anrufen, sollen heilig leben, sich von Ungerechtigkeit absondern.
Das Fundament Gottes hat also zwei Aspekte: Liebe – Gott liebt und kennt die Seinen – und Heiligkeit – die Seinen sollen heilig leben. Sie sind sein Eigentum, durch Christus geheiligt, ihm zu Diensten gestellt und sollen ihm angenehm sein. Es gibt aber auch andere, die sich anmaßen, Gefäße Gottes zu sein, aber unheilig leben und lehren, wie Hymenäus und Philetus.
Im großen Haus gibt es nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch andere. Das bauen wir morgen auf. Die Zeit ist um, wir bleiben hier bei Vers 19 und schließen mit einem Gebet.
Wir sind jetzt bei Kapitel 2, Vers 3 bzw. Vers 4. Großpunkt B: Aufruf zum Mitleiden und zu treuem Dienst. Zuerst gab es drei Weisungen für den Dienst: Werde gekräftigt, vertraue das Gehörte treuen Menschen an, die andere lehren können, und erleide das Üble wie ein edler Soldat Christi.
Jetzt kommen drei Illustrationen. Vers 4: „Keiner, der Soldatendienst tut, verwickelt sich in Angelegenheiten dieses Lebens, damit er dem, der ihn in den Soldatendienst aufnahm, gefalle.“ Das Bild ist das eines Kriegers. Timotheus soll daran denken, dass er sich in einem Krieg befindet, es geht um Leben und Tod. Er steht unter Befehl und soll dem gefallen, der ihn angeheuert hat – dem Herrn Jesus, nicht Paulus. Timotheus wird die Ernsthaftigkeit seines Auftrags bewusst gemacht. Er hat Prioritäten zu setzen. Ewige Dinge sind wichtiger als zeitliche. Menschen sind wichtiger als Dinge. Es gibt eine Tyrannei des Dringlichen, aber man soll das Wichtige dem Dringlichen vorziehen. Man darf sich nicht vom Irdischen ablenken lassen. Es gilt, bereit zu sein, sich persönlich vom Herrn führen zu lassen. Man darf keine Zeit mit Dingen verlieren, die jetzt nicht dran sind.
Viele Menschen denken, zuerst müsse man für eine gute Pension sorgen, und dann komme das Werk des Herrn. So geht es nicht. Der Herr Jesus sagt, wir sollen uns für heute sorgen, denn jeder Tag hat seine Plage genug. Der Auftrag für heute ist groß genug. Timotheus lebte so. Damals wie heute braucht man Mitarbeiter, die sich vom Herrn leiten lassen, auch was das ganze Leben betrifft, inklusive Versorgung.
Ob Timotheus verheiratet war, wissen wir nicht. Paulus wird ihm noch sagen, dass die Jugendlichen Lüste sind. Dieses Denken soll gefördert werden: Nicht jeder lebt ein normales Leben mit eigenem Haus und guter Versorgung. Das ist nicht das Hauptsache. Es gilt, die richtigen Vorbilder zu haben. Der, der gerufen hat, ist der Herr Jesus. Er hat Timotheus gerufen. Paulus macht ihn darauf aufmerksam: Timotheus wurde in den Soldatendienst aufgenommen vom Herrn Jesus, nicht von Paulus. Paulus selbst ist auch ein Vorbild für Timotheus.
Das zweite Bild ist das vom Wettläufer, Vers 5: „Auch wenn jemand sich an einem Wettkampf beteiligt, wird er nicht mit dem Siegeskranz gekrönt, wenn er nicht nach den Regeln kämpft.“ Es geht um den Athleten. Es gab verschiedene Sportarten in Griechenland. Hier geht es um das Kämpfen nach den Regeln. Wie tue ich meine Arbeit? Es gibt Regeln für Christen und Arbeiter im Werk des Herrn. Man muss sich an diese halten. Gott hat sie vorgegeben. Timotheus soll sich daran ausrichten. Das bedeutet auch Verzicht. Nur Anstrengung reicht nicht. Ein Sportler, der sich anstrengt, aber nicht nach den Regeln kämpft, bekommt den Preis nicht. Die Regeln sind in der Schrift vorgegeben. Man muss die Schrift studieren.
Gott hat die Regeln für den Gemeindebau gegeben. Viele Christen haben ein falsches Verständnis von Gemeindebau. In der Bibel baut nur der Herr Jesus die Gemeinde. Menschen bauen Menschen. Gemeindebau heißt, Menschen zu Christusähnlichkeit zu formen. Es geht um Personen, nicht um eine Organisation namens Gemeinde. Es geht um das Augenmerk auf einzelne Menschen. Es geht nicht darum, sich an einen grünen Tisch zu setzen und eine Gemeinde zu gründen. In der Bibel werden keine Gemeinden gegründet. Dort werden Menschen evangelisiert, gelehrt, Jünger herangebildet und zugerüstet. Das ist die biblische Sicht.
Das ist der Standpunkt für heute.
Die Bedeutung der Erwählten und die Verantwortung der Diener
Die Erwählten sind die Gemeinde des Herrn. Im Alten Testament waren die Erwählten das Volk Israel, vertreten durch Abraham, Isaak und Jakob. Im Neuen Testament sind die Erwählten das Volk Gottes in Christus.
Es geht um diejenigen, die bereits Christen sind. Sie werden Erwählte genannt. Menschen, die noch draußen stehen, heißen niemals Erwählte. In der Bibel gibt es keine Bezeichnung, die besagt, dass Menschen, die noch nicht bekehrt sind, Erwählte sind. Das ist undenkbar. Erwählter wird man erst in dem Moment, in dem man drinnen ist, denn dann gehört man zum erwählten Volk.
