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Gott hört auf uns

Bitte und Fürbitte, 1. Johannes 5,13-17

I. Erhörliches Beten (14-15)

Freier Zugang

Als Christen haben wir ein ganz besonderes Verhältnis zu Gott dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Wir können mit Gott sprechen und er hört uns. Johannes sagt deshalb: Und das ist die Offenheit, die wir zu Gott haben: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Man kann dies so verstehen, dass Johannes damit sagen will. Darin zeigt sich unser besonderes Verhältnis zu Gott, dass wir ihn bitten können und er uns hört. Wir dürfen Gott bitten. Er lässt sich von uns bitten. Die Gebete dienen also nicht dazu Gott zu gewinnen oder ihn gar zu beschwichtigen, oder bei Laune zu halten, wie dies oft den Anschein macht, sei es in anderen Religionen oder sei es in christlichen Kreisen. Nein, wir haben freien Zugang zu Gott. Wie Kinder zu ihren Eltern einen besonderen Zugang haben, z.B. Schlafzimmer, Büro. Dies kommt daher, weil wir durch Jesus mit Gott versöhnt sind. Im Gebet dürfen wir mit unseren Freuden und Leiden zu Gott gehen. Er nimmt sich unserer Anliegen an.

Evangelisation

Gebet ist übrigens keine Spezialität der Christen. Alle Religionen kennen Formen des Gebets. Damit wird auch deutlich, dass der Mensch in sich das Wissen trägt, dass es über seine Sinne hinaus eine Wirklichkeit gibt. Die Offenheit und Freiheit Gott zu bitten, ist aber nur denen gegeben, die durch Jesus mit Gott versöhnt sind. Bsp. Wenn man mit einem Menschen zerstritten ist. Wenn Spannungen da sind. Bist Du mit Gott versöhnt? Wenn Du mit Gott nicht versöhnt bist, so kannst Du Gott bitten soviel Du willst. Du hast den Zugang zu Gott nicht. Denn bevor dir Gott irgendeine Bitte erfüllen will, will er Dir das grösste Geschenk machen, das ein Mensch überhaupt bekommen kann. Er will Dir ewiges Leben schenken. D.h. er will Dich erlösen von all Deiner Schuld. Er will, dass Du mit ihm Frieden machst. Paulus fordert auf u. sagt: So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott! 2.Kor.5,20. Lass Dich versöhnen mit Gott, das ist der grösste Wunsch Jesu, wenn Du noch nicht versöhnt bist. Jesus hat sich diese Versöhnung etwas kosten lassen, denn er hat sich für Dich und mich geopfert. So fährt Paulus weiter: Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. 2.Kor.5,21. So lass Dich mit Gott versöhnen, dann hast Du diesen freien Zugang im Gebet zu Gott. Dann hast Du eine einzigartige Beziehung zu Deinem Schöpfer, wie Paulus sagt: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Rö.8,15. Gerne helfe ich auf diesem Weg zur Versöhnung.

Erhörlich Beten

Johannes macht aber hier noch eine kleine Einschränkung. Nicht jedes Gebet wird erhört. Gerade die folgenden Verse zeigen ein Gebet das Gott nicht erhört. Ich kann nämlich ganz eigensüchtig bitten. So dass ich nur meinen Vorteil suche. Wie Jakobus schreibt: ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt. Jak.4,3. Nicht unsere eigenen Gelüste sollen das Leitmotiv in unseren Gebeten sein, sondern der Wille Gottes, ist der Kern unserer Gebete. Somit hat nicht jedes Gebet die Zusage der Erhörung. Das Gebet darf nicht magischer Gotteszwang sein. Es soll nie das Ziel haben den Willen Gottes zu brechen. Nein, das Gebet soll dem Willen Gottes entsprechen. Wir haben in der ganzen Bibel Hinweise darauf. So sagt Jesus: Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. / Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun. Joh.14,13-14. Im Namen Jesu zu beten heisst nun nicht, dass ich einfach den Namen in magischer Weise benutze, sondern dass ich in Übereinstimmung mit ihm bete. Ich bin in tiefer Übereinstimmung mit Gott. Ich bin gesinnt wie Gott. Gottes Anliegen entsprechen meinen Anliegen. Meine Identifikation mit dem Reich Gottes ist sehr hoch. Übrigens auch etwas, worauf Firmen wert legen.

