Einführung in den vorzüglichen Dienst Christi
Wir befinden uns in Kapitel 8, Vers 1, und in unserer Gliederung ist dies als Abschnitt 4 gekennzeichnet: Jesus Christus ist hoher Priester mit einem vorzüglicheren Dienst.
Das Thema lautet: Jesus Christus ist hoher Priester mit einem vorzüglicheren Dienst. Die Betrachtung umfasst Kapitel 8, Verse 1 bis 9, und Kapitel 9, Verse 1 bis 14.
Die ersten fünf Verse von Kapitel 8 dienen als Einleitung. Verse 1 bis 5 bilden den einleitenden Teil, der als Abschnitt a bezeichnet wird. Ab Vers 6 folgt der Abschnitt, in dem Christus als Dienstleister und Hoher Priester als Mittler eines besseren Bundes beschrieben wird. Dieser Abschnitt reicht bis Vers 13.
Kapitel 9, Verse 1 bis 14, sind als Abschnitt c gekennzeichnet und behandeln Christus als dienstleistenden Hohen Priester in einem besseren Heiligtum.
Zusammengefasst: Christus, Jesus, ist der Hohe Priester mit einem vorzüglicheren Dienst. Dieser Dienst soll nun näher betrachtet werden.
Wir lesen zuerst die einleitenden Verse 1 bis 5. Möchte jemand bitte vorlesen?
Denn wenn er in der Tat auf der Erde wäre, wäre er kein Priester, da es die Priester gibt, die nach dem Gesetz die Gaben abhängen, welche in der bildhaften Darstellung und im Schatten der himmlischen Dinge den obliegenden Dienst tun, entsprechend der Weisung, die Mose gab, als er dachte, das Zelt zu erstellen. Denn siehe, sagte er, dass du alles machst nach dem Bilde, das ja vorher gezeigt wurde.
Der Hauptgedanke des Briefes und die Stellung Christi
Die Abhandlung des Verfassers erreicht nun ihren Höhepunkt. Der Hauptgedanke des Briefes wird hier kurz zusammengefasst.
Vers 1 blickt zurück auf das, was bereits gesagt worden ist, und Vers 2 nimmt voraus, was weiterhin gesagt wird – nämlich den Dienst des Hohen Priesters.
Der Hauptgedanke dessen, was hier dargestellt wird – im Griechischen steht einfach das Wort „Haupt“ –, ist das Wichtigste, das Entscheidende von dem, was hier gesagt wird. Wir haben einen solchen Hohen Priester, einen, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel.
Ab Vers 2 wird bereits vorausgeschaut auf das, was jetzt kommt: einen Dienstleistenden des Heiligtums. Das Wort „heilige Dinge“ ist hier etwas schwierig zu übersetzen. Im Griechischen steht „die heiligen Dinge“ oder „die heiligen Bereiche“ oder „das Heiligtum“. Man könnte es eventuell auch so übersetzen, aber wahrscheinlich ist hier der Bereich gemeint, einfach die heiligen Bereiche, in denen er dient.
Die besondere Stellung des Hohen Priesters
Dieser Hohepriester ist ein besonderer. Zwei Hinweise dazu am Anfang:
Erstens: Er setzte sich. Der erste Gedanke ist also, dass er sich setzte. Wenn ein Priester sich setzt, ist das schon etwas Besonderes. Das haben wir ja schon erwähnt. Ein Priester sollte eigentlich stehen, arbeiten und dienen. Doch dieser Hohepriester setzte sich, er ließ sich nieder.
Das bedeutet, dass er etwas zu Ende gebracht hat, etwas fertiggestellt ist. Er ist am Ziel. Die Versöhnungsaufgabe ist erfüllt, und die Begegnung mit Gott ist jetzt möglich. Wir können nun Gott begegnen und mit ihm versöhnt werden.
Der Ort, an dem er sich setzte, ist zur Rechten Gottes. Das ist nicht nur ein Thron, sondern ein besonderer Thron. Es ist die Ehrenstelle, die Ehrenstellung neben Gott. Man setzt jemanden dorthin, wo man ihn ehrt und ihm besondere Bedeutung beimisst.
Er ist zugleich Priester und Herrscher, ganz wie Melchisedek. Das ist der erste Gedanke: Er setzte sich.
Der zweite Gedanke ist, dass er ein Dienstleistender ist (Verse 2 bis 5).
Der fortdauernde Dienst Christi im himmlischen Heiligtum
Laeturgos heißt im Griechischen jemand, der bereit ist, einen öffentlichen Dienst zu übernehmen. Es ist jemand, der einen Gottesdienst tut. Der Herr Jesus hat diesen Dienst natürlich aus freien Stücken getan.
Ein Dienstleistender ist jemand, der einen Dienst leistet – nicht nur geleistet hat, sondern immer noch leistet. Das heißt, er hat einerseits etwas vollbracht, andererseits tut er weiterhin etwas. Er diente einmal, und das war das Große: Er hat das Versöhnungsopfer dargebracht. Aber jetzt dient er weiter als der, der dort zur Rechten Gottes sitzt.
Der Dienstbereich, in dem er dient, wird hier als ein doppelter Dienstbereich genannt. Zwei Wörter werden genannt: das Heiligste, also die heiligen Dinge, und das wahre Zelt. Er ist ein Dienstleistender der heiligen Dinge, der heiligen Bereiche. Hier ist der Raum gemeint, in dem er dient, vielleicht auch der Inhalt, dass es heilige Bereiche sind, in denen er dient. Die Tätigkeit selbst ist etwas Heiliges, was er tut – also ein Dienstleistender der heiligen Dinge.
