Einstieg in die Betrachtung der Zeitgeschichte und der Weltnöte
Ich lese nur dieses eine Wort, denn wir wollen heute auch einen Durchblick durch die Zeitgeschichte machen, durch die Zeiteindrücke und das, was uns heute bewegt – ausgehend von diesem Wort, wo Jesus spricht: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, seid mutig, seid unerschrocken! Ich habe überwunden diese Welt. Ich habe gesiegt, die Welt hat verloren.“
Morgens, bevor wir zu diesem herrlichen Frühstück gehen – es ist ja hier so schön, dass da der Korb steht, wo man noch einen Blick in die Zeitungen werfen darf – ist man doch immer wieder erschrocken, was wir täglich an Weltnöten haben.
Die Globalisierung ist ja ein Ausdruck unserer Zeit. Wir haben den ganzen Globus vor Augen. Wenn man heute durch die Welt reist, ob irgendwo in Südamerika oder auf einer Insel im Pazifik, bekommt man sofort alle Nachrichten geliefert. Es dauert keine Stunde, bis in der ganzen Welt irgendwelche Umtriebe bei uns von Neonazis oder anderen Gruppen bekannt werden. Das geht immer global.
Und das, was uns heute immer mehr bewegt, ist, dass wir diese Weltnöte nicht mehr in den Griff bekommen. Die Weltnöte werden immer unheimlicher und immer gewaltiger, so hat man den Eindruck.
Ich weiß auch nicht, wie unsere Politiker sich vorstellen, dass sie mit Billionen von Euros eine Schuldenkrise meistern, indem sie immer neue Schulden aufnehmen. Das kennen wir eigentlich schon von den vergangenen Inflationen her.
Ich will Ihnen keine Angst machen um Ihre Rente, Ihre Rente ist noch sicher, aber die jungen Leute haben es schon ein wenig schwieriger, noch etwas zu erwarten.
Das ist in der Welt so, und wenn die Firma Schlecker ihre Waren nicht mehr losbekommt, dann werden wir in Kürze das erleben, was in der Offenbarung steht: dass die Kaufleute weinen, weil man die vielen Autos ja gar nicht mehr kaufen kann und kaufen will – vom Fahren sowieso nicht mehr.
Wir sind extra gestern angereist, denn wenn man von Stuttgart nach Karlsruhe kaum mehr fahren kann, ohne die riesenhaften Staus auf der Autobahn, dann kommt man zu spät zum Bibelvortrag. So ist die neue Weltentwicklung.
Was mich aber besonders erschüttert und bewegt, ist, dass wir in dieser Welt Lebensmittel hätten, um alle Menschen zu ernähren. Es wären genügend da. Afrika könnte in vielen Ländern so viel produzieren, dass noch ein Überschuss in andere Länder ausgeführt werden könnte. Aber es sind alles Hungerländer geworden.
Selbst die Kornkammer Afrikas, Simbabwe, ist heute eines der ärmsten Länder durch die politische Misswirtschaft einer kleinen Clique von Herrschern.
Und da sehen wir bis hinein in unser Land, wie die Probleme immer mehr ins Riesenhafte steigen und immer gewaltiger werden.
Die Herausforderung angesichts der Weltnöte und die Rolle der Christen
Was können wir eigentlich angesichts der Weltnöte tun? Wenn wir die Fernsehnachrichten anschauen, sage ich mir oft: Sehen Sie diese Nachrichten nicht als Letztes vor dem Einschlafen an. Lesen Sie zum Abschluss lieber noch ein Wort Gottes. Denn es ist schon schwer genug, das alles zu verkraften.
Zurzeit läuft diese schreckliche Sache mit dem Mörder in Toulouse, der von der Polizei belagert wird. Wenn man all das hört und erlebt – die Bürgerkriege, die vielen Toten in Syrien, die Naturereignisse wie Fluten und die Dürre in Spanien – all diese erschütternden Bilder sind schwer zu ertragen. Am schlimmsten ist es, wenn man die ausgemergelten Kindergestalten sieht.
Für uns Christen ist das eine große Herausforderung. Was können wir angesichts dieser Weltnöte tun? Wir sind doch gefragt! In unseren Tagen erschrecke ich immer wieder, dass Christen manchmal den Mund zu voll nehmen. Sie sagen: „Wir Christen zeigen mal, wie wir gute Leute sind.“ Aber das geht meist schief. Schon die eigenen Kinder merken das nicht und schimpfen oft über ihre Eltern. Das ist ganz schwierig.
Auch die Nachbarn schimpfen oft über die Christen. Sie halten sie für ganz besonders komische Leute. Durch unseren Lebenswandel können wir kaum überzeugend wirken. Ich weiß auch nicht, ob Jesus durch seinen Lebenswandel überzeugt hat. Die Leute sagten damals: „Guck mal, das ist ein Weinschäufer.“ Jesus hat durch sein Wort gewirkt.
Die Kraft der Gemeinde heute ist das Wort Gottes, das verkündigt wird. Das verändert Menschen, da ist Leben drin, und da wirkt der Geist Gottes. Darum ist es so schön, dass wir hier auf der Bibelkonferenzstätte Bibelarbeiten haben.
Aber angesichts der Weltnöte: Was können wir denn tun? Warum bevollmächtigt uns Jesus nicht mehr zu handeln? Die meisten Katastrophen dieser Welt sind nicht naturbedingt, sondern von Menschen verursacht. Die meisten Leiden sind durch die Sünde der Menschen entstanden. Wenn wir an die Bürgerkriege, die Vertreibungen und die Diktaturen denken – ich habe es nicht genau gezählt, aber seit dem Zweiten Weltkrieg gab es über hundert schwere Kriege mit mindestens 25 Millionen Toten.
All das ist von Menschen produziert. Viel Elend dieser Welt könnte man leicht meistern. Man erwähnt immer gern das Problem mit dem Wasser: Über eine Milliarde Menschen können nie ein Glas sauberes Wasser trinken. Die Kinder in Afrika trinken oft infiziertes Wasser. Mütter müssen häufig die Hälfte ihrer Kinder in jungen Jahren wegen Durchfällen verlieren. Das ist heute noch die häufigste Todesursache in Afrika, die allein durch schlechtes Wasser verursacht wird.
