Einstimmung und Einführung in das Thema
Einstimmen auf den Nachmittag. Heute Nachmittag wird im Zentrum das Kindermusical stattfinden. Ein Kinderchor wird uns einiges vorspielen und vorsingen. Ich bin schon ganz gespannt darauf. Ich habe schon ein paar Requisiten gesehen, kann mir aber noch nichts Genaues darunter vorstellen. Dafür gibt es ja den Nachmittag – dann werden wir es kennenlernen.
Schön, dass ihr da seid und eure Kinder mitgebracht habt. Wir sind gespannt, was wir heute Nachmittag zu sehen und zu hören bekommen.
Gemeinsam wollen wir den Römerbrief wieder öffnen. Wir sind gerade dabei, den Römerbrief in einer Predigtreihe ein wenig durchzugehen. Heute Morgen lese ich weiter aus dem zweiten Kapitel, Vers 17.
Der Römerbrief ist sehr verdichtet und hat besonders in den ersten acht Kapiteln das Anliegen, die Erlösung in all ihren Aspekten zu beschreiben. Damit die Erlösung überhaupt Sinn macht, macht sich Paulus – oder besser gesagt, macht sich Gott durch Paulus – die Mühe, über Sünde zu schreiben. Dabei geht es darum, wen der Begriff Sünde überhaupt betrifft und was Sünde in den Augen Gottes ist.
Denn nur ein Verlorener kann gerettet werden. Nur jemand, der in Gefahr ist, kann aus dieser Gefahr erlöst werden. Das will das Wort Gottes hier ganz deutlich machen. Nur für Verurteilte kann schlussendlich auch das Konzept der Gnade gelten.
Auch in unserem Rechtssystem kann nur jemand begnadigt werden, der ein Urteil empfangen hat. Und wir als Christen können durchaus in Gefahr sein, das ein bisschen aus dem Blick zu verlieren. Wir können vergessen, dass wir von Natur aus Sünder waren. Es besteht die Gefahr, stolz und selbstgefällig zu werden, weil wir denken: „Na ja, ist ja alles in bester Ordnung.“
Ich denke, es ist sehr wichtig, heute Morgen gut zuzuhören. Auch wenn der Text, den wir jetzt lesen, besonders das Volk der Juden anspricht, hat er uns viel zu sagen.
Die Selbstüberschätzung der Juden und ihre religiöse Stellung
Die Juden wurden damals angesprochen, weil sie aus dem Blickwinkel des Juden Paulus natürlich die religiöse Gruppe schlechthin waren. Ich nehme an, wenn der Apostel Paulus den Römerbrief heute schreiben würde, dann würde er möglicherweise ein Kapitel für die allgemeine Christenheit hinzufügen. Diese gab es damals, als er den Brief schrieb, natürlich noch nicht.
Wir lesen jetzt im zweiten Kapitel des Römerbriefs ab Vers 17. Paulus sagt hier: Siehe, du nennst dich einen Juden, verlässt dich auf das Gesetz und rühmst dich Gottes. Du kennst seinen Willen und verstehst es, zu prüfen, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist. Du traust dir zu, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht für die, die in der Finsternis sind. Du bist ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, der den Inbegriff der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz hat.
Nun also, du lehrst andere, dich selbst aber lehrst du nicht? Du verkündest, man solle nicht stehlen, und stiehlst selbst? Du sagst, man solle keine Ehe brechen, und brichst selbst die Ehe? Du verabscheust die Götzen und begehst dabei Tempelraub? Du rühmst dich des Gesetzes und verunehrst doch Gott durch Übertretung des Gesetzes, denn der Name Gottes wird um eureretwillen gelästert unter den Heiden, wie es geschrieben steht.
Weh dem Menschen, der sich auf eine äußere Religion verlässt und sagt: Ich erfülle ja gewisse Normen, ich halte Traditionen ein, ich habe ein glasklares Bekenntnis. Doch dessen Leben drückt etwas anderes aus als das, was er sagt. Dieser Mensch ähnelt jenen, zu denen Gott einmal durch den Apostel Johannes im letzten Buch der Bibel im dritten Kapitel sagen lässt:
Du sagst in deiner Selbsteinschätzung oder Selbstüberschätzung: „Ich bin reich und habe Überfluss, mir mangelt es an nichts im geistlichen Bereich. Ich bin fromm, heilig und gut.“ Doch du weißt nicht, dass du elend, erbärmlich, arm, blind und bloß bist.
Das Erbe und die Verantwortung Israels
Die Juden hatten tatsächlich ein gewaltiges Erbe von Gott. Sie verließen sich, so steht es im Vers 17, auf das Gesetz. Eine andere Übersetzung lautet auch: Sie stützten sich auf das Gesetz. Sie waren glücklich, es zu haben. Kein anderes Volk dieser Erde hatte von Gott selbst ein Gesetz empfangen.
