Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen!
Wir wollten während der Passionszeit über die Gegenstände der Passion sprechen. So wie auf alten Bildern um das Kreuz herum der Schwamm, der Speer und die Würfel der Kriegsknechte dargestellt sind, wollten wir gleichsam den Weg zum Kreuz über diese Gegenstände finden.
Heute sprechen wir über die Tafel, die über Jesu Kreuz hing. In Johannes 19,19 steht: „Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz. Es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Judenkönig.“ Diese Überschrift war in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache verfasst.
Die Hohenpriester der Juden sprachen zu Pilatus: Schreibe nicht „der Judenkönig“, sondern dass er gesagt hat: „Ich bin der Judenkönig.“ Pilatus antwortete: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit! Amen!
Das Jesusplakat als Ausgangspunkt der Betrachtung
In der letzten Woche fand ich unter meinem Pfosten einen großen gelben Umschlag – oder sagt man Briefumschlag? Als ich ihn öffnete, fand ich darin ein großes gelbes Plakat.
Ich habe in der kommenden Woche Evangeliumsvorträge in Straßburg, und sie schickten mir eines der Plakate, die jetzt an allen Plakatsäulen hängen. In zwei Sprachen, denn das Elsass ist zweisprachig: Deutsch und Französisch.
Dabei empfand ich wieder einmal, wie merkwürdig es ist, wenn man den Namen Jesus auf ein Plakat setzt. Ich finde das jedes Mal irgendwie seltsam. Nicht mehr auf einem Plakat, auf dem steht: „Mach mal Pause, trink Coca-Cola“ oder „Aus gutem Grund ist Wie geht es weiter? Juno Hund, natürlich.“ Oder „Drach Kralusschuhe“ heißt „Kralusschuhe“, na ja. Oder „Großes Stadtwiesener aus dem Posaunberg“ oder „Jetzt Konzert in der Krugerhalle“. Das gehört an die Plakatsäule. Oder „Oberbayerischer Abend im Saal war“. Aber Jesus!
Ich kann mir vorstellen, dass es sensible Leute gibt, die sagen, es sei eine Geschmacklosigkeit, den Namen Jesus auf ein Plakat zu drucken. Religiös gehöre das so ganz ins Verborgene, dass man es gar nicht mehr sieht, dass er eigentlich gar nicht mehr da ist.
Nun, meine Freunde, dagegen muss ich sagen: Der Name Jesus stand schon auf einem Plakat, als man von Jets, Junozigaretten, Kallschuhen und überhaupt nichts von Coca-Cola wusste. Der Name Jesus stand schon auf einem Plakat. Und dieses Plakat hing an einer Plakatsäule, die es damals noch nicht gab, nämlich an dem Kreuz, an dem er starb.
Das ist eine Plakatsäule, nicht wahr? Von diesem merkwürdigen Plakat über Jesus’ Kreuz – das war nicht bloß wie mein Straßburger Plakat zweisprachig, sondern dreisprachig. Sehen Sie: Von diesem merkwürdigen Jesus-Plakat spricht uns auch der heutige Text.
Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie über das Kreuz: „Jesus von Nazareth, der Juden König.“
Lassen Sie uns dieses Jesus-Plakat heute Morgen ansehen. Das Jesus-Plakat.
Das Jesusplakat als Anklageschrift
Ich habe wie üblich drei Teile. Erstens: Es war mehr als ein Plakat, es war eine Anklageschrift. Dieses Plakat war im Grunde eine Anklageschrift. Ich muss etwas weiter ausholen, um das zu erklären.
Sehen Sie, als der Herr Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, war in Jerusalem das große Passafest. Dazu kamen furchtbar viele Ausländer aus aller Herren Länder. Das war wie die Salzburger Festspiele oder die Messe in Leipzig oder so etwas Ähnliches. Man hat schon damals für die Ausländer vom Verkehrsverein ausgetan, was man konnte. Pilatus ließ, damit all die Ausländer die Schrift über Jesu Kreuz sehen konnten, diese Schrift in drei Sprachen anfertigen. Heute würden wir sagen: in Englisch, Französisch und Deutsch.
