
Also, Teil Nummer drei: Reich Gottes.
Der König herrscht. Heute habe ich acht Minuten mehr Zeit als sonst, deshalb wird es ein bisschen länger.
Im ersten Vortrag der Reihe zum Reich Gottes ging es um die Zentralität dieses Begriffes. Es gibt einen Begriff, über den man selten predigt, obwohl das Reich Gottes in der Bibel überall vorkommt. Wahrscheinlich ist es sehr zentral und wird von vielen erwähnt. Das fängt beim Herrn Jesus an, geht über die Apostel weiter und zieht sich letztlich bis in unsere heutige Zeit.
Beim letzten Mal haben wir eine erste Definition versucht. Wir haben festgestellt, dass ein Königreich aus zwei Bestandteilen besteht: Auf der einen Seite gibt es den König, der herrscht, und auf der anderen Seite das Volk, das beherrscht wird.
Wir haben versucht, eine einfache Definition zu geben: Das Reich Gottes ist die Gemeinschaft derer, die von Gott regiert werden.
Heute möchte ich mit euch der Geschichte des Königs noch ein wenig folgen. Ich möchte den Gedanken, dass ein König kommt, noch einmal durch die Bibel hindurch begleiten.
Ihr braucht eine Bibel. Wenn ihr keine habt, sind hinten welche vorhanden. Ich werde wahrscheinlich eine andere Übersetzung verwenden, aber versucht, ein wenig mitzulesen und zumindest den Gedankengang nachzuvollziehen.
Der Gedanke eines künftigen Königs oder Herrschers wird an einigen Stellen in der Bibel nachgezeichnet. Wir beginnen ganz am Anfang, bei 1. Mose 49, Vers 10, einer etwas kryptischen Stelle, die folgendermaßen lautet:
„Nicht weicht das Zepter von Juda noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis dass der Schilo kommt; dem gehört der Gehorsam der Völker.“
Hier wird dem Stammvater Juda etwas verheißen: Sein Stamm, die Juden, sollen zu einem Zeiger an einer prophetischen Uhr werden. Sie zeigen an, wann der Schilo kommt.
Der Begriff „Schilo“ ist nicht ganz einfach zu übersetzen. Die beste Übersetzung lautet etwa: Schilo ist der, der kommt, um das Zepter zu empfangen. Es handelt sich also um einen Begriff für einen Herrscher. Woher weiß man das? Eines ist auf jeden Fall klar: Bei aller geheimnisvollen Formulierung gilt, dass der, der kommt, den Gehorsam der Völker erhält. Es geht also um ein weltweites Reich, das hier verheißen wird.
Diese Verheißung richtet sich an den Stamm Juda. Daraus lässt sich schließen, dass der, der da kommt, auch selbst aus diesem Stamm stammt. Wenn man sich die jüdischen Rabbiner anschaut, war das völlig klar: Hier ist der Messias gemeint.
Es gibt aramäische Übertragungen zum Alten Testament, die man als eine Art Hoffnung für alle betrachten kann. Dort wird diese Stelle folgendermaßen erläutert:
„Könige und Herrscher sollen nicht aufhören, aus dem Haus Jakobs zu kommen, noch Schriftgelehrte aus seinem Samen, die die Jüngsten seiner Söhne die Tora lehren, bis zu der Zeit, wenn der Messias-König kommen wird, und wegen ihm werden die Nationen dahinschmelzen.“
So viel Targum Jonathan, eine aramäische Übersetzung beziehungsweise Übertragung, die fast schon als kleine Predigt verstanden werden kann. Sie zeigt, was die Menschen damals dachten, wenn sie diesen Vers lasen:
„Nicht weicht das Zepter von Juda noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis dass der Schilo kommt.“ Sie verstanden darunter jüdische Herrschaft bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Messias-König kommt.
Entsprechend stellt sich die Frage: Wann soll er kommen? Solange Juda beziehungsweise die Juden noch eine autonome Regierung haben, so lange soll der Schilo irgendwann kommen. Der Name „Juden“ leitet sich vom Stamm Juda ab. Das, was man im Neuen Testament als Juden bezeichnet, war quasi eine Fortsetzung des Stammes Juda. Deshalb besteht eine enge Beziehung zwischen diesen beiden Begriffen.
