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Paulus - nicht in erster Linie ein Bücherwurm

Der Brief an die Römer, Teil 18/18
23.11.2010Römer 15,14-16,27
SERIE - Teil 18 / 18Der Brief an die Römer

Rückblick und Überblick über den Römerbrief

Ein knappes Jahr mit dem Römerbrief geht zu Ende. Heute ist das vorletzte Mal, dass wir den Römerbrief behandeln. Das letzte Mal wird ein Vortrag sein, und danach folgt noch ein Hauskreis.

Wir werden heute einen kurzen Überblick über den Rest dieses Buches machen, die letzten anderthalb Kapitel. Bevor wir damit beginnen, möchte ich einige Kernaussagen des Römerbriefs zusammenfassen. Ich habe mich entschieden, das nicht am Schluss zu machen, weil dann alle schon müde sind. Also heute Abend zuerst einige Kernaussagen des Römerbriefs insgesamt und danach die letzten anderthalb Kapitel.

Ich frage mich, was ihr sagen würdet, wenn ich euch fragen würde, was die Kernaussagen des Römerbriefs sind. Manche Aussagen würdet ihr sicher nennen, andere, die vielleicht aus schwierigeren Kapiteln stammen, würden euch vielleicht nicht einfallen. Ich habe zwölf Thesen dazu.

Die erste Kernaussage des Römerbriefs für mich ist: „Es ist keiner gerecht, alle gehen verloren.“ Das ist die Aussage aus Römer 2 und 3. Die zweite These lautet: Rettung geschieht allein aus Gnade durch Glauben, ebenfalls aus Römer 3. Drittens: Es gibt völlige Heilsgewissheit, weil Jesus ein umfassendes Werk vollbringt. Das finden wir in Römer 4 und 5, in der ersten Hälfte. Viertens: Das eine Werk Jesu reicht wirklich für alle.

Das sind die vier Hauptthesen für mich zu den ersten fünf Kapiteln.

Für die Kapitel 6 bis 8 habe ich zwei Hauptthesen, wobei man sicherlich noch mehr finden könnte. Fünftens: Gott will Gerechtigkeit und Heiligkeit. Gnade setzt nicht das Ziel Gottes außer Kraft, dass wir gerecht sein sollen. Sechstens: Gott will es nicht nur, sondern er ermöglicht uns auch ein Leben in Gerechtigkeit und Heiligkeit. Das steht in Römer 8.

Die fünfte These besagt also, dass Gott Gerechtigkeit und Heiligkeit wichtig sind, und die sechste, dass Gott uns dieses Leben in Gerechtigkeit und Heiligkeit ermöglicht.

Siebtens: Gott ist souverän. Er bestimmt, wer warum gerettet wird und setzt die Maßstäbe fest. Achtens: Gott ist der Souverän der Geschichte. Er wird auch mit Israel seinen Plan zu Ende führen. Diese beiden Thesen beziehen sich auf Römer 9 bis 11.

Neuntens: Gott erwartet völlige Hingabe und einen kochenden Geist, wie in Römer 12 beschrieben. Zehntens: Gott erwartet von seinen Leuten Gutes und den Hass auf das Böse, das steht in Römer 13.

Elftens: Gott erwartet Liebe zu den Geschwistern, auch wenn es etwas kostet. Das finden wir in Römer 14 und 15.

Zwölftens – und das werden wir heute noch behandeln – aber damit hat der Römerbrief eigentlich angefangen: Gott „lehrt uns all das, damit wir verstehen und gehorchen“. Der Römerbrief beginnt und endet mit einem Schlüsselwort, das sonst im Brief nicht vorkommt, einem zusammengesetzten Wort: Glaubensgehorsam. Gott lehrt uns all das, damit wir verstehen, glauben und gehorchen.

Das waren zwölf Thesen zum Römerbrief – aber nur meine.

Der Verfasser des Römerbriefs: Ein persönlicher Blick auf Paulus

Ja, jetzt haben wir diesen ganzen schwierigen Brief gelesen. Am Schluss stellt sich die Frage – ich finde diese Frage immer spannend: Was ist das eigentlich für ein Typ, der diesen Brief geschrieben hat?

Für mich ist es oft das Spannendste in der Bibel, nicht nur Theologie, nicht nur Ideologien oder Philosophien vermittelt zu bekommen, sondern zu erkennen, dass Menschen dahinterstecken. Dass Gott Menschen gebraucht – Menschen mit ihrem ganzen Charakter und Wesen. Und dass sich das an ganz vielen Stellen zeigt und herauskommt.

Vielleicht ist der Römerbrief ein Brief, bei dem das am wenigsten sichtbar wird, weil er sehr viele theoretische Abhandlungen enthält. Trotzdem steckt immer jemand dahinter.

Ich habe mich gefragt: Wie würden wir uns Paulus vorstellen, wenn wir gar nichts, überhaupt nichts von ihm wüssten? Wenn uns auf der Straße von einem Christen ein Römerbrief in die Hand gedrückt würde – so als Heftchen, als Traktat – und wir anfingen, Römer 1 bis Römer 11 zu lesen? Was für eine Vorstellung hätten wir von dem Typ, der das geschrieben hat?

