Einleitung: Sammlung und Gebet um Fernblick
Wir wollen uns sammeln, still werden und mit unserem Gott reden. Herr, wenn du uns heute Abend noch einmal den Blick weiten möchtest, dann gib uns auch die Kraft, das erfassen zu können.
Schenk uns heute Abend den Fernblick und das Fernweh, bis hin zu deinem Thron. So schenke du uns, dass wir all das hinter uns lassen können, was uns belastet – auch das, was uns an diesem Tag bewegt und bedrückt hat.
Nimm unseren Packen ab und gib uns jetzt eine Stunde des Trostes und des Lichts über deinem Wort. Wir bitten um deinen guten Geist. Amen.
Einführung in den Predigttext: Offenbarung 14,1-5
Nachdem wir das Kapitel dreizehn gelesen haben – dieses dunkle Kapitel über die beiden Tiere – wenden wir uns nun Kapitel vierzehn zu: dem Lamm und den Seinen. Oder, wie ich es überschrieben habe, dem neuen Lied.
Angesichts der Fülle dieses Textes möchte ich jedoch nur die ersten fünf Verse lesen, also Offenbarung 14, Verse 1 bis 5.
Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und mit ihm hundertvierundvierzigtausend. Diese hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben.
Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, die wie die Stimme eines großen Wassers war, wie die Stimme eines großen Donners und wie die Stimme von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen.
Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Gestalten und den Ältesten. Niemand konnte das Lied lernen, außer den 144.000, die von der Erde erkauft sind.
Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich. Sie folgen dem Lamm nach, wohin es geht. Diese sind aus den Menschen erkauft als Erstlinge für Gott und das Lamm. In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden, sie sind untadelig. Amen!
Die Erfahrung des „Ich sehe kein Land mehr“
Ich möchte Sie noch einmal einladen zu zwei Versen aus dem Lied 320: „Wenn dann zuletzt ich angelangen bin im schönen Paradies“.
„Ich sehe kein Land mehr“ – so sagte die erstickte Stimme am Telefon in der vergangenen Woche: „Ich sehe kein Land mehr.“ Ich habe verstanden, was diese Person mir sagen wollte. „Ich sehe keinen Weg mehr, ich sehe kein Ziel mehr, ich sehe nicht mehr hinaus.“ So sagt es ja der Kranke, vor allem auch der Gemütskranke: „Ich sehe kein Land mehr.“ So sagt es der Schwachbegabte, wenn er Prüfungen zu bestehen hat: „Ich sehe jetzt überhaupt kein Land mehr.“ Und so sagt es auch der Trauernde: „Nein, ich sehe kein Land mehr, ich sehe nicht mehr hinaus.“
Mehr von uns heute Abend kennen diese Situation: „Ich sehe nicht mehr hinaus.“ Aber wissen Sie, nicht nur der Unbegabte oder der Trauernde oder der Gemütskranke, auch der Lesende der Offenbarung kann an Stellen kommen, wo er ähnlich so sagt und sagen muss.
Wenn sich jemand an die Offenbarung macht und dann die letzten Kapitel liest, dann kommt er an die Posaunengerichte, dann an die Schalengerichte, dann an die ganzen Gerichtsszenen. Schließlich kommt er noch an jenes dunkle Kapitel der Tiere – des Meertieres und des Erdtieres.
Dann kann es über der Offenbarung so passieren, wie es schon vielen Lesern der Offenbarung ergangen ist: Sie sagen, „Jetzt sehe ich kein Land mehr, jetzt sehe ich auch keinen Weg mehr, jetzt sehe ich überhaupt kein Ziel mehr. Jetzt sehe ich nur noch das Gericht und den Abgrund.“
Die Offenbarung als Wanderung mit Durchblicken
Aber, liebe Freunde, schon allein die Komposition dieses Kapitels kann uns in dieser schwierigen Lage helfen. Wer den Gang durch die Offenbarung wagt, ist nicht auf einer Albwanderung unterwegs, wie etwa hin zur Salmendinger Kapelle, einem mir besonders lieben Ort.
Schon zwölf Kilometer entfernt, also drei Stunden bevor man dort ankommt, sieht man die Salmendinger Kapelle. Man hat das Ziel immer vor Augen: noch acht Kilometer, noch fünf Kilometer, noch zwei Kilometer. Dann denkt man: „Jetzt habe ich es geschafft, jetzt nur noch die kleine Anhöhe hinauf, und dann stehe ich dort bei der Salmendinger Kapelle mit jenem herrlichen Blick auf die Alb.“
Der Gang durch die Offenbarung ist keine einfache Wanderung, sondern eher wie eine Schwarzwaldwanderung. Ich erinnere mich an eine Wanderung damals mit meinen Brüdern auf den Bällchen im Südschwarzwald. Als wir damals auf einem Parkplatz ausstiegen, sahen wir den Bällchen. Ich dachte, in einer Stunde schaffen wir das und sind dann dort.