Das zweite ist ein Dienstleistender des wahrhaftigen Zeltes, des wahren Zeltes. Im Gegensatz zum schattenhaften Zelt gibt es ein wahres Zelt. Alles, was im Alten Testament als Schatten vorgebildet war, hat ein Pendant, ein Gegenüber, ein wahrhaftiges Gegenüber. Es gibt ein Schattenzelt und ein wahrhaftiges Zelt.
Das Schattenzelt kennen wir aus dem Alten Testament. Die Stiftshütte wird es genannt, oder das Zelt der Begegnung. Im Hebräischen heißt es so: Stiftshütte ist ein Begriff, den Luther geprägt hat. Er soll eigentlich nur sagen, dass Gott dieses Zelt gestiftet, also eingesetzt hat. Das Hebräische sagt das jedoch nicht. Dort heißt es, es ist das Zelt der Begegnung – das ist der hebräische Ausdruck dafür, das Zelt, wo Gott den Menschen begegnet und der Mensch mit Gott zusammentrifft.
Ein Zelt, das der Herr aufrichtete – das wahre Zelt, das letztlich wirkliche Zelt, das der Herr aufrichtete, nicht ein Mensch. Das spricht von der Dauerhaftigkeit dieses Zeltes. Es ist ein ewiges Zelt, weil Gott es aufgerichtet hat. Es wird kein anderes mehr aufgerichtet werden.
Bei den Juden war es so, dass sie durch die Wüste zogen. Jedes Mal, wenn es hieß Aufbruch, wurde das Zelt abgebrochen. Dann ging man weiter, und das Zelt wurde wieder aufgestellt, dann wieder abgebrochen, wieder aufgestellt, wieder abgebrochen.
Dieser Herr aber hat einmal das Zelt aufgestellt. Das heißt, es ist ewig, es muss nie mehr aufgestellt werden. Es bleibt so, dieses Heiligtum, das der Herr aufrichtete, nicht ein Mensch. Gerade der Gott des Alten Testaments, der Herr – im Hebräischen war das der Name für Yahweh. Im Griechischen haben wir nur Kyrios, aber im Hebräischen ist das der Name für Yahweh.
Gerade euer Gott des Alten Testaments, gerade der jüdische Gott des Alten Testaments, hat dieses neue Heiligtum aufgerichtet und eingerichtet.
Das Opfer Christi und seine Einzigartigkeit
Vers drei bis fünf wird nun noch ergänzt und ein wenig erklärt.
Denn jeder hohe Priester wird bestellt, um Gaben und Opfer darzubringen. Deshalb war es notwendig, dass auch dieser etwas darzubringen hatte. Wenn man Priester ist, gehört es zu den Hauptaufgaben, Opfer und Gaben darzubringen. Jesus musste also ebenfalls etwas darbringen. Und das, was er darbrachte, seine größte Gabe, war sein eigenes Blut – sein eigenes Blut.
In der Pause haben wir mit einigen Brüdern darüber gesprochen, dass dieses eigene Blut tatsächlich das Blut Gottes ist. In Apostelgeschichte 20,28 steht das so. Dieses Blut, das er vergossen hat, war Gottes Blut. Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht. Aber die Bibel sagt es so.
Apostelgeschichte 20,28: „Gebt also Acht auf euch selbst und auf die Herde, in der der Heilige Geist euch zu Aufsehern eingesetzt hat, um Hirten zu sein für die Gemeinde Gottes, die er sich durch das eigene Blut erworben hat.“
Steht das bei Ihnen auch so? Etwa: „die er sich durch das eigene Blut erworben hat“? Die Gemeinde hat Gott sich durch sein eigenes Blut erworben. Gott ist hier das Subjekt. Gott hat sich die Gemeinde durch sein eigenes Blut erworben.
Dieser Text richtet sich nach dem modernen Nestle-Aland-Text. Das heißt, es ist ein Text, der aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt wurde. Man hat besonderen Handschriften, die „Sinaiticus“ und „Vatikanus“ heißen, den Vorzug gegeben vor anderen. Man richtet sich also nach diesen Handschriften.
Dabei gibt es einen großen Streit unter Theologen, welche Handschriften man nehmen soll. Aber 95 bis 98 Prozent der Handschriften haben hier „durch das eigene Blut“. Man kann sich gut vorstellen, dass sich einige Abschreiber an diesem Ausdruck gestoßen haben und gesagt haben: „Das müssen wir anders setzen.“
Der überlieferte Text, der Mehrheitstext, also die Mehrheit aller Handschriften, hat hier „durch das eigene Blut“. Noch etwas dazu: Auch der andere Text, den der Nestle-Aland vorschlägt, erwähnt gar nichts vom Sohn. Das ist schon wieder eine tendenziöse Übersetzung. Der Sohn wird nämlich gar nicht erwähnt.
Man könnte den Nestle-Aland-Text auch so übersetzen: „durch das Blut, das eigene“. Also selbst der Nestle-Aland-Text lässt diese Übersetzung zu: „das Blut, das eigene“, nämlich das eigene Blut.
Aber der Mehrheitstext, der die Mehrheit aller Handschriften darstellt, hat „durch das eigene Blut“. Wie dem auch sei, eines ist klar: Dieses Blut war ein besonderes Blut. Und der, der dieses Blut vergossen hat, war Gott und Mensch zugleich.
Der Herr Jesus ist nicht nur als Mensch gestorben. Es ist nicht nur ein Mensch am Kreuz gestorben. Das wäre zu wenig. Ein Mensch, auch wenn er vollkommen wäre, kann nicht stellvertretend für alle Menschen sterben. Aber Gott kann sehr wohl für alle Menschen sterben. Gott selbst kann für alle Menschen sterben.
Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst. Das steht in 2. Korinther 5,19. „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst.“
Gott war in Christus, als er dieses Versöhnungswerk vollbrachte. Gott wurde von Gott verlassen. Die zweite Person wurde von Gott, der ersten Person, verlassen. Martin Luther hatte Recht, als er sagte: „Gott von Gott verlassen – wer kann es fassen?“ Er hat lange darüber nachgedacht und rief am Ende seines Nachdenkens aus: „Gott von Gott verlassen – wer kann es fassen?“ Niemand.
Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst. Also die größte Gabe, die er gegeben hat, war sein eigenes Blut.
2. Korinther 5,19 dürfte es sein, glaube ich. Ich schaue noch mal nach – ja, genau. Danke!
Der himmlische Dienstbereich und das Ende des irdischen Priestertums
Und wo liegt nun der Dienstbereich dieses Hohenpriesters, die heiligen Dinge, die heiligen Bereiche? Nicht auf der Erde, sondern in den heiligen himmlischen Dingen.
Wenn er auf der Erde, also auf Erden, Priester wäre, dann könnte er nicht Hoherpriester sein. Wenn er tatsächlich auf der Erde geblieben wäre, könnte er nicht Priester sein. Denn auf der Erde gab es zu dieser Zeit immer noch Priester im Judentum. Es gab weiterhin Priester, die nach dem Gesetz die Gaben darbrachten. Doch Gott hat sie nicht mehr anerkannt. Dieses aronitische Priestertum war nun hinfällig geworden.
Mit dem Hohenpriestertum Jesu war das irdische aronitische Priestertum obsolet. Gott hat es nicht mehr akzeptiert. Nun gibt es einen anderen Priester, und Gott hat auch die Opfer, die die irdischen Priester brachten, nicht mehr als Sündopfer und Ähnliches anerkannt. Das Opfer Jesu Christi ist dasjenige, das von nun an anerkannt wird.
Die Priester wollten jedoch nicht mitgehen. Sie lehnten ab und sagten: Nein, wir bleiben beim Alten. Wenn der Herr Jesus auf der Erde geblieben wäre, könnte er nicht Hoherpriester sein. Denn dann hätte er im Rahmen des israelitischen Gottesdienstes ein Levit sein müssen – und das war er nicht. Er hätte ein Sohn Aarons sein müssen und außerdem eingesetzt werden müssen. Das war jedoch unmöglich.
Er dient also nicht wie die irdischen Hohenpriester. Diese dienten nämlich einem Schatten. Er dient nicht wie die irdischen Hohenpriester, die nur dem Schatten dienten, sondern er dient der Wirklichkeit.
Der Schatten war der Tempel, die Stiftshütte und so weiter. Die Priester verrichteten ihren Dienst als bildhafte Darstellung und Schatten der himmlischen Dinge. Sie hatten den aufgetragenen Dienst zu erfüllen. Herr Jesus Christus jedoch diente nicht einem Schatten.
Dass es hier um einen Schatten geht, beweist der Text in Vers 5. Dort heißt es, dass all das, was Mose gemacht hat, nach dem Vorbild auf dem Berg geschehen sollte. Dort war das Urbild. Mose sollte ein Schattenbild davon auf Erden herstellen.
Das Zelt, die Stiftshütte, das Zelt der Begegnung, das Mose aufgestellt hat, war das Abbild. Das Urbild befand sich im Himmel und war das Wahrhafte.
Der neue und bessere Bund als Grundlage des priesterlichen Dienstes
Jetzt geht es weiter mit Vers 6 bis 13. Das ist also Punkt B: Christus ist der dienstleistende hohe Priester, als Mittler eines besseren Bundes.
Bevor er diesen priesterlichen Dienst beschreibt und ausführlich darlegt, hält er es für nötig, zunächst die Grundlage anzusprechen. Was war die Grundlage des Gottesdienstes? Es ist ein Bund.
Der Herr Jesus Christus ist ein neuer Priester mit einem neuen Opfer in einem neuen Heiligtum – nicht im Alten Bund, sondern in einem neuen Bund. Er ist also ein neuer Priester mit einem neuen Opfer in einem neuen Heiligtum und dazu in einem neuen Bund, nicht im Alten Bund. Neuer Priester, neues Opfer, neues Heiligtum und neuer Bund.
Vers 6: Nun hat er aber einen umso vorzüglicheren Dienst erlangt, einen umso viel vorzüglicheren Dienst. Er hat diesen Dienst erlangt, weil er auch Mittler eines besseren Bundes ist, welcher auf besseren Verheißungen gegründet ist. Es handelt sich also um einen vorzüglicheren Dienst und einen besseren Bund, der auf besseren Verheißungen beruht.
Jetzt müssen wir uns ein wenig Gedanken über diesen Bund machen, sagt der Hebräerschreiber. Und auch wir müssen uns fragen: Was ist denn dieser Bund? Was ist überhaupt ein Bund?
Im Orient war ein Bund eine Treuerklärung mit Zeugen und Verpflichtungen. Es konnte auch ein Testament sein, eine Verheißung mit Zusagen, die nach dem Tod eintreffen. Ein Testament mit Zusagen kann ebenfalls als Bund bezeichnet werden.
Hier geht es um einen Bund Gottes. Das Wesen des Bundes Gottes mit den Menschen ist, dass Gott sich zu etwas verpflichtet. Das ist hier das Wesentliche: Gott verpflichtet sich, etwas zu tun. Er verspricht praktisch etwas. Und wenn Gott etwas verspricht, dann ist das immer einseitig. Das heißt, er ergreift die Initiative.
Gott sagt nicht: „Weißt du was, wir könnten einen Handel machen, komm, setzen wir uns mal an den grünen Tisch und überlegen, was du machst und was ich mache.“ So war das nicht. Es war kein Vertrag, wie wir Menschen das sonst schließen.