Für die Rabbiner war der Moment, in dem diese Regierung nicht mehr existierte und die Juden nicht mehr autonom waren, entscheidend. Sie sahen diesen Zeitpunkt als den Moment an, an dem der Messias hätte kommen müssen. Dies war, als die römische Besatzungsmacht den Juden das Recht entzog, einen Verbrecher hinzurichten.
Dazu gibt es eine Geschichte von Rabbi Rahmon: Er berichtet, dass es im Sanhedrin einen Aufruhr gab, als man den Juden dieses Recht nahm. Jemand rief: „Wehe uns, denn das Zepter wurde von Juda weggenommen und der Messias ist nicht gekommen.“
Die Rabbiner verstanden also genau: Wir sind eigentlich in der Zeit angekommen, in der sich diese Prophezeiung hätte erfüllen müssen. Der Schilo hätte kommen müssen, weil wir gerade das Zepter verloren haben. Die Verheißung besagt, dass solange Juda noch autonom ist und sich selbst regiert, der Messias kommen muss.
Wann genau die Römer den Juden dieses Recht entzogen, ist nicht ganz klar. Manche sprechen vom Jahr sieben nach Christus, der Talmud erwähnt das Jahr dreißig nach Christus. Aber eines ist sicher: Hier liegt eine erste Verheißung auf einen Messias-König vor, der über die Völker herrschen wird.
Wenn ich diesem Gedanken weiter folge, komme ich in 1. Samuel 2 zu Hanna. In 1. Samuel 2, Vers 10 feiert Hanna ihren Gott mit den Worten:
„Der Herr wird richten die Enden der Erde, er wird seinem König Macht verleihen.“
Dabei sind wir noch lange nicht bei den Königen, noch lange nicht bei David. Im Moment befinden wir uns gerade mal bei den Richtern, das ist alles, was wir bisher haben. Trotzdem kann Hanna prophetisch sagen, dass der Herr die Enden der Erde richten und seinem König Macht verleihen wird. Sie spricht von der Erhöhung des Horns seines Gesalbten, seines Messias.
Hier liegt eine Prophetie auf einen kommenden König vor, einen Gotteskönig, der Macht erhalten wird. Wenn man ein Horn erhöht, bedeutet das immer so viel wie jemandem Großmacht verleihen. Hörner stehen immer für Macht. Ihr kennt das Bild von den Wikingerhelmen: Je größer das Horn, desto mehr Einfluss hat der Träger. Das ist einfach nur ein Bild. Im Alten Testament bedeutet das Erhöhen der Hörner immer, dass Könige zu Macht kommen.
Nun gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir haben Schilo, wir haben Hanna, und jetzt kommen wir zu David. David ist ein König, der seinem Gott einen Tempel bauen will. Doch Gott winkt ab und sagt: „Lass sein!“ Statt dass David Gott ein Haus baut, will Gott ihm ein Haus bauen, schenkt ihm eine Dynastie. In 2. Samuel 7, Vers 11 heißt es:
„So verkündigt dir nun der Herr, dass der Herr dir ein Haus machen wird.“
In Vers 16 beschreibt Gott diese Dynastie:
„Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig.“
Hier wird König David verheißen, dass auf seinem Thron immer ein Nachfahre sitzen wird – eine Dynastie von Dauer. Für den König war das wie der absolute Jackpot. So etwas wollte man hören: Dass die eigene Dynastie nicht aufhört – das ist einfach großartig.
David versteht das auch so. In 2. Samuel 7 lesen wir weiter in den Versen 18 und 19, wo David über das, was Gott ihm versprochen hat, reflektiert. Er sagt:
„Da ging der König David hinein und setzte sich vor dem Herrn nieder und sagte: Wer bin ich, Herr, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast? Und das war noch zu gering in deinen Augen, Herr, du hast sogar über das Haus deines Knechtes auf ferne Zukunft hingewiesen und dies als Weisung für Menschen, Herr.“
Also haben wir jetzt Schilo, einen Messias-König, der kommen soll. Wir haben die Verheißung, dass Gott seinen König einsetzen wird. Und wir haben David, dem gesagt wird, dass seine Dynastie und seine Königsherrschaft niemals aufhören werden.
