Einleitung und Gleichnis vom Fest
Vers 1-13: Das Gleichnis von den klugen und törichten Brautjungfern
Jesus erzählt: So wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Brautjungfern, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht, fünf aber klug.
Die törichten Brautjungfern nahmen zwar ihre Lampen mit, aber kein Öl. Die klugen hingegen hatten ihre Lampen und Öl in ihren Gefäßen dabei.
Als der Bräutigam lange auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber ertönte ein lautes Rufen: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“
Da standen alle Brautjungfern auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten baten die klugen: „Gebt uns etwas von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.“
Die klugen antworteten: „Nein, sonst reicht es weder für euch noch für uns. Geht lieber zum Kaufmann und kauft euch selbst Öl.“
Während sie zum Kaufmann gingen, kam der Bräutigam. Die Brautjungfern, die bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeit hinein, und die Tür wurde verschlossen.
Später kamen auch die anderen und riefen: „Herr, mach uns auf!“ Doch er antwortete: „Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.“
Darum seid wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Mitgefühl in schwerer Trauer
Ach, hilf uns, weck uns auf, Arme.
Sehr schwer trauernden Menschen gegenüber Mitgefühl und Teilnahme auszudrücken, fällt oft schwer. Sicher haben Sie es auch schon bemerkt: Wenn man in großer Not ein paar Worte formulieren möchte, klingen diese oft hilflos. Ja, Worte wirken manchmal sogar verniedlichend und harmlos.
Deshalb empfinden wir es oft so, dass es in schwerer Trauer das Beste ist, einfach nur still die Hand zu drücken und am besten gar nichts zu sagen.
Warum ist eigentlich der stille Händedruck so tröstlich? Ich meine, das liegt einfach daran, dass man die Schwere des Geschehens anerkennt. Wenn jemand Worte findet, sieht es manchmal so aus, als wolle er das Geschehene bagatellisieren oder irgendwie darüber hinwegreden.
Aber wenn jemand die Hand drückt, ist das eine stille Kapitulation. Es ist, als würde der andere sagen: „Es lässt sich nicht ausdrücken, was ich empfinde. Es ist unsagbar schwer.“ Nicht einfach nur schwer, sondern unsagbar schwer.
Und damit drückt er aus: „Ich kann es nicht besser sagen als mit dieser kleinen Hilflosigkeit.“ Dabei sage ich dir auch, dass ich nicht weiter weiß.
Die Todeszelle als Bild für menschliche Angst
In solchen Momenten wird deutlich, wie es ist, als Mensch in einer Todeszelle zu leben. Dort gibt es nichts, was die Mauern des Todes durchbrechen könnte. Das Schlimme an einer Todeszelle ist, dass man nie weiß, wann der Tag der Hinrichtung kommt. Wann wird man hinausgeführt? Wird die Hinrichtung noch einmal um drei Wochen verschoben, oder passiert es morgen? Wie wird es sein? In solchen Augenblicken, voller konkreter Trauer, stellt man sich diese Fragen.
Man trägt sein Leben, so wie man in der Todeszelle eingesperrt ist. Um ein Bild aus unserer Zeit zu verwenden: Wir fühlen uns wie eingesperrte Geiseln. Der Geiselnehmer ist tot, aber er grinst frech die ganze Zeit, während wir um unser Leben fürchten. Er lächelt und hat die Macht, mit unserem Leben zu spielen. Er sagt: „Ich kann noch mal 48 Stunden warten, ich kann dir noch zwei Jahre geben, aber dann habe ich dich fest in meinem Griff, und niemand kann dir entkommen.“
Manchmal bricht dieses Gefühl bei vielen Menschen auf, und deshalb wollen sie nicht darüber sprechen. Und doch soll ich heute reden. Wissen Sie, warum ich am Totensonntag sprechen kann? Weil Jesus Christus den Tod besiegt hat.
Wenn man dieses Bild weiterführt, muss man sagen: Die Todeszelle hat ein Loch, durch das man hinauskommen kann – das ist die Freiheit. Was der Geiselnehmer jetzt noch tut, sind nur kleine Dinge. Er ist im Grunde schon überwältigt. Er spielt nur noch, ohne zu wissen, dass seine Macht längst gebrochen ist. Nur für einen Augenblick noch, dann wird er überwältigt und besiegt werden. Dann wird ihm Schmerz zugefügt.
