Einführung in die Herausforderung Jesu
Wir haben eben die Worte aus dem Philipperbrief gehört: "Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient."
Paulus fährt dann fort und zeigt, dass das wirklich ein Leben ist, das der Gesinnung und dem Vorbild Jesu Christi entspricht. Das ist ganz schön herausfordernd, oder? Unser heutiger Predigttext hilft uns, diese Aufforderung etwas genauer zu betrachten.
Wir setzen heute die Predigtserie durch das Lukasevangelium fort und kommen zu Kapitel 14, den ersten 24 Versen. In diesem Abschnitt sehen wir Jesus bei einem Sabbatmahl. Er sitzt am Tisch eines sehr angesehenen Pharisäers und fordert die Menschen heraus. Ganz konkret spricht er sowohl ihr Verhalten als auch ihre Herzenshaltung an. Ermahnt werden sie, sich zu hinterfragen und zu überdenken, wie sie leben.
Wir wollen uns diese vier Herausforderungen anhören und darüber nachdenken, was sie uns vielleicht offenbaren über das, was in unseren Gedanken und in unserem Handeln noch anders werden sollte. Vor allem wird es uns helfen, Jesus Christus genauer in den Blick zu bekommen.
Außerdem wollen wir einige wunderbare Verheißungen hören, die mitten in dieser Aufforderung und Herausforderung stecken. Konkret wird die Predigt Kontraste aufzeigen: vier Aufrufe, nämlich sei hilfsbereit, nicht scheinheilig; sei demütig, nicht stolz; sei großzügig, nicht egoistisch berechnend; und komm zu Jesus und habe keine Ausreden. Das sind die vier Punkte.
Bevor wir uns nun dem Text zuwenden, möchte ich mit uns beten, dass der Herr uns hilft, auf sein heiliges, auf sein irrtumsloses Wort zu hören und unsere Herzen öffnet, so dass wir Acht geben auf das, was er uns zu sagen hat.
Himmlischer Vater, danke, dass wir uns heute wieder unter dein Wort begeben dürfen, weil du ein Gott bist, der redet, und dein Wort ist lebendig und kräftig. Diese Worte, die du, Herr Jesus, einst am Tisch eines Pharisäers gesprochen hast, treffen auch heute noch. Sie offenbaren unsere Gedanken, sie zeigen, was in unseren Herzen ist und was aus diesen Herzen in unseren Handlungen hervorgeht.
Herr, wir wollen dich bitten, dass du dein Wort gebrauchen möchtest, um uns zu verändern – immer mehr hinein in dein Ebenbild. Wir bitten dich, dass du uns hilfst, auch das zu hören, was du uns an Verheißungen in diesem Text zu sagen hast, damit wir ermutigt und gestärkt werden für ein Leben in deiner Nachfolge.
So beten wir durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.
Der Rahmen der Begegnung: Jesus beim Sabbatmahl
Der gesamte Beginn unseres Predigttextes stellt uns in Vers 1 den Rahmen vor, in dem alles Weitere stattfindet. Ich lese nur den ersten Vers vor. Dort heißt es:
Lukas 14,1: „Und es begab sich, dass Jesus an einem Sabbat in das Haus eines Oberen der Pharisäer kam, um das Brot zu essen, und sie belauerten ihn.“
Jesus ist also zu einem Festmahl eingeladen, und der Einladende ist ein Oberer der Pharisäer. Die Pharisäer waren an sich schon eine sehr angesehene Gruppe im jüdischen Volk, sehr fromme Menschen. Nun lädt ihn ein Oberer dieser Gruppe ein.
Das ist nicht das erste Mal, dass Jesus bei Pharisäern eingeladen ist. Bei den letzten Einladungen gab es bereits gewisse Konfrontationen. Auch dieses Mal wird sofort deutlich, dass dieser Pharisäer und wohl einige andere seiner Gäste es nicht unbedingt gut mit Jesus meinen.
Sie haben ihn nicht eingeladen, um ihm etwas Gutes zu tun. Nein, es heißt hier, sie belauerten ihn. Das bedeutet, sie warten darauf, dass er etwas tut oder sagt, das man vielleicht gegen ihn verwenden kann.
Nun, Jesus wird diese Erwartung nicht enttäuschen. Er liefert ihnen Munition; das, was er sagt, ist explosiv. So tun auch wir gut daran, genau zu hören, was Jesus hier zu sagen hat, und dann zu verstehen, was er denen verheißt, die seine Aufforderung hören.
Erste Konfrontation: Heilung am Sabbat und die Herausforderung der Pharisäer
Die erste Konfrontation lesen wir in den Versen 2 bis 6. Wahrscheinlich hatte der Obere der Pharisäer bewusst einen Kranken dorthin gebracht, um zu sehen, wie Jesus bei diesem Sabbatmahl reagieren würde. Der Kranke war vermutlich nicht direkt zum Essen eingeladen, sondern diente als Versuchung für Jesus.
Ich lese die Verse 2 bis 6:
„Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. Und Jesus fing an und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: ‚Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?‘ Sie aber schwiegen still, und er fasste ihn an, heilte ihn und ließ ihn gehen. Und er sprach zu ihnen: ‚Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht alsbald herausholt, auch am Sabbat?‘ Und sie konnten ihm darauf keine Antwort geben.“
Hier wird Jesus also herausgefordert, ob er an einem Sabbat wieder heilen würde. Tatsächlich hatte er das schon mindestens zweimal zuvor getan. Im Lukas-Evangelium, Kapitel 6, gibt es einen Bericht von einem Mann mit einer verdorrten Hand, den Jesus an einem Sabbat in einer Synagoge heilt. Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind darüber außer sich, denn sie fragen sich, wie man so etwas am Sabbat tun kann, wo man doch nicht arbeiten soll.