So sagt Gott zum Beispiel im fünften Buch Mose, Kapitel 4, Vers 8, dem Volk Israel folgendes:
„Und wo ist ein so großes Volk, das so gerechte Satzungen und Rechtsbestimmungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?“
Ihr habt also ein ganz hervorragendes Recht. Das wird in den Psalmen, in Psalm 147, mit folgenden Worten noch einmal bekräftigt:
Psalm 147, Vers 19: „Er verkündet Jakob“ – Jakob als Sammelbegriff für Israel wegen des Namens des Stammvaters – „er verkündet Jakob sein Wort, Israel seine Satzungen und Rechtsbestimmungen.“ So hat er an keinem Heidenvolk gehandelt.
Die Juden waren also stolz, weil sie Gottes Gesetz hatten.
Zweitens sagt der Apostel hier im Vers 17 von Römer 2: „Du rühmst dich Gottes.“ Sie hatten eine Offenbarung Gottes, ein gewisses Verständnis davon, wer Gott war. Es gab seine direkte Offenbarung an Männer wie Abraham, Mose oder David. Die Propheten waren in der Tat etwas ganz Einzigartiges.
So traten die Pharisäer, die Jesus gegenüberstanden und mit denen er heftige Wortgefechte hatte, dem Herrn Jesus gegenüber mit den Worten auf: „Wir sind nie unehelich geboren, wir haben einen Vater Gott, also wir kennen Gott doch, was hast du nur?“
Sie hatten als Volk erlebt, wie Gott sie aus Ägypten führte und ins verheißene Land brachte. Sie ruhten sich auf ihrer alten Geschichte aus. (Es ist für Christen auch gefährlich, wenn wir uns auf alten Geschichten ausruhen.)
Ja, damals, vor dreißig Jahren, habe ich Jesus erlebt. Aber entscheidend ist, ob deine Beziehung zu Gott heute lebendig ist.
Im Vers 18 sagte Gott ihnen: „Ihr kennt seinen Willen und versteht zu prüfen, worauf es ankommt.“ Sie kannten Gottes Willen aus seinem Wort, dem geschriebenen Wort, dem Alten Testament, das sie hatten. Sie waren fähig zu prüfen.
Sie hatten ausgezeichnete Theologen, und viele von ihnen waren Menschen, die sich jeden Tag mit der Heiligen Schrift im Alten Testament beschäftigten. So haben wir diesen bekannten Satz aus der Apostelgeschichte, Kapitel 17: Als Paulus zu den Leuten nach Beröa kam, heißt es: „Sie forschten täglich in der Schrift“ – das war das Alte Testament; mehr hatten sie ja noch nicht. Sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich auch so verhalten würde, wie Paulus das sagte.
Also kannten sie die Bibel.
Die Selbstwahrnehmung als Lehrer und das Problem der äußeren Form
Und dann verstanden sie sich so, heißt es im Vers 19, als Leiter der Blinden, als ein Licht derer, die in Finsternis sind. Damit bezogen sie sich auf alttestamentliche Aussagen über das Volk Gottes und ganz besonders über den Messias, der kommen würde.
So heißt es in Jesaja 42 zum Beispiel: „Ich, der Herr, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand. Ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen und zum Licht für die Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnest, die Gebundenen aus dem Kerker führst und aus dem Gefängnis die, welche in Finsternis sitzen.“
Die Juden waren durchaus bestimmt, den Messias hervorzubringen. Jesus war ja Jude, damit durch ihn das Licht auch zu den Heidenvölkern käme. Israel wusste das und war vielleicht in der Gefahr, sich darauf auszuruhen.
Und schließlich muss er ihnen noch sagen, in Römer 2, am Ende von Vers 20: „Einer Zier der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, der den Inbegriff der Erkenntnis und der Wahrheit und des Gesetzes hat.“ Sie verstanden sich als Lehrer der Welt – wir haben ja die Offenbarung, wir wissen es ja.
Es ist ganz interessant, wenn man das nachliest: Dieser Begriff, Inbegriff der Erkenntnis und der Wahrheit, den sie hatten, ist im Griechischen das Wort Morphosis. Das kennen wir von der Metamorphose. Aber die Morphosis ist einfach die Gestalt, die Form.
Paulus wirft ihnen also vor, ihr habt nur eine äußere Form. Und dieses Wort kommt genau noch einmal im Neuen Testament vor, außer hier, nämlich im zweiten Timotheusbrief Kapitel 3, Vers 5, wo Paulus sagt: „Ihr habt eine Form der Gottseligkeit, aber keine Kraft, sie zu leben.“
Er sagt den Juden hier also: Ihr habt eine äußere Form im Wort, ihr habt gute Worte, aber weil ihr sie nicht lebt, nützen sie euch nichts. Sie hatten die Verheißungen. Die ganzen Verheißungen waren Wahrheit, aber wenn nicht Glaube und Gehorsam im Leben eines Menschen, der die Verheißungen bekommen hat, wirksam werden, nützen ihm die Worte nichts.