Gott bestimmt das, er ergreift die Initiative. Denken wir an Abraham zurück: Gott sagt zu Abraham nicht, dass sie sich an den grünen Tisch setzen, sondern Gott sagt zu Abraham: „Ich gebe dir jetzt eine Verheißung.“ Er nennt dies einen Bund. Er schloss einen Bund mit Abraham (1. Mose 15).
Abraham legte sich schlafen. Gott ging durch die Opferteile, die er aufgelegt hatte, in der Mitte hindurch, um zu zeigen: Diesen Bund werde ich halten. Man zerlegte ein Tier und legte die Teile links und rechts hin. In der Mitte war ein Weg, und beide Bundesparteien mussten durch diesen Weg hindurchgehen und sagen: Wenn einer von uns den Bund bricht, soll es ihm so ergehen wie dem Tier.
Gott sagte zu Abraham: „Du legst dich jetzt schlafen, ich gehe durch.“ Dann ging Gott in einer Feuerflamme durch diese Teile auf dem Weg zwischen den Opferteilen hindurch und sagte damit: „Ich habe den Bund geschlossen, Abraham.“ Es war ein einseitiger Bund.
Es ist eigentlich kein richtiger Vertrag zwischen Menschen, sondern Gott hat die Initiative ergriffen und diesen Bund geschlossen. Natürlich gab es auch eine Verpflichtung für Abraham. Abraham musste in den Bund eintreten – das war die Beschneidung (1. Mose 17).
Aber Gott hat die Initiative ergriffen. Er hat sich verpflichtet, Abraham ein großes Volk zu geben und ihm ein Erbe zu versprechen. Er gab ihm einen großen Segen. Das heißt: „Abraham, ich beschenke dich, ich bin dein großer Lohn, ich beschenke dich.“
Abraham fragte: „Was willst du mir geben? Ich sterbe doch ohne Kinder.“ Der Herr antwortete: „Abraham, ich bin dein großer Lohn, vertraue mir, ich werde handeln, nicht du. Von dir erwarte ich nur, dass du darauf eingehst. Wenn ich dir etwas schenke, erwarte ich Liebe von dir. Ich bin der, der dir alles schenkt, Abraham.“
So schloss Gott einen Bund mit Abraham. Und wir lesen durch die ganze Geschichte hindurch, wie Gott zu diesem Bund steht. Am Sinai, also am Berg Sinai in Ägypten, offenbarte sich Gott dem Mose. Gott sagte: „Ich bin Jahwe, gehe zum Pharao und führe das Volk heraus. Ich denke an meinen Bund.“
Dann führte er das Volk heraus und gab ihnen am Sinai den Mosebund, den Gesetzesbund. Gott sagte sozusagen: „Ich werde meine Verheißungen erfüllen, ich bringe euch ins Land. Aber ich möchte von euch, dass ihr keine anderen Götter neben mir habt. Liebt nur mich, den Herrn, euren Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“
Positiv ausgedrückt heißt das: „Höre, Israel! Der Herr, dein Gott, ist ein einiger Gott. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all deiner Kraft“ (5. Mose 6).
Negativ ausgedrückt steht es in den Zehn Geboten: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das ist genau dasselbe.
Wenn ich zu meiner Frau sagen würde: „Du sollst keine anderen Männer neben mir haben“, könnte ich auch sagen: „Du sollst mich lieben und nur mich allein.“ Man kann es positiv oder negativ ausdrücken. Genauso hat es Gott hier gemacht – einmal positiv und einmal negativ formuliert.
Die Notwendigkeit eines neuen Bundes
Wie war das eigentlich mit diesem Gesetzesbund? Warum spricht er jetzt von einem neuen und besseren Bund? Am Sinai wurde der Gesetzesbund geschlossen, und später nennt man ihn einfach den alten Bund, weil er alt geworden ist – das werden wir gleich noch lesen.
Dieser Gesetzesbund setzte das Priestertum ein, bestimmte die Opfer und regelte die Stiftshütte sowie den Ablauf der Gottesdienste. Warum wird hier nun von einem neuen und besseren Bund gesprochen? Was ist am neuen Bund anders als am alten? Warum ist überhaupt ein neuer Bund nötig? Und warum soll er besser sein als der alte?
Darauf geht er jetzt ein. In Vers 6 und 7 heißt es: Der bessere Bund ist auf bessere Verheißungen hin eingesetzt worden (Vers 6). Und in Vers 7 steht: „Denn wenn jener, der erste Bund, frei von Tadel wäre, würde nicht Platz gesucht für einen zweiten.“
Wenn Gott also von einem zweiten Bund, von einem neuen Bund spricht, bedeutet das, dass der erste nicht der beste war. Die Juden fragten sich: „Wieso ein neuer Bund? Wer sagt denn, dass es einen neuen Bund gibt? Wir bleiben beim alten Bund.“
Doch wenn man die Bibel liest – von Genesis bis Maleachi – was sagt Gott denn über den alten Bund? Steht irgendwo im Alten Testament etwas über einen neuen Bund? Gibt es eine Stelle, die von einem neuen Bund spricht? Ja, in Jeremia 31 und Hesekiel 36.
Jeremia 31 ist die entscheidende Grundstelle. Dort steht, dass Gott einen neuen Bund machen wird. Das ist keine Erfindung des Christentums. Auch Paulus, Petrus oder andere Apostel haben sich das nicht einfach ausgedacht. Nein, eure alttestamentliche Bibel spricht davon, dass es einen neuen Bund geben wird.
