Einführung und Klärung einer Textfrage
Dieses Kapitel im Richterbuch – wir beten auch um Konzentration für diese letzte Stunde des Tages. Wir beten, dass du uns leitest, auch jetzt, so wie du es gerne tust, Herr. Amen.
Es stand noch eine Frage im Raum, die gerade Philipp gestellt hat: Wie ist das mit den dreißig Söhnen und den dreißig Städten? Im Text steht nicht direkt, dass sie die Städte gegründet haben. Es heißt einfach, sie hatten dreißig Städte.
Natürlich wollen wir nichts in den Text hineininterpretieren, was nicht da steht. Es heißt nur, diese dreißig Söhne hatten dreißig Städte. Nun fragt man sich, wie diese dreißig Söhne zu dreißig Städten kommen.
Die Schlussfolgerung liegt nahe – sie ist nicht zwingend, aber wahrscheinlich –, dass sie diese dreißig Städte irgendwie gegründet haben oder zumindest aus irgendeinem Grund im Besitz dieser Städte sind. Das heißt, ich habe angenommen, dass sie sie besitzen, weil sie sie gegründet haben.
Diese Orte werden die Dörfer Jairs genannt, genauer gesagt Zeltdörfer Jairs, und ein Zeltdorf. Das waren keine befestigten Städte, sondern vielleicht sogar Nomadendörfer. Ich weiß es nicht genau, es waren jedenfalls Zeltdörfer, also Dörfer, die aus Zelten bestanden.
Daher habe ich angenommen, dass sie diese Zeltdörfer selbst gegründet haben. Das bedeutet, dass sie die Dörfer nicht jemandem weggenommen haben, sondern dass sie ihnen gehören, weil sie sie selbst gegründet haben.
Aus diesem Grund kam der Gedanke auf, dass sie sich vermehrt hatten. Das erscheint jedenfalls wahrscheinlicher, als zu sagen, sie hätten die Städte jemandem weggenommen.
Aber wir müssen es offenlassen. Es ist richtig, dass wir nicht zu viel in den Text hineinlesen, was nicht dort steht.
Fragen zur Symbolik und Aufgaben für die Gruppe
Dann, bitte? Ja, das ist eine gute Frage. Das Reiten auf Eseln kennen wir auch von Salomo. Als er König wird, reitet er auf einem Esel. Ob das bedeutet, dass sie eine besondere Führung innehatten und deshalb auf einem Esel ritten, weil sie eben in dieser Position waren, weiß ich nicht.
Man kann hier nur vermuten. Vielleicht haben wir einen guten Kommentar, der uns noch etwas dazu eröffnen kann. Er könnte uns zeigen, ob das Reiten auf Eseln eine besondere Bewandtnis hat.
Wir wollen uns das auch noch als Aufgabe merken. Jetzt haben wir also zwei Aufgaben, oder? Bis morgen.
Was war die erste Aufgabe? Millow und Tebets. Das war die erste Aufgabe. Die zweite Aufgabe sind die Esel. Bis morgen dann. Danke.
Einleitung zu Jephtha und Vergleich mit Ehud
Weiter geht es bei Jephtha, Kapitel 10, Vers 6. Zunächst einige einleitende Worte über die Ammoniter.
Jephtha, oder besser gesagt, wir sollten zuerst den großen Zusammenhang betrachten: Er ist der fünfte von diesen bedeutenden oder ausführlich berichteten Richtern. Er steht parallel zu Ehud.
Wir erinnern uns daran: So wie Jephtha auf diplomatischem Wege zuerst versucht zu verhandeln und in Frieden zu kommen, bevor er in die Schlacht zieht, so kam auch Ehud zuerst scheinbar als Diplomat zu Eglon.
Jephtha schickt zweimal Botschaften an den König der Ammoniter. Ebenso kommt Ehud zweimal zum König: zuerst mit dem Tribut und dann, um ihm den Dolch zu überreichen.
Beide führten eine Schlacht an den Furten des Jordan. Bei beiden waren die Feinde verwandt: Die Ammoniter und Moabiter sind Brüder. Beide Male werden die Feinde an den Furten des Jordan stark dezimiert.
Der große Unterschied liegt darin, dass die Feinde bei Ehud echte Feinde sind, während bei Jephtha die Feinde die eigenen Brüder sind, die er dort dezimiert. Das ist der wesentliche Unterschied bei Jephtha.
Die Ammoniter: Herkunft und Feindschaft
Wer waren die Ammoniter? Es handelt sich hier um die Ammoniter, die im Ostjordanland wohnten. Auf der Karte sehen wir ihre Gegend etwas nördlich vom Toten Meer. Dieses Gebiet wurde von Israel erobert, noch bevor das Westjordanland eingenommen wurde. Die Stämme Manasse, Ruben und Halbmanasse zogen hierher und nahmen das Land ein.
Wichtige Schlachten fanden statt, als die Israeliten aus der Wüste kamen. Bevor sie ins Land einzogen, besiegten sie die Ammoniter. Die zweieinhalb Stämme bewohnten dann dieses Gebiet. So wurde diese Region rechtmäßig zum verheißene Land gezählt und wurde ein Erbteil Israels.