Ich dachte mir: Wenn ich mir diese manchmal verzwirbelten Gedanken in Römer 4 oder Römer 5 vorstelle, würden wir wahrscheinlich an einen kauzigen Gelehrten denken. Jemanden, der sich so viele schwierige Gedanken macht, die man oft nur schwer nachvollziehen kann. Jemanden, der den ganzen Tag nur denkt, liest und schreibt – einen richtigen Bücherwurm.

Wir sind Gott dankbar für solche Bücherwürmer, dass es sie gibt, auch in unserer Zeit. Wir lernen von ihnen und kennen den einen oder anderen. Aber wie war Paulus wirklich? Und...

Acht Charakterzüge des Paulus aus Römer 15 und 16

Ich möchte heute mit euch anhand der zweiten Hälfte von Kapitel 15 und Kapitel 16 des Römerbriefs acht Punkte betrachten, die Paulus ausmachen.

Natürlich könnten wir aus anderen Briefen eine viel vollständigere Biografie erstellen. Doch heute soll es um den Autor gehen – acht Punkte aus dem Überblick über diese anderthalb Kapitel.

Paulus als Priester im Dienst der Evangelisation

Ich fange mal an zu lesen: Römer, Kapitel 15, Vers 14. Er hat ja so eine Art Abschluss gemacht in Vers 13. Es ist nicht so ein richtiger Briefschluss, aber er hat einen Gedanken, einen Abschnitt, vielleicht auch einen großen Abschnitt zum Abschluss gebracht.

Ich lese nochmals Vers 13: "Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und aller Frieden im Glauben, damit ihr überreich seid an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes." So könnte man auch aufhören: Viele Grüße, euer Paulus.

Und jetzt hängt da noch einiges dran. Vers 14: "Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen. Ich habe euch aber teilweise freimütiger geschrieben, um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, damit das Opfer der Nationen wohlgefällig werde, geheiligt durch den Heiligen Geist."

Ich habe also etwas zum Rühmen in Christus Jesus, in den Dingen, die Gott angehen. Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat, zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe.

Ich aber beeile mich, das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf fremden Grund baue, sondern wie geschrieben steht: "Denen, die nicht von ihm verkündigt wurden, sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen."

Drei Dinge aus diesem Abschnitt:

Punkt eins: Was einen hier vielleicht ein bisschen wundert: Paulus bezeichnet sich hier als Priester. Manche von uns wären vielleicht auf die Idee gekommen, dass wir Priester sind, wenn wir zusammenkommen, um das Abendmahl miteinander zu teilen und Gott anzubeten.

Im Alten Testament gibt es schon auch Stellen, wo Priester einen Lehrdienst haben. Aber dass Paulus sich als Priester bezeichnet, geschieht hier im Zusammenhang mit Evangelisation. Hättest du gedacht, dass Evangelisation ein Priesterdienst ist?

Wir haben das gelesen, man spürt es irgendwie: Paulus hat das Ziel, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Er möchte möglichst viele Menschen und große Gebiete erreichen. Wir werden es gleich noch sehen.

Aber das Verblüffende dabei ist: Paulus macht es wirklich, um Gott zu dienen. Er hat das Ziel, Menschen zu gewinnen, damit sie für Gott da sind. Das ist sein Lebensinhalt: für Gott zu leben und Menschen für Gott zu gewinnen. Jeden, den er erreichen konnte, jeden, den er gewinnen konnte, sieht er – wir haben das hier gelesen – damit das Opfer der Nationen wohlgefällig werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.

Hier geht es nicht in erster Linie um das Opfer, das die Nationen bringen. Das steckt zwar drin, aber hier geht es in erster Linie um ein Opfer, das die Nationen sind. Er möchte Menschen mit dem Evangelium erreichen, damit sie Teil dieses großen Opfers für Gott werden.

Ich weiß nicht, ob wir das nachvollziehen können. Für ihn war Inhalt und Ziel des Evangeliums nicht nur – und wahrscheinlich noch nicht einmal in erster Linie –, dass es Menschen besser geht, weil sie gläubig geworden sind, dass es ihnen jetzt besser geht, weil sie Gott auf ihrer Seite haben.

Sondern es geht ihm darum, Menschen mit dem Evangelium zu gewinnen, damit sie an den Platz kommen, wo sie eigentlich hingehören: nämlich sich dem hinzugeben, der sie gemacht und erlöst hat, und Teil dieses großen Opfers zu werden von Menschen, die sagen: Wir gehören diesem Gott, wir geben unser Leben für diesen Gott.

Das war sein Ziel. Und darum sagt er, das ist Priesterdienst. Er bereitet Gott eigentlich ein Opfer zu.

Seine Perspektive war nicht in erster Linie nur auf die Menschen gerichtet: "Ich bringe euch ein Evangelium, um euch in den Himmel zu bringen." "Ich bringe euch ein Evangelium, damit es euch besser geht auf dieser Erde, damit ihr Trost habt in eurem Leiden." Das hat alles eine Rolle gespielt.

