Einführung in die Thematik der Wiedergeburt und des Gerichts
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 96: Die Liebe zur Finsternis.
Wir befinden uns immer noch in Johannes Kapitel 3, in der Begegnung zwischen Jesus und Nikodemus. Gerade hat Jesus dem alten Pharisäer die Frage beantwortet, wie ein Mensch Wiedergeburt erleben kann. Es ging darum, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit der Heilige Geist sein Werk der Wiedergeburt und Erneuerung in einem Menschen bewirken kann.
Die Antwort lautet: Es braucht Glauben an den Sohn Gottes.
Dann lesen wir weiter in Johannes 3,17: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“
Das bedeutet, wir dürfen uns nicht falsch verstehen. Natürlich ist Jesus der Richter dieser Welt. Er wird wiederkommen und Gericht halten. Aber als Gott vor zweitausend Jahren Mensch wurde, kam er nicht als Richter, sondern als Retter.
Die Geduld Gottes und die Zeit der Gnade
Und das ist auch der Grund, warum Jesus bis heute nicht wiedergekommen ist: Es ist noch Zeit der Gnade, noch gibt es Gelegenheit, sich zu bekehren.
Seien wir vorsichtig, wenn wir uns leichtfertig wünschen, dass Gott endlich richtet. Wenn er das nämlich tut, gibt es für diese Welt kein Zurück mehr. Dann ist wirklich Schluss. Deshalb spricht man ja auch vom jüngsten Gericht. So wie das jüngste Kind das letzte Kind ist, das geboren wurde – das Ende der Familienplanung –, so ist das jüngste Gericht das Ende der Geschichte. Game over für diese Welt.
Aber wir sind noch nicht an diesem Punkt. Noch lebt diese Welt auf Pump. Es ist allein Gottes Geduld, die uns noch Zeit gibt. Sein Wunsch ist, dass alle, von denen er weiß, dass sie sich bekehren werden, zum Glauben finden.
So schreibt Petrus im 2. Petrus 3,9: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, gemeint ist seine Wiederkunft, wie einige es für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber. Er will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen.
Gott wünscht sich für jeden Menschen Rettung durch Glauben und damit ewiges Leben. Deshalb erträgt er es, wenn Menschen schlecht von ihm reden, ihn ablehnen oder ihn für alles Leid in der Welt verantwortlich machen. Gott ist langmütig. Er kann warten, auch wenn wir das oft nicht können.
Die Realität des Gerichts und die Konsequenzen des Unglaubens
Manchmal hört man von skeptischen Menschen Gedanken wie: „Das mit dem Gericht ist bestimmt schlimm, aber ich warte trotzdem erst einmal ab, wie das mit dem Gericht wird. Vielleicht habe ich ja Glück.“
Das sind häufig Menschen, die zumindest in ihren Augen ein akzeptables Leben geführt haben und irgendwie hoffen, dass das ausreicht – was auch immer das sein mag.
Aber Vorsicht: Die Lage des Menschen im Blick auf Gott und Gottes Anspruch ist viel schlimmer, als die meisten vermuten. Hören wir dazu Jesus in Johannes 3,18: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“
Der erste Teil dieses Verses ist klar und logisch. Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet. Das ist unser Glück. Wo Glaube ist, da gibt es kein Gericht, weil das Gericht beziehungsweise die Bestrafung für unsere Sünden bereits erledigt ist. Schließlich hat Jesus unsere Sünden getragen, für sie gelitten und bezahlt. Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet.
Aber jetzt kommt es: Wer nicht glaubt – anscheinend gibt es nur zwei Gruppen, Gläubige und Ungläubige – wer nicht glaubt, ist schon gerichtet.
Als Mensch stehe ich vor Gott nicht auf neutralem Boden. In Krimiserien gilt die Unschuldsvermutung, „in dubio pro reo“ – im Zweifel für den Angeklagten. Bei Gott ist das anders. Er kennt uns nämlich durch und durch. Er weiß, wer wir sind und was wir getan haben.
Es gibt kein „in dubio“, keinen Zweifel. Deshalb gibt es vor Gott auch keine Unschuldigen. Es ist also nicht so, dass wir schuldlos sind bis zur Urteilsverkündung. Wir sind von Anfang an schuldig. Wir haben uns schuldig gemacht, weil wir nicht an Jesus geglaubt haben.