Doch wie es im Schwarzwald so ist, geht es zuerst einmal ganz weit hinunter. Dann sieht man gar nichts mehr. Danach kommt man wieder herauf. Tatsächlich, da ist der Bällchen. Noch dreißig Minuten, und dann geht es wieder ganz tief ins Tal hinunter. Dort sieht man wieder nichts.
Wenn man schließlich wieder heraufkommt, hat man auf einmal diesen Durchblick, noch einmal diesen Durchblick, der einem neuen Mut bringt, weiter zu wandern. So ist die Offenbarung aufgebaut: Es geht durch tiefe Täler und dunkelste Abgründe. Aber immer wieder wird einem der Durchblick und der Ausblick auf das Ziel geschenkt.
Deshalb ist es nicht umsonst, dass nach diesem schweren und dunklen dreizehnten Kapitel das vierzehnte angehängt ist – so wie es immer wieder in der Offenbarung gemacht wird. Jetzt ist es, als ob wir auf einem Kamm angekommen wären und einen Blick direkt bis zum Thron Gottes haben. Ein Moment zum Ausatmen, zum Aufatmen, zum Tanken und neuen Mut fassen.
So wünsche ich es heute Abend allen, die vielleicht müde und abgeschlafft hierhergekommen sind, dass sie mit mir jetzt noch einmal auf solch einem Kamm stehen. Inmitten aller Gerichte dieser Welt, inmitten allen Dunkels und aller Rätsel dieser Welt, wollen wir gemeinsam jenen Ausblick wagen auf dieses letzte Ziel – nämlich den Thron Gottes.
Land in Sicht: Hoffnung und Freude trotz Dunkelheit
Man könnte fast sagen: Land in Sicht! So steht es hier – es ist wieder Land in Sicht. Das Ziel ist in Sicht, das Ende ist in Sicht.
Siehe, es steht hier gleich am Anfang, so wie bei Lukas 2: „Ich verkündige euch große Freude.“ Später heißt es: „Ich bin bei euch alle Tage.“
Es ist, als würde jemand einem den Kopf halten, hochnehmen und sagen: „Oh, nun sieh doch dorthin!“ Heute Abend, gerade du, der du deinen Kopf hängen lässt, gerade du, der du nur andere Dinge siehst und ins Dunkel blickst – sieh doch auf, sieh dorthin!
Diese Botschaft ist so schön wie die Weihnachtsbotschaft: „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“ Siehe, es ist Land in Sicht, und keiner geht unter. Keiner wird auf dem Wege verloren gehen.
Die drei Wahrnehmungen: Sehen, Hören, Merken
Und nun sind diese Verse so eingeteilt: „Ich sah“, „und das Zweite“, „Ich hörte“ und „das Dritte“. Also das Erste, was hier steht, ist „Ich sah“. Ich sah. Stellen wir wieder drei kurze Fragen: Was sah er denn? Wo sah er das? Und wie sah er das?
Erstens, was sah er dort? Er schaut auf und tatsächlich sieht er nach den beiden schrecklichen Tieren ein Lamm, ein Schaf. Ich könnte mir vorstellen, dass das einige von uns überhaupt nicht erfreut. Was soll denn das, ein Schaf? Wenn dort wenigstens ein starkes Tier stünde, ein Löwe, so ein Löwenherz, einer, der eingreifen könnte in die Händel dieser Welt. Wenn dort ein Tiger stehen würde, das Zeichen der Kraft. Oder wenigstens ein Ichthyosaurier, so wie ich ihn erst kürzlich zum ersten Mal im neuen Naturkundemuseum gesehen habe. Es lohnt sich, dort hinzugehen. Ein großes Tier – und dann ein ganz kleines, schwaches, ärmliches, ja fast erbärmliches Lamm.
Man erinnert sich an Johannes den Täufer, der gesagt hat: „Siehe, das ist Gottes Lamm.“ Liebe Freunde, es wäre schlimm, wenn wir dort am Thron Gottes nur einen Löwen oder Tiger sehen wollten. Denn was wollte dieses Tier bei unserer Not? Ihre und meine Not ist nicht die Kraftlosigkeit. Ihre und meine Not ist im letzten Grunde nicht irgendeine Krankheit. Unsere ureigentliche Not ist und bleibt die Sünde unseres Lebens. Sie holt uns immer wieder ein, steht uns immer wieder vor Augen und bedrängt uns immer wieder, indem sie sagt: „So bist du, so bist du!“
Was helfen uns alle starken und großen Tiere angesichts der Urnot unseres Lebens? Einzig und allein, einzig und allein das Lamm. In der Art eines Lammes ging dieses Tier geduldig zur Schlachtbank. Es nahm auf sich die Sünde und Schuld unseres Lebens. Und dort stirbt dieses Lamm. Aber es ist nicht mehr tot, es lebt, es steht und bildet die Mitte.
Am Ziel wird das sichtbar, was wir bis jetzt nur im Glauben überhaupt annehmen können: dass das Lamm unsere einzige Hilfe ist. Siehe, du, der du meinst, deine Kraftlosigkeit sei die eigentliche Schwierigkeit, siehe, das ist Gottes Lamm. Deine Sünde wird weggetragen. Siehe, du, der du meinst, deine Krankheit sei das, was dich so kaputt mache, siehe, das ist Gottes Lamm, das deine Sünde wegträgt. Und siehe, du, der du meinst, deine Trauer oder deine schwierige Situation sei das, was alles so unmöglich mache, siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde wegträgt.