Auch zu Beginn von Kapitel 13 im selben Evangelium wird berichtet, dass Jesus an einem Sabbat in einer Synagoge eine Frau heilt. Der Synagogenvorsteher ärgert sich darüber sehr. Von daher kann Jesus sicher schon erahnen, was ihn diesmal erwartet.
Doch dieses Mal heilt er nicht sofort. Stattdessen wendet er sich zuerst den Einladenden zu, den Schriftgelehrten und Pharisäern, und fragt sie: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?“ Jesus wusste, dass sie das als falsch ansahen. Aber sie wagten natürlich nicht, es offen zu sagen.
Sie hielten es für falsch, weil sie glaubten, dass jemand, der so krank war – wassersüchtig, also vermutlich mit Ödemen, also stark mit Wasser aufgefüllt und wahrscheinlich in Lebensgefahr – von Gott gestraft sein musste. Solchen Menschen sollte man sich nicht unbedingt zuwenden, und schon gar nicht am Sabbat.
Tatsächlich besagen die Zehn Gebote, dass am Sabbat keine Arbeit getan werden darf, da es ein Ruhetag ist. Deshalb gilt bis heute in vielen Kulturen der Sonntag als Ruhetag. Die besonders frommen Pharisäer hatten jedoch noch viele weitere Regeln hinzugefügt, um sicherzugehen, dass man auf keinen Fall die biblischen Gebote bricht. Sie ergänzten eigene Gebote und legten fest, was man am Sabbat tun durfte und was verboten war – etwa wie viele Schritte man gehen durfte.
Doch zur konkreten Frage, ob man am Sabbat heilen darf, gab es kein eindeutiges Gesetz. Das ist auch nachvollziehbar, denn es ist eine theoretische Frage. Wer kann das schon genau regeln? Es wäre so, als hätte man in den Verkehrsregeln eine Vorschrift, dass man bei roter Ampel nicht mit dem Auto über die Kreuzung fliegen darf. Das schreibt keiner rein, weil es einfach nicht vorkommt.
Ebenso war das Heilen am Sabbat für die Pharisäer eine theoretische Frage, nicht aber für Jesus. Jesus konnte heilen, denn er ist wahrhaftiger Sohn Gottes, wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich. In göttlicher Vollmacht hatte er die Autorität und Kraft, Kranke zu heilen.
Nachdem seine Frage unbeantwortet bleibt, zeigt Jesus seine Barmherzigkeit, Liebe und Hilfsbereitschaft. Er heilt den Wassersüchtigen, der danach gehen darf – einen Platz am Tisch erhält er jedoch nicht.
Nach der Heilung wendet sich Jesus erneut den Pharisäern zu und stellt ihnen eine zweite, rhetorische Frage:
„Wer unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt, der ihn nicht alsbald herauszieht, auch am Sabbat?“
Hier geht es um etwas, das die Pharisäer tun könnten. Wer würde bei Rot nicht fahren, wenn er bereits auf der Kreuzung steht und von rechts ein LKW kommt, auf dessen Passagierseite seine Frau und Kinder sitzen? Natürlich würde man dann fahren und nicht sagen: „Das darf man bei Rot nicht.“
So macht Jesus deutlich: Ihr seid scheinheilig. Das, was ihr nicht wollt und nicht könnt, das verbietet ihr. Doch dort, wo ich Hilfe leisten will, die sonst keiner leisten könnte, da seid ihr gegen mich. Gleichzeitig erlaubt ihr euch selbst das, was in eurem besten Interesse ist.
Diese Heuchelei kritisiert Jesus hier. Zugleich zeigt er, wie anders er ist: barmherzig und voller Hilfsbereitschaft. Deshalb heilt er den Wassersüchtigen.
Selbstreflexion: Scheinheiligkeit oder Hilfsbereitschaft?
Nun möchte ich uns fragen: Wie ist das bei uns? Folgen wir dem Beispiel Jesu? Oder sind wir vielleicht doch eher wie die Pharisäer?
Natürlich können wir Menschen nicht in gleicher Weise helfen, wir können niemanden heilen. Aber auch wir werden immer wieder mit Not und Hilfsbedürftigkeit bei anderen Menschen konfrontiert.
Als ich darüber für mich persönlich nachdachte, wurde mir klar, dass ich oft dazu tendiere – oder zumindest immer mal wieder – eher egoistisch und bequem zu sein. Dabei habe ich durchaus eine Tendenz zur Scheinheiligkeit. Denn wenn man eine Not nicht wahrnimmt, dann macht es auch nichts, wenn man nicht hilft. Also schaut man mal schnell weg, so als hätte man es nicht bemerkt.
Oder ich finde Gründe, warum es vielleicht sogar falsch wäre, zu helfen. Zum Beispiel denke ich: Wenn ich dem Bettler jetzt etwas gebe, der mich verzweifelt um zwei Euro anbettelt, dann kauft er sich davon sowieso Zigaretten und Alkohol. Damit ermutige ich womöglich noch sein sündiges Leben.
