Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Heute Morgen möchte ich mit dem Thema Beziehung beginnen, bevor wir uns den verschiedenen Aspekten wie Gemeinsamkeit, Arbeit, Jüngerschaft und weiteren widmen.
Die Bedeutung der Beziehung in Gottes Wesen
Herr Präsident!
Beziehung, zuerst zur Beziehung: Wir haben einen Gott der Beziehungen. Es muss uns ganz klar sein, dass die Trinität Gottes ein Gott ist, der von Beziehungen lebt und den Beziehungen Leben gibt – zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Mir scheint es immer wieder wichtig zu sein, dass wir von Anfang an verstehen, was Gott als Person mitgeben will. Er lebt nicht als einzelne Person, sondern als Person in Beziehung.
Wenn wir das gut begreifen, wissen wir auch, dass wir in unserem Leben Jesus persönlich annehmen müssen. Wir müssen akzeptieren, dass wir selbst Sünder sind, das vor Gott bekennen und anerkennen, dass wir getrennt von Gott sind. Jesus ist die Tür, die Brücke, das Leben, das wir in unser Leben aufnehmen. Der Heilige Geist ist unser Tröster – das ist so wunderbar.
Wir haben Trost, also Sicherheit, für den ganzen Lebensweg. Trost ist garantiert für den gesamten Lebensweg.
Dieser Gott der Beziehung hat uns geschaffen, um eine weitere Beziehung zu führen – nicht nur die Beziehung innerhalb der Trinität, sondern auch die Beziehung mit dem schönsten Geschöpf, das er gemacht hat. Ein Geschöpf der Beziehung. Das zeigt sich, als er sagte: „Es ist nicht gut, dass der Mann alleine ist“ und ihm die Frau gab. Wieder zeigt sich ein Gott der Beziehung, der weiß, dass auch der geschaffene Mensch in dieser Welt am besten in Beziehung mit einem anderen Menschen leben kann.
Persönliche Entscheidung und Wachstum durch Beziehungen
Wir bekommen das Heil persönlich. Wir entscheiden alleine, persönlich und klar – mit der Hilfe Gottes. Ohne diese Hilfe könnten wir nicht entscheiden.
Wir wachsen in unserem Glaubensleben durch Beziehungen. Heiligung ohne Beziehungen gibt es in der Schrift nicht. Die Heiligung braucht natürlich die Beziehung mit dem Vater, mit Gott, und die Beziehung mit den anderen Gläubigen.
Nur dann können wir uns selbst sehen, wenn wir Spiegel haben. Jeder Bruder ist ein Spiegel. Du weißt ja genau: Man kann Freunde aussuchen, aber nicht Brüder. Hast du das schon bemerkt?
Ich bin der Jüngste von vier Kindern. Ich hatte viele Freunde, auch als ich im Leben total daneben war. Mein größerer Bruder Jean Jacques war damals schon bekehrt. Er war nicht mein Freund, wirklich nicht. Wir lebten unter demselben Dach, im selben Zimmer, und haben uns oft gestritten. Aber er war trotzdem mein Bruder.
Ich habe ihn nicht ausgesucht, und er mich auch nicht. Heute geht es gut. Wir sind beide Missionare. Jetzt sind wir Freunde und Brüder.
Beziehung ist ganz wichtig für unser Wachstum. Das gibt eine Dimension, die wir verstehen müssen: Warum wollte Gott eigentlich die Gemeinde? Er wollte die Gemeinde, weil Beziehung auch ein anderes Wachstum ermöglicht.
Er wollte eine Gemeinde, in der verschiedene Generationen miteinander leben. Denn die verschiedenen Generationen bringen ein Gleichgewicht. Das ist ein ganz interessanter Gottesplan.
Gott hat sich in Beziehungen investiert. Wir versuchen, uns selbst zu schulen, damit wir am Ende unseres Lebens hier auf der Erde ihm ähnlicher werden. Wir wollen in unseren Beziehungen Jesus ähnlicher werden.
Gottes Ziel für Christen: Liebe als Lebensdimension
Hast du bemerkt, dass Gottes Ziel für uns als Christen auf der Erde darin besteht, dass wir so weit kommen, dass wir in seiner Liebe leben und die Dimension seiner Liebe erfahren?
1. Korinther 13 beschreibt das Höchste: die Liebe. Sie ist das, was bleibt. Wahrscheinlich arbeitet Gott deshalb so intensiv an unserem Leben – auch an meinem –, damit ich mehr in seine Liebe hineinkomme. Ein Grund dafür könnte sein, dass ich keinen Kulturschock erleide, wenn ich in den Himmel komme. Denn im Himmel gibt es nur noch Liebe.
Stell dir einmal vor, welcher Kulturschock das wäre, wenn wir in den Himmel kommen und dort nur Liebe herrscht. Jetzt bereitet Gott uns auf diesem ganzen Lebensweg darauf vor: in Beziehung mit dem Vater, in Beziehung mit ihm selbst, in Beziehung mit Brüdern und Schwestern sowie mit Menschen, die uns auf unserem Weg begegnen und die gegen ihn sind.