Am Schluss steht Gottes Lamm. Und wir werden mit Augen schauen können, dass dies mit dem Lamm wahr, wahr und wahr ist.
Das Lamm auf dem Berg Zion: Symbolik und Gemeinschaft
Siehe das Lamm – und wo steht es? Auf dem Berg Zion.
Der Berg Zion ist eine Anhöhe im Ostteil Jerusalems. Dort stand die Königsburg Davids, und auch der Tempel Salomos wurde dort errichtet. In der Bibel ist er stets ein Abbild dessen, wo in der ewigen Welt der ewige Gottesdienst gefeiert wird.
Hebräer 12,22: Ihr seid gekommen zum Berg Zion, unserer Stadt, des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.
Der perspektivische Fluchtpunkt allen Geschehens ist der Berg Zion. Er ist der Endpunkt und Höhepunkt der Berge Gottes, der absolute Gipfel.
Es begann vorne beim Ararat, dann beim Sinai, Horeb, Nebo, Golgatha – und zum Schluss, auf diesen Höhenzügen, der höchste Berg: der Berg Zion. Dort steht dieses Lamm unverkennbar.
Und wie steht es dort? Gott sei Dank nicht in letzter Einsamkeit, Gott sei Dank nicht mutterseelenallein, Gott sei Dank nicht nur als ein einziges erbärmliches Lämmchen. Sondern hier steht es inmitten von 144.000.
Noch einmal taucht diese Zahl auf, die uns schon in Kapitel 7 getröstet hat. Liebe Freunde, wie wir gesagt haben, ist das keine Zählzahl, sondern eine Vollzahl und Trostzahl. Nach der Symbolsprache der Offenbarung bedeutet 144.000, dass Gott alle, die ihm gehören, am Ende um sich versammeln wird.
Am Schluss ist dieser Herr nicht allein. Bei der Himmelfahrt ist er nicht in irgendwelchen Sphären abgeschwebt. Am Schluss ist er mit denen zusammen, die ihm ihre Sünden und ihr Leben übergeben haben.
Niemand wird sie dann aus seiner Hand reißen. Niemand und nichts. Seine Leute werden bei ihm sein.
Christen in guter Gesellschaft – das ist der Schluss, Freunde. Christen in guter Gesellschaft, das ist hoffentlich der Schluss dieses ganzen Kosmos.
Kolosser 3,4: Wenn aber Christus, unser Leben, offenbart wird, dann werdet auch ihr mit ihm in Herrlichkeit offenbart werden.
Das Zeichen auf der Stirn: Bedeutung und Symbolik
Im Gegensatz zum Mahlzeichen des Tieres tragen seine Leute die 144 Seineigentumszeichen auf der Stirn. Dieses Zeichen ist ein Wesensmerkmal von Menschen, die nicht nur dem Namen nach, sondern dem Wesen nach Christen sind.
So steht es auch in Johannes 3,2: „Wir sind nun Gottes Kinder; noch ist nicht erschienen, was wir sein werden. Aber wir wissen, wenn er erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“
Ein solches Merkzeichen oder Erkennungszeichen hatte in der Antike fünf Bedeutungen. Zunächst war es ein Zeichen des Besitzes. Wir haben bereits öfter gehört, dass es sich dabei um ein Brandzeichen handelt – ein Zeichen, das eindeutig zeigt, zu welcher Seite man gehört. Ein Brandzeichen zeigt an, welchem Herrn man gehört. Es ist ein Zeichen des Besitzes.
Zweitens ist es ein Zeichen der Treue. Soldaten in der Antike brannten sich den Namen des Feldherrn ein, den sie besonders verehrten. Sie waren sozusagen die Fans dieses Feldherrn und trugen sein Erkennungszeichen sichtbar als Brandzeichen.
Drittens ist es ein Zeichen der Sicherheit. Sofort wird erkannt, wer Feind oder Freund ist. Wer dieses Zeichen trägt, ist kein Feind, sondern ein Freund dieses Herrn.
Viertens ist es ein Zeichen der Abhängigkeit, fast gleichbedeutend mit dem fünften Punkt: ein Zeichen des Schutzes. Wer sein Zeichen trägt, gehört in seine Nähe.
Wir kennen den Ausdruck „gebrannte Kinder“. Manchmal sind wir wie gebrannte Kinder: Man hat sich einmal die Finger verbrannt und lässt dann davon ab. Gebrannte Kinder lassen die Finger davon.
Seine Kinder, seine Leute, sind in der Tat gebrannte Kinder, mit diesem Brandmal gezeichnete Kinder. Doch sie wollen nicht mehr davonlassen. Gebrannte Kinder, die nicht mehr davonlassen wollen – das sind die, die wir am Ende dieses Kapitels erkennen können: Bei ihm seien sie allezeit und dienen ihm in ewiger Gerechtigkeit.