Vor einiger Zeit stieß ich auf ein Video, das mich sehr demütig gemacht hat. Es war ein Video von einem sozialen Experiment, das, glaube ich, in den USA stattfand. Jemand gab einem Bettler hundert Euro. Der Bettler sieht das Geld, ist außer sich vor Freude und weiß gar nicht, was er machen soll. Doch der freundliche Geber ist schon weg. Dann filmen sie den Bettler aus einem Versteck, um zu sehen, was er jetzt tun würde.
Der Bettler geht los und, wie fast erwartet, betritt er den nächsten Laden, um Zigaretten und Alkohol zu kaufen. Man hört die Leute hinter der Kamera spekulieren: „Ja, jetzt haben wir ihm 100 Euro gegeben, und dann so etwas.“ Nach einiger Zeit kommt der Bettler mit vollgepackten Tüten heraus.
Noch eher verurteilend folgt die Kamera ihm weiter. Doch dann sieht man, wie er in den Park geht zu anderen Obdachlosen. Er holt aus der Tüte Essen heraus und hilft den anderen Hungrigen in ihrer Not mit dem, was er gerade großzügig empfangen hat.
Mich hat dieses Video sehr bewegt. Es war ein wunderbares Bild von Hilfsbereitschaft – von jemandem, der kaum etwas hatte, um zu helfen. Gleichzeitig hat es mich überführt von meiner eigenen Scheinheiligkeit, mit der ich immer mal wieder meine, nicht helfen zu müssen.
Jesus ist ganz anders. Er sieht die Not und hilft dem Hilfsbedürftigen. Das ist das Erste, was wir hier sehen: der Kontrast zwischen Scheinheiligkeit und echter Hilfsbereitschaft.
Zweite Herausforderung: Demut statt Stolz bei der Platzwahl
In den Versen 7 bis 11 sehen wir, dass es nun Zeit ist, sich an den Tisch zu setzen. Das ist der Anlass für Jesus, die Gäste des Sabbatmahls mit einer weiteren Herausforderung zu konfrontieren.
Ich lese ab Vers 7: Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, als er merkte, wie sie suchten, oben anzusitzen, und sprach zu ihnen: „Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen bist, so setz dich nicht oben an. Denn es könnte einer eingeladen sein, der vornehmer ist als du. Und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: Weiche diesem, und du musst dann beschämt unten ansitzen. Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich unten an, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: Freund, rücke auf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“
Jesus sieht hier, wie die Gäste sich zu Tisch setzen, und alle streben danach, die besten Plätze zu ergattern. Man saß damals typischerweise an Tischen, die in einem U aufgestellt waren. Der Gastgeber saß unten im Bogen des Us. Die besten Plätze waren natürlich die zu seiner Rechten und seiner Linken. Je näher man am Gastgeber saß, desto besser war der Platz. Ganz am Ende saßen diejenigen, die nicht so gute Plätze hatten.
Jetzt war es also Zeit. Man hatte Jesus getestet, der Wassersüchtige war gegangen, Jesus hatte geheilt, und nun war es Zeit, zu Tisch zu gehen. Wir können uns das richtig vorstellen: Jeder geht nur ein ganz kleines bisschen schneller. Man will ja nicht so aussehen, als wäre man besonders bemüht, weit vorne zu sitzen. Aber man macht doch einen kleinen Schritt schneller, um vielleicht doch den besonders guten Platz zu bekommen.
Vielleicht kennen wir das so: Wenn in der U-Bahn an einer Tür jemand einsteigt und an der anderen Seite eine andere Person, und in der Mitte ist noch ein Platz frei. Man möchte wirklich gerne sitzen, aber man will natürlich nicht selbstsüchtig wirken, als würde man unbedingt den Platz für sich beanspruchen. Also tut man so, als hätte man die andere Person gar nicht gesehen, und geht quasi um jeden Blickkontakt zu vermeiden möglichst schnell zu dem Platz. Nur nicht zu schnell, in der Hoffnung, dass man als Erster da ist.
So ungefähr muss das bei diesem Mahl gewesen sein. Jesus sieht dieses Bemühen und auch das Denken dahinter: „Diesen Platz habe ich verdient, der steht mir zu, ich bin besser als die anderen, ich darf hier vorne sitzen.“ Und im Zweifelsfall nimmt man trotzdem den besseren Platz.
Jesus spricht das direkt an. Er warnt die Gäste vor stolzer Selbstüberschätzung. Er macht deutlich, dass das dazu führen kann, dass man gedemütigt wird. Der Gastgeber könnte sagen: „Der Platz war eigentlich nicht für dich.“ Und wenn alle anderen Plätze besetzt sind, muss man ganz hinten sitzen.
So ähnlich ist es mit dem, der in der U-Bahn den Platz neben der Tür nimmt, der eigentlich für Behinderte reserviert ist. Alle anderen Plätze sind frei, aber man will natürlich den besten Platz haben. Links ist auch noch ein bisschen Platz, um etwas abzustellen, das ist ganz schön da. Dann füllt sich die U-Bahn, und irgendwann kommt jemand herein, der diesen gehbehinderten Platz beanspruchen darf. Jetzt muss man aufstehen, vor allen Leuten. Alle sehen, dass man auf dem Platz saß, der gar nicht für einen gedacht war. Und man muss für den Rest der Fahrt stehen. Man wird gedemütigt vor den Augen aller.
