Einführung in den Dienst von Johannes dem Täufer
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 59: Johannes der Täufer, Teil I.
Heute beginnen wir mit dem Dienst von Johannes dem Täufer. Zum ersten Mal haben wir es dabei mit Material zu tun, das nicht nur in einem Evangelium enthalten ist. Matthäus, Markus und Lukas berichten ähnlich über die Ereignisse rund um Johannes den Täufer.
Wir werden uns daher am Lukasevangelium entlanghangeln und, wo nötig, Details aus den anderen Evangelien ergänzen.
Historischer und religiöser Kontext des Auftretens von Johannes
Lukas Kapitel 3, Verse 1 und 2:
Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war, Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst von Iturea und der Landschaft Trachonitis, und Lysanias Vierfürst von Abilene, unter dem Hohenpriester Hannas und Kaifas, geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.
Es ist Lukas besonders wichtig, dass wir genau wissen, wann Gott Johannes in der Wüste anspricht. Zuletzt hörten wir von ihm in Lukas Kapitel 1, Vers 80: „Das Kind aber wuchs und erstarkte im Geist und war in der Einöde bis zum Tag seines Auftretens vor Israel.“ Johannes wird hier als religiöser Eremit beschrieben, der allein in der Wüste lebt und darauf wartet, dass seine Berufung beginnt.
Jetzt ist es so weit: Johannes startet seinen Dienst, bevor Jesus auftritt. Das ist wichtig, denn das Alte Testament spricht davon, dass Gott einen Boten schicken wird, der das Kommen des Messias vorbereiten soll. Dieser Bote ist Johannes, so wie der Engel Gabriel es seinem Vater Zacharias vorhergesagt hatte.
In Lukas 1, Vers 17 heißt es: „Und er, Johannes, wird vor ihm, das heißt vor Gott, hergehen in dem Geist und der Kraft des Elija, um die Herzen der Väter den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten zu bekehren, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Johannes der Täufer und Jesus gehören also, was ihre Dienste angeht, ganz eng zusammen. Der eine bereitet das Volk auf das Erscheinen des anderen vor.
Politische und religiöse Rahmenbedingungen zur Zeit Johannes’ Auftretens
Aber noch einmal zurück zu den Zeitangaben: Es ist das fünfzehnte Jahr der Regierung von Kaiser Tiberius. Wir würden sagen, es ist das Jahr siebenundzwanzig nach Christus.
Pontius Pilatus ist Statthalter von Judäa. Herodes – Achtung, den darf man jetzt nicht mit seinem Vater Herodes dem Großen verwechseln! – sowie Herodes Philippus und Lysanias sind vier Fürsten, wörtlich Tetrarchen. Wenn man ein Herrschaftsgebiet in vier Bereiche aufteilt und jedem Bereich einen Herrscher gibt, dann nennt man einen solchen Herrscher Tetrarch, also Vierfürst. Das bedeutet, er ist ein kleiner, wenig bedeutender Herrscher.
Dann lesen wir von den Hohenpriestern Hannas und Kaiphas. Das ist interessant, weil es nach dem Gesetz des Mose ja nur jeweils einen Hohenpriester geben sollte. Aaron, der Bruder von Mose, war der erste Hohepriester. Die Idee war, dass jeweils sein ältester lebender Sohn das Amt nach dem Tod des Vaters übernimmt. Aber wie das mit solchen Ideen ist, sie scheitern manchmal an der politischen Realität – so auch zur Zeit Jesu.
Eigentlich ist Hannas der rechtmäßige Hohepriester. Er wird aber im Jahr fünfzehn nach Christus von Valerius Gratus abgesetzt. Valerius Gratus war der römische Statthalter von Judäa vor Pontius Pilatus. Der Hohepriester wird also vom römischen Statthalter abgesetzt, und etwas später wird Hannas’ Schwiegersohn Kaiphas zum Hohenpriester berufen.
Man kann sich gut vorstellen, wie das jüdische Volk darüber dachte: Für das Volk gab es praktisch zwei Hohepriester – den alten, den viele wahrscheinlich als den rechtmäßigen Hohenpriester ansahen, und den neuen, der offiziell die Funktion des Hohenpriesters ausübte.