Die gängigen Sprachen damals waren Lateinisch oder Römisch, Griechisch und im Lande sprach man Hebräisch. Meine Freunde, die Maler des Mittelalters, die gern das Kreuz Jesu gemalt haben, haben diese Schrift, dieses Plakat über dem Kreuz nie vergessen. Das wisst ihr: Auf all den Bildern ist dieser Zettel, diese Tafel, immer dargestellt. Nur haben die Maler im Lauf der Jahrhunderte die Schrift vereinfacht.
Erstens haben sie auch bloß die lateinische Inschrift genommen. Gestern sagte mir jemand, der die Bibel kennt: „Ist das wirklich dreisprachig gewesen? Das habe ich gar nicht gewusst.“ Das kommt daher, dass die Maler immer nur die lateinische Inschrift nahmen. Die hieß Jesus Nazarenus, also Jesus von Nazareth, Rex, das heißt König, Judeorum, der Juden. Und da haben die Maler einfach, um es einfach zu machen, bloß die Anfangsbuchstaben genommen: Jesus Nazarenus, I N R I. So sehen wir auf all den alten Bildern diese Inschrift, dieses INRI, Jesus Nazarenus Rex, König der Juden.
Nun, meine Freunde, der Text im Johannes-Evangelium sagt nur, dass diese Inschrift angebracht wurde. Aber das Markus-Evangelium sagt uns auch, warum Pilatus diese Schrift anbringen musste. Ich will es wörtlich sagen: „Es war oben über ihm geschrieben, was man ihm schuld gab.“ Diese Schrift über Jesu Kreuz war so eine kurz gefasste Anklageschrift. Er hat ihn zum König gemacht, er ist ein politischer Verbrecher – das hieß das.
Meine Freunde, ich muss eigentlich sagen, dass dem Teufel seit zweitausend Jahren nicht viel Neues eingefallen ist. Wenn ich unsere Brüder im Osten, die im Gefängnis sitzen, frage, warum sie dort sind, sagen sie klar: „Wir sind politische Verbrecher.“ Und im Westen regt sich das auch langsam, dass man Christen politisch Verbrecher nennt. Der Teufel hat wenig Wahl. Es ist eine Anklageschrift.
Meine Freunde, maßlos lächerlich! Der Mensch nagelt den Sohn Gottes ans Kreuz und klagt ihn an. Der Mensch klagt den geoffenbarten Gott an – es ist maßlos lächerlich! Wer einmal das Kreuz gesehen hat, kann nicht mehr hoch vom Menschen denken. Das ist alle diese lächerliche Rasse! Es ist so lächerlich, dass der Mensch sein Gott anklagt, dass es sich gar nicht lohnen würde, darüber zu predigen, wenn ich nicht jetzt beschwöre: Hören Sie mir zu!
Ich würde nicht darüber predigen, über so eine lächerliche Sache, die Menschen-Anklageschrift über das Kreuz seines Gottes hängen, wenn diese Anklageschrift uns nicht daran erinnerte, dass es eine wirkliche ernsthafte Anklageschrift gegen Jesus gibt. Es gibt eine wirkliche ernsthafte Anklageschrift gegen Jesus, die endlich am Kreuz das Licht in der Hand Gottes, des heiligen Gottes, wird.
Gott hat eine Anklageschrift gegen Jesus in der Hand. Denken Sie: Ich habe einmal einen Blick tun dürfen in diese Anklageschrift gegen Jesus. Und wie ich sie las, bin ich erschrocken. Da stand in der Anklageschrift gegen Jesus: alle meine Sünden und Übertretungen der Gebote Gottes und Unterlassungen, die ich angetan habe. Und Ihre standen da auch. Ich sah die Anklageschrift in der Hand Gottes, eine Anklageschrift gegen mich.
Als ich näher zusah, stand oben drüber: doch Anklageschrift gegen Jesus, den Sohn Gottes. Wie sagte ich: Meine Sünden? Werden Jesus zugerechnet? Und auf einmal verstand ich das Geheimnis des Kreuzes.
Bitte lesen Sie in dieser Passionszeit Jesaja 53, da ist alles erklärt. Da steht: Gott warf unser aller Sünden auf ihn. Bitte verstehen Sie es: Die Anklageschrift Gottes gegen uns, unsere Rechnung, unsere Schuld in der Hand Gottes, ist die Anklageschrift gegen Jesus. Darum stirbt er.
Wie steht es in Jesaja 53? „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ Das größte Wunder und Geheimnis ist, dass es geht.
