Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 428: Seinen Willen tun wollen.
Ankunft in Jerusalem und die gespannte Erwartung
Vielleicht erinnert ihr euch noch: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Von Nazareth bis Jerusalem sind es etwa vier bis fünf Tage zu Fuß. Endlich kommt er an.
In Johannes 7,11-13 heißt es: Die Juden suchten ihn nun auf dem Fest und fragten: „Wo ist jener?“ Unter den Volksmengen gab es viel Gemurmel über ihn. Die einen sagten, er sei gut, andere hingegen behaupteten: „Nein, er verführt die Volksmenge.“ Niemand jedoch sprach öffentlich von ihm aus Furcht vor den Juden.
Die Juden, das ist die religiöse Elite, die gegen Jesus eingestellt war – Pharisäer, hohe Priester und Schriftgelehrte. Sie suchten Jesus und hatten also tatsächlich damit gerechnet, dass er kommen würde. Wenn sie ihn suchten, dann nicht, um in Ruhe mit ihm einen Kaffee zu trinken. Sie wollten ihn mundtot machen.
Während die Oberen Jesus suchten, war er gleichzeitig Gesprächsthema unter den Volksmengen – aber nicht öffentlich. Im Raum stand die Frage: Wie soll man über diesen Rabbi aus Nazaret denken? Ist er gut oder ein Verführer?
Auf der einen Seite standen die Leute, die in ihm einen Propheten sahen. Auf der anderen Seite die Einflussreichen, die ihn für einen Scharlatan hielten. Auch wenn man sich noch nicht einig war, war inzwischen für jeden klar: Öffentlich pro Jesus zu sein, ging nicht mehr. Wer das tat, riskierte den Ausschluss aus der Synagoge.
Jesu erste Predigt im Tempel und die Reaktion der religiösen Elite
Aber zurück zu Jesus. In Johannes 7,14 heißt es: „Als es aber schon um die Mitte des Festes war, ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.“ Soweit wir wissen, ist das hier eine Premiere. Von keiner anderen Predigt Jesu im Tempel ist uns etwas bekannt.
Im Tempel, mitten unter den Tausenden von Pilgern, ist Jesus auch halbwegs sicher. Besonders spannend finde ich die Reaktion der Leute, die ihn beobachten. In Johannes 7,15 steht: „Da wunderten sich die Juden und sagten: Wie kennt dieser die Schriften, da er doch nicht gelernt hat?“
Mit meinen Worten: Wie kann es sein, dass jemand kluge Dinge zur Bibel sagt, ohne ein studierter Theologe zu sein, da er doch nicht gelernt hat? Nun könnte man fragen: Wissen die nicht, mit wem sie es zu tun haben? Jesus hatte doch in Galiläa mehr als einmal mit Pharisäern und Schriftgelehrten zu tun, und diese sahen nie gut aus, wenn sie sich mit ihm anlegten.
Genau, aber eben in Galiläa. Hier sind wir in Jerusalem. Die Jerusalemer Aristokratie hat vielleicht die ein oder andere Geschichte von Jesus gehört. Sie haben sich darauf verständigt, diesen Rabbi aus Nazaret nicht als Messias anzuerkennen. Aber Predigten von ihm hatten sie anscheinend noch nie gehört.
Das ist natürlich auch deshalb interessant, weil es zeigt, wie wenig sie sich inhaltlich mit Jesus auseinandergesetzt haben. Genau deshalb sind sie jetzt überrascht. Der Typ kennt die Schriften, er kennt sich im Alten Testament aus – wie kann das sein?
Einmal mehr wird klar, wie leicht man sich eine Meinung über etwas bilden kann, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Vorurteile sind schnell formuliert.
Jesu klare Aussage über seine Lehre und deren Ursprung
Aber jetzt haben sie es mit der Person zu tun, und Jesus kommt ganz schnell auf den Punkt.
Johannes 7,16: Da antwortete ihnen Jesus und sprach: „Meine Lehre ist nicht meine, sondern die dessen, der mich gesandt hat.“
Was für eine Ansage: Nicht meine, sondern die dessen, der mich gesandt hat. Damit ist kein anderer als Gott, der Vater, gemeint.