So lernen wir, auch in Konfrontationen und im Umgang mit Gegnern mit Liebe zu reagieren. Der Herr arbeitet daran und zeigt uns damit, wer wir sind und wie sehr wir es brauchen, mit ihm zusammen zu sein. Beziehung ist zentral – ein Gott der Beziehungen.
Die Verbindung von Beziehung und Ethik im Gebet
Ich möchte heute Morgen kurz über Matthäus Kapitel 6 sprechen. Wenn ich die Bibel habe, öffne ich sie. Wenn nicht, dann verkauft alles und kauft eine Bibel. Leider habe ich nur deine deutsche Bibel, was schade ist, denn das kommt vom Turm zu Babel. Das ist das ganze Problem. Man hätte das anders machen können. Es hätte ihr Kraft gespart.
Ich kenne die Bettpredigt aus Matthäus Kapitel 6 sehr gut. Ich kenne auch Kapitel 5 mit den Seligpreisungen. Ihr wisst, wie der Herr uns dort gezeigt hat, was eigentlich richtiges Glück ist – richtiges Glück liegt in der Nähe zu ihm und in der Beziehung zu ihm.
Ich habe auch in der ersten Korintherdurch gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass die Ethik, das konkrete Leben, ganz zusammenhängend mit unserer Beziehung zu Gott ist. Wenn die Beziehung zu Gott stimmt, ist die ganze christliche Ethik etwas ganz Normales.
Wenn die Beziehung zu Gott nicht stimmt, muss man immer wieder ethische Probleme lösen – oft sehr schwierig. Man versucht Antworten zu finden, die manchmal außerhalb des eigentlichen Problems liegen, nämlich der Beziehung zu Gott.
Die Beziehung zu Gott führt uns immer in Gehorsam. Nur die Beziehung führt uns in einen Gehorsam, der kein Zwang ist, sondern ein Privileg. Wie sagt man das auf Deutsch? Privileg. Das ist ein schönes deutsches Wort. Ich suche immer nach dem, was so nah ist. Plötzlich wird Beziehung und Gehorsam etwas vom Schönsten.
Denn Gehorsam ist immer schwierig, wenn wir uns nicht sicher sind, welche Haltung derjenige hat, dem wir gehorchen. Wenn der Gehorsam gegenüber dem Meister eine Haltung ist, bei der keine echte Liebe da ist, dann ist Gehorsam schwierig. Dann weiß man nie, ob man hundert Prozent gehorchen muss oder ob man eine Grenze setzen soll.
Man stellt sich die Frage, ob man eine Bewahrung, eine Mauer errichten muss, um keine Enttäuschung zu erleben. Muss ich Distanz halten im Gehorsam? Je mehr wir die Beziehung zum Vater kennen, desto mehr wird Gehorsam zu einem Privileg.
Ich habe einen Meister, der mich nur auf guten Wegen führt, auch wenn diese Wege schwierig sind – sei es Krankheit, Konfrontationen oder Probleme vor Gericht wegen anderer. Okay, der Meister ist da. Wenn ich glaube, dass dieser Meister nur das Gute will, dann wird Gehorsam auch ein Weg, den man gehen kann.
Drei Dimensionen der Beziehung in Matthäus 6
Matthäus Kapitel 6 enthält für mich drei Hauptgedanken in Bezug auf Beziehungen. Kurz gesagt, beziehen sich diese auf die Verse 5 bis 15. Dort geht es um die Beziehung mit dem Vater, also mit Gott.
Die Verse 1 bis 4 behandeln die Beziehung zur Not der Menschen und die Hilfe für sie. Ab Vers 16 und den folgenden geht es um die Beziehung zu sich selbst als Christ.
Ich möchte einige Gedanken dazu geben, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Danach muss jeder selbst weiter darüber nachdenken. Ich habe auch etwas von Gott geschenkt bekommen, das man in diesem Zusammenhang gebrauchen kann.
Zur Beziehung zum Vater: In den drei genannten Abschnitten taucht immer wieder derselbe Refrain auf. Dieser lautet: „Und mein Vater, und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten.“
Interessant ist, dass, wenn es um die Beziehung mit Gott im Gebet geht, gesagt wird: „in die Stille“. Dabei wird das griechische Wort „kryptos“ verwendet. Dieses Wort bedeutet „verborgen“ oder „geheim“. Es erinnert an die „Krypta“ in Kirchen, den Ort, an dem die heiligen Elemente aufbewahrt werden. Dort herrscht Finsternis, aber es ist ein geheiligter Raum.
„Kryptos“ bezeichnet also den geheimen Platz, und „mein Vater, der dort hineinsieht, wird es dir schenken.“
Diese drei Elemente, die ich genannt habe, enthalten immer denselben Refrain. Das bedeutet, wenn wir verstehen, dass das Wesentliche unseres geistigen Lebens eigentlich unsichtbar ist, wird vieles klarer.