Jesus ruft die Menschenherzen auf: Setz dich lieber gleich auf einen nicht so guten Platz. Wenn du dich demütigst, wenn du dich nicht erhöhst, sondern erniedrigst, dann kann es sein, dass du eingeladen wirst, vor den Augen aller einen besseren Platz einzunehmen.
Das ist das Prinzip, das Jesus hier lehrt. Es geht ihm nicht so sehr um das Essen an sich oder die Platzwahl. Er lehrt ein größeres Prinzip. In Vers 11 heißt es: „Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“
Jesus warnt die Menschen vor Stolz und ruft sie zu mehr Demut auf.
Wie sieht das bei dir aus? Achtest du andere höher als dich selbst? Oder gehörst du vielleicht auch zu denen, die denken: Im Zweifelsfall nehme ich mir lieber den besseren Platz. Und überhaupt, ich habe ihn sicher auch verdient. Das würden wir natürlich nie laut sagen, aber ganz ehrlich: Denken wir nicht manchmal so, dass wir uns mit anderen vergleichen und denken, ich bin schon besser, ich habe mehr verdient?
Ich muss zugeben, mir geht das immer wieder so. Ich ertappe mich dabei, wie Stolz Platz findet in meinem Herzen und ich mich über andere erhebe, um mehr beanspruchen zu können, einen besseren Platz im übertragenen Sinne.
Jesus fordert uns hier heraus. Wir tun gut daran, seine Warnung zu hören: „Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden.“ Aber wir sollten auch seine Verheißung hören: „Wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“
Das ist also die zweite Lehre, die wir hier mitnehmen. Wir sollen hilfsbereit sein und nicht scheinheilig, demütig sein und nicht stolz.
Und dann sehen wir drittens...
Dritte Herausforderung: Großzügigkeit statt Eigennutz
In den Versen 12 bis 14 lesen wir, dass wir großzügig sein sollen und nicht egoistisch, auf Eigennutz bedacht. Wir sehen hier, wie Jesus sich nun dem Gastgeber zuwendet. Ich lese uns die Verse 12 bis 14 vor:
Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: „Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. Es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“
Ich kann mir gut vorstellen, wie der Gastgeber schmunzelnd auf seinem Platz saß, oben im U, und hinunterschaute. Er sah, wie die Gäste um die Plätze gerungen hatten, das Hauen und Stechen. Vielleicht schaute er amüsiert zu und freute sich darüber, wie Jesus ihm jetzt mal die Leviten liest. Dann wendet sich Jesus ihm zu. Plötzlich erstarren die Gesichtszüge. Er gerät ins Blickfeld aller anderen.
Jesus hinterfragt hier die Motivation des Gastgebers. Die Gästeliste offenbart, mit welcher Absicht er seine Gäste eingeladen hat. Sehr wahrscheinlich saßen bei diesem Tisch die Vertreter der High Society. Bei diesem Mahl wurden die eingeladen, von denen man selbst wieder eingeladen werden konnte. Menschen wie der Wassersüchtige waren nur Staffage, um Jesus zu testen, sie durften nicht mit an den Tisch.
Jesus kritisiert hier sicher nicht allgemein, dass man Freunde oder Verwandte einlädt. Er hat oft mit seinen Freunden gegessen. Was Jesus hier kritisiert, ist, dass etwas als großzügige Gastfreundschaft dargestellt wird, was letztendlich eher berechnend ist und nichts Besonderes. Man lädt die ein, von denen man eine Gegeneinladung erwartet. Die scheinbare Großzügigkeit beruht auf Gegenseitigkeit.
Jetzt macht Jesus deutlich: Wirkliche Großzügigkeit zeigt sich, wenn wir diejenigen einladen und Gastfreundschaft erweisen, denen Gutes tun, die nichts zurückgeben können. Menschen, die nichts haben, um sich zu revanchieren, aber vielleicht gerade deshalb besonders darauf angewiesen sind, dass man ihnen gegenüber großzügig ist. Nicht Menschen, die nie eingeladen werden, weil sie unbedeutend sind, weil sie ausgegrenzt sind in der Gesellschaft.
Eine solche Großzügigkeit gefällt Gott und findet seinen Lohn, so erklärt Jesus hier: „Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. Es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ Jesus warnt vor Eigennutz und ruft zu Großzügigkeit auf.
Das darf uns herausfordern. Mich fordert das heraus. Ich muss sagen: Eine sehr gute Herausforderin an meiner Seite, meine Ehefrau Sarah, erlebt das viel mehr als ich. Ich kann mich gut erinnern, bei unserer Hochzeit, wie sie Obdachlose eingeladen hat, denen sie in einem Programm geholfen hat, wieder in Arbeitsstellen hineinzukommen.
Ich dachte erst: Sollen wir die wirklich einladen? Sie sagte: Ja, die laden wir nicht nur ein, hier sind zwei Jungs, die haben ein kleines Business gestartet und machen Catering, und sie catern jetzt unser Rehearsal Dinner. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich will. Aber das war die richtige Herzenshaltung.
Ich habe mich mehr gefreut, dass der deutsche Botschafter auch bei unserer Hochzeit war. Das fand ich sehr angemessen und gut. Aber wie ist das bei dir? Lebst du wahre Großzügigkeit? Selbstlos? Tust du denen Gutes, die dir nichts zurückgeben können? Oder ist das Gute, das du tust, immer noch berechnend, weil du etwas zurückbekommen möchtest? Vielleicht nicht eine Gegeneinladung, sondern Anerkennung bei Menschen?
