Johannes – die grosse Freude über die Geburt

Reihe: Johannes der Täufer im Auftrag des Höchsten (2/6)
Jürg Birnstiel
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Serie | 6 Teile

Johannes der Täufer im Auftrag des Höchsten

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Lukas-Evangelium 1,57-80 Reihe: Johannes der Täufer im Auftrag des Höchsten (2/6)

Einleitende Gedanken

Der Engel Gabriel kündigte dem Priester Zacharias im Tempel an, seine Frau, die nach menschlichem Ermessen keine Kinder bekommen konnte, doch noch ein Kind bekommen werde. Er sollte seinen Sohn Johannes nennen. Etwa sechs Monate später erschien der Engel Gabriel der Maria und sagte ihr: „Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen; dem sollst du den Namen Jesus geben.“ Lk.1,31. Natürlich wollte Maria wissen, wie das vor sich gehen sollte, denn sie war mit Josef erst verlobt, deshalb hatten sie noch nie miteinander geschlafen. So war das damals. Gabriel erklärte ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden.“ Lk.1,35. Nicht Josef wird der biologische Vater sein, sondern Gott selbst. Durch den Heiligen Geist zeugte Gott ein Kind. Deshalb ist Jesus nicht sinnbildlich Gottes Sohn, sondern er ist – so könnte man sagen – genetisch der Sohn Gottes. Gabriel sagte Maria weiter, ihre Verwandte, Elisabeth, sei auch schwanger, obwohl sie als unfruchtbar gelte. Und dann fügte er eine wichtige Aussage hinzu, die auch für uns heute von grosser Bedeutung ist: „Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ Lk.1,37. Das ist eine Überzeugung, die jeder Christ in sich trägt: „Gott ist nichts unmöglich.“ Lk.1,37. Nach dieser Begegnung mit dem Engel Gabriel machte sich Maria auf den Weg zu Elisabeth. „Als Elisabeth den Gruss Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt.“ Lk.1,41. Laut rief sie: „Du bist die gesegnetste aller Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib!“ Lk.1,42. Elisabeth freute sich riesig über das Kind von Maria. Sie wusste, dass diese junge Frau ihren Herrn, ihren Gott in sich trug! „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Lk.1,43. Sagte sie erstaunt. Drei Monate nach dieser Begegnung, kam die Zeit der Entbindung des Johannes.