So wie bei einem Eisberg nur ein kleiner Teil sichtbar ist und der Großteil unter Wasser verborgen bleibt, verhält es sich auch mit dem geistlichen Leben. Wenn die innere Beziehung stimmt, wenn die Überlegung und das Herz in Ordnung sind, dann ist eigentlich alles andere gelöst.
Beziehung zum Vater im Gebet: Matthäus 6,5-15
Erster Hauptgedanke: Beziehung zum Vater. Das ist dieser Text von Vers 5 bis 15. Ich gebe nur ein paar Gedanken dazu.
Ich lese den Text: „Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler. Denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten, um von den Leuten bemerkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen. Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein, schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir öffentlich vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, denn sie meinen, sie werden erhört um ihrer vielen Worte willen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen, denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet. Deshalb sollt ihr auf diese Weise beten: Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.“
Nur ein paar Gedanken dazu: Ich finde es immer wieder schade, dass wir in unserem evangelikalen Lager dieses Gebet oft zur Seite geschoben haben. Wahrscheinlich, weil wir es zu oft gehört haben im Katholizismus – so als Litanei, die nicht mehr viel Sinn hat. Aber das ist ja immer das Problem in der Kirchengeschichte: Was einmal falsch gebraucht wurde, wirft man weg, ohne zu überlegen, was eigentlich der richtige Sinn davon ist.
Mir scheint das Gebet so super gewählt zu sein. Wir haben einen Vater. Das ist für viele heute schwierig zu wissen, was ein Vater eigentlich ist. Es braucht seine ganze Zeit im Leben, um zu entdecken, was die Bibel unter einem Vater versteht, was es bedeutet, wie er Verantwortung trägt, wie er ein Herz für seine Kinder hat, wie er bereit ist, sein Leben zu geben, damit seine Kinder leben können.
Was für eine Verantwortung ein Vater hat, aber auch was für eine Autorität er besitzt. Und du weißt ja, heute ist das Wort „Autorität“ meistens negativ besetzt. Eine positive Autorität ist schwer zu fassen. Die Autorität Gottes ist positiv, weil sie in der Liebe wurzelt. Gott ist die Liebe, und seine Autorität ist in dieser Liebe enthalten. Wenn er Autorität über unser Leben ausübt, dann nur, weil er uns liebt und uns in den richtigen Plan hineinführt.
„Euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.“ Da fragt man sich: Warum betet man eigentlich? Gott will Beziehung. Gott braucht das Gebet nicht, denn er weiß alles. Aber Gott will Beziehung.
So wie ein Vater große Sorgen hat, wenn sein Sohn nicht mehr mit ihm spricht. Auch wenn der Vater weiß, was der Sohn gerade braucht, ist es für den Vater ein Leiden, wenn der Sohn schweigt und einfach neben ihm lebt. Wenn eine Beziehung besteht, in der Sohn und Vater einander zuhören und miteinander reden, obwohl der Vater vielleicht schon genau weiß, was der Junge braucht, ist das etwas anderes.
Der Vater hat die Weisheit, dem Jungen nicht immer die Antworten zu geben, sondern ihn leben zu lassen, damit er selbst entdeckt. Solange es nicht zu gefährlich wird. Wenn es zu gefährlich wird, wird er ihn bewahren. Aber der Vater will, dass sein Sohn autonom wird. Er will ihn nicht bei sich behalten und das ganze Leben über beschützen. Er will so früh wie möglich, dass der Sohn selbst denkt, selbst liebt, selbst vorwärts geht und eigene Beziehungen führen kann.
Unser Vater will das. Aber unser Vater im Himmel weiß absolut alles, was wir benötigen.
Manchmal war ich da: Ich gehe oft spazieren zum Beten. Ich bete gerne laut. Ich mache diesen Text nicht ganz sinngemäß. Ich gehe nicht ins Kämmerlein, sondern meistens raus. Ich bin eher ein motorischer Typ. Wenn ich mit Gott rede, muss ich ihm die Sachen noch zeigen. Er weiß zwar alles, aber ich muss es ganz klar zeigen. Die Vögel machen mit, alles. Ich bin zwar nicht der Franz von Assisi, der mit den Vögeln gebetet hat, aber ich finde es toll, mit ihm zu reden, ihm alles zu sagen.
Beziehung wird erst spürbar, indem wir den ersten Schritt gehen und reden, sagen. Das ist auch, was wir mehr als die Tiere haben. Hast du gemerkt? Wir können miteinander reden und uns verstehen. Wir können es sagen.
Oft bleiben Probleme im Menschenherzen sitzen, weil sie nicht aussprechen, was sie denken. Oft, wenn man Dinge ausspricht, korrigiert man schon beim Lautsagen seine Gedanken. Man merkt: Da war ich jetzt übertrieben, da war ich zu negativ. Ich kann es nicht so negativ dem Herrn sagen – zumindest nicht ganz so laut. Das hilft schon ein wenig.