Die Parallelen zur heutigen Christenheit
Nun können wir uns zurücklehnen und sagen: Na ja, ich weiß nicht, ob heute Morgen ein Jude hier ist, aber wir sind ja keine Juden, also können wir weiterlesen. Michael, was hältst du uns so lange auf damit?
Es ist sehr interessant, über das Volk Israel nachzudenken, denn es hat eine ewige Verheißung. Die Verheißung und die Geschichte Gottes mit Israel wird sich noch erfüllen. Aber ich dachte auch, dass diese Texte erstaunliche Parallelen zu den Christen haben.
Wenn wir noch einmal in Römer 2, Vers 17 lesen: Wir haben auch das Gesetz, das heißt das Wort Gottes. Wir haben sogar das Neue Testament mit all seinen Verheißungen der Gnade. Wir können uns, wie es hier im Vers 17 heißt, Gottes rühmen, weil er sich uns mitgeteilt hat in Christus, weil er uns seine Gnade gebracht hat.
Er hat uns, wie es im Vers 18 steht, seinen Willen kundgetan. Wir haben die ganze Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testaments. Wir können, weil der Heilige Geist in unserem Herzen Wohnung gemacht hat, den Willen Gottes für unser Leben verstehen lernen. Er hat sich uns mitgeteilt.
Wir sind, so heißt es hier, aus dem Gesetz unterrichtet. Nun ja, wir haben einen Reichtum an Theologie, einen Reichtum an guter Lehre, an Seminaren, an Schulungen, an Büchern, an Studienbibeln und an verschiedenen Bibelübersetzungen. Es mangelt uns äußerlich an gar nichts.
Und trotzdem müssen wir feststellen, dass die Christenheit im Gesamten zu einer toten Form, zu einer toten Morphose geworden ist. In der schlimmsten Form haben wir das in der Geschichte erlebt: durch die Kreuzzüge, durch Adolf Hitler mit seinem sogenannten positiven Christentum, oder auch durch all die Religionskriege der Reformation und der Gegenreformation bis in die jüngere Zeit, wo sich Katholiken und Protestanten in Nordirland gegenseitig in die Hölle gebombt haben.
Das ist eine äußere Form einer Religion. Jetzt können wir sagen: Na ja, das betrifft uns ja auch nicht. Wir haben ja nicht nur eine äußere Form, wir leben das Christsein ja gut. Wir tun das, und ich hoffe, dass wir es tun, was hier steht, in ganz positivem Sinne.
Vers 17 noch einmal: Du verlässt dich auf Gottes Wort. Das will ich immer besser lernen, mich auf dieses Wort zu verlassen. Du, Herr, hast hier gesagt – und darauf stütze ich mich: Deine Gnade ist größer als all meine Schuld. Deine Zusagen tragen mich in meinem Alltag. Du hast versprochen, für mich zu sorgen.
Er gibt mir die Zusage durch den Heiligen Geist, dass ich sein Kind sein darf. Das habe ich mir nicht selber eingeredet. Ich darf, wie es in Vers 18 steht, seinen Willen kennen, und ich will ihn immer besser verstehen lernen. Ich will ja zur Ehre Gottes leben, und deswegen wünsche ich mir ein Leben im Willen Gottes.
Deswegen frage ich ihn: Herr, was gefällt dir und was gefällt dir nicht? Wir sind unterrichtet, ich wurde unterrichtet und werde unterrichtet und darf euch unterrichten im Wort Gottes.
Und wir dürfen, wie es im Vers 19 heißt, Leiter der Blinden sein, denn Jesus hat gesagt zu jenen, die ihm nachfolgen: Ihr seid das Licht der Welt. Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel, sondern lasst es hell leuchten! Er hat uns gesagt: Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium allen Völkern!
Das, was also den Juden zugesagt wird, hier in Römer 2, dürfen Christen leben – welch ein Vorrecht!
Die Gefahr der äußeren Form und innere Leere
Aber ich möchte bei diesem Text bleiben, trotz all der Kritik, die er äußert. Sowohl Juden als auch das allgemeine Christentum und Menschen, die ernsthaft Jesus nachfolgen wollen, laufen Gefahr, äußere Formen anzunehmen und innerlich leer zu werden.
Die Juden haben die äußere Form des Gesetzes, lehnen aber den Messias ab. Sie besitzen auch kein Opfer mehr für ihre Sünden, denn seit siebzig nach Christus wird im Judentum nicht mehr geopfert. Das bedeutet, sie haben keine Bedeckung ihrer Schuld, wie es ihnen im Alten Testament zugesagt war. Sie leben kein Leben des Vertrauens in den lebendigen Gott, wie es ihre Väter getan haben.