Jesus ruft zu großer Großzügigkeit auf, zu selbstloser Großzügigkeit. Er verbindet das mit einer wunderbaren Verheißung: Wenn wir so leben, wird es uns vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Das ist die dritte Konfrontation, der dritte Kontrast, den wir hier sehen.
Schließlich sehen wir im längsten Abschnitt, in den Versen 15 bis 24, einen vierten und letzten Kontrast. Nach all den herausfordernden Worten von Jesus war die Stimmung bei diesem Sabbatmahl wahrscheinlich etwas getrübt. Die Pharisäer waren schon am Anfang pikiert über die Heilung und die Worte, die Jesus gesprochen hatte.
Dann beleidigte er einmal durch alle Gäste, auch den Gastgeber. Jetzt ist wahrscheinlich jemand bemüht und sagt: Wir müssen die Stimmung auflockern. Ein kleiner frommer Spruch kann das Eis brechen. „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes“, sagte einer. Das klingt gut, stimmt sicher auch.
Alle atmen durch und denken, jetzt können wir ein bisschen nette Konversation führen. Aber Jesus nutzt diese Chance und bringt ein weiteres Gleichnis, um alle noch einmal herauszufordern. Er wendet sich auf die Worte „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes“ ein und sagt:
„Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! Sie fingen an, alle nacheinander sich zu entschuldigen. Der Erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen. Ich bitte dich, entschuldige mich! Der Zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und gehe jetzt, sie zu besehen. Ich bitte dich, entschuldige mich! Der Dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen, darum kann ich nicht kommen.“
Der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: „Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein!“ Der Knecht sprach: „Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast, aber es ist noch Raum da.“ Der Herr sprach zu dem Knecht: „Geh hinaus auf die Landstraße und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.“
Dieses Mal kämpfen die Gäste nicht um die besten Plätze, im Gegenteil: Die Eingeladenen kommen nicht. Es war damals üblich, zwei Einladungen auszusprechen. Das kennen wir heute vielleicht noch bei Hochzeiten: „Reserve the Date“ oder eine Ankündigung, dass bald eine Einladung kommt. So ungefähr war das damals auch eine Voreinladung: Demnächst wird es ein Fest geben, bereitet euch schon mal darauf vor.
Wenn alles soweit ist, kommt dann jemand und lädt konkret ein und sagt: Jetzt ist alles bereit, heute oder morgen ist der Tag, kommt hinzu! Offensichtlich haben die potenziellen Gäste die erste Einladung angenommen: „Oh, das ist nett, ja, da kommen wir bestimmt.“ Aber als es konkret darum ging, zu kommen, hatten sie alle eine Entschuldigung parat.
Interessanterweise eher seltsame Entschuldigungen. Hat er das Land gekauft, ohne es besehen zu haben? Hat er die Ochsen gekauft, ohne sie zu sehen? Kaum vorstellbar. Hat er das genau zwischen den beiden Einladungen getan und kann jetzt plötzlich nicht mehr? Die Hochzeit kam auch überraschend, war nicht eingeplant, aber jetzt hat er gerade geheiratet und kann nicht kommen. Schade.
Der Gastgeber nimmt das wahr als das, was es ist: ein Affront, eine Ablehnung der Einladung. Andere werden mehr wertgeschätzt, andere Prioritäten werden gesetzt, Pläne gemacht, ohne auf das zu achten, was der Hausherr angeboten hat, wozu er eingeladen hat. Deswegen wird der Gastgeber zornig und sagt: „Dann lade ich jetzt andere Leute ein!“
Er lädt die ein, die wohl kaum mit einer Einladung zum Festmahl gerechnet hätten: die Ausgegrenzten, die nichts wert sind in eurer Sicht. Die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen, von denen schon im Gleichnis davor die Rede war. Die sind jetzt eingeladen, und sie kommen.
Aber es ist noch Platz, und der Hausherr sagt: „Da laden wir auch noch ein paar Fremde ein! Geh auf die Landstraße, geh raus nach draußen und finde einfach, wer da vorbeikommt, und bring sie mit!“ Aber die, die eigentlich eingeladen waren, bekommen keinen Platz mehr an meinem Tisch.
Was hat das jetzt mit den Menschen beim Festmahl zu tun? Was sollen sie daraus lernen? Sie sind ja alle da, eingeladen, gekommen. Will Jesus sie loben? Nein, ganz sicher nicht. Jesus spricht hier nicht von dem Mahl, bei dem sie gerade sind. Er spricht von dem Mahl, das eines Tages im Reich Gottes gefeiert wird.
Darum ging es ja bei der Aussage zu Beginn: „Selig ist der, der das Brot isst im Reich Gottes.“ Genau um dieses Mahl geht es Jesus hier. Der Gastgeber dieses Mahls ist Gott, der Vater. Die erste allgemeine Einladung erging an sein Volk, das auserwählte Volk Israel.
Eingeladen waren Menschen wie der Obere, der Pharisäer, und seine Freunde, die mit ihm zu Tisch sitzen. Sie sollten vorbereitet sein auf das Festmahl. Dafür hatte Gott seinem Volk seine guten Gebote gegeben, damit sie sich kleiden können in Heiligkeit, damit sie vorbereitet sind und so leben, dass sie vor Gott bestehen können, wenn der Tag gekommen ist, an seinen Tisch zu kommen.