Doch wer waren die Ammoniter? Sie kommen häufig in der Bibel vor. Es ist ein Volk, das Israel immer wieder Schmach und Spott bringt. Zum Beispiel in 1. Samuel 11. Dort zieht Nachasch, die „Schlange der Ammoniter“, herauf und belagert Jabesch in Gilead. Alle Männer von Jabesch bitten Nachasch, einen Bund mit ihnen zu schließen, damit sie ihm dienen können. Doch Nachasch sagt: „Unter dieser Bedingung will ich einen Bund mit euch schließen: Ich werde euch allen das rechte Auge ausstechen und damit Schmach über ganz Israel bringen.“ Die Ammoniter freuten sich also daran, Israel zu beschämen (1. Samuel 11,1-2).
Auch in 1. Chronik 19,1 erfahren wir von Nachasch, dem König der Kinder Ammon. Nach dessen Tod wird sein Sohn König. David möchte Freundlichkeit und Gnade an Hanun, dem Sohn Nachaschs, erweisen, weil dessen Vater ihm Gutes getan hatte. David sendet Boten, um Hanun zu trösten. Doch die Fürsten der Kinder Ammon misstrauen Hanun. Sie fragen ihn, ob er David wirklich vertraut, oder ob die Boten nicht vielmehr Spione seien, die das Land erkunden wollen.
Daraufhin lässt Hanun die Knechte Davids scheren, ihre Oberkleider bis zum Gesäß abschneiden und entlässt sie. Das war eine große Schmach und Schande, denn damals galt das Abschneiden von Bart und Kleidung als Demütigung. Man berichtet David von dieser Schande, die den Knechten widerfahren ist. Die Ammoniter erfreuten sich daran, Israel zu beschämen.
In Zephanja 2,8 sagt Gott über die Ammoniter: „Ich habe die Schmähung Moabs gehört und die Lästerungen der Kinder Ammon, womit sie mein Volk geschmäht haben. So wahr ich lebe, spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Moab soll wie Sodom werden und die Kinder Ammon wie Gomorra.“ Hier kündigt Gott Gericht über diese Völker an, die sein Volk geschmäht und gelästert haben.
Auch im Buch Amos 1,13 heißt es: „So spricht der Herr: Wegen dreier Freveltaten der Kinder Ammon und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie die Schwangeren von Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern. Ich werde ein Feuer anzünden in der Mauer von Rabba, das seine Paläste verzehren wird unter Kriegsgeschrei.“ Hier wird das Gericht über die frevelhaften Ammoniter beschrieben, die Israel schänden und Schmach bringen.
Denken wir auch an Tobias, der ammonitische Knecht. Er wird in Nehemia erwähnt. Tobias spottet über die Israeliten. In Nehemia 2,19 heißt es: „Als sie das hörten, spotteten sie über die Israeliten, verachteten uns und sagten: Was ist das für eine Sache, die ihr tun wollt? Wollt ihr euch gegen den König empören?“ Tobias, der Ammoniter, taucht mehrfach in Nehemia auf (Kapitel 3,35; Kapitel 4,1; Kapitel 13) und versucht mit List, Nehemia zu schaden. Während des Mauerbaus spotten sie und sagen, über dieses Mäuerchen könne ein Fuchs springen. So setzen sie dem Volk Gottes immer wieder übel zu.
Solche Leute gibt es leider immer wieder.
Parallelen zur Gegenwart und das Thema Erbteil
Wir spannen den Bogen wieder zurück. Das Buch der Richter ist sehr realistisch und zeigt uns, dass es Parallelen zwischen damals und heute gibt – auch im Volk Gottes im Neuen Testament.
Es gibt immer wieder Menschen, die dem Volk Gottes das Erbe wegnehmen wollen. Zum Beispiel haben wir die Heilige Schrift von Gott erhalten. Doch heute gibt es Menschen, die uns diese Schrift oder die Heilsgewissheit nehmen wollen. Sie machen sich über diejenigen lustig, die noch an die Schöpfung, die Sintflut und an Adam und Eva glauben. Sie spotten über Gottes Volk.
Deshalb ist die Geschichte von Jephtha auch heute noch aktuell für uns.
Israel dient fremden Göttern und wird bedrängt
Vers 6
Und die Söhne Israels taten wieder, was böse war in den Augen Jachwes. Sie dienten den Balim und den Astaroth, den Göttern Syriens, den Göttern Sidons, den Göttern Moabs, den Göttern der Söhne Ammons und den Göttern der Philister. Dabei verließen sie Jachwe und dienten ihm nicht.
Darauf entbrannte der Zorn Jachweis gegen Israel. Er verkaufte sie in die Hand der Philister und in die Hand der Söhne Ammons. Hier sind also nicht nur die Ammoniter gemeint, sondern auch die Philister.
Die Ammoniter befanden sich im Osten, die Philister im Südwesten, also auf der anderen Seite, gegen das westliche Meer, das Mittelmeer hin. Dort waren die Philister, und auf der Ostseite die Ammoniter.
Sie bedrückten und plagten die Söhne Israels in jenem Jahr achtzehn Jahre lang. Achtzehn Jahre lang bedrückten sie alle Söhne Israels, die jenseits des Jordan im Land der Amoriter wohnten, das in Gilead liegt – also im Ostjordanland.
Die Söhne Ammons zogen über den Jordan, um auch gegen Juda, Benjamin und das Haus Ephraim zu kämpfen. Die Ammoniter kamen also auch in die westliche Gegend, westlich des Jordans.
Israel wurde sehr bedrängt – nicht nur Manasse, Gad und Ruben, sondern auch Ephraim, Benjamin und Juda. Hier geriet Israel in große Drangsal.
