Sommerbibelschule 2025
Der erste Korintherbrief, Kapitel 1 bis 6
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch.
Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich darf euch drei Wochen lang die Predigten der Sommerbibelschule 2025 präsentieren.
Die wahre Quelle unserer Identität
Welcher Maßstab ist es, der dich die ganze Zeit knechtet und dich ständig dazu bringt, in dir eine Gerichtsverhandlung zu führen, bei der du als Angeklagter auf der Bank sitzt? Paulus sagt, er möchte sich nicht mehr diesen Gerichtsverhandlungen stellen. Weder ihr noch ich selbst dürfen darüber entscheiden und mir sagen, was ich wirklich wert bin.
Nicht mein Ego, nicht meine Leistung und nicht das, was ihr über mich denkt, dürfen mir sagen, was ich wirklich wert bin. Der Einzige, der mich beurteilen darf und der wirklich sagen kann, wer ich bin, ist der Herr. Verstehst du das?
Immer wieder zeigt die Logik des Kreuzes, die euch gestern Jürgen erklärt hat: Ein Leben für ein Leben. Jesus hat sein Leben für dich gegeben, damit du dein Leben jetzt für ihn leben kannst. Du musst verstehen, dass Jesus nicht nur am Kreuz gestorben ist und deine Schuld bezahlt hat. Paulus sagt im Römerbrief, dass auch sein Leben für uns zur Gerechtigkeit wird.
Jesus hat bereits das Leben gelebt, das du eigentlich hättest leben müssen. Er hat das Leben gelebt, das vor Gottes Maßstab absolut gerecht und heilig war. Dieses Leben hat er schon gelebt. Und weil du zu ihm gehörst und in ihm bist, ist sein Leben jetzt dein Leben.
Verstehst du das? Du bist gerechtfertigt, du bist geheiligt, du bist schon zu einem Kind Gottes gemacht. Das ist, was Gott über dich sagt. Das ist deine Identität – nicht immer dein Verhalten. Dein Verhalten ist oft genug schlecht, das weiß ich auch. Aber deine Identität und dein Wert werden durch Christus bestimmt.
Freiheit durch die Erkenntnis unserer wahren Identität
Weißt du, wenn du wirklich verstehst, wer du in Jesus bist, dann ist das Freiheit. Denn es macht dich frei davon, deinen Wert darin zu suchen, alles richtig zu machen oder dass andere dich immer toll finden.
Wisst ihr, was das bei mir ausgelöst hat, als ich das verstanden habe? Ich bin so oft nach Hause gekommen – nach Predigten, nach Freizeiten – und war zu Tode betrübt. Ich habe mir über jede Situation Gedanken gemacht, habe mich gefragt: War das gut? Fanden die das toll? Laden die mich noch einmal ein? Solche Gedanken.
Der Ankläger kam genau in meine Schwäche hinein. Meine Frau hat schon gesagt: „Boah, schaffst du das überhaupt noch?“ Und irgendwann hat Gott mir das offenbart, und ich habe es verstanden: Es ist sowas von egal.
Selbst wenn ich richtig Mist baue, was ich nicht will, würde das nichts daran ändern, dass ich Gottes geliebtes Kind bin. Es würde nichts daran ändern, wer ich bin. Und das ist Freiheit.
Freiheit bedeutet, ehrlich werden zu können, weil ich sagen kann: Es ist egal. Ich kann ehrlich sein, selbst wenn andere mich dafür verurteilen. Ich kann ehrlich sein, weil es nichts mehr daran ändert, wer ich bin.
Die Falle des Egos und falsche Selbstdefinition
Aber es gibt ein großes Problem bei uns, ein großes Problem in unserem Denken. Ich glaube, das müssen wir angehen.
Das Problem ist, dass wir immer wieder Folgendes denken: Wir denken, ich bin, was ich tue und fühle. Wir denken das immer wieder: Ich bin, was ich tue und fühle. Ich bin toll, wenn ich etwas Gutes getan habe oder mich gut gefühlt habe. Der letzte Trick ist, wenn ich etwas Schlechtes getan habe oder mich schlecht fühle.
Wir denken das immer wieder. Wir denken immer wieder: Ich bin mein Tun und ich bin mein Fühlen. Aber genau das ist das Ego, genau das ist dieses Denken: Ich bin, was ich tue, ich bin, was ich fühle. Solange du so denkst, hast du dein Ego noch nicht gekreuzigt.
Paulus sagt: Der mich beurteilt, ist der Herr. Er sagt mir, wer ich bin. Ich bin ein geliebtes Kind.