Die Beziehung zum Vater: Dein Vater weiß, was du nötig hast und benötigst. Deshalb sollst du auf diese Weise beten: „Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name.“
Geheiligt heißt ja, für Gott auf die Seite gestellt. Dein Leben als Wiedergeborener bist du von Gott genommen und für ihn bestimmt. Bist du jetzt noch in der Welt? Gott wollte nicht einfach nur deine Bekehrung. Ich hoffe, das weißt du.
Ich habe die Bekehrung mit 19 Jahren erlebt. Wenn das Ziel Gottes gewesen wäre, mich nur zu retten, wäre ich mit 19 und einen Tag später in den Himmel gekommen. Verstehst du? Das hätte alles vereinfacht. Es hätte die Arbeit von Jesus erleichtert, denn wie oft musste er mir dasselbe sagen: wieder vergeben, Mut machen, wieder Mut machen.
Er hätte sagen können: Komm hoch, dann ist alles klar, du bist gerettet. Nein. Wir sind alle gerettet, um die Werke in der Praxis umzusetzen, die er schon vorbereitet hat (Epheser 2). Und wir sind auch gerettet, um geheiligt zu werden, auf die Seite Gottes gestellt zu werden.
So auf die Seite Gottes, dass immer mehr andere Menschen merken: Der hat etwas, der ist auf die Seite gestellt worden für ein Ziel. Und wenn du dann entdeckst, dass dein Ziel Beziehung mit Gott ist und anderen Menschen diese Beziehung zu fördern und ihnen zu helfen, dann merkst du, wie Gottes Plan da ist.
Das Gebet um das Reich Gottes und den Willen Gottes
„Dein Reich komme“ steht in diesem Gebet. Ich habe diesen Satz sehr gerne, denn er hat mich oft zum Nachdenken gebracht. „Steinreich komme“ – das bedeutet, dass es für mich absolut kein eigenes Reich gibt. Es gibt nur ein Reich, und das ist Gottes Reich.
Also gibt es auch für keinen Vorsteher, keinen Gemeindegründer und keinen Pastor ein eigenes Reich. Für niemanden gibt es ein persönliches Reich, sondern nur Gottes Reich. Deshalb ist dieses Gebet auch so wichtig: Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir nicht für unseren Namen, unsere Ehre, unseren Bau oder unsere Gemeinde arbeiten. Wir arbeiten für das Reich Gottes, denn wir wollen, dass sein Reich kommt und dass er gebaut wird.
Es bereitet uns Freude, bei der Evangelisationsarbeit mitzuhelfen – egal, wo wir sind. Ich war einmal unterwegs und wurde plötzlich wieder gepackt. So etwas passiert manchmal. Ich habe angehalten, bin schnell von Haus zu Haus gegangen, habe Traktate verteilt und Leute auf der Straße angesprochen.
Daraufhin bekam ich einen Brief von einem Pastor aus diesem Ort. Ich erinnere mich nicht mehr an den Namen des Ortes. Wenn man tausend Kilometer fährt, muss man mal ausspannen. Da geht man eben etwas verteilen, ohne genau zu wissen, wo man ist – denn es geht um die Menschen.
In diesem Brief schrieb der Pastor, dass er jemanden getroffen hatte, der ein Evangelium mit meiner Adresse bekommen hatte. Ich hatte ihm von meinen Projekten nichts gesagt. Da dachte ich: Mann, Mann, Mann, das Leben ist kompliziert und schwierig.
Wir sind miteinander in unserem Leben unterwegs. Wir wollen, dass dieses Gebet gilt: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.“ Stell dir einmal vor, was es in der Beziehung zu Gott bedeutet, wenn du das betest.
Stell dir vor, die Engel wären gehorsam wie Daniel Hermann. Der Herr würde sagen: „Schau mal dort, an diesem Kreuzhorn kommt wieder der Daniel wie ein Verrückter.“ Dann würden zwei Engel herunterkommen, die anderen Autos etwas bremsen, denn Daniel hat wieder die Geländewagen total falsch geparkt und an einer ganz anderen Sache gearbeitet. Er hat nicht gemerkt, wie schnell er fährt.
Die Engel würden sagen: „Ja, heute ist es bewölkt, aber wir gehorchen.“ „Okay, wir sprechen später bei einem Kaffee darüber.“ Ich weiß nicht, ob es im Himmel Kaffee gibt, aber es wäre bestimmt schön. Für die Franzosen ist das wichtig. Vielleicht gibt es einen speziellen Platz im Himmel für sie.
Kein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel – stell dir mal vor, wie dort die Autorität Gottes im Universum wirkt. Man hat Mühe, sich das vorzustellen. Das Universum kennen wir nur zum Teil, aber es funktioniert nur, weil Christus durch sein Wort wirkt.
