Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt! Amen!
Meine Freunde, von einem großen Erweckungsprediger, Gottfried Daniel Krumacher, wurde gesagt, er sei ein Liebhaber der göttlichen Torheit. Das heißt, er schätzte besonders das, was in der Bibel der Vernunft zunächst töricht erscheint. Von solchen Stellen sagte er, sie seien besonders wichtig.
So geht es mir auch ein wenig. Ich habe von Gottfried Daniel Krumacher viel gelernt. Darum wollen wir in dieser Sommerzeit eine Reihe von Psalmstellen besprechen, die auffällig sind, an denen man hängen bleibt und an denen man stutzt.
Ich lese heute ein Wort aus Psalm 136, Vers 15:
„Lobt Gott, der Pharao und sein Heer ins Schilfmeer stieß, denn seine Güte währet ewiglich.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Der überraschende Dank im Psalm 136
Es gibt Bibelstellen, die einem wirklich einen Schock versetzen können. Und dieser heutige Text ist so eine Stelle: Der Pharao und sein Heer im Schilfmeer – und dann der Satz „denn seine Güte währt ewiglich“. Das ist ein Schock, nicht?
Sehen Sie, das Wort stammt aus einem Dankpsalm. Als ich noch ein Junge war, in meinem Elternhaus, wurde abends immer ein Psalm gelesen. Wenn der Psalm 136 dran war, dann machten wir Kinder uns die Freude und fielen immer ein, denn jeder Vers endet mit den Worten „Denn seine Güte währt ewiglich“.
Dieser Satz kommt also 26 Mal vor. Zuerst wird von den großen Taten Gottes gesprochen: „Er hat den Himmel weißlich ausgebreitet, denn seine Güte währt ewiglich.“ „Er hat große Lichter gemacht, denn seine Güte währt ewiglich.“ „Er gibt allem Fleisch Speise, denn seine Güte währt ewiglich.“
Ich höre noch, wie wir acht Geschwister neben einem Chor so mitsangen: „Denn seine Güte währt ewiglich.“
Dann kommt der Psalmist dazu, von den Taten Gottes mit seinem Volk Israel zu sprechen. Die ganze alttestamentliche Geschichte wird hier rekapituliert: Er errettete sein Volk aus der Knechtschaft, „denn seine Güte währt ewiglich.“ Er gab ihnen ihr Land zum Erbe bis zum heutigen Tage, „denn seine Güte währt ewiglich.“ Und das alles klingt einleuchtend und klar.
Aber dann, mittendrin, steht so ein Vers: „Der Pharao und sein Heer im Schilfmeer stieß, denn seine Güte währt ewiglich.“
Also, ich muss feststellen – ich hoffe, wir kennen die Geschichte, von der hier die Rede ist. Kurz skizziert: Israel wurde durch Gottes gewaltige Hand aus Ägypten errettet.
Die Rettung Israels und die Katastrophe der Ägypter
Da schlugen sie ihr Lager am Schilfmeer auf. Plötzlich geht durchs Lager die Botschaft: Die Ägypter kommen uns nach, mit großem Heer. Sie wollen uns zurückholen in die Knechtschaft.
Das Entsetzen und der Jammer sind groß. Sie schreien, wie heute, wenn etwa die Russen kommen oder so. Dann sagt Gott zu Mose: Sag ihnen, dass sie ziehen sollen. Ja, wohin denn? Auf dem Weg, den er selbst für sie bereitet hat.
Er reißt die Fluten auseinander, und sie gehen auf diesem unheimlichen Weg auf dem Meeresgrund zwischen den Wassern zum anderen Ufer. Heute wird darüber diskutiert: Ist das eine Legende? Oder kann so etwas auf natürliche Weise passieren, zum Beispiel durch einen besonderen Wirbelwind?
Das hat mich nie interessiert. Mein Gott kann das. Er kann einen Weg in den Fluten machen. Wenn ich einen Gott hätte, der das nicht könnte, würde ich gerne mit ihm anfangen. In dem Psalm steht: Der allein große Wunder tut. Denn seine Güte währt ewiglich.
So zieht Israel durchs Meer. Dann versuchen es die Ägypter auch. Sie jagen hinterher, doch die Fluten schlagen über ihnen zusammen. Ein ganzes Heer, eine große junge Mannschaft, kommt um. Eine schreckliche Geschichtskatastrophe – aber das Ende der ägyptischen Macht. Da fing der Zerfall Ägyptens an.