Die Hoffnung durch Jesus Christus
Das ist so groß, was uns Jesus Christus an Hoffnung und Freude gibt – im Gegensatz zum Tod. Wir müssen das begreifen. Wir sind Menschen, die unter der großen Botschaft Jesu stehen. Wir sind Menschen, die auf ihn hören und auf ihn sehen.
Jetzt bitte ich Sie: Lassen Sie es nicht bloß beim stillen Händedruck bewenden. Sie haben doch eine Botschaft. Sie müssen das den Menschen sagen: Der Tod ist nicht die letzte Macht in unserer Welt.
Manche haben Angst vor dem Tod und sagen dann: „Du willst ja bloß vertrösten.“ Ich wünschte, ich könnte sie wirklich vertrösten. Ich wünschte, ich könnte heute denen, die so einen schweren Schmerz haben, ewige Hoffnung machen. Aber genau das verspricht Jesus Christus. Das tut er, indem er uns immer wieder in die Ohren ruft: Der Tod ist doch schon besiegt! Schaut auf meinen Ostersieg!
Darum schauen wir heute nicht auf die Schrecken des Todes. Stattdessen hören wir auf das Evangelium Jesu – eine befreiende Nachricht. Das muss Auswirkungen haben, wenn Sie heute Mittag an Gräbern stehen oder wenn Sie an liebe Menschen zurückdenken, die Ihnen sehr verbunden waren. Dann sagen Sie: Da ist das Evangelium. Und ich will immer mehr von diesem Evangelium des Lebens, des ewigen und unbegrenzten Lebens verstehen.
Das Fest als Bild für die Hoffnung
Das Evangelium heute spricht von einem großen Fest. Zuerst möchte ich über die Festvorbereitungen sprechen. Die Festvorbereitungen sind eigentlich großartig, denn Jesus spricht nicht vom Sterben oder macht schwere Worte über den Tod. Das müsste eigentlich jeder Mensch haben, wenn er wach und hell ist. Stattdessen redet Jesus von einem Fest.
Zu einem Fest werden Einladungen geschrieben, die dann hinausgehen, und Menschen erhalten diese Einladung. Haben Sie das immer so verstanden, wenn Jesus Sie ruft? Er kommt doch nicht als Polizist in Ihr Leben, sondern immer als der Einladende zu einem großen Fest. Er lädt Sie ein, und auf der persönlichen Einladungskarte steht Ihr Name geschrieben – Sie sind berufen.
Mit der Einladung kann man Verschiedenes machen. Man kann sie einfach liegen lassen – das passiert manchmal. Die Einladung rutscht unter die Postberge hinunter, und man vergisst sie. Manche merken gar nicht, dass sie eingeladen sind. Wenn das Fest dann kommt, sagen sie: „Ach, das war jetzt schon? Ich habe immer gedacht, das käme erst in ein paar Wochen.“ Man kann die Einladung auch schlampig behandeln oder ablehnen.
Das Reich Gottes und die Brautjungfern
Unser Jesus sagt: Das Reich Gottes ist wie zehn Jungfrauen.
Mit dem Reich Gottes meinte Jesus seine Herrschaft. Diese Herrschaft hat, wie wir neulich schon gehört haben, mitten in dieser Welt begonnen. In einer Welt, in der so viel Böses geschieht, hat Jesus sein Reich bereits aufgerichtet.
Wenn man fragt: Wo ist denn dieses Reich Gottes? Wo sieht man etwas vom Herzen Gottes? Dann sind das zum Beispiel die zehn Jungfrauen. Das sind Menschen, die mitten in dieser Welt leben und sich auf ein großes Fest vorbereiten. Dieses Fest steht bevor, und sie freuen sich darauf. Sie gehen auf dieses große Freudenfest zu, das sie ganz erfasst hat.
Ich wünsche mir, dass es auch bei Ihnen so ist, dass Sie sagen können: Ich gehe nicht dem Tod entgegen, sondern ich freue mich. Der Tag meines Hinscheidens wird für mich ein Tag sein, an dem ich zum großen Fest berufen werde. Das können Sie mit Ihren Angehörigen ausmachen und gemeinsam einen großen Tag des Dankes daraus machen. Singen Sie Lieder der Hoffnung und des Oster-Sieges Jesu.
Wir wollen doch in dieser Welt Menschen sein, die auf das große Fest warten – wie die klugen Jungfrauen. Darin zeigt sich das Reich Gottes: In dieser Welt warten die Menschen auf das Kommen Jesu, dem sie entgegengehen.