Merkt ihr, wie sich das durchzieht?
Dann komme ich zu Maria, die eine Begegnung mit dem Engel Gabriel hat. In Lukas 1 lesen wir etwas über die Erfüllung der Prophezeiung an David. Dieses Königtum, dieses Königreich, wird immer noch von einem Herrscher aus deinem Haus regiert. Deine Dynastie wird nicht enden, sondern ewiglich in Jesus erfüllt.
Hören wir Lukas 1, Vers 30: „Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Du sollst seinen Namen Jesus nennen. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Der Herrgott wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit. Sein Königtum wird kein Ende haben.“
Ist das nicht großartig? Wir haben Schilo, wir haben die Prophezeiung bei Hanna, wir haben David, dem zugesagt wird: Deine Dynastie wird nie aufhören, dein Königtum wird ewig sein, ich werde mich persönlich darum kümmern. Dann haben wir Jesus, der als Nachfahre Davids genau diese Idee vom König erfüllt und das Königreich aufrichtet, das tatsächlich ewig herrscht.
Mit der Geburt des Herrn Jesus ist der König auf der Erde angekommen. Als legitimer Nachfahre Davids besteigt er den Thron. Nun bleibt die Frage: Wann genau tut er das? Wann ist seine Inthronisation? Das ist eine spannende Frage, die sich aus dem Alten Testament beantworten lässt.
Im Alten Testament gibt es prophetische Psalmen. Wenn man sie liest, merkt man, dass der Verfasser zwar selbst der Schreiber sein kann, aber nicht unbedingt über sich selbst spricht. Das, was dort steht, ist oft zu viel, um es auf die eigene Person zu beziehen. Ein bekanntes Beispiel ist Psalm 16, in dem David schreibt, dass er nicht im Grab verrotten wird. Petrus nimmt darauf Bezug und erklärt, dass David sich selbst damit nicht gemeint haben kann. Denn die Gräber sind noch da, man kann nachschauen, und David ist längst verrottet. Auf wen bezieht sich das also? Diese Psalmen sind messianisch.
Psalm 2 ist ein solcher messianischer Psalm. Er konfrontiert uns inhaltlich mit der Inthronisation des Königs. In Psalm 2, Verse 1 und 2 heißt es: „Warum toben die Nationen und sinnen eiteles, die Völkerschaften? Es treten auf Könige der Erde und Fürsten tun sich zusammen gegen den Herrn und seinen Gesalbten.“
Man könnte fragen: Wann war das? Behaltet Psalm 2 im Hinterkopf, denn wir werden ihn noch durchgehen und dabei auch in die Apostelgeschichte schauen. Dort lesen wir, dass Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat verhört werden. Ihnen wird vieles angedroht. Anschließend kehren sie zurück in die Gemeinde.
In Apostelgeschichte 4, ab Vers 23 hören wir, wie die Gemeinde auf die Verfolgung der ersten Christen durch den Hohen Rat reagiert: „Als Petrus und Johannes entlassen waren, kamen sie zu den Ihren und verkündeten alles, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Die Gemeinde aber erhob einmütig ihre Stimme zu Gott und sprach: Herrscher, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist, der du durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast“ – und dann zitieren sie Psalm 2: „Warum tobten die Nationen und sannen eiteles, die Völker? Die Könige der Erde standen auf, und die Fürsten versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.“
Dann fragen sie: Wann war das? In Vers 27 heißt es: „Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss vorher bestimmt hat, dass es geschehen sollte.“
Das ist beeindruckend. Wir lesen Psalm 2 und fragen die ersten Christen, wann sich das erfüllt hat. Sie antworten: Genau jetzt. Das ist gerade geschehen. Schau doch mal hin.
Alle haben sich gegen diesen Jesus verschworen, gegen diesen Gesalbten. Wir springen noch einmal zurück zu Psalm 2. Ich sage, das ist ein messianischer Psalm. Wir dürfen ihn also jetzt aus der Perspektive lesen, dass es eigentlich um den Moment der Kreuzigung und der Auferstehung geht – um das, was im Zentrum unseres Glaubens steht.