Die Ungerechtigkeit und Not der Welt im globalen Kontext
Und dann denken wir darüber nach, wie wir zu jenem Fünftel der Welt gehören – dem einen Fünftel, das 80 Prozent des Geldes verbraucht. Sicher, die Banken verbrauchen ein bisschen mehr als gerade Sie, das weiß ich auch. Aber wir gehören zu diesen Begüterten, die sich sehr viel leisten können und denen es gut geht in der Welt.
2,6 Milliarden Menschen, also 2 Milliarden Menschen, haben keine Toilette. Und man weiß, welche Infektionen dadurch entstehen. In den kleinen Gärten, wo das Wasser geholt wird – wenn Sie mal in Bangladesch sind – sitzen die Leute und verrichten ihre Notdurft offen. Die anderen schöpfen dann das Wasser wieder heraus. Das ist eine Not der Welt, bei der man sagt, da können wir denn nichts tun.
Die Müttersterblichkeit ist oft erschütternd. In manchen Ländern liegt sie bei bis zu 70 Mütternsterblichkeit. Man muss sich vorstellen: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes stirbt, ist sehr, sehr hoch. In Indien liegt sie noch bei 38, besonders bei den Armen.
Hunderte Millionen Kinder können nie eine Schule besuchen. Wir hatten in Mosambik, wo unsere Krankenschwestern im Bereich der Basisgesundheit arbeiten, ein Gebiet mit 400 Einwohnern. Dort gab es keinen Arzt, von Operationen ganz zu schweigen.
Am schönsten hat es ein Freund von mir auf den Punkt gebracht. Er hat uns in Äthiopien geholfen. Er war Baumzüchter und hat dort Apfelbäume gezüchtet, die auf den Bergen wachsen, wo es Frost gibt. Diese Frostkeimer sind die besten Früchte Äthiopiens.
Eines Tages war er mit seinem Toyota Pickup unterwegs und sah Mädchen, die schwere Lasten auf ihrem Kopf trugen – dreizehnjährige Mädchen. Er fragte sie, wohin sie denn gehen. Sie antworteten: „40 Kilometer weit zum Markt, wir wollen die Waren dort oben verkaufen.“
Dann fragte er: „Was macht ihr denn von dem Geld?“ Sie sagten: „Wir wollen uns Schulhefte und Bleistifte kaufen, damit wir in die Schule gehen können.“
Das muss man jungen Leuten hier erzählen. Das ist die Welt, in der wir leben.
Realistische Einschätzung und Warnung vor falschen Hoffnungen
Und dann kommt immer wieder die Frage: Was können wir denn tun? Was können wir tun?
In unseren Tagen gibt es auch bei den evangelikalen Christen natürlich – und das ist wichtig – die Meinung, dass man diese Probleme lösen kann. Man sagt, wir müssen nur an die Politik appellieren und die Politiker daran erinnern. Dabei wissen die das auch schon lange. Die UNO hat ebenfalls Pläne, zum Beispiel will sie in zehn Jahren die Weltnöte halbieren, die Armut halbieren und die Aidsinfektionsrate halbieren.
Wir wollen in dieser Zeit aufpassen, und das ist jetzt ganz wichtig für uns: Wir dürfen uns nicht von solchen falschen Träumen täuschen lassen. Wir wollen alles tun, was in unserer Kraft steht, um zu helfen. Aber wir wollen uns nicht von Lug und Trug täuschen lassen. Solche Vorstellungen sind immer wieder Menschenträume, die die Menschheit schon immer besessen hat.
Das war auch die Ursache der Revolutionen, beispielsweise der kommunistischen Revolutionen, als ob man so die Weltnöte beseitigen könnte. Am Ende des kommunistischen Systems hat man Blut und Tränen gesehen – sicher 40 Millionen Tote im russischen Kommunismus. Im Rahmen der Gerechtigkeit werden Menschen irregeführt. Darum sind wir Christen nüchterne Leute. Wir überlegen genau, was man in dieser Zeit angesichts der Welt tun kann.
Wir wollen doch etwas tun, wir wollen tätig sein. Ich erinnere mich noch an die Studentenunruhen, das ist ja schon lange her, in den Sechzigerjahren. Damals war Rudi Dutschke eine bekannte Figur. Er wurde im Fernsehen von Günter Gausch interviewt. Rudi Dutschke sagte: „Wir können eine Welt schaffen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat.“
Günter Gausch fragte: „Wie wollt ihr jungen Leute das machen mit der Studentenrevolution?“ Dutschke antwortete: „Wir müssen nur unseren Verstand in Vernunft transformieren.“ Das Wort „Transformation“ spielt eine ganz große Rolle – es bedeutet Umwandlung. Dann müssen wir nur die Strukturen zerschlagen, und dann kommt eine neue Welt.
Günter Gausch, der einen christlichen Hintergrund hatte, sagte daraufhin: „Ja, Herr Dutschke, woher glauben Sie, dass das überhaupt geht? Der Mensch ist doch gar nicht gut, der kann das doch gar nicht machen.“ Dutschke entgegnete: „Doch, der Mensch ist gut, und das habe ich in der DDR in der Kirche, in der Jungen Gemeinde gelernt. Der Mensch ist gut und kann, wenn er will, alle Nöte der Welt lösen.“
Solche verderblichen Irrlehren breiten sich heute massenweise wieder aus. Man muss nur wollen, und dann machen wir das alles und kriegen das wieder hin. Wir müssen nur alle zusammenstehen und Aktionen starten.
Warum müssen wir das wissen? Weil wir uns vor Frust und Resignation bewahren wollen. Wir brauchen Durchblick im Zeitgeschehen. Wir wollen uns vor falschen Träumen und vor Resignation schützen, denn am Ende kommt die große Enttäuschung.
Es war interessant: Vor ein paar Tagen hat sogar die Weltbank behauptet, es sei in den letzten zehn Jahren gelungen, die Armut der Welt zu halbieren. Das ist immer eine Frage, wie man rechnet. Es gibt verschiedene Rechensysteme. Aber Sie wissen genau, dass die Armut und die Not der Welt gewachsen sind. Sie wächst von Jahr zu Jahr.