Grosse Freude über das Kind

Elisabeth gebar ihren ersten und einzigen Sohn, wie es der Engel Gabriel versprochen hatte. Die Freude bei Nachbarn und Verwandten war gross. „Als ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr Erbarmen mit ihr gehabt und ihr auf so wunderbare Weise geholfen hatte, freuten sie sich mit ihr.“ Lk.1,58. Heute würden Nachbarn und Verwandte hinter vorgehaltener Hand sagen, wie man in diesem Alter noch ein Kind bekommen kann. Das sei doch unverantwortlich! Doch damals dachte man anders. Sie verstanden die Geburt des Johannes als einen Ausdruck der Gnade und Barmherzigkeit Gottes gegenüber Elisabeth. Wie gewohnt wurde das Kind am achten Tag beschnitten. Diese Praxis, den jüdischen Buben am achten Tag die Vorhaut zu beschneiden, wird bis heute praktiziert. Diese Praxis hatte Gott bereits Abraham vorgeschrieben. Die Beschneidung ist ein Zeichen für den Bund oder man könnte auch sagen für das Versprechen, das Gottes Abraham machte. Alle Nachkommen Abrahams sollten durch diese Beschneidung stets an dieses Versprechen erinnert werden. Bei der Beschneidung war es üblich, dem Kind den Namen zu geben. Vermutlich kommt das daher, weil Gott dem Abraham in Zusammenhang mit der Beschneidung einen neuen Namen gab. Gott sagte: „Du sollst nicht mehr Abram heissen, sondern Abraham; denn ich habe dich zum Vater vieler Völker bestimmt.“ Gen.17,5. Übrigens bekam Jesus seinen Namen ebenfalls bei seiner Beschneidung, wie Lukas berichtet: „Acht Tage nach der Geburt, als die Zeit gekommen war, das Kind zu beschneiden, gab man ihm den Namen Jesus.“ Lk.2,21. Für Nachbaren und Verwandte von Elisabeth war klar, wie dieses Kind heissen sollte. „Sie wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.“ Lk.1,59. Doch Elisabeth widersprach ihnen: „Nein, er soll Johannes heissen.“ Lk.1,60. Das konnten die Leute nicht begreifen. Verwundert sagten sie Elisabeth: „Aber es gibt doch in deiner Verwandtschaft keinen, der so heisst!“ Lk.1,61. So rief man den Vater, Zacharias, herbei. Sie fragten ihn, wie dieser Junge heissen sollte. Zacharias, immer noch Stumm, weil er dem Engel Gabriel nicht glaubte, verlangte eine Schreibtafel. Er schrieb: „Sein Name ist Johannes.“ Lk.1,63. Die Leute wunderten sich sehr darüber. Das entsprach einfach nicht ihren Gepflogenheiten. Während sie sich über diese Namensgebung wunderten, hörten sie plötzlich Zacharias sprechen. „Zacharias konnte mit einem Mal wieder reden. Seine Zunge war gelöst, und er pries Gott.“ Lk.1,64. Nun wurde allen schlagartig klar, dass sie Zeugen eines ganz ausserordentlichen Geschehens waren. Was da geschah, wurde in der ganzen Gegend zum Gesprächsthema Nummer eins. „Furcht und Staunen ergriff alle, die in jener Gegend wohnten, und im ganzen Bergland von Judäa sprach sich herum, was geschehen war. Alle, die davon hörten, wurden nachdenklich und fragten sich: ‚Was wird wohl aus diesem Kind einmal werden?‘ Denn es war offensichtlich, dass die Hand des Herrn mit Johannes war.“ Lk.1,65-66