Die Söhne Israels riefen laut zu Jachwe und sagten: „Wir haben gegen dich gesündigt, und zwar dadurch, dass wir unseren Gott verlassen und dem Baal gedient haben.“
Hier rufen sie um Hilfe. Es geht um das Erbteil, das schöne Land. Sie bekennen ihre Sünde: „Wir haben gegen dich gesündigt, weil wir unseren Gott verlassen und den Götzen Baal gedient haben.“
Gottes Antwort und die Grenze seiner Geduld
Und Yahweh sagte zu den Söhnen Israels: Ist es nicht so, dass ich euch von den Ägyptern, von den Amoriten, von den Söhnen Ammons und von den Philistern gerettet habe? Als die Sidonier, die Amalekiter und die Maoniter euch bedrängten und ihr zu mir riefet, rettete ich euch aus ihrer Hand. Doch ihr habt mich verlassen und habt anderen Göttern gedient.
Darum werde ich nicht fortfahren, euch zu retten. Geht hin und schreit zu den Göttern, die ihr erwählt habt. Sie mögen euch retten zur Zeit eurer Bedrängnis. Es gibt ein „zu spät“, sagt Gott. Mir reicht es. Gott kennt auch eine Grenze und sagt: Jetzt ist aber Schluss.
Wir können nicht ermessen, wie ernst das ist, was Gott hier sagt. Wenn Gott sagt, es reicht, es ist Schluss, dann ist das sehr, sehr ernst. Gott ist zutiefst verletzt und beschwert sich: War ich nicht euer Erbteil?
Wie steht es da im Psalm 16? Den muss ich jetzt dazwischen lesen, denn das ist hier wichtig. Es geht ja um das Erbteil Israels. Im Psalm 16 haben wir einen Psalm über das Erbteil, und da wird uns gezeigt, wie köstlich das Erbteil ist, das Israel bekommen hat. David lobt und preist den Herrn.
Psalm 16,2: „Ich habe zum Herrn gesagt: Du bist mein Herr, mein Gott, mein Gut, mein Gut bist du, nur du.“ Oder im Psalm 16,5: „Der Herr, Yahweh, ist das Teil meines Erbteils und meines Bechers. Du sicherst mir mein Erblos.“ Also das durch Los zugewiesene Erbteil. „Die Messschnüre sind mir gefallen in lieblicher Gegend, ja, ein schönes Erbteil ist mir geworden. Ich werde den Jahwe loben, der mir Rat gegeben hat. Selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren.“
Hier spricht der Psalmist im Lob. Er freut sich und singt über das schöne Erbteil, das er bekommen hat. Aber was ist das Erbteil? Das Erbteil ist hier nicht ein Stück Land. Das Erbteil, von dem David hier singt, das ist der Herr. „Ich habe zum Herrn gesagt: Du bist mein Gut, mein Erbteil.“ Das ist ein wunderbares Erbteil, dass der Herr selbst ist.
Und hier ist Israel bedrängt von links und rechts: links die Philister, rechts die Ammoniter. Sie alle wollen ihnen das Erbteil wegnehmen. Jetzt rufen die Israeliten zu Gott und sagen: Schau, Gott, die wollen uns das Erbteil wegnehmen. Hilf uns jetzt bitte!
Aber in Wirklichkeit sind sie nicht an Gott interessiert. In Wirklichkeit sind sie an ihrem Stück Land interessiert. Und was macht Gott? Wenn er ihnen hilft, wenden sie sich wieder ab. Dann haben sie das Erbteil wieder, und dann sind sie nicht an Gott selbst interessiert.
Gott wird hier behandelt wie ein Notarzt, wie ein Zahnarzt. Der interessiert mich nicht, nur wenn ich Zahnschmerzen habe. Es ist leider so. Die Parallelen gibt es auch heute.
Hier ist Israel, und Israel ist nicht an ihm interessiert, nur wenn es in Not ist, wenn es ihn dann dringend braucht. Ja, dann ist er interessant. Ist das der Sinn vom Gebet? Gott sagt: Ja, du darfst beten, immer wenn du in Not bist, darfst du beten. Wunderbar, oder? Ansonsten – das kann es nicht sein. Das ist ein Missbrauch Gottes.
Gott sagt: So eine Behandlung habe ich jetzt satt. Holt euch euren anderen Gott, ihr habt ja genügend von denen. Ihr seid nicht an mir wirklich interessiert, sondern an euren Feldern, an euren Äckern, an euren Häusern, an euren Städten, an euren Erbteilen. Aber ich bin eigentlich euer Erbteil.
Israels Buße und Gottes Erbarmen
Die Söhne Israels sagen zu Jahwe: „Wir haben gesündigt.“
Vers 15: „Wir haben gesündigt, tu uns nach allem, was gut in deinen Augen ist, nur rette uns bitte an diesem Tag.“
Das ist jetzt interessant. Hier tun sie wirklich Buße, oder? Sie bekennen und sagen: Herr, wir sind einverstanden mit allem, was du mit uns machst. Es ist uns egal, aber bitte rette uns von diesen Feinden. Tue, was gut in deinen Augen ist.
Wir haben es nicht verdient, dass du uns Gutes tust, aber bitte rette uns. Und als Gott das hört, wird sein Herz weich.
Da sagen sie nämlich: „Herr, wir haben deine Barmherzigkeit nicht verdient, aber bitte gib uns trotzdem Barmherzigkeit.“ Und das beeindruckt den Herrn. Jetzt wird er weich.
Sie taten und handelten dementsprechend. Sie zeigen Gott, dass sie es ernst meinen. Sie taten die fremden Götter aus ihrer Mitte weg und dienten Yahweh. Als Zeichen ihrer echten busfertigen Gesinnung machten sie das. Sie taten die Götzen weg, und ihm zog es die Seele zusammen.