Aber hier sagt er: Sein erstes, sein größtes Ziel ist, Menschen zu Gott zu bringen, damit sie Gott ehren, damit Gott etwas von der Ehre bekommt, die ihm eigentlich zusteht.

Und wenn er Menschen lehrte – er hat ja nicht nur evangelisiert –, dann war sein Ziel, dass dieses Opfer größer wird, dass dieses Opfer reiner wird, dass dieses Opfer schöner wird für Gott.

Das war sein Ziel. Und ich glaube, wenn wir Paulus verstehen wollen, dann müssen wir das verstehen: Ihm waren Menschen unheimlich wichtig, aber Gott war ihm viel, viel wichtiger. Er wollte Menschen verändern, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern um Gottes willen.

Das war etwas, was ihn angetrieben hat, Menschen zu gewinnen als Eigentum Gottes und zur Ehre Gottes.

"Dies ist euer vernünftiger Gottesdienst", heißt es in Römer 12, "dass ihr eure Leiber darstellt als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer."

Und das war sein Ziel: das nicht nur selbst zu tun, sondern Menschen dahin zu retten, dass sie das tun – mit all den Schritten, die es dazu braucht.

Wenn wir das verstanden haben, haben wir vielleicht einen wesentlichen Punkt über Paulus verstanden.

Paulus als selbstbewusster Diener Gottes

Okay, zweitens, der zweite Punkt über Paulus aus diesem Abschnitt. Ihr habt es überschrieben mit „Paulus ist ein selbstbewusster Diener Gottes“. Wir Deutschen haben damit manchmal ein Problem. Paulus schreibt manchmal mehr wie ein Texaner als wir Deutsche. Wenn er etwas gut gemacht hat, dann sagt er: „Ich glaube, das habe ich gut gemacht.“ Und das gar nicht, um anzugeben, sondern einfach nur als Feststellung einer Tatsache.

Er sagt: „Ich glaube, dieser Weg ist gut, ich glaube, das ist ein gutes Vorbild, ahmt mich nach.“ Gar nicht, weil er abhebt, sondern weil er sagt: So ist es. Wir Deutschen würden immer sagen: „Das kann man nicht sagen, Tatsache hin oder her, man muss nicht sagen, was andere über mich denken, aber nicht ich selbst.“ Aber Paulus sagt: Manchmal muss es gesagt werden. Das ist gut, und so ist es gelaufen, das hat Gott durch mich gemacht. Ich muss gar nichts angeben, Gott hat es gemacht, aber wie es gelaufen ist, war einfach gut.

Ihr habt es hier gelesen, Vers 15: „Ich habe euch aber teilweise freimütiger geschrieben, um euch zu erinnern wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist.“ Er hat gesagt, da ist eine Gnade, die es mir von Gott gegeben ist, und darum habe ich den Auftrag und die Fähigkeit, euch das zu sagen und zu schreiben.

Vers 17: „Ich habe also etwas zum Rühmen in Christus Jesus, in den Dingen, die Gott angehen, denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat, zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem an und ringsherum bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe.“ Das ist einfach so. Ich muss mich nicht rühmen für etwas, was nicht passiert ist, sondern ich kann von dem reden, was passiert ist. Gott hat mich gebraucht, und es sind Menschen zum Glauben gekommen. Ich bin von Staat zu Staat gezogen, und Gott hat es so gemacht. Wenn ich das sage, dann stimmt es.

Ich muss nicht angeben, ich kann einfach Tatsachen feststellen. Oder ein ganz cooler Vers, Vers 29, den wir jetzt noch nicht gelesen haben: „Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde.“ Hast du deinen Besuch schon mal so angekündigt? Ja, aber das war nicht einfach: „Boah, ich habe eine besonders tolle Offenbarung für euch.“ Es gibt ja solche Leute, die sagen: „Gott hat zu mir geredet, ich habe euch was zu sagen.“ Paulus sagt eher: „Ich war da, und Gott hat durch mich geredet. Ich war dort, Gott hat durch mich geredet. Ich war in so vielen Städten, Gott hat mich immer gebraucht.“

Ich bin überzeugt, wenn ich nach Rom komme, wird es genauso sein. Es ist einfach meine Erfahrung, warum sollte es sich nicht fortsetzen? Manchmal ist es gut, wenn wir wirklich eine Überzeugung haben, dass Gott uns etwas anvertraut hat, wenn wir wirklich sagen: „Das ist eine Wahrheit, die hat Gott mir gezeigt in seinem Wort, so ist es.“ Ich habe das geprüft, ich habe das abgesichert, ich glaube, ich habe das verstanden.

Wenn wir sagen: „Gott hat mir an der Stelle wirklich eine Gabe gegeben.“ Ich habe es durch die Erfahrung. Manchmal ist es blöd zu sagen: „Gott hat mir eine Gabe gegeben“, bevor sie sich bewährt hat. „Gott hat mir die Gabe eines Evangelisten gegeben, aber bisher hat es leider noch niemand durch mich bekehrt.“ Das ist irgendwie ein bisschen doof. Aber wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass Gott mir eine Gabe gegeben hat und dadurch einfach gesegnet hat, dann kann das sehr hilfreich sein.