Wenn wir uns zum Beispiel muslimische Völker ansehen, die wir früher als christliche Nationen betrachteten – obwohl wir es längst nicht mehr sind –, so lästern sie uns wegen unserer Unmoral. Sie kritisieren uns, weil wir Sünde dulden, wie Abtreibung, Homosexualität, Ehebruch, Vielweiberei und all die Dinge, die wir offen zulassen. Sie verurteilen uns, weil wir Ehen auflösen.
Ich weiß nicht, wie viel Spott über Deutschland in muslimischen Ländern kursiert, insbesondere über die neueste politische Partei, die Piratenpartei. Diese Partei will alle Restwerte des Christentums mit Gewalt abschaffen. Es sollen keine christlichen Feiertage mehr geben und keine moralischen Begrenzungen.
Wenn Gott uns anschaut, sieht er, wie wir neue Götzen geschaffen haben. Wie viele Buddhas stehen wohl in Deutschland? Und wie viele unsichtbare Götzen haben wir im Materialismus, in der Selbstverwirklichung oder ganz einfach in den drei großen Buchstaben I, C, H – „Ich“ –, der wahrscheinlich größte Götze der Geschichte.
Hier sind sehr kritische Anmerkungen. Paulus sagt: „Ihr habt Formen, ihr Juden, aber ihr lebt es nicht. Ihr rühmt euch des Gesetzes und übertretet es doch.“ (Römer 2,17-23)
Die Verantwortung der Gemeinde und die Gefahr der Selbsttäuschung
Kommen wir zu uns als Gemeinde. Wir, die wir Jesus nachfolgen wollen, möchten uns nicht einfach zurücklehnen und sagen: „Gut, kriegen die Juden mal ihr Fett weg.“ Nein, wir wollen uns durch Gottes Wort belehren lassen.
Je höher die Offenbarung ist, desto tragischer ist die Sünde. Der Herr Jesus hat das einmal so gesagt in Lukas 12,47-48: „Der Knecht aber, der den Willen des Herrn kannte und sich nicht bereithielt und auch nicht nach seinem Willen tat, wird viele Schläge erleiden müssen. Wer ihn aber nicht kannte und doch tat, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge erleiden müssen. Denn wem viel gegeben ist, dem wird viel gesucht, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern.“
Heute Morgen hier zu sitzen ist ein Segen und zugleich eine Verantwortung. Denn wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert werden.
In der Gemeinde Jesu gibt es nicht so viel offensichtliche Sünde. Ehebruch dulden wir nicht; wer in Ehebruch lebt, wird aus der Gemeinde ausgeschlossen. Christen lügen ja auch nicht – na ja, da kenne ich auch andere Geschichten.
Ich habe mich in den letzten Monaten sehr mit einem Thema beschäftigt: Wie subtile Formen der Sünde, also unterschwellige Formen der Sünde, in der Gemeinde Jesu leben können. Nach außen sagen wir vielleicht, wir seien ganz moralisch. „Oh, wir passen auf, dass unsere Musik nicht weltlich wird und dass die Kleidung nicht weltlich wird“ und solche Dinge.
Dann haben wir äußere Formen und können ganz schnell andere verurteilen, die diese Formen nicht so eng einhalten, wie wir denken, dass sie eingehalten werden müssen. Zugleich können wir so leicht Gottes Gebote übertreten.
Ich glaube, wir Christen, die wir Jesus kennen und sein Wort kennen, haben sehr viel Grund, vor Gott demütig zu bleiben und zerbrochen in unserem Geist zu sein – wegen dem, wie er uns sieht.
Drei unterschwellige Sünden im Leben von Christen
Ich möchte uns heute Morgen mit drei Sünden beschäftigen, die unter ernsthaften Christen ein ernsthaftes Problem darstellen. Diese Sünden werden jedoch oft übersehen, weil wir Sünde schnell nur äußerlich betrachten. Viel Sünde geschieht in unserem Inneren, und andere merken das vielleicht gar nicht.
Schlagen wir gemeinsam im Römerbrief nach, Kapitel 1, Vers 18. Dort heißt es:
„Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten.“
Es ist wirklich schlimm, dass es Menschen gibt, die gottlos und ungerecht sind und die Wahrheit durch ihre Ungerechtigkeit aufhalten. Wir brauchen gar nicht weit zu schauen, um die Erfüllung dieser Worte zu beobachten.