Der Psalm macht nach dieser Katastrophe nicht weiter, denn seine Güte währt ewig. Ja, meine Freunde, da wird das Grauen geschildert: Jeder Esel ertrinkt, jeden Eisen packt das Entsetzen. Alle erleben das Schrecken, denn seine Güte währt ewiglich.
Da bleibt einem ja der Verstand weg.
Die Herausforderung des Glaubens an Gottes Güte
Wo soll denn Gottes Güte sein, wenn hier eine ganze große junge Mannschaft schauerlich umkommt? Wo soll da Gottes Güte sein?
Zuerst habe ich gedacht, vielleicht hat der Psalmist einfach so gedankenlos gehandelt. Er begann: „Ich preise den Herrn, denn seine Güte währt ewig.“ Er sagt, er habe den Himmel gemacht, denn seine Güte währt ewiglich. Er hat die Erde bereitet, denn seine Güte währt ewiglich. Er hat sein Volk erlöst, denn seine Güte währt ewiglich.
Wir machen oft so ein Spiel: Es geht so, alle Vögel fliegen hoch, alle Spatzen fliegen hoch, alle Adler fliegen hoch, alle Tische fliegen hoch. Dann machen auch alle so mit, und am Ende hat man verloren, nicht? Verstehen Sie? So habe ich zuerst gedacht, hat vielleicht der Psalmist auch gesagt: Seine Güte währt ewiglich, und er hat seinem Volk ihr Land gegeben, seine Güte währt ewiglich. Er hat eine Katastrophe herbeigeführt, und seine Güte währt ewiglich.
Aber, liebe Freunde, diese Erklärung stimmt nicht. Die Männer der Schrift haben unter der Vollmacht des Geistes Gottes gesprochen. Und der Geist Gottes sagt keine Gedankenlosigkeiten. Der Geist Gottes sagt keine Gedankenlosigkeiten.
Die göttliche Wahrheit hinter der scheinbaren Widersprüchlichkeit
So kommen wir der Bibel nicht bei, wenn wir nur unsere eigenen kleinen Gedankenlosigkeiten und Irrtümer hineinlesen. Es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken: Was hat eigentlich dieser Psalmdichter unter dem Einfluss des Geistes Gottes gemeint, als er sagte, der Pharao und sein Heer seien im Schilfmeer ertrunken, denn seine Güte währe ewig?
Wir wollen die Predigt mit dem Titel „Eine unmögliche Behauptung“ überschreiben. Und ich möchte, obwohl ich noch bei meinen Fehlern geblieben bin, drei Dinge darüber sagen: Eine unmögliche Behauptung.
Die erste Erkenntnis: Gottes Güte als Fels im Sturm
Erstens: Im ersten Teil überschreibe ich mit „Der Felsen im Sturm“.
Meine Freunde, wir müssen lernen, dass die Bibel keine religiöse Weltanschauung mit logischer Beweisführung vermittelt. Heute gibt es Menschen, die sagen: Ob ich Moslem bin, ob ich den Koran, Buddha oder die Bibel habe, das sei ganz egal – Hauptsache, es ist irgendein Glaube.
Die Bibel vermittelt jedoch keine bloße religiöse Weltanschauung, sondern Gottes Wort offenbart Tatsachen, die wir ohne die Bibel nicht kennen würden. Gott lebt – nicht als eine höhere Macht, eine Allseele oder irgendeine abstrakte Kraft, sondern als der persönliche, lebendige Gott. Das ist eine Tatsache, so sagt die Bibel.
Das wüssten wir ohne sie nicht. Und Gott ist gut – das ist die zweite Tatsache. Gottes Güte währt ewig.
Man könnte sagen: Ja, aber wo bleibt denn Gottes Güte? Wenn hier ein ganzes Heer schauervoll im Meer untergeht, wo bleibt Gottes Güte angesichts des ganzen Leids in der Welt? Ich habe einen Sohn verloren, und ich komme nie darüber hinweg. Viele Menschen hier tragen den Schmerz vergangener Zeiten tief mit sich. Wo bleibt Gottes Güte?
Wo bleibt Gottes Güte, wenn eine Frau qualvoll am Krebs stirbt? Wo bleibt Gottes Güte, wenn barsche, machtgierige Staatsmänner die Welt ständig in Angst versetzen? Jungs, wird man da nur versohlt? Nein! Wo bleibt Gottes Güte bei diesem Zynismus und dieser Ungerechtigkeit? Wo bleibt Gottes Güte angesichts des Elends in deinem Leben?