Denn ich kann dann mit einer größeren Überzeugung manchmal auch diese Gabe gebrauchen. Das gibt unserem Dienst manchmal Gewicht, und manchmal ist es gut, wenn es so ist.

Okay, also das war Punkt zwei. Punkt eins war: Paulus sieht sich als Priester. Punkt zwei war: Paulus ist ein selbstbewusster Diener Gottes.

Paulus als Pionier des Evangeliums

Punkt drei aus diesem Abschnitt – und das habt ihr schon gemerkt, es kam immer wieder durch – Paulus war ein Pionier. Er war von ganzem Herzen Pionier. Das spürt man besonders, wenn er noch einmal in Vers 19 am Ende sagt: „So dass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe. Mich aber so beeifre, das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf fremdem Grund baue, sondern wie geschrieben steht: ‚Denen, die nicht von ihm verkündigt wurden, die sollen sehen und nicht gehört haben, die sollen verstehen.‘“

Paulus hat gesagt, er will dort bauen, wo er den Leuten nicht die Schafe wegnimmt und nicht sagt: „Ich habe noch eine Extralehre für euch.“ Er möchte nichts hinzufügen, was andere schon gemacht haben oder tun konnten. Sein Herz hängt daran, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es noch niemand kennt.

Warum wäre Rom für ihn nur eine Zwischenstation gewesen? Das war nicht sein Ziel. Er träumt von Spanien. Für jemanden, der aus Thasos stammt und in Israel groß geworden ist, ist das wie Papua-Neuguinea in der damaligen Welt. Das ist für ihn der Traum von den Enden der Erde: „Bringt das Evangelium bis an die Enden der Erde.“ Er sagt: „Mein Ziel ist es, das Evangelium dorthin zu bringen, wo es noch nicht ist.“

Ich weiß nicht, was das heute bedeutet. Vielleicht erleben wir gerade so einen Rückschritt. Viele Menschen sagen auch: „Ich will das Evangelium dorthin bringen, wo es noch nie war.“ Und wo gibt es noch einen Stamm mit zweihundert Leuten, der das Evangelium noch nicht in seiner Sprache gehört hat? Das ist sicher in Ordnung. Aber eigentlich sind wir so weit, dass vielleicht das Evangelium mal wieder nach Deutschland kommen sollte.

Geh mal auf die Straße und frage dich, wie viele Menschen in Deutschland, auch wenn es das christliche Abendland ist, das Evangelium wirklich schon gehört haben. Paulus wollte nicht die Frommen noch ein bisschen frommer machen, die schon so viel gehört haben, bis sie noch einmal umgepflügt werden. Einen Boden, der schon dreißig Mal umgepflügt worden ist.

Er wollte mit Leuten reden und ihnen nachgehen, wo er einen Grund legen kann. „Ich habe den Grund gelegt“, sagte er. Für ihn gehörte das dazu. Er war nicht in dem Sinne ein Pionier, dass er einfach irgendwohin ging, so partisansmäßig: „Ich gehe irgendwo hin, dann schießen wir, und dann rennen wir schnell weiter.“ Also: „Wir gehen irgendwo hin, machen eine große Evangelisation, so und so viele Leute bekehren sich, und dann gehen wir zum nächsten Ort.“ Nein, so war er nicht.

Er war in Ephesus drei Jahre lang, in Korinth 18 Monate am Stück. Das heißt, er hat darauf geachtet, dass Leute sich bekehren und wirklich gefestigt werden. Dass sie ein Opfer für Gott werden und fähig sind, als Christen zu leben, als Gemeinde zu leben und selbst das Evangelium ihren Bekannten zu sagen.

Er wollte überall Brückenköpfe bilden – aber Brückenköpfe, die gefestigt sind. Das ist spannend. Es ist total gut, wenn es solche Pioniere gibt, Menschen, die Sehnsucht haben, mit anderen über das Evangelium zu reden, die es noch nicht kennen. Sicher ist das auch ein Gebetsanliegen, dass Menschen mit so einem Herzen, mit so einem Anliegen und mit so einer Begabung aufstehen – auch hier in diesem Land.

Das waren die ersten drei Punkte zu Paulus: Er sieht sich als Priester, auch wenn er evangelisiert. Er ist ein selbstbewusster Diener Gottes, der weiß, dass Gott ihm einen Auftrag und eine Gabe gegeben hat und ihn darin auch bestätigt hat. Und er ist ein Pionier.

Paulus als geduldiger Diener trotz eigener Pläne

Schauen wir weiter. Ich lese Vers 22: "Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. Jetzt aber, da ich keinen Raum mehr habe in diesen Gegenden, habe ich seit vielen Jahren ein großes Verlangen, zu euch zu kommen, wenn ich nach Spanien reise. Denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe."

Jetzt aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. Es hat Mazedonien und Achaia wohlgefallen, einen gewissen Beitrag zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner.