Ich fange noch einmal von vorne an: Warum toben die Nationen und sinnen die Völker eiteles? Es treten Könige der Erde auf und Fürsten tun sich zusammen gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten. Sie sagen: „Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!“
Der Herr, der im Himmel thront, lacht; er spottet über sie. Dann spricht er sie an: In seinem Zorn, in seiner Zornglut schreckt er sie.
Jetzt müssen wir eines verstehen: Aus einer himmlischen Perspektive war der Mord an dem Herrn Jesus eine Rebellion. Deswegen dieser Ausruf: „Lasst uns zerreißen ihre Bande!“ – gemeint sind die Bande des Herrn und seines Gesalbten. Aber genau das Gegenteil passiert. Statt Gott loszuwerden, indem man ihn kreuzigt, setzt Gott seinen Gesalbten in diesem Moment als König ein.
Psalm 2, Vers 6: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg!“ Wann war das? Am Kreuz. Woher nehme ich das? Weil der Text weitergeht und uns als Nächstes mit der Auferstehung konfrontiert.
Psalm 2, Vers 7: „Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben.“ Jetzt spricht der Gesalbte. Er sagt: „Er hat zu mir gesprochen: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.“ Lasst euch durch diese Formulierung nicht verwirren. Hier wird beschrieben, wie es im Alten Orient üblich war, wenn man die Inthronisation eines Königs schilderte. Könige galten damals immer als Göttersöhne; sie wurden als Stellvertreter Gottes auf Erden angesehen.
Diese Sprache wird verwendet, aber wir dürfen uns wieder die Frage stellen: Was ist damit konkret gemeint, wenn es heißt „Heute habe ich dich gezeugt“? Wenn man jemanden zeugt, dann bekommt er neues Leben, oder? Genau das ist hier gemeint. Da ist jemand tot, und er bekommt neues Leben.
Man könnte fragen: „Jürgen, woher nimmst du das? Ist das nicht ein bisschen zu weit hergeholt?“ Ich bin immer froh, wenn ich die Bibel mit der Bibel auslegen kann. Deshalb lassen wir unseren Finger in Psalm 2 und springen in Apostelgeschichte 13.
Dort wird nämlich das Zitat „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt“ verwendet. Bitte bezieht euch darauf: Apostelgeschichte 13,29. Wir springen mitten in eine Predigt, die Paulus hält. Es ist eine evangelistische Predigt. Würdet ihr mir zwei Stunden Zeit zum Predigen geben, würde ich euch auch die ganzen Kapitel vorlesen, aber das geht nicht.
Apostelgeschichte 13,29: „Und nachdem sie alles vollendet hatten, was über ihn geschrieben ist, nahmen sie ihn vom Holz herab und legten ihn in eine Gruft. Gott aber hat ihn aus den Toten auferweckt. Und er ist mehrere Tage hindurch denen erschienen, die mit ihm hinaufgezogen waren von Galiläa nach Jerusalem, die jetzt seine Zeugen an das Volk sind. Wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung, dass Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus erweckte, wie auch im zweiten Psalm geschrieben steht: ‚Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.‘“
Schön, oder? Jetzt wissen wir es. Wir haben den König, der am Kreuz gekrönt wird. Wir haben die Erfüllung von Psalm 2, Vers 7: „Heute habe ich dich gezeugt“ – die Auferstehung.
Jetzt lesen wir weiter, wieder zurück in Psalm 2. Ich fange noch einmal mit Vers 6 an: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg.“
„Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben: Er hat zu mir gesprochen: Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.“ Hier spricht Gott, der Sohn, über das, was Gott, der Vater, zu ihm gesagt hat. Er spricht davon, dass er auferweckt worden ist – und zwar zu einer Herrschaft. Er wurde auferweckt, um König zu werden.
Psalm 2 geht weiter: Was hatte der Vater zum Sohn gesagt? Vers 8: „Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und zu deinem Besitz die Enden der Erde.“
Cool, oder? „Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern wie Töpfe.“ Geschirr zerschmettern.
Merk dir, was hinter der Auferstehung für eine Dominanz steckt. Hier wird tatsächlich der Beherrscher der Welt eingesetzt, der den Namen über jeden Namen hat, vor dem sich jedes Knie beugen muss.