Es gilt wie im Alten Testament: Solange man nicht geboren ist, gilt man nicht als Mitglied des erwählten Volkes. Man zählt also nicht als Israelit, wenn man noch nicht geboren ist. Man muss zuerst geboren werden, dann zählt man ab der Geburt als zum erwählten Volk gehörig.
Im Neuen Testament ist es dasselbe. Erst wenn man geboren ist in das Volk hinein, dann zählt man zu dem erwählten Volk. Sie heißen die Erwählten, weil Christus der Erwählte ist, der Eine Erwählte. In diesem Christus ist ihr Los besiegelt, so wie Abraham der Erwählte war im Alten Testament.
Deswegen erdulde ich alles der Erwählten wegen, das heißt also wegen der Gläubigen, damit auch sie, die Gläubigen, das Heil erlangen. Es geht um das zukünftige Heil. Die Gemeinde muss an ein Ziel geführt werden – die Erwählten, die Gläubigen. Es geht darum, sie zum Heil zu führen, das Heil, das in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit.
Das Heil ist ein ewiges Heil, und dorthin wird die Gemeinde geführt, dorthin zur ewigen Zukunft.
Also, lieber Timotheus, andere schauen auf dich und auf mich. Wenn wir aufgeben würden, dann wäre das katastrophal für die anderen. Es ist hier wichtig, lieber Timotheus. Es wird Auswirkungen haben auf die anderen, wenn wir treu sind, und es wird Auswirkungen haben auf die anderen, wenn wir nicht treu sind.
Also beachte und bedenke: Wir haben einen ganz, ganz wichtigen Dienst. Das gilt übrigens auch für uns persönlich. Das kann man sich jetzt auch persönlich zu Herzen nehmen, vor allem jemand, der schon in einem Dienst steht, auf den andere hinschauen und zu dem sie aufblicken.
Es macht viel aus. Keiner darf sich Sünde leisten, wir dürfen uns das nicht leisten. Es steht viel auf dem Spiel. Wenn wir untreu sind, können andere Schiffbruch erleiden. Und wenn wir treu sind, werden andere ermutigt werden, denn sie schauen auf uns auf.
Die Belohnung am Ende und die Bedeutung der Treue
Vers 9 bis 13 habe ich jetzt überschrieben. Seine Botschaft, seine Leidensbereitschaft, seine Einstellung zum Wort Gottes, seine Auffassung von Ziel und Zweck der Leiden.
Jetzt zu Vers 11 bis 13: Sein Blick auf die Vergeltung am Ende. Die letzte Zeile auf der Folie lautet: „Sein Blick auf die Vergeltung am Ende.“ Am Ende gibt es eine Belohnung. Es ist wichtig, Timotheus, dass wir dorthin hinschauen. Treu ist das Wort – oder zuverlässig, man kann es auch so übersetzen.
Denn wenn wir mitgestorben sind, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, also wenn wir es mit Ausdauer ertragen, wenn wir durchhalten, werden wir auch als Könige mitherrschen. Es geht hier darum, dass er den Blick des Timotheus auf die Belohnung richtet.
Mitsterben und erdulden sind hier parallel, genauso wie mitleben und mitherrschen parallel sind. Mitsterben heißt hier, bereit sein, mitzusterben. Wenn wir mitgestorben sind, sind wir jetzt am Ziel. Ich nehme an, dass das hier gemeint ist.
Also: Mitsterben und erdulden gehören zusammen, ebenso wie mitleben und mitherrschen. Das eine tun wir jetzt – jetzt tun wir mitsterben –, nachher werden wir mitleben. Jetzt tun wir erdulden, das heißt mit Ausdauer ertragen, dranbleiben, durchhalten – und dann werden wir mitherrschen.
Das Gegenteil von mitsterben wäre, untreu zu sein. Das wollen wir nicht. Wir wollen bereit sein, mitzusternen, vielleicht täglich zu sterben, wie Christus es auch getan hat. Er war bereit zu sterben, hat sich selbst verleugnet, hat es verachtet, leiden zu müssen. Dann werden wir auch mitleben in der Zukunft.
Eine Parallelstelle dazu ist Matthäus 10,33. Sie kennen das, Matthäus 10,33, wo der Herr Jesus in der Aussendungsrede sagt: „Wer mich verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ Verleugnen heißt alles fallenlassen, Nein sagen. Dann wird der Herr zu uns Nein sagen. Wenn wir zu ihm Nein sagen, wenn wir alles fallenlassen, dann wird er zu uns Nein sagen.
Paulus rechnet also damit, dass es möglich ist, dass jemand, der schon im Dienst stand, Nein sagt. Das ist eine von den Stellen, die zeigen, dass man von Christus weggehen kann, auch als Diener.
Ich habe übrigens das erlebt. Ich habe Menschen kennengelernt, die das getan haben. Ein Diener war zwanzig Jahre Missionar in der Schweiz und ist dann in die Welt zurückgegangen. Er war Amerikaner, hat seine Frau verlassen für eine andere Frau, ist nach Amerika zurückgekehrt und hat gesagt: „Ich habe jetzt zwanzig Jahre für Jesus Christus gedient, jetzt möchte ich für mich selbst leben.“ So die Aussage. Damit hat er Christus verleugnet, die Familie verlassen und alles hingeworfen.
Man meint, das sei undenkbar. Es ist aber möglich, dass Diener, die schon lange Zeit gedient haben, schlussendlich so verführt werden und so falsch denken, dass sie alles lassen.