Beispiele für die neue Identität in Jesus
Ich möchte das an zwei Beispielen erläutern.
Stell dir vor, du bist in Pornografie gefangen und fällst immer wieder zurück. Dabei denkst du ständig: „Ich bin ein dreckiger Sünder, ich bin der Letzte, weil ich Pornos geschaut habe.“ Wie würdest du dich fühlen? Du fühlst dich wie der größte Versager, wie der absolute Letzte.
Und was wird das bewirken? Wie wirst du dich verhalten? Du wirst dich genau so verhalten. Du wirst keine Erwartung mehr haben, dass sich in deinem Leben etwas ändern könnte. Denn du verhältst dich ja auch wie ein Versager und denkst: „Ich bin halt so!“
Aber stell dir vor, du sagst: „Ja, das stimmt, ich habe gesündigt, aber das ist nicht, wer ich bin. Ich bin trotzdem ein geliebtes, angenommenes Kind Gottes. Mir ist vergeben, ich bin geheiligt, und ich habe ein neues Leben bekommen.“ Ein Leben, in dem ich sogar die Kraft von Gott erhalten habe, Versuchungen zu widerstehen.
Dann kannst du zu der Versuchung sagen: „Hey, Versuchung, komm her! Soll ich dir mal was sagen? Ich bin ein neuer Mensch in Jesus. Ja, mein Fleisch ist schwach, aber in mir lebt eine neue Realität. Ich kann Sünde sogar widerstehen, ich kann siegen.“ Warum? Weil ich verstanden habe, wer ich in Jesus bin.
Das bedeutet nicht, dass du nie mehr fällst, aber es gibt dir einen ganz neuen Blick darauf, wer du bist, weil du in Jesus bist.
Ein anderes Beispiel: Stell dir vor, du bist darin gefangen, dich ständig mit anderen zu vergleichen. Du denkst vielleicht: „Ich bin nicht so schön wie die anderen, ich bin nicht so gut wie sie.“ Welche Folgen hätte das? Du würdest dich immer minderwertig fühlen.
Und wie würdest du dich verhalten? Du würdest dich genauso verhalten, wie du dich fühlst. Vielleicht würdest du dich auf Dinge einlassen, zum Beispiel auf irgendwelche schlechten Kerle, von denen du weißt, dass sie nichts taugen. Aber du machst es, weil du denkst, dass du dich dadurch ein bisschen schöner und wertvoller fühlst.
Wenn du aber verstehst, wer du in Jesus bist, dass du geliebt und angenommen bist, dass er dich wunderbar gemacht hat und dir deinen Wert gibt, dann musst du dich nicht mehr so verhalten.
Dann geht es nicht mehr darum, was andere sagen, sondern du darfst diese neue Identität annehmen. Du kannst sagen: „Egal, was die anderen sagen, ich weiß, wer ich bin.“
Der Prozess der Erneuerung des Denkens
Und das ist ein Prozess, den ich euch noch kurz vorstellen möchte. Es geht darum, in diese Freiheit zu kommen. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem ich immer wieder anfange, mein Denken und meine Strategien am Wort Gottes zu prüfen. Ich frage mich: Ist das, wie ich hier denke, Wahrheit?
Genau das macht Paulus mit den Korinthern. Er sagt: Leute, euer Denken ist ein altes Denken aus eurer Gesellschaft. Das muss jetzt weg. Ihr müsst jetzt verstehen, wer ihr in Jesus seid. Wenn ihr das versteht, dann werdet ihr anfangen, euch anders zu verhalten, meine Lieben.
Er fordert sie sogar heraus, alte Denkweisen über Bord zu werfen. Ich möchte dir jetzt einen ganz praktischen Tipp geben, wie du Veränderungen in deinem Leben erfahren kannst. Jürgen hat es gestern schon gut gesagt: Lern Bibelverse auswendig. Ich will das noch ein bisschen konkreter machen.
Frag Gott beim Bibellesen: Herr, wo habe ich eine falsche Denkweise? Wo versuche ich immer noch, mich über mein Ego zu definieren? Frag es Gott, er weiß es. Wenn du das merkst, dann schreib dir auf, was vielleicht dieser falsche Glaubenssatz oder diese falsche Denkweise in deinem Leben ist.
Ich denke zum Beispiel immer noch, dass ich nur ein guter Christ bin, wenn ich weiß, was die anderen sagen, dass ich ein toller Diener bin. Keine Ahnung. Schreib dir das auf und schreibe auch auf, was das in deinem Leben auslöst, wie du dich deswegen verhältst und wie das dein Leben versklavt. Schreib das einfach mal auf.