Grössere Freude über den Messias

Zacharias wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zu reden. Eigentlich würde man erwarten, dass die Geburt seines Sohnes im Zentrum seines Lobes stehen müsste. Doch im Zentrum seines Lobes stand der Messias, der Retter Israels und der Menschen. Das Kind von Maria, die erst noch gebären wird. Zacharias betete: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Er hat sich seines Volkes angenommen und hat ihm Erlösung gebracht. Aus dem Haus seines Dieners David hat er für uns einen starken Retter hervorgehen lassen.“ Lk.1,68-69. Wer mir noch nicht abgenommen hat, dass im Zentrum des Lobpreises des Zacharias der Messias steht und nicht sein eigener Sohn, bekommt hier die Begründung. Johannes der Täufer gehörte zum Stamm der Leviten, deshalb kann er hier nicht gemeint sein, denn David gehörte zum Stamm Juda. Auch Jesus gehörte zum Stamm Juda und war ein Nachkomme des Königs David. Jesus gehörte somit zum königlichen Geschlecht. Zacharias sprach eindeutig vom Messias, dem Retter und Erlöser, den Gott durch die Propheten ankündigte. „Gott hatte es schon vor langer Zeit durch das Wort seiner heiligen Propheten angekündigt.“ Lk.1,70. Und was wird dieser Retter tun? Zacharias sagte: „Der Retter, der uns aus der Gewalt unserer Feinde rettet und uns aus den Händen all derer befreit, die uns hassen.“ Lk.1,71. Zacharias spricht von der Befreiung des Volkes Israels aus den Händen seiner Unterdrücker. Das römische Reich unterdrückte damals die Juden. Wie später die Jünger, meinte auch Zacharias, dass Gott jetzt Israel von der römischen Herrschaft befreien, den Thron Davids besteigen und das Friedensreich aufrichten würde. In seiner prophetischen Sicht schien Zacharias den Leidensweg von Jesus ausser Acht zu lassen. An diesem Beispiel sehen wir eine Besonderheit des prophetischen Redens. Um das besser zu verstehen, stellen wir uns ein hügeliges Gebiet vor. Grössere und kleinere Berge, die sich erheben und dazwischen die verschiedenen Täler. Zacharias stand bei seinem prophetischen Lobpreis auf einer Anhöhe und er sah über Hügel und Berge hinweg zu dem grossen Berg, dort wo der Thron Davids steht. Die Täler, die Jesus, der Messias noch durchschreiten wird, blieben ihm verborgen. So sah er zwar, was Jesus erreichen wird, wie er den Thron Davids besteigen wird, aber er sah nicht, wie er dorthin kommen wird. Er sah nicht, wie Jesus verachtet, verspottet und schlussendlich am Kreuz hingerichtet wird. Die Jünger von Jesus hatten auch diese Sicht und sie waren deshalb am Boden zerstört, als Jesus gekreuzigt wurde. Das passte nicht zu ihren Erwartungen. Im Alten Testament sind zwei Ströme der messianischen Ankündigung erkennbar. Die Ankündigungen des königlichen Messias und die Ankündigungen des leidenden Messias. Zum Beispiel begegnet uns in Jesaja 53 der leidende Messias: „Er hat die Krankheiten auf sich genommen, die für uns bestimmt waren, und die Schmerzen erlitten, die wir verdient hatten. Wir meinten, Gott habe ihn gestraft und geschlagen. Doch wegen unserer Schuld wurde er gequält und wegen unseres Ungehorsams geschlagen. Die Strafe für unsere Schuld traf ihn und wir sind gerettet. Er wurde verwundet und wir sind heil geworden. Wir alle waren wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg. Ihm aber hat der Herr unsere ganze Schuld aufgeladen.“ Jes.53,4-6. Die Ankündigungen des leidenden Messias scheinen in den Gedanken der Israeliten kaum Platz gefunden zu haben. Sie orientierten sich vielmehr an den Ankündigungen des mächtigen, königlichen Messias, die wir z.B. im Jesaja neun finden: „Denn uns ist ein Kind geboren, der künftige König ist uns geschenkt! Und das sind die Ehrennamen, die ihm gegeben werden: umsichtiger Herrscher, mächtiger Held, ewiger Vater, Friedensfürst. Seine Macht wird weit reichen und dauerhafter Frieden wird einkehren. Er wird auf dem Thron Davids regieren und seine Herrschaft wird für immer Bestand haben.“ Jes.9,5-6. Der Lobpreis des Zacharias orientierte sich an den Ankündigungen des königlichen Messias. Wir kennen diese Blickrichtung gut. Wenn wir Gott loben, haben wir oft die neue Erde und den neuen Himmel vor Augen. Aber wir wissen, dass für uns der Weg dorthin noch lang sein wird und viele Herausforderungen auf uns warten. Zacharias sagte weiter: „Gott erbarmt sich seines Volkes und hilft uns, wie er es unseren Vorfahren zugesagt hat. Er vergisst seinen heiligen Bund nicht; er denkt an den Eid, den er unserem Stammvater Abraham geschworen hat.“ Lk.1,72-73. Gott dachte an das Versprechen, das er Abraham gab. Dieses Versprechen machte Gott vor fast 2‘000 Jahren! Wir sprechen in diesem Zusammenhang vom Abrahamsbund. Gott versprach damals dem Abraham einen besonderen Nachkommen: „Durch deinen Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Gen.22,18. Paulus griff das auf und erklärte ihm Brief an die Galater: „So verhält es sich mit den Zusagen, die Abraham und seiner Nachkommenschaft gemacht wurden. Übrigens sagt Gott nicht: ‚… und deinen Nachkommen‘ – als würde es sich um eine grosse Zahl handeln. Vielmehr ist nur von einem Einzigen die Rede: ‚deinem Nachkommen‘, und dieser Eine ist Christus.“ Gal.3,16. Auf diesen Nachkommen, der das Friedensreich aufrichten wird, wartete das Volk Israel fast 2‘000 Jahre! Gott erfüllt seine Versprechen garantiert, aber es dauert manchmal etwas länger, als wir uns das wünschten. Deshalb ermahnte Petrus die Christen, die etwas ungeduldig waren: „Eines dürft ihr nicht vergessen, liebe Freunde: Für den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag.“ 2.Petr.3,8. Gott lebt in einer ganz anderen zeitlichen Dimension als wir. Zacharias lobte weiter und sagte: „Wir werden Jesus unser ganzes Leben lang ohne Furcht in Heiligkeit und Gerechtigkeit in seiner Gegenwart dienen.“ Lk.1,75. Zacharias hatte die Rettung durch den Messias vor Augen, der das Friedensreich aufrichten wird und den Thron Davids besteigt. Er lobte Gott für den Sohn, den Maria ein halbes Jahr später gebären wird. Nun kam er doch noch kurz auf seinen eigenen Sohn zu sprechen. „Du, Kind, wirst ›Prophet des Höchsten‹ genannt werden. Denn du wirst vor dem Herrn hergehen und ihm den Weg bereiten.“ Lk.1,76. Sein Sohn wird im Dienste des Messias stehen. Seine Aufgabe wird sein, die Menschen auf den Messias vorzubereiten. „Du wirst sein Volk zu der Erkenntnis führen, dass es durch die Vergebung seiner Sünden gerettet wird.“ Lk.1,77. Nach dem kurzen Gedanken über seinen Sohn, wandte sich Zacharias nochmals dem Messias zu: „Unser Gott ist voll Erbarmen. Darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken.“ Lk.1,78-79. Der helle Morgenglanz aus der Höhe ist Jesus. Er bringt bis heute Licht in das Leben der Menschen, die sich ihm öffnen. Menschen leben im Schatten des Todes. Sie fürchten sich vor dem Sterben. Sie wissen nicht, wo sie hinkommen werden. Doch wer sich diesem Licht öffnet, dessen Schritte werden auf den Weg des Friedens gelenkt. Jesus sagte einmal von sich: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Joh 8,12