Also werden ein Kaiser, drei oder vier Fürsten und zwei Hohepriester von Lukas herangezogen, um zu beschreiben, wann das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste geschah. Johannes ist der eine, auf den es ankommt. Er ist wichtiger als alle anderen. Wichtiger, weil Gott zu ihm spricht und weil er sich von Gott gebrauchen lässt.
Der Beginn des öffentlichen Wirkens von Johannes dem Täufer
Lukas 3,3: Und er kam in die ganze Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
Der Jordan ist ein Fluss, der die Ostgrenze von Judäa markiert. Er entspringt im Norden aus dem See Genezareth und fließt dann nach Süden in das Tote Meer.
In Matthäus 3,1 lesen wir: „In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa.“
Wir können also davon ausgehen, dass Johannes seinen Dienst am Jordan, jedoch am südlichen Ende des Flusses, in der Nähe von Jerusalem, in der Wüste von Judäa aufnahm.
Schauen wir nun an, was er tut: Lukas 3,3 sagt, dass er in die ganze Landschaft am Jordan kam und die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden predigte.
Die Bedeutung von Buße und Taufe im Dienst Johannes’
Wenn wir uns das Verhältnis von Taufe und Buße genauer anschauen, finden wir in Matthäus 3 folgenden Zusammenhang. Ich lese die Verse 1, 2 und 6:
„In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa und spricht: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“
„Und sie wurden von ihm im Jordanfluss getauft, indem sie ihre Sünden bekannten.“
Ich hoffe, ihr habt die Reihenfolge wahrgenommen. Johannes predigt zuerst: Tut Buße. Danach tauft er diejenigen, die bereit sind, ihre Sünden zu bekennen. Erst kommt also die Predigt, dann die Taufe.
Wenn Lukas schreibt, dass Johannes die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden predigte, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Taufe als Ritual die Sündenvergebung bewirkt. Doch das ist nicht gemeint. Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass es nicht so gemeint ist.
Zuerst kommt die Predigt, dann die Buße. Zum Thema Buße gibt es einen Podcast mit fünf Episoden, die sich ausführlich mit dem Begriff beschäftigen. Wer nicht weiß, was Buße ist, kann sich diese anhören. Für heute soll es genügen, Folgendes zu sagen: Buße, griechisch Metanoia, beschreibt eine Umkehr zu Gott.
Buße tun heißt, dass ich meine Sünden einsehe, bereue und mich von ganzem Herzen entschließe, sie zu lassen und für Gott zu leben. Echte Buße, also eine echte Umkehr zu Gott, ist die Grundlage für die Vergebung von Sünden.
Buße ist aber zunächst nicht sichtbar. Sie ist eine Entscheidung. Es ist die Entscheidung, mein Denken und mein Verhalten auf Gott ausrichten zu wollen. Buße wird sichtbar durch die Taufe der Buße, also durch die Taufe, die ihren Ursprung in der Buße hat.
Die Taufe ist das äußerliche Zeichen für den Paradigmenwechsel in mir. Buße ist in der Bibel nie nur etwas zwischen mir und Gott. Buße darf und muss man sehen können.
Der erste Schritt in der Nachfolge, den Johannes von denen fordert, die Buße tun, ist die Taufe. Das gilt übrigens später auch bei Jesus. Das Untergetauchtwerden im Jordan ist ein Zeichen dafür, dass die Täuflinge ihre Sünden bekennen.
Dieses Bekenntnis dient natürlich dazu, sich von den Sünden zu distanzieren. Das, was ich bekenne, will ich nicht mehr tun.
Die Vorbereitung des Volkes auf das Kommen des Messias
Was hatte Gabriel über Johannes gesagt? Er käme, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.
Jetzt wissen wir, wie diese Zurüstung aussieht. Es geht um Buße und darum, dass Menschen reinen Tisch mit Gott machen, bevor sie Gott selbst in der Gestalt des Messias begegnen.
Persönliche Anwendung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Frage stellen, wie es um dein Leben steht. Hast du Gott alle Sünden bekannt, die du getan hast? Ist deine Buße echt?
Das war es für heute. Wenn du keine Idee hast, wie die nächsten Schritte für dein geistliches Wachstum aussehen könnten, dann frage doch einmal einen reifen Christen, der dich gut kennt.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