Die Nähe zum Hof: Gemeinschaft und Ehre
Ist es nicht wahr, diese herrliche Schlosskirche, die wir hier freundlicherweise immer wieder benutzen dürfen? Auch wenn es gelegentlich Schwierigkeiten beim Abschließen gibt und die Hausverwalter beziehungsweise Hausherren uns am liebsten draußen hätten, bin ich doch jeden Dienstag dankbar, dass wir innerhalb dieses Sicherheitstraktes zusammenkommen können. Das ist alles andere als selbstverständlich.
Diese Schlosskirche erinnert uns an die alte Hofkirche. Sie steht symbolisch für den damaligen Hof und die Hofhaltung. Damals galt es als ganz besondere Auszeichnung, in der Nähe dieses Hofes zu sein. Das war die beste Ehrung: nicht verbannt auf den Assberg oder gar hinunter auf den Hohen Twiel zu leben, sondern nahe beim Hof zu wohnen.
Es klingt in uns noch nach, wenn wir hören, dass etwa der Herr Hofapotheker in der Nähe dieses Hofes lebte. Das war schon eine ganz besondere Persönlichkeit. Oder der Hofbäcker – was für Menschen waren das, die für den Hof in dessen Nähe backten? Oder der Hoflieferant – und vom Hofprediger ganz zu schweigen. Was für Leute waren das? Es war eine Auszeichnung und eine besondere Ehre und Freude für diese Menschen, in der Nähe des Hofes zu leben.
Sehen Sie, das ist uns beschieden und das ist unsere Hoffnung, auf die wir zugehen: einmal nicht nur Hofbäcker oder Hoflieferant zu sein, sondern ganz zum Hof zu gehören. Ein Glied zu sein, obwohl man nicht das richtige Blut hat, hineingenommen in dieses adelige Geschlecht der 144.000.
Und da mag man aus einer ganz einfachen Familie kommen, vielleicht nicht einmal die Hauptschule durchlaufen haben oder im Leben nie einen Titel errungen haben. Liebe Freunde, am Ende bei Hofe zu sein – das lohnt sich, das lohnt sich wirklich.
Das neue Lied: Reinheit und Lobpreis vor dem Thron
Ich sah, und das Zweite, was hier steht, ist: Ich hörte – ich hörte etwas. Hörte er das neue Lied? Wir kennen es: „Singen dem Herrn ein neues Lied“. Ganz sicher ist es das Gegenstück zu unserer alten Leier, die wir immer wieder anstimmen. Diese Leier ist auf den Kontrapunkt von Leid und Schmerz gestimmt.
Es ist ja immer das alte Lied, das in unserer Welt und in unserem Leben gesungen wird. Meistens ist es so: Der Grundton lautet, „Die da drüben, die anderen, die sind gemein, unverschämt und ungebildet. Ich aber bin verkannt, übersehen und unter Wert verkauft. Die anderen sind die Schlimmen, und ich bin der einzig Gute und Edle unter lauter Nieten.“ Nicht wahr?
Das alte Lied dreht sich eigentlich immer um uns selbst, um unsere Probleme. Das neue Lied hat eine völlig andere Mitte. Das neue Lied ist nicht neuartig, Freunde, das muss man wissen. Es ist nicht neuartig.
Ich möchte das erklären. Früher, das wissen Sie noch, da sang man zum Gitarrenchor: „Stern, auf den ich schaue“. Und heute, wenn Sie junge Leute hören, mit ihren Discs, ihren Bändern und Schallplatten, dann hören sie zum Beispiel Arno und Andreas und die Folkband „We love Jesus, wir lieben Jesus“. Ich kann sagen: Wenn sie die Rhythmen hören – und ich höre sie immer wieder in meinem eigenen Haus – dann gehe ich hinauf und sage: „Aber jetzt ist endlich dieser Krach da oben Schluss!“ Mal weg, mal richtig. Und dann sagen sie: „Baba, das ist doch christlich. Das ist doch christliche Musik.“
Ich weiß es nicht, aber das muss ich mir sagen lassen. Sie ist eben neuartig. Es ist nicht mehr „Stern, auf den ich schaue“, aber es ist ein Mordskrach. Trotzdem geht es anscheinend um Jesus. Neuartig! Eltern wissen, wovon ich rede.
Für mich ist das nicht neuartig, sondern geradezu zeitweise abartig, und der Bub unartig. Aber trotzdem ist es neuartig. Das Lied ist auch nicht neuwertig. Dieses neue Lied ist nicht neuwertig, ganz neu auf den Markt gekommen, etwas, das es bisher noch nie gegeben hat, gleichsam ein Schlager, der jetzt gesungen wird. Nein, das neue Lied ist unvergleichlich mit dem, was bisher an Melodien auf unseren Lippen und in dieser Welt war. Es hat sich auch nicht daraus entwickelt. Es ist ein reines Lied.
So, wie ich gesagt habe: Wissen Sie, der Kammerton A – so wurde mir gesagt – ein Kammerton in unserer Welt, ein ganz reiner Ton, sei nie ganz rein. Er sei kein reiner Sinuston, sondern habe immer Ober- und Untertöne.