Hier sind die meisten Menschen mit ihrem Glauben gescheitert. Wo bleibt Gottes Güte?
Und da antwortet die Bibel. Wisst ihr, wie sie antwortet? Sie sagt: Seine Güte währt ewiglich. Das ist zunächst die erste Tatsache. Ob ihr sie seht oder nicht, seine Güte bleibt ewig. Hier wird die Güte Gottes einfach als Tatsache hingestellt und uns mitgeteilt. Uns, die wir daran verzweifeln, wird gesagt, dass wir uns nicht verzweifeln sollen: Seine Güte währt ewiglich – das ist eine Tatsache.
Ich finde es einfach großartig, wie in diesem Psalm in einem einzigen Satz das Grauen geschildert wird und darüber hinweggerufen wird – und es bleibt dabei: Gottes Güte währt ewiglich. Das ist großartig.
Ja, meine Freunde, das werden wir nie ganz fassen. Und hier ist der Punkt, an dem viele Menschen mit dem Glauben gescheitert sind. Wenn ich Männer höre, die sagen: Ja, ich habe so viel mitgemacht, wie konnte Gott das zulassen? Ja, richtig, man kann das nicht begreifen – diese Tatsache.
Wenn Gott uns nicht einen Beweis gegeben hätte, dass er gut ist, nämlich indem er seinen Sohn gab, dann käme man heute mit einem bloßen Glauben an Vorsehung oder einem allgemeinen Gottglauben nicht mehr durch in dieser Welt.
Sie brauchen den zweiten Artikel: Gott gab seinen Sohn ans Kreuz. Er hat auch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern für uns alle dahingegeben. Sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Macht die Welt untergehen, ist alles vernebelt – es gibt ein Zeichen: Gott liebt mich. Dieses Zeichen ist das Kreuz Jesu Christi. Kontrollieren Sie Ihren Glauben! Wenn Sie mit dem Kreuz Jesu Christi nichts anfangen können, dann verlieren Sie den Glauben bei der nächsten Katastrophe.
Unter Jesu Kreuz wird die Liebe Gottes offenbar. Er hat mich geliebt. Unter Jesu Kreuz lerne ich: Seine Güte währt ewiglich, denn er gibt mir als Sünder die Versöhnung durch seinen Sohn.
Ein Bild aus der Natur: Standhaftigkeit inmitten des Sturms
Lassen Sie mich ein Beispiel geben, um zu verdeutlichen, was ich meine.
Ich bin während meiner Ferien im Bernina-Gebiet in die Berge hineingewandert. Als wir sehr hoch waren, zog ein Gewitter auf. Das ist unheimlich – ein so schreckliches Gewitter in den Bergen. Das Tal, das Puschlauftal, ist von den Bergamasker Alpen abgeschirmt. Von Italien her rollten diese gewaltigen Wolken über die Bergamasker Alpen heran. Man sah sie über den Höhlen, wie eine drohende Mauer kam sie näher. Doch die Berge standen fest.
Dann wurde der Himmel schwarz, es kamen Regengüsse, Donnerrollen und Blitze. Die Bergamasker Alpen waren kaum noch zu sehen, aber sie waren noch da und standen fest.
So sagt die Bibel: Seine Güte währt ewiglich. Die Welt geht unter, Pharao und sein Heer gehen unter, Gott hält Gericht. Man sieht nichts mehr von der Güte Gottes. Doch die Berge Gottes stehen fest, denn seine Güte währt ewiglich. Das ist ein Fels im Sturm.
Vielleicht ist es sehr wichtig, dass wir dies in den kommenden Jahren mitnehmen. Wenn ich keinen Weg mehr sehe, kann ich immer das Kreuz Jesu sehen und jauchzen, denn seine Güte währt ewiglich.
Die zweite Erkenntnis: Verzicht auf Gottes Güte
So, nun zum zweiten Thema: Der Fels im Sturm. Wir wollten die scheinbar unmögliche Behauptung betrachten, dass Gottes Güte ewiglich währt, gerade angesichts solcher Katastrophen.