Je mehr die Geldentwertung fortschreitet, desto mehr zahlen die Armen die Zeche – und zwar am allermeisten. Die Armut der Welt schreitet furchtbar weiter voran.
Ursachen der Weltnöte und die Bedeutung von Korruption
Deshalb müssen wir noch einmal daran erinnern, was die Ursachen sind – nicht nur die Kriege, nicht nur die Ausbeutung, die ungerechten Strukturen und die Diktaturen, sondern ganz besonders auch die Korruption.
Diese ist heute eine große Not in Afrika. Es gelingt oft nicht, Geld sinnvoll einzusetzen. Ein kenianischer Ökonom, ein Volkswirtschaftler, sagt sogar, es sei am besten, gar keine Entwicklungshilfe mehr zu zahlen, weil das Geld ohnehin nur in den Taschen der Reichen und Eliten landet. Das ist natürlich etwas Erschütterndes, wenn man das feststellt. Doch wenn ein Afrikaner das sagt, ist das für uns ein wichtiger und ernstzunehmender Hinweis.
Auch in Europa ist Korruption schon lange ein großes Problem. Wer hätte gedacht, dass wir hier offen darüber sprechen, wie sie sich in Ämtern ausbreitet und wo Missbrauch stattfindet? Was sollen wir tun?
Wir wissen, wie viele Kriege aus dem Stammestolz der Menschen entstehen, die ihre Rassengrenzen ziehen, aus Blutrache, Neid, Gewalt und Aberglauben. Wir erleben auch Angriffe radikaler Gruppen und Parteien. Was können wir dagegen tun?
Daher ist es ganz entscheidend wichtig, dass wir erkennen: Das Entscheidende ist, das böse Herz des Menschen zu treffen. Darum bitte ich Sie herzlich, keine Aktionen zu unterstützen, bei denen das Evangelium nicht mit dabei ist. Solche Aktionen haben keinen Wert.
Die Bedeutung des Evangeliums und der Gemeinde in der Hilfe
Ich finde es beeindruckend, was heute viele Gruppen leisten, sei es Ärzte ohne Grenzen oder andere Organisationen wie das Rote Kreuz und viele mehr. Sie sind weltweit aktiv und helfen dort, wo Not herrscht.
Das Besondere an uns ist jedoch, dass wir alle Hilfe dorthin lenken können, wo wir sagen: Das Entscheidende ist, dass Menschen vor Gott erneuert werden. Denn die Sünde ist es, die die Menschen verderbt. Hinter all den großen Nöten der Welt steht ganz massiv die Sünde. So viel Hilfe man auch geben mag – wenn das Fass keinen Boden hat, läuft es unten wieder heraus.
Wir müssen uns überlegen, wie wir in unserer schwierigen Zeit, in der uns die Not der Welt so stark trifft, etwas bewirken können. Und das Erstaunliche ist: Wir können tatsächlich etwas tun. In einer Welt, die uns Angst macht mit all dem, was geschieht, sagt Jesus: „Ich habe diese Welt überwunden.“
Vor der Wiederkunft Jesu wird es kein Weltparadies, keinen Weltfrieden und keine Gerechtigkeit auf der Welt geben. Das ist eine traurige Tatsache. Trotzdem dürfen wir die Ungerechtigkeit nicht akzeptieren. Wir wollen helfen und fragen: Was können wir tun?
Für mich ist das Größte, was wir haben, dass Jesus heute schon sein Gottesreich in einer unruhigen Welt beginnt. Er ist der König, der in Menschenherzen einzieht, und dort geschieht etwas Neues. Das ist das ganz Große – das ist doch wunderbar!
Historische Beispiele für die transformative Kraft des Evangeliums
Was geschah in der Geschichte der Germanen, als sie noch Wodan verehrten, in einer grausamen Kriegsreligion, die sie hatten? Dann kam das Evangelium.
Da waren die iroschottischen Mönche, diese Wandermönche, die das Evangelium von Jesus brachten. Sie brachten unserem Land die Botschaft des Friedens. Daraufhin fand eine Bekehrung statt, und eine neue Kultur entstand.
Eine Kultur, in der nicht mehr Wodan verehrt wurde, in der keine Götzen mehr angebetet wurden. Wo ein Bach seine Musik machen konnte und ein Händel. Wo Frieden und Gerechtigkeit herrschten, Universitäten entstanden und Wissenschaften gefördert wurden.
Das ist ein ganz großer Beitrag. Denn dort, wo das Evangelium gepredigt wird, wird auch die Welt verändert. Und ich darf sagen: Das muss zunächst bei uns selbst anfangen, in unserem eigenen Leben. Das ist natürlich wichtig.
Man kann viel tun, aber es ist ganz wichtig, bei sich selbst anzufangen. Das gilt besonders für Christen: Fang du in deinem Leben an. Dann merkst du plötzlich, wie schwierig es ist, dein Leben zu ändern und in der Gerechtigkeit von Jesus zu leben, dich durch den Geist Gottes führen und erneuern zu lassen.
Es war eine Missionarstochter eines Chinamissionars, Pearl S. Buck, die den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Sie war keine gläubige Frau und hat auch keine guten Bücher über ihren Vater geschrieben, aber sie hat etwas sehr Wichtiges gesagt: Was kann man tun angesichts der Weltnot? Bei sich selbst anfangen. In deinem Leben hast du die Chance dazu.
Und das wissen wir als Christen noch viel besser: Durch Jesus können wir etwas bewirken, das von ganz großer Bedeutung ist.
Beispiel moderner christlicher Nächstenliebe und Engagement
Ich möchte heute Mittag einen Film zeigen über eine Ägypterin, eine koptische Christin namens Meggiobran. Sie stammt aus einem sehr reichen und angesehenen Geschlecht. Ihr Mann ist Professor an der Universität.
Meggiobran hatte eine Tante, die viel Gutes tat und Liebe lebte. Als diese Tante starb, fragte sich die junge Mutter von zwei Kindern: Wer wird diesen Dienst jetzt weiterführen? Es schien niemand mehr da zu sein, der diese Aufgabe übernehmen konnte, denn die Tante fehlte nun.