Das neue Lied, das dann einmal angestimmt wird, ist ein Lied im reinen Sinuston, nämlich nur noch Lob, Preis und Ehre. Kein Schmerz, kein Leid und kein Tönchen des Todes mehr. Ein Lied zur Ehre Gottes. Das wird ein Lied sein, wenn Lied und Lob deckungsgleich sind, wenn ihr Loblied im reinen Sinuston gesungen werden kann.
Mir fällt es immer schwer, ein Loblied zu singen, weil ich immer wieder mithöre, was ich eigentlich als Klagelied dazusingen könnte. Und ich freue mich auf jeden Augenblick, wo ich mit einstimmen darf, so wie es hier steht, in das Loblied des reinen Sinustones, das nichts anderes mehr bewegen kann.
Und wo wird dieses Lied gesungen? Wo? Vor dem Thron Gottes. Liebe Freunde, das ist ein ganz kleiner Hinweis auf das, was einmal in der Ewigkeit getan wird.
Wir fragen uns ja immer: Was soll man denn in der Ewigkeit tun? Eine schwierige Frage für Schwaben, die es sich ohne Schaffen und Werkeln überhaupt nicht vorstellen können, eine Ewigkeit lang nichts zu tun. Wir wissen es nicht. Aber eines ist klar, liebe Freunde: Vor dem Thron Gottes – und da gibt es viele Stellen – wird vor dem Thron Gottes gesungen, gepriesen und eine heilige Liturgie gehalten.
Das heißt, das ist der gewaltige Gottesdienst am Ziel aller Dinge. Und von hierher bekommen Sie ein ganz kleines Licht darauf, warum wir eigentlich sonntags zum Gottesdienst gehen.
Warum? Evangelische müssen nicht zum Gottesdienst? Das ist wohl der primitivste nachreformatorische Satz, den ich je zu Ohren bekommen habe, als ob Evangelische nicht zum Gottesdienst gehen müssten, das müssten nur die Katholiken.
Nein, warum gehen wir zum Gottesdienst? Sicher wegen eines guten Wortes, sicher wegen einer Stärkung und eines Trostes, sicher auch, um manchmal wieder ein paar ordentliche Leute zu treffen. Aber, liebe Freunde, es ist viel mehr.
Der Gottesdienst hier auf Erden ist in aller Erdhaftigkeit immer schon ein Stück Vorgeschmack. Gottesdienst ist Hauptprobe für die Ewigkeit. Deshalb möchte ich Sie hier wieder zu den Gottesdiensten einladen: Gottesdienst ist Hauptprobe für die Ewigkeit.
Und nur der wird richtig in einem Konzert mitsingen können, der auch bei der Hauptprobe dabei war. Gottesdienst ist Hauptprobe für die Ewigkeit, zum Lied im reinen Sinuston.
Und siehe, wie wird es gesungen? Zuerst wie eine Stimme, dann wie ein Wasserfall, dann wie ein Donnerwetter, dann wie ein Harfenspiel, steht hier. Es ist einfach unbeschreiblich, gewaltig und zart zugleich.
Kein Wunder, dass dieses Lied nicht von allen, sondern nur von den am Thron Versammelten überhaupt gelernt werden kann. Das neue Lied ist kein Schlager für unreine Lippen.
Nicht wahr, man kann bei uns ein Lied nur lernen, wenn man musikalisch ist. Es gibt unmusikalische Leute, die haben von Natur aus keine Begabung zu singen. Sie rutschen auf der Thronleiter herauf und herunter wie auf einer eingeseiften Treppe, und gräulich tut es allemal.
Sie brauchen – man braucht eigentlich eine Naturgabe dazu. Für das neue Lied am Thron Gottes müssen Sie nicht unbedingt musikalisch sein. Diese Gabe dort mitzusingen ist eine Gottesgabe, und die will er jedem schenken. Das ist es.
Aber das Dritte noch, nämlich: „Ich merkte, also ich sah, ich hörte das neue Lied.“ Und jetzt das Dritte, was hier noch steht: „Ich merkte, was?“ Was merkte er? Dass die, die dort stehen – und so heißt es hier – unbefleckt sind.
Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben. Ist es also eine Sache nur für unverheiratete Männer? Wir kennen bestimmte Traditionen in ganz bestimmten Gemeinschaften, die hier auf diesem Vers fußen und sagen, dass die letzte Stufe des Himmels dort, ganz nahe bei Jesus, nur die Unverheirateten überhaupt erreichen könnten.
Liebe Freunde, sicher blieb Jesus unverheiratet, das ist unbestreitbar. Paulus blieb unverheiratet, und er sagte, dass die Nichtverheirateten umso mehr dem Herrn leben könnten (1. Korinther 7). Das ist wahr und völlig richtig.
Doch wir sehen im ganzen Neuen Testament nichts davon, dass damit auch die Ehe herabgesetzt wäre. Vielmehr wird sie von Jesus ins rechte Licht gesetzt (Matthäus 19,2). Ehe wird geradezu zu einem Abbild des Verhältnisses von Christus zu seiner Gemeinde, so im Epheserbrief.