Anwendung

Wie hoch ist unsere Identifikation mit dem Reich Gottes? Alle Gebetsstrategien helfen nicht, wenn wir nicht die Anliegen Gottes teilen. Mit recht wird dem Gebet einen grossen Stellenwert beigemessen. Was wäre eine Gemeinde, wenn nicht gebetet würde, denn auch Jakobus sagt: Ihr...habt nichts, weil ihr nicht bittet; Jak.4,2. Das Gebet darf sich aber nie verselbständigen. Die Kraft liegt nicht im Gebet, sondern bei Gott. Wir können stundenlang beten und Gebetskonferenzen besuchen. Wir können uns abmühen wie wir wollen, wenn wir nicht in einer geklärten Beziehung zu unserem Schöpfer leben, werden unsere Gebete nichts vermögen. Wenn wir nur auf unsere persönlichen Vorteile fixiert sind und kein Herz für die Anliegen Gottes haben, dann dienen die Gebet lediglich zur eigenen religiösen Selbstbestätigung. Erhörliches Gebet wird nicht durch Länge und gewaltige Sprachgewandtheit verrichtet. Erhörliches Gebet geschieht da, wo Menschen sich vor Gott demütigen und seine Anliegen zum eigenen Anliegen machen. Da wird Gott die Gebete erhören. Dort werden die Gebete automatisch dem Willen Gottes entsprechen.

II. Sinnloses Beten (16-17)

Nun kommen wir zu dem Abschnitt, wo sich sicherlich schon mancher von uns fragte, wie dieser wohl zu verstehen sei. Vor allem die Frage, was man sich unter der Sünde zum Tode vorstellen soll. Doch bevor wir uns über diese Sünde Gedanken machen, sollten wir die eigentliche Aussage dieses Verses nicht übersehen. Ein Bruder, also ein Christ, der sündigt, für den sollen wir beten. Das ist das Gebet, das im Willen Gottes steht. Aber was uns an diesem Vers mehr fesselt, weil wir es nicht recht verstehen, ist die Frage: Welche Sünde meint Johannes, die zum Tode führt und für die man nicht beten sollte? Betrachten wir diesen Vers 16, können wir folgendes festhalten: Den ersten Lesern muss klar gewesen sein, was unter der Sünde zum Tod zu verstehen ist. Es wird vorausgesetzt, daß der Bruder der am Bruder Sünde feststellt, unmittelbar auch erkennen kann (der ihn sündigen sieht), ob es sich dabei um eine Sünde im vergebbaren Sinne oder um eine Sünde zum Tode handelt. Der so Sündigende ist auch Glied der Gemeinde.

Zwei ähnliche Vergehen

Nun ist die Frage: welche Sünde kann so schlimm sein, die es sinnlos macht, für einen solchen Menschen zu beten? Diese Aussage steht in engem Zusammenhang mit dem letzten Vers dieses Buches, Johannes sagt: Hüttet euch vor den Götzen! 1.Joh.5,21. Wenn hier Johannes diese Sünde meint. Die Sünde, dass ein anderer Gott aktiv verehrt wird. Dann kommen mir vier Menschen aus der Bibel in den Sinn. Zwei aus dem AT und zwei aus dem NT. Aus dem AT David und Salomo. Aus dem NT Petrus und Judas.