Plötzlich erkannte sie, dass Gott ihr diese Verantwortung vor die Füße legte. Zunächst zögerte sie lange. Schließlich legte sie ihren Schmuck ab – ihr Mann erzählte, wie gern sie Goldschmuck getragen hatte. Danach kaufte sie ein altes, rostiges Auto und fuhr in die Elendsviertel.
Heute Mittag werden Sie hören, wie Meggiobran erzählt, dass es ihr anfangs sehr widerlich war, ein Kind mit Krätze anzufassen. Doch als sie das tat, merkte sie: Jesus will genau das von mir. Es war ein Prozess für sie, zu erkennen, ob sie das wirklich tun kann und ob sie ein Stück dieser neuen Gerechtigkeit von Jesus in ihrem Leben umsetzen kann.
Inzwischen ist Meggiobran, von der wir heute hören, von amerikanischen Senatoren vorgeschlagen worden, den Friedensnobelpreis zu erhalten. Die Verleihung soll im November stattfinden. Ihre Arbeit hat so weite Kreise gezogen.
Uns geht es jedoch nicht um die Ehrungen, die die Welt für solche Dienste vergibt. Vielmehr wollen wir in unserem eigenen Umfeld etwas bewirken. Natürlich können wir die Welt verändern, aber wir sollten uns von dem Gedanken verabschieden, die ganz großen Lösungen allein bewirken zu müssen. Solche Aufgaben hat uns der Herr nicht in die Hand gegeben, und wir haben keine Vollmacht dazu.
Aber wir können anfangen, in einer oft unbarmherzigen Welt Liebe zu zeigen. Ich freue mich über jeden, der in dieser Welt wirkt und Zeichen der Liebe und Hilfe setzt. Ob jemand ein ausländisches Kind bei sich aufnimmt und ihm bei den Schulaufgaben hilft, damit es den Schulabschluss schafft – das ist wertvoll.
Dabei gehört auch dazu, dem Kind ein Zeugnis von Jesus zu geben. Es ist wichtig, dass ein Kind, auch wenn es muslimisch ist, einmal etwas von Jesus hört – von Erneuerung und Hoffnung. Dann können Sie ihm noch Geschichten von Jesus erzählen. Das ist doch wunderbar.
Christliches Engagement in Geschichte und Gegenwart
Was das ist? Das waren doch die Christen, die im vierten Jahrhundert angefangen haben, Krankenhäuser zu bauen. Das hat nicht die Welt erfunden, das waren immer Christen. Diese Krankenhäuser waren an die Kirchen angegliedert, sogenannte Hospitalkirchen, oft verbunden mit Klöstern. Dort waren mutige Menschen, die die Pestkranken pflegten, während andere aus Angst vor Ansteckung die Kranken mieden.
Diese Menschen sagten: Wir fürchten unser Leben nicht in einer unheimlichen Welt, denn wir wissen, dass Jesus diese Welt überwunden hat. Er macht uns stark zum Dienen.
Sehr interessant ist auch, dass es gar nicht so sinnvoll ist, die Welt immer nur von ihrer Schreckensseite zu betrachten. Man kann sich die Bilder kaum noch ansehen. Früher gab es Absprachen unter den Presseorganen, dass solche Bilder nicht gezeigt werden durften. Heute sieht man ständig Bilder von getöteten Menschen und ähnliches. Leider ist das so, und es zermürbt einen. Es macht einen auch irgendwo brutal und hart.
Man kann sich die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges kaum vorstellen. Wie war das damals? Im Januar wurde die Stadt Kalf von kriegerischen Horden im Hochwinter überfallen, und alle Häuser der Stadt wurden niedergebrannt. Die Bevölkerung floh vor dem kalten Winter in die Wälder. Doch wo fanden sie überhaupt Schutz?
Der Dreißigjährige Krieg war eine Zeit, in der die Nächstenliebe der Christen wie kaum zu einer anderen Zeit geblüht hat. Man half einander, ohne zu fragen, was mir gehört und was dir. Plötzlich wurde eine tätige Liebe spürbar.
Es ist kein Wunder, dass die schönsten Glaubenslieder in dieser schlimmen Katastrophe entstanden sind. Diese Zeit war für die heimische Bevölkerung noch viel schlimmer als der Zweite Weltkrieg. Dort entstand etwas von der Nähe Christi, von der Erfahrung: Ich habe die Welt überwunden. Menschen wurden gestärkt und befähigt zum Dienen und Helfen. So kann man etwas verändern.
Darum bitte ich Sie, nicht einfach große Parolen nachzubeten. Das macht heute überall die Politik. Für uns Christen ist es wichtig, wieder zu erkennen, dass wir im Verborgenen etwas tun können – eine kleine Tat.
Von Philipp Friedrich Hiller gibt es ein schönes Lied „Von der Saat des Samenkorns“. Dort heißt es: Auch wenn unsere kleine Tat unsichtbar und wenig erscheint, bewirkt sie im Ganzen doch etwas Großes, wo Gott Frucht wirken lassen kann.
Wir wollen nicht vor den ungerechten Strukturen dieser Welt und dem, was geschieht, erschrecken. Stattdessen wollen wir an unserer Stelle wirken, weil wir dazu die Vollmacht von Jesus haben und gebraucht werden.
Beispiele christlichen Engagements im Kampf gegen Unrecht
1772 war Grenville Sharp in England ein kaufmännischer Angestellter. Eines Tages sah er auf der Straße einen Sklaven. Damals war Sklaverei noch üblich. Sharp bemerkte, dass der Sklave sehr krank war. Als er ihn fragte, erzählte der Sklave, dass sein Herr ihn weggestoßen habe, weil er krank sei. Nun sitze er auf der Straße, und niemand kümmere sich um ihn.