Dann lies deine Bibel oder frag jemanden und frage Gott: Gott, was sagst du wirklich über mich? Wer bin ich wirklich? Was ist die Wahrheit? Fang dann an, jeden Morgen im Gebet zu sagen: Herr, ich trenne mich von dieser Lüge, dass ich nur dann jemand bin, der angenommen ist, wenn ich eine gute Leistung bringe. Dass du mich nur dann magst, wenn ich es gut gemacht habe. Und dass du mich überhaupt nicht ausstehen kannst, wenn ich versagt habe.
Ich trenne mich von dieser Lüge und nehme die Wahrheit an, die du mir sagst: Niemand kann mich mehr von deiner Liebe trennen. Niemand darf über mich urteilen außer dir.
So kannst du dann diese Bibelstellen beten. Mach das ungefähr sechs Wochen lang, etwa vierzig Tage. Du wirst merken, dass es dein Denken verändert. Fang an, neues Denken einzutrainieren.
Ich habe etwas ausgerechnet: Wenn du es schaffst, in dem Dreijahres-Raster von Jürgen zu bleiben, in dem du reifen willst, könntest du mit sechs Wochen in drei Jahren 27 Denkweisen in deinem Leben grundsätzlich verändern und aufs Evangelium stellen. 27 Lügen. Und das würde dein Leben total verändern.
Verstehst du? Es würde wirklich dein Leben total verändern. Jetzt will ich dir nicht 27 Sachen sagen. Ich möchte dir sagen: Fang an mit einer Sache, mit einer Lüge, die du glaubst, mit einer falschen Strategie. Fang an, dich zu entscheiden und zu sagen: Ich möchte nicht mehr auf mein Ego vertrauen, ich möchte auf Jesus vertrauen.
Warnung vor vorschnellem Urteil und Umgang mit Fehlern
Okay, wir sind gleich am Ende. Ich muss noch die letzten Verse machen, dann sind wir durch. Jetzt wird es noch einmal ganz kurz spannend, bis zum Abschluss des Textes.
Paulus sagt noch Folgendes: „So verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene, die Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird. Und dann wird jedem sein Lob von Gott zuteilwerden.“
Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen, um euretwillen, damit ihr an uns lernt, nicht über das hinauszugehen, was geschrieben ist, damit ihr euch nicht aufbläht für den einen gegen den anderen.
Paulus warnt uns jetzt vor einer Sache, nämlich davor, wie wir uns selbst und auch andere beurteilen. Er sagt, wir sollen nicht über andere richten. Was heißt das genau?
Die Bibel macht einen Unterschied zwischen Ermahnen und Richten. Du darfst jemanden ermahnen, wenn du siehst, dass er Sünde in seinem Leben hat. Das sollst du sogar tun. Das ist liebevoll, weil Sünde immer destruktiv ist und das Leben kaputtmacht. Deshalb sollst du ermahnen.
Du sollst aber nicht richten. Du sollst nicht über den Charakter, den Wert oder die Motive eines Menschen urteilen. Das steht dir nicht zu. Warum? Weil du das Herz nicht kennst.
Ich mache das viel zu oft. Mir geht es oft viel zu schnell so, dass ich mir denke: Genau deswegen hat der oder die das gemacht. Das sollst du nicht tun. Das sollst du Gott überlassen, denn er wird es offenbar machen.
Ich möchte dir ganz kurz noch einen Tipp geben, wie du trotzdem Menschen ermahnen kannst. Wie gehst du damit um, wenn du im Leben eines anderen Fehler siehst? Wenn du Dinge bemerkst, die du nicht gut findest?
Vier ganz einfache, praktische Fragen können dir helfen, damit gut umzugehen:
Wie schwer wiegt das Verhalten des anderen wirklich? Handelt es sich wirklich um Sünde? Ist das, was der andere tut, biblisch gesehen tatsächlich Sünde? Immerhin sagt Paulus: Ihr sollt nicht über das hinausgehen, was geschrieben ist. Also frage dich erst einmal: Ist es wirklich Sünde, oder ist es nur etwas, das du oder deine Gemeinde nicht mögen, das aber eigentlich keine Sünde ist?
Wie sicher bin ich mir, dass er das wirklich tut? Verlasse ich mich auf Gerüchte, oder muss ich erst nachfragen, ob das wirklich stimmt?