Zweitens: Unser Text sagt, man kann auf Gottes Güte verzichten. Man kann auf Gottes Güte verzichten. Wenn Pharao und sein Heer ins Schilfmeer getrieben wurden – so steht es hier, recht knapp und bündig ausgedrückt –, war es eigentlich nicht Gott, der sie hineingestoßen hat. Vielmehr hat Pharao sich und sein Heer selbst ins Meer gestürzt.
Wir müssen die Sache im zweiten Buch Mose noch einmal kurz rekonstruieren: Israel zieht auf diesem unheimlichen Weg, der ihnen gesagt wurde, den sie gehen sollen. Die Bibel beschreibt es so: „Das Wasser war ihnen wie Mauern zu rechten und zu linken.“ Ich sehe es förmlich vor mir. Verzeihen Sie, wenn ich so menschlich von Gott spreche. Wie sollten wir uns das anders vorstellen als Gottes Hände, die das Wasser zurückhalten, damit ein Volk unter seinem Schutz hindurchziehen kann?
Christen sprechen oft von solchen Wegen, nicht, dass wir unter Gottes Armen hindurchziehen und das Wasser wie Mauern rechts und links steht. Dann kommen die Ägypter. Sie haben keinen Auftrag, keinen Befehl und keine Berechtigung, diesen Weg zu gehen. Da lässt Gott los, und die Wasser stürzen ein, alles geht unter. Gott lässt los. Warum auch nicht?
Pharao und sein Volk haben ja feierlich auf Gottes Güte und auf diese gütigen Hände verzichtet. Wie Pharao kurz vorher sagt: „Wer ist der Herr, dessen Stimme ich hören müsste? Ich weiß nichts von ihm und will seiner Stimme auch nicht gehorchen.“ Nun, so kann man es machen. Und Sie werden mir zustimmen, so handelt das deutsche Volk, so handelt die abendländische Welt.
„Wer ist der Herr, dessen Stimme wir hören sollten? Ich weiß nichts von ihm und will seiner Stimme nicht gehorchen.“ So kann man es machen. Aber man muss sich dann klar machen, dass man ohne Gottes Güte leben und zurechtkommen muss.
Der lebendige Gott redet heute zu uns durch Jesus. Jesus breitet seine heilenden Hände unter uns aus: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Nun, man kann sagen: „Ich will nicht.“ Man kann glauben, dass Jesus ein Heiland ist, man kann alles glauben, aber dennoch sagen: „Ich will nicht kommen.“ Gut, dann bleibt man nur ein Sturz ins Wasser, dann bleibt man draußen.
Das heißt mit anderen Worten: In dieser verfluchten Welt – und ich meine das wörtlich, denn so steht es in der Bibel – liegt seit Anbeginn der Welt ein Fluch. Doch in dieser verfluchten Welt hat durch Jesus ein Reich der Güte und Barmherzigkeit Gottes begonnen. Und es erfordert eine Entscheidung und einen Schritt, in dieses Reich der Güte und Herzlichkeit Gottes hineinzutreten.
Solange ich draußen bleibe – also man kann auch draußen christlich sein, christliche Überzeugungen haben, christliche Großmütter haben, christliche Pastoren haben, das ist möglich –, aber ohne eine klare Bekehrung in dieses Reich der Gnade hinein bin ich eben draußen.
Und solange ich draußen bin, bin ich wie Pharao und sein Heer: allen schrecklichen Mächten preisgegeben, den unsichtbaren und sichtbaren, dem Zorn Gottes und dem Teufel, den Wasserfluten des Schilfmeers und den Menschen.
Ein Beispiel aus der Geschichte: Die Grenze zur Rettung
Lassen wir ein Beispiel aus meinen Ferien sprechen. Es gab dort ein kleines Bergdorf namens Viano, das ganz oben in den Bergen bei Berlin liegt. Man kann dort die italienische und schweizerische Grenze kaum noch genau unterscheiden, weil es dort Steinwüsten gibt. Trotzdem ist klar, dass Viano auf schweizerischem Gebiet liegt.
Man erzählte uns, wie im Krieg viele Juden, die in Italien verfolgt wurden, über die Berge in die Schweiz geflüchtet sind. Der Weg führte bei Viano durch die Berge. An den Felsen und an den Häusern sieht man noch die Einschläge von Gewehrschüssen, weil deutsche und italienische Soldaten den flüchtigen Juden nachgeschossen haben. Doch wenn ein Flüchtling erst einmal in Viano angekommen war, in diesem kleinen Dorf, das an den Berg geklebt liegt, dann war er gerettet.