Ich möchte uns mit dem Begriff „Gottlosigkeit“ etwas konfrontieren. Wenn du eine Schlachterbibel in der Hand hast, siehst du bei dem Wort „Gottlosigkeit“ ein kleines „c“. In den Anmerkungen steht dazu: „Der Begriff bezeichnet fehlende Gottesfurcht und Missachtung der göttlichen Gebote.“
Das macht den Begriff schon etwas greifbarer. Wenn ich dir vorwerfen würde, du lebst gottlos, würdest du vermutlich sagen: „Was fällt dir denn ein? Ich habe doch heute Morgen erst die Bibel gelesen und gebetet. Wie kannst du sagen, ich sei gottlos?“
Der Begriff „Gottlosigkeit“ beschreibt mehr eine Haltung als der Begriff „Ungerechtigkeit“. Zum Beispiel bedeutet es, dass im Alltag wenig oder kein Gedanke an Gott und seinen Willen, an seine Ehre oder unsere Abhängigkeit von ihm zum Tragen kommt.
Wie schnell können wir Tage leben, ohne wirklich über unseren Herrn nachzudenken? Wie leicht vernachlässigen wir grundlegende Eigenschaften der Nachfolge? Zum Beispiel planen wir oft, ohne uns unserer Verantwortung vor Gott bewusst zu sein. Wir planen einfach das, was wir für richtig halten, und denken selten daran, dass wir unsere Entscheidungen vor Gott verantworten müssen.
Deshalb sagt Paulus im Kolosserbrief, Kapitel 1, Verse 9 und 10:
„Wir hören nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht.“
Gottlosigkeit zeigt sich auch daran, dass unser Gebetsleben nicht die Ordnung hat, die Gott vorgesehen hat. Gott hat für unser Gebetsleben eine klare Ordnung gegeben, und diese lautet: Seine Anliegen zuerst.
Vorletztes Jahr habe ich eine Predigtreihe zum Vaterunser gehalten. Dabei habe ich versucht deutlich zu machen, was ganz vorne steht. Das Vaterunser beginnt nicht mit „Unser Vater im Himmel, ich hätte gerne“ oder „ich brauche“. Es beginnt nicht einmal mit „Unser Vater im Himmel, meine Schwester oder mein Bruder braucht“.
Es beginnt mit dem Satz: „Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe.“ Vielleicht klingt das etwas scharf, aber ich glaube nicht, wenn ich sage: Unser Gebetsleben drückt zu einem gewissen Grad Gottlosigkeit aus, wenn nicht er und seine Anliegen, Wünsche, Ziele und sein Wille im Zentrum unseres Gebetslebens stehen.
Ein Mangel an Gottesfurcht oder ein Stück Gottlosigkeit zeigt sich deutlich, wenn wir uns nicht in erster Linie an Gott erfreuen und nicht in erster Linie ihn mit unserem Leben erfreuen wollen.
Vielleicht sind wir moralisch und theologisch ganz in Ordnung. Aber ich denke an Sätze wie den, den König David im Psalm 27, Vers 4 gebetet hat:
„Eines erbitte ich vom Herrn, das war sein zentrales Gebetsanliegen: nach diesem will ich trachten, dass ich bleiben darf im Hause des Herrn, um die Lieblichkeit des Herrn zu schauen und ihn zu suchen in seinem Tempel.“
Mangelnde Gottesfurcht zeigt sich dort, wo ich mich selbst suche und nicht zuerst Gott. Ist mein Leben wirklich Ausdruck von Matthäus 6, Vers 33? Das ist ein Vers, den viele von euch wahrscheinlich nachts um halb drei auf Knopfdruck aufsagen könnten.
Machen wir einen Test, ob es auch morgens um zehn nach elf noch klappt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Gut, danke, das reicht schon.
Geschwister, Mangel an Gottesfurcht wird dort deutlich, wo dieser Vers nicht stimmt. Dort will uns Gott mahnen.
Stolz als zweite unterschwellige Sünde
Ein zweiter Bereich ist eine Sünde, die alle Menschen auf dieser Erde betrifft – mehr oder weniger, vielleicht nur mehr oder weniger offensichtlich. Es ist die Sünde schlechthin, die manche Christen auch so bezeichnen: unser Stolz.
Wir können auf viele Dinge stolz sein, besonders in unserer Eigenschaft als Christen. Zum Beispiel auf unsere moralische Selbstgerechtigkeit. Wir leben ja gut und ordentlich, haben unsere moralischen Normen. Überlege mal, wie es dir geht, wenn du durch die Stadt läufst und dort ein stinkender Mensch liegt – betrunken, mit zerrissenen Kleidern, was man umgangssprachlich als „Penner“ bezeichnet, im Französischen etwas vornehmer als „Clochard“. Was denkst du? „Eieiei, so ein Anstoß, muss der hier rumliegen? Wie kann man sich nur so gehen lassen? Schrecklich, so ein Leben zu führen!“
Oder stell dir vor, du gehst normalerweise nicht in solchen Gegenden spazieren, aber kommst irgendwo vorbei und da steht plötzlich eine Prostituierte in aufreizenden Kleidern, grell geschminkt – so, wie man es sich vorstellt. Was ist deine erste Reaktion? „Pfui, schlimm, schrecklich, gehört verboten, Sodom und Gomorra?“
Wenn das unsere Reaktionen sind, zeigt sich unser Stolz. Denn damit sagen wir: „Ich bin ja was Besseres, ich bin moralisch ein bisschen höher.“ Dabei ist es nur Gottes Gnade, dass du weder Penner noch Prostituierte bist. Ich bin das nicht, weil ich besser bin. Der Stolz erhebt sich über andere Menschen.