Daraufhin nahm Grenville Sharp den Mann mit in sein Haus und pflegte ihn gesund. Kaum war der Sklave wieder gesund, kam sein Eigentümer und verlangte ihn zurück. Sharp erwiderte, das könne nicht sein. Er begann daraufhin, Jura zu studieren, um zu erforschen, wie das in der englischen Gesetzgebung geregelt sei. Als gläubiger Jesusjünger wollte er herausfinden, ob ein einzelner Mensch etwas gegen diese Ungerechtigkeit tun könne.
Er stellte fest, dass in England Sklaven rechtlich keine Menschen, sondern Sachen waren. Sachen konnte man besitzen. Daraufhin begann er einen Kampf gegen die Sklaverei. Andere schlossen sich ihm an, darunter auch ehemalige Sklavenhändler, die sich bekehrt hatten. Einer von ihnen war Kapitän John Newton, der nach seiner Bekehrung das bekannte Lied „Amazing Grace“ schrieb.
Sharp suchte einen Parlamentarier, der ihn unterstützte. Er fand William Wilberforce, der mit 22 Jahren der jüngste Abgeordnete im Parlament war. Wilberforce sagte zu Sharp, dass er im Parlament nicht seine eigene Karriere verfolgen dürfe, sondern den Kampf für Jesus und sein Reich führen müsse. Die gläubigen Menschen in England bewirkten so die Abschaffung der Sklaverei, weil ein Mann sensibel wurde für ein Unrecht.
Das finde ich immer noch beeindruckend: Man kann viel tun, an seinem Platz für Menschen eintreten und Liebe üben. Das ist wunderbar. Auch in Stuttgart gibt es viele evangelikale Einrichtungen und Werke. Dort war eine Kaufmannsfrau namens Charlotte Reilen. Sie hatte in der Nähe des heutigen Kaufhauses Breuninger ihren Laden, das Kaufhaus Reilen. Ihr Mann war Kaufmann, bürgerlich, aber nicht entschieden für Jesus. Das zweite ihrer Kinder starb im Babyalter.
Die Mutter war tief gebrochen und ging in die Leonhardskirche. Dort predigte ein Erweckungsprediger, und sie kam zum Glauben an Jesus. Es ist erstaunlich, wie schwere Ereignisse Menschen zu Jesus führen können. Charlotte Reilen stieß in Stuttgart viele Werke an – eine Frau im 19. Jahrhundert. Man sagt oft, es seien die Männer gewesen, aber sie baute das erste Mädchengymnasium in Stuttgart, damit Mädchen Bildung bekommen.
Die Gläubigen erkannten den Bedarf. Übrigens war der Prediger, der sie zum Glauben führte, auch der Gründer des Stuttgarter Tierschutzes. Für die Tierfreunde unter uns: Die Pietisten begründeten den Tierschutz. Das ist ein Geschenk von Jesus an die Welt.
An meinem Platz, da wo ich bin, muss ich nicht sagen, ich könne nichts tun. Man kann an seinem Platz viel bewirken, gerade angesichts der Weltnöte. 50 große Einrichtungen wurden geschaffen, nicht nur Missionsvereinigungen, sondern viele diakonische Werke für Mägde und Knechte, die es damals gab. Bis hin zum großen Diakonischen Haus in Stuttgart in der Rosenbergstraße – eine Gründung von Charlotte Reilen.
Ihr Mann sagte, nachdem sie zum Glauben gekommen war, er könne nicht mit einer „geisteskranken“ Frau zusammenleben. Sie sei Christin geworden, also spinne sie. Er ging nach Amerika, wo er ebenfalls zum Glauben an Jesus fand. Dieses Ehepaar Reilen wirkte gemeinsam.
Sie kennen alle das Bild vom breiten und vom schmalen Weg. Dieses Bild stammt von Charlotte Reilen. Sie kennt auch das bekannte Bild von den Ladungslinien. Die Eisenbahn führt nicht, wie manche behaupten, in die Hölle. Charlotte Reilen war technisch sehr versiert und nicht technikfeindlich. Sie sagte aber, dass die Entheiligung durch die moderne Verkehrstechnik, insbesondere die Eisenbahn, dazu führen werde, dass die Sonntagsheiligung kaputtgeht und wir keinen echten Sonntag mehr haben, wenn man ständig unterwegs ist.
Wie recht sie hatte: Seitdem gibt es kaum noch einen echten Sonntag. Deshalb führt die Eisenbahn in diesem Bild oben in die Hölle, wenn man es sich noch einmal anschaut.
Was so eine Frau bewirken konnte, versteht man, wenn man sieht, wie sie im Gehorsam gegenüber Jesus lebte. Selbst wenn man es schwer im Leben hat, kann man angesichts der Weltnöte etwas bewirken.
Viele von Ihnen haben gewirkt, nicht nur unsere Schwestern unter uns, sondern auch Einzelne, bei denen Gott etwas auf die Füße gelegt hat. Solange wir atmen, werden wir gebraucht, erst recht im Alter. Wir sind immer im Dienst. Es gibt keinen Ruhestand – das wäre ja furchtbar. Wir sind immer im Dienst.
Herr, gebrauche mich, zeige mir, wo Menschen sind, denen ich dienen darf. Ich will Liebe üben, auch in deinem Namen. Darum ist es für uns besser, nicht einfach den großen Aktionen der Welt nachzulaufen, sondern immer tiefer zu fragen: Was können wir heute tun?
Das Allerschönste ist, dass es Gemeinden gibt – Jesusgemeinden – überall auf der Welt.
Die Kraft der Gemeinde und das Wachstum des Glaubens unter Verfolgung
Das ist für mich immer wieder ganz großartig, wenn wir die Weltgeschichte einmal durch die Brille der Christen vor Ort betrachten. Selbst die schwere Stalinverfolgung in Russland mit ihren schrecklichen Straflagern hat dort dazu geführt, dass die Jesusgemeinde auf ganz wunderbare Weise gewachsen ist.
In den Straflagern waren die Jesusgläubigen, und sie haben die Nähe von Jesus erfahren. Die Gemeinden sind trotz allem Druck und aller Behinderungen gewachsen. Es ist kein einfacher Weg auf dem Kreuzesweg der Gemeinde, aber darum sind wir fürbittend diejenigen, die dahinterstehen und sagen: Wir stärken das in einer unheimlichen Welt.