Das Geheimnis des Kreuzes und die Last der Schuld
Sehen Sie, es ist immer so, wenn ich dieses Heiligtum betrete und das Geheimnis des Kreuzes Jesu auslegen will, dann spüre ich förmlich einen Ruck, als ob etwa fünfzig Prozent von unseren Rolläden heruntergelassen werden. Das ist dogmatisch, das verstehe ich nicht.
Ich bitte Sie: Ob Sie ein glücklicher Mensch hier werden und ob Sie ins Himmelreich kommen, hängt davon ab, ob Sie das fassen – das Gericht Gottes. Wenn man das nicht mehr begreift, ist das das schrecklichste Gericht.
Wenn ich mich umsehe, sehe ich einfach bekümmerte und bedrückte Menschen. Ist es Ihnen schon einmal aufgefallen? Es gibt so wenige fröhliche Leute. Alle Menschen sind bedrückt und bekümmert. Es geht ihnen gut, aber sie sind bedrückt. Warum? Weil ihr Gewissen belastet ist. Sie sehen Schuld vor Gott. Das ist eine Realität, eine Wirklichkeit, die auf dem Gewissen lastet, auch wenn sie es nicht wissen oder nicht wahrhaben wollen.
Wenn jemand von mir sagt: „Ich bin doch kein Verbrecher, ich bin kein Sünder“, dann liegt seine Schuld doch auf seinem Gewissen. Das ist eine Wirklichkeit. Sehen Sie, jemand kann Krebs haben und sagen: „Ich bin kerngesund.“ Hat er dann keinen Krebs? Nein! Und Schuld vor Gott, die uns verklagt, ist eine Wirklichkeit, die Licht auf das Gewissen wirft. Darum können die Menschen nicht froh sein, bis sie aufschauen zum Kreuz Jesu und im Glauben nach Golgatha kommen.
Dort wird das Gewissen frei, dort wird man froh, wenn man seine Schuld ihm zurechnet und bezahlen lässt. Ihr Schicksal hängt davon ab, ob Sie nach Golgatha kommen. Wenn Sie im Glauben auf Jesu Kreuz schauen, erfahren Sie, wie Hiller singt: „Die Sünden sind vergeben.“ Das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist.
Meine Freunde, es gibt nichts Herrlicheres, als wenn wir da singen können: „Die Sünden sind vergeben.“ Das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist.
Oder es gibt einen Vers, den wir so gern im Weichlerhaus singen, der dasselbe sagt: „Die Handschrift ist zerrissen, die Anklageschrift gegen mich, die am jüngsten Tag aufgerollt wird. Die Handschrift ist zerrissen, die Zahlung ist vollbracht. Er hat mich wissen lassen, dass er mich freigemacht, er, der starb in bitterm Tod und der für meine Seele sein Blut zum Opfer bot.“
Ich weiß sonst nichts zu sagen, auch nicht mehr, als dass es einen Fürsprecher gibt, der meine Schuld getragen hat, die Rechnung auf sich nahm und sie so völlig hingezahlt hat, dass von der ganzen Summe nicht ein Stäublein fehlt.
Das ist das Erste, was ich Ihnen zeigen wollte: Diese lächerliche Anklageschrift über das Kreuz Jesu erinnert uns an die ernste Anklageschrift vor Gott.
Die Oberflächlichkeit der Inschrift und ihre Korrektur
Nun kehren wir zurück zu der Tafel über Jesus' Kreuz, dem ersten Plakat der Weltgeschichte mit dem Namen Jesus. Ich möchte als Zweites sagen: Dies war eine sehr oberflächliche Schrift. Eine sehr oberflächliche Schrift.
Sehen Sie, als ich noch in dem zarten Alter war, wie ihr, meine Jungen, um die Schule ging, da habe ich meistens eine Eins geschrieben, natürlich in Arbeiten. Aber ab und zu ging es einmal daneben, jawohl, immerhin bin ich nicht mehr brav versetzt worden.
Es kam mir natürlich einmal vor, dass ich eine Arbeit zurückbekam, bei der der Lehrer, der einen Grad zu der Tisch des Wohlgefallens hatte, mit Rot gearbeitet hat. Eine Menge rote Striche waren gemacht, und dann stand unter der Arbeit: "Oberflächlich, mangelhaft." Ich sah auch einmal wieder so ein Heft vor mir mit der Bewertung "oberflächlich, mangelhaft".