David und Salomo

David und Salomo sündigten beide sehr schwer. David brach mit Batseba die Ehe und liess danach ihren Mann ermorden. Eine absolut schwere Sünde. Und als er vom Propheten Nathan von dieser Sünde überführt wurde, anerkannte und bekannte er seine Sünden und der Prophet sprach ihm die Vergebung zu. Salomo versündigte sich, indem er anfing andere Götter anzubeten: So diente Salomo der Astarte, der Göttin derer von Sidon, und dem Milkom, dem greulichen Götzen der Ammoniter. 1.Kö.11,5. Gott wurde darüber zornig, genau wie bei David. Aber Salomo sündigte nicht nur dadurch, dass er etwas tat, was Gott missfiel, sondern er wandte sich gegen besseres Wissen von Gott ab und betete andere Götter an. Bei Salomo lesen wir nirgends, dass ihm vergeben wurde.

Petrus und Judas

Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade diese beiden Männern den Gläubigen vor Augen standen, wenn sie diesen Vers lasen. Petrus war ein sehr temperamtentvoller Mensch. Für Jesus würde er durchs Feuer gehen. Petrus griff sogar zum Schwert für Jesus und schlug einem Soldaten ein Ohr ab, als sie Jesus gefangen nehmen wollten. Als die meisten Jünger flohen (Mk.14,50), folgte Petrus von ferne Jesus nach. Nun wird Petrus im Hof des Palastes dreimal angsprochen, ob er zu diesem Jesus gehöre und er verneinte dies. Ja es heisst sogar: Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Mt.26,74. Er, der mit Jesus sterben wollte, hat nun so getan, als würde er ihn nicht kennen. Petrus hat Angst bekommen. Plötzlich realisierte er, was er gemacht hatte und er brach zusammen, er verliess den Hof des Palastes und weinte bitterlich. Er war völlig zerstört. Wir wissen aber, dass Jesus ihm vergeben hat und ihm wichtige Aufgaben zuteil werden liess. Obwohl er Jesus verleugnete, schenkte ihm Jesus das Leben. Judas Iskariot, auch ein Jünger Jesu, der ihn durch die ganze Zeit begleitete, war immer eher kritisch gegenüber Jesus. Er machte etwas ganz ähnliches wie Petrus, nur war seine Tat ungemein schlimmer. Er hat Jesus nicht nur verleugnet, sondern er hat ihn ganz aktiv verraten oder man kann es noch deutlicher sagen: Er hat Jesus verkauft! Da ging einer von den Zwölfen, mit Namen Judas Iskariot, hin zu den Hohepriestern / und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. / Und von da an suchte er eine Gelegenheit, daß er ihn verriete. Mt.26,14-16. Judas hatte ganz klar die Absicht, Jesus zu verraten, ja er verkaufte ihn für Geld. Jesus warnte Judas noch, bevor er ihn verriet, indem er sagte: Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird! Judas liess sich dadurch nicht zurückhalten. Er verriet Jesus. Er hat ihn für 30 Silberlinge verkauft. Nun, als Judas die Folgen seines Handelns sah, reute es ihn, aber er fand kein Raum zur Buße, er beging Selbstmord. Als Judas, der ihn verraten hatte, sah, daß er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück / und sprach: Ich habe Unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu? / Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging fort und erhängte sich. Mt.27,3-5. Judas fand also ein schreckliches Ende, ohne mit Jesus versöhnt zu sein. Er verspielte sein Leben, indem er Jesus verraten hatte.