Wir wissen, dass diese Welt durch eine sehr, sehr schwere Zeit geht, durch den Fürsten der Welt. Aber wir freuen uns, dass es überall Menschen im Namen von Jesus gibt, die wirken. Und sie wirken Großes, Wunderbares und Beeindruckendes, gerade auch in aussichtslosen Lagen.
Es war ja interessant, dass im Kommunismus in Russland Kommunisten einmal gefragt haben: Woher kommt es eigentlich, dass die Christen so einen Einfluss haben? Die Bibeln wurden ja nicht zum Drucken erlaubt, die Gemeinden waren oft verboten und trafen sich illegal. Sie standen unter Druck und Beobachtung.
Dann haben die Parteifunktionäre festgestellt, dass die Christen verlässliche Arbeiter in der Fabrik sind. Im Kommunismus lügen sie nicht und betrügen nicht. Darum genießen sie großes Vertrauen unter ihren Mitarbeitern und werden ernst genommen.
Außerdem haben sie festgestellt, dass Christen niemanden ungetröstet sterben lassen. Das wäre heute auch wieder eine wichtige Aufgabe. Die Kommunisten merkten, wenn in der Stadt oder in der Straße jemand war, der nicht wusste, was er im Sterbebett sagen sollte. Dann gingen die Christen hin, blieben bei den Sterbenden, verkündeten das Wort Gottes und ließen niemanden ohne Trost sterben.
Das war so wunderbar, weil die Christen auch hilfsbereit waren. Dort werden auf einmal wieder die ganz normalen Dinge wichtig, die man heute oft unterschätzt: das Wunder der Gemeinde, wo Liebe lebt, wo man sich versteht und wo man miteinander Verantwortung trägt.
In der Dritten Welt ist das ganz furchtbar, denn dort wird die reale Macht des Teufels massiv erlebt durch Aberglauben, Okkultismus und Zauberpriester, die das öffentliche Leben beherrschen. Die Menschen sind so gefangen, dass sie überall nur diese Geisterwelt sehen.
Was ist da wunderbar, wenn Christen vor Ort sind, die diese Geisterfurcht abgelegt haben, weil sie wissen: Jesus ist der Herr. Sie sagen ihren Mitmenschen einfach: Du kannst das tun.
Das fängt schon beim Bearbeiten des Ackers an. Das ist der Grund, warum viele bei den Masai durch Zauberei kein Gemüse anbauen. Sie glauben an die Mutter Natur, die man bei uns ja wieder einführen will. Die Mutter Natur darf bei ihnen nicht mit der Hacke bearbeitet werden, sondern es wird nur Viehzucht betrieben.
Doch sie müssen wieder lernen: Ja, das ist Gottes Auftrag. So hat Gott die Welt geschaffen, dass sie angebaut werden kann. Ich brauche Gemüse, um gesund zu sein. Das ist etwas Wunderbares, wenn Menschen ermutigt werden.
Gerade in der Missionsarbeit ist es das Allerschönste, in Menschen zu investieren. Ich würde immer auch den Missionsgesellschaften raten, keine großen Hilfszahlungen zu geben, sondern die Menschen anzuleiten, selbst zu arbeiten und zu helfen, damit sie ihre Arbeit besser tun können.
Das Wunderbare ist, dass es Jesusgemeinden gibt. Sie sind sogar die besten Evangelisten vor Ort, weil sie die Sprache sprechen und die Leute kennen. Wir können ihnen helfen, eine gute Ausbildung zu bekommen, indem wir in Bibelausbildungsstätten investieren.
So haben junge Leute eine Chance auf Zukunft. Sie brauchen keinen Luxus, aber es ist wichtig, dass es christliche Universitäten gibt, dass dort Bücher vorhanden sind, dass Rundfunkanstalten arbeiten können.
Ganz wichtig ist heute auch die Investition in Heilanstalten, etwa zur Behandlung von Alkoholsucht. Auch das ist wunderbar.
Wir hatten eine ganze Reihe unserer Mitarbeiter zusammen mit den Gnadauer Brasilienmissionarinnen in Brasilien. Dort haben die Gemeinschaftsleute die besten Alkoholentziehungsanstalten aufgebaut.
Unsere jungen Leute, die vor etwa einem Jahr dort waren, waren ganz überwältigt. Sie haben erlebt, wie Jesus Ketten durchschneidet, Menschen freimacht und erneuert.
Das ist das Größte, was man heute erleben kann: ein Zeugnis für eine gottlose Welt, in der die finsteren Mächte besiegt werden können.
Die Bedeutung von Evangelisation und Gebet in schwierigen Regionen
Haiti ist das ärmste Land auf der westlichen Hemisphäre – Haiti, nicht Tahiti, das ist ein Luxusland. Haiti liegt auf der Insel Hispaniola, zusammen mit der Dominikanischen Republik. Dort ist Haiti unheimlich arm. Seit 200 Jahren war keine Kolonialmacht mehr beherrschend tätig.
Viele sagen, dass nur der Kolonialismus diese Länder arm gemacht hat. Das stimmt jedoch nicht. Haiti hat seit 200 Jahren keinen Kolonialherren mehr gehabt. Auch Äthiopien hatte keine Kolonialherren, ist aber trotzdem ein sehr armes Land. Es war also nicht die Kolonialherrschaft, die diese Länder ausgebeutet hat.
Was ist dann der Grund für die Armut in Haiti? Der allerschlimmste Aberglaube, den es gibt: der Voodoo-Kult. Ich habe oft meine Freunde gefragt, was die Geschichte sagt. Wir können nicht darüber sprechen, aber man hört nachts die Leute schreien – furchtbare Dinge, die im Voodoo-Kult ablaufen. Und das wird oft sogar von Christen mitpraktiziert. Dieser schreckliche Voodoo-Kult, der aus Afrika nach Haiti kam, hat die Menschen arm gemacht. Es geht um die Beherrschung finsterer Mächte.
Die Christen haben schon lange erkannt: Wenn wir hier in unserem Land etwas bewirken wollen, dann müssen wir helfen, dass durch Evangelisation dieser Voodoo-Kult besiegt wird. Erst wenn dieses Land von der Herrschaft dieser dunklen Teufelsmächte befreit ist, dann hat es eine Zukunft.