Der Tod und die Todesstunde
Aber jetzt muss ich noch einmal fragen: Was ist denn aus dem Tod geworden? Wie haben diese jungen Frauen die Sache erledigt? Das Sterben kommt doch auch noch auf die Christen zu. Sie müssen ihre Todesstunde einmal durchleben.
Es ist nur die Frage, ob sie ihre Todesstunde heute durchleiden. Das geschieht ja im Augenblick einer echten Bekehrung. Man erkennt, wie der Tod in unserem Leben alles auslöst. Und man steht vor Gott in dieser ganzen vergänglichen Nichtigkeit und sagt: Herr, ich kann dir doch nichts bringen.
Wenn man dann den Ruf hört: „Ich bin von dir berufen, an deinem Fest teilzunehmen“, und man darf von deiner Vergebung leben, dann kann der Tod uns immer noch sprechen. Denn wir sind ja schon hindurchgegangen durch dieses Gericht des Todes. Das müssen wir Menschen einfach einmal durchleben – durch das Wegstreifen von unserer Einbildung und unserem falschen Hochmut, wo wir meinen, wir wären als Menschen irgendetwas Großes.
Das treibt uns der Tod aus. Man kann seine Sterbestunde heute schon abmachen. Und das ist die Stunde, in der man zum Glauben kommt und begreift, was uns Jesus heute anbietet.
Dann wird es so wunderbar, wenn man mitten in diesem Schrecken über das eigene vergängliche Leben die Worte Jesu hört: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Wer glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.
Dann kann man nur sagen: Jetzt will ich mein Leben auch so in deine Hand hineinlegen. Jetzt möchte ich auch so dir glauben und dir vertrauen. So ist das Reich Gottes in dieser Welt.
Die Bedeutung der Hochzeit
Jesus vergleicht die Beziehung zwischen Gott und den Gläubigen mit einer Hochzeit. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich erklären, was es mit der Hochzeit auf sich hat. Ältere mögen mir verzeihen, aber viele junge Menschen wissen heute nicht mehr, warum man heiratet. Die jungen Leute meinen oft, man heiratet wegen des Scheins. Nein, das ist es bestimmt nicht. Ich habe viele Scheine zu Hause liegen, und der Schein hat zwischen meiner Frau und mir noch nie eine Rolle gespielt.
Das ist vielleicht ein Stück der gemeinen, zerstörerischen Propaganda unserer Zeit, die die Dinge grob verfälscht und verzeichnet. Es geht beim Heiraten überhaupt nicht um einen Schein. Sondern es geht um Treue. Eine Verbindung, die bricht und auseinandergeht, ist eine furchtbare Wunde. Denn eine Lebensgemeinschaft in der Ehe berührt die innersten, geheimsten und edelsten Dinge unseres Menschseins. Das sind verletzbare Dinge.
Ich verstehe, dass unsere Zeit das oft nicht mehr weiß. Aber hier sollen sie wissen, dass Jesus in diesem Bild von der Hochzeit etwas Wunderbares darstellen will, was in der Ewigkeit geschehen wird. Jesus vergleicht das für unsere Zeit kaum verständlich. Doch gläubige Menschen freuen sich an diesen Bildern.
Verlobte haben nur die Sehnsucht, ganz füreinander da zu sein und ihre Herzen füreinander schlagen zu lassen. Sie wissen, das kann nur geschehen in völliger Treue, völliger Hingabe und in dem klaren Bund, den wir miteinander schließen, wenn wir heiraten. Dann warten sie sehnsüchtig auf den Tag, an dem das Wunderbare geschieht: Wenn Brautleute auf ihren Hochzeitstag warten, dann gehören sie sich ganz. Dann kann sie nichts mehr trennen, und das, was sie sich geben, ist so kostbar, dass sie es nur an diesem Tag geben können.
Jesus vergleicht die Sehnsucht Gottes mit unserer Sehnsucht als Gläubige. Wie die Sehnsucht der Brautleute, die zusammenkommen wollen, so sehnen wir uns danach, Gott leibhaftig zu sehen, bei ihm zu sein und in Frieden mit ihm zu leben. Denn leider haben wir Schwachheiten hinter uns. Wann kommt der Tag der Vermählung?
Das geht jetzt ein bisschen über dieses Gleichnis hinaus. Aber in der Bibel gibt es noch andere Bilder, besonders in den Briefen, die immer wieder das Verhältnis Gottes zu den Gläubigen als eine Heirat darstellen. Im Gegenteil: Unser Heiraten ist nur ein schwaches Abbild der göttlichen Vermählung, die wirklich geschieht.