Achtung: Wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, was wir über das Reich Gottes schon wissen. Es ist in der Welt, aber nicht von der Welt. Es ist eine Herrschaft, die sich niemandem aufzwingt. Es ist eine Herrschaft über Herzen. Es ist das Angebot, sich freiwillig dem ewigen König zu unterwerfen.
Aber es ist trotzdem nichts weniger als ein Reich, das die ganze Erde umfasst – bis an die Enden der Erde.
Also: Seit Golgatha liegt Weltgeschichte in den Händen Jesu. Und das mag uns irgendwie nicht so vorkommen, doch das ist die Realität.
Wir nehmen nur die normale Geschichte wahr: Da ist mal wieder ein Krieg, da ist eine Hungersnot, irgendwo fehlt etwas. Das ist das, was wir mitbekommen.
Aber im Hintergrund wächst ein ganz anderes Reich. Im Hintergrund wächst das Reich Gottes. Im Hintergrund herrscht – und das ist die eigentliche Realität, das ist das, was ewig ist – das Reich Gottes. Und er herrscht, weil sich die Weltgeschichte seinen Zielen unterwerfen muss.
Deswegen endet Psalm 2 ab Vers 10 mit folgenden Aufforderungen: „Und nun, ihr Könige, handelt verständig; lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und jauchzt mit Zittern! Küsst den Herrn, damit er nicht zürne und ihr auf dem Weg umkommt; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!“
Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal darüber nachgedacht habt, dass mit diesen Worten der Herr Jesus gemeint ist. Ich hoffe, wenn ich sie so vorlese, spürt ihr etwas von der Dringlichkeit dieser Beschreibung: Furcht, Zittern, Zorn – wehe denen, die sich diesem König in den Weg stellen.
Glücklich sind alle, die sich bei ihm bergen.
Also, was wollte ich zeigen? Ich wollte euch darstellen, wie sich mit der Inthronisation des Königs die Verheißungen aus 1. Mose 49, 1. Samuel 2, 2. Samuel 7 und noch einigen weiteren erfüllen. Diese habe ich euch jetzt nicht alle vorgelesen. Dabei wollte ich zeigen, wie sich Prophezeiungen erfüllen und wie ab Golgatha tatsächlich neben dem Reich Gottes die anderen Weltreiche plötzlich nur noch eine unbedeutende Nebenrolle spielen – und zwar ganz egal, wie groß sie sind.
Wir brauchen diesen Blick auf die Weltgeschichte. Weltreiche werden wirklich beiseitegeschoben. Das Kreuz bringt die Herrschaft eines neuen, alles überragenden, ewigen Königs, der völlig zu Recht in der Offenbarung als der König der Könige und der Herr der Herren beschrieben wird. Das ist nichts Zukünftiges. Versteht ihr? Das ist heute der Fall.
Deswegen möchte ich euch eine falsche Vorstellung skizzieren. Es ist falsch zu denken, jetzt sei Endzeit, es herrsche der Teufel, wir warteten auf den Antichristen, und erst wenn Jesus wiederkommt, richtet er sein Reich auf. Diese Sicht halte ich für falsch, weil der König der Könige nicht irgendwann herrscht, sondern genau jetzt.
Wenn wir in die Offenbarung blicken – und zwar einfach nur die Offenbarung lesen –, dann sehen wir den Thronsaal Gottes. Wisst ihr, da sitzen Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht beieinander und spielen Skat, bis Harmagedon kommt, weil sie bis dahin nicht wissen, was sie tun sollen. Nein, ich schaue in den Thronsaal Gottes und denke: Wow, das ist ein Thronsaal, und alles, was dort passiert, ist Regentschaft. Hier wird regiert, hier wird entschieden, wie die Weltgeschichte läuft. Das geschieht durch Siegelbrechen, Trompeten und Zornesschalen. Das ist Herrschaft, da passiert etwas.
Und zwar nicht irgendwann am Ende, sondern jetzt schon bis zum Schluss. Und wenn du denkst, vielleicht regiert ja nur der Vater dort falsch, wenn wir ans Ende der Offenbarung gehen, dann kommt doch die Braut Christi vom Himmel herab. Am Ende der Offenbarung wird die Gemeinde beschrieben. Und zu dieser Gemeinde wird gesagt, dass dort ein Thron ist – ein Thron, aus dem ein Strom des Lebens hervorgeht.