So steht es im Hebräischen: „Ihm zog es die Seele zusammen.“ Eigentlich bedeutet das, seine Seele wurde kurz. Seine Seele ist wie ein Gummi, der sich zusammenzieht. Gott – das ist wie, wenn es einem innerlich so geht. So geht es uns auch, wenn wir sagen: „Das Herz zieht es mir zusammen.“ Genau dieser Ausdruck wird hier für Gott verwendet. Ihm zog es die Seele zusammen.
Über Israels Beschwerdnis und Elend – das ist Barmherzigkeit. Sobald sie zeigen, dass sie es ernst meinen, reagiert Gott. Obwohl er ihnen schon gesagt hat, er habe es mit Sadmidin. Aber das beeindruckt den Herrn.
Vorbereitung auf den Kampf und die Wahl Jephthas
Die Söhne Amons wurden zusammengerufen und lagerten in Gilead, während die Söhne Israels sich in Mizpa versammelten und dort lagerten. So standen sie sich gegenüber: die einen in Gilead, die anderen in Mizpa.
Das Volk, genauer gesagt die Obersten von Gilead, sprachen miteinander: Wer ist der Mann, der anfängt, gegen die Söhne Amons zu kämpfen? Nun braucht man jemanden, der den Kampf beginnt. Und wer diesen Kampf aufnimmt, soll allen Bewohnern Gileads zum Haupt werden, zum Oberhaupt. Das hebräische Wort dafür heißt Rosh, also „Kopf“. Es geht hier also um das Thema Herrschaft.
Dieses Thema taucht auch beim Richter Abgideon öfter auf. Schon dort wurde gefragt, wer König sein oder wer herrschen will. Hier stellt sich wieder die Frage nach der Herrschaft: Wer wird jetzt gegen die Söhne Amons kämpfen? Derjenige, der bereit ist zu kämpfen, soll zum Haupt werden.
Auf Hebräisch heißt dieser Mann Jephtha, der Öffner, der Türöffner, derjenige, der auftut. Jiftach, der Gileaditer, war ein tapferer Held. Allerdings war er der Sohn einer Hure, und Gilead hatte Jephtha gezeugt. Die Frau Gileads gebar ihm auch Söhne. Der Vater war Gilead, die Mutter aber eine Hure.
Die Frau Gileads hatte noch weitere Söhne geboren. Wie es oft so ist, ließ man das „Hurenkind“ in der Familie mit den anderen Kindern aufwachsen. Doch als die Söhne der Frau groß wurden, vertrieben sie Jephtha. Sie sagten zu ihm: Du sollst nicht erben im Haus unseres Vaters, denn du bist der Sohn einer anderen Frau.
So wurde Jephtha aus dem Haus verstoßen, aus einem unedlen Haus. Im Gegensatz zu Gideon, der immerhin aus einem edlen Hause kam, wenn auch der Jüngste war, stammte Jephtha aus einem unedlen Haus und wurde von seiner Familie verstoßen. Das brachte ihm sicher viel Bitterkeit ein.
Jephtha dachte wohl: „Ah ja, sie verstossen mich, ich bekomme gar nichts.“ Er floh vor seinen Brüdern und wohnte im Land Tob. Dort sammelten sich lose Leute um ihn. Man spürt schon, dass Jephtha als verbitterter Mann eine Art Räuberbande um sich scharte.
Nach einiger Zeit kämpften die Söhne Amons gegen Israel. Als dies geschah, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jephtha aus dem Land Tob zu holen. Sie sagten zu ihm: Komm, sei unser Anführer, damit wir gegen die Söhne Amons kämpfen können.
Sie wenden sich also an den Mann, den sie zuvor ausgestoßen hatten – den die Familie verstoßen hatte. Wahrscheinlich war Jephtha im Dorf bekannt, doch sie hatten ihn verstoßen. Nun kommen sie gerade zu diesem Mann und bitten ihn: Sei uns gnädig, hab Erbarmen. Wir haben unsere Meinung geändert.
Wenn du uns hilfst, dann machen wir dich zum Herrn. Man sollte darüber nachdenken, was sie da sagen. Hätten sie das doch zu Gott gesagt: Wenn du uns hilfst, machen wir dich zum König. Wenn du uns hilfst, wollen wir die Theokratie wieder aufrichten.
Doch sie sagen es nicht zu Gott, sondern zu Jephtha. Sie sagen: Wir brauchen einen König, oder zumindest ein Haupt, ein Oberhaupt. Hier ist interessant, dass die Beziehung zwischen Jephtha und den Obersten von Israel, den Ältesten, die zu ihm kommen, ein Bild für die Beziehung zwischen Gott und Israel ist.
Der Herr gibt uns hier einen Anschauungsunterricht. Israel hatte Gott verworfen, und jetzt kommen sie zurück zu ihm und bitten um Hilfe. Ebenso hatten sie Jephtha verworfen, doch nun kommen sie zu ihm und bitten um Hilfe. Dann wollen sie ihn zum Haupt machen.
Aber sie wenden sich an einen Menschen, nicht an den Herrn, damit dieser Haupt sei. Jephtha sagte zu den Ältesten von Gilead: Seid ihr es nicht, die mich gehasst und aus dem Haus meines Vaters vertrieben haben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Bedrängnis seid?