Paulus sagt, dass er mit seiner Arbeit und Sammlung und dem Aufbau einer Gemeinde Christus eine reine Jungfrau zugeführt habe. Die 144.000, die jungfräulich geblieben sind, können nur als die gesammelte Gemeinde verstanden werden, die auch in der großen Trübsal dem Herrn treu geblieben ist und keine anderen Bindungen eingegangen ist.
Die, die dem Herrn die Liebe geschenkt und in dieser Liebe treu geblieben sind – das sind die, die hier gemeint sind.
Und wo geht es dann lang? Hier steht der schöne Satz: „Sie folgen dem Lamm nach, wohin es geht.“ Leute, die im Alten Testament sich auskennen, wissen, was dahintersteht.
Nämlich: Es war der Wüstenzug im alten Israel. Die Leute im Alten Israel bei diesem Zug hatten zwei Gefahren, und sie waren bekannt: Sie brachen entweder aus zur Linken oder zur Rechten.
Wenn sie sagten, „Wir brechen aus zur Linken“, dann hieß das, sie kehren zurück nach Ägypten, in die alten Bindungen, in die alten Gefangenschaften zu den Fleischstöpfen Ägyptens. Das war der Ausbruch nach links.
Der Ausbruch nach rechts war ein Ausbruch in den eigenen Plan, in den eigenen Weg, in die eigene Religion, zum Baal, den man sich gemacht hat. Das war der Ausbruch nach rechts.
Wir kennen das heute auch. Die Gefahren sind geblieben. Heute erleben wir Ausbrüche nach links – das heißt, Menschen, junge Menschen, die ausscheren, die dabei waren und plötzlich zurückfallen in ihre alten Bindungen, in ihre alten Schwierigkeiten, zurück ins alte Ägypten ihres Lebens. Das ist der Ausbruch nach links.
Aber die viel größere Gefahr, liebe Freunde, heute ist der Ausbruch nach rechts. Der Ausbruch nach rechts hinaus in eine neue Religiosität, die meint, das große Halleluja sei schon angebrochen. Man müsse nur diesen anderen Weg gehen, und dann befände man sich schon am ewigen sonnigen Ziel.
Noch herrscht Sünde, Krankheit, Tod, noch stehen furchtbare Gerichte und Täler vor uns. Wir hätten das gerne hinter uns, und deshalb brechen wir gerne nach rechts aus.
Aber hier heißt es: Immer dem Lamm nach, wo es hingeht. Liebe Freunde, das Lamm ist einen schweren Weg gegangen. Und wenn Sie auch einen schweren Weg gehen müssen, dann gehen Sie immer dem Lamm nach.
Wenn Sie einen entsagungsvollen Weg gehen müssen, dann erinnern Sie sich: Das Lamm ist einen entsagungsvollen Weg gegangen. Das Lamm ist einen blutigen Weg gegangen und einen einsamen Weg.
Und wenn Sie auch einen einsamen Weg gehen, dann erinnern Sie sich immer: Dem Lamm nach. Hüten Sie sich, auszubrechen nach links. Aber hüten Sie sich vor allem heute, lassen Sie sich nicht verführen, nicht auszubrechen nach rechts, zu denen, die meinen, das große Halleluja sei heute schon da.
Nein, wir sehen es, wir warten darauf und gehen darauf zu. Aber vorher ist es ein Weg, der vom Kreuz ausgeschildert ist: Immer dem Lamm nach.
Und wie die letzten Wörter, die hier stehen: „Erkauft, freigekauft, losgekauft durch seine Menschenfreundlichkeit. Erstlinge für Gott, die Vorhut, unsträflich.“ Das heißt, die Strafe liegt jetzt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten. Das heißt unsträflich, Jesus für uns schon bestraft.
Und da sehe ich wieder dieses Bild, das man ja öfter auch auf Bildern sehen kann: Der frühere Freikauf der Sklaven. Für mich immer beeindruckend, wie die dort standen, die Ärmsten der Armen, wie sie gekettet waren und eigentlich warteten auf irgendjemand, der sie freikauft, oder sie gingen zugrunde unter der Hitze der Sonne.
Dann dieses Bild, wenn der Einkäufer kam, einer, der plötzlich seinen Lederbeutel zog, einer, der ein paar Scheine hinblätterte, einer, der ihn freikaufte. Und dann dieses strahlende Bild, wie diesem Mann die Fußfesseln gelöst wurden, wie die Handketten weggeworfen wurden und wie er in neuer Freiheit seinem Herrn folgen konnte.
Welcher Jubel lag schon über diesem Bild: ein Mann freigekauft von seiner Vergangenheit, hin zu einer neuen Freiheit.
Diese Ärmsten und Armen sind wir. Wir sind doch gekettet, wir sind doch gebunden. Und nun ist der gekommen, dieser Jesus, und er hat uns freigekauft.