Doch diese Menschen suhlten sich lieber im Dreck ihrer Sünden. Sie waren scheinheilig, stolz und kühl berechnend. Gott sandte Propheten, um sie zu warnen. Schließlich sandte er seinen eigenen Sohn mit der Botschaft: „Es ist alles bereit, kommt!“ Genau das hatte Jesus verkündet: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.“
Doch sie wollten nicht. Die Menschen, die dort am Tisch sitzen, gehören zu denen, die nicht kommen wollten, die Jesu Ruf verhallen ließen, die ihm auflauerten, anstatt auf ihn zu hören. Jesus macht deutlich: Das wird Konsequenzen haben. Wer meine Worte nicht hört, wer meine Einladung nicht annimmt, wird keinen Platz finden bei diesem großen Festmahl im Reich Gottes.
Stattdessen wird die Einladung an die gehen, von denen ihr denkt, dass sie niemals hinkommen. Die Ausgegrenzten, die nichts wert sind in eurer Sicht: die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen, ja sogar die Fremden, die überhaupt nicht dazugehören, die Heiden.
Jesus lädt all diese Menschen ein und tut alles, was nötig ist, damit der Weg in das Reich zu diesem Festmahl bereitet ist. Genau dazu ist er auf dem Weg zum Kreuz. Jesus war nicht scheinheilig, nein, er war heilig und zugleich hilfsbereit.
Er offenbarte, wer wahrhaftig ist: der von Gott gesalbte Christus, der Sohn Gottes. Er tat, was nur Gott tun kann, indem er Kranke heilte. Doch letztendlich war er gekommen, um eine viel größere Heilung zu bringen.
Er war gekommen, um am Kreuz von Golgatha sein Leben zu geben, um uns von der größten aller Krankheiten zu befreien: die Sünde der Menschen auf sich zu nehmen. Er ist der Arzt, der Heiland, der hilft, damit Menschen ins Reich Gottes kommen können.
Dabei war er nicht stolz, sondern voller Demut. Wir haben das in der Schriftlesung aus Philipper 2,5ff. gehört. Er war bereit, den Ehrenplatz beim Vater aufzugeben, obwohl ihm dieser Platz zustand.
Obwohl er der Herr aller Herren und König aller Könige ist, wurde er in ärmlichste Umstände hineingeboren, als hilfloses Baby. Er demütigte sich und nahm Menschengestalt an. Mehr noch: Er demütigte sich weiter und ließ sich verachten und verspotten.
Er war bereit, den Weg bis zum Kreuz zu gehen, den demütigsten aller Tode zu sterben – für stolze Menschen –, damit wir Zugang zum Reich Gottes finden. In dem Moment, in dem er stirbt, öffnet sich der Vorhang im Tempel, sodass Menschen Zugang zu Gott bekommen.
Jesus handelt nicht egoistisch und berechnend, sondern in großer Großzügigkeit. Er lädt diejenigen in sein Reich ein, die nichts zu bringen haben. Wer hätte schon etwas, womit er Gott vergelten könnte für das, was Gott durch Jesus Christus für uns tut?
So stellt sich nun die Frage: Folgst du der Einladung Jesu? Bist du jemand, der sich rufen lässt und ohne Wenn und Aber kommt? Oder ist dir vielleicht noch nicht klar, wie sehr du ihn brauchst?
Erkennst du an, dass du viel zu oft scheinheilig bist wie die Pharisäer und gerade deshalb, wie der Wassersüchtige, einen Helfer, einen Retter, einen Heiland brauchst? Erkennst du, dass du, wie die Gäste bei diesem Festmahl, viel zu oft stolz bist und die Demut Jesu brauchst?
Weil du in deinem Stolz Dinge für dich anmachst, die dir nicht zustehen? Wenn Jesus sich nicht für dich demütigen würde, würdest du von dem Platz, den du zu beanspruchen meinst, verwiesen werden und nur einen kleinen Platz am Tisch im Reich Gottes finden.
Ist dir bewusst, dass du noch viel zu oft egoistisch und berechnend bist, so wie der gastgebende Pharisäer? Und gerade deshalb brauchst du die Großzügigkeit Jesu, der Menschen einlädt, die es überhaupt nicht verdient hätten, an seinen Tisch.
Er lädt dich großzügig ein, auch wenn du mit leeren Händen, ja mit schmutzigen Händen kommst. Wenn du das erkennst und dich darin wiedererkennst, dann komm zu Jesus. Diese Einladung gilt dir.
Es gibt nichts, was gerade dringender oder besser sein könnte. Lerne von den Menschen im Gleichnis, die meinten, andere Dinge seien wichtiger und deshalb müssten sie nicht kommen. Lerne, dass das falsch ist.
Wer die Einladung nicht annimmt, wenn sie ausgesprochen wird, kann vielleicht nicht mehr an den Tisch des Herrn kommen. Komm jetzt, wende dich Jesus zu, erkenne offen im Gebet an, dass du nicht würdig bist.
Höre seine Worte: Gerade die, die für nicht würdig erachtet wurden, sind eingeladen, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Komm zu Jesus mit leeren Händen, denn etwas anderes kannst du sowieso nicht tun.
Komm zu Jesus, erkenne an: Ich brauche deine Hilfe! Demütige dich vor ihm, komm zu ihm und lass dich beschenken aus seiner Großzügigkeit heraus.
Wenn du so zu Jesus kommst und mit ihm lebst, dann darfst du wissen, dass dir die Verheißungen gelten, die wir hören. Wenn wir uns selbst vor Jesus erniedrigen, werden wir mit ihm erhöht werden, wenn er wiederkommt.