Aber um dorthin zu gelangen, musste er die Grenze überschreiten.
In unserem Text wird das ganz deutlich: Es gibt eine Grenze für das Reich der Güte Gottes in Jesus. Solange ich nicht in diesem Reich bin, bin ich draußen und allen Mächten preisgegeben. Als armer Sünder kann ich nur sagen: Herr, ich habe gesündigt. Nimm mein Leben, über die Grenze, wirf mich in die Arme Jesu, und ich bin gerettet.
Draußen lagen alle Fluten des Schilfmeers über uns zusammen. Doch drinnen, im Reich der Güte Gottes, das in Jesus aufgetan ist, unter seinen Schirmen, bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei.
Lass von Ungewittern ringsum die Wälder zittern, mir steht Jesus bei.
Hier ist mir neu aufgegangen, mit welcher Dringlichkeit die Bibel Menschen aufruft, umzukehren, Buße zu tun, sich zu bekehren und sich zum Herrn zu wenden. Als Petrus seine erste Pfingstpredigt hielt, sagte er: Lasst euch erretten! Ihr habt verloren! Pharao und sein Heer sind verloren, aber wer im Reich der Güte Gottes ist, dessen Leben ist nicht verloren.
Lasst euch hier retten!
Jesus breitet seine durchbohrten Hände gegen uns aus: Kommet her zu mir alle, wie zu den Flüchtigen, die ihr flüchtig geworden seid, die ihr verloren seid, die ihr mühselig und beladen seid. Hier ist Bergung.
Die dritte Erkenntnis: Das ewige Lied der Gemeinde
Lassen wir noch ein drittes Argument sprechen. Eine unmögliche Behauptung erscheint es uns.
Zunächst sagte ich, es ist einfach die Tatsache, dass Gottes Güte ewig währt. Zweitens kann man auf diese Güte Gottes einfach verzichten, indem man in seinem unbekehrten, ungebrochenen Zustand bleibt, wie Pharao.
Und drittens: Das ist das Lied der Gemeinde Jesu Christi – Gottes Güte währt ewiglich.
Wir sagten, es ist furchtbar, was hier steht: Der Pharao und sein Heer ertranken im Schilfmeer, und dennoch währt Gottes Güte. Hier muss die Vernunft protestieren, und die Welt protestiert ebenfalls. Sie sagt, es gibt keine Liebe Gottes und wird die Liebe Gottes immer in Zweifel ziehen, so sehr man sich auch bemüht.
Die Gemeinde Jesu Christi aber erklärt: Gottes Güte währt ewiglich. Das ist keine unmögliche Behauptung, sondern das Lied auf unserer Wallfahrt in diesem Erdenland. Wir wollen es Tag für Tag singen: Seine Güte währt ewiglich.
Es gibt kein Lied, das meine Jungen sonntagnachmittags mit solcher Lautstärke singen wie „Gott ist die Liebe“. Wenn ich Gäste aus aller Welt habe, singen wir erst einmal „Gott ist die Liebe“. Dann fallen die Beine um vor der Lautstärke.
Das wollen wir ihnen sagen: Das Lied der Kinder Gottes lautet – seine Güte währt ewiglich.
Die Bedeutung von "Chesed": Gottes Gnade als ewige Realität
Ich muss das jetzt noch einmal sehen. Das älteste menschliche Hebräisch ist geschrieben. Und wo Luther hier mit „Güte“ übersetzt, steht im Hebräischen „Chesed“. Ich rufe die anwesenden Theologen zum Zeugenauftrag auf: Chesed bedeutet eindeutig mehr als nur Güte. Chesed ist Gnade.
Ich weiß nicht, warum Luther nicht „Gnade“ übersetzt hat, denn diese Gnade währt ewig. Gnade hat in der Bibel eine ganz besondere Bedeutung. Gnade bedeutet, dass ich vor dem heiligen Gott so, wie ich bin, verloren bin. Gottes Zorn steht über mir wegen meines ungeistlichen und bösen Wesens. Wissen Sie, wie verloren wir vor Gott sind?
Chesed bedeutet, dass Gott, wie ein Wunder, zu mir kommt. Ich will es mir von Gott und der Bibel sagen lassen: Ich schaue auf Jesu Kreuz und darf es fassen. Er hat mich geliebt und von den Sünden mit seinem Blut gewaschen.