Wenn diese Bibel von einem neuen Bund spricht, dann ist der alte nicht ideal, nicht vollkommen. Genau das ist das Argument. Der erste Bund hatte Gesetze, die von Menschen gehalten werden mussten. Der neue Bund soll anders sein.
Der erste Bund hatte Verheißungen, der neue Bund bessere Verheißungen. Beim ersten Bund auf dem Sinai ging es um irdische Dinge: Die Verheißungen bezogen sich auf ein irdisches Leben, ein langes Leben im Land Kanaan. Israel sollte bestimmte Verpflichtungen gegenüber Gott eingehen. Gott hatte Israel gesagt, was er von ihnen erwartete. Das war der erste Bund.
Aber das genügte nicht, sagt der Text. Der erste Bund ist nicht ohne Tadel. Wenn er es wäre, hätte Gott nicht von einem neuen Bund gesprochen. Aber Gott hat von einem neuen Bund gesprochen.
Was ist also zu tadeln an dem ersten Bund? Warum reicht dieser Bund nicht aus? Das Problem lag nicht im Bund selbst, sondern bei den Menschen. Der Bund war an sich nicht fehlerhaft, aber die Menschen passten nicht dazu. Sie hielten den Bund nicht ein.
Sie erfüllten nicht ihre Verpflichtung, Gott von ganzem Herzen zu lieben. Im Rahmen des alten Bundes wurde nicht erreicht, was eigentlich gedacht war. Israel hat den Bund nicht gehalten, deshalb konnte der Bund keine bleibende Beziehung zwischen Gott und den Menschen schaffen.
Gott wusste das natürlich. Weil er es wusste, bereitete er schon einen zweiten Bund vor. Jeremia hat im Alten Testament schon gesagt, dass es eines Tages einen neuen Bund geben wird.
Die Hebräer, die damals gläubig waren, schielten auf Jerusalem, den Tempel, das Priestertum und die schönen Chöre im Tempel. Sie sehnten sich nach diesem alten Bund, nach dem Land Kanaan, dem verheißene Land, und nach den Opfern, die sichtbar waren. Die Priester waren schön gekleidet, und all das war ihnen vor Augen.
Aber Gott sagt: Dieser Bund ist nicht der letzte. Es gibt etwas Besseres. In Hebräer 8, Vers 8 wird Jeremia 31 zitiert. Dort heißt es: „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich für das Haus Israel und für das Haus Juda einen neuen Bund schließen. Nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern machte, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten zu führen. Denn sie blieben nicht in meinem Bund, und ich achtete ihrer nicht, spricht der Herr.“
Interessant ist, dass Gott sagt: Es kommen Tage, an denen ich einen neuen Bund für das Haus Israel und das Haus Juda schließen werde. Der neue Bund ist also für Israel, mit Israel.
Die Israeliten haben den alten Bund gebrochen. Gott sagt: „Du hast meinen Bund gebrochen, eigentlich wäre unsere Beziehung jetzt vorbei. Aber ich liebe dich und bin treu, ich halte meinen Bund.“
Auch wenn ihr nicht treu seid, lasse ich euch nicht einfach ins Verderben laufen. Nein, ich mache einen neuen Bund mit euch, mit dem Haus Israel und dem Haus Juda.
Das letzte Abendmahl als Einsetzung des neuen Bundes
Und da kam der Herr Jesus nach Jerusalem. Als König zog er in die Stadt ein. Dann lehrte er im Tempel, am Sonntag, am Montag und am Dienstag. Die Leute kamen in den Tempel, und am Mittwoch lehrte er erneut. Es wurden immer mehr Menschen, die zum Tempel strömten. Die Hohenpriester bemerkten dies und ärgerten sich darüber, dass Jesus so viel Zulauf hatte.
Es begann ein Wettlauf um die Gunst des Volkes. Wer würde gewinnen – Jesus oder die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Pharisäer? Wer würde siegen, die jüdischen Führer oder dieser Jesus? Das Volk hing an seinen Lippen, wie in Lukas 20 beschrieben. Sie hörten ihm gerne zu.
Nachts waren sie spät zu Hause, und am nächsten Morgen waren sie früh wieder im Tempel. Dann kam der Donnerstag. Der Herr Jesus sagte zu zwei Jüngern, sie sollten ihm einen Raum in Jerusalem vorbereiten. Er hatte außerhalb der Stadt gewohnt, irgendwo in Zelten übernachtet, sozusagen Camping gemacht. Die Jünger gingen in die Stadt, um alles vorzubereiten.
Am Donnerstagnachmittag, dem 14. Nisan, dem Tag, an dem das Passa geschlachtet werden musste, schlachteten die Jünger das Passalamm und bereiteten alles für das Passafest vor. Dann kam der Herr Jesus mit allen, und sie setzten sich in den Obersaal dieses Hauses.
Sie aßen das Mahl, wie es genau vorgeschrieben war. Es gab einen jüdischen Ritus, bei dem mehrere Kelche gemischt wurden. Der Wein wurde nicht pur getrunken, sondern mit Wasser, Gewürzen und Honig vermischt. Der erste Kelch wurde herumgereicht, ganz nach jüdischer Tradition. Jeder trank daraus. Der Hausvater, in diesem Fall der Herr Jesus, begann das Mahl. Jeder reichte den Kelch weiter, und sie sangen das Lob Gottes.
Das Passalamm wurde auf den Tisch gelegt, der auf dem Boden stand. Dazu gab es eine Sauce mit verschiedenen Kräutern. Die Kräuter wurden gewickelt, in die Sauce getaucht und dann gegessen. Dieser Ritus war genau vorgeschrieben, und wir dürfen annehmen, dass der Herr Jesus sich genau daran hielt, wie alle Israeliten damals.