Denn wenn die Nationen ihre geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie schuldig, ihnen also den gläubigen Jerusalem auch in den leiblichen Dingen zu dienen. Wenn ich dies nun vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt habe, so will ich über euch nach Spanien abreisen. Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde.

Ich bitte euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott, damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen wohlangenehm sei. Damit ich durch Gottes Willen mit Freuden zu euch komme und mich mit euch erquicke. Der Geist des Friedens aber sei mit euch allen. Amen.

Hier müsste man eigentlich schon wieder aufhören, aber es kommt noch ein Kapitel. Das ist ganz interessant, was hier passiert. Paulus hat gerade gesagt, was seine Gabe ist. Er hat gerade gesagt, für was sein Herz brennt, wo er eigentlich sein will. Und was macht er? Er sagt, ich muss aber erst einmal in die andere Richtung.

Er will nach Spanien, ich meine, er ist in Korinth, also in Griechenland. Er will nach Spanien, über Rom, also nach Westen. Und wo fährt er hin? Nach Jerusalem, nach Osten.

Wenn wir im 2. Korintherbrief, vor allem im ersten und zweiten Brief, ausführlicher noch im Kapitel 8 und 9 lesen, sehen wir dasselbe Thema: Es war einfach eine Not, eine wirtschaftliche Not bei den Gemeinden in Israel. Und er deutet es hier ja kurz an. Vor allem einige der Gemeinden im heutigen Griechenland, also im Nordteil in Mazedonien und im Südteil in Achaia, hatten beschlossen, die Geschwister da im Osten zu unterstützen.

Paulus hat gesagt, da kommt so viel zusammen, und es sind Gemeinden, die von mir gegründet wurden. Ich kann es nicht irgendjemandem anvertrauen, diese große Gabe. Ich habe keine andere Chance, ich muss selbst das den Geschwistern in Jerusalem bringen.

Das finde ich faszinierend: Hier ist ein Mann, dessen Herz brennt und der trotz dieses brennenden Geistes, dieses kochenden Geistes, in der Lage ist, sich zu beherrschen. Und in der Lage ist, das zu tun, von dem er überzeugt ist, dass es dran ist, obwohl es ein unangenehmer Job ist, obwohl es gefährlich ist.

Er schreibt es hier ausdrücklich, bis Vers 31: "Damit ich von den Ungläubigen in Judäa gerettet werde." Also er hat schon Verfolgung und Anfeindung gerade dort erwartet. Und "mein Dienst für Jerusalem den Heiligen angenehm sei." Er war auch nicht ganz so sicher, ob er dort in den Gemeinden so gut ankommt.

Aber er hält es für notwendig, und er tut es. Unangenehmer und nicht das, wovon er begeistert ist. Er tut das, was er für im Moment das Wichtigere hält.

Das kostet ihn zwei Jahre Gefängnisaufenthalt in Caesarea, abgesehen von der Reise, plus zumindest mal eine sehr verlängerte Zeit in Rom. Dort war er mindestens auch noch mal zwei Jahre im Gefängnis am Stück, die er ja offensichtlich auch nicht eingeplant hat.

Er wollte auf der Durchreise sich ein bisschen an ihnen erquicken und ihm ein bisschen Erquickung bringen und dann weiterfahren. Wir wissen noch nicht einmal, ob er jemals in Spanien angekommen ist.

Uns fasziniert an diesem Mann, dass er so eine unglaubliche Begeisterung hat und trotzdem diese Fähigkeit, sich zu zügeln und den Weg zu gehen, der wichtig ist.

Okay, das war mein vierter Punkt.

Paulus als vernetzter Gemeindemitarbeiter

Der fünfte Punkt, Kapitel sechzehn, Vers eins: Ich empfehle euch aber Phoebe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist. Nehmt sie würdig auf im Herrn und unterstützt sie in allem, was sie von euch nötig hat. Denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.

Grüßt Priska und Aquilla, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Hals hingegeben haben. Ihnen danke nicht nur ich, sondern auch alle Versammlungen der Nationen und die Versammlung in ihrem Haus. Das sind spannende Ehepaare. Sie sind oft umgezogen und hatten immer Versammlungen in ihrem Haus. Wo genau sie ihren Hals für Paulus hingegeben haben, wissen wir nicht.

Grüßt Epinetus, meinen Geliebten, der der Erstling Asiens für Christus ist. Grüßt Maria, die viel für euch gearbeitet hat. Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind und auch vor mir in Christus waren.

Grüßt Ampliatus, meinen Geliebten im Herrn. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten. Grüßt Apelles, den Bewährten in Christus. Grüßt die vom Haus des Aristobulus. Grüßt Herodion, meinen Verwandten. Grüßt die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind.

Grüßt Truphäna und Truphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel im Herrn gearbeitet hat. Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine Mutter, die auch meine Mutter ist. Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen.

Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester, Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüßt einander mit heiligem Kuss. Es grüßen euch alle Versammlungen des Christus.