Dabei wissen wir, dass Liebe bei Gott nicht bloß ein Wort oder ein Flirt ist. Bei Gott ist Liebe die Bindung bis zum Letzten. Sie ist die Treue, an der man festhält. Wenn man dann zusammenkommt, entsteht die innigste Lebensgemeinschaft, die man sich vorstellen kann.
Ich würde allen Ehepaaren nur sagen: Studiert das Geheimnis der Gemeinschaft zweier Liebender an der Liebe Gottes zu seiner Gemeinde. Dort findet ihr das Urbild. Lasst euch nicht von verrückten Aufklärungsbüchern einen Leitfaden für eure Ehe geben. Wenn ihr von der Liebe Gottes ausgeht, ahnt ihr, wie tief das geht. Es ist mehr als nur ein paar Zärtlichkeiten. Die darf man gerne haben, aber es geht um die innige Lebensgemeinschaft, die Gott bei seiner Gemeinde sucht.
Vorher spricht Jesus im Bild der Braut auch von Jungfrauen. Dem Spott der Welt zum Trotz ist das etwas Reines und Heiliges. Diese Mädchen warten auf den Bräutigam und sehen ihm entgegen. Darin hat Jesus das Bild des Glaubens gezeichnet.
Ich sagte: Dem Spott der Welt zum Trotz. Denn in unserer Zeit gilt Jungfräulichkeit oft nicht mehr viel. Doch es bleibt das Bild des Glaubens: Einer sagt, ich möchte nur auf Jesus leben. Er ist mir das Wichtigste. Ich will ihn schauen. Alles andere soll mich nicht ablenken, alles andere interessiert mich nicht. Ich will mich nicht von anderen Menschen und Figuren beeindrucken lassen. Meine Liebe gehört ihm, und ich lebe meine Liebe in dieser Treue auf ihn hin. Ich bin zum Fest berufen.
Das Licht der Hoffnung in der Dunkelheit
Wann möchte ich gar nicht mehr vom Tod sprechen? Der Tod wird verdrängt, und es wird nur noch davon geredet, dass die Braut jung ist und ihre Lichter trägt. Warum haben sie diese Lichter? Sie gehen hinein, stehen in der dunklen Nacht und leuchten mit ihren Lichtern.
Das bedeutet, in einer Welt voller Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit Lichter zu haben, damit andere Menschen dieses Licht sehen können. Dieses Licht ist das Licht der Hoffnung, das wir besitzen.
Um uns herum gibt es Menschen, die den Kopf sinken lassen. Wir zünden unsere Lichter an, zum Beispiel an den Gräbern am Totensonntag. Wir sprechen darüber und sagen: Lasst euch nicht vom Tod beeindrucken! Das ist der Ruf zum Fest. Wir freuen uns darauf, dass es zu dieser innigen Gemeinschaft kommt.
Ich darf Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen. Ich darf bei ihm sein, und am Ende wird er mir die Tränen aus den Augen wischen. Dann macht er alles ganz neu.
Davon wollen wir sprechen. Das sind die Festvorbereitungen, die jetzt beginnen.
Die Gefahr des Einschlafens im Glauben
Jetzt muss ich von der gefährlichen Krise sprechen. Diese Krise entsteht, weil die Brautjungfern in der Nacht warten müssen – und dabei einschlafen. Es wird ihnen nicht einmal ein Vorwurf gemacht, dass sie einschlafen. Man könnte ja sonst sagen: Warum bleiben sie nicht die ganze Zeit wach?
Ja, es ist uns Menschen angeboren, dass wir schläfrig werden und schlafen müssen. Vielleicht kann man es einmal schaffen, eine ganze Nacht wach zu bleiben, aber dann muss man den Schlaf wenigstens nachholen. Man wird einfach zu müde. So ist es auch mit der Vorfreude auf das Fest, dem wir entgegengehen.
Wenn Sie das Gleichnis verstehen, meine ich, dass Jesus hier sagen will: Jeder wird schläfrig, auch die treuesten Christen. Viele sagen immer, das könne sie nicht berühren, denn sie stünden fest in ihrem Glauben. Das Schlimme ist aber, dass wir früher oder später alle schläfrig werden.