Ich habe schon viel festgestellt und muss aufpassen, dass ich nicht genauso handle: Christen diskutieren sehr gerne darüber, wie schlimm die Welt geworden ist. Sie werden nicht müde, endlose Listen zu zeigen, wie schrecklich alles geworden ist. Nur über eine Person reden sie nicht so viel – oder lenken vielleicht sogar von ihr ab – und das ist der eigene Zustand des Herzens.
Wir können stolz sein auf unsere theologischen Erkenntnisse. Ach, wie leicht sagt man über jemanden: „Na ja, er ist schon Christ, kennt die Bibel, meint es ernst, aber ihm fehlt noch ein Stück Erkenntnis.“ Wenn er in unserer Gemeinde wäre oder dieses Buch gelesen hätte, oder wenn Gott ihm die Augen geöffnet hätte, gäbe es noch einiges zu entdecken, was er in seinem christlichen Babyzustand noch nicht erkannt hat. Dann können wir uns erheben, weil wir glauben, es besser zu wissen.
Als ich achtzehn war, dachte ich allen Ernstes, die Christen in meiner Stadt – die anderen in anderen Gemeinden – können ja nicht richtig sein. Denn wenn sie richtig wären, wären sie bei uns. So habe ich gedacht. Das war natürlich schrecklich. Ich meine, so denkt ihr ja nicht, natürlich nicht, ihr seid ja auch keine achtzehn mehr, die meisten jedenfalls nicht. Wie leicht kann man sich überheben!
Man kann stolz werden, weil man sich so sehr im Reich Gottes einsetzt. „Ich tue so viel, bin so aktiv, habe so viele Gaben, so viele Dienste, einen vollen Terminkalender für die Gemeinde.“ Wenn ich die anderen sehe, könnten die ruhig auch mal ein bisschen mehr machen. „Na ja, die sind halt fleischlich und oberflächlich, suchen das Ihre. Zum Glück gibt es solche wie mich.“ Natürlich würden wir das nie sonntags morgens hier vor der Kanzel rufen. Aber wie leicht können wir uns über andere Christen erheben!
Vielleicht ein bisschen wie Petrus, als der Herr Jesus auferstanden war. Er drehte sich um, weil ein anderer Jünger kam, und sagte: „Herr, was ist denn mit dem da?“ So können wir uns stolz verhalten.
Wir leben auch stolz, wenn wir uns Autoritäten nicht unterordnen wollen: Frauen nicht ihren Männern in der Ehe, Kinder nicht ihren Eltern, Arbeitnehmer nicht ihren Arbeitgebern, Bürger nicht ihrer Regierung und die Gemeinde nicht ihren Ältesten. Dabei sagt die Schrift: „Ordnet euch einander unter in der Furcht Gottes!“
Wir haben unseren eigenen Maßstab. Ja, Ehebruch ist schlimm, Bankraub ist schlimm, „Nicht an Gott zu glauben ist schlimm“ – das stimmt alles. Aber ist Stolz weniger schlimm? Gerade weil wir das Wort Gottes kennen, wird Gott an uns Christen einen strengeren Maßstab anlegen.
Undankbarkeit als dritte unterschwellige Sünde
Ich möchte uns noch an einen dritten Bereich erinnern, den wir oft gar nicht als Sünde wahrnehmen. Wir finden ihn im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 5, Vers 18. Dort steht: „Seid in allem dankbar.“
Ist es Sünde, gegen ein Wort Gottes zu verstoßen? Das würden wir sicher bejahen. Ist es Sünde, gegen ein Gebot Gottes zu verstoßen? Ja, und dabei spielt es keine Rolle, um welches Gebot es sich handelt. Gottes Wort ist Gottes Wort. Wer gesagt hat, du sollst nicht Ehe brechen, hat auch gesagt: Sei dankbar in allen Dingen.
Was ist nun schlimmer: Ehebruch oder Undankbarkeit? Natürlich ist Ehebruch viel schlimmer – zumindest in seinen äußeren Auswirkungen. Aber vor Gott ist das nicht so eindeutig. Du kannst nicht durch die Stadt laufen und dich über den zuvor schon angesprochenen Obdachlosen erheben, wenn du selbst in Undankbarkeit lebst.