Das ist genau das, was Gott vorher zum Volk gesagt hat: Ihr habt mich verworfen, und nun kommt ihr zu mir, wo ihr in Bedrängnis seid, und erwartet, dass ich euch helfe. Doch bei Gott kam dies aus einem liebenden Herzen, hier hingegen aus einem verbitterten.
Die Ältesten von Gilead antworteten Jephtha: Darum sind wir jetzt zu dir zurückgekehrt, damit du mit uns ziehst und gegen die Söhne Amons kämpfst. Du sollst uns zum Haupt sein, allen Bewohnern Gileads. Wir brauchen ein Haupt, also bitte komm jetzt!
Interessant ist die Frage, warum sie unbedingt ein Haupt brauchen. Wahrscheinlich denken sie: Die Theokratie funktioniert nicht. Gott als Haupt funktioniert nicht. Gott hatte sie zuerst abgelehnt, doch in seiner Barmherzigkeit half er ihnen, indem er ihnen Jephtha sandte.
Aber so, wie sie jetzt kommen und sagen, sie brauchen ein Haupt, hätten sie nicht müssen. Als Retter oder Richter ja, aber nicht als Haupt – das ist ein Unterschied. Das ist neu, oder? Ab Gideon ist es neu, dass der Mensch im Zentrum steht als Haupt.
Das war bei Othniel nicht so. Sie haben nicht gesagt: Othniel sei unser Haupt. Auch bei Ehud haben sie nicht gesagt: Wir brauchen ein Haupt oder einen Herrscher. Und schon gar nicht bei Deborah. Hier aber brauchen sie ein Haupt, und das geht zu weit.
Sie sind schon wieder zu weit mit ihrem Denken. Der Mensch ist ihnen als Führer wichtig, als kleiner König. Das Wort König wird zwar nicht erwähnt, aber es geht in diese Richtung. Gottes Hauptsein wäre eigentlich die Rettung gewesen.
Ein Richter, der mit ihnen auszieht und die Kämpfe führt, wäre kein Problem gewesen. Aber Gott als Haupt, also die Theokratie, das wäre das Richtige gewesen.
Jephtha sagte zu den Ältesten von Gilead: Wenn ihr mich zurückholt, um gegen die Söhne Amons zu kämpfen, und Yahweh sie vor mir dahingibt, werde ich dann wirklich zum Haupt sein?
Man merkt, worum es ihnen geht: Nicht in erster Linie um die Rettung Israels, sondern um die Frage: Bin ich wirklich euer Haupt? Dann nehme ich das andere in Kauf und helfe euch ein wenig.
So haben Othniel und Ehud nicht gehandelt. Sie standen wirklich in Verbindung mit Gott und dienten ihm in ihrem Dienst. Jephtha hingegen übernimmt den Dienst als Haupt.
Die Ältesten von Gilead antworteten Jephtha: Yahweh sei Zeuge zwischen uns, wenn wir nicht so handeln, wie du gesagt hast.
Das ist eine Schwurformel: Wenn wir nicht so handeln, dann soll es uns schlecht ergehen, vielleicht sogar den Tod bringen, so ungefähr.
Jephtha wird Anführer und beginnt Verhandlungen
Vers 11: Jephtha ging mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und zum Anführer über sich. Jephtha sprach alle seine Worte vor Yahweh im Mizpah.
Mizpah – haben wir das schon gefunden? Ja, Mizpah ist hier. Wir haben es hier. Mizpah auf der einen Seite und Rabba, glaube ich, war das der andere Ort? Dort, wo die Ammoniter waren. Oder wie hieß der andere Ort? Wir hatten Mizpah auf der einen Seite und Gilead – danke, Gilead. Wo haben wir Gilead? Ja, das ist eine Gegend, soweit ich weiß, keine Stadt. Gilead – ja, hier steht etwas von Gilead, ich kann es nicht ganz lesen. Ah, hier, dieser Landstrich Gilead. Danke.
Jephtha sandte Boten zum König der Söhne Ammon, wir sind in Vers 12 in Richter 11. Er sandte Boten zum König der Söhne Ammon und ließ ihm sagen: „Was haben wir miteinander zu schaffen, dass du gegen mich gekommen bist, um gegen mein Land Krieg zu führen?“
Jephtha war sehr stark mit dem Mund, er war ein begabter Redner, ein Diplomat. Er führt hier also ein Gespräch mit den Ammonitern. Der König der Söhne Ammon sagte zu den Boten Jephthas: „Weil Israel mein Land genommen hat, als es aus Ägypten heraufzog, vom Anon bis an den Jabok – das sind zwei Flüsse – und bis an den Jordan, gib die Länder nun in Frieden zurück.“
Jephtha, der Öffner, öffnet hier also zuerst den Mund und schickt seine Boten. Natürlich spricht man von den Boten, denn er versucht es auf diplomatischem Wege. Das wollen wir ihm nicht ankreiden. Einige haben vielleicht gesagt, er hätte doch gleich kämpfen sollen, schließlich sind das ja Feinde. Aber Moment: Das sind Ammoniter und Moabiter.
Ammoniter waren grundsätzlich die Völker, durch die Israel am Anfang immer gefragt hat, ob es durch ihr Land ziehen darf. Erst als diese Nein sagten, haben sie Krieg geführt – das war schon damals während der Wüstenwanderung so. Deshalb ist es auch hier so, dass Jephtha zuerst den diplomatischen Weg versucht hat, und das war gut so. Man muss nicht gleich kämpfen, wenn sie von selbst weichen, ist das kein Problem.