Sind wir untreu, bleibt er treu? Die Frage ist: Wem? Es gibt Leute, die meinen, wenn ich untreu bin, bleibt der Herr mir treu. Das steht nicht im Text. Das wäre ein Widerspruch zu dem, was gerade vorhersteht.
Wenn wir untreu sind, bleibt er wem treu? Der nächste Vers sagt es: Er kann sich selbst nicht verleugnen. Jetzt wissen wir, wem er treu bleibt. Sich selbst. Wenn wir untreu sind, bleibt er sich selbst treu. Das heißt, seinem Wort bleibt er treu.
Fallen wir von ihm ab, dann wird es nicht an ihm liegen und auch nicht weiterhin an ihm liegen. Er bleibt seinem Wort treu. Sein Wort wird immer gleich bestehen. Das, was er gesagt hat, gilt. Er bleibt sich selbst und seinen Aussagen treu, auch wenn wir von Christus weggehen, untreu werden und uns als untreue Knechte entpuppen.
Ein untreuer Knecht ist nach Matthäus 24 und Parallelstellen jemand, der Strafe erduldet. Es gibt also eine Reihe von Stellen, die zeigen, dass man Christus wieder verlassen kann und zu einem Untreuen werden kann, nachdem man ein Treuer gewesen ist.
Man staunt eigentlich, wie viele Texte es gibt, aber manche wollen das nicht wahrhaben. Ja, es ist gut, dass Sie nachfragen.
Die göttliche Offenbarung des Evangeliums und der Auftrag an Timotheus
Paulus betont in seinen Briefen, insbesondere im Galater- und im Epheserbrief, dass die Botschaft, die er verkündigt, nicht von Menschen stammt, sondern direkt von Gott empfangen wurde.
Im Galaterbrief heißt es dazu in Kapitel 1, Vers 1: Paulus nennt sich Apostel, nicht von Menschen her oder durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus. Hier unterstreicht er, dass er sein Evangelium durch Jesus selbst erhalten hat und seinen Auftrag direkt von ihm bekam.
Weiter in Vers 11 sagt Paulus: „Ich setze euch in Kenntnis, Brüder, das Evangelium, das von mir als gute Botschaft verkündet wurde, ist nicht nach Menschen. Denn ich empfing es nicht von einem Menschen, noch wurde ich gelehrt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi.“ Damit macht Paulus eindeutig klar, dass das Evangelium, das er verkündet, ihm durch eine Offenbarung von Jesus Christus zuteilwurde.
Eine weitere Parallelstelle findet sich im Epheserbrief, Kapitel 3, Verse 3 bis 5: „Wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben wurde, dass er mir das Geheimnis durch Offenbarung kundtat, so wie ich zuvor in kurzen Zügen geschrieben habe.“ Hier beschreibt Paulus, dass Gott ihm ein Geheimnis durch Offenbarung offenbart hat.
Welches Geheimnis das ist, erklärt er später im gleichen Kapitel, Vers 8: „Mir, der ich geringer bin als der geringste von allen Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, unter den Völkern die gute Botschaft zu verkündigen, vom unausforschlichen Reichtum Christi.“
Dazwischen, in Vers 4 und 5, spricht Paulus vom Geheimnis Christi, das in früheren Generationen den Menschen nicht bekannt war, das aber nun seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist offenbart wurde. Er bezieht sich also darauf, dass dieses Geheimnis den Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart wurde.
Der Inhalt dieser Botschaft folgt dann im weiteren Verlauf des Kapitels.
Der Galaterbrief ist in dieser Hinsicht noch deutlicher als der Epheserbrief, doch beide Stellen zeigen klar, dass Paulus seine Botschaft nicht von Menschen, sondern durch göttliche Offenbarung empfangen hat.
Umgang mit verkehrtem Gerede und Gegnern in der Verkündigung
Jetzt zurück zu 1. Timotheus 2,14. Wir befinden uns im Großpunkt C: Weisungen im Umgang mit verkehrtem Gerede. Nun folgt ein Abschnitt bis Vers 26, der beschreibt, wie er in seiner Verkündigung mit Gegnern und Widersprechenden umgehen soll.
Das Erste in Vers 14 ist, die anderen daran zu erinnern, kein Wortgezänk zu führen. Er soll an diese Dinge erinnern und dabei mit Ernst vor dem Herrn bezeugen, nicht mit Worten streiten, was zu nichts nütze ist, sondern nur zur Zerstörung der Hörer.
Es geht hier um das Führen von Wortgezänk. Es bedeutet nicht, dass er keine Argumente bringen soll. Argumente muss man bringen, man muss von der Schrift her argumentieren, das ist gut und wird immer wieder gefordert. Aber es geht darum, dass er kein leeres Wortgezänk führen soll.
Man muss Fakten bringen, man muss Inhalt haben. Dabei muss man nicht laut werden oder sich emotional und rechthaberisch hineinsteigern. Das ist nicht wichtig und manchmal sogar hinderlich. Es ist besser, sachlich und ruhig zu bleiben, aber sehr scharf in den Aussagen und die Menschen von der Schrift her zu argumentieren. Das brauchen wir heute mehr denn je.
Heute leben wir in einer Zeit, in der gerne gesagt wird: „Ach, wir wollen ja nicht streiten, du glaubst halt so und ich glaube es anders.“ Das ist pluralistisches Denken und zerstörerisch. Wir müssen argumentieren, das ist ganz wichtig.
Wenn man einfach sagt: „Ja, ich sehe das halt so und du siehst das anders“, dann stirbt das Gespräch ab. Das darf nicht sein. Ich erlebe das immer wieder in Diskussionen. Da sagt einer: „Ja, ich sehe das anders.“ Und dann ist es halt einfach so, weil er es anders sieht.