Das fiel mir ein, als ich die Tafel über Jesu Kreuz ansah. Meine Freunde, ich möchte am liebsten die Tafel herunterholen und sagen: Pilatus, Moment, rote Striche, oberflächlich, mangelhaft!
Es steht ja im Text schon, dass sogar die Juden, die Hohenpriester und Schriftgelehrten das Gefühl hatten, die Tafel sei oberflächlich und mangelhaft. Sie gingen zu Pilatus und sagten: "Hör mal, da hast du geschrieben 'der Judenkönig'. Das stimmt doch gar nicht, es muss heißen: 'Er hat gesagt, der Judenkönig'."
Und Pilatus sagt: "Ich lasse mich von euch nicht korrigieren. Das gibt es gar nicht. Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben."
Diese Diskussion zwischen Hohenpriestern und Pilatus ist nicht so zu lesen, als wäre die Welt im Wandel. Es ist ein kleines Geschichtlein aus dem Kalten Krieg zwischen Israel und der Besatzungsmacht. Pilatus ärgert sich über diese Gesellschaft und sagt: "Da hängt er am Kreuz, euer Messias, euer König. Guckt ihn euch an! Unser Augustus sieht vielleicht anders aus."
Daraufhin protestieren natürlich die Hohenpriester wild und sagen: "Stimmt ja gar nicht, er ist nicht unser König. Er hat nur gesagt, er wäre unser König."
Lassen wir die zanken miteinander. Lassen wir sie zanken. Holen wir inzwischen, meine Freunde, im Geist die Tafel herunter, dieses Plakat, und dann wollen wir mal korrigieren, wie man ein leeres Heft korrigiert. Wir wollen Wort für Wort durchgehen mit einem roten Strich.
Ja, wollen wir mal korrigieren. Das dauert nicht lange, weil es ja nur aus vier Worten besteht: Jesus Nazarenus Rex Judeorum – Jesus von Nazaret, König der Juden.
Wollen wir mal korrigieren, Wort für Wort: Erstens, Jesus. Ja, das ist richtig, da brauchen wir keinen roten Strich zu machen. Jesus, so heißt er, der dort am Kreuz hängt. Doch Hölle zum Trotz – Jesus heißt er, der trotzdem mal ins Grab gelegt wurde und glorreich aus dem Grabe herauskommt. Jesus ist der Name, den wir lieben, hoffentlich. Jesus ist der Name, vor dem die Hölle zittert und der Sünder selig macht. Wer den Namen Jesus anruft, soll selig werden.
Aber das nächste Wort, "von Nazareth", da müssen wir schon einen roten Strich machen. Das stimmt schon nicht. Sehen Sie, da haben wir die ganze Oberflächlichkeit, indem man sagt: Jesus von Nazareth. Man macht Jesus zu einem Menschen wie wir. Wilhelm Busch von Everfell, Julius von Essen, Jesus von Nazareth – ein Mensch wie wir, ein guter Mensch, ein edler Mensch, ein netter Mensch, ein beneidenswerter Mensch, ein bedauernswerter Mensch, ein Mensch wie wir.
Jesus stammt aber gar nicht von Nazareth. Jesus stammt aus Bethlehem, und das gibt der Sache das Gewicht. Das verändert alles. Aber da muss man die Bibel kennen.
Sehen Sie, im Alten Testament ist verheißen, dass in Bethlehem aus dem Geschlecht Davids der kommen soll, in dem Gott sich uns offenbart, indem er hereinbricht in die Welt, indem er uns erlöst. Von Bethlehem soll der Erlöser, Heiland, der Retter der Welt kommen.
Als die Weisen aus dem Morgenland kamen und fragten, da haben die Schriftgelehrten gewusst, in Bethlehem, im jüdischen Land. Sie haben es genau gewusst.
Wissen Sie, das ist der erste Fehler, den wir anstreichen, dem Pilatus, diese Oberflächlichkeit. Das ist der Fehler, dass man aus dem Mann vom Bethlehem, den man aus Nazareth macht, dass man aus dem, in dem Gott sich offenbart, einen Menschen macht wie wir.
Wenn ich an meinen Religionsunterricht in der Schule zurückdenke, von der sechsten bis zur prima Klasse, habe ich nur gehört, dass Jesus ein Mensch war, ein edler Mensch, ein guter Mensch, ein braver Mensch. Zum Kuckuck, der das so lang war, ich konnte ihn gar nicht aussprechen, bis ich begriff, dass er der Sohn Gottes ist, gekommen, mich zu erretten.