Und nun können wir diesen Weg gehen als Unsträfliche, als Freigekaufte, als solche, die wissen: Wir stehen einmal dort beim Thron.
Freunde, welcher Jubel müsste eigentlich über unserem Leben liegen, dass es neu lebenswert geworden ist! Welcher Jubel müsste eigentlich über unserem Leben liegen, weil wir wissen, dass dieser Weg zum Ziele führt!
Welche Freude müsste neu in unser Leben einziehen über diesen Ausblick: der Thron Gottes, die 144.000 – doch Freunde, Land in Sicht, Land in Sicht.
Wir wollen beten: Herr, bei uns ist immer wieder Land unter. Du kannst die Stürme, Wogen und Wellen, die über uns hereinbrechen, beruhigen. Dann brechen wir gerne aus dorthin, wo alles gut ist, auch wenn wir es nur nicht sehen.
Herr, gib, dass wir uns nicht vor deinen Gerichten drücken. Gib, dass wir Ja sagen zu dem Weg des Gerichtes und des Schmerzes, den du uns verordnest.
Gib uns neue Kraft, diesen oft auch schweren Weg zu gehen. Aber lass die Gewissheit in unserem Herzen bleiben, dass wir einmal beim Thron Gottes stehen werden, mitsingend im großen reinen Lobpreis.
Lasst dies jetzt schon in uns klingen und mit uns gehen, diese neue Melodie, wenn wir heimgehen.
Denken wir noch an unsere Kranken und Alten, an die, die sich nicht mehr aufmachen können und auch nicht mehr aufmachen wollen.
Wir bringen dir diese Stiftsgemeinde, wir bringen dir diese Stadt, wir bringen dir unser ganzes Volk in diesen Wochen der Zusammenführung.
Wir bringen dir diese Welt. Herr, danke, dass Land in Sicht ist. Amen.
Die Reinheit der 144.000: Jungfräulichkeit und Nachfolge
Aber das Dritte noch, nämlich: „Ich merkte, also ich sah, ich hörte das neue Lied.“ Und jetzt das Dritte, was hier noch steht: „Ich merkte, was?“ Was merkte er? Dass die, die dort stehen – und so heißt es hier – unbefleckt sind. Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben.
Ist es also eine Sache nur für unverheiratete Männer? Wir kennen bestimmte Traditionen in ganz bestimmten Gemeinschaften, die auf diesem Vers fußen und sagen, dass die letzte Stufe des Himmels, dort ganz nahe bei Jesus, nur von Unverheirateten überhaupt erreicht werden könne.
Liebe Freunde, sicher blieb Jesus unverheiratet, das ist unbestreitbar. Paulus blieb unverheiratet, und er sagte, dass die Nichtverheirateten umso mehr dem Herrn leben könnten (1. Korinther 7,32-35). Das ist wahr und völlig richtig. Doch wir sehen im ganzen Neuen Testament nichts davon, dass an irgendeiner Stelle die Ehe herabgesetzt würde. Vielmehr wird sie von Jesus ins rechte Licht gesetzt (Matthäus 19,2). Ehe wird geradezu zu einem Abbild des Verhältnisses von Christus zu seiner Gemeinde, so im Epheserbrief (Epheser 5,22-33).
Paulus sagt, dass er mit seiner Arbeit, Sammlung und dem Aufbau einer Gemeinde Christus eine reine Jungfrau zugeführt habe. Die 144.000, die jungfräulich geblieben sind, können nur als die gesammelte Gemeinde verstanden werden, die auch in der großen Trübsal dem Herrn treu geblieben ist und keine anderen Bindungen eingegangen ist. Die, die dem Herrn die Liebe geschenkt und in dieser Liebe treu geblieben sind – das sind die, die hier gemeint sind.
Die Nachfolge des Lammes: Weg und Gefahr des Ausbruchs
Und wo geht es dann lang? Hier steht der schöne Satz: Sie folgen dem Lamm nach, wohin es geht.
Leute, die sich im Alten Testament auskennen, wissen, was dahintersteckt. Es war der Wüstenzug im alten Israel. Die Menschen im Alten Israel hatten bei diesem Zug zwei Gefahren, die bekannt waren: Sie brachen entweder aus zur Linken oder zur Rechten.
Wenn sie sagten, wir brechen aus zur Linken, dann bedeutete das, sie kehren zurück nach Ägypten – in die alten Bindungen, in die alten Gefangenschaften, zu den Fleischstöpfen Ägyptens. Das war der Ausbruch nach links.
Der Ausbruch nach rechts war der Ausbruch in den eigenen Plan, in den eigenen Weg, in die eigene Religion, zum Baal, den man sich gemacht hatte. Das war der Ausbruch nach rechts.
Ausbruch nach links bedeutete also Rückkehr in die alte Gefangenschaft. Ausbruch nach rechts bedeutete hinaus in eine neue Religion und zu einem neuen Gott.
Wir kennen das heute auch. Die Gefahren sind geblieben. Heute erleben wir Ausbrüche nach links. Das heißt, Menschen, insbesondere junge Menschen, die ausscheren, die dabei waren und plötzlich zurückfallen in ihre alten Bindungen, in ihre alten Schwierigkeiten – zurück ins alte Ägypten ihres Lebens. Das ist der Ausbruch nach links.