Stell dir vor, alle Sterne gehen ihren Kurs. Es wird immer mehr entdeckt, welche unerhörte Musik im Universum erklingt. Man kann sie noch nicht messen, denn jeder Stern gibt verschiedene Töne ab. Dieses Ganze wird von Christus und seinem Wort gehalten, damit das Gleichgewicht im Universum bleibt.
Dort geschieht immer Gottes Wille. Wenn Jesus schweigen würde, kann man sich nicht vorstellen, was passieren würde. Sein Wort hält alles zusammen.
Wenn wir beten: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“, sagen wir eigentlich zu Gott: „Ich möchte es lernen, ganz abhängig von dir zu sein und deinen Willen mit freudigem Gehorsam zu tun. Ich möchte das lernen.“
Du weißt bestimmt, wie schwierig es ist – gerade auch in jungen Jahren –, Gottes Willen zu erkennen. Es ist nicht immer leicht. Aber es ist so schön zu wissen, dass, wenn das unser Grundgedanke und unsere Herzenseinstellung ist – nämlich seinen Willen zu tun –, Gott das weiß. Er kennt unsere Herzen, führt unser Leben und wird es bis zum Ende begleiten.
Das ist so schön, mit ihm zu leben. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche bewahrende Kraft und welches Ziel Gott mit jedem von uns erreicht. Das ist etwas Wunderbares.
Das tägliche Brot und die Notwendigkeit des Wesentlichen
Gib uns heute unser tägliches Brot. Das bedeutet, dass wir in diesem Gebet oft wieder zurückkommen müssen und uns nicht in viele unnötige Dinge verlieren sollten, die wir für notwendig halten. Man kann vieles als notwendig bezeichnen, das hast du sicher auch schon bemerkt.
Wenn ich etwas als notwendig bezeichnen will, finde ich oft viele Argumente. Zum Beispiel, dass Ursula mir Geld geben sollte, weil ich keines habe, sie aber schon. Oder dass ich andere Aufgaben habe. Doch in meinem Büro stehen viele Dinge, bei denen ich Ursula sagen musste: „Es tut mir leid, ich dachte, das ist wichtig für meine Arbeit, aber sechs Monate später merke ich, dass es nur herumsteht.“ Ich habe es nur gekauft, weil viele andere dachten, es sei notwendig. Aber es hat mich nicht wirklich weitergebracht.
Wenn du so durchs Leben gehst, wirst du mit der Zeit merken, wie viel Unnötiges sich ansammelt. Ich bin zwar noch jung, aber mit dem Älterwerden wird einem das immer bewusster. Das Notwendige gibt Gott, damit wir unser Ziel erreichen. Das muss uns fest im Kopf und im Herzen bleiben. Er wird uns immer das Nötige geben, um unser Ziel zu erreichen.
Wir wissen von Zeiten, in denen wir kein Geld mehr für Benzin hatten und so weiter, und vom Garten gelebt haben. Das war kein Problem. Uns war sehr bewusst, dass Gott einfach wissen wollte, ob uns das Verlorensein anderer Menschen wirklich am Herzen liegt oder ob das nur eine religiöse Redensart ist.
So gibt es hin und wieder einen Test. Ich habe immer wieder solche Tests in meinem Leben erlebt. Wenn du predigst, hört der Herr zu. Manchmal sagt er dann wahrscheinlich da oben: „Jetzt will ich mal sehen, wie er das selbst in die Praxis umsetzt.“ So ist es manchmal mit Leiden, mit Krankheit und ähnlichem.
Wir wissen, dass alles in Gottes Hand ist. Es ist aber sehr wichtig, dass wir auch in der Praxis durch all das hindurchgehen, um es mit ihm zu leben.
Vergebung als Schlüssel zur Freiheit
Und dann: Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.
Das Gebet endet oft da, wenn ich bete: „Vergib mir bitte, Herr, die Schulden, aber nicht so, wie ich den anderen vergebe.“ Doch im Text steht es anders.
Wenn Leute gegen mich sind, bin ich oft viel zu langsam, um zu vergeben – viel zu langsam. Und wenn es in der Gemeinde Krach gibt wegen Zank oder Nebensachen, die für mich Blödsinn sind, ist es so schwierig in meinem Herzen. Dann habe ich viele negative Gedanken.
Da muss ich immer wieder auf dieses Gebet zurückkommen: „Herr! Du hast gesagt, du vergibst mir, so wie ich vergebe. Aber bitte, Herr, hilf mir!“ Wie willst du, dass ich da frei werde? Dass keine Bitterkeit bleibt, kein Groll...
Ich habe immer Angst, beim Älterwerden werde ich doch scheinbar trotzdem bitter, weil ich davon rede. Ja, ich habe immer Angst, dass ich als älterer Christ am Ende so werde, weißt du, so jemand, bei dem Jesus nur noch gekreuzigt ist und nicht mehr auferstanden.
Bitterkeit entsteht, wenn man nicht ans Ende der Heilung kommt – von den Verletzungen, die man bekommen hat, von Ungerechtigkeiten.