Nicht Jesus von Nazareth, sondern Jesus von Bethlehem – roter Strich, dicker roter Strich, nicht.
Jetzt kommt das dritte Wort: "der König". Da machen wir ein rotes Fragezeichen hin. Er kann noch einen Fehler anstreichen. In dieser Stunde ist Jesus nicht König. Als er am Kreuz hängt, übt er ein anderes Amt aus: Da ist er Priester.
Jesus als Hoher Priester und das Versöhnungswerk
Ich muss eben einen Moment dazu ein Wort sagen. Sehen Sie, der große Irrtum des Menschen von heute ist, dass er sich einbildet, ohne Versöhnung vor Gott treten zu können. Mensch, die gottlosen Brüder reden mir vom Herrgott, als hätten sie mit dem Döschen Bier getrunken.
Meine Freunde, man kann nicht ohne Versöhnung vor Gott treten. Und Versöhnung kann nur ein legitimierter Priester schaffen. Es gibt Kirchen, die bieten mir Rudel von Priestern an. Ich brauche aber nicht Rudel von Priestern, sondern einen, den Gott legitimiert hat.
Jesus hat Gott zum Priester gemacht, nach der Weise Melchisedeks. Als er nach Golgatha geht, trägt er sein Kreuz. Da schreitet der Hohepriester zum Opferaltar. Und er bringt das edelste Opfer, das wirklich versöhnt: sich selbst!
Umfassen Sie, dass Jesus zugleich Hoherpriester und Opfer ist! Nehmen Sie im Glauben diese Versöhnung an und kommen Sie unter Jesu Kreuz! Hier ist Frieden mit Gott. Nun sind wir gerecht geworden durch den Glauben und haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus!
Jesus ist der Priester, der das Opfer bringt. Weiter: Jesus von Nazareth, König der Juden – ein dicker roter Strich noch einmal – hat diese Inschrift Pilatus angebracht. Sehen Sie, das ist das Unglück, dass die Menschen über Jesus quasseln, ohne Ahnung zu haben – auch heute noch. König der Juden, als Jesus am Kreuz hängt, ist er nicht nur für Israel gestorben, sondern für die Welt.
Meine Freunde, Gott hat vor zweitausend Jahren einen globalen Plan zur Errettung gehabt. Er gibt seinen Sohn.
Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen. Sehen Sie, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gab es in Wuppertal eine große Erweckung im Bergischen Land. Eine geistliche Erweckung, die eigentlich bei Lichtbesehen in der Stube im Kontor eines Lederhändlers, Johann Peter Diederich, begann.
Ich habe darüber ein Buch geschrieben: „Die von Herzen hin nachwandeln“. Ich möchte, dass alle Gläubigen hier die Geschichte der Erweckungen kennen. Kaufen Sie es zu Weihnachten!
In der Stube des Lederhändlers Johann Peter Diederich sitzen um 1820 erweckte Menschen eng gedrängt um Gottes Wort. Eine kleine Sache, die die Welt später bewegt hat.
Ich las in einem alten Buch eine kleine Szene von dieser wunderschönen Bibelstunde. Da warf einer die Frage auf, warum eigentlich die Inschrift über Jesu Kreuz dreisprachig war, warum sie in drei großen Weltsprachen abgefasst war.
Johann Peter Diederich überlegte einen Augenblick und sagte dann: „Das war darum, das heißt: Komm, ganze Welt, ach komm herbei! Hier kannst du erfahren, dass Gott gnädig sei und dein Verdienst erkennen.“
Jesus von Nazareth, der Judenkönig, ist Weltheiland – der Welt. Hier geht es um die Welt und auch um dich und mich.
Der rote Strich, Pilatus, ist alles oberflächlich, mangelhaft und ungenügend. Ich möchte ihm seine Tafel vor die Hüse werfen, diesem dämlichen Pilatus.
Sie können sagen: „Hör mal, Wilhelm Busch, was ist das für eine Beckmesserei hier, dass du Wort für Wort dem Pilatus seine Tafel korrigierst? So genau kommt es doch nicht darauf an.“
Sehen Sie, das ist unser Elend, dass wir so denken. Wissen Sie, was der Herr der Herrlichkeit gesagt hat? „Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
Mit ihren unklaren Vorstellungen von Jesus fahren sie in die Hölle. Ich kann nur glauben, wenn ich weiß, wer er ist: Sohn Gottes, mein Versöhner, mein Priester, der Weltheiler.