Das ist ein wunderschönes Bild. Ihr müsst euch vorstellen: Gemeinde, mittendrin der Thron, und aus dem Thron fließt ein Strom des Lebens. Es ist deshalb ein schönes Bild, weil es zeigt, wie vom Thron her regiert wird und worin die Herrschaft Gottes besteht. Es ist nämlich nicht eine Herrschaft, die darin besteht, andere Menschen durch militärische Gewalt zu unterwerfen – wie wir das gerade in Mariupol gesehen haben –, sondern die Herrschaft Gottes wächst, weil ein Strom des Lebens fließt. Menschen werden konfrontiert, ja überrascht – nicht von Bomben, sondern von der Liebe Gottes, davon, dass Gott ihnen Anteil geben möchte an seinem ewigen Leben.
Das ist der Strom des Lebens, der vom Thron her fließt, und die Menschen können sich jetzt aus diesem Strom des Lebens ihren Durst nach Leben stillen. Das ist die Herrschaft, über die wir reden.
Nun lesen wir Offenbarung 22, weil ich euch den Thron zeigen möchte. Wie gesagt, das ist die Beschreibung der Gemeinde, mittendrin. Das ist heute, das ist die Beschreibung von uns – allerdings aus einer himmlischen Perspektive. Wir schaffen es nicht immer, uns so zu sehen, wie wir dort beschrieben werden.
Offenbarung 22:1-3
Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes, mitten auf der Straße der Stadt. Und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt. Und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen. Und es wird kein Fluch mehr sein. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen.
Zwei Dinge: Zum einen lesen wir in Vers 1 und Vers 3 vom Thron Gottes und des Lammes. Zum anderen, wo dieses „Gott-Duo“ herrscht, wird der Durst nach Leben gestillt, es gibt ewiges Leben, und die Nationen – habt ihr das gesehen? – also die Heiden, finden Heilung. Das nur, damit wir verstehen, was hier beschrieben wird.
Und das ist nicht Zukunft, das ist Gegenwart. Das ist die Beschreibung der Herrschaft des Messias-Königs durch die Gemeinde auf der Erde. Das ist nicht Ewigkeit, nur weil es hinten in der Offenbarung steht. Manchmal wird das so gerne behauptet, aber das stimmt nicht. Das ist nicht Ewigkeit, das ist nicht nachdem alles neu ist, sondern hier gibt es noch Heiden, und die finden Heilung, weil sie konfrontiert werden mit der Gemeinde und mit dem, was die Gemeinde ihnen zu bieten hat. Und das ist ewiges Leben.
Heute dürfen Heiden sich der Herrschaft Gottes unterstellen. Sie dürfen eintreten in Gottes Reich, sie dürfen an ihrer Seele gesund werden. So stellt sich der Herr Jesus Herrschaft vor.
Und das ist wahrscheinlich auch das Problem, warum wir diese Herrschaft nicht so wahrnehmen. Wir schauen bei Herrschaft immer auf militärische Präsenz, immer auf Dominanz, Einfluss, wer beherrscht wen und wer unterdrückt wen. Und jetzt kommt ein König, der ganz anders ist und sagt: Ich herrsche über Menschen, indem ich Liebe verschenke, ewiges Leben gebe und Menschen heil mache.
Merk dir: Das ist so anders. Da gibt es einfach keine Schlagzeilen. Das wirst du nie im Deutschlandradio hören. Aber das ist die eigentliche Herrschaft, die Gott interessiert und die heute stattfindet.
Offenbarung 3,21
Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf dem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.
Also die Frage: Herrscht nur der Vater? Nein, es herrscht der Sohn auf dem Thron des Vaters – im Moment und im Hintergrund die Weltgeschichte. Ist das nicht schön?
Ich habe die Weltgeschichte und in der Weltgeschichte Menschen, die einen freien Willen haben. Trotzdem, obwohl der Mensch einen freien Willen hat – Gott hat nicht alles vorherbestimmt, das ist überhaupt nicht biblische Lehre – hat Gott in dieser ganzen Geschichte so etwas wie ein Vetorecht. Weil er die ganze Sache überblickt.