Erstens ist dieser Sprachgebrauch verkehrt. Man kann nämlich nicht etwas „anders sehen“, das geht gar nicht. Entweder man sieht es oder man sieht es nicht. Man kann es nicht „anders sehen“.
Wenn zwei Zeugen einen Unfall gesehen haben, fragt die Polizei nicht: „Wie sehen Sie das?“ oder „Wie sehen Sie es?“, sondern: „Was haben Sie gesehen?“ Der andere wird genauso gefragt: „Was hast du gesehen?“ Es geht nicht um die Frage, wie jemand etwas sieht. Entweder scharf oder unscharf, hat mal Bruder Herbert Janssen gesagt.
„Wie sehen Sie das?“ – „Na, mit meinen Augen.“ Es ist also falsch. Das ist typisch postmoderne Sprechweise: „Ich sehe das anders.“ Was diejenigen meinen, ist, dass sie eine andere Meinung haben. Aber dann sollten sie bitte auch sagen, dass sie eine andere Meinung haben.
Wenn wir die Schrift lesen, schauen wir beide auf die Schrift und dann schauen wir, was da steht. Wir fragen uns: Was sehen wir im Text? Beide sehen dasselbe im Text, nämlich beide sehen einen Text.
Sie können vielleicht missverstehen, was im Text steht. Entweder beide können es missverstehen oder einer kann es missverstehen und einer kann es richtig verstehen. Das kann sein. Aber man kann nicht bei einem gleichen Text sagen: „Ich sehe das so“ und der andere sagt: „Ich sehe das anders.“ Entweder hat man den Text verstanden oder man hat ihn nicht verstanden.
Es kann sein, dass man ihn nicht verstanden hat. Wenn zwei sich nicht einig sind, was der Text sagt, dann muss man weiter darüber nachdenken: Was ist hier los? Warum sind wir uns nicht einig? Wir haben es doch beide mit demselben Text zu tun.
Also entweder haben es beide nicht verstanden oder einer nicht verstanden.
Bitte sagen Sie auch nicht: „Wie ist Ihre Auslegung?“ oder „Wie ist deine Auslegung? Wie legst du das aus?“ Ausgelegt wird nur das, was da steht. Es gibt nur eine Auslegung, nämlich die, die sagt, was da steht. Das heißt „auslegen“.
Interpretationen gibt es viele, ja, von etwas, was nicht klar ist. Da muss man vielleicht etwas interpretieren. Deutungen gibt es viele, oder Meinungen gibt es auch viele. Aber Auslegung gibt es nur eine, nämlich die Auslegung des Textes.
Das ist unsere Aufgabe: Wir müssen den Text darlegen, das, was der Text sagt. Würden wir das besser machen und mehr betonen, würden sich viele nutzlose, lange Diskussionen erübrigen.
Argumentieren müssen wir. Wir müssen von der Schrift her Fakten bringen, die Fakten in den Raum stellen. „Hier steht so, und da steht so, und der Zusammenhang ist so und so.“ Wenn die Sache nicht ganz klar ist, dann sagt man: „Im ersten Moment scheint mir, es ist nicht ganz klar. Da muss man weiter nachdenken.“ Das würde helfen in der ganzen Argumentiererei.
Noch etwas: Wenn Sie Lehrfragen besprechen, versuchen Sie, biblische Vokabeln zu verwenden. Das hilft enorm.
Ich rede nicht gern über „Unverlierbarkeit“. Wieso? „Unverlierbarkeit“ ist ein Vokabel, das suggeriert, als ob das Heil etwas Unsicheres sei, das man jeden Moment verlieren könne. Das ist falsch.
Wenn es um die Frage geht, ob man abfallen kann oder nicht, dann bitte soll man doch die Wörter verwenden, die da stehen: abfallen oder nicht abfallen. Wenn es um das Thema geht, soll man das Thema Abfall studieren.
Wenn es um das Thema Gewissheit des Heils geht, soll man die Gewissheit des Heils studieren. Dann wird man vielleicht darauf kommen, dass beides richtig ist: Man kann abfallen und man kann sich des Heils gewiss sein.
Dann kommt man im Gespräch weiter. Sonst bleibt man von vornherein stecken.
„Glaubst du an die Unverlierbarkeit?“ Die Frage ist falsch gestellt. Besser: „Glaubst du, dass man abfallen kann?“ Dann kann man antworten.
Aufruf zur bewährten Arbeit im Dienst Gottes
Jetzt zurück, das war ein kleiner Ausflug. Vers 15: Befleißige dich – hier kommt der erste Aufruf. Nein, der erste Aufruf war Erinnern: Erinnere dich, nicht wortgezänkig zu sein. Der zweite Aufruf ist: Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt zu erweisen, als ein Arbeiter, der sich nicht schämt und das Wort der Wahrheit in rechter Weise schneidet.
Hier haben wir also drei Aspekte in Bezug auf Gott: Erstens soll er fleißig arbeiten und sich dem Herrn bewährt zeigen. Zweitens soll er sich in Bezug auf die Menschen nicht schämen, also keine Menschenfurcht haben. Drittens soll er als Diener den Schülern oder anderen, denen er das Wort weitergibt, das Wort recht zuteilen.
Das heißt, er soll das Wort richtig und in der richtigen Weise austeilen. Die Frage ist nun, was genau Paulus meint. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich meint er, das Wort in einer angemessenen und rechten Art zu vermitteln. Schneiden bedeutet hier aufschneiden, so wie man eine Torte aufschneidet und die Stücke verteilt. So sollte das Wort Gottes aus dem Ganzen herausgenommen und in Teilen weitergegeben werden. Man kann nicht alles auf einmal bringen. Ich nehme an, das ist hier gemeint.