Was würde dem anderen jetzt wirklich helfen, dieses Verhalten zu ändern? Was würde mir in einer solchen Situation helfen? Wie würde Jesus handeln? Das Ziel des Ermahnens ist immer, jemanden auf den richtigen Weg zurückzubringen und ihm zu helfen. Was würde ihm helfen?
Welche Auswirkungen hat diese Sünde auf seinen Lebensweg, sein Leben, seine Familie und die Gemeinde? Das hilft auch denen, die vielleicht Angst haben, jemanden zu ermahnen. Sie können sich überlegen: Wenn ich jetzt nichts sage, kann das richtig schlimm werden.
Diese vier Fragen kannst du dir stellen, wenn es darum geht, jemanden zu ermahnen. So kurz, by the way.
Die Seligkeit der Selbstvergebung und das Leben in neuer Freiheit
Ich möchte jetzt zum Schluss kommen und dir noch einmal kurz von mir erzählen. Ich habe euch gerade berichtet, wie es in meinem Leben war, wie ich versucht habe, meine Identität auf Dinge zu bauen, die eigentlich nicht gehalten haben, und was es für mich bedeutet hat, frei zu sein.
Ich würde es so benennen: Es ist die Seligkeit, sich selbst vergeben zu können. Das ist das Gefühl, das du hast, wenn du in Jesus frei wirst – die Seligkeit, dir selbst vergeben zu können. Die Seligkeit, zu wissen: Es stimmt, ich werde es nicht schaffen, all diesen Maßstäben gerecht zu werden. Ich werde sündigen. Aber ich weiß, dass sich dadurch nichts an meinem Wert ändert.
Weil ich weiß, wer ich in Jesus bin, habe ich daraus Kraft gewonnen, ein ganz neues Leben zu führen. Und das Interessante ist: Wenn du das wirklich verstehst, führt es dich nicht zu einem Leben, in dem du dich zurücklehnst und sagst: „Ach Mann.“ Stattdessen führt es zu einem Leben, in dem du immer mehr diesem Jesus ähnlich wirst, weil du immer tiefer verstehst, wie schön er ist.
Das möchte ich dir zum Abschluss mitgeben. Ich habe jetzt vier Herzensfragen für dich – vier ganz konkrete Fragen, die du dir heute stellen kannst, um diese Predigt praktisch auf dein Leben anzuwenden.
Meine erste Frage an dich lautet: Wo herrscht immer noch dein Ego?
Die zweite Frage: Welchem Maßstab unterwirfst du dich, der dich knickt?
Die dritte: Welche Wahrheit über deine Identität, welche Wahrheit über Gott musst du neu verinnerlichen?
Und die vierte: Hast du dein Ego gekreuzigt? Hast du es wirklich gekreuzigt?
Das ist ein Satz, den Paulus einmal von sich selbst sagt. Er sagt: „Mir sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Ich bin für diese Maßstäbe tot. Ich bin der Welt gekreuzigt, und sie ist mir gekreuzigt.“ Was mich definiert, worauf ich mich rühme, das ist das Kreuz von Jesus.
Herr Jesus Christus, wir bekennen dir, dass wir so viele Wege haben, auf denen wir mit unserem Ego versuchen, uns selbst eine Identität zu geben. Manchmal sind es ganz weltliche, liberale, gesellschaftliche Wege, und manchmal sind es ganz religiöse Wege – so wie die Korinther, die dachten, sie seien besonders geistlich, wenn sie die richtigen Dinge tun oder den richtigen Leuten folgen.
Herr Jesus, ich möchte dich bitten, dass du uns zeigst, wo wir unsere Identität auf unser Ego bauen, und dass du uns hilfst, dieses Ego zu kreuzigen, weil wir in dieser Welt schon gestorben sind – diesem Denken.
Und ich bitte für alle, denen es vielleicht so unfassbar klingt, dass sie eine Identität bekommen haben, in der sie wertvoll, angenommen, geliebt und sicher sind. Ich bitte, dass du durch deinen guten Geist ihnen das so tief ins Herz schreibst, dass sie es verstehen.
Ich bitte für die im Raum, die konkret gemerkt haben, dass sie Buße tun müssen, dass sie umkehren müssen – ich denke, dass sie das tun. Ich bitte für die, die vielleicht noch nie verstanden haben, wie viel Kraft das Evangelium hat, dass sie es zum ersten Mal annehmen und ihr Leben verändern lassen.
Bitte segne uns, Herr! Ich danke dir, Herr! Amen!
Das war’s für heute. Noch mehr Vorträge zum 1. Korintherbrief findest du auf www.frogwords.de. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!