Ich mache es kurz: Mein Name ist Michael Kotsch, ich bin 51 Jahre alt. Mit 14 Jahren bin ich zum Glauben an Jesus Christus gekommen, was mein weiteres Leben stark beeinflusst hat.
Ich habe Theologie, vergleichende Religionswissenschaft und Ökologie studiert. Ich bin verheiratet, wir haben drei Kinder.
Ich wohne in Detmold, arbeite dort in einer örtlichen Gemeinde mit und bin gleichzeitig Dozent an der Bibelschule Brake. Außerdem unterrichte ich an einigen anderen theologischen Ausbildungsstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Darüber hinaus schreibe ich ab und zu einige Bücher.
Persönliche Vorstellung und thematische Einführung
Nun zum Thema von heute Abend: Hier zwei Beispiele aus dem, was mir in den letzten Jahren so begegnet ist. Es sind nur Beispiele davon.
Ich predige in einer Gemeinde, und nach dem Gottesdienst kommt ein Mann auf mich zu. Dabei muss ich schon etwas vorsichtig sein, denn nach moderner, gegenwärtiger, postmoderner Lesart ist gar nicht ganz klar, um was für eine Person es sich handelt. Also: Dieser Mann kommt auf mich zu, aber eigentlich ist es eine Frau beziehungsweise es ist eine Frau und eigentlich ein Mann.
Jedenfalls kommt diese Person nach dem Gottesdienst auf mich zu und spricht mich an: Zuerst einmal mit „Herr Kotsch“ und so. Dann sagt sie, dass sie ein Problem hat. Wir setzen uns in die Ecke, und dann berichtet mir diese Person, dass sie früher ein Mann gewesen war. Sie hat eine Geschlechtsumwandlung hinter sich, und diese liegt auch schon ein paar Jahre zurück. Dennoch hat sie irgendwie den Eindruck, doch keine richtige Frau zu sein.
Jetzt stellt sie die Frage: Was soll ich denn jetzt machen? Will Gott, dass ich jetzt weiter als Frau lebe, oder will Gott, dass ich wieder als Mann lebe? Und sie hätte gerne von mir eine Antwort darauf.
Das wäre doch eine Aufgabe für irgendeine theologische Examensarbeit. Das könnte ich Ihnen dann mit nach Hause geben, und dann sehen wir weiter. Was würdet ihr darauf antworten? Ich sage jetzt nicht, was ich darauf geantwortet habe, das können wir ja später noch besprechen. Das war ein Beispiel.
Begegnungen mit Fragen zur Geschlechtsidentität
Zweites Beispiel
Ich bin in einer Gemeinde und halte einen Vortrag. Danach kommt eine junge Frau, etwa 16 oder 17 Jahre alt, auf mich zu. Sie erzählt mir, dass sie ein schwieriges Problem hat. Ihre Lehrerin hat ihr gesagt, dass sie vielleicht ein Junge sei. Nun ist sie unsicher, ob sie tatsächlich ein Junge oder doch ein Mädchen ist.
Woher kam das? Im Unterricht hatten sie über Jungen und Mädchen gesprochen. Die junge Frau hatte erwähnt, dass sie gerne sehr legere Kleidung trägt, also lieber Hosen und Kleidung, wie sie vielleicht eher Jungen tragen. Noch dazu spielt sie gerne Fußball. Daraufhin sagte die Lehrerin zu ihr: „Vielleicht bist du eigentlich ein Junge.“
Seit diesem Zeitpunkt trägt die junge Frau diese Aussage mit sich herum. Innerlich grübelt sie darüber, ob sie nun ein Junge oder ein Mädchen ist.
Es gab dann ein längeres Gespräch. Das hier ist nur ein Beispiel von Menschen, die mir in den letzten Monaten und Jahren begegnet sind. Es zeigt, was heute in der postmodernen Welt mit Männern, Frauen, Ehe und all dem passiert.
Veränderungen in der Gesellschaft und die Neudefinition von Familie
Manchmal geschieht dies fernab der Gemeinde, beziehungsweise die Gemeinde bekommt es erst mit, wenn dieser Prozess bereits weit fortgeschritten ist. Vielfach erfahren wir davon auch erst sehr spät, weil diejenigen, die die öffentliche Sprache bestimmen, die Begriffe, die uns wichtig sind, schon längst umdefiniert haben – zum Beispiel der Begriff Familie.
Wenn man beim Bundesministerium in Deutschland für Familie nachliest, wie dort Familie definiert wird, stellt man fest, dass das Ministerium den Begriff Familie bereits vor Jahren umdefiniert hat. Vielleicht denkt man, wenn ein deutscher Politiker sich äußert und sagt: „Ich bin für die Werte der Familie“, dann meint er das im christlichen Sinne. Das ist jedoch nicht der Fall.
Heute bedeutet Familie in der deutschen Politik einfach, dass Erwachsene mit Kindern zusammenleben. Das ist alles. Welchen Geschlechts die Erwachsenen sind oder ob die Kinder ihre eigenen sind oder von jemand anderem stammen, spielt dabei keine Rolle. Wenn zwei Frauen zusammenleben und Kinder adoptiert haben, dann ist das Familie. Wenn drei Männer zusammenleben und die Kinder von irgendwoher kommen, dann ist das ebenfalls Familie.
Vor einem Jahr gab es in der Stadt München einen Familienpass. So etwas gibt es in manchen deutschen Städten im Sommer. Der Pass soll Eltern den Zugang zu öffentlichen Schwimmbädern und ähnlichen Einrichtungen zu einem günstigeren Preis erleichtern. Die Stadt München hat diesen Pass ebenfalls herausgegeben.