Jephtha war ein ausgezeichneter Diplomat und argumentierte aufgrund der Geschichte. Israel hat Ammon das Land nie gestohlen. Israel war nie einfach gekommen und hat den Ammonitern das Land weggenommen. So war es nicht. Sie haben sich das Land erworben. Die Ammoniter hatten gekämpft, sie ließen die Israeliten nicht durchziehen. Die Israeliten wollten ursprünglich nur durchziehen, doch die Ammoniter griffen Israel an. Sie waren die Aggressoren, nicht Israel.
Israel hatte keine andere Option, als zu kämpfen. Als sie um ihr Leben kämpften, gab Gott ihnen dieses Land. 300 Jahre lang blieb es so. Jetzt sagen die Israeliten: Wir geben euch dieses Land nicht zurück, denn es ist ein Erbteil, das Gott uns gegeben hat.
Jephthas ausführliche Verteidigung und das Thema Erbbesitz
Kann jemand Vers 14 lesen? Oder Erich, du hast das so gut gemacht, kannst du die Verse 14 bis 26 lesen?
Jephtha aber sandte nochmals Boten zum König der Amoriter. So sprach er zu ihm: „Israel hat weder das Land der Moriter noch das Land der Amoriter gekannt. Denn als Israel aus Ägypten zog, wanderte es durch die Wüste bis an das Schofar in Kadesch-Barnea.
Da sandte Israel Boten zum König der Edomiter und sprach: ‚Lass mich doch durch dein Land ziehen.‘ Aber der König der Edomiter erhörte sie nicht. Auch zum König der Moriter sandten sie, doch er wollte ebenfalls nicht.
So blieb Israel in Kadesch und wandte sich in der Wüste. Sie gewannen das Land der Edomiter, und das Land der Moriter reichte vom Aufgang der Sonne her bis zum Land der Moriter. Es lagerte sich jenseits des Amon, kam aber nicht in das Gebiet der Moriter, denn der Amon war die Grenze der Moriter.
Dann sandte Israel Boten zu Sichon, dem König der Amoriter, dem König von Hesbon, und Israel ließ ihm sagen: ‚Lass mich doch durch dein Land bis zu meinem Ort ziehen.‘ Aber Sichon traute Israel nicht zu, dass es sein Gebiet unversehrt durchziehen würde. Deshalb versammelte er sein ganzes Volk, lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit Israel.
Der Herr aber, der Gott Israels, gab Sichon mit seinem ganzen Heer in die Hand Israels, sodass sie ihn schlugen. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jedem Land wohnten. Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter ein, vom Amon bis an den Jachok, von der Dichte bis an den Jordan.
So hat der Gott Israels die Amoriter vor seinem Volk Israel vertrieben. Willst du dich etwa gegen sie stellen? Ist es nicht so, dass dein Gott ihnen das Land nicht zum Besitz gegeben hat? Nimmst du es nicht ein?
Was nun? Was der Herr, unser Gott, vor uns vertrieben hat, das nehmen wir auch in Besitz. Oder bist du besser als Balak, der Sohn Zippos, der König der Moabiter? Hat er je mit Israel einen Rechtsstreit geführt oder gekämpft?
Israel aber wohnte dreihundert Jahre in Hesbon, in seinen Tochterstädten, in Aroer und seinen Tochterstädten, in allen Städten der Waren, in denen sie gewohnt hatten. Warum haben sie sie in dieser Zeit nicht weggenommen?
Hier möchte ich noch darauf aufmerksam machen: Das Wort „in Besitz nehmen“ in Vers 24 heißt im Hebräischen „in Erbbesitz nehmen“. Darin steckt das Wort „erben“. Das geht bei manchen Übersetzungen verloren, was ein bisschen schade ist.
Denn das Thema ist immer das Erbe, das Erbteil, das von Gott zugewiesene Erbteil. Es geht um einen Erbbesitz. Gott schenkt dem Volk etwas zum ewigen Erbe, sozusagen.
Das dürfen sie jetzt bekommen: ein Erbteil, ein Losanteil, ein Erbe, das von Gott überreicht wird. Hier argumentiert er sehr weise und zeigt, dass die Israeliten sich das ganze Land erworben haben, damals, als sie Krieg gegen die Amoriter führten.
Der Herr hat sie in ihre Hand gegeben. Und jetzt kommen die Amoriter und wollen es ihnen wieder wegnehmen.
Biblische Parallelen im Neuen Testament: Das Erbteil bewahren
Wir wollen heute noch einmal den Bogen ins Neue Testament spannen. Haben wir dort nicht auch ein Erbteil? Es geht um dasselbe Thema: ein Erbteil. Die Bibel spricht im Neuen Testament ebenfalls von einem Erbe. Der Herr hat uns viel gegeben – ein himmlisches Erbe. Wir haben von Gott auch sehr viel empfangen, besonders an Gütern, wie zum Beispiel die Heilige Schrift, die uns überliefert und übergeben worden ist.
Im Neuen Testament argumentiert der Apostel Paulus gegen Menschen, die ihm das Erbteil streitig machen wollen – und zwar durch ein falsches Evangelium, wie im Galaterbrief. Dort spricht er von Menschen, die ein falsches Evangelium verkündigen. Paulus beginnt zu argumentieren und zwar aus der Geschichte, aus den Ereignissen des ersten Jahrhunderts nach Christus.