Der zweite Kelch wurde getrunken. Die genaue Reihenfolge habe ich nicht im Kopf, aber ich habe es mir irgendwo notiert: Es gab eine feste Reihenfolge, insgesamt sollten vier Kelche getrunken werden. Manche Juden meinten sogar fünf, was bedeuten könnte, dass fünfmal der Kelch herumgereicht wurde.
Das zweite Mal ging der Kelch herum, und dann wurde das Passalamm gegessen. Nach dem Essen kam der dritte Kelch. Der Herr Jesus nahm den Kelch, wie Lukas es beschreibt. Er bereitete ihn vor, mischte ihn, stellte ihn aber noch nicht zum Trinken an die Lippen. Er stellte den Kelch hin, nahm dann Brot, und die Jünger schauten gespannt zu.
Sie fragten sich, was er jetzt tun würde. Er brach mit dem Ritus, der Passaritus war plötzlich anders. Jesus nahm das Brot, schaute die Jünger an und sagte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Leib! Esst alle davon!“ Er reichte das Brot herum, und sie aßen davon.
Dann nahm er den vorbereiteten dritten Kelch und sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.“ Dieser Kelch war die ganze Zeit schon am Tisch, und sie hatten darauf gewartet, wann der dritte Kelch gereicht wird. Nun war es soweit, und es war ein besonderer Moment für die Jünger.
Der Herr Jesus erklärte, dass dies nicht mehr das Passa sei. Nach dem Essen sollte eigentlich der dritte Kelch herumgereicht werden, und dann ein vierter, woraufhin gesungen wurde und man wieder ging. Aber jetzt war alles anders.
Der dritte Kelch, so sagte Jesus, ist der neue Bund in seinem Blut. Er sagte nicht einfach: „Das ist mein Blut“, sondern: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.“ Dieser Bund wird durch sein Blut geschlossen. Dann reichte er den Kelch herum, und sie tranken daraus.
Der Herr Jesus sagte: „Tut dies zur Erinnerung an mich.“ Das muss eine sehr feierliche Zeit gewesen sein, ein Moment, den die Jünger nie mehr vergaßen. Ob sie es damals vollständig verstanden, ist fraglich. Doch der neue Bund, auf den Jesus anspielte, ist in Jeremia 31 beschrieben.
Jeder der Jünger kannte Jeremia 31. Das war der neue Bund in seinem Blut. Israel hatte den König verworfen. Der König ging ans Kreuz – der König Israels.
Die Erwartung des Königreichs und die Ausgießung des Heiligen Geistes
In der gleichen Nacht wurde Jesus verhaftet und am nächsten Morgen, früh am Freitag, gekreuzigt. Doch was geschah nun mit dem Königreich? Jesus hatte den Jüngern viel über das Königreich erklärt, erinnert euch an Matthäus 13. Er erklärte ihnen, dass das Königreich eine andere Art sei. Es gibt zwei Phasen des Königreichs: Zuerst eine unsichtbare Phase, und erst danach kommt die sichtbare Phase, wenn der König wieder sichtbar zurückkehrt.
Die Jünger verstanden das anfangs nicht; das war zu viel verlangt. Langsam erfassten sie es, und als der Heilige Geist kam, verstanden sie gut, dass das Königreich erst aufgerichtet wird, wenn der Herr wiederkommt.
Der Herr war nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage lang immer wieder mit den Jüngern zusammen. Zu gewissen Zeiten traf er sich mit ihnen. In Apostelgeschichte 1 lesen wir, wie die Jünger den Herrn fragen. Schauen wir kurz in Apostelgeschichte 1: Als sie beisammen waren, sagt Jesus in Vers 4, sie sollen nicht von Jerusalem weggehen, sondern auf die Verheißung des Vaters warten, die sie von ihm gehört hatten. Johannes hatte mit Wasser getauft, sie aber würden mit Heiligem Geist getauft werden, und zwar nach nicht vielen Tagen.
Die Jünger fragten: Herr, ist das dann der Zeitpunkt, an dem du dein Königreich für Israel sichtbar wiederherstellst? Sollen wir noch ein paar Tage in Jerusalem warten, bis der Geist kommt und du das Königreich aufrichtest? Sie fragten nicht, wo Jesus sein würde, sondern gingen wahrscheinlich davon aus, dass er mit ihnen warten würde.
Jesus antwortete, dass es nicht ihre Aufgabe sei, Zeiten und Zeitpunkte zu wissen. Aber sie würden Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf sie komme, und sie würden seine Zeugen sein.
Dann kam der Heilige Geist, und sie bekamen Kraft. Sie wurden Zeugen Jesu. Petrus sagte, der Herr Jesus sei in den Himmel aufgefahren – oder kurz davor –, und der Heilige Geist kam. Zu Pfingsten half der Heilige Geist ihnen wirklich. In Apostelgeschichte 2, Vers 29 sagt Petrus: „Männer, Brüder, es sei mir gestattet, mit Freimütigkeit zu euch zu sprechen von dem Stammvater David, der starb und begraben wurde. Da er aber ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, aus der Frucht seiner Lenden nach dem Fleisch den Gesalbten zur Auferstehung zu bringen, damit er auf seinem Thron sitze, redete er voraussehend von der Auferstehung des Gesalbten. Seine Seele wurde nicht im Bereich des Todes überlassen, noch sah sein Fleisch Verwesung.“
Diesen Jesus brachte Gott zur Auferstehung, wovon sie alle Zeugen waren. Nachdem er durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hatte, goss er diesen aus, den die Jünger nun sahen und hörten.
In Vers 34 heißt es: „Denn nicht David stieg auf in den Himmel; er sagt selbst: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Auf dem Thron Davids sitzt jetzt der Messias, zur Rechten Gottes.