Ist das nicht ein beeindruckendes Kapitel? Überlegt mal: Paulus, der Bücherwurm und ein etwas schrulliger Gelehrter, kennt in der Gemeinde in Rom viele Menschen – obwohl er dort noch nie gewesen ist.

Manche von euch kennen vielleicht nicht so viele Leute in eurer Gemeinde, und Paulus war noch nie dort. Er kennt einige, die er sicher getroffen hat, das merkt man daran, wie er von ihnen spricht. Einige stammen aus Jerusalem, die er von früher kennt. Andere waren für eine Zeit in irgendeiner Gemeinde in Griechenland, wo er gerade war. Damals ist er viel gereist.

Aber wahrscheinlich sind viele der genannten Personen solche, die er noch nie getroffen hat, von denen er aber gehört hat und weiß, was sie tun. Wenn man genau liest, merkt man, dass er für die Gemeinde in Rom gut Bescheid weiß. Er weiß, wer dort die Arbeit macht, kennt vier Schwestern, die dort arbeiten, und weiß, wo die Hauskreise sind. Er grüßt sie und die Heiligen bei ihnen.

Es sind wahrscheinlich nicht nur Familien im engeren Sinn, sondern eher größere Haushalte, wie man sie damals hatte. Paulus kennt die Hauskreise in Rom und weiß, wer das Risiko auf sich nimmt, Menschen einzuladen – auch in Zeiten, in denen Verfolgungen drohen.

Warum weiß Paulus das? Weil er nicht nur in seinen Büchern lebt. Er surft nicht nur im Internet, um die neuesten Nachrichten aus Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit zu bekommen. Er interessiert sich für Menschen, für das Reich Gottes, für Gemeinden, wie es ihnen geht, wie sie wachsen, wer die Arbeit macht und wo die Hauskreise sind.

Das ist ein interessanter Typ: Er kann den Römerbrief schreiben und dabei dreißig Leute aus Rom aufzählen – aus einer Gemeinde, in der er noch nie war. Ich finde das toll. Vielleicht ist es kein Ziel, in einer Gemeinde, in der man noch nie war, alle Leute zu kennen. Aber es ist gut zu wissen, wer hier die Arbeit macht und vielleicht auch, wer die Arbeit in anderen Städten macht.

Weißt du zum Beispiel, wer in Münster die Arbeit macht? Oder wo die Hauskreise in Münster, Darmstadt oder Frankfurt sind? Es ist wichtig, als Gemeinden zusammenzuleben und Anteile aneinander zu nehmen. Ich finde das spannend.

Paulus als Realist und Wachender in der Gemeinde

Vers 17: Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch. Durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.

Denn euer Gehorsam ist zu allen hingelangt, daher freue ich mich über euch. Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen. Der Gott des Friedens wird den Kurzen, den Satan, unter eure Füße zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.

Ich weiß nicht, ob es jemandem so spontan beim Lesen aufgefallen ist oder als ihr euch zuhause auf diesen Abschnitt vorbereitet habt: Paulus ist jemand, der begeistert ist vom Evangelium. Er ist begeistert davon, dass Leute sich für Gott hingeben und irgendwie teilwerden an dieses große Opfer für Gott. Aber er bleibt Realist. Paulus ist ein sehr realistischer Mensch.

Für ihn ist Gemeinde das Paradies – also nein, ich meine nicht im üblichen Sinne. Für ihn ist Gemeinde irgendwie ein Stück Wiederbelebung des Gartens Eden. Habt ihr das gemerkt? In diesen vier Versen steckt viel vom Garten Eden. Das ist ein Abschnitt über den Garten Eden, weil Paulus realistisch genug ist zu wissen, dass im schönsten Garten die Schlange kommt.

Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch. Durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.

In Apostelgeschichte 20 hat er das ausführlich beschrieben, fast zur gleichen Zeit, ein paar Wochen oder Monate später, als er auf der Reise nach Jerusalem ist. Dort ruft er die Ältesten von Ephesus zu sich und übermittelt ihnen seine Abschiedsbotschaft in Milet. In Vers 29 heißt es: „Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“

Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, jeden mit Tränen zu ermahnen. Nun befehle ich euch Gott, im Wort seiner Gnade das Vermögen aufzubauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten.

Er sagt: Ich weiß, dass Verführung kommen wird. Ich weiß, dass Menschen kommen werden, die falsche Lehren reden. Ich weiß, dass Menschen kommen werden, die euch irgendeine Sonderlehre bringen, ob richtig oder falsch, Hauptsache, ihr folgt ihnen nach. Es gibt immer wieder Leute, auch in der Gemeinde Gottes. Wie es mal jemand gesagt hat: Egal wie klein die Pfütze ist, Hauptsache, ich bin hier der größte Frosch. Hinter sich her sind sie wichtige Leute. Wendet euch von ihnen ab!

Hier sind diese Andeutungen immer wieder auf den Garten Eden. Es sind die süßen Worte und die schönen Reden, die die Herzen der Arglosen verführen. Denn sie dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch.