Nicht gemeint ist, wie manche Ausleger oder Brüder meinen, dass man aufteilen müsse, was für Israel gilt und was nicht, oder was für Israel und was für die Heiden gilt, oder wie sie sagen, was für Israel und was für die Gemeinde gilt. Schon die Unterteilung zwischen Israel und Gemeinde ist falsch. Darby hat damals einen großen Fehler gemacht, indem er diese Unterscheidung stark betonte. Die Kategorien sind schon falsch.
Die richtigen Kategorien sind Israel und die Heiden. Wenn man das so gesagt hätte, wäre alles viel einfacher und klarer gewesen. Die Kategorie Israel und Gemeinde ist eine falsche Aufteilung. Die Schrift stellt etwas gegenüber, und das, was gegenübergestellt wird, ist Israel und die Heiden. Wenn man den Römerbrief liest, merkt man das: In Römer 9 bis 11 wird das Thema Israel und Heiden betont.
Aus dieser falschen Einteilung entstanden dann ganze Lehrgebäude, das darbistische System zum Beispiel. Darby hat diese falsche Einteilung gemacht, falsche Vokabeln und Kategorien gebraucht. Dahinter stand natürlich eine ganze Theologie, die er vermitteln wollte. Aber darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.
Es geht hier ganz einfach darum, dass das Wort in rechter Weise zuteilen soll.
Warnung vor profanem Gerede und falschen Lehrern
Dann Vers 16 bis 21, ja, natürlich. Wie darf man unterscheiden? Zum Beispiel: Ist da dieses Endgericht, bei dem ihr denen ein Glas Wasser gegeben habt, und dann dieses Darb zum Beispiel – wie ist es da? Warum sollte man da unterscheiden zwischen Gemeinde und Israel, wie das die Darbisten tun? Nein, es ist verkehrt; die Kategorien sind verkehrt.
Man braucht ja nur den Text dort in Matthäus 10 zu lesen. Er spricht von den Jüngern, die hinausgehen und das Evangelium verkündigen. Der Abschnitt in Matthäus 10 zeigt, dass die Jünger Widerstand erleben werden, aber sie werden auch belohnt werden. Und auch die Menschen, die den Jüngern positiv gegenüberstehen und ihnen entgegenkommen, werden belohnt. Nur das sagt der Text. Alles andere ist schon Theologie, die da hineingepackt wird in diese Stellen.
Das ist sehr unglücklich. Wenn man mal genauer und in Ruhe versucht, nur das stehenzulassen, was der Text sagt, dann merkt man, wie viel von diesen Theorien schon abbröckelt und wie wenig eigentlich übrig bleibt. Deshalb würde ich wirklich empfehlen: Lesen Sie nicht diese Literatur, das stört eher. Lesen Sie mehr die Bibel und schauen Sie, was nur der Text sagt. Das bringt einen viel, viel weiter.
Also die ganze darbistische Endzeitlehre ist für mich ein Chaos von vorne bis hinten. Ich komme daher, deshalb kann ich davon sprechen. Ich bin so aufgewachsen, das ist mein Hintergrund. Und ich habe viele Jahre verloren, weil ich damit nicht klargekommen bin. Es war für mich lange Zeit ein Ringen in all diesen Fragen. Deshalb sage ich, man darf getrost auf diese Literatur von Darby und seinen Kollegen verzichten.
Vers 16 bis 21: Dem profanen und leeren Gerede gehe aus dem Weg. Hier ist „unheiliges“ oder „profanes“ Gerede wieder eine ähnliche Aufforderung wie vorher: Nicht Wortgezänk führen, oder jetzt ist es unheiliges Gerede. Jedenfalls ist es wieder etwas, wo man sagt: Finger weg! Lass das, das ist nicht deine Aufgabe. Du verkündige das Wort Gottes, widme dich nicht unheiligen oder profanen Lehren und Gerede, die nichts aus der Schrift kommen und nicht wirklich zur Heiligkeit Gottes oder zum Wort Gottes hinführen.
Denn die, die so reden, werden zu mehr Ehrfurchtslosigkeit fortschreiten. Ehrfurchtslosigkeit – hier heißt das griechische Wort „asebeia“ – bedeutet nicht gottesfürchtig, das Gegenteil von Gottesfurcht. Das Gegenteil von Gottesfurcht ist ehrfurchtslos, eigentlich nicht verehrend, nicht respektvoll. Es ist genau das Wort „ehrfurchtslos“. Sie werden zu mehr Ehrfurchtslosigkeit fortschreiten. Das zeigt, dass die Heiligkeit des Inhalts ihnen nicht wichtig ist. Es ist ein ehrfurchtsloses Gerede.
Das gibt es leider heute auch, nicht nur damals schon bei Timotheus. Da sagt er: Lass das, geh aus dem Weg, misch dich da nicht ein, das ist nicht deine Aufgabe, diese Sache. Und ihr Wort wird um sich fressen wie eine krebsartige Krankheit. Ihre Lehre, ihre Verkündigung wird sich ausbreiten wie eine Krebskrankheit – also immer mehr und immer mehr im negativen Sinne.
Es ist traurig, aber wahr, dass das Böse und das Falsche sich ausbreiten. Von ihnen sind Hymenäus und Philetus, jetzt kommen zwei warnende Beispiele, welche von der Wahrheit und vom Ziel abirrten.
Übrigens: Das griechische Wort hier, „von der Wahrheit abirren“, setzt sich zusammen. Das eine heißt „von der Wahrheit“, das ist ein eigener Begriff, also das steckt nicht im Verb. Das ist ein eigener Ausdruck: „von der Wahrheit weg“. Und dann das Wort „abirren“ heißt „vom Ziel abirren“. Also während man von der Wahrheit weggeht, irrt man vom Ziel ab. Das ist gemeint.
Man trennt sich von der Wahrheit, und dadurch, dass man sich von der Wahrheit trennt, verfehlt man das Ziel und irrt ab vom Ziel. Das heißt, sie sind nicht mehr auf dem richtigen Weg.
Diese sind sogar so weit, dass sie den Glauben anderer zum Umsturz bringen. Sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und sie bringen den Glauben etlicher zum Umsturz.
Man kann wirklich nicht behaupten, dass Hymenäus und Philetus immer noch wiedergeborene Menschen sind und wenn sie sterben, in den Himmel kommen. Das ist unmöglich hier. Das sind Menschen, die wirklich abgefallen sind, von der Wahrheit weg und vom Ziel abgeirrt sind. Das heißt, sie werden das Ziel nicht erreichen.
Wenn man vom Ziel abgeirrt ist und den Weg so weitergeht, wird man das Ziel nicht erreichen. Folglich werden Hymenäus und Philetus das Ziel nicht erreichen, es sei denn, sie würden Buße tun von ihrem Irrtum.
Das bedeutet also, dass Hymenäus ein Paradebeispiel eines Abgefallenen ist. Denn von Hymenäus erfährt man im ersten Brief, 1. Timotheus 1, dass er am Glauben Schiffbruch erlitten hat. Folglich war er also gläubig gewesen.
1. Timotheus 1,18: „Kind Timotheus, diese Anweisung vertraue ich dir an.“ Vers 19: „Damit du Glauben hast und ein gutes Gewissen, das etliche von sich stießen.“ Also das ist der erste Schritt, das gute Gewissen von sich stoßen und am Glauben Schiffbruch erleiden. Dass etliche von sich stießen und am Glauben Schiffbruch erlitten, unter denen ist Hymenäus.
Also Hymenäus war einer von denen, die ein gutes Gewissen hatten, das gute Gewissen von sich stießen und dann am Glaubensschiffbruch erlitten haben. Also war Hymenäus ein Gläubiger gewesen, sonst kann er ja nicht am Glaubensschiffbruch erleiden.
Am Glaubensschiffbruch erleiden heißt, dass das Schiff des Glaubens untergeht. Zuerst war das Schiff seetauglich, und dann ist dieses Schiff untergegangen. Er hat am Glauben Schiffbruch erlitten, das heißt, sein Glaube ist untergegangen, er hat den Glauben verlassen.
Unter denen ist auch Alexander, der sich dem Satan übergab, damit er zur Zucht unterwiesen würde. Das beweist, dass sie wiedergeboren waren, denn sonst würden sie nicht gezüchtigt werden.
Paulus übergibt sie dem Satan zur Zucht. Züchtigen tut man die Kinder, nicht die Fremden. Also waren sie Kinder Gottes, die gezüchtigt werden sollten. Satan darf sie angreifen, vielleicht durch Krankheit oder was auch immer. Jedenfalls werden sie dem Satan übergeben, damit sie gezüchtigt werden, nicht um zu lästern. Also waren sie gläubig gewesen.
Jetzt sind sie aber vom Ziel abgeirrt, von der Wahrheit und vom Ziel abgeirrt, Hymenäus und Philetus. Das bedeutet, dass sie nicht das Ziel erreichen werden, wenn sie so weitermachen.
Ein Beispiel also von Abfall, ein klassisches Beispiel von Abfall. Sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen.
Es ist schwierig zu deuten, was das für eine Lehre war. Vielleicht ist gemeint, dass es eine judaistische Lehre war, dass die jüdische eschatologische Auferstehung Israels geistlich bereits verwirklicht war, während der Tempel noch besteht und während der Opfergottesdienst noch besteht und alles Jüdische noch besteht.
Damit würde gesagt, dass das Jüdische bleibt, der ganze jüdische alttestamentliche Dienst bleibt weiterhin bestehen, und das sei schon Israels Auferstehung.
Israels Auferstehung sei trotzdem schon geschehen. Dann wäre es eine jüdische Irrlehre, die das Judentum wieder aufleben lässt. Könnte sein, denn das war damals eine ganz große Diskussion. Das jüdische Element war ja unter Christen heiß diskutiert in jener Zeit.
Der Hebräerbrief zeigt das ja auch, dass die Gefahr bestand, ins Judentum zurückzukehren, was sehr groß war in jenen Jahren. Hier, in dem Jahr 64 nach Christus, als dies geschrieben wurde.
Der feste Grund Gottes und der Aufruf zur Heiligung
Vers 19 bis 21: Ein Hinweis auf den festen Grund
Gleichwohl gilt: Der feste Grund Gottes steht und trägt dieses Siegel. Der Herr kannte die, die sein sind, die ihm gehören. Und jeder – das ist das eine Siegel – und das zweite: Jeder, der den Namen Christi nennt, nehme Abstand von Ungerechtigkeit.
Hier geht es also immer noch um das Thema: Wie begegnen wir Andersdenkenden? Er sagt hier, Timotheus soll sich dessen bewusst sein und daran denken, dass es einen festen Grund, ein festes Fundament gibt. In früherer Zeit war es üblich, auf dem Fundament eines Denkmals oder Gebäudes einen Stein mit zwei Worten anzubringen: Zum einen, wie dieser Bau entstanden ist, und zum anderen, welchen Zweck dieser Bau haben soll.
Wenn man also einen Bau hat und am Fundament oder bei einem Denkmal etwas errichtet, steht dort etwas über die Entstehung und den Zweck dieses Gebäudes. Hier haben wir auch ein doppeltes Siegel, das eine Siegel ist eine Inschrift.
Die eine Inschrift lautet: Der Herr kennt oder kannte die, die sein sind. Das heißt, er hat sie seit jeher liebend gekannt. Kennen hat immer etwas mit Lieben zu tun. Adam kannte Eva, er liebte sie, er kannte sie liebend. Und der Herr kannte die, die sein sind – das heißt, er kannte sie liebend.
Das andere Siegel lautet: Jeder, der den Namen Christi nennt, der nehme Abstand von Ungerechtigkeit. Das eine Siegel hat mit Liebe zu tun, das andere mit Heiligkeit.
Der Ausdruck „Der Herr kannte die, die sein sind“ ist eine Anspielung auf 4. Mose 16, Vers 5. Dort redete Gott zu Korach und zu seiner ganzen Rotte und sagte: „Am Morgen wird Jahwe kundtun, wer sein ist und wer heilig ist.“ Es ist also keine direkte Bibelstelle, sondern eine Anspielung auf diese Begebenheit.
Da wird der Herr kundtun, wer sein ist und wer heilig ist, also wen er zu sich nahen lässt und wen er erwählt. Es geht um die Diener: Wer ist ein Diener und wer nicht? Hier heißt es: Der Herr weiß, wer ihm gehört. Wer gehört ihm? Das ist die eine Frage. Und wer ist heilig? Wen lässt er zu sich nahen?
Paulus zieht von diesem Vers ausgehend zwei Sätze: Der Herr kennt die, die ihm gehören, und der, der den Namen Christi nennt, soll heilig leben und von Ungerechtigkeit Abstand nehmen.
Es geht also um zwei Dinge: Das Fundament Gottes hat ein doppeltes Siegel. Das eine betrifft die Liebe: Der Herr liebt die Seinigen, er weiß, welche ihm gehören, und er liebt sie. Also ist es ein liebendes Kennen.
Das zweite Siegel betrifft die Heiligkeit: Wer den Namen Christi nennt, also jeder Christ, jeder, der den Namen Christi anruft, soll sich heilig halten. Das heißt, er soll sich absondern von Ungerechtigkeit. Das bedeutet Heiligung – heilig sein, sich absondern von Ungerechtigkeit und sich Gott zuordnen lassen.
Es geht also um Liebe und Heiligkeit. Gott liebt und kennt die Seinen, und all die Seinen sollen heilig leben. Der Herr stellt sich zu den Seinen, und die Seinen sollen ihm heilig leben und Abstand nehmen von der Ungerechtigkeit.
Sie sind sein Eigentum, sie sind seine Diener, sie sind durch Christus geheiligt, sie sind ihm in den Dienst gestellt. Sie sind durch den Glauben ihm angenehm, er liebt sie, aber sie sollen jetzt auch ein heiliges Leben führen.
Es gibt ja andere Diener, die sich anmaßen, Gefäße Gottes zu sein, die aber unheilig leben und unheilig lehren. Solche Beispiele sind Hymenäus und Philetus.
Jetzt kommt dieses andere Wort: In einem großen Haus sind nicht nur goldene und silberne Gefäße. Aber das bauen wir uns für morgen auf. Die Zeit ist schon um. Bleiben wir hier stehen bei Vers 19, dann schließen wir hier und beten noch gemeinsam. Vielleicht möchte noch jemand von uns, ein oder zwei Brüder, beten.
Aufruf zum Mitleiden und treuem Dienst – Soldatendienst und Wettkampf
Wir sind jetzt bei Kapitel 2, Vers 3 beziehungsweise Vers 4. Es geht um den Aufruf zum Mitleiden und zu treuem Dienst. Zuerst hatten wir drei Weisungen für den Dienst:
Das eine war: Werde gekräftigt.
Das andere: Vertraue das Gehörte treuen Menschen an, die dann tauglich sein werden, auch andere zu lehren.
Und das dritte: Erleide das Üble, wie ein edler Soldat Christi.
Nun folgen hier drei Beispiele, drei Illustrationen. Wir lesen Vers 4: „Keiner, der Soldatendienst tut, verwickelt sich in Angelegenheiten dieses Lebens, damit er dem, der ihn in den Soldatendienst aufnahm, gefalle.“
Hier wird das Bild eines Krieges verwendet. Timotheus soll daran denken, dass er sich in einem Krieg befindet, in dem es um Leben und Tod geht. Man steht unter einem Befehl und soll einem gefallen – dem, der einen in den Soldatendienst aufgenommen hat. Für diesen einen gilt es zu leben.
Timotheus wird hier die Ernsthaftigkeit seines Auftrags bewusst gemacht. Er hat Prioritäten zu setzen: Die ewigen Dinge sind wichtiger als die zeitlichen Dinge. Menschen sind wichtiger als Dinge.
Es gibt eine Tyrannei des Dringlichen, doch man muss nicht immer nur das Dringliche tun. Oft ist das Wichtige dem Dringlichen vorzuziehen. Man soll sich also nicht jagen lassen von dem, was dringlich ist, und dabei das Wichtige außer Acht lassen.
Man soll sich nicht ablenken lassen von den Dingen des irdischen Lebens. Es gilt, Prioritäten zu setzen. Niemand, der Soldatendienst tut, verwickelt sich in Angelegenheiten des normalen Lebens.
Es ist auch wichtig, bereit zu sein, sich persönlich vom Herrn führen zu lassen. Man darf keine Zeit verlieren mit Dingen, die jetzt nicht dran sind.
So mancher hat sich, wie Timotheus, geführt gesehen, auf einen normalen Lebensunterhalt zu verzichten und seine Arbeit einfach ins Werk des Herrn zu stecken. Das wird oft übersehen.
Ich habe mit jungen Leuten gesprochen und festgestellt, dass viele es ganz normal und selbstverständlich finden, zuerst für eine gute Pension zu sorgen und bis zur Pension gut versorgt zu sein. Erst danach kommt das Werk des Herrn. So geht es nicht.
Der Herr Jesus sagt, wir brauchen uns nicht um unsere Pension zu sorgen. Wir sollen uns für das Heute sorgen, denn heute gibt es genug Arbeit und genug Plage. Jeder Tag hat seine eigene Plage.
Der Auftrag für heute ist groß genug. Ich muss mich nicht um die Zukunft kümmern. Für die Zukunft wird der Herr schon sorgen. Viele haben das erlebt.
Timotheus hat auch so gelebt. Wir brauchen heute dringend Mitarbeiter, damals auch. Man sieht ja, wie viele Mitarbeiter Paulus verlassen haben. Es war dringend nötig, Mitarbeiter zu haben, die sich entschieden haben, vom Herrn leiten zu lassen – auch was das ganze Leben und die Versorgung betrifft.
Ob Timotheus verheiratet war, wissen wir nicht. Es kann gut sein, dass er noch nicht verheiratet war. „Fliehe die Jugendliebe“, wird Paulus ihm später sagen. Jedenfalls sollte dieses Denken gefördert werden.
Nicht einfach jeder lebt ein normales Leben, Hauptsache man hat ein eigenes Haus und ist gut versorgt im Irdischen – das ist nicht die Hauptsache.
Es gilt auch, die richtigen Vorbilder vor Augen zu haben. Den, der gerufen hat, das ist der Herr Jesus. Der Herr Jesus hat Timotheus gerufen, darauf macht Paulus ihn aufmerksam.
Timotheus wurde angeheuert, er wurde in den Soldatendienst aufgenommen von einem Herrn – nicht von Paulus, sondern von dem Herrn Jesus.
Paulus selbst ist auch ein Vorbild für Timotheus.
Wettkampf als Bild für den Dienst nach Regeln
Das zweite Bild, das wir hier betrachten, ist das Bild vom Wettläufer, aus Vers 5. Auch wenn sich jemand an einem Wettkampf beteiligt, wird er nicht mit dem Siegeskranz gekrönt, wenn er nicht nach den Regeln kämpft.
Es geht hier um den Athleten. In Griechenland gab es verschiedene Sportarten. Worauf es hier ankommt, ist das Kämpfen nach den Regeln. Wie tue ich meine Arbeit? Es gibt Regeln. Es gibt Regeln für Christen und auch für Arbeiter im Werk des Herrn.
Man muss sich nicht gefallen lassen, dass man als gesetzlich bezeichnet wird, nur weil man nach Regeln kämpft. Nein, es gibt Regeln, es gibt Leitplanken, die ganz klar in der Schrift stehen, und an die man sich halten muss. Gott stellt diese Regeln auf, wir müssen sie nicht selbst erfinden. Timotheus muss sich jetzt daran ausrichten, und das bedeutet auch Verzicht.
Nur Anstrengung allein reicht nicht aus. Ein Sportler, der sich anstrengt, ist zwar gut, aber wenn er nicht nach den Regeln kämpft, wird er den Preis nicht erhalten. Ebenso genügt im Werk des Herrn allein die Anstrengung nicht. Es gibt bestimmte Regeln, und diese werden in der Schrift vorgegeben. Man muss sich also an die Schrift halten.
Was sind die Richtschnur, was sind diese Regeln? Dazu braucht es ein Schriftstudium. Gott hat sie vorgegeben: Wie wird gebaut, was bedeutet eigentlich Gemeindebau?
Ich habe festgestellt, dass unter vielen Christen ein falsches Verständnis vom Wort Gemeindebau herrscht. In der Bibel gibt es nur einen, der Gemeinde baut, und das ist der Herr Jesus. Die anderen bauen Menschen.
Untersuchen Sie einmal das Thema Bauen in der Bibel. Wir werden feststellen, dass Menschen gebaut werden. Wenn vom Herrn Jesus die Rede ist, dann baut er die Gemeinde. Aber die Gläubigen bauen Menschen. Das heißt, wir bauen den Leib Christi dadurch, dass wir einem Glied dem anderen helfen und es aufbauen.
Das ist Gemeindebau. Gemeindebau besteht darin, dass ich Personen baue, Menschen zu Christusähnlichkeit hin. Es ist eine Konzentration auf Menschen, nicht auf ein Etwas namens Gemeinde.
Es geht um Menschen. Die Menschen sind Gemeinde, das ist klar, aber es geht um das Augenmerk, worauf das Augenmerk gelegt wird. Das Augenmerk wird auf einzelne Menschen gelegt. Das ist Gemeindebau.
Das ist nicht irgendeine Sache, bei der man sich an einen grünen Tisch setzt und plant: „Wir machen so und so, wir gründen jetzt eine Gemeinde.“ In der Bibel werden keine Gemeinden gegründet. Untersuchen Sie die Bibel, und Sie werden feststellen, dass keine Gemeinden gegründet werden. Es werden Menschen evangelisiert, gelehrt, Jünger herangebildet und Menschen zugerüstet. Das ist es, was getan wird.
Es ist viel besser, das so zu verstehen, dann weiß man, was man zu tun hat.