Im Kolosserbrief, Kapitel 2, Vers 7 heißt es: „Ihr seid verwurzelt und aufgebaut in ihm, gefestigt im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid darin überfließend dankbar.“
Es gibt eine Unzufriedenheit, die gut ist – nämlich die Unzufriedenheit mit dir selbst, mit deinem geistlichen Wachstum, mit deiner Treue, mit deinem Gebetsleben. Diese Unzufriedenheit kann nützlich sein. Aber die Unzufriedenheit über deine Lebensführung?
Jemand hat einmal geschrieben: Nicht der Grad an Schwierigkeiten bestimmt unsere Undankbarkeit, sondern unsere Reaktion darauf. Wie reagiere ich auf die Schwierigkeiten, die Gott in mein Leben stellt? Wenn wir eine Grippe bekommen, wie reagieren wir darauf?
Geschwister, wenn ich euch besuchen würde und fragen würde: „Hast du Gott heute auch schon Danke gesagt für die Grippe?“, dann würde ich wahrscheinlich einen Rausschmiss riskieren. Nun, das werde ich wohl kaum tun. Ich hätte auch nicht gerne, wenn du zu mir kämmst und mich das fragst, wenn ich krank wäre.
Wer hat mich gemacht und wer hat meine Umstände geschaffen? Im Psalm 139, Vers 14 sagt der Psalmist: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl.“
Kann ein kranker Mensch Gott weniger gut verherrlichen als ein gesunder? Ich sehe gerade den kleinen Jonas vor mir. Er ist sehr krank, hört vielleicht ab und zu zu und nimmt an unserem Gottesdienst teil. Schön, dass er dabei ist. Dient dieser Junge zur Ehre Gottes? Kann er Gott weniger gut verherrlichen als ich, der ich gesund bin? Kann der Reiche Gott besser verherrlichen als der Arme? Kann der Verheiratete Gott besser verherrlichen als der Ledige?
Ich möchte an dieser Stelle einen Satz von Amy Carmichael zitieren: „Im Annehmen meiner Umstände liegt Frieden.“
Wer mich gemacht hat, ist Gott. Und all meine Undankbarkeit kommt letztlich aus einer Rebellion gegen das, was Gott in mein Leben hinein verordnet hat. Wir möchten Gott gerne verherrlichen – aber nach unseren Bedingungen, auf unseren Wegen und nach unseren Vorstellungen. Doch Gott möchte sich durch dich verherrlichen, durch die Art, wie er dich gemacht hat, und durch die Umstände, die er in dein Leben gelegt hat.
Wenn wir ihm fest vertrauen – fest vertrauen auf seine Souveränität, seine Weisheit und seine Güte – können wir lernen, dankbar zu werden. Ich will nicht sagen, dass das immer leicht ist. Und doch sagt es der Herr.
Schlussbetrachtung und Gebet
Schaut, es hat mich sehr bewegt. Wir können eine äußere Form unseres Christseins haben. Darauf können wir vielleicht stolz sein, weil wir glauben, dass wir es sind. Wir denken, wir haben die Weisheit, die richtige Theologie und die richtige Art und Weise, wie man als Christ lebt oder Gemeinde baut. Vielleicht meint sogar mancher, es noch besser zu wissen.
Paulus kritisiert die Juden, weil sie eine äußere Form haben und doch das Gesetz übertreten. Sie haben sich auf Bereiche des Gesetzes konzentriert, auf die sie stolz waren, während sie andere Dinge unter den Teppich gekehrt haben. Das tut Gott nicht. Er spricht mit uns. Schauen wir noch einmal zum Schluss in Römer 2 hinein, ab Vers 17. Ich lese es ein bisschen anders – nicht, um die Bibel zu kritisieren, sondern um es auf uns anzuwenden.
Siehe, du nennst dich einen Christen, verlässt dich auf das Wort Gottes und rühmst dich Gottes. Du kennst seinen Willen und verstehst zu prüfen, worauf es ankommt, weil du aus dem Wort Gottes unterrichtet bist. Du traust dir zu, ein Kinderstundenleiter zu sein, ein Licht für die, die du am Büchertisch im Kantstatt auf der Fußgängerzone mit dem Evangelium konfrontierst. Das dürfen wir sein, weil Christus uns dazu gemacht hat. Ich darf sein Wort haben, ich darf ihn kennen, ich darf in Gemeinschaft mit ihm leben.
Er hat gesagt: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn. Ich darf ihn kennen. Aber möge uns Gott davor bewahren, dass wir nicht wie die Juden, die hier von ihrer Sünde überführt werden, uns angewöhnen, eine äußere Form zu haben, von der aus wir uns entschuldigen und andere beschuldigen.
Unser Leben kann eine krankhafte Schieflage bekommen, wenn wir eine Einteilung vornehmen in schlimme und weniger schlimme Sünden. Darf er mit mir, mit dir reden über deinen Mangel an Gottesfurcht, über das Maß an Gottlosigkeit in deinem Alltag? Darf er mit uns reden über unseren Stolz, der uns über unsere Ehepartner, Mitgeschwister, Nachbarn und Arbeitskollegen so insgeheim erhebt? Darf Gott mit uns reden über unsere Unzufriedenheit und Undankbarkeit mit unserem Leben und unseren Lebensumständen?
