Einführung in das Thema Gemeinschaft der Heiligen
Die Gemeinschaft der Heiligen – Fünf Dinge, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Wirken des Heiligen Geistes. Die Gemeinschaft der Heiligen wird diese Woche unser Thema sein. Ganz ehrlich: Ein kleines Bedenken habe ich schon, dass dieses Thema sich für manche vielleicht total langweilig anhören könnte. Und genau das wäre schade.
Die Gemeinschaft unter Christen ist eine so heilige und gleichzeitig wichtige, aber auch angefochtene Sache, dass es wichtig ist, sie zu schätzen. Wir brauchen einander als Gläubige, denn das Leben mit Gott wurde von Anfang an als ein Leben in Gemeinschaft konzipiert.
Die Bekehrung zu Gott ist immer auch eine Bekehrung zum Wir der Gemeinschaft.
Die Entstehung der ersten christlichen Gemeinschaft
Man sieht das ganz deutlich dort, wo die erste Gemeinde entsteht. Menschen stehen baff und erstaunt vor Petrus, hören seine Pfingstpredigt und sind überwältigt von der Idee, dass dieser gekreuzigte Jesus von Nazareth wirklich auferstanden sein könnte, wirklich der Messias gewesen sein könnte.
Sie fragen dann: Apostelgeschichte 2,37: „Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und zu den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder?“
Ich denke, wir kennen alle die Antwort: „Tut Buße und lasst euch taufen!“
Anschließend heißt es in Apostelgeschichte 2,42-43: „Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan. Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.“
In Vers 42 werden vier Dinge beschrieben, die für die ersten Christen ganz normal dazugehörten: Lehre, Brotbrechen oder Abendmahl, Beten und eben auch Gemeinschaft.
Merkt ihr, wie Christsein ohne Gemeinschaft hier nicht gedacht werden konnte? Sie verharrten in der Gemeinschaft. Hier werden Menschen beschrieben, die sich als Team, als Familie, eben als Gemeinschaft verstehen.
Die Vielfalt in der Gemeinde als von Gott gewollte Gemeinschaft
Genau genommen geht es um eine Gemeinschaft, die sich die Mitglieder nicht selbst ausgesucht haben, sondern die von einem anderen zusammengestellt wurde. Gemeinde ist wie ein Blumenstrauß.
Ich weiß nicht, ob du dir schon einmal einen schönen Blumenstrauß angeschaut hast, aber tu das mal. Ich meine jetzt nicht so einen armseligen Strauß Nelken, den man an der Tankstelle bekommt. Ich meine einen richtigen Blumenstrauß, gebunden von einer Floristin, die weiß, was sie tut.
Geh mal zu einem guten Blumenladen und schau dir in Ruhe ein paar solcher Blumensträuße an. Das, was du da siehst, ist Gemeinschaft. Da sind Blüten ganz unterschiedlicher Größe, Form und Farbe, neben Gräsern, Blättern, kleinen Zweigen und mittendrin vielleicht noch bunte Bänder oder ein dekorativer Einstecker.
Schau dir mal bewusst einen Blumenstrauß an und beobachte, wie die einzelnen Teile ihren Beitrag zu einem Gesamteindruck leisten. Wie Schönheit entsteht, weil die Hand einer Künstlerin aus Vielfalt und Unterschiedlichkeit ein harmonisches, aufeinander abgestimmtes, aber durchaus kontrastreiches Ganzes hat entstehen lassen.
Und genau das ist, was der Heilige Geist tut. Er bindet einen Blumenstrauß aus Menschen – ganz unterschiedliche Menschen, die er in seiner Weisheit zu einer Gemeinschaft in einer Gemeinde beruft. Die einzelnen Christen können dabei sehr, sehr unterschiedlich sein, so unterschiedlich wie ein dünnes rosa Band, eine gelbe Rose oder ein großes dunkelgrünes Philodendronblatt.
Wir sind in der Gemeinschaft einer Gemeinde definitiv unterschiedlich, womöglich mehr, als uns das manchmal lieb ist. Aber unsere Unterschiedlichkeit ändert nichts an der Tatsache, dass wir zu einem Blumenstrauß, zu einer Gemeinschaft zusammengestellt worden sind.