Schlussgedanke

Zacharias war sehr erfreut darüber, dass er Zeuge des Erlösungswerks Gottes wurde. Endlich traf das ein, worauf die gläubigen Juden seit bald 2‘000 Jahren warteten. Sie wussten, dass die Rettung nicht durch die Einhaltung des Gesetzes kommen würde. Sie wussten, dass die Rettung durch diesen Nachkommen kommen wird, den Gott dem Abraham versprochen hatte. Dieser Nachkomme ist das Geschenk Gottes an uns Menschen. Paulus schrieb einmal den Christen in Rom: „Gott hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle hergegeben. Wird uns dann zusammen mit seinem Sohn nicht auch alles andere geschenkt werden?“ Röm.8,32. Der Nachkomme Abrahams, Jesus Christus, ist das Geschenkt Gottes an uns. In Jesus hat uns Gott alles geschenkt! Du kannst dieses Geschenk annehmen oder ablehnen. Doch ehrlich gesagt, wer ein so grossartiges Geschenkt ablehnt ist einfach kurzsichtig und dumm. Annehmen kannst du dieses Geschenk, indem du Jesus einlädst. Im Johannesevangelium steht: „All denen, die Jesus aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.“ Joh.1,12. So kommt das Licht in dich hinein und du wirst verstehen, warum die Freude des Zacharias über die Geburt von Jesus grösser war, als über die Geburt seines eigenen Sohnes. So möchte ich mit einem meiner Weihnachtslieblingsverse abschliessen: „Ihr wisst ja, woran sich die Gnade von Jesus Christus, unserem Herrn, gezeigt hat: Er, der reich war, wurde arm, damit ihr durch seine Armut reich werdet.“ 2.Kor 8,9