Wir werden alle in unserem Leben mit Ungerechtigkeiten zu tun haben: ungerecht angeklagt, ungerecht behandelt oder einfach Gegner auf unserem Weg.
Wenn wir dann nicht vergeben können, werden wir bitter. Und am Ende werden wir auch in der Gemeinde bitter sein und denken: „Ich muss, glaube ich, doch von Gemeinde wechseln. Ich muss vielleicht doch... Ah, die sind alle so blöd und schwierig, die Brüder, okay? Beziehung war’s.“
Darum gehe ich von Anfang an auf die Priorität der Beziehung mit Gott. Denn nur die Beziehung mit Gott wird ermöglichen, dass du gerechte Beziehungen mit Menschen hast.
Die vertikale und horizontale Dimension der Beziehung
Du weißt, wie das Kreuz mit den zwei Balken ungefähr aussieht. Der vertikale Balken steht für die Beziehung zum Himmel, der horizontale Balken für die Beziehung zu den Menschen. Nimm das einfach als Bild.
Der Humanismus ist wie der horizontale Balken ohne den vertikalen, also der Balken am Boden. Das ist Humanismus.
Wenn du eine geistliche Beziehung mit anderen Menschen suchst, hängt das davon ab, wie lang deine vertikale Achse ist, an der du den horizontalen Balken aufhängen kannst. Diese Vertikale, also die Beziehung zu Gott, wird einmal die Kraft in deinem Leben sein.
In dieser Beziehung kannst du dann auch Nein sagen zu etwas, Ja sagen oder eine klare Stellung beziehen. Das ist das große Vorrecht in der Beziehung mit dem Vater.
Schutz vor Versuchung und das Errettetwerden vom Bösen
Führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen. Ja, im Jakobusbrief steht auch geschrieben, dass Versuchung niemals von Gott kommt. Wie passt das zusammen mit der Bitte: „Führe uns nicht in Versuchung“? Sondern: „Errette uns von dem Bösen.“
In diesem Gebet bitten wir den Herrn, unser Leben so in die Hand zu nehmen, dass es uns gut geht und wir bei ihm bleiben. In den Sprüchen steht: „Gib mir nicht so viel, dass ich reich werde und von dir weggehe. Und gib mir nicht so wenig, dass ich zu klagen beginne.“
„Führe mich nicht in Versuchung“ bedeutet also auch: Herr, gib mir nicht zu viel Erfolg, damit ich nicht übermütig werde. Du weißt, was ich in meinem Leben ertrage. Gib mir nicht zu viel von dem Guten, sondern das, womit ich an deinem Herzen hängen bleibe.
Das heißt mit anderen Worten: Ich bin bereit, mein Leben unter deine Kontrolle zu stellen. Führ uns nicht in Versuchung, sondern errette uns vor dem Bösen. Dieses Gebet drückt auch das Bewusstsein aus, dass der Böse stark ist und wir Gottes Hilfe brauchen, damit wir nicht vom Bösen überwältigt werden.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Zusammenfassung der drei Hauptgedanken aus Matthäus 6
Aber jetzt gehe ich über zu dem, was für mich das Zentrum von Matthäus 6 ist. Der Hauptgedanke ist die Beziehung mit dem Vater im Gebet. Eine Beziehung, in der ich genau weiß, dass er weiß, was ich brauche. Er führt mich so, dass ich nicht auf einen Weg gerate, auf dem ich nicht aufrecht in seiner Beziehung stehen kann. Er bewahrt mich.
Er möchte, dass ich an seinem Reich arbeite und nicht an meinem eigenen. Er will, dass ich ganz abhängig von ihm werde.
Nun zum zweiten Punkt: Matthäus 6, Verse 1-4. Hier geht es um die Almosen oder, wie ich es auch nennen kann, die Gaben der Barmherzigkeit. Wenn wir für andere leben und uns für sie einsetzen, sagt er uns: Wenn du gibst, dann tue es zu Hause, allein. Denn mein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten.
Das bedeutet, Gott will uns lehren, dass die großen Entscheidungen in der Beziehung mit ihm getroffen werden. In der Ruhe, in der Stille.
Wo wirst du als Christ in deinem Leben mithelfen? Wo wirst du dich finanziell einsetzen? Wo wirst du das, was du hast, gebrauchen, um anderen Menschen zu helfen? Es geht nicht darum, viele Informationen zu sammeln, sondern mit all diesen Informationen in die Stille zu gehen.
Und dort, in der Stille vor Gott, triffst du deine Entscheidungen. Lass dich nicht mitreißen von dem Gedanken unserer Zeit und Welt, in der alles unter einem gewissen Druck gelöst werden muss.
Du hast sicher schon bemerkt: Alles läuft unter Druck, und es wird immer schwieriger, in die Stille zu gehen.