Ihr müsst euch das vorstellen: Gott steht da und hat ein Ziel mit dieser Welt. Und eigentlich ist ihm das, was auf dieser Welt abläuft, relativ egal, weil er einfach nur Menschen sieht, die heil werden, Menschen, die gerettet werden. Und davon kann er nicht genug bekommen.
Jetzt lässt er die Weltgeschichte laufen, überblickt sie und sorgt dafür, dass er sie bis zum Ende so lenkt, dass möglichst viele Menschen das Reich Gottes erkennen und heil werden. Ich will es mit meinen Worten sagen – und vielleicht geht euch das zu weit –, aber ich meine, dass jeder, der in seinem Herzen gerne gerettet werden möchte, weil er genug hat von diesem Leben, Gott und das Evangelium findet und in der Ewigkeit bei Gott ankommt.
Dieser Macht kann sich niemand widersetzen, nicht einmal der Teufel. Versteht ihr, es gibt das Reich Gottes, und ich glaube, wir brauchen diesen Blick auf das Reich Gottes, weil diese Welt uns häufig so wegzieht mit diesem: „Weißt ihr, jetzt ist schon wieder hier kein Fluchtkorridor, dort sind die Weizenpreise explodiert, und wie soll ich meine Gasrechnung im nächsten Jahr bezahlen?“ Es ist so, das beschäftigt uns.
Lasst uns einfach einen Schritt zurückgehen und sagen: Scheiß drauf, interessiert mich nicht, wird Gott irgendwie machen. Ja, aber hey, dahinter wächst das Reich.
Das Eigentliche, was wächst, die eigentliche Herrschaft, findet ganz anders statt: da, wo Gott einlädt.
Kolosser 1 sagt: Er – und gemeint ist Gott der Vater – hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Das ist entscheidend: Menschen schaffen den Sprung aus der Finsternis in das Reich seines lieben Sohnes.
Jesus ist heute auf der Erde anwesend, nicht persönlich, aber durch uns, weil wir Gemeinde sind und sein Geist in uns wohnt. Deswegen ist er da, und er herrscht.
Verrückt, oder? Hast du dich jemals als jemand gesehen, der herrscht oder der irgendwo in diese Pläne mit einbezogen ist, eine ganze Welt zu unterwerfen? Aber eben nicht zu unterwerfen, indem man sie unterdrückt, sondern indem man sie mit Liebe gewinnt? Hammer, oder?
Und Jesus muss herrschen. Im 1. Korintherbrief schreibt Paulus, er muss herrschen, bis alle Feinde unter seine Füße gelegt sind – und dann kommt irgendwann auch dieser letzte Feind dran.
Der Herr Jesus herrscht, und ich weiß, dass er jetzt herrscht. Ich will das einfach noch ein bisschen untermalen.
Wenn manche Leute sagen, das kommt immer erst noch, nein, das ist jetzt. Wir merken das schon am Ende des Matthäusevangeliums. Dort sagt er: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Was heißt das? Das heißt, dass der Vater ihm bereits die absolute Autorität über das Universum bestätigt hat. Der Vater sagt hier: Du bekommst alles. Er hat es anscheinend gefordert. Ja, hier hast du: Mir ist alle Macht gegeben.
In Psalm 110 lesen wir von David. Psalm 110 beschreibt den Moment, wenn der Messias sich im Himmel nach der Kreuzigung, nach der Auferstehung und nach der Himmelfahrt im himmlischen Thronsaal hinsetzt. Das ist der Moment.
Hört euch das an, Psalm 110, die ersten beiden Verse, von David, ein Psalm, Spruch des Herrn für meinen Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten! Da sagt der Vater zum Sohn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße. Den Stab deiner Macht wird der Herr aus Zion ausstrecken, herrsche inmitten deiner Feinde!
Zwei Dinge: Erstens verspricht der Vater dem Sohn den Sieg, und zweitens fordert der Vater den Sohn nach der Himmelfahrt auf, zu herrschen.
Da stehen wir gerade.
Wenn wir den Bogen schlagen wollen zu einem Text, den wir schon kennen: Damit erfüllt sich Daniel 7 – das Bild von den vier Tieren und dem Menschensohn. Vier Tiere, vier Weltreiche, und dann kommt am Schluss der Mensch.
Wir merken schon an den Bildern, dass das ganz andere Herrschaftsformen sind. Das eine ist nur grausam und brutal, zerreißt und beherrscht. Und dann kommt einer, der einfach intelligent, liebevoll und barmherzig sein kann.
Nochmal Daniel 7, die beiden Verse, weil sie so gut passen, Vers 13:
Ich schaute in Visionen der Nacht. Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm.
Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird.
Herrschaft, Ehre, Königtum – das ist, was der Menschensohn bekommt vom Vater. Ihr wisst, das ist ein Messias-Titel. Das ist, was der Menschensohn bekommt: eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und ein Königtum, das nicht zerstört wird.
Warum ging es mir heute darum? Mir ging es darum, dass wir, als wir uns letztes Mal mit einer Definition beschäftigt haben, was das Reich Gottes ist, festgestellt haben, dass es einen König gibt und ein Volk, das von ihm beherrscht wird.
Wir haben als Definition gesagt: Das Reich Gottes ist die Gemeinschaft derer, die von Gott regiert werden. Das ist richtig. Heute wollte ich, dass wir verstehen, wer denn bitteschön der König ist.
Ich wollte mit euch einmal durch die Bibel hindurch einem roten Faden folgen, damit wir verstehen: Das ist keine flapsige Idee am Ende der Bibel, so nach dem Motto, „übrigens, da gibt es in der zweiten Nachkommenschaft auch noch die Idee, dass Jesus König ist“. Sondern von Anfang an steht da im Raum, dass ein König kommen wird. Es wird gesagt, wann und aus welchem Stamm, aus welcher Dynastie, aus welcher Familie. Dann kommt der König, er wird intronisiert und er herrscht heute.
Heute ist die Zeit, in der er auf dem Thron sitzt und diese Welt regiert – und zwar in seinem Sinn. Mir ist das wichtig, weil wir aufpassen müssen, dass wir, wenn wir Weltgeschichte betrachten, nicht nur auf das schauen, worauf alle Heiden schauen. Das ist das, was in den Nachrichten kommt, und denken, das wäre Weltgeschichte. Nein, das ist es nicht. Das ist einfach nur, wenn man so will, der Hintergrund.
Vor diesem Hintergrund spielt sich die eigentliche Geschichte ab, die man nicht sehen kann. Sie spielt sich in den Herzen ab, weil Menschen Seele für Seele gewonnen werden. Denn das ist die eigentliche Geschichte, um die es wirklich geht: eine ewige Herrschaft.
Und das Schöne ist: Er muss regieren, weil der Vater ihm die Herrschaft gegeben hat. Der Vater versichert ihm, dass er bei ihm ist und dafür sorgen wird, dass es nicht an Kraft, Autorität, Vollmacht oder irgendetwas fehlt. Er wird regieren, bis tatsächlich der letzte Feind besiegt ist.
Und das ist mein letzter Vers: Denn der letzte Feind, der besiegt wird, ist der Tod. Wenn das passiert, dann wird der Sohn sein Reich nehmen. Es sind Menschen, die aus freien Stücken für sich entschieden haben: „Ich möchte diesem König folgen.“
Er wird das Reich nehmen und es als Geschenk seinem Gott und Vater geben. Das ist das endgültige Ziel. Wenn der Sohn mit seiner Herrschaft fertig ist, dann hat er Menschen – Menschen, die ihn abgrundtief lieben, weil sie einfach restlos, ein Stückchen hoffnungslos begeistert sind von diesem Gott.
Er wird diese Menschen nehmen, und dann heißt es in 1. Korinther 15,28: „Wenn ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem ist.“ Damit der Vater zu der Ehre, der Herrschaft und der Herrlichkeit kommt, die ihm gebührt.
Das ist das eigentliche Ziel. Da sind wir noch nicht, wir sind noch davor. Noch ist der Herr Jesus dabei zu regieren, noch ist er dabei, seine Herrschaft aufzurichten.
Ich kann uns allen eigentlich nur raten, diese Welt mit ein bisschen Distanz zu betrachten und festzustellen, dass das, was eigentlich passiert, gar nicht so zu sehen ist. Dass das Ewige passiert und wir deshalb dem Zeitlichen vielleicht nicht ganz so viel Aufmerksamkeit widmen müssen.
Auf alle Fälle müssen wir uns keine Sorgen machen. Amen.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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