Auf dem Frontblatt dieses Papiers, das man erhalten konnte, waren zwei Familien abgebildet: einmal zwei Männer mit Kind und dann zwei Frauen mit Kind. Das ist Familie nach der Lesart der Stadt München. Eine Familie mit Mann, Frau und Kind kam auf dem Blatt gar nicht vor. Und selbst wenn sie abgebildet worden wäre, wäre man sich nicht sicher, ob das Paar verheiratet ist oder ob die Kinder wirklich ihre eigenen sind. Das interessiert heutzutage ohnehin niemanden mehr.
Damit befinden wir uns mitten in der Debatte darüber, wie in der postmodernen Gesellschaft Familie, Liebe und Geschlechtlichkeit definiert und verstanden werden. Das weicht vermutlich von dem ab, was viele von euch aus der Vergangenheit kennen, was auch ich gewohnt bin und was ich aus der Bibel erkenne. Dort finde ich eigentlich nur eine klare Angabe: Ein Mann soll eine Frau heiraten, und sie sollen sich treu sein und einander lieben bis zum Ende ihres Lebens.
So einfach ist das in der Bibel formuliert. Natürlich ist das Ausleben davon manchmal schwieriger, wie manche von euch wissen, die verheiratet sind. Aber das ist eigentlich das Grundkonzept, nach dem wir vorgehen sollen. Im Normalfall segnet Gott ja auch, und es gibt Kinder. Für diese sind die Eltern zuständig und sollen sich um sie kümmern.
In etwa zehn Prozent der Fälle in Deutschland können Paare keine Kinder bekommen. Das liegt aber nicht daran, dass sie sich dagegen entscheiden, sondern weil es aus biologischen Gründen nicht möglich ist. Das ist dann eine ganz andere Frage.
Begriffliche Entwicklungen und Gender Mainstreaming
Diese neue Definition von Familie und Geschlechtern nennt man in der Fachsprache Gender oder Gender Mainstreaming. Im deutschen Sprachgebrauch spricht man auch manchmal von Geschlechtergerechtigkeit. Allein an diesen Begriffen merkt man schon die Vielfalt der Ansätze. Oft werden die Köpfe durch die Neudefinition von Begriffen gewonnen. Denn Geschlechtergerechtigkeit klingt erst einmal gut, oder? Wer möchte schon ungerecht gegenüber den Geschlechtern sein? Ungerecht zu sein klingt ja seltsam.
Vor einigen Jahren gab es in der deutschen evangelischen Kirche eine neue Bibelübersetzung. Diese trug den Titel „Die Bibel in gerechter Sprache“. Vielleicht haben einige davon gehört oder sogar ein Exemplar in der Hand gehabt oder darin gelesen. Diese Bibel sollte gerecht übersetzt werden – nach ökologischen Maßstäben, für die Armen und für die Frauen. Darin steckt natürlich der indirekte Vorwurf, dass die bisherigen Bibeln ungerecht seien. Das ist ja klar: Wenn die bisherigen Bibeln gerecht gewesen wären, dann bräuchte man keine Bibel in gerechter Sprache. Diese müsste dann schon lange vorhanden sein.
Was darin vorkommt, ist nicht etwa eine wirklich neue Übersetzung. Ich habe mir von den Herausgebern vorher Unterlagen schicken lassen, in denen die Prinzipien beschrieben sind, nach denen diese Bibel erarbeitet wurde. Dort steht ganz deutlich, dass man den Bibeltext korrigieren müsse, weil er für uns heute nicht mehr passend sei. Hier geht es also nicht mehr darum, wie in der klassischen Bibelkritik, die Bibel einfach neu, anders oder bibelkritisch zu interpretieren. Vielmehr wird der Gemeinde von vornherein eine inhaltlich veränderte Bibel vorgelegt.
In dieser Bibel heißt es dann nicht mehr nur von den Jüngern, sondern von den Jüngern und Jüngerinnen, von den Aposteln und Apostelinnen – auch wenn das im ursprünglichen Text gar nicht drinsteht. Allerdings, wie so häufig bei solchen Konzepten, steht dort nichts von den Sündern und Sünderinnen. Bei den Sündern bleibt es nur bei der männlichen Form. Auch bei den Pharisäern gibt es keine Pharisäer und Pharisäerin, sondern nur die Pharisäer. Irgendwie habe ich mich da als Mann benachteiligt gefühlt.
Ich glaube, jetzt braucht es auch eine gerechte Bibelübersetzung für Männer. Wenn es schon Apostelinnen geben soll, dann bitte auch die Sünderinnen. Hier merkt man, welche absurde Konstruktion dahintersteht. Deshalb ist es doch besser, den Bibeltext so zu nehmen, wie er ist, und dann zu versuchen, ihn zu verstehen und auf unser Leben und unsere Gemeindesituation anzuwenden.
Ursprung und Verbreitung von Gender Mainstreaming
Und auch das gehört alles zu dieser Neudefinition von Geschlechtlichkeit. Die Idee des Gender Mainstreaming wurde 1995 auf der Weltfrauenkonferenz in Peking der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Vorlauf dazu war jedoch schon wesentlich älter.
Vorüberlegungen gehen zurück in die 1960er-Jahre, als die sexuelle Befreiung in Europa und Nordamerika gefeiert wurde. In diesem Zusammenhang kam es zur Auflösung der traditionellen Ehe, zur Einführung der Abtreibung und der Antibabypille. Damit wurde es möglich, Sex auszuüben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Als nächstes folgte die Anerkennung der Homosexualität als gleichberechtigt gegenüber der Heterosexualität. Die nächste Stufe ist das Konzept des Gender Mainstreaming, das inzwischen schon über zwanzig Jahre alt ist.