Vor ein paar Jahren gab es eine große Revolution in Haiti, und manches hat sich verändert. Die Christen haben zum Gebet aufgerufen und gesagt: Herr, durchbrich die Macht des Voodoo-Kults! Es gab eine Feier, die vom Staat arrangiert wurde – zweihundert Jahre Haiti. Die Voodoo-Priester aus dem ganzen Land wurden zusammengerufen. Wissen Sie, was passiert ist? Sie haben so viel Streit miteinander bekommen, dass die Feierlichkeiten zur Erneuerung und Hingabe an Voodoo gar nicht stattfinden konnten. Das war ein Wunder Gottes, ein Wunder, was der Herr tun kann.
Wir haben etwas Ähnliches in Kinshasa erlebt. Der Kongolesische Bürgerkrieg ist vielen bekannt. Der Kongo war einst eines der reichsten Länder, doch durch die Herrschaft der Eliten wurde das Land ausgeplündert. Kabila, ein Revolutionär, übernahm das Land von einem bankrotten Staatschef. Es gab einen großen Bürgerkrieg, und die Rebellen standen kurz vor der Einnahme von Kinshasa. Der Staatspräsident sagte, sie würden die Stadt bis zur letzten Kugel verteidigen.
Die Christen riefen zum Gebet auf. Eine kleine Rundfunkstation in Kinshasa verbreitete die Botschaft: Wir beten, damit dieses Blutbad vermieden wird. Und was geschah? Der oberste General sagte zum Staatschef: „Hier sind meine Waffen, ich werde nicht mehr weiterkämpfen.“ Dieser General war ein evangelischer Christ. Er wurde erschossen, aber Kinshasa wurde ohne einen Tropfen Blut vom Diktator befreit.
Nach einigen Monaten riefen die Christen zu einer Dankfeier im Stadion auf. Über 130.000 Menschen waren dort, obwohl nur 80.000 hineinpassten. Sie feierten, dass Kinshasa ohne Blutvergießen befreit wurde, weil Gott wirken kann und Gebete eine große Bedeutung haben.
Darum ist es wichtig, auch für die Ereignisse in Nordkorea und für die verfolgten Christen zu beten. Wir beten nicht nur, dass sie freikommen, sondern dass der Herr dort seine Ziele weiterhin verfolgt – auch unter all dem Druck. Wir wünschen ihnen nicht, dass es ihnen so schlecht geht wie uns, sondern dass der Herr sie führt. Er hat die Lösung und wird das Beste daraus machen, damit die Herrschaft des Teufels gesprengt wird.
Fürbitte ist für uns sehr wichtig. Ich hatte eine blinde Urgroßmutter in Hülben. Wenn jemand zu Besuch kam, musste man immer aus dem Missionsblatt, dem „Heidenboden“, vorlesen. Sie wollte beten und kannte die Orte der Welt. Heute gibt es dort blühende Gemeinden.
Das ist für uns das größte Wissen: Diese Welt wird so nicht heil werden. Eine Welt, die auf das Gericht Gottes zugeht und der Wiederkunft Jesu entgegensieht. Aber in dieser Welt baut Jesus seine Herrschaft auf. Das ist eine wichtige Ermutigung für uns, an unserem eigenen Ort zu beten und zu sagen: Wir wollen der Treue Jesu Zeugnis geben, auch wenn wir nur zu zweit oder zu dritt im Gebetskreis sind. Herr, tu du noch einmal Großes!
Dann schauen wir plötzlich die jungen 15- und 16-Jährigen ganz anders an. Herr, was kannst du aus dem Leben dieser jungen Leute wirken? Sie können einmal die Säulen deiner Gemeinde sein.
Ausblick auf die Zukunft der Kirche und das Wirken in schwierigen Zeiten
Ich glaube nicht mehr daran, dass Europa wieder ein christliches Abendland wird. Diese Hoffnung habe ich nicht, auch nicht für unser Volk. Wir wissen, dass das Evangelium zur Zeit von Jesus ein Fremdkörper war. Jesus wurde in Bethlehem geboren, in einer Krippe, und am Kreuz hingerichtet. So wird es immer wieder sein. Doch das Wunder geschieht, dass Jesus gerade in diesen wirren Tagen seine Gemeinde baut. Das erleben wir.
Vor einem Jahr haben wir ein solches Wunder erlebt: Einer unserer Mitarbeiter, der christliche Fachkräfte international betreut, hat eine Anstellung an der kommunistischen Staatsuniversität von Pjöngjang bekommen. Die Regierungsleute sagten ihm: „Wir wissen, dass Sie ein bekennender Christ sind. Hier dürfen Sie nicht missionieren.“ In der Ewigkeit wird offenbar werden, was er trotzdem bewirken konnte. Wir schreiben nichts darüber, aber wir sprechen darüber.
In Pjöngjang entsteht eine christliche Universität – natürlich nicht unter dem Namen „Christen“ – mit lauter wiedergeborenen Professoren. Man kann das im Internet unter pust.kr, Korea, Pust nachlesen. Es ist eine Universität für Wissenschaft, deren Mitglieder oft sagen: „Wir sind Christen, wir wollen nur Nordkorea helfen.“ Wie das Reich Gottes gebaut wird, dafür beten wir: Herr, lass aus diesem Werk Frucht entstehen, trotz aller Beobachtungen durch den Staatssicherheitsdienst.
So war es auch in der DDR und im Dritten Reich. Der Herr ist größer als jede Besatzung. Das gilt auch in Laos, in Kambodscha und in Zentralasien. Meine vereinfachte Formulierung lautet: Wo das Evangelium verfolgt wird, wächst es; bei uns hingegen hat es Schwindsucht. Denn Verfolgung war immer der Samen der Christen.