Paulus kämpft hier also um unser Erbe. Was steht in Galater 1 und Galater 2? Diese Kapitel hat Paulus mit der Absicht geschrieben, das Erbteil des Herrn zu bewahren und das Evangelium vor Verfälschung zu schützen – vor denen, die uns das Heil wegnehmen wollen. Es gab nämlich Judaisten, die den Christen das Heil und die Rechtfertigung aus Glauben streitig machen wollten. Stattdessen wollten sie eine Rechtfertigung aus Werken bringen – ein Evangelium aus Werken, ein Evangelium der Beschneidung oder eines aus religiösen Riten.
Der Verheißungsbund, das Erbe, das Gott Abraham versprochen hat, wird nur durch Glauben empfangen, sagt Paulus in Galater 3. Und wir sollen uns dieses Erbe nicht wegnehmen lassen. Es besteht in der Freiheit, zu der Gott uns berufen hat. Paulus kämpft im Galaterbrief und sagt, wer aufgrund der Beschneidung gerettet werden will, wie die Judaisten predigten, der ist von der Gnade gefallen (Galater 5,4). Man kann nicht beides haben: entweder Rechtfertigung durch Glauben oder Rechtfertigung durch Werke.
Diese Judaisten wollten das Evangelium in ein gesetzliches Evangelium, ein Werksevangelium, verkehren. Das war nicht nur bei den Juden so, auch später die Katholiken haben das ähnlich gehandhabt. Die Rettung stand auf dem Spiel, deshalb ist Paulus im Galaterbrief sehr scharf, wenn er über das Erbe spricht: Man erlangt es nur durch Glauben.
In den ersten Kapiteln argumentiert Paulus aus der Geschichte und zeigt, dass er das Evangelium nicht von Menschen erhalten hat, sondern durch direkte Offenbarung von Gott. Er sagt: „Dieses Evangelium, das ich euch verkündige, habe ich von Gott bekommen und nicht von Petrus oder Jakobus.“ Wir haben festgestellt, dass es dasselbe Evangelium ist (Galater 1 und 2).
Ich habe viel mit Katholiken zu tun gehabt, das könnt ihr euch vorstellen – das war meine Heimat, die katholische Kirche, in der ich aufgewachsen bin. Dort sagte man oft: „Wir haben euch die Bibel gegeben.“ Die Katholiken behaupteten: „Was wollt ihr eigentlich, ihr komischen Freikristen? Von wem habt ihr denn die Bibel? Von uns, von der katholischen Kirche.“ Aber stimmt das wirklich? Die Katholiken gibt es erst seit dem vierten Jahrhundert. Vorher gab es keine Katholiken, kein Papsttum und so weiter.
Von wem haben wir eigentlich die Bibel bekommen? Nicht von den Katholiken. Haben die Katholiken das Alte oder das Neue Testament geschrieben? Natürlich nicht. Paulus argumentiert im Galaterbrief und zeigt, dass er das Evangelium von Gott bekommen hat, nicht von Menschen – auch nicht von irgendwelchen Katholiken.
Das Erbteil wird uns bis heute streitig gemacht. Das Evangelium wird auch heute noch angefochten von anderen „Ammonitern“, die uns das Evangelium wegnehmen wollen und sagen: „Man kann nicht alles glauben, was in der Bibel steht.“ Ein ganz lieber Freund von mir war Katholik und interessierte sich für das Evangelium. Ich dachte, er würde parallel mit mir zum Glauben kommen. Wir haben gemeinsam die Bibel gelesen, damals in der Schule, als wir 17, 18 Jahre alt waren.
Später entschied er sich, katholische Theologie zu studieren. Nach einigen Jahren schrieb er mir einen Brief und sagte: „Ihr Freikristen, so einfach ist es mit der Bibel nicht, wie ihr denkt. Die Bibel hat viele Widersprüche, und man kann nicht alles glauben, was darin steht. Das haben wir im Theologiestudium gelernt.“
So wurde ihm der Glaube an die Bibel unter den Füßen weggezogen, ohne dass er es merkte. Auch heute noch versucht die Bibelkritik, den Menschen den Boden unter den Füßen wegzuziehen und das Evangelium zu verfälschen.
Wir sehen also, dass es solche Kämpfe wie damals bei Jephter auch heute noch gibt. Die Feinde sind ähnlich wie jene Ammoniter, die das Erbteil des Herrn wegnehmen wollen.
Jephthas diplomatisches Vorgehen und der Ruf zum Gericht
Erfther zeigt hier große Weisheit im Umgang mit den Feinden. Er versucht zunächst eine friedliche Lösung und argumentiert klar anhand der Geschichte. Paulus hat Ähnliches getan und ebenfalls klar von der Geschichte her argumentiert. In Vers 27 heißt es: „Wir haben nicht gegen dich gesündigt, sondern du tust mir Übles an, indem du gegen mich kämpfst.“
Yahweh, der Richter, soll heute zwischen den Söhnen Israels und den Söhnen Ammons richten. Hier sind wir wieder bei der Theokratie. Yahweh, der Richter, soll heute zwischen den Söhnen Israels und den Söhnen Ammons richten. Jephtha hat verstanden, worum es geht. Es geht um den Herrn, der eingreifen wird, der Richter und König sein wird. Er soll jetzt zeigen, wer Recht hat.
Das ist eine sehr positive Aussage von Jephtha. Man merkt, dass er ein Verständnis dafür hat, was Theokratie bedeutet. In Vers 28 heißt es, dass der König der Söhne Ammons nicht auf die Worte Jephthas hörte, die dieser ihm gesandt hatte. Dann kam der Geist Jachwes über Jephtha.