Ich habe im Krieg als junger Soldat einmal erlebt, wie ich alleine auf einer Höhe war. Plötzlich schossen sie mit schweren Kalibern. Ich warf mich auf den Boden. Und dann hatten alle so harten Kinder Angst, weil etwas kam. Man hörte, es kommt genau hierher. Ich duckte mich noch mehr in den Boden. Sie musste gleich neben mir krepieren, um mich zu treffen. Dann war plötzlich Stille – es war ein Blindgänger.
Als ich wieder aufstand, war ich eine Sekunde dem Tod nahe und gerettet. Meine Freunde, das ist eine Erfahrung von Gnade. Zum ersten Mal wird mir klar, wie schrecklich Gottes Zorn ist. Und dann darf ich Jesus finden, der Vergebung der Sünden schenkt und neues Leben. Das ist Chesed, Gnade. Er hat uns geliebt und von den Sünden mit seinem Blut gewaschen.
Ah, meine Freunde, nur wer diese Chesed, diese Gnade erfahren hat, kennt die Wirklichkeit der Welt und des Lebens. Das kann man sich vorstellen wie ein blindes Huhn oder einen blinden Maulgürtel, oder was man will.
Diese Gnade währt ewig. Ich höre noch, wie meine Mutter oft mit uns Kindern abends betete: „In deine Gnade hülle mich ein.“ Ich möchte nicht bloß da stehen im Sturm des Gerichts Gottes. Wenn ich das im Glauben erfasst habe, eingehüllt in seine Gnade, dann bedeutet das: Kein Sturm kann mir diese Decke mehr wegreißen. Seine Gnade währt ewiglich.
Gerettet ist gerettet! Die Christen sprechen von Heilsgewissheit. Seine Gnade währt ewiglich, das heißt: Gerettet ist gerettet! Sehen Sie das schon?
Der Sinn der Weltgeschichte im Blick auf Gottes Gemeinde
Na, meine Freunde, hier müsste ich schließen, aber lassen Sie mich noch etwas Wichtiges sagen, auf das unser Text hinweist – eine große Sache.
Sehen Sie, in unserem Text wird etwas unheimlich Wichtiges gesagt. Es wird eine Geschichtskatastrophe gezeigt: Gott lässt die Macht Ägyptens untergehen, um an seiner Gemeinde seine Güte zu zeigen. Israel steht am Ufer, und es wird ihm deutlich, dass diese Katastrophe auch ein Zeichen ist, dass seine Güte ewig währt.
Ich kann es nur kurz sagen: Hier wird deutlich, dass das der Sinn der Weltgeschichte ist. Das Ziel der Weltgeschichte ist in den Augen Gottes seine Gemeinde, und das gilt auch bei Weltkatastrophen. Alles zielt darauf ab, dass Gott seine Gemeinde sammelt – also in Jesus, seine gläubige Gemeinde. Ich meine nicht eine Gemeinde in Rüttenscheid, Essen West oder so etwas, sondern seine gläubige Schar, die er sammelt, erleuchtet und leitet.
Der Sinn und das Ziel der Weltgeschichte ist nach der Bibel die Gemeinde Jesu Christi. Diese Gemeinde soll einmal in der neuen Welt ihn loben und anbeten.
Sehen Sie, in den Augen der Mächtigen der Welt ist die Gemeinde Jesu Christi eine belanglose Angelegenheit. Ich glaube nicht, dass in Bonn und Genf in den letzten Wochen viel über die Gemeinde Jesu Christi gesprochen wurde. Für sie ist sie eine belanglose Angelegenheit.
Nun, ich möchte sagen: In den Augen Gottes sind die Mächte der Welt belanglose Angelegenheiten, höchst belanglose Angelegenheiten, Wölkchen, die er vorüberblasen lässt. In den Augen Gottes gibt es eine wichtige Sache: das ist seine Gemeinde, seine Erlösten, sein Volk, das er durchs Meer führt. Um dessen Willen die Völker dahingegeben werden, wie es in meiner Bibel heißt. Er führt sie durch die Wüste und durch Wasser zum Ziel, zum ewigen Ziel, in das Kanaan der zukünftigen Welt.
Lassen Sie uns beten: Ach Herr, gib uns doch in aller Wirrnis unserer Zeit wieder den richtigen Marsch und den richtigen Blick für das, was wichtig und was unwichtig ist. Amen.