Das ganze Haus Israel sollte mit Gewissheit zur Kenntnis nehmen, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Gesalbten machte – diesen Jesus, den sie gekreuzigt hatten. Nun war alles klar.
Jesus sprach vom neuen Bund. Zuerst waren sie nur elf Jünger. Außerdem hatten 500 Menschen den Auferstandenen gesehen. Zu Pfingsten wurden es 3000 in Jerusalem, später 5000 Männer, alle aus dem Hause Israel. Gott hatte den neuen Bund mit Israel aufgerichtet, und zwar in Apostelgeschichte 2, zu Pfingsten beziehungsweise an dem Tag, als er mit den Jüngern das letzte Abendmahl feierte. Das war die eigentliche Aufrichtung des neuen Bundes mit diesen elf und allen, die sich zu Christus bekehrten.
Doch was ist mit den Heiden? Dürfen sie nicht dazugehören? Gott hat nur den Bund mit Israel aufgerichtet? Paulus sagt, die Heiden dürfen Mitleib sein, Mitteilhaber derselben Verheißung, Epheser 3, Vers 6. Das heißt, der neue Bund wurde mit Israel aufgerichtet, und die Heiden dürfen dazukommen. Sie werden eingepfropft in den israelitischen Baum, während die Israeliten, die nicht wollten, ausgebrochen wurden.
In Römer 11 und Epheser 3, Vers 6 wird das deutlich. Es kommen Tage, da werde ich für das Haus Israel und für das Haus Juda einen neuen Bund abschließen, sagt der Hebräerschreiber in Kapitel 8 weiter. Einen neuen Bund, nicht entsprechend dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte, als ich sie an der Hand nahm, um sie aus Ägypten zu führen – das war der erste Bund.
Der neue Bund gilt jetzt anderen Menschen, die sich aus der Sklaverei der Sünde herausführen lassen. Gott sagt: „Komm, gib mir die Hand, ich führe dich jetzt heraus aus der Sklaverei Satans und der Knechtschaft der Sünde. Ich führe dich in das gelobte Land, das himmlische Land.“
Nicht entsprechend dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte, als ich sie aus Ägypten führte. Denn dieser ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde, oder eigentlich: zu dem ich mich verpflichten werde, heißt es im Griechischen.
Nach jenen Tagen, sagt der Herr, werde ich meine Gesetze in ihr Denken geben und auf ihre Herzen schreiben. Ich werde ihnen zum Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein. Es wird keiner mehr zu seinem Nächsten sagen müssen: „Kenne den Herrn!“ oder zu seinem Bruder: „Lerne ihn kennen!“, denn alle werden mich vom Kleinsten bis zum Größten kennen.
Weil ich ihren Ungerechtigkeiten gegenüber barmherzig sein werde und ihrer Sünden und Gesetzlosigkeiten nicht mehr gedenken werde. Das ist alles Jeremia 31. Das ist altes Testament, die Bibel der Rabbis, keine neue Idee der Apostel.
Gott schließt also jetzt einen neuen Bund, besiegelt durch das Blut auf Golgatha, das für uns vergossen wurde. Meine Gesetze gebe ich in ihr Denken, in ihren Sinn, in das Denkorgan hinein, und auf ihre Herzen, das heißt auf den inneren Menschen, werde ich sie schreiben.
Das ist ein großer Unterschied. Der neue Bund ist viel besser als der alte Bund. Beim alten Bund wurde das Gesetz auf Steinen geschrieben, beim neuen Bund wird das Gesetz auf fleischige Herzen geschrieben – das heißt, auf weiche Herzen, ins Innere des Menschen.
Das Herz ist das Innere des Menschen, und dort schreibt Gott jetzt sein Gesetz hinein. Das Gesetz ist der Wille Gottes, ausgedrückt im Gesetz: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Zusammenfassung des Gesetzes schreibt der Herr nun in die Herzen der Gläubigen, ins Innere, ins Denken, in den Denksinn.
Ist hier nun eine unterschiedliche Apparition gemeint, also dass der Wille Gottes im Herzen ist? Ist das das Gewissen, das jeder Mensch hat? Oder hat jeder Mensch einen gewissen Vorgang bekommen? Was ist hier gemeint?
Nein, er spricht zu denen, mit denen er den neuen Bund schließt. Wir müssen genau achten. Er spricht zu seinem Volk und sagt: Im alten Bund habe ich mit meinem Volk den Bund geschlossen und ihnen das Gesetz auf steinerne Tafeln gegeben.
Im neuen Bund handelt es sich um dasselbe Volk, beziehungsweise um die, die es annehmen. Diejenigen, die es nicht annehmen, sind draußen. Dieses Volk Gottes, das neue Volk Gottes des neuen Bundes – beginnend mit den elf Jüngern, den fünfhundert, den dreitausend, den fünftausend und allen, die noch hinzukamen, auch die Heiden – mit diesem Volk verfährt Gott jetzt folgendermaßen: Ich gebe meine Gesetze in ihr Denken hinein und auf ihre Herzen werde ich sie schreiben.
Ich werde ihnen zum Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein. Hier geht es nicht um jeden Menschen, nicht um das Gewissen, das ist nicht das Thema. Es geht um Menschen, die eine Beziehung zu Gott haben und jetzt das Volk Gottes sind.
Das ist Jeremia 31 und Hesekiel 36, Vers 26 und folgende. Das war im Alten Testament schon klar vorausgesagt.
Das Gesetz sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen. Und was sagt das Evangelium? Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist, Römer 5, Vers 5.
Der Apostel Paulus sagt: Das Endziel des Gebotes ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Das Endziel jeglichen Gebotes – ob das Gebot Gottes an Adam in Eden oder das an Israel – ist Liebe.