Wenn wir großzügig geben, wird es uns vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Wenn wir zu ihm kommen, dürfen wir wissen, dass für uns schon ein Ehrenplatz reserviert ist an seinem Tisch, in seiner Herrlichkeit, für alle Ewigkeit.
Komm zu Jesus, immer und immer wieder.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir danken dir für dein herausforderndes Wort. In diesen Versen haben wir vieles gehört, das uns tief hinterfragt.
Ich bete, dass es uns überführt, dass dein Geist uns zur Buße führt, Herr, und wir zugleich sehen, dass du allein vollkommen das gelebt hast, wozu du uns aufrufst.
Danke, dass du bereit warst, dich für uns zu erniedrigen, dass du in deiner großen Hilfsbereitschaft in aller Demut Mensch geworden bist und am Kreuz von Golgatha für uns und unsere Schuld gestorben bist.
So können wir befreit von Schuld vor dir bestehen. Danke für diese Großzügigkeit, dass du uns reich beschenkst, dass wir aus Gnade allein gerettet werden, ein Geschenk Gottes.
Wir preisen dich dafür. Ich bete, dass niemand, der diese Worte hört, sich von dir abwendet und meint, anderes sei wichtiger.
Herr, ich bete für die unter uns, die meinen, das habe ich schon hundertmal getan, dass wir nicht stehenbleiben, sondern neu erkennen, wie sehr wir das immer wieder brauchen.
Denn du bist noch nicht fertig mit uns, sondern willst uns weiter umgestalten in dein Ebenbild.
Auch wir preisen deine unvorstellbar große Liebe, Herr Jesus! Amen.
Die tiefere Bedeutung der Einladung: Das Reich Gottes und Jesus Christus
Okay, verstanden, aber was hat das jetzt eigentlich mit den Menschen da beim Festmahl zu tun? Was sollen sie daraus lernen? Sie sind ja alle da, eingeladen und gekommen. Will Jesus sie jetzt loben? Nein, ganz sicher nicht.
Jesus spricht hier nicht von dem Mahl, bei dem sie gerade sind. Er meint das Mahl, das eines Tages im Reich Gottes gefeiert wird. Genau darum ging es ja bei der Anrede und der Aussage zu Beginn: „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes.“ Dieses Mahl ist das, worauf Jesus hier Bezug nimmt.
Der Gastgeber dieses Mahls ist Gott, der Vater. Die erste allgemeine Einladung erging an sein Volk, das auserwählte Volk Israel. Eingeladen waren Menschen wie der Obere, der Pharisäer, und seine Freunde, die mit ihm zu Tisch sitzen. Sie sollten auf das Festmahl vorbereitet sein. Dafür hatte Gott seinem Volk seine guten Gebote gegeben, damit sie sich in Heiligkeit kleiden und so leben können, dass sie vor Gott bestehen, wenn der Tag gekommen ist, an dem sie an seinem Tisch sitzen dürfen.
Doch diese Menschen suhlten sich lieber im Dreck ihrer Sünden. Sie waren scheinheilig, stolz und kühl berechnend. Gott sandte Propheten, um sie zu warnen, und schließlich seinen eigenen Sohn, um zu sagen: „Es ist alles bereit, kommt!“ Genau das hatte Jesus verkündet. Das war seine Botschaft: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.“
Doch sie wollten nicht. Die Menschen, die dort am Tisch sitzen, gehören zu denen, die nicht kommen wollten. Sie ließen Jesu Ruf verhallen, lauerten ihm auf, anstatt auf ihn zu hören. Jesus macht deutlich, dass das Konsequenzen haben wird. Wer seine Worte nicht hört und seine Einladung nicht annimmt, wird keinen Platz bei diesem großen Festmahl im Reich Gottes finden.
Stattdessen wird die Einladung an diejenigen gehen, von denen ihr denkt, dass sie niemals dorthin gehören. Die Ausgegrenzten, die in eurer Sicht nichts wert sind: die Armen, die Verkrüppelten, die Blinden und Lahmen, ja sogar die Fremden, die überhaupt nicht dazugehören, die Heiden.
Jesus lädt all diese Menschen ein und tut alles, was nötig ist, damit der Weg in das Reich und zu diesem Festmahl bereitet ist. Genau dazu ist er gerade auf dem Weg zum Kreuz.
Jesus war nicht scheinheilig, sondern heilig und zugleich hilfsbereit. Er offenbarte, wer er wahrhaftig ist: der von Gott gesalbte Christus, der Sohn Gottes. Das zeigte er, indem er das tat, was nur Gott tun kann – er heilte Kranke. Doch letztendlich war er gekommen, um eine viel größere Heilung zu bringen. Er kam, um am Kreuz von Golgatha sein Leben zu geben und uns von der größten aller Krankheiten zu befreien: der Sünde der Menschen. Er ist der Arzt, der Heiland, der hilft, damit Menschen ins Reich Gottes kommen können.
Dabei war er nicht stolz, sondern voller Demut. Das haben wir in der Schriftlesung aus dem Philipperbrief 2,5ff gehört. Er war bereit, den Ehrenplatz beim Vater aufzugeben, obwohl ihm dieser Platz zustand. Obwohl er der Herr aller Herren und der König aller Könige ist, ließ er sich in ärmlichste Umstände hinein als hilfloses Baby geboren. Er demütigte sich und nahm Menschengestalt an. Noch mehr: Er ließ sich verachten und verspotten.