Sie haben es doch sicher schon bemerkt: Wie das Bibellesen zur Last wird, wie man plötzlich die stille Zeit vergisst, wie man nicht mehr zum Beten kommt, wie man sich von der Gemeinschaft entfernt. Und man merkt es zuerst gar nicht, wenn man im Glauben schläfrig wird. Das ist kein Vorwurf.
Wichtig ist, dass die Klugen sich von den Törichten unterscheiden. Wir dürfen das „Törichte“ ruhig so übersetzen: Sie haben kein Öl dabei. Das Öl ist nicht ein Licht, das sie selbst machen können, das von ihnen selbst brennt. Es ist ein Licht, das von einer Quelle gespeist wird.
Die Törichten haben kein Öl in ihrer Lampe, das brennt. Man muss sich diese kleinen israelischen Leuchter vorstellen. Sie haben nur eine kleine Wanne, in der unten Öl ist. Dieses Öl brennt sehr schnell aus. Man braucht eine Kanne, um immer wieder nachzugießen. Es ist kein großer Behälter unten angebracht, sondern ein kleines Lämpchen mit einer Schnauze oben.
Die Frage ist nur, ob wir selbst Öl bei uns haben. Dieses Öl ist das Wort Gottes, der Glaube, aus dem die Flamme leben kann. Wir stecken alle tief in unseren Aufgaben, müssen uns draußen bewähren, Verpflichtungen erfüllen. Wenn morgen das Geschäft wieder losgeht mit Terminen, Treiben und Hetzen – wissen Sie, dass Sie jederzeit wach sein müssen, weil der Anruf kommen kann?
Das ist das Große: Die Klugen haben Öl dabei. Die Törichten hätten doch eigentlich auch daran denken können: Was tragen die anderen eigentlich bei sich? Vielleicht haben sie noch gelächelt, als sie die Fläschchen mitgebracht haben. Es kommt anderen immer so merkwürdig vor, warum einige das so wichtig nehmen, warum sie sich so viel Zeit für das Wort Gottes nehmen und den Glauben so ernst nehmen.
Die anderen verstehen nicht, dass es um die Reserven geht, damit wir durchhalten. In dieser Welt gibt es schwere Stürme, die das leuchtende Lämmchen auslöschen wollen. Und es ist wunderbar: Dieses Licht lebt von der Flamme, und wenn Öl unten ist, dann brennt das Licht.
Mein Glaube wäre schon lange erloschen, wenn nicht immer wieder die Reserven des göttlichen Öls ihn am Leben erhalten würden. Wir dürfen auch wissen: Die Zeit des Wartens wird nicht ins Unendliche hinausgezogen. Die Zeit des Wartens wird abgekürzt, wenn die letzten Schrecken kommen, weil es zu schwer ist, in dieser Nacht auf die Wiederkunft Jesu zu warten.
Ermutigung und Licht des Lebens
Will Ihnen das Wort Jesu noch als Ermutigung sagen: Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Das ist die Freude, diese Brautjungfern auch im schweren Warten. Wir stehen doch schon im Licht, wir haben sein Licht. Lassen Sie sich nicht irritieren von so manchen Irrlichtern und den Neonleuchten unserer Zeit, von denen Klugheit und Weltweisheit gesprochen wird.
Uns genügt dieses Lämmlein des Wortes Gottes, mit dem wir unseren Weg erhellen. Es leuchtet uns, sodass wir unseren Weg gehen können. Das ist so groß, wie wir es in den Krankenstuben, am Totenbett und am Grabe immer wieder erfahren. Wie dieses Licht hell leuchtet und einen hellen Schein in unsere Herzen gibt!
Aber die Krise entsteht, wenn man kein Öl bei sich hat, keine Reserven. Wenn man nicht genügend genommen hat, zum Beispiel eine Losung am Morgen des Tages aus dem Losungsbüchlein. Das kann ein schönes Lichtlein sein, aber das habe ich nie durch den Tag hindurch.
Auch eine Predigt am Sonntag kann schön sein, aber sie trägt einen nicht hindurch, wenn man nicht selbst im Wort Gottes verwurzelt ist und im Glauben mit Jesus Christus so verbunden ist, dass die Kraft Jesu dieses Feuer immer wieder neu entfachen kann.
Die verschlossene Tür und das Ende der Gnade
Jetzt muss ich noch von der verschlossenen Tür sprechen, als der Bräutigam plötzlich kommt. Gibt es eine Aufregung? Es wird gerufen: „Er kommt, er kommt!“ und alle fahren hoch. Erst jetzt gehen sie ihm entgegen.