Unser Leben darf mehr sein als eine äußere Form. Ich weiß nicht, wie Gott einmal beurteilen wird. Aber wisst ihr, was ich manchmal fürchte? Dass Gott in seinem Gericht auf äußere Formen nicht so viel Wert legen wird wie auf das, was im tiefsten unserer Herzen an Haltung sichtbar ist für ihn. Gott wird uns vielleicht nicht so sehr nach dem beurteilen, was andere Menschen gesehen haben, aber ganz gewiss nach dem, was er sieht.
Dieser Abschnitt Römer 2,17 ist sehr ernst und lässt keine Ausflüchte zu. Es ist gut für mich und für dich, wenn wir uns dem stellen und begreifen: Herr, du, der du Erlösung geschaffen hast, kannst deine Erlösung nur vor dem Hintergrund deutlich machen, indem du unsere Sünde als solche entlarvst.
Ich will Gott dankbar sein, wenn er mir Masken herunterzieht, hinter denen ich mich verstecke – auch die der Heuchelei, der Selbstgefälligkeit und des Versteckspiels vor anderen. Wir haben oft eine schöne Fassade, aber wie es über die Pharisäer einmal heißt, dahinter ist alles voller Totengebeine.
Ich will es mir nicht leisten, über solche Texte oberflächlich hinwegzugehen. Ich will fortfahren, ihn zu bitten: Herr, rede zu mir. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Weil ich ihn liebe. Ich verabscheue die Sünde nicht, weil ich denke, wenn ich das tue, dann ist Gott nicht mehr zufrieden und segnet mich nicht mehr. Nein, es geht um ihn, weil ich ihn liebe.
Deshalb will ich zulassen, dass er mit mir redet, auch über diese Dinge. Der Heilige Geist wird vielleicht weiter mit dir reden und andere Themen ansprechen, wie Undankbarkeit, Stolz oder Mangel an Gottesfurcht. Aber ganz gewiss wird er mit dir auch darüber reden.
Mögen wir die Schönheit der Erlösung recht ergreifen lernen, weil wir uns auch die Schrecklichkeit der Sünde immer wieder neu vor Augen führen lassen. Beides geht immer Hand in Hand. Wir können nicht Menschen sein, die in der Erkenntnis der Gnade wachsen, ohne dass der Zustand unseres Herzens ein Stück tiefer geoffenbart wird.
Lasst uns noch zusammen beten.
Herr, im dritten Kapitel des Römerbriefes steht, dass du all diese Dinge geschrieben hast, damit allen Menschen der Mund verstopft wird. Ach Herr, ich habe das so nötig. Wie schnell kann mein Mund unbedachte Dinge sagen. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Mein Herz denkt Dinge, von denen ich weiß, dass sie falsch sind, aber sie werden von niemandem offenbar.
Herr, du kennst mein Herz, das so schnell undankbar und unzufrieden sein kann. Du kennst den Stolz meines Herzens. Und Herr, manchmal muss ich erschrecken, wie leichtfertig ich dich aus manchen Dingen ausklammere – vielleicht nicht bewusst, aber ich bin so beschäftigt mit meinen Gedanken, dass ich nicht still werde vor dir, um zuerst zu hören, was du sagst.
Herr, ich will nicht nur eine äußere Form haben und dann im Alltag in vielen Dingen danebenliegen. Du hast uns das Beispiel der Juden gegeben, um uns diese Gefahr deutlich zu machen. Sie gilt auch uns. Danke, Herr, dass du darüber mit uns sprichst und unser Leben zu dem machen willst, was dich ehrt.
Erbarme dich über uns, rede mit uns – auch während dieses Tages und der kommenden Woche. Mach uns deutlich, wo diese unterschwelligen Sünden unser Leben vielleicht stärker prägen, als uns lieb ist oder als wir es bewusst wahrnehmen.
Herr, lass es nicht zu, dass wir uns hinter großartigen Aussagen oder gar hinter dem Verurteilen anderer verstecken. Bewahre uns davor, zu moralisieren und uns als Instanzen darzustellen. Nein, Herr, wir wollen vor dir mit einem zerbrochenen Herzen sein.
Ich bitte dich, hilf uns, dass wir nicht in Selbsttäuschung leben, nicht in Heuchelei, sondern dass deine Wahrheit unser Herz erforschen kann. Danke, dass du mit uns gehst in dieser Woche und dass du aus Gnade und Liebe auch vieles aufdeckst, was dir missfällt, um die Herrlichkeit deiner Gnade sichtbar werden zu lassen.
Wir beten dich an, du treuer Herr. Amen.