Die Bedeutung des Spottes und Gottes Erhöhung Jesu
Aber ich muss noch kurz ein Letztes sagen: Das Jesusplakat, eine Anklageschrift, eine oberflächliche Schrift. Ich muss noch ein Drittes sagen, was Gott über dieses Plakat denkt. Also drittens: Was denkt Gott über dieses Plakat?
Sehen Sie, dieses ganze Plakat über dem Kreuz war ein Hohn und Spott. Pilatus sagt: „Euer König, das ist der Messias, auf den ihr gehofft habt. So sieht er aus.“ Und die Hohnpriester sagen ohne Hemmungen: „Er hat bloß behauptet, er ist es ja nicht.“ Um zu protestieren, stellen sie sich unter das Kreuz und lästern, spotten und höhnen. Sie wissen das: „Bist du der König Israels, dann steig herab vom Kreuz!“ Da steht: „Du bist es ja gar nicht, steig herab vom Kreuz, dann wollen wir dir glauben.“
Wir müssen ja fragen: Was tut denn Gott? Meine Freunde, während die Welt spottet, geschieht in den himmlischen Räumen etwas ganz Großes. Lassen Sie uns die Bibel fragen! Wenn das Plakat nicht so laut schrie und die Menschen unter dem Kreuz nicht so laut schreien würden, dann würden sie etwas hören können – etwas, was ihnen das Blut in den Adern gerinnen ließe. Dann würden sie das Lachen Gottes hören, der im Himmel sitzt und ihrer lacht. Und der Herr spottet über sie.
Pilatus und die Priester spotten über den Sohn Gottes und das offenbarte Herz Gottes. Sie spotten darüber, doch der im Himmel sitzt, lacht ihrer bis zu diesem Tag. Ich bin überzeugt, dass Gott auch über ein Westdeutschland, das Jesus in Gleichgültigkeit verachtet, lacht. Und wenn wir nicht so laut wären in Westdeutschland, dann hörten wir Gottes Gelächter über uns bereits.
Meint er, so geht es mit dem Evangelium um, wie wir es hier in Westdeutschland erleben? Ich habe diese Woche viele Väter besucht, die nur geschrien haben: „Meine Söhne sind fanatisch geworden, als sie bekehrten.“ Ein bisschen christlicher, ein bisschen christlicher, aber um Gottes willen kein Ernst, nachdem Gott mit uns so geredet hat. Verachten wir das Evangelium wieder so? Der im Himmel sitzt, lacht ihr doch!
Dieses ganze wichtig-tuerische Westdeutschland ist nur noch ein Spott Gottes. Seien Sie überzeugt, ich weiß, was ich rede. Aber es geschieht in den himmlischen Räumen noch etwas Größeres. Während Jesus stirbt, während dieses ganze Volk Jesus verachtet, proklamiert der Herr des Himmels und der Erde, der lebendige Gott, ihn zum König der ganzen Welt. Nun ist er wirklich König.
Sehen Sie, da hat der Apostel Paulus uns geschildert – wir haben es eben gehört: Jesus war gehorsam. Da sehen wir die untere Bühne: Er war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Jetzt kommt die obere Bühne: Darum hat ihn Gott erhöht und hat Jesus einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Dass in dem Namen Jesus sich beugen sollen alle Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters (Philipper 2,8-11).
Pilatus ist nicht mehr da, ich weiß nicht, wo er begraben ist. Die Hohenpriester und dieses Volk sind längst verweht wie Staub. Das Jesusplakat hat der Wind davongeführt, aber Jesu Name wird nie verklingen. Es kommt dazu, dass alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei.
Das spöttische Plakat oben, während alle lesen, erinnert uns daran, dass Gott sagt: „Nun ist er der König der Welt.“ Wenn man sagt, das Plakat ist verweht, der Name Jesu wird nie verklingen.
Lassen Sie uns beten: Ach Herr, unser Heiland, reiß uns doch heraus aus unserem Pilatuswesen, aus unserem oberflächlichen Christenstand ohne Kraft und Leben! Sieh uns in das Kraftfeld deiner Erlösung! Amen!