Wir können Jesus nicht entgegengehen. Wir müssen warten, bis er kommt. Dann können wir ihm in den letzten Schritten noch entgegengehen. Doch in diesem Moment wachen die Dummen auf und merken nicht, dass sie genügend Öl bei sich haben. Sie spüren, wie die Flamme zu verlöschen droht, und wollen sich irgendwo Öl besorgen.
Ich hatte gute Kinderkirch-Helfer, und das ist mir jetzt wieder in Erinnerung. Vielleicht geht es Ihnen auch so: Wie viel bleibt von der Kindheit hängen? Man ist sich dessen oft kaum bewusst, wie die anderen von eurem Öl trinken. Dann sagen sie: „Nein, geht in die Stadt!“ Und dann springen sie in die Stadt, klopfen an den Laden, doch der Laden hat schon die Rollläden unten. Der Kaufmann liegt noch im Bett, und es dauert, bis sie ihn herausklingeln.
Als Kinder haben wir die ganze Not dieser Leute mit durchgemacht. Endlich, endlich haben sie ein Fläschchen Öl. Dann kommen sie zurück und wollen hineingehen zum Fest. Doch die Tür ist verschlossen. Furchtbare Augenblicke. Das gibt uns einen Stich ins Herz.
Man hat mich gefragt, ob ich heute am Totensonntag Ihnen das noch einmal sagen muss. Aber es steht ja in unserem Abschnitt drin, und das ist ein ganz besonderer Akzent, den Jesus hier setzt.
Wenn wir drinnen sitzen beim Fest und mitfeiern, werden wir das Pochen der Freunde draußen hören, die mit uns auf derselben Bank gesessen haben? Vielleicht sogar von Familienmitgliedern? Und die Pocher schreien: „Herr, tu uns auf!“ Und er sagt: „Ich kenne euch nicht.“
Die Motivation zur Mission und das Dabeisein am Fest
Ich kenne keine andere Motivation für missionarisches Handeln als die, die uns immer wieder aus diesem Gleichnis Jesu gesagt wird. Wenn Menschen etwas Gutes tun wollen, wenn sie anderen Freude bereiten möchten, dann sollen sie dafür sorgen, dass diese brennende Lampen haben und Öl in ihren Gefäßen. Sie sollen auf das große Fest warten.
Man fragt sich: Bin ich bereit? Es geht doch darum, beim Fest dabei zu sein, wenn es beginnt. Wenn Jesus sichtbar wiederkommt und uns an den Tisch setzt. Dann heißt es noch einmal aus dem Mund Jesu, dass er sich die Schürze umbinden wird, um uns zu bedienen und uns zu Tische zu dienen. Das hat er sich vorgenommen.
Er wird uns bewirten, wenn wir in die Ewigkeit eintreten. Wir kommen mit unserem Leben, mit all seinen Belastungen und Schwierigkeiten. Und dann? Ist er da und lässt alles vergessen. Diejenigen, die aus der großen Trübsal heimkehren, finden die ewige Heimat.
Das haben wir uns doch nicht vorstellen können – so wunderbar wird es sein.
Das vermischte Reich Gottes und die Treue der Gläubigen
Sie müssen darauf achten, dass das Reich Gottes heute vermischt ist. Das Reich Gottes, das wir in dieser Welt haben, ist vermischt mit törichten und klugen Menschen. Hier gibt es Treue und Untreue, Halbe und Ganze, solche, die bereit sind, und solche, die es noch nicht bemerkt haben.
Aber einmal in der Ewigkeit wird es nur so sein, dass die Treuen bei Jesus sind. Dabei ist nicht die moralische Treue gemeint. Es wird wohl so sein, dass die schlimmsten Sünder, die Zöllner und Dirnen, mit dabei sind. Denn sie konnten eines: Jesus treu sein, der Gnade treu sein.
Das ist nicht im Sinne einer Leistungsgerechtigkeit zu verstehen. Die, die treu sind, sagen: Herr, die Flamme brennt los von deinem Öl. Ich will bloß bei deinem Wort bleiben, ich will dich lieben, dir vertrauen und dir folgen. Das ist doch die Gnade und das Erbarmen, das uns durchdringt.
Und das gilt für sie als Signal: Sie dürfen sich heute der großen Zukunft freuen. Es geht heim zum großen Fest. Sie dürfen heute schon ihre Lichter anstecken und fröhlich auf die herrliche Zukunft warten. Armin.