Lust der Augen, Lust des Fleisches, Hochmut des Lebens – das ist es, was die Schlange vermittelt hat. Die Frucht war schön anzusehen, irgendwie begehrenswert. Paulus sagt: Gemeinde ist irgendwie wie der Garten Eden. Und wo ein Garten Eden ist, ist die Verführung nicht weit.

Die Verführung ist immer ganz schnell da, wenn wir nicht mehr ein Opfer sein wollen für Gott, sondern unseren eigenen Bedürfnissen dienen.

In Epheser 19 heißt es: „Daher freue ich mich über euch. Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen.“

Und was haben sie gegessen im Garten Eden? Ja, richtig, der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Paulus sagt: Ich würde gerne, dass ihr, wie vor dem Sündenfall, das Gute kennt, weise seid zum Guten, aber eigentlich nicht erfahren im Bösen. Ihr könntet gar niemanden betrügen, weil ihr gar nicht wisst, wie das geht.

Das, was ihr hier meint, „einfältig zum Bösen“ – ihr wisst gar nicht, wie man eine Steuererklärung falsch ausfüllt. Das ist eine einfache Frage, und die kann man nur einfach beantworten. Ihr kennt nicht die Tricks.

Die Erkenntnis von Gut und Böse heißt: Mit beidem kann ich umgehen. Lasst euch nicht verführen, seid weise zum Guten und zu blöd zum Bösen. Ja, das steht hier: Seid einfach so unerfahren darin, euren eigenen Vorteil auf Kosten anderer zu suchen, dass ihr es gar nicht hinkriegt.

Es ist auch toll, wenn jemand sagt: Der kann nicht lügen, das sieht man ihm sofort an. Der hat das so wenig geübt, der kann das einfach nicht. Manchmal, wenn wir so ehrlich sind, denken die Leute in unserer Umgebung, die nicht gläubig sind, wir seien einfach blöd. Wir sind zu blöd, unseren Vorteil zu suchen. Sie suchen ihn vielleicht nicht, aber zumindest so zu handeln, dass sie noch was kriegen.

Paulus sagt das genau so gut. Das war der Zustand im Garten Eden vor dem Sündenfall. Die Menschen wussten nicht, wie man Böses tut. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen hat das nachhaltig geändert. Bis es uns irgendwann schwerfällt, das Gute zu tun, weil unser Bauch immer sagt, das Böse ist besser.

Wendet euch ab!

Und dann kommt die Verheißung des Gartens Eden: Gott aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten. Das war die Verheißung, nachdem sie verführt worden waren, die Gott Eva gegeben hat. Diese Verheißung wiederholt Paulus hier: Haltet euch zu Gott, bleibt weise zum Guten, einfältig zum Bösen. Und auch wenn Verführung da ist, ihr könnt sie überwinden. Gott wird euch den Sieg geben.

Ich fand es schön, dass aus all diesen Andeutungen nach 1. Mose 3 und 4 deutlich wird, wie Paulus das Reich Gottes und die Gemeinde eigentlich empfindet. Eigentlich als etwas, wo diese Gemeinschaft zwischen den Menschen, vor allem aber die Gemeinschaft mit Gott, wiederhergestellt ist, wie sie am Anfang war. Da war sein Herz, da hat er die Gefahren gesehen, aber da war sein Herz.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.

Paulus als Teamplayer

Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, sowie Lucius, Jason und Sosipater, meine Verwandten. Ich, Tertius, der ich den Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn. Auch Gaius, mein Gastgeber und der der ganzen Versammlung, grüßt euch. Es grüßen euch zudem Erastus, der Stadtkämmerer, und der Bruder Quartus. Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit uns allen.

Ja, es ist hier deutlich zu erkennen. Schon bei der Erwähnung von Priska und Aquila wurde es deutlich, ebenso bei der Erwähnung von Phoebe und dem einen oder anderen Namen, den Paulus aus Rom kannte. Offensichtlich hatte er bereits mit diesen Personen zusammengearbeitet. Hier wird es noch einmal klar: Paulus ist einfach ein Teamplayer.

Er ist nicht diese Art von Pionier, die es ebenfalls gibt und die man in manchen Situationen wahrscheinlich auch braucht. Solche Pioniere gehen einfach voran, fällen die Bäume, und wo vorher Urwald war, können anschließend Häuser gebaut werden. Es gibt solche Typen. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich gelesen habe, von einem Missionar im 18. oder 19. Jahrhundert an der Goldküste Westafrikas. Er war der einzige Weiße, der dort überlebt hat. Wahrscheinlich war er irgendwann gar nicht mehr fähig, mit anderen zusammenzuarbeiten. Er war einfach ein Einzelkämpfer.

In manchen extremen Situationen braucht man solche Einzelkämpfer. Paulus war sicherlich auch jemand, der im Team voranging. Aber er war sich sehr bewusst, dass er ein Team braucht. Er war ein Teamplayer.

Wenn ihr darüber nachdenkt, wie er in seinen Briefen über Timotheus schreibt oder wie er selbst über Barnabas spricht, von dem er sich mal trennte, weil sie unterschiedliche Sichtweisen hatten, wird vieles deutlich. Auch Epaphroditus und andere Menschen liegen ihm im Herzen. Paulus wusste, dass er nur im Team funktionieren kann.