Und wie formuliert Jesus das? „Meine Lehre ist nicht meine.“ Aus dem Mund Jesu hören wir Gott selbst. Der Mensch Jesus hat sich seine Predigten nicht ausgedacht; seine Lehre hat ihren Ursprung in Gott.
Wenn Gott das Wort Mensch wird, dann ist alles, was dieser Mensch sagt, so, als hätte Gott der Vater selbst gesprochen.
Warum sage ich das? Weil es uns Ehrfurcht vor der Bibel lehrt. Was Gott im Alten Testament in Form von Propheten anfängt, das schließt er im Neuen Testament durch den Sohn ab.
Hebräer 1,1-2: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn.
Der Vater spricht durch den Sohn, also durch Jesus, zu den Menschen.
Die Bedeutung des Willens, Gottes Wort zu erkennen
Aber woher kann ich das wissen? Johannes 7,17: Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.
Am Anfang dachte ich immer, dass Jesus hier sagt: Wenn jemand seinen Willen tun wird, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist. So nach dem Motto: Wenn die Sache, die ich predige, funktioniert, dann ist das ein Beweis dafür, dass Gott durch mich hindurch gesprochen hat.
Natürlich steckt in dieser Auslegung ein Fünkchen Wahrheit. Wenn Jesus predigt und die Wahrheit verkündet, dann muss das, was er sagt, auch funktionieren. Aber das ist nicht, was hier steht.
Hier steht: Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre erkennen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede. Merkt ihr, es geht um jemanden, der seinen Willen tun will, noch nicht tut, sondern einfach nur tun will.
Hier geht es um Menschen, die in ihrem Herzen eine Entscheidung getroffen haben. Sie wollen den Willen Gottes tun. Und diese Entscheidung – völlig losgelöst von dem, worum es inhaltlich geht – lässt sie erkennen, dass die Lehre, die Jesus predigt, von Gott ist oder eben auch nicht.
Die Liebe zur Wahrheit als Grundlage für Erkenntnis und Rettung
Ich glaube, dass man das Prinzip, das der Herr Jesus in diesem Vers formuliert, etwas verallgemeinern darf. Dazu möchte ich eine andere Stelle im Neuen Testament zeigen, die mich zu diesem Gedanken führt.
Die Stelle handelt von endzeitlicher Verführung. Paulus spricht davon, dass am Ende der Menschheitsgeschichte das Böse überhandnehmen wird. Eine Person, der ominöse Mann der Gesetzlosigkeit, gibt sich als Gott aus. Mit Zeichen und Wundern versucht er, so viele Menschen wie möglich zu verführen. Viele Menschen werden auf ihn hereinfallen und verloren gehen.
Denn jetzt wird es spannend. Paulus sagt: „Die Liebe zur Wahrheit, zu ihrer Rettung, haben sie nicht angenommen.“ In einer leichter verständlichen Übersetzung heißt es im 2. Thessalonicher 2,10: „Alle, die ins Verderben gehen, wird er mit seinen Verführungskünsten zum Bösen verleiten. Sie werden ihm erliegen, weil sie es abgelehnt haben, die Wahrheit zu lieben, die sie gerettet hätte.“
Was denen, die verloren gehen, fehlt – lange bevor sie anfangen, die Lüge des Verführers zu glauben – ist eine Liebe zur Wahrheit. Da wir Gottes Wort und Wahrheit gleichsetzen können, ist die Liebe zur Wahrheit genau die Herzenshaltung, die Jesus hier meint, wenn er sagt: „Wenn jemand seinen Willen tun will.“
So wie Paulus Menschen beschreibt, deren Mangel an Wahrheitsliebe sie zu einer leichten Beute für Verführer macht, beschreibt Jesus Menschen, deren Liebe zur Wahrheit sie intuitiv erkennen lässt, dass in den Predigten des Herrn Jesus Gott selbst redet.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob du Vorurteile gegenüber Menschen hast, die du gar nicht richtig kennst.
Das war's für heute.
Ein wichtiger Punkt: Bete für die Leitung deiner Gemeinde. Wenn du nicht weißt, was du beten sollst, frage am Sonntag nach.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