Er war bereit, den Weg bis zum Kreuz zu gehen, den demütigsten aller Tode zu sterben – für stolze Menschen – damit wir Zugang zum Reich Gottes finden. Denn in dem Moment, in dem er starb, öffnete sich der Vorhang im Tempel, sodass Menschen Zugang zu Gott bekommen.
Und dann sehen wir, dass Jesus nicht egoistisch oder berechnend handelt, sondern in großer Großzügigkeit. Er lädt diejenigen in sein Reich ein, die nichts mitbringen können. Denn wer hätte schon etwas, womit er Gott vergelten könnte für das, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat?
Persönliche Entscheidung: Die Einladung Jesu annehmen
So stellt sich nun die Frage: Folgst du der Einladung Jesu? Bist du jemand, der sich rufen lässt und ohne Wenn und Aber kommt?
Oder vielleicht anders gefragt: Ist dir klar, wie sehr du ihn brauchst? Erkennst du an, dass du viel zu oft scheinheilig bist wie die Pharisäer und gerade deshalb einen Helfer, einen Retter, einen Heiland brauchst – so wie der Wassersüchtige?
Erkennst du, dass du, ähnlich wie die Gäste bei diesem Festmahl, viel zu oft stolz bist und deshalb die Demut Jesu brauchst? Denn durch deinen Stolz nimmst du dir Dinge heraus, die dir nicht zustehen. Wenn Jesus sich nicht für dich demütigen würde, dann würdest du von dem Platz, den du meinst einnehmen zu können, verwiesen werden und nur einen kleinen Platz am Tisch im Reich Gottes finden.
Ist dir bewusst, dass du noch viel zu oft egoistisch und berechnend bist, so wie der gastgebende Pharisäer? Gerade deshalb brauchst du die Großzügigkeit Jesu, der Menschen einlädt, die es überhaupt nicht verdient hätten, an seinen Tisch zu kommen. Er lädt auch dich großzügig ein – selbst wenn du mit leeren Händen, ja mit schmutzigen Händen kommst.
Wenn du das erkennst und dich darin wiederfindest, dann komm zu Jesus. Diese Einladung gilt dir. Es gibt nichts, das gerade dringender oder besser sein könnte. Lerne von den Menschen aus dem Gleichnis, die meinen, andere Dinge seien wichtiger und deshalb müssten sie nicht kommen. Erkenne, dass das falsch ist. Wer die Einladung nicht annimmt, wenn sie ausgesprochen wird, kann vielleicht nicht mehr an den Tisch des Herrn kommen.
Komm jetzt, wende dich Jesus zu und erkenne offen im Gebet an, dass du nicht würdig bist. Höre seine Worte, dass gerade die, die für nicht würdig erachtet wurden, eingeladen sind, an seinem Tisch Platz zu nehmen.
Komm zu Jesus mit leeren Händen – etwas anderes kannst du sowieso nicht tun. Erkenne an, dass du seine Hilfe brauchst. Demütige dich vor ihm, komm zu ihm und lass dich aus seiner Großzügigkeit beschenken.
Wenn du dann zu ihm kommst, wird er dich verändern. Er wird dich reinigen und uns immer mehr ausrüsten, damit wir mit Festgewändern an diesem Mahl teilnehmen können. Er möchte uns immer mehr hineingestalten, umgestalten in sein Ebenbild, sodass auch unser Leben immer mehr von wahrer Hilfsbereitschaft, angemessener Demut und echter Großzügigkeit geprägt ist.
Wenn du so zu Jesus kommst und mit ihm lebst, darfst du wissen, dass dir die Verheißungen gelten, die wir hören. Denn wenn wir uns selbst vor Jesus erniedrigen, werden wir mit ihm erhöht werden, wenn er wiederkommt. Wenn wir großzügig geben, wird es uns bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden.
Wenn du zu ihm kommst, darfst du wissen, dass für dich schon ein Ehrenplatz reserviert ist – an seinem Tisch, in seiner Herrlichkeit, für alle Ewigkeit. Komm zu Jesus, immer und immer wieder.
Schlussgebet
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein herausforderndes Wort. In diesen Versen haben wir vieles gehört, das uns wirklich tief hinterfragt.
Ich bete, dass es uns auch überführt und dass dein Geist uns zur Buße führt, Herr. Zugleich sehen wir, dass du allein vollkommen das gelebt hast, wozu du uns aufrufst.
Danke, dass du bereit warst, dich für uns zu erniedrigen. In deiner großen Hilfsbereitschaft warst du bereit, in aller Demut Mensch zu werden und am Kreuz von Golgatha für uns und unsere Schuld zu sterben. So können wir befreit von Schuld vor dir bestehen.
Danke für diese Großzügigkeit, dass du uns reich beschenkst und dass wir aus Gnade allein gerettet werden – ein Geschenk Gottes. Wir preisen dich dafür.
Ich bete, dass niemand, der diese Worte hört, sich von dir abwendet oder meint, dass anderes wichtiger sei. Herr, ich bete für die unter uns, die meinen, das habe ich doch alles schon hundertmal getan, dass wir da nicht stehenbleiben.
Sondern dass wir neu erkennen, wie sehr wir das immer wieder brauchen, weil du noch nicht fertig mit uns bist. Du willst uns weiter umgestalten, hinein in dein Ebenbild.
Auch wir preisen deine unvorstellbar große Liebe, Herr Jesus! Amen!