Eine der spannendsten Stellen zur Führung Gottes findet sich in der Apostelgeschichte, Kapitel 16. Dort erscheint Paulus im Traum ein mazedonischer Mann. Was hättet ihr gemacht? Paulus erfährt Führung von Gott. Morgens beim Frühstück sitzt Paulus schon da, seine Mitarbeiter kommen, und er sagt: „Gott hat uns nach Griechenland gerufen. Hier sind die Schiffsfahrkarten, ich habe sie heute Morgen schon gekauft.“

Doch so hat Paulus das nicht gemacht. Im Text steht ausdrücklich, dass Paulus ihnen den Traum vorlegt und sie gemeinsam beschlossen, dass es Führung Gottes ist. Es war so eindeutig, aber Paulus sagte nicht: „Das ist meine Führung, alle anderen müssen mit.“ Paulus arbeitete im Team. Er sagte: „Hier, das ist mir passiert, das ist der Ruf, den ich gehört habe. Denkt ihr, das war einfach nur ein normaler Traum? Sind wir uns das eingebildet? Oder beschließen wir gemeinsam, dass es Führung Gottes ist?“

Für mich ist das einer der Kernabschnitte, der zeigt, was es bedeutet, für Paulus ein Teamplayer zu sein. Natürlich werden wir das nicht bei jeder kleinen Entscheidung unseres Lebens so handhaben. Aber ab einer gewissen Wichtigkeit und Auswirkung merkt man, ob wir Teamplayer sind oder nicht.

Paulus als demütiger Diener Gottes

Okay, letzter Punkt, bis fünfundzwanzig.

Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber offenbart, und durch prophetische Schriften nach Befehl des ewigen Gottes zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden ist, dem allein weisen Gott durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Wisst ihr denn, das ist vielleicht ähnlich wie der erste Punkt, wo Paulus sich als Priester sieht. Er hört auf mit Gott. Er sagt: Bei all dem, was ich kann, bei all den Gaben, die Gott mir anvertraut hat, bei all dem, was Gott schon durch mich getan hat, weiß ich, auf wen es ankommt. Je begabter wir sind, umso mehr sind wir in der Gefahr, das manchmal zu vergessen, weil wir aus Erfahrung irgendwie denken, wir können das.

Aber Paulus sagt: Dem aber, der euch zu befestigen vermag. Er wusste, wer der Einzige ist, der befestigen kann. Dem allein weisen Gott (Vers 27), er ist der einzige, der wirklich weise ist. Ich weiß, ich komme zu euch in der Hürde des Segens, aber nicht, weil ich so toll bin.

Er wusste, wer der Einzige ist, der Segen geben kann, und er hat es nicht vergessen. Er hat nie gedacht, er wäre es oder er kann es. Und sein Ziel ist Glaubensgehorsam unter allen Nationen, Menschen, die verstehen, glauben und gehorchen, diesem allein weisen Gott, der als Einziger befestigen kann.

Ja, das waren meine acht Punkte über Paulus. Hier sieht er sich als Priester in erster Linie vor Augen, Gott an Opfer zu bereiten. Er ist ein selbstbewusster Diener Gottes, zweitens, drittens, er ist ein Pionier, der Herzen und Seelen gewinnt.

Viertens, obwohl er das ist, ist er bereit, zu tun, was dran ist, und nicht das, was ihn begeistert. Fünftens ist er ein Mann, der viele Menschen kennt, dem Menschen offensichtlich etwas bedeuten. Er sieht die Gemeinde als Paradies, aber er ist Realist, er ist ein Teamplayer und er weiß, auf wen es ankommt.

Abschluss und Ausblick

Er hat diesen Brief damals geschrieben, um die Gemeinde in Rom zu lehren und zu festigen. In Vers 14 sagt er, dass er weiß, vieles davon hätten sie selbst gewusst. Dennoch ist es einfach sein Anliegen, das Opfer ein bisschen größer und ein bisschen schöner zu machen.

Ob er diesen Brief schon im Hinblick darauf geschrieben hat, wie viele Gemeinden und Gläubige er später beeinflussen würde, ist unklar. Doch Gott hat diesen Brief inspiriert, in sein Wort aufgenommen und über die Jahrhunderte hinweg verwendet.

Phöbe hat ihn damals wahrscheinlich nach Rom gebracht. Wie ich schon in der Einleitung erwähnt habe: Wenn man gewusst hätte, was sie im Gepäck hatte, wer weiß, ob man sie nach Rom hätte reinlassen.

Erinnert ihr euch noch? Luther hat gesagt, der Römerbrief sei etwas, das man auswendig lernen sollte. Ich weiß nicht, wie weit ihr damit in diesem Jahr gekommen seid, aber ihr habt ja noch ein bisschen Zeit.

Vielen Dank an Gerald Dippell, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Ein empfehlenswertes Buch des Autors über das Leben von Paulus ist bei CLV erschienen: Paulus persönlich