Darum ist es so wichtig, in unseren Zeiten angesichts der Weltnöte nicht zu klagen. Wenn wir in der Zeitung oder im Fernsehen von einer weiteren Katastrophe hören, dann sollten wir sagen: Herr, jetzt ruf deine Kinder zusammen und lass ein Zeugnis abgelegt werden. Erns Vater hat mir das vor seinem Tod sehr ergreifend erzählt: Die ersten, die sich freiwillig in Fukushima gemeldet haben, waren Gemeindeglieder der Gemeinde in Fukushima, die in dem verstrahlten Gebiet geholfen haben. Sie fürchteten nicht, was mit ihnen geschehen würde, und liebten ihr Leben nicht bis zum Tod.
Das war ein beeindruckendes Zeugnis für die japanischen Heiden. Ein sehr hoher Prozentsatz der Helfer waren Christen. Bis heute ist das ein wunderbares und wichtiges Zeichen, dass Gott seine Leute überall in der Welt hat, auch in all den Krisengebieten.
Was haben Christen nicht schon für Zeichen gesetzt gegen all das Böse, das dort geschieht? Darum ist es so wichtig: Die Sünde muss besiegt werden. Das kann nicht durch Regierungserlasse geschehen, sondern nur, wenn wir im Gehorsam gegenüber Gott bleiben. Dann kann der Herr wieder Großes wirken – auch in der Welt.
So ist ein neuer Anfang möglich, ein Neuanfang. In der Welt habt ihr Angst, aber seid mutig, seid unerschrocken und geht in diese Welt hinein. Denn Jesus baut auch heute sein Reich in dieser Welt.
Zeugnis aus Indien und die Bedeutung der Evangelisation
Ein guter Freund von mir hat in den Slums von Bombay eine große Sozialarbeit mit Christen aufgebaut. Sie sind von Hütte zu Hütte gegangen und haben den Menschen dort geholfen, obwohl die Hütten oft sehr einfach und aus Blech waren.
Dann waren wir bei einem großen kirchlichen Werk und haben gefragt, ob sie uns finanziell ein wenig unterstützen könnten. Dort war ein hoher Kirchenrat, der für die Hilfe in Indien zuständig ist. Er sagte: "Das ist ja alles toll, was ihr macht mit der Sozialarbeit, aber warum evangelisiert ihr denn? Ihr evangelisiert in den Slums, das sind doch Hindus! Ihr dürft doch nicht evangelisieren. Deshalb gibt es immer wieder Streit, große Zusammenstöße zwischen den Religionen. Ihr seid schuld daran, dass Christen und Hindus sich bekämpfen und Steine werfen."
Mein Freund Sibi Samuel antwortete: "Im Islam ist noch nie ein Stein gegen einen Evangelisten geflogen." Daraufhin sagte der Kirchenrat: "Was? Sie kennen Indien offenbar gar nicht. Es gibt doch immer wieder Unruhen." Sibi Samuel entgegnete: "Die sind aber nie in den Slums gewesen. Denn in den Slums wohnen die Kastenlosen. Die sind im Hinduismus ausgestoßen, sogenannte Outcasts. Sie haben keine Zukunft und dürfen nicht zu Gott kommen. Die Brahmanen, also die Obersten in der Klassengesellschaft, werfen Steine. Aber von den Kastenlosen wurde noch nie ein Stein auf einen Evangelisten geworfen. Denn diese Menschen wollen hören, dass sie Gottes Kinder sein dürfen, dass Jesus sie sucht und dass Gott sie liebt."
Und das sollen wir ihnen verschweigen? Darum ist es ein Unrecht, wenn wir den Ärmsten der Armen das Evangelium vorenthalten. Es ist auch ein Unrecht, wenn wir Muslimen verschweigen, dass Jesus ihre Lasten und Sünden trägt. Denn die Muslime haben keine Sündenvergebung. In keiner Religion der Welt gibt es eine echte Vergebung der Sünden oder eine Heilsgewissheit. Und dann sollen wir schweigen?
Deshalb sprechen wir nie schlecht über andere Religionen und reden auch nicht über sie. Aber wir sprechen von Jesus, dass er der Sohn Gottes ist, der in diese Welt gekommen ist. Es gibt heute große Aufbrüche in allen Religionen, auch unter den Buddhisten. Dort werden Kirchen angezündet, zum Beispiel in Sri Lanka. Trotzdem ist die Botschaft des Evangeliums eine wunderbare Freudennachricht.
Darum stehen wir über allen Sozialhilfen, die wir geben. Missionen geben ohnehin schon 80 Prozent ihrer Mittel für Sozialaufgaben aus, für Krankenhäuser, Krankenpflege und Speisung. Das ist heute kein Problem mehr. Wichtig ist, dass das Evangelium nicht vergessen wird.
Darum müssen wir darauf achten und daran denken: Wir wollen nur dort tätig werden, wo den Menschen ganzheitlich geholfen wird. Denn die Menschen sind allein gelassen in ihrem Götzenglauben. Sie brauchen Erneuerung und neue Ermutigung für ihr Leben. Darum ist es so herrlich, dass Gott sein Reich auch in dieser Zeit baut. Darüber freuen wir uns, sind fröhlich und hoffen, dass wir in dieser Zeit noch etwas tun können.
Wir wollen Zeichen der Liebe von Jesus setzen. Es ist großartig, wenn wir heute ein wenig sehen und erzählen dürfen, was alles geschieht – ermutigend und stärkend. So brauchen wir uns nicht frustrieren zu lassen über Enttäuschungen und vieles, was in den Kämpfen der Welt daneben geht. Stattdessen können wir uns freuen, dass das Reich Jesu heute gebaut wird.
Schlussgebet und Danksagung
Lieber Herr, wir wollen dir danken, dass du diese Welt überwunden hast – diese Welt mit all ihrer Ungerechtigkeit, auch mit meiner Sünde, meiner Ichsucht, meinem Neid, meiner Habgier und meinem Unrecht.
Du bist der Sieger, weil du befreiend hineintreten willst, auch zu vielen Menschen, die heute leiden. Im Evangelium öffnest du eine Tür, auch in unseren Tagen.
Ganz herzlichen Dank, dass du das schaffst. Zeige uns, wie wir im Zeitgeschehen helfen können. Gib uns den Durchblick, wie du in dieser Zeit wirkst und dein Reich baust.
Ganz herzlichen Dank, lieber Herr. Amen!