Aber die viel größere Gefahr heute, liebe Freunde, ist der Ausbruch nach rechts – der Ausbruch hinaus in eine neue Religiosität. Eine neue Religiosität, die meint, das große Halleluja sei schon angebrochen. Man müsse nur diesen anderen Weg gehen, und dann befinde man sich schon am ewigen, sonnigen Ziel.
Noch herrschen Sünde, Krankheit und Tod. Noch stehen furchtbare Gerichte und Täler vor uns. Wir hätten das gerne hinter uns, und deshalb brechen wir gerne nach rechts aus.
Aber hier heißt es: Immer dem Lamm nach, wo es hingeht. Liebe Freunde, das Lamm ist einen schweren Weg gegangen. Und wenn auch Sie einen schweren Weg gehen müssen, dann folgen Sie immer dem Lamm nach.
Wenn Sie einen entsagungsvollen Weg gehen müssen, dann erinnern Sie sich: Das Lamm ist einen entsagungsvollen Weg gegangen. Das Lamm ist einen blutigen Weg gegangen und einen einsamen Weg.
Und wenn Sie auch einen einsamen Weg gehen, dann denken Sie daran: Immer dem Lamm nach. Hüten Sie sich, auszubrechen nach links. Aber hüten Sie sich vor allem heute davor, sich verführen zu lassen und auszubrechen nach rechts – zu denen, die meinen, das große Halleluja sei heute schon da.
Nein, wir sehen es, wir warten darauf und gehen darauf zu. Aber vorher ist es ein Weg, der vom Kreuz ausgeschildert ist: immer dem Lamm nach.
Die Bedeutung des Freikaufs: Freiheit und Nachfolge
Und wie die letzten Worte, die hier stehen: erkauft, freigekauft, losgekauft durch seine Menschenfreundlichkeit. Erstlinge für Gott, die Vorhut, unsträflich – das heißt, die Strafe liegt jetzt auf ihm, damit wir Frieden haben. Das bedeutet: unsträflich, denn Jesus ist für uns bereits bestraft worden.
Dabei sehe ich wieder dieses Bild, das man oft auf Bildern sieht – der frühere Freikauf der Sklaven. Für mich immer beeindruckend, wie die Ärmsten der Armen dort standen, gekettet und wartend auf jemanden, der sie freikauft. Sie drohten unter der Hitze der Sonne zugrunde zu gehen.
Dann dieses Bild: Ein Einkäufer kommt, zieht plötzlich seinen Lederbeutel hervor, blättert ein paar Scheine hin und kauft sie frei. Und dann das strahlende Bild, wie diesem Mann die Fußfesseln gelöst und die Handketten weggeworfen werden. Er kann in neuer Freiheit seinem Herrn folgen. Welch ein Jubel lag über diesem Bild – ein Mann, freigekauft von seiner Vergangenheit, hin zu einer neuen Freiheit.
Diese Ärmsten und Armen sind wir. Wir sind doch gekettet, wir sind gebunden. Nun ist Jesus gekommen und hat uns freigekauft. Jetzt können wir diesen Weg gehen als Unsträfliche, als Freigekaufte, als solche, die wissen: Wir stehen einmal dort beim Thron.
Welcher Jubel müsste eigentlich über unserem Leben liegen, weil es neu lebenswert geworden ist! Welcher Jubel müsste über unserem Leben liegen, weil wir wissen, dass dieser Weg zum Ziel führt! Welche Freude müsste neu in unser Leben einziehen bei dem Ausblick auf den Thron Gottes, die 144.000 – doch, Freunde, Land in Sicht, Land in Sicht!
Schlussgebet: Vertrauen auf Gottes Weg und Trost
Wir wollen beten. Herr, bei uns ist immer wieder Land unter. Du kannst die Stürme, Wogen und Wellen, die über uns hereinbrechen, stillen. Oft brechen wir gerne aus dorthin aus, wo alles gut ist, auch wenn wir es nur nicht sehen.
Herr, gib, dass wir uns nicht vor deinen Gerichten drücken. Gib, dass wir Ja sagen zu dem Weg des Gerichts und des Schmerzes, den du uns verordnest. Gib uns neue Kraft, diesen oft schweren Weg zu gehen. Lass aber die Gewissheit in unserem Herzen bleiben, dass wir einmal beim Thron Gottes stehen werden, mitsingend im großen reinen Lobpreis.
Lass dies jetzt schon in uns klingen und mit uns gehen – diese neue Melodie, wenn wir heimgehen. Wir denken auch an unsere Kranken und Alten, an die, die sich nicht mehr aufmachen können und auch nicht mehr aufmachen wollen.
Wir bringen dir diese Stiftsgemeinde, wir bringen dir diese Stadt, wir bringen dir unser ganzes Volk in diesen Wochen der Zusammenführung. Wir bringen dir diese Welt, Herr. Danke, dass Land in Sicht ist. Amen.