Bezug zu V. 16

Wenn wir uns nun vor Augen führen, was Johannes in seinem Brief schreibt. Und wie er besonderes Gewicht darauf legt, dass Jesus der Christus ist. Können wir daraus schliessen, dass er die Gemeinde eindringlich mahnen will, Jesus treu zu bleiben. Nicht wieder dem Götzenkult zu verfallen. David und Salomo, sowie Petrus und Judas, geben davür ein gutes Beispiel. An ihnen können wir sehen, wann die Schwelle überschritten wird. Es braucht also sehr sehr viel, bis man die Sünde zum Tode begeht. Es handelt sich um ein bewusstes Abwenden von Jesus und ein Zuwenden zu einem anderen Gott. Es sind also nicht Verzweiflungstaten wie bei Petrus. Oder eine wie bei David, eine abscheuliches Übertreten der Ordnungen Gottes. Es braucht sehr viel: ein aktives und freches Auflehnen und Abwenden von Jesus. Es würde hier derselbe Gedanke zugrunde liegen, den wir auch im Hebräerbrief finden, dort heisst es: Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am heiligen Geist und geschmeckt haben / das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt / und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen. Hebr.6,4-6. Wer Jesus in so schändlicher weise verrät, der kann nicht wieder zum Leben gelangen. Vier Kapitel weiter im Hebräerbrief lesen wir unzweideutig: Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein andres Opfer mehr für die Sünden, / sondern nichts als ein schreckliches Warten auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird. Hebr.10,26-27. Oder auch Petrus, der ja selbst Jesus verleugnet, aber nicht verraten hat, weist auf diesen schrecklichen Sachverhalt hin: Denn wenn sie durch die Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus entflohen sind dem Unrat der Welt, werden aber wiederum in diesen verstrickt und von ihm überwunden, dann ist's mit ihnen am Ende ärger geworden als vorher. / Denn es wäre besser für sie gewesen, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie ihn kennen und sich abkehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist. / An ihnen hat sich erwiesen die Wahrheit des Sprichworts: Der Hund frißt wieder, was er gespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck. 2.Petr.2,20-22.

Anwendung

Johannes sagt mit diesem Vers der Gemeinde und uns: Mit der Sünde lässt sich nicht experimentieren. Jede Sünde ist Ungerechtigkeit, aber es gibt sogar Sünde, die zum Tod führt. Wie gross die Gefahr war, zeigt der letzte Vers im Johannesbrief: Kinder hütet auch vor den Abgöttern. 1.Joh.5,21. Denn wer den Göttern gedient hat, der hat Jesus aufs frechste verraten und dies Vergehen konnte von den Brüdern gesehen werden. Für uns ist es eine Ermahnung, dass wir Jesus nicht verraten. Wir sollen uns nach einer Bekehrung nicht wieder auf die andere Seite schlagen. Wir sollen erkennen, wie wichtig es ist, Jesus treu zu bleiben. Ihm mit Ernst zu folgen. Nie sollen wir zu denen gehören, die in frecher Weise Jesus verraten, weil sie sich dadurch vielleicht sogar bereichern können. Mir ist bewusst, dass es schwierig ist im konkreten Fall festzustellen, ob das Stadium des Verrats erreicht ist. Wir opfern heute nicht mehr den Götzen und haben somit nicht einen deutlichen Massstab zur Hand. Darum dürfen und sollen wir im Zweifelsfalle ruhig für die Geschwister beten. Es gibt aber auch Sitautionen, wo es wirklich deutlich ist, dass ein Verrat von Jesus vorliegt. Hier sind wir nicht mehr zur Fürbitte verpflichtet, ja, da ist Fürbitte gar sinnlos.

Schluss

Egal, ob jemand meiner Auslegung von Vers 16 folgt oder nicht. Worin wir uns vermutlich einig sind, ist, daß Johannes hier ein ganz ernstes und mahnendes Wort ausspricht. Wir sollen uns bewusst sein, dass es Sünde zum Tod gibt, die ein Christ und somit wir selbst begehen können. Um richtig beurteilen zu können, ist es bestimmt hilfreich, wenn wir uns die vier Männer aus der Bibel vor Augen halten, David und Salomo, Petrus und Judas. Für uns ist es wichtig zu sehen, dass einem diese Sünde nicht einfach zustösst. Niemand muss Angst haben diese Sünde getan zu haben oder von ihr gar überfallen zu sein. Es handelt sich um ein klares Abwenden von dem, was man erkannt hat. Wir dürfen einfach in Jesus geborgen bleiben. Amen