Ich bin dankbar, dass es das Internet gibt, Mails und so weiter. Ich muss auch jeden Tag etwa zehn Mails beantworten. All das macht viel Arbeit. Aber ich hasse es, dass viele Menschen heute nur noch ganz kurzfristig überlegen und nur ein Problem haben. Dann muss sofort eine Antwort her.
Es war wahrscheinlich toll so im fünften Jahrhundert, weißt du, wenn die Leute ein Problem hatten. Da gab es kein Telefon oder ähnliches. Aber die Knie gab es schon damals. Genau, die Knie gab es schon im fünften Jahrhundert. Die Menschen gingen auf die Knie, beteten: „Hach, wie lösen wir das jetzt? Hilf uns, steh uns bei!“
Je mehr die Zeit voranschreitet, desto schwieriger wird es, mit den Überlegungen und Informationen in die Ruhe zu gehen. Dort, in der Ruhe, wo der Vater sieht, trifft man eine Entscheidung.
Das wollte Jesus dem Volk in seiner Predigt klar machen: Das Leben wird immer mehr vom Rennen bestimmt, und die Entscheidungen brauchen „Stille vor dem Vater“.
Persönliche Entscheidungen im Fasten und im Verzicht
Das Dritte, ab Vers 16, spricht vom Fasten. Diesen Text vom Fasten hört man oft, meist im Zusammenhang mit dem Essen. Doch ich sehe diesen Text viel weiter gefasst.
Das bedeutet, dass du als junger Christ und auch als älterer Christ persönlich auf Verschiedenes verzichten wirst, weil du Ziele gesetzt hast und eine Orientierung in deinem Leben hast. Du wirst auf unterschiedliche Dinge verzichten, so wie du fasten möchtest. Das sind oft ganz normale Dinge, die in unserer Gesellschaft üblich sind. Du wirst nicht alles mitmachen – aber nicht, weil andere Christen es auch so tun, sondern weil du in der Stille vor dem Vater warst.
Du machst es so, dass andere sehen, wie es im Text steht. Du brauchst keine Schaufensterdekoration, was auf Französisch „la devanture“ heißt – das ist die Vorderseite eines Geschäfts, das Schaufenster. Ich finde es immer schade, wenn ich in ein Geschäft gehe, im Schaufenster ein Produkt sehe und frage, ob man zwei davon kaufen kann, aber es ist nur noch eines da. Weißt du, das ganze Lager im Schaufenster zu zeigen, ist nicht sinnvoll.
Es ist schade, wenn ein Christ sein ganzes „Lager“ im Schaufenster hat. Im Lager sollte Material stecken, damit man, wenn Not herrscht, immer noch sagen kann: „Im Lager habe ich noch viele Möglichkeiten.“ Das gilt auch fürs Fasten. Wegen deiner Zielsetzung wirst du manches anders machen als andere.
Dabei musst du immer vorsichtig sein. Ich weiß nicht, welches Beispiel ich nennen soll, denn ich möchte nicht, dass jemand denkt, man müsse das so machen, sonst wäre es Gesetzlichkeit. Es gibt persönliche Entscheidungen vor dem Vater in der Stille.
Ich möchte dir noch etwas sagen: Vielleicht bist du auch schon müde geworden, obwohl du jung bist. Müde von Versuchungen, wenn du sündigst – oder ich sündige. Zum Glück überzeugt mich der Heilige Geist, und ich habe ein unruhiges Gewissen, tue Buße, kehre zurück zu Gott, bin dankbar, habe Frieden – wunderbar, herzlichen Dank, Herr, dein Blut genügt.
Dann kommt eine Zeit, und wieder die Versuchung, leider wieder gefallen. Und plötzlich bist du müde geworden von diesem Kreislauf. Weißt du, was ich meine? Mühsam. Das kann einem total die Freude nehmen.
Im Neuen Testament kommt immer wieder das Verb „fliehen“ vor. Flieh! Fliehe die Leidenschaften der Jugend, zum Beispiel. Fliehe die Gelüste der Jugend, die Sünde der Jugend. Ich glaube, ich bin auch noch jung – zumindest in diesem Text.
Fliehe die Götzenverehrung! Es gibt verschiedene „Flieh“-Stellen. Man kann eine Konkordanz nehmen und alle „flieh“ Stellen nachschlagen. Das ist ganz interessant. So kannst du dir überlegen, wo du wegen deiner persönlichen Schwäche fliehen willst. Nicht musst, weil es jemand gesagt hat, sondern weil du es entschieden hast. Weil du zu schwach bist, in der einen oder anderen Situation zu bleiben.
Ich kann dir ein Beispiel geben, nur eins, damit du das Prinzip verstehst. Eine Zeit lang war ich immer wieder in Gefahr, negativ zu sein in meinem Dienst. Es gab keine Gemeindespaltung, aber Ursula sagte mir manchmal morgens: „Dani, wach auf, du bist negativ.“ So eine Frau muss man haben – das ist positiv, so eine Frau!