Das Gericht ist bereits gesprochen. Es geht im Jüngsten Gericht also gar nicht in erster Linie darum, Menschen zu verurteilen. Es geht eigentlich nur noch darum, ein bereits bestehendes Urteil zu vollstrecken.
Wer ins Jüngste Gericht kommt, der ist verloren – weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Fragen zum Schicksal der Unbekannten und die Bedeutung des Gerichts
Und ich weiß nicht, ob ihr bei diesem Vers auch an dasselbe denkt wie ich. Ich frage mich sofort: Was ist mit denen, die nie von dem Herrn Jesus gehört haben? Gehen sie einfach verloren, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort lebten? Irgendwie kann das nicht sein.
Immerhin haben ja auch die Gläubigen des Alten Testaments nicht im wörtlichen Sinn an Jesus geglaubt. Und trotzdem gelten sie als Glaubenshelden. Wir werden sie in der Ewigkeit wiedersehen. Aber was machen wir dann aus diesem Vers? Wer sind die, die nicht geglaubt haben an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes?
Lesen wir weiter, denn ich glaube, dass die nächsten Verse die Frage lösen. Johannes 3,19: „Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Finsternis gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.“
Die Liebe zur Finsternis als Grund für Gottes Gericht
Johannes erklärt uns, worin das Gericht besteht – oder besser gesagt, wofür Gott Menschen richtet. Dabei wird deutlich, dass es Johannes nicht um Menschen geht, die keine Ahnung haben, sondern um solche, die das Licht kennengelernt haben.
Gottes Gericht richtet sich auf meine Liebe zum Licht. Ich betone das gern noch einmal, weil es für mich ein ganz wichtiger Gedanke ist: Gottes Gericht macht sich an meiner Liebe zum Licht fest.
Meist denken wir, dass Gott Menschen für ihre bösen Werke richtet. Und irgendwie ist das auch nicht falsch. Doch es gibt ein Problem im Menschen, das noch gravierender ist als das Böse, das er tut: seine Liebe zur Finsternis.
Wir sind Menschen, und ohne die Sünde zu verharmlosen, kann man mit Paulus sagen, dass wir unter die Sünde verkauft sind. Egal, wie sehr wir uns anstrengen, wir werden die Sünde nicht los. Sie steckt uns in den Gliedern – und zwar wortwörtlich.
Sünde und mit ihr das Böse, das wir denken und tun, sind ein Problem, aber sie sind nicht das eigentliche Problem. Noch problematischer als unsere Sünde ist die Tatsache, dass wir unsere Sünde, das Finstere unseres Charakters, mehr lieben als das Licht.
Johannes hat mit seiner Aussage die Menschen vor Augen, die das Licht kennen und sich dennoch für die Finsternis entscheiden. Wenn Johannes von Licht spricht, hat er natürlich zuerst Jesus im Sinn. Jesus ist das Licht, das in die Welt gekommen ist.
Johannes beschreibt hier also Menschen, die genug über Jesus wissen, um sich an ihm stoßen zu können und ihn abzulehnen.
Die Entscheidung zwischen Licht und Finsternis
Warum tun sie das? Weil sie sich nicht ändern wollen.
Jesus, das Licht, scheint mit seiner Wahrheit in das Leben der Menschen hinein. Er macht böse Werke offenbar und zwingt die Menschen zu einer Entscheidung: Liebe ich das Licht oder hasse ich das Licht? Bin ich begeistert davon, dass Gott mir zeigt, wie verloren ich bin und dass er mich retten will? Oder ärgert es mich, dass Gott sich in mein Leben einmischt?
Auf das Evangelium von Jesus, dem Retter, kann ich auf zwei Arten reagieren. Diese beiden Reaktionen werden wir uns morgen anschauen.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, was der Gedanke bedeutet, dass Menschen durch ihr Verhalten bereits gerichtet sind. Überlege, wie dieser Gedanke dein Verständnis vom Jüngsten Gericht beeinflusst.
Das war's für heute. Falls du in den letzten Wochen beim Podcast-Special mitgemacht und tatsächlich Bibelverse auswendig gelernt hast, danke ich dir herzlich für deinen Mut.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.