Seht ihr, der Herr bestätigt diesen Mann und verwendet ihn. Immerhin hat Jephtha erkannt, dass der Herr Richter sein soll. Nun kommt der Geist des Herrn über Jephtha, was beweist, dass Jephtha ein echter Richter war. Auch wenn seine anfängliche Motivation nicht gut war und er einfach nur Hauptmann und Anführer sein wollte, sehen wir hier, dass etwas Positives geschieht: der Geist des Herrn kommt über Jephtha.
Er zog durch Gilead und Manasse und von Mitzbe in Gilead zog er gegen die Söhne Ammons. Jephtha, der „Öffner“, öffnete hier seinen Mund. Aber Achtung: Wenn man gut mit dem Mund ist, sollte man nicht zu schnell sprechen. Das kann auch eine Gefahr sein.
Nur nebenbei: Frauen sind oft besser mit dem Mund als Männer, weshalb es „Muttersprache“ und nicht „Vatersprache“ heißt. Gott warnt davor, mit dem Mund vorsichtig zu sein – auch Männer sollten darauf achten. Hier ist ein Mann, der zu schnell mit dem Mund ist. Wir werden oft zu Sklaven unserer eigenen Worte.
Jephthas Gelübde und die Begegnung mit seiner Tochter
Hier also gelobte Jephthah Yahweh ein Gelübde und sagte: „Wenn du die Söhne Ammons wirklich in meine Hand gibst – ach, das hätte er doch gar nicht sagen müssen, denn Gott hatte es ihm ja schon versprochen – wenn du die Söhne Ammons wirklich in meine Hand gibst, soll der, wer auch immer aus der Tür meines Hauses herauskommt, mir entgegen, wenn ich in Frieden von den Söhnen Ammons zurückkehre, Yahweh gehören, und ich werde ihn als Opfer darbringen.“
So zog Jephthah gegen die Söhne Ammons, um gegen sie zu kämpfen. Yahweh gab sie in seine Hand, und er schlug sie von Aroa an bis nach Minnet, zwanzig Städte, bis nach Abel Keramim. Eine sehr große Niederlage richtete er unter ihnen an, und die Söhne Ammons wurden gebeugt vor den Söhnen Israels.
Ja, Abel Keramim, Abel Keramim habe ich gefunden. Hier ist es unten, Abel Keramim und die anderen Städte, Aroa, hat jemand gefunden? Ja, ja, auch unten. Also von Aroa, also diese Gegend hier rüber, da haben sie gekämpft, oder? Von Aroa bis rüber, bis Abel Keramim.
Als Jephthah nach Mizpa zu seinem Hause kam, siehe da, trat seine Tochter ihm entgegen mit Tamburinen und mit Reigen. Sie war seine einzige Tochter, außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter.
Als er sie sah, zerriss er seine Kleider und sagte: „Ach, meine Tochter, tief beugst du mich nieder, und du bist unter denen, die mich in Trübsal bringen, denn ich habe meinen Mund gegen Yahweh aufgetan.“
Hier haben wir ein Wortspiel: „Ich habe geöffnet“, Jephthah, „ich habe meinen Mund gegen den Herrn aufgetan und kann nicht zurücktreten.“ Das Wort „aufgetan“ heißt Jephthah.
Sie sagte zu ihm: „Mein Vater, hast du deinen Mund gegen Yahweh aufgetan, so tue mir, wie es aus deinem Mund hervorgegangen ist, nachdem Yahweh dir Rache verschafft hat an deinen Feinden, den Söhnen Ammons.“
Und sie bat ihren Vater: „Es geschehe mir diese Sache, lass mich zwei Monate von dir ab, damit ich hingehe und auf die Berge hinabsteige und meine Jungfrauenschaft beweine, ich und meine Freundinnen.“
Er sagte: „Geh hin!“ und entließ sie für zwei Monate. Sie ging hin, sie und ihre Freundinnen, und beweinte ihre Jungfrauenschaft auf den Bergen.
Am Ende der zwei Monate kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er vollzog an ihr das Gelübde, das er gelobt hatte. Sie aber hatte keinen Mann erkannt.
So wurde es zum Brauch in Israel, dass Jahr für Jahr die Töchter Israels hinziehen, um die Tochter Jephthahs des Gileaditers zu besingen – vier Tage im Jahr.
Offene Fragen und Abschluss
Bei dieser Frage müssen wir jetzt abbrechen: Hat er sie wirklich geopfert oder nicht?
Wir haben ja noch eine Nacht dazwischen. In dieser Zeit können wir die Frage in den Kommentaren weiter studieren. Morgen können wir uns dann darüber austauschen.
Es gibt hier die offene Frage: Was bedeutet es, sie darzubringen? Hat er sie dem Herrn einfach dargebracht, als eine Frau, die ewig Jungfrau bleibt und für den Dienst des Herrn geweiht wird? Oder bedeutet es, dass er sie als Brandopfer oder anderes Opfer geschlachtet und auf diese Weise getötet hat?
Diese Frage müssen wir bis morgen verschieben und dann lösen. Ich bin schon gespannt, was ihr in den Kommentaren dazu findet. Vielleicht könnt ihr in der Nacht noch ein wenig lesen.
Wir haben also drei Aufgaben: Millo, Esel und Jephthas Tochter. Weil wir so viele Aufgaben haben, müssen wir jetzt Schluss machen. Wir wollen hier jedenfalls abbrechen.
Wir sehen also auch bei Jephtha, dass das Thema sehr aktuell für uns ist. Bis morgen!
Zum Abschluss wollen wir noch beten. Vielleicht kann uns jemand im Gebet leiten. Amen!