Das erste Mal, als sie mir das sagte, habe ich natürlich diskutiert: „Nein, ich bin nicht negativ.“ Aber es war objektiv so. Und sie hörte mir zu, sagte nichts, dachte sich: „Lass ihn reden, er hört schon auf, wenn er keine Antwort mehr hat.“ Und sie hatte Recht: Ich war negativ geworden.
Ich merkte, dass in der Zeit, als ich langsam geheilt wurde, weil ich die Sünde bekannte und mich ergeben hatte, immer wieder negative Gedanken kamen. Da merkte ich: Jetzt muss ich lernen, eine Zeit lang zu fliehen.
Wenn ich mit Christen zusammen war, die negativ redeten, dann musste ich ganz leise, ohne jemanden anzuklagen, einfach weggehen. Das muss man nicht merken, einfach weggehen. Denn ich merkte, meine Ohren sind zu schwach geworden, um das anzuhören. Wenn du bleibst, fällst du selbst wieder hinein.
Das ist nur ein Beispiel. Es ist keine Gesetzlichkeit. Es steht nicht in der Schrift, dass man einen negativen Bruder meiden muss. Ich durfte in seinem Leben entdecken, wo er steht.
Um die Ziele zu erreichen – und ich werde in den nächsten Stunden über Ziele sprechen –, überlege ich, von was ich mich lösen werde, was ich fasten werde, ohne dass andere es merken. Ich mache es, um die Beziehung mit meinem Vater im Himmel aufrechtzuerhalten.
Mein Vater, der ins Verborgene meines Herzens sieht, will diese Haltung belohnen. Das finde ich so interessant: Diese drei Elemente, die man aufrechterhalten soll.
Ich fasse zusammen und höre gerade auf – es ist fast eine Stunde durch. Erinnere dich an Matthäus 6: Der erste Gedanke ist die Beziehung mit dem Vater. Diese Beziehung sollst du durch Gebet weiter pflegen und nähren. Nimm dir Zeit, um das „Vaterunser“, wie man es nennt, einfach zu lesen. Dann bete in deinen eigenen Worten. Bete ehrlich, wo du sagst: „Ja, Gehorsam ist bei mir relativ. Bitte hilf mir, ich merke, es gibt immer wieder Verschiebungen.“
Ich hatte mal eine Zeit mit meinem Sohn, ich habe zwei Söhne und eine Tochter. Mein Sohn war bei jedem Befehl erst einmal „ja, ja, wenn ich Zeit habe“. Er hatte immer einen kleinen Aufschub, er wollte es tun, wenn es ihm passte, sonst weniger. Das war schon ganz klein, er hatte diesen Reflex. Interessant, ich habe ihm das nie beigebracht, aber es war einfach da.
Als er sieben oder acht Jahre alt war, war eine seiner Aufgaben, Kartoffeln im Keller zu holen. Wir wohnten im dritten Stock, und er musste in den Keller gehen, der wenig beleuchtet war. Immer ich, immer derselbe, immer die Kartoffeln holen. Mein großer Bruder musste nicht gehen, und so weiter. Da habe ich ihm gesagt: „Weißt du, wenn du jetzt lernst, einfach gehorsam zu sein und die Kartoffeln im Keller zu holen, wird dich später vielleicht dein richtiger Vater im Himmel rufen, von der Welt wegzugehen. Und du wirst gehorchen, weil du es gewohnt bist, Kartoffeln zu holen.“
Damals wusste ich noch nicht, dass er Missionar wird. Gehorsam ist so eine Sache. Wenn du dein Gebet nimmst, es durchliest und selbst betest, deine Gedanken ordnest, wirst du merken, welche Arbeit der Heilige Geist in unserem Herzen tut.
Das Zentrum ist die Beziehung mit dem Vater. Das Zweite, was ich gesagt habe, ist: Am Anfang von Kapitel 6 steht alles, wo du Menschen hilfst und dich für sie einsetzt. Überlege das vor dem Vater in der Stille. Dein Vater hört und wird vergelten.
Das Dritte ist die Beziehung mit dir selbst, ab Vers 16. Das, was du für dein persönliches Leben als Fasten entschieden hast, um dein Ziel zu erreichen, um Jesus nachzufolgen, um deine Schwächen zu erkennen und zu sagen: „Weil ich da schwach bin, muss ich auf das und das verzichten.“ Das willst du ganz alleine vor deinem Vater im Himmel entscheiden. Er sieht es, nimmt es ernst und wird dir bei diesen Entscheidungen helfen.
Okay, das war es erst einmal für die erste Zeit. Natürlich kann man in der zweiten Zeit schon Fragen stellen zu dem, was gesagt wurde. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir Gespräche führen können. Wenn du persönliche Fragen hast, weißt du, dass ich sonst am Tag bereit bin für ein persönliches Gespräch.
Wer möchte weitermachen? Ich glaube, wir machen nur eine kurze Frage, weil wir dann vielleicht fünf Minuten Zeit haben.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!