Die biblische Perspektive auf Gemeinde und Gemeinschaft
Und mir ist das mit dem „zusammengestellt worden“ sehr ernst. In einer Zeit, die sich für homogenisierte Zielgruppengemeinden mit einer alle Mitglieder einenden Vision ausspricht, habe ich den Eindruck, dass die Bibel eine ganz andere Idee favorisiert.
Dort sind es eben nicht Menschen, die überlegen, mit welchen Typen sie gerne Gemeinde leben würden und welche Ziele sie in den nächsten fünf Jahren erreichen wollen. So effektiv dieses Modell auch sein mag, ich will die Erfolge des pragmatischen Gemeindebaus nicht in Frage stellen. Ich glaube nur nicht, dass dabei die Gedanken des Heiligen Geistes verwirklicht werden. Und ich vermute, dass auf lange Sicht auch nicht das Reich Gottes gebaut wird.
Soweit ich das sehe, ist Gemeinde eine zutiefst heterogene Sache, die vom Heiligen Geist zusammengestellt wird. Wir Menschen tun gut daran, uns diesem Prozess nicht entgegenzustellen und uns auch nicht zu entziehen. Die Gemeinschaft, die wir erleben, ist immer eine Gemeinschaft, die der Heilige Geist unter uns gewirkt hat.
2. Korinther 13,13: Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Hier steht „Gemeinschaft des Heiligen Geistes“. Der Heilige Geist steht deshalb im Genitiv, weil der Genitiv den Urheber oder Autor einer Sache beschreibt. So wie der Brief des Goethe ein Brief ist, den Goethe geschrieben hat, so ist die Gemeinschaft des Heiligen Geistes eine Gemeinschaft, die vom Heiligen Geist erdacht, initiiert, eingefädelt und gewollt wurde.
Lasst uns das bitte nie vergessen.
Die Bedeutung der geistlichen Begabungen für die Gemeinschaft
Bekehrung zu Gott ist immer eine Bekehrung zum Wir der Gemeinschaft. Man sieht das besonders deutlich daran, dass wir mit der Bekehrung durch den Heiligen Geist, der uns neues Leben schenkt, auch für die Gemeinschaft fit gemacht werden.
Das ist der Grund, warum wir alle geistbegabt sind. Heute haben wir nicht die Zeit, uns ausführlich mit 1. Korinther 12 zu beschäftigen. Aber das ganze Kapitel ist einer Idee gewidmet: Die Gemeinde ist als Gemeinschaft gedacht, so wie der Körper viele unterschiedliche Organe hat.
In der Gemeinde gibt es ganz unterschiedlich begabte Geschwister. Diese verschiedenen Begabungen sind zum gegenseitigen Nutzen gegeben worden. So kann niemand sagen, er werde nicht gebraucht. Und erst recht kann niemand sagen, er brauche die anderen nicht.
Ich mag besonders Vers 11, wo es heißt: „Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will“ (1. Korinther 12,11). Mit „dies alles“ sind die verschiedenen Gnadengaben gemeint, die der Heilige Geist an die Geschwister einer Gemeinde verteilt.
Und merkt ihr? Wir suchen uns den Platz in einer Gemeinde nicht aus, wo wir Teil einer Gemeinschaft werden. Wie wir das Leben der Geschwister mit unseren Gaben bereichern, liegt in der Hand des Heiligen Geistes. Dass wir es tun, das liegt bei uns.
Herausforderungen und Ermutigung für das Gemeindeleben heute
An dieser Stelle sehe ich in der christlichen Szene, die ich überblicke, ein immer größer werdendes Problem. Dabei ist eines doch sonnenklar: Gottes Geist wünscht sich Gemeinden, in denen jeder Teil des Blumenstraußes leuchtet und zu Gottes Ehre erstrahlt.
Keiner kann ohne die anderen bestehen. Alle sind begabt, und alle werden gebraucht. Ich glaube, nur gemeinsam werden wir in diesen Zeiten überhaupt noch etwas in Richtung Reich Gottes auf die Beine stellen können.
Was könnte man jetzt tun? Es wäre hilfreich, noch einmal in Ruhe 1. Korinther 12 durchzulesen und das Konzept von Gemeinde als Leib auf sich wirken zu lassen.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Bete dafür, dass du zu jemandem wirst, der Gemeinschaft als Gottes Geschenk erkennt.
Der Herr segne dich, lass seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden! Amen.