In Eden war das Thema Liebe zu Gott. Liebe war das Thema bei den Zehn Geboten. Das erste Gebot ist das wichtigste, die Zusammenfassung: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Das heißt, du sollst mich allein lieben.
Und jetzt, im Evangelium, macht Gott einen Bund mit uns und sagt: Ich schenke dir alles, was ich habe. Was ich gern von dir hätte, wäre Liebe. Liebe von ganzem Herzen.
Da kommt der Heilige Geist in unser Leben. Wir kommen zum Glauben, und der Heilige Geist kommt in unser Leben. Gott sagt: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Das heißt, der Herr Jesus gibt uns eine neue Liebe ins Herz und eine Bereitschaft, aus Liebe den Willen Gottes und seine Gebote zu tun. Das Gesetz ist jetzt im Herzen, im Innersten des Menschen.
Interessant ist, dass das im Alten Testament schon vorausgesagt war. Erinnern wir uns an die Stiftshütte: Dort war das Heiligtum, und ganz innen das Allerheiligste. Im Zentrum des Lagers Israels stand das Heiligtum Gottes, das Zelt der Begegnung, umgeben von einem Zaun.
Im Innersten, im Allerheiligsten, stand die Bundeslade mit dem Deckel. Im Zentrum der Bundeslade lag das Gesetz Gottes. Im Zentrum des Volkes, im Innersten, war das Gesetz Gottes.
Der Psalmist sagt in Psalm 119, Vers 11: „Deine Worte habe ich aufgespeichert in meinem Herzen, damit ich nicht gegen dich sündige.“ Im Hebräischen heißt es: „Aufgespeichert in meinem Herzen habe ich dein Wort.“
Ganz im Zentrum hat Gott das Gesetz. Im Neuen Testament wird es durch den Heiligen Geist hineingeschrieben – genau ins Zentrum. Der Psalmist dachte da schon fast neutestamentlich, was interessant ist, denn er hatte auch den Heiligen Geist.
Genau das ist der neue Bund: Gott hat das Gesetz in die Herzen geschrieben, und dort ist es ganz im Zentrum. Das Gesetz ist die Tora, nicht nur die fünf Bücher Mose, sondern die Unterweisung Gottes.
Die Weisung Gottes habe ich in meinem Herzen. Nun hat der gläubige Christ den Heiligen Geist, und mit ihm ist die Liebe Gottes in seinem Herzen ausgegossen. Mit dem Heiligen Geist hat Gott das Gesetz ins Herz geschrieben.
Deshalb hat der Gläubige im Neuen Testament keinen Regelkatalog und keine Stiftshütte mit einer Bundeslade, in die er Steintafeln legt. Nein, er hat den Heiligen Geist. Das ist die neue Richtschnur, nach der er lebt. Über die, die nach dieser Richtschnur leben, sei Friede.
Israel lebte innerhalb des Zaunes, Gott hatte Israel einen Zaun gemacht und sagte: Das ist das Gesetz, und da müsst ihr euch aufhalten.
Jetzt aber ist dieser Zaun, dieses Gesetz, nicht irgendwo draußen, sondern im Herzen drinnen, im Denken, sagt der Hebräerschreiber, der Jeremia zitiert.
Jetzt ist eine ganz neue Beziehung da, diese Bundesbeziehung: Ich gebe meine Gesetze in ihr Denken und auf ihr Herz werde ich sie schreiben. Ich werde ihnen zum Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein.
Ganz persönlich werde ich ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Eine neue Beziehung.
Jeder in diesem Volk wird ihn kennen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mir zum Volk sein.
Waren sie nicht schon sein Volk? Wieso heißt es dann, sie werden mir zum Volk sein? Sie waren es früher, aber sie haben es verwirkt, weil sie den Messias gekreuzigt haben und Gott für den Bund verlassen haben. Sie haben den Bund gebrochen, schon lange bevor sie den Messias gekreuzigt haben.
Jetzt aber werden sie mir zum Volk sein. Es wird eine ganz neue Beziehung sein, und es wird keiner zu seinem Mitbürger sagen müssen: „Erkenne den Herrn!“ oder zu seinem Bruder: „Lerne ihn kennen!“
Es ist nicht mehr nötig, jemanden aufzufordern, sich zu bekehren. Ich sage auch nicht zu meiner Frau: „Heirate mich!“ Die Beziehung ist schon da, sie muss nicht hergestellt werden.
Im Volk Gottes ist jeder, der gläubig ist, schon bekehrt. Jeder hat eine persönliche Beziehung zu Gott.
Jetzt muss ich nicht sagen: „Kate, könntest du nicht zu Heinrich sagen, du solltest deine Beziehung zu Gott beginnen?“ Nein, Heinrich hat schon eine Beziehung zu Gott.
Im Volk Gottes hat jeder Gläubige eine Beziehung zu Gott. Jeder, der zum Volk Gottes gehört, ist wiedergeboren, hat den Heiligen Geist und einen persönlichen Lehrer: den Herrn selbst, den Heiligen Geist.
Wir brauchen keinen Guru, der uns bei jedem Schritt sagt, was zu tun ist. Nein, wir haben den Herrn, den dürfen wir fragen.
Natürlich dürfen wir uns auch untereinander helfen, als Brüder und Schwestern, aber nicht in der Weise eines Gurus.
Alle werden mich kennen, vom Kleinsten bis zum Größten. Ich werde ihnen gegenüber barmherzig sein, und ihrer Sünden und Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken.
Jetzt sind die Sünden wirklich weg, weggetan durch den Hohenpriester.
Ich denke, hier sollten wir eine Pause machen. Wollen wir jetzt eine Pause machen?