In Deutschland wurden erste Gesetze zum Gender Mainstreaming im Jahr 1999 erlassen, also vor siebzehn Jahren. Mittlerweile muss jedes deutsche Gesetz auf Geschlechtergerechtigkeit überprüft werden. Vielleicht haben das einige mitbekommen.
Gerade in der letzten Woche gab es in den USA einen Gerichtsbeschluss. Falls ihr denkt, dass Gender Mainstreaming nach Verlassen Deutschlands kein Thema mehr ist, täuscht ihr euch. In der gesamten EU, in Kanada und auch in den USA ist Gender Mainstreaming inzwischen Normalfall.
In der letzten Woche berichtete die Presse, dass der amerikanische Präsident Obama eine Verordnung erlassen hat, die Schulen dazu zwingt, gendergerechte Toiletten einzurichten. Wenn sie das nicht tun, werden ihnen staatliche Fördermittel entzogen. Hier gibt es also keine Wahlmöglichkeit.
Dieser Schritt kam zustande, weil der nordamerikanische Bundesstaat North Carolina sich weigerte, diese geschlechtergerechten Einrichtungen einzuführen. Daraufhin erließ Präsident Obama eine Anweisung mit strengen Drohungen, die gendergerechte Toiletten durchzusetzen.
So etwas gibt es in Deutschland übrigens auch schon. Die meisten neuen Toiletten an Autobahnen sehen heute so aus: Es gibt nicht mehr eine Abteilung für Männer und eine für Frauen, sondern nur noch einzelne Toilettenkabinen. Darüber sind verschiedene Symbole angebracht, meist drei oder vier, und jeder kann die Kabine benutzen.
Warum das? Man sagt, wenn es Toiletten für Männer und für Frauen gibt, was ist dann mit denen, die weder Männer noch Frauen sind? Vielleicht fragen einige: Gibt es das überhaupt? Ja, es gibt definitionsgemäß ein drittes Geschlecht, das weder männlich noch weiblich ist. Früher nannte man solche Menschen Zwitter, weil sie mehrere Geschlechtsmerkmale besitzen. Sie brauchen eine eigene Toilette.
Und was ist mit Männern, die eigentlich Frauen sind? Wo gehen die hin? Man hört oft von Toiletten, die für solche Fälle vorgesehen sind. Was würden Frauen sagen, wenn plötzlich ein Mann hereinkommt, der sich nicht entschuldigt? Und vielleicht fragt er: "Was machst du denn hier?" Und dann sagt er: "Ich bin eigentlich eine Frau." Und die Antwort lautet: "Aber du siehst gar nicht aus wie eine Frau." Daraufhin sagt er: "Ich bin halt eine Frau im Männerkörper."
Wie reagiert man in so einer Situation? Braucht es dann Toiletten für Frauen im Männerkörper und für Männer im Frauenkörper? Und so weiter und so fort.
Weil das alles zu kompliziert wird, macht man eine Toilette für alle. Dort steht dann nicht mehr "Mann" oder "Frau", sondern "für alle". Jeder kann sich sein Geschlecht selbst aussuchen.
Im amerikanischen Facebook ist es ähnlich: Man kann angeben, welches Geschlecht man hat. Zwischenzeitlich gibt es, glaube ich, über zwanzig Geschlechter, aus denen man wählen kann – in allen Abstufungen. Das ist postmoderne Sexualität. Das ist die Grundlage für die postmoderne Familie.
Es gibt keine Festlegung mehr darauf, was du bist und wer du bist. Wenn du noch mit dem Gedanken aufwächst, du bist Mann, weil du als Mann geboren bist, dann steckst du noch tief in der Moderne und hast die Postmoderne verpasst.
In Deutschland gibt es Schulprogramme, die kleine Jungs und Mädchen verunsichern sollen, ob sie denn wirklich Jungs oder Mädchen sind. Dort wird gesagt, dass ihnen diese Einteilung nur von der Familie, vom Staat, von der Religion oder von der Gesellschaft aufoktroyiert wurde.
Jetzt sollen die Kinder befreit werden, damit sie erkennen, was wirklich in ihnen steckt oder wer sie wirklich sind. Das ist ein Kerngedanke des Gender Mainstreaming: Es gibt keine festen Geschlechter. Du bist zufällig in einen Körper hineingeboren worden. Du bist eigentlich ein Neutrum und entscheidest selbst, was du sein möchtest.
Dabei kann dir dein inneres Gefühl helfen, aber du kannst auch gegen dein Gefühl entscheiden, denn du bist derjenige, der bestimmt.
Früher versuchten Ärzte zu bestimmen, ob du Junge oder Mädchen bist, indem sie dich äußerlich betrachteten und sagten: "Aha, Junge, Mädchen." Das ist vorbei. Das ist äußerer Druck und Unterdrückung. Du sollst von dieser äußeren Unterdrückung befreit werden.
Früher halfen Eltern dabei, indem sie sagten: "Jungs, geht mal draußen Holz hacken, und Mädchen machen den Abwasch." Das wird heute in der Pädagogik in Deutschland als ganz schlimm angesehen.
Heute müssen Mädchen Holz hacken und Jungen abwaschen, damit wieder Gleichgewicht herrscht. Oder haben wir hier nicht einfach ein neues, gesteigertes Modell? Das heißt, wenn zehn Jahre lang Mädchen Holz gehackt haben, muss man das umdrehen, denn dann ist Holz hacken Mädchensache – und das darf nicht sein.
Ihr merkt schon, das Ganze wird kompliziert. Wie ordnen wir das ein?
Natürlich ist es in keinem Fall akzeptabel, dass ihr euren kleinen Jungen bei der Geburt in einen blauen Strampler steckt oder das Mädchen in einen rosafarbenen, wie es früher in Deutschland üblich war. Denn dann habt ihr sofort die Kindergärtnerin am Hals, die euch sagt, das sei ganz schlimm, weil ihr dem Kind die eigene Freiheit raubt.
Freiheit steht hier über allem. Das gilt genauso für Geschenke. Wenn ihr jetzt schon über Weihnachtsgeschenke nachdenkt, gibt es bestimmte Tabus.
Einem Jungen dürft ihr auf keinen Fall ein Auto oder einen Elektronikbaukasten schenken, weil das nur ein Männerklischee sei. Am besten schenkt ihr eurer Tochter eine Motorsäge und eurem Jungen eine Barbie-Puppe.
Wenn die Kinder seltsam schauen, dürft ihr euch davon nicht irritieren lassen. Denn dadurch, dass diese Geschlechtermodelle aufgebrochen werden, gelangen die Kinder zur Freiheit – so lautet der Gedanke dahinter.
Allerdings beobachte ich, dass Kinder dort, wo das wirklich durchgezogen wird, nicht zur Freiheit gelangen, sondern zur völligen Verunsicherung.
Kinder sollen eigentlich von uns geprägt werden, und das werden sie normalerweise auch. Kinder werden nicht als Neutrum geboren, sondern als Junge oder Mädchen. Und genau das wird hier in Frage gestellt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zu Geschlechterunterschieden
Nun, ich meine nicht, dass alles, was bei den Gender Studies gemacht wird – so nennt man diese Forschungen – falsch ist. Es gibt eine erste Stufe dieser Gender Studies. Übrigens ist das in Deutschland eine richtig große Sache: Es gibt über 250 Professuren an Universitäten für Gender Studies, die alle staatlich finanziert werden. Und sie machen nichts anderes, als diese Gender-Ideologie zu erforschen beziehungsweise zu verbreiten.
Jede Fakultät heute in Deutschland an der Universität muss regelmäßig einen Gender-Bericht abgeben, inwiefern dieses Gender Mainstreaming auch in der eigenen Fakultät umgesetzt wird. Also ich rede hier nicht nur von einem Privathobby einiger weniger Menschen, sondern von etwas, das auf allen Ebenen der deutschen Verwaltung und der deutschen Politik längst umgesetzt ist.
Es gibt nur noch einige ältere Lehrer, die damit nicht groß geworden sind und es deshalb stiefmütterlich behandeln. Oder es gibt einige Leute in der Verwaltung, denen das eigentlich ganz egal ist, und die wollen ihre Formulare nur abarbeiten, ohne genau draufzuschauen. Aber eigentlich sind diese Sachen alle längst vorgeschrieben. Es geht hier nicht mehr darum, ob man das übernehmen will oder nicht.
Eine erste Stufe dieser Gender Studies finde ich für uns als Christen sehr interessant und hilfreich. Denn in der ersten Stufe, das heißt Anfang der 2000er Jahre, hatte man sich intensiv damit auseinandergesetzt, wie denn Männer und Frauen so sind. Man wollte das näher erforschen.
In dieser Zeit gab es in den USA und auch in Deutschland zahlreiche Publikationen über die Unterschiede zwischen Mann und Frau, sowohl im rein wissenschaftlichen als auch im populärwissenschaftlichen Bereich. Vielleicht kennen einige noch solche Bücher wie „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“. Eines dieser Bücher erschien in Millionenauflage. Ein anderes hieß „Warum Männer schlecht lügen und Frauen falsch einparken“. Das war bewusst locker formuliert, aber die darin gegebenen Daten waren durchaus wissenschaftlich abgesichert.
Das Spannende daran finde ich: Nie zuvor gab es so viele detaillierte Informationen über die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Vieles von dem, was dort nachzulesen ist, ist bis heute für uns alle eine große Hilfe.
Manche Dinge scheinen vielleicht nebensächlich zu sein. Beispielsweise hatte ich in München mit einer jungen Frau gesprochen, die gerade in Zahnmedizin promovierte. Sie berichtete mir, dass sie ein Genderthema hatte, nämlich die Unterschiede bei Mann und Frau bezüglich der Zahnpflege. Dabei stellte sie fest: Tatsächlich gibt es Unterschiede. Im bundesdeutschen Durchschnitt ist es so, dass Frauen mehr Zeit für die Zahnpflege aufwenden als Männer.
Ich weiß nicht, ob das bei euch auch so ist. Dann seid ihr entweder typisch oder nichttypisch. Auf jeden Fall war ein anderes Ergebnis ihrer Untersuchungen, dass Frauen im Durchschnitt die schlechteren Zähne haben.
Nun, manche Männer, die da nicht so viel Wert darauf legen, denken jetzt vielleicht: „Siehst du, ich habe doch gleich gesagt, bloß nicht so viel Zähne putzen.“ Nein, das ist damit nicht gemeint. Ich hatte sie natürlich auch gleich danach gefragt. Sie meinte, dass aus irgendwelchen genetischen Gründen die Zähne der Frauen im Durchschnitt anfälliger sind. Deshalb tun Frauen gut daran, ihre Zähne intensiv zu pflegen, denn sonst wären sie noch schlechter.
Oder zum Beispiel andere Sachen: Wenn meine Frau und ich in Urlaub fahren, dann ist es häufig so, dass sie nach ein, zwei Stunden sagt: „Wo ist die nächste Toilette?“ Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt. Manchmal, wenn es mir so geht, sage ich: „Ach, wir sind doch gerade erst losgefahren, lass uns doch noch ein bisschen weiterfahren.“ Wenn ihr euch mit den Unterschieden zwischen Mann und Frau auseinandersetzt, dann wisst ihr, eure Frau ist dabei eher der Normalfall.
Warum? Weil die Blase einer Frau etwa halb so groß ist wie die eines Mannes. Deshalb kann die Frau gar nichts dafür, sie muss häufiger auf die Toilette – einfach aus biologischen Gründen. Falls ihr als Frau nicht so getickt seid, dann seid ihr eine Ausnahme. Normalerweise ist es bei Frauen so, dass sie häufiger mal müssen.
Diese Dinge hören sich vielleicht einfach oder nebensächlich an, aber sie können im Alltag wirklich eine Hilfe sein. Man muss nicht mehr sauer sein, wenn die Frau neben dir sagt: „Wo ist die nächste Toilette?“, sondern man weiß: Aha, das ist halt so, ganz normal, das muss so sein.
Auch bei vielen anderen Dingen ist es gut, dass wir auf solche Unterschiede achten. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind häufig viel tiefgreifender, als wir im Alltag meinen.
Gerade diejenigen von uns, die schon länger verheiratet sind, werden mir hoffentlich zustimmen können: Wahrscheinlich werdet ihr eure Frauen bis zum Ende eures Lebens nicht ganz verstehen. Aber das hat Gott ja gerade als lebenslange Aufgabe gegeben, dass wir uns immer weiter daran üben können.
In vielen Fällen habe ich den Eindruck, ich hätte meine Frau endlich verstanden, und dann kommt irgendetwas Neues. Weil wir ja schon 28 Jahre verheiratet sind, frage ich manchmal zurück: „Viviane, was willst du mir jetzt eigentlich sagen?“ Ich ahne aus Erfahrung, dass da noch etwas kommt, aber sie drückt es so aus, dass ich nicht direkt darauf komme.
Eine Sache habe ich in Erinnerung, obwohl sie schon ein paar Jahre her ist: Wir waren in Detmold durch die Stadt gelaufen und haben eingekauft. Im Schaufenster sah meine Frau etwas und sagte, das sei doch ganz schön. Wir gingen wieder nach Hause, und ein paar Tage später sagte sie zu mir: „Michael, warum bist du eigentlich immer so geizig?“ Ich wusste gar nicht, was sie mir sagen wollte.
Dann erklärte sie: „Michael, ich habe doch da gesagt, das finde ich schön.“ Ich dachte: Ja, das hast du gesagt, das ist schön. Und? „Ja, warum hast du es nicht gekauft?“ Ich sagte: „Ja, du hast doch gar nicht gesagt, dass ich es kaufen soll.“ So geht das manchmal zwischen mir und meiner Frau.
Das ist mir in Erinnerung geblieben, weil ein paar Wochen später waren wir wieder in der Stadt. Meine Frau sagte wieder, das sei schön. Am nächsten Tag bin ich hingegangen, habe es gekauft und ihr gegeben. Sie schaute mich ganz erstaunt an und sagte: „Michael, warum hast du das gekauft?“ Ich antwortete: „Ja, ja, ja, du hast doch gesagt, das ist schön.“ Und sie sagte: „Du hast doch nicht gesagt, dass du es kaufen sollst.“
Ich weiß nicht, ob ihr so etwas kennt. Für mich als Mann ist das wirklich rätselhaft: Wie soll man da verstehen, was die Frau wirklich meint? Frauen geht es wahrscheinlich bei Männern genauso. Frauen denken oft: Warum sind die Männer so komisch? Warum verstehen die das nicht richtig?
Ich könnte euch viele Beispiele aus unserem Eheleben erzählen, wo ich merke, meine Frau ist anders, sie reagiert anders auf Situationen, ihr sind andere Dinge wichtig – und zwar nicht nur, weil sie ein anderer Mensch ist, sondern weil sie Frau ist und ich Mann.
Im Grunde genommen ist das von Gott ja auch so gedacht. Gott hat nicht nur ein Modell geschaffen, sondern zwei Modelle. Das sollte auch für den Adam eine Bereicherung sein.
Stellen wir uns vor, Adam hätte einfach noch ein Duplikat bekommen. Das wäre die Vorlage für Homosexualität, nicht? Zwei Adams, die zusammenleben. Das hat Gott nicht gewollt. Gott wollte, dass Adam, der Mann, eine Ergänzung bekommt, jemanden an die Seite, der anders ist. Nur dann kann er ergänzt werden, sonst wäre es einfach nur derselbe.
Genau das hat Gott gewollt. Die Untersuchungen am Anfang des Gender Mainstreamings sind gut für uns. Sie zeigen, wo und wie Männer und Frauen unterschiedlich sind. Das sollten wir berücksichtigen, sowohl in unserer Eheseelsorge, in der Ehevorbereitung, in der Jugendarbeit, vielleicht auch in der Gemeindearbeit.
Manchmal sollten wir vielleicht daran denken, falls ihr das noch nicht macht, dass es in der Jugend gut ist, bestimmte Veranstaltungen getrennt geschlechtlich zu machen – also Jungen und Mädchen zu trennen.
Seit den 1960er und 1970er Jahren galt das in Deutschland als eine schlimme Sünde – im weltlichen Sinne. Damals wurden Klassen zusammengelegt, und das ist heute der Normalfall. Wer heute getrenntgeschlechtlichen Unterricht fordert, gilt für manche als vorgestrig. Aber eigentlich müssen wir sagen: Wir sind nicht vorgestrig, wir sind von übermorgen. Das ist die Pädagogik der Zukunft.
Denn wir wissen heute auch, dass Männer und Frauen unterschiedlich lernen. In Deutschland gibt es zahlreiche Initiativen einzelner Kultusministerien in den Bundesländern, die erforschen, warum Männer flächendeckend schlechtere Schulabschlüsse und Studienabschlüsse haben.
Das liegt nicht daran, dass Frauen generell klüger sind, sondern daran, dass das Bildungssystem in den letzten 20 Jahren verweiblicht ist – sowohl bei den Akteuren, das heißt überwiegend Lehrerinnen, besonders in der Grundschule, als auch bei der Art und Weise des Lernens.
Weltliche Pädagogen – also keine Christen – sagen, wir müssen stärker dafür sorgen, dass Jungen so unterrichtet werden, wie Jungs lernen, und nicht wie Frauen lernen.
Ich habe einen Artikel gelesen, auch im letzten Jahr, von dem Verantwortlichen für die Männerseelsorge in der reformierten Kirche der Schweiz. Er ist für die ganze Schweiz zuständig. Er wurde stark angegriffen, weil er sagte: Unsere Seelsorge in der reformierten Kirche ist zu sehr verweiblicht, die Männer kommen gar nicht mehr.
Warum? Weil die typische Art der Seelsorge „Jetzt reden wir mal drüber“ ist. Das ist das typische Weibliche. Die meisten Männer wollen das gar nicht. Vielleicht habt ihr als Frauen einen Mann, der das liebt, aber viele Männer mögen so etwas nicht.
Viele Männer gehen eher in ihre Höhle, ihre Hütte oder draußen spazieren, denken nach. Wenn sie alles durchdacht haben, kommen sie zum Gespräch, und dann ist die Sache geklärt. Dieses Miteinander-Reden und dabei etwas Entwickeln gibt es bei manchen Männern auch, ist aber bei Frauen viel weiter verbreitet.
Deshalb sagt er: Wir müssen in der Seelsorge ganz neue Wege gehen. Wie können wir Männer erreichen, damit sie über ihre Probleme sprechen?
Manchmal bin ich als Redner beim Frauenfrühstück in Deutschland eingeladen. Ich muss mich nicht verkleiden, darf so hingehen. Wenn ich dann am Tisch sitze, bin ich erstaunt, dass diese Frauen, die sich vorher gar nicht kannten, plötzlich miteinander über ihre persönlichen Eheprobleme sprechen. Das würden Männer beim Männerfrühstück nie tun.
Falls ihr das doch tut, seid ihr keine typischen Männer. Wenn Männer miteinander sitzen, unterhalten sie sich über Dinge wie: „Was hast du für ein Auto?“, „Wie schnell rennt dein Pferd?“, „Wie viele Kühe hast du schon erschossen?“, „Wer ist der Stärkste?“ Oder, wenn kleine Jungs da sind, „Welches Motorrad fährt schneller?“ – solche Sachen.
Man misst seine Kräfte, zeigt, wer der Klügste oder Beste ist. Männer wollen Helden sein.
Deshalb ein kleiner Tipp für Frauen, falls ihr das bisher nicht gemerkt habt: Wenn du von deinem Mann etwas willst, lass ihn spüren, dass er der Held ist. Mach es aber nicht zu auffällig – wenn du es bisher nicht gemacht hast, denkt er sonst vielleicht: „Was ist denn jetzt los?“
Männer wollen Helden sein, sie wollen gelobt werden, sie wollen zeigen, dass man sie toll findet. Das ist generell nicht schlimm. Es ist der Auftrag, den Männer von Gott bekommen haben: Sie sollen führen – in der Familie, in der Gemeinde, im Staat.
Diese Führungsverantwortung zeigt natürlich, dass Männer darum ringen. Sie wollen anerkannt werden. Das ist nichts Böses, sondern etwas, was Gott in sie hineingelegt hat. Wenn Frauen das honorieren, sind Männer meistens froh und arbeiten danach doppelt so schnell.
Das ist eine gute Sache, die man lernen kann.
Was ich hier deutlich machen wollte: Manche Erkenntnisse im Rahmen der Gender Studies sind durchaus brauchbar für uns. Es sind rein wissenschaftliche Daten aus Pädagogik, Medizin und Psychologie, die nicht gegen die Bibel sprechen, sondern im Grunde für unsere Position als Christen nützlich sind.
Denn das ist genau das, was wir als Christen vertreten: Männer sind Männer, Frauen sind Frauen, und sie sind von Gott unterschiedlich geschaffen. Das steht genau so in der Bibel.
Absurderweise haben die Genderforscher uns da sogar unterstützt – ohne es eigentlich zu wollen. Denn die nächste Stufe dieser Gender Studies sagt: Es gibt viele Unterschiede zwischen Mann und Frau, objektiv festgestellt, aber diese Unterschiede sind in erster Linie gesellschaftlich gemacht und gewollt.
Manchmal haben die Leute ja sogar Recht.
Vielleicht kennt ihr das aus eurem Umfeld auch: Es gibt manchmal Geschlechterrollen, die in bestimmten Staaten, Gruppen oder Gemeinden festgeschrieben sind – je nachdem in unterschiedlichen Ländern der Welt. Wenn wir genau hinschauen, sind diese Rollen nicht von Gott gegeben, sondern von Menschen gemacht.
Ich vermute, das war bei euch etwas anders. Aber beispielsweise in einer Brüdergemeinde, in der ich in der Jugend aufgewachsen bin, gab es solche Geschlechterordnungen. Ganz klar: Der Mann geht zur Arbeit und verdient das Geld, die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um die Kinder.
Ich weiß nicht, ob ihr das kennt oder ob das bei euch in der Gemeinde auch so war. Ich vermute, nicht ganz so, weil ich gehört habe, dass im Tscharkow und auch in anderen Kolonien überwiegend in der Landwirtschaft gearbeitet wird. In der Landwirtschaft, zumindest in Deutschland, ist es so, dass Mann und Frau mitarbeiten.
Das geht gar nicht anders. Vielleicht macht ihr es ja anders. Aber in Deutschland ist es so: Die Frau sitzt nicht in der Küche und ruft sich mal aus, während der Mann im Stall melkt, auf dem Feld arbeitet oder die Hühner füttert. Irgendwann gibt es dann Mittag.
In Deutschland geht die Bäuerin auch mal nach draußen, füttert die Hühner mit und ist in gewisser Weise berufstätig – nur eben zuhause.
So war das bei uns in der Gemeinde geregelt, und das galt als ganz sicher.
Bis ich dann näher in die Bibel geschaut habe und merkte, dass da gar nicht so steht.
Die ausführlichste Beschreibung der vorbildlichen Frau finden wir in Sprüche 31 – der tugendhaften, vorbildlichen Frau. Eine der Sachen, die dort erwähnt wird, ist, dass sie berufstätig war.
Sie stellte in Eigenregie Kleider her und verkaufte sie an Händler. Sie kaufte einen Weinberg und baute ihn an zum Wohl der Familie. Das war alles nach damaliger Vorstellung Berufstätigkeit.
Jetzt will ich nicht sagen, dass alle Frauen berufstätig sein müssen – das auch nicht. Ich will nur sagen: Wenn wir genauer hinschauen, merken wir, dass unsere Vorstellungen von Geschlechterrollen vielleicht nicht nur den entsprechen, die in der Bibel stehen, sondern auch denen, die wir aus der Vergangenheit gewohnt sind.
Wir müssen sie ja auch gar nicht über Bord werfen. Das will ich damit nicht sagen.
Meine Frau und ich haben die klassische Geschlechterrolle bisher so gelebt: Ich bin zur Arbeit gegangen, meine Frau hat sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Das kann man machen.
Nur jetzt ist die Frage: Ist das eine Option, oder ist es die einzige Option? Wenn du Christ bist, musst du das so machen? Da ist ein Unterschied.
Hier würde ich sagen: Wenn ihr in die Bibel schaut – und wir können gerne darüber diskutieren, falls ihr anderer Meinung seid – dann merkt ihr, dass es durchaus anders beschrieben steht als damals in der Brüdergemeinde, in der ich groß geworden bin.
Auch hier, glaube ich, stimmen manche Gender-Überlegungen, dass man sagen muss: Manche Vorstellungen von Mann und Frau sind nicht biologisch vorgeschrieben, sie sind auch nicht von Gott gegeben, sondern menschlich gemacht und deshalb nicht unbedingt verpflichtend.
So würde ich es mal ausdrücken: Es gibt eine gewisse Bandbreite davon.
Praktische Beispiele und biblische Perspektiven zu Rollenverteilungen
Ein anderes Beispiel: Ich habe eine Familie im Ruhrgebiet getroffen. Der Mann hatte einen Beruf, in dem er kein Geld mehr verdienen konnte, weil es dort keine Arbeitsplätze mehr gab. Er war Mitte 50 und fand keine neue Arbeitsstelle.
Nun stellt sich die Frage: Wie geht die Familie damit um? Lebt sie von Sozialhilfe, oder soll die Frau arbeiten? Die Frau war Hebamme und fand sofort eine Anstellung. Zwischenzeitlich kümmert sich der Mann zuhause um die Kinder, während die Frau als Hebamme das Geld verdient.
Jetzt die Frage: Ist das generell gegen die Bibel?
Wenn wir ins Alte Testament schauen, finden wir dort ganz deutlich, dass die Erziehung nicht allein die Aufgabe der Frau ist, sondern von beiden Ehepartnern gemeinsam getragen wird. Die religiöse Erziehung der Kinder ist sogar primär die Aufgabe des Mannes im Alten Testament. Dort steht: „Du, Mann, erinnere die Kinder an die großen Taten Gottes.“ Das ist eine klare und wichtige Aufgabe, die der Mann übernehmen soll.
Die Frage ist also: Wenn Gender Mainstreaming unsere Geschlechterrollen durcheinanderbringt, kann das auch eine Chance sein. Dann können wir neu in der Bibel suchen, was dort wirklich steht, und vielleicht neu darüber nachdenken, wo wir unsere Verantwortung wahrnehmen sollen.
Das kann eine gute Herausforderung sein, von der wir profitieren können.
Grenzen und Gefahren der Gender-Ideologie aus christlicher Sicht
Allerdings sollten wir dem dritten Punkt, dem Gender Mainstreaming, auf keinen Fall folgen. Es wird behauptet, dass es Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, die in erster Linie gesellschaftlich gemacht sind. Deshalb müsse man diese Unterschiede auflösen, damit der Mensch in vollkommener Freiheit leben kann. Ich halte das für falsch. Eine vollkommene Freiheit gibt es gar nicht.
Menschen, die befreit werden wollen, werden danach oft nur zum Spielball von Ideologen oder den Medien. Denn der Mensch ist nie vollkommen frei. Jeder Mensch orientiert sich irgendwo von außen. Ein Kind vollkommen neutral erziehen zu wollen, ist eine reine Illusion und aus biblischer Sicht sowieso falsch. Wir sollen Kinder prägen und ihnen etwas mitgeben. Aber wie soll man ein Kind neutral erziehen?
Ich vermute, viele von euch haben euren Kindern größtenteils Deutsch beigebracht. Einige vielleicht auch Spanisch oder eine andere Sprache. Aber warum habt ihr nicht mit ihnen Russisch, Chinesisch oder Ukrainisch gesprochen? Vielleicht möchte das Kind später lieber Ukrainisch sprechen als Deutsch. Das heißt, ihr habt eine Sprache der anderen vorgezogen und seid damit diskriminierend gewesen. Wie kann man das rechtfertigen?
Hier merken wir, dass es Quatsch ist, von völliger Neutralität zu sprechen. Natürlich kann ein Kind später eine andere Sprache lernen, aber es muss erst einmal eine Sprache erlernen, um überhaupt eine andere lernen zu können. Es braucht eine Auswahl. Genauso ist es mit der Geschlechterrolle.
Wenn man einem Kind einfach sagt, es gebe keine Geschlechterrolle, entsteht hinterher große Verwirrung. Das Kind kann dann nicht frei wählen. Meistens sind solche Kinder für den Großteil ihres Lebens tief verunsichert. Ich habe euch bereits zwei Beispiele von Menschen genannt, mit denen ich in der Seelsorge zu tun hatte. Und das sind nicht die einzigen.
Ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen wird als Junge oder Mädchen geboren. Wie es sich verhält, wird nicht nur genetisch bestimmt, sondern auch an Vorbildern gelernt – etwa im Alter von sieben bis achtzehn Jahren. In diesem Alter schauen die Kinder, was Mama und Papa tun, was andere Männer und Frauen in ihrer Umgebung tun, aber auch, was sie in den Medien, in der Schule oder anderswo sehen. Dieses Verhalten wird zum großen Teil kopiert. Natürlich übernehmen das die Kinder. Wir selbst haben ja auch Verhaltensweisen von Menschen übernommen, bei denen wir aufgewachsen sind.
Das ist prinzipiell nicht böse. Die vollkommene Unabhängigkeit des Menschen ist eine Illusion, sie ist unmöglich. Fast alles, was wir tun, übernehmen wir von unserer Umgebung. Das ist nicht böse, sondern schlichtweg notwendig. Genauso ist es auch hier.
Ich denke, wir erleben gerade in der Zeit der Postmoderne eine neue Herausforderung: Wir müssen uns bewusst werden, dass wir Männer und Frauen sind. Gott sieht das auch als gut an. Wir sind kein Neutrum, das sich selbst aussucht, wer es sein will.
Das bedeutet auch, dass wir als Mütter, Väter und Verantwortliche in der Gemeinde viel stärker daran arbeiten müssen, dass Jungen als Jungen und Mädchen als Mädchen groß werden. Wir können nicht einfach so tun, als sei das neutral. Wir müssen unseren Kindern helfen, ihre Orientierung zu finden, denn die Welt um uns herum wird es nicht mehr tun.
In den Medien gibt es immer mehr Spielfilme, in denen Menschen Geschlechtsumwandlungen hinter sich haben, homosexuell sind oder in anderen Lebensformen zusammenleben. Das klassische Modell „Mann ist Mann und Frau ist Frau, die heiraten und lieben sich“ tritt immer mehr in den Hintergrund, egal wo wir es sehen.
Aber genau das müssen wir unseren Kindern vermitteln, wenn wir wollen, dass sie gesund aufwachsen. Gesund meine ich hier nicht körperlich, sondern psychisch. Sie sollen psychisch gesund als Jungen und Männer aufwachsen, ohne ihr Leben lang verunsichert zu sein. Denn diese Verunsicherung wird sie schwer belasten.
Hier sollten wir uns neu darauf besinnen, was wir in der Bibel finden: Gott hat dich als Mann und dich als Frau geschaffen und gewollt. Das heißt, du hast unterschiedliche Verantwortungen, Fähigkeiten und Aufgaben im Alltag. Diese müssen wir erkennen, bejahen und annehmen.
Dafür müssen wir uns selbst bestätigen und auch unsere Umgebung darin bestärken. Genau das tut unsere Gesellschaft nicht. Sie verunsichert uns und löst diese Unterschiede auf. Am Ende entsteht eine große Unsicherheit bei den Menschen. Dadurch werden sie eher zum Spielball von Ideologen, Manipulationen und Medien. Oft merken sie nicht einmal, dass es nicht ihre eigene Meinung ist, die sie vertreten, sondern die, die ihnen Medien oder Politiker vermitteln.
Dann sind sie nicht frei, sondern werden von anderen manipuliert, ohne es zu wissen. Und diese anderen meinen es oft nicht so gut mit ihnen wie wir als Eltern oder wie Gott, der sie geschaffen hat und an dem Platz haben will, an dem er sie gestellt hat.
Das soll als Gedankenanregung für heute Abend genügen. Jetzt gibt es noch die Möglichkeit für Rückfragen, denen werde ich mich dann widmen. Danach werden wir